12. Plenum TO 21.10. 18h (Telko + PAD s.u.)

Ach was waren das für Zeiten ….. :


Die Coronaepedemie verdrängt zur Zeit alle anderen Themen. Aber auch wenn die Treibhausgasemissionen aktuell zurückgehen sind effektive Maßnahmen wegen der lang anhaltenden katastrophalen Auswirkungen der Klimakrise dringend notwendig. Die Emissionen werden leider wieder ansteigen.


ENTWURF
Tagesordnung 21.10.2020
( als Telko + PAD + evtl. Jitsi ,
Einwahl : 089 / 943 999 55 , Raum 786821 #
pad : https://yopad.eu/p/201021-BoKlima-Plenum
) :

  1. Begrüßung insbesondere neuer Mitstreiter*Innen
  2. ORGA :
    1. Einwahl : 089 / 943 999 55 , Raum 786821 #
    2. pad : https://yopad.eu/p/201021-BoKlima-Plenum
    3. Tgesordnung
    4. Protokoll (im PAD) : xx
  3. Wahl-Nachlese –– Schlussfolgerungen für BoKlima
    1. Koalitionsverandlungen — Gespraech mit den Grunen (Ingo)
    2. Tagesordnung nächste Ratssitzung (alter Rat: 29.10)
      – Reaktionen BoKlima?
  4. Akteursforum Stadt (Thomas)
  5. Kurzberichte der Netzwerktreffen , Kampagnen und Unterstützer*innen , AG’s
    1. Bericht vom Netzwerk-Plenum – Treff 15.10 ???
    2. Bochum Muss Handeln
      – Stand und weiteres Vorgehen, Kampagnen , Reaktionen? Perspektiven?
      – …
    3. weitere AG’s / Unterstuetzer – KlimaWende , …
    4. Straffung und Entrümpelung AG Struktur / AG’s bereinigen
  6. Regelmäßige TO Checks Ausschüsse und Rat
    1. Ziel -> Schwerpunktsetzungen BoKlima -> Presseresonanz verbessern
    2. WER / Wie Oft / eigene Blog Liste vs Seite
  7. Einführung von Video Konferenzen (Stefan)
  8. Arbeitsschwerpunkte / Arbeitsprinzip BoKlima:
    für ausgewählte konkrete Baustellen / Planungen / Situationen allgemeine Prinzipien des Klimaschutzes fordern und nach halten
  9. konkrete Aktivitäten / Aktionen
    1. Vorgartenpreis , KOOP-Partner (neu)
    2. Bäume am Friedhof NS7 (OstPark ) noch rettbar ??
    3. Offene Briefe / Klimanotstandsbriefe
      1. Haus des Wissens , ÖPNV , Markthalle nachhaken
      2. Aktionsform beibehalten? Weitere Themen? Was weiterverfolgen?
      3. neue ?
    4. Silberne Zitrone für Steingärten Zusammen mit GLS ??
    5. Film Projekt (PIT)
  10. Verzettelung der Initiativen
    Ansatzpunkte dem entgegenzuwirken
  11. Verschiedenes
    1. Sammlung klimarelevanter News — Darstellung auf BoKlima

Studie zu deutschen CO2-Emissionen: Letzte Chance fürs 1,5-Grad-Ziel

Damit Deutschland bis 2035 CO2-neutral wird, fordert Fridays for Future drastische Maßnahmen. Auch die IEA legt erstmals ein Null-CO2-Szenario vor.

BERLIN taz | Der Ort für die Präsentation war gut gewählt: Im Berliner Martin-Gropius-Bau wird gerade eine Ausstellung der nigerianischen Künstlerin Otobong Nkanga gezeigt. Deren Titel: „So etwas wie festen Boden gibt es nicht.“ Ähnlich klingt das Fazit der KlimaschützerInnen von Fridays for Future, wenn es um Deutschlands Beitrag zur Eindämmung der Erderhitzung auf 1,5 Grad geht. „Weder die Bundesregierung noch die Parteien haben einen Plan zur Einhaltung des 1,5-Grad-Ziels“, sagte FFF-Sprecherin Carla Reemtsma am Dienstag. „Niemand macht überhaupt diesen Versuch.“

Den unternehmen die AktivistInnen nun selbst. Beim Thinktank Wuppertal Institut haben sie die Studie „CO2-neutral bis 2035: Eckpunkte eines deutschen Beitrags zur Einhaltung der 1,5-Grenze“ in Auftrag gegeben. Finanziert hat das die GLS-Bank mit 30.000 Euro. Und herausgekommen ist der Vorschlag für eine radikale CO2-Nulldiät, der „zwar extrem anspruchsvoll, aber grundsätzlich möglich“ ist, wie es von den AutorInnen heißt.

Zwar haben Bundesregierung und EU beschlossen, bis 2050 klimaneutral zu sein – also nicht mehr Treibhausgase in die Atmosphäre zu blasen, als etwa durch Wälder gebunden werden. Doch FFF reicht das nicht aus: Sie orientieren sich an einer Rechnung des „Sachverständigenrats für Umweltfragen“ der Bundesregierung. Dieser hat kalkuliert, dass Deutschland insgesamt nur noch 4.200 Millionen Tonnen CO2 ausstoßen darf, wenn es seinen fairen Beitrag zum 1,5-Grad-Ziel leisten will. Bei etwa 800 Millionen Tonnen CO2-Emissionen jedes Jahr bleibt nicht viel Zeit.

Klotzen statt kleckern schlägt deshalb das Gutachten vor: Statt wie im Schnitt der letzten Jahre den CO2-Ausstoß pro Jahr um 8 Millionen Tonnen zu reduzieren, müssten sie um 60 bis 70 Millionen Tonnen sinken und sich „binnen der nächsten fünf bis sechs Jahre etwa halbieren“. Dazu wären drastische Maßnahmen nötig: etwa ein CO2-Preis von 180 Euro pro Tonne statt 25 Euro ab 2021 sowie ein Ausbau von Wind- und Solarstromanlagen von 25 bis 30 Gigawatt pro Jahr, dreimal so schnell wie geplant. Zudem müsste fast zehnmal so viel Kapazität für grünen Wasserstoff wie angedacht aufgebaut und der Autoverkehr bis 2035 halbiert werden.

Ende für Verbrennungsmotoren ab 2035 gefordert

Während etwa selbst CSU-Chef Söder inzwischen anregt, ab 2035 keine Autos mit Verbrennungsmotor zu verkaufen, wollen die FFF 2035 bereits „einen Großteil der Pkw-Flotte“ aus Elektroautos sehen. Der Forderungskatalog beinhaltet auch, anstatt jährlich ein Prozent aller Gebäude künftig viermal so viele energetisch zu sanieren sowie neue Gas- und Ölheizungen in den nächsten 5 Jahren zu verbieten. Außerdem: „Beendigung des innerdeutschen Flugverkehrs.“

Die Studie solle kein Masterplan sein, sondern zeigen, was möglich und nötig ist, so FFF. Wichtige Fragen werden nur am Rand behandelt: Die zusätzlichen Kosten etwa schätzt das Gutachten auf 100 Milliarden Euro jährlich, Verteilungs- und Wachstumsfragen kommen nicht vor. Auch fehlt die Anbindung an die EU-Politik.

Zudem werden die Pro-Kopf-Emissionen Deutschlands ohne die Berücksichtigung historischer Emissionen berechnet. Aber das Gutachten solle zeigen: „Es ist möglich, in 15 Jahren CO2-neutral zu werden, es fehlt der politische Wille“, meint Reemtsma. Die AktivistInnen erwarteten von allen Parteien im anstehenden Wahlkampf zum Bundestag, „Programme vorzulegen, die mit 1,5 Grad kompatibel sind“.

Unerwartete Hilfe bekommen sie dabei von der Internationalen Energie-Agentur IEA in Paris. Die OECD-Behörde, traditionell ein Fan von Öl, Gas und Kohle, legte am gleichen Tag ihren jährlichen Bericht „World Energy Outlook“ vor – und fügte zum ersten Mal überhaupt ein Szenario bei, wie die Welt bis 2050 CO2-neutral werden könnte. Die ExpertInnen konstatieren durch die Coronapandemie einen „riesigen Schock“ für das Energiesystem: Der Energieverbrauch ist 2020 um 5 Prozent eingebrochen, die Emissionen sind um 7 Prozent zurückgegangen, Investitionen in die Energieindustrie gar um 18 Prozent. Einziger Gewinner: die Erneuerbaren.

IEA: „Die Welt ist weit davon entfernt, genug zu tun“

Aber um 2050 „netto null“ zu erreichen, müsse noch viel passieren, erklärte IEA-Chef Fatih Birol: „Die Welt ist weit davon entfernt, genug zu tun, um die Emissionen entscheidend sinken zu lassen.“ Birol hatte schon öfter an appelliert, die Coronahilfen zum Wiederaufbau für eine grünere Wirtschaft zu nutzen. Jetzt warnt seine Behörde, dass mit einem Weiter-so der bisherigen Infrastruktur aus fossilen Kraftwerken, Industrieanlagen und Autos das Klimaziel verfehlt würde.

Für die CO2-Nullnummer in 2050 bräuchte es „dramatische zusätzliche Handlungen“ in den nächsten zehn Jahren: Minus 40 Prozent CO2-Emissionen bis 2030, der Anteil von Erneuerbaren am Strom müsste von knapp 40 auf 75 Prozent steigen, jedes zweite Auto elektrisch fahren statt wie derzeit jedes vierzigste. „Um Nullemissionen zu erreichen, müssen Regierungen, Energiekonzerne, Investoren und Bürger an Bord sein – und so viel beitragen wie nie zuvor.

( Aus der taz 13.10.20 , siehe hier , Vorschlag Holger)

Bochum Photovoltaik : Bochum hat noch viel ungenutztes Potential (WAZ, 12.10)

( Original u vollständiger Artikel , siehe WAZ , 12.10.20 hier )

Bochum.  Es gibt große Photovoltaikanlagen in Bochum. Ganz viele Dächer, die für die Energiegewinnung genutzt werden könnten, bleiben aber leer.

Es gibt nach Auskunft der Stadt gut geeignete PV-Anlagenflächen im Umfang von 4.516.665 Quadratmetern, ….

546.763 Tonnen CO2 ließen sich einsparen

Auch nicht in Bochum. 1963 Anlagen mit einer Leistung von 29.763 kWp gibt ….

Stadt Bo­chum und Stadt­wer­ke Bo­chum haben mit dem „So­larR­a­dar der Stadt­wer­ke Bo­chum“ ein So­lar­ka­tas­ter für Bo­chum er­stellt.

Jeder in­ter­es­sier­te Bo­chu­mer kann auf einen Blick sehen, ob sich ….

Pionier Hannibal-Center baut weitere PV-Anlagen

Leuchtende Beispiele gibt es …..

Förderprogramm mit 30.000 Euro

Im Privatbereich hält sich die Verbreitung von Photovoltaikanlage allerdings eher ….

Podcast : (1) Klimafrust und Klimastreik, (2) Dannibleibt ( campact )

2.) Theory of Change 2: Was vom #Dannibleibt

( direkt zur Audio-Datei (*.ogg) hier bzw hier abspielen :

)


Im “Danni” heulen die Kettensägen und fällen jahrhundertealte Bäume. Das Drama im Dannenröder Wald ist Thema der zweiten Folge des neuen Campact-Podcasts. Höre direkt rein, und erfahre, warum der kleine Wald so wichtig ist für die Verkehrswende und jetzt alle Klimaschützer*innen nach Hessen kommen sollten.

Fällt mit diesen Bäumen die Glaubwürdigkeit der Grünen? Auf Bundesebene beschwören Annalena Baerbock und Co. die Verkehrswende. Doch in Hessen schaut der grüne Verkehrsminister Tarek Al-Wazir zu, wie der Dannenröder Wald abgeholzt wird. Schon bald sollen hier täglich etliche LKW über frischen Autobahn-Asphalt donnern.

Zwischen den jahrhundertealten Bäumen treffen immer mehr Klimaschützer*innen auf teils rabiate hessische Polizist*innen – und auf die Frage: Wie sehr ist auf die Grünen Verlass, wenn Klimaschutz konkret wird? Warum ist dieser kleine Wald so wichtig für das große Ganze? Und welche Chance besteht, die Sägen zu stoppen?

In der neuen Folge von “Theory of Change” – dem Campact-Podcast – diskutieren wir über diese und weitere Fragen. Fragen, die im Radio selten gestellt werden; und die im Campact-Newsletter oft nicht genug Platz finden.

Nimm Dir jetzt 30 Minuten Zeit, und erfahre, warum es im Dannenröder Wald um weit mehr geht als nur um ein paar Bäume.


( zur Campact Seite hier )

1.) Klimafrust und Klimastreik

https://theoryofchange.podigee.io/1-klimafrust-klimastreik

Audio herunterladen: MP3 | AAC | OGG | OPUS

Klimastreik

Alle Infos zum Klimastreik am 25. September: https://www.klima-streik.org/

Reaktionen auf das Klimapaket

Weitere Quellen

ZEIT Online-Interview mit Jakob Blasel

Umfrage: Klimawandel noch immer wichtigstes Thema (August 2020) (verfügbar nach kostenfreier Registrierung)

Umfrage: Klimaschutz bleibt Deutschen in Pandemie wichtig (Juli 2020)

Zum Stand der Programmdiskussion in der SPD

Markus Söder vor grünem Hintergrund

Altmaiers Inszenierung

Proteste gegen die Internationale Automobil-Ausstellung

Klimaschutz : Bochumer Anwohner kämpfen vergeblich um ihre grüne Oase

( Waz, Sabine Vogt 08.10.2020 , hier )


Bochum-Hamme.  Nachbarn in der Speckschweiz stemmen sich gegen Wohnbebauung auf einer Grünfläche. Doch die Stadt Bochum hat das Grundstück längst verkauft.

Sozialer Wohnungsbau oder Klimaschutz? Vor diesem Dilemma stand die Bezirksvertretung Bochum-Mitte in ihrer letzten Sitzung dieser Legislaturperiode am Donnerstag. Es geht um ein 656 Quadratmeter großes Grundstück an der Hofsteder Straße 44, das die Stadt 2018 verkauft hatte. Dort sollen Mietwohnungen, auch für Menschen mit Behinderungen, gebaut werden. Dagegen wächst der Widerstand in der Nachbarschaft. Die Anwohner fordern nun, auf die Bebauung zu verzichten, und argumentieren mit Naturschutz: Das Grundstück solle als Grünfläche erhalten bleiben.

Martin Senft wohnt seit 16 Jahren in der Speckschweiz und appellierte in der Sitzung an die Bezirksvertreter: „Die Verwaltung hatte sich fürs Wohnen und gegen den Klimaschutz entschieden. Jetzt sollte der Sachverhalt neu bewertet werden. Wir haben binnen einer Woche 220 Unterschriften gesammelt, die sich alle für den Erhalt der Grünfläche aussprechen.“ Der größte Teil der zu bebauenden Fläche ist eine Grünanlage, gerne genutzt von den Anwohnern. Dort stehen mittelalte bis alte Buchen, Eschen, Eiben und Felsenbirnen. „ISEK Hamme schafft die Chance, dort eine grüne Oase für die Bewohner zu erhalten.“

Stadt Bochum will Frist für den Investor verlängern

Im März dieses Jahres hat der Käufer den Bauantrag für ein Mehrfamilienhaus mit elf öffentlich geförderten Wohneinheiten eingereicht. Die Baugenehmigung wurde ihm Mitte September erteilt. Der Investor hatte sich im Kaufvertrag 2018 verpflichtet, das Areal innerhalb von zwei Jahren nach Vertragsabschluss gebrauchsfertig zu bebauen. Nun kann er die Frist nicht einhalten; sie soll um weitere zwei Jahre verlängert werden. Neubaugebiet Bochumer Bürger wollen Bebauung an der Ruhr verhindern

Ingbert Ridder vom Amt für Geoinformation, Liegenschaften: „Es ist eine Abwägung. Der Bezirk Mitte hatte einer Bebauung 2016 zugestimmt; 2018 wurde der Kaufvertrag geschlossen. Der Eigentümer handelte in gutem Glauben und hat die Verzögerungen im Baugenehmigungsverfahren nicht selbst verschuldet.“



Rechtsamt: Beschluss gegen das Bauen wäre nicht umsetzbar

Das Rechtsamt gibt zu bedenken, dass eine Aufhebung der Baugenehmigung und die Rückabwicklung des Grundstücksgeschäfts erhebliche Schadensersatzforderungen auslösen würden. Ridder: „Selbst, wenn der Bezirk sich gegen eine Bebauung ausspricht, wäre der Beschluss nicht umsetzbar. Die Rechtslage ist eindeutig.“ Geld statt Er­satz­pflan­zun­gen

Der Fäll­an­trag für acht Bäume wurde Ende April die­ses Jahre ge­stellt und Ende Sep­tem­ber er­teilt. Der In­ves­tor könn­te jetzt fäl­len, die Sai­son hat be­gon­nen.

Die Bäume sind al­le­samt ge­schützt; als Er­satz­pflan­zung wären 15 Laub­bäu­me mit einem Min­dest­stamm­um­fang von 20 cm zu pflan­zen, zu er­hal­ten und zu pfle­gen.

Da al­ler­dings das Grund­stück groß­flä­chig er­schlos­sen wird, muss der An­trag­stel­ler eine Aus­gleichs­zah­lung in Höhe von 1200 Euro pro Baum zah­len.

Das Gremium folgte mehrheitlich dem Vorschlag der Verwaltung, die Anregung der Anwohner abzulehnen. Doch es gab auch Befürworter für mehr Klima- und Artenschutz. Sven Ratajczak von den Linken fand: „Wir sollten alles versuchen, um aus dem Vertrag herauszukommen und dort eine Parkanlage für die Nachbarn zu schaffen.“

Linke und CDU auf Seite der Bürger

Auch David Schary schlug sich für die CDU auf die Seite der Bürger: „Vor dem Hintergrund, dass die Stadt 2019 den Klimanotstand ausgerufen hat, muss man Entscheidungen neu bedenken. Sonst wäre es nur ein Lippenbekenntnis.“ Zudem verwies er auf die Parkprobleme in der dicht besiedelten Speckschweiz; vier neue Stellplätze für die geplante Wohnbebauung seien da viel zu wenig. Umwelt Bochum: Bündnis lenkt trotz Corona Blick auf „Klimanotstand“

Holger Schneider (SPD): „Wir haben uns 2016 für den sozialen Wohnungsbau stark gemacht. Zwar haben sich die Zeiten geändert, aber die Stadt sollte als zuverlässiger Partner gelten, der Verträge einhält.“

Ähnlich die Grünen. Karsten Finke sagte, dass „leider dort Bäume gefällt werden. Doch wir wissen, eine Rückabwicklung wäre rechtlich nicht haltbar“. Zudem würden Sozialwohnungen dringend gebraucht.


( aus der Waz 09.10.20, hier )

Warum Erdgas Europas Klimaziele gefährdet Milliarden für eine Infrastruktur, die so nicht gebraucht wird


Anmerkung : Die finanzielle Förderung von Erdgasleitungen (z. B. Nord Stream 2) und der Ausbau von Förderkapazitäten sowie der Bau von Flüssiggasterminals machen die Einhaltung der 1,5 °C-Grenze unmöglich und müssen unbedingt verhindert werden.
Schreiben Sie Ihre Bundestagsabgeordneten an. die Kontaktdaten finden Sie hier


Artikel aus tagespiegel.de hier


Weil die Industrie die Vorgaben macht, entscheidet die EU bei der Energiepolitik gegen ihre eigenen Klimaziele. Milliarden werden dabei verpulvert. Nico SchmidtHarald Schumann

An einem kühlen Spätsommertag steigt Landrat Stefan Mohrdieck auf den Brunsbütteler Deich. Mit dem Rücken zur Elbe sieht er von dort aus die Vergangenheit der Energiepolitik und, wie er hofft, ihre Zukunft.

Er blick auf die tiefschwarze Kohle, die sich vor dem Deich auftürmt, bevor sie auf Kraftwerke verteilt wird, und daneben das stillgelegte Atomkraftwerk. Doch gleich dahinter, wo jetzt noch ein paar Kühe durchs Gras stapfen, dort, so hofft der Landrat, soll bald ein Tank errichtet werden, groß wie ein fünfzehnstöckiges Hochhaus.

Bis zu 220.000 Kubikmeter Flüssiggas könnten darin lagern, die zuvor aus Katar oder den USA an den Elbe-Deich geschifft wurden, und von hier aus in das deutsche Gasnetz fließen. „Das Flüssiggas wird uns helfen, die Dekarbonisierung voranzutreiben“, sagt Mohrdieck, also weniger CO2 in die Atmosphäre zu pusten und so die Klimakrise zu bremsen, denn Erdgas sei sauberer als Öl und werde dringend benötigt, um die Energiewende zu schaffen.

Mit einem fossilen Brennstoff gegen den Klimawandel? Norbert Pralow, pensionierter Lehrer und erfahrener Umweltaktivist, schüttelt energisch den Kopf. https://compass.pressekompass.net/compasses/tagesspiegel/frage-des-tages-ist-das-beherbergungsver-pIajzD

„Wir müssen allerspätestens bis 2050 aus den fossilen Energien ausgestiegen sein“, sagt er. Der neue Gasterminal werde aber frühestens im Jahr 2025 fertig. „Das wird sich nie amortisieren. Statt hier mit viel Geld eine rückwärtsgewandte Technologie einzuführen, sollte man lieber zukunftsfähige Projekte finanzieren.“

Der Streit wird europaweit geführt

Gas gegen Klimaschutz – der Streit wird europaweit geführt und erschüttert Regierungen und Parlamente. Während Kohlekraftwerke von Irland bis Griechenland nach und nach abgeschaltet werden, betreiben Energieunternehmen und Regierungen den massiven Ausbau der Erdgas-Infrastruktur. Dagegen warnen Ökonomen und Klimaforscher, die neuen Pipelines und Kraftwerke führten Europa in die Erdgasfalle.

Wenn die Erwärmung auf unter zwei Grad begrenzt bleiben soll, wie im Pariser Abkommen von 2016 versprochen, dann dürfen die Europäer überhaupt nur noch 70 Milliarden Tonnen Kohlendioxid in die Atmosphäre abgeben. Das entspricht gerade mal den Emissionen von 16 Jahren mit dem bisherigen Verbrauch von Kohle, Öl und Gas, rechnen die Energieexperten des Deutsche Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) vor.

Deshalb sei eine vollständige Dekarbonisierung notwendig, schlussfolgern sie. Gas sei „nicht mehr Teil der Lösung, sondern ist Teil des Problems geworden“. Claudia Kemfert, die Energiechefin des DIW, warnt: „Jede Investition in fossile Infrastruktur, dazu gehören Erdgas-Pipelines und Flüssiggasterminals, wird eine verlorene Investition sein.“

Doch die Mehrheit der EU-Regierungen verweigert sich dieser Erkenntnis. Mit ihrer Unterstützung planen die Energiekonzerne Flüssiggas-Terminals von Brunsbüttel bis Athen und verlegen Pipelines von der Ostsee bis zur Ägäis. Nach Berechnungen von Investigate Europe auf Grundlage von Daten der Organisationen Global Energy Monitor und Gas Infrastructure Europe plant die Gasindustrie Investitionen in Höhe von mindestens 104 Milliarden Euro.

Wie passt das zusammen? Nehmen EU-Kommission und Regierungen ihr Versprechen der klimaneutralen Union bis 2050 nicht ernst?

Wer diesen Fragen nachgeht, trifft auf ein dichtes Geflecht der interessierten Industrie mit allen politischen Ebenen vom EU-Parlament über die Kommission bis zu den nationalen Ministerien und die alte Denkfigur vom Gas als geostrategisches Machtinstrument, das keine wirtschaftlichen oder ökologischen Argumente gelten lässt.

Für Lobbyisten in Brüssel wurden 250 Millionen Euro ausgegeben

Für diesen Zweck operieren die Öl- und Gaskonzerne von der britisch-niederländischen Shell bis zur norwegischen Equinor mit Hunderten hochbezahlter Lobbyisten. Allein in Brüssel haben sie sich das im vergangenen Jahrzehnt rund 250 Millionen Euro kosten lassen, berichtet die Anti-Lobby-Organisation Corporate Europe Observatory.

Bei den offiziell dokumentierten Treffen trafen sich die mehr als 200 Berater, Anwälte und PR-Experten der Fossilindustrie seit 2014 mehr als 300 Mal mit den Kommissaren und ihren leitenden Beamten, um die Gesetzgebung zu beeinflussen, und das mit durchschlagendem Erfolg.

Das beginnt schon bei den Prognosen, wie viel Erdgas überhaupt benötigt wird. Diese übernimmt die EU-Kommission bisher von der Industrie. 2009 wurde das sogar per Verordnung festgeschrieben. Laut dieser verpflichten sich Europas Gasnetzbetreiber eine Dachvereinigung zu bilden, die sogenannte „Entsog“. Der Verband arbeitet seitdem alle zwei Jahre einen „zehnjährigen Netzentwicklungsplan“ aus, der „eine Europäische Prognose zur Angemessenheit des Angebots“ enthält.

Mit anderen Worten: Die Betreiber der Gasnetze legen selbst fest, wie viele Pipelines gebraucht werden – ein Interessenkonflikt per Gesetz. Schon im Jahr 2015 rügte darum der Europäische Rechnungshof: „Die EU-Kommission hat keine eigenen Kapazitäten, um den künftigen Gasbedarf der EU zu projizieren. Stattdessen nutzt sie Vorhersagen Externer.“ Auf deren Grundlage habe die Kommission „wiederholt den künftigen Gasbedarf überschätzt“.

Trotzdem erstellt derselbe Verband auch den Entwurf für den Gas-Teil des zentralen Planungsinstruments für Europas Energiepolitik: die Liste der „Projects of Common Interest“. Ein Platz in diesem Katalog qualifiziert die Investoren für den Bezug von Fördergeldern und Krediten der Europäischen Investitionsbank. Zwar müssen die EU-Parlamentarier dem ihre Zustimmung geben. Doch sie können nur über die Liste als ganzes abstimmen und nicht einzelne Gas-Projekte verhindern. Eine Blockade würde folglich auch den Ausbau von Wind- und Solarkraft bremsen.

EU-Klimakommissar Frans Timmermans stellt eine Änderung erst für die nächste Programmliste in Aussicht und so dienen jetzt 32 von 149 der schließlich verabschiedeten Vorhaben dem Ausbau der Erdgasnutzung. Selbst der zuständige stellvertretende Generaldirektor für Energie der EU-Kommission, Klaus-Dieter Borchardt, sagte zu Investigate Europe: „Es ist nicht die Kommission, die hier entscheidet, sondern es sind die Entso-Dachverbände.“ Als er die finale Liste gesehen habe, stellte er fest, dass diese auf Annahmen basierte, die den EU-Klimazielen widersprachen. „Wir dachten: Was soll das?“

Rund sechs Milliarden hat die Pipeline gekostet

Eines der Gasprojekte, die mit Steuergeld finanziert werden, ist die Transadriatische Pipeline (TAP). Sie soll jährlich zehn Milliarden Kubikmeter Gas, das entspricht einem Zehntel des deutschen Jahresgasbedarfs, aus Aserbaidschan über Griechenland nach Süditalien transportieren.

Dort in Apulien, nahe dem Ort Melendugno, führen die Straßen durch Olivenhaine, hinter denen die Adria dunkel schimmert. Seit kurzem erheben sich jenseits der Bäume hohe Stacheldrahtzäune rund um die Anlande-Station. Zwei Schornsteine lassen die Emissionen erahnen, die entstehen, sobald das Gas hier ab Ende des Jahres für den Weitertransport aufbereitet wird.

Rund sechs Milliarden Euro hat die Pipeline gekostet. Davon haben die EU sowie deren Europäische Investitionsbank (EIB) mehr als zwei Milliarden Euro gezahlt oder geliehen. „TAP wird der Europäischen Union dabei helfen, die Gasversorgung in Südost-Europa zu sichern“, werben die Betreiber.

Davon sind nicht alle überzeugt. Der Regionalpräsident nannte das Vorhaben „illegal“ und die betroffenen Gemeinden haben das Unternehmen verklagt, weil es die Umweltwirkungen nicht bedacht habe. Seit diesem Monat müssen sich die verantwortlichen Manager dem Gericht stellen.

Darauf setzt auch der Journalist Malte Heynen, der im brandenburgischen Oderberg ein Stück Ackerland besitzt. An einem Sommernachmittag tritt er dort aus einem Weizenfeld auf eine riesige Schneise aus Schutt und Geröll, die sich durch seinen Acker zieht und von einem Ende des Horizonts bis zum anderen reicht.

Hier, anderthalb Meter tief unter dem Schotter verläuft die Eugal-Pipeline. Sie soll das russische Erdgas von der Ostsee zur tschechischen Grenze transportieren. Das will Heynen mit einer Klage verhindern. Das Berliner Oberverwaltungsgericht wies ihn zwar Mitte März ab, und nun muss das Bundesverwaltungsgericht über Heynens Beschwerde entscheiden. Aber dort, so hofft er, hat er eine Chance, denn die Pipeline hätte „nie gebaut werden dürfen“, argumentiert er.

„Wir haben beim Klimaschutz noch ein Fenster von wenigen Jahren, in denen wir handeln können, dann ist es zu spät. Jetzt eine Pipeline zu bauen, die 50 Jahre in Betrieb bleibt, ist Unsinn.“

Wie unnütz solche Projekte sein können, belegt auch ein Vorhaben, dem die EU-Kommission und die Gasnetzbetreiber bereits 2013 einen Platz auf der PCI-Liste verschafften, die sogenannte MidCat-Pipeline. Diese Rohrleitung sollte aus dem spanischen Katalonien Erdgas aus Nordafrika nach Südfrankreich liefern. Doch heraus kam nur eine Pipeline ins Nirgendwo.

Eine Autostunde außerhalb von Barcelona endet die Leitung nach kaum 80 Kilometern weit vor der französischen Grenze. Im Januar 2019 stoppten die Aufsichtsbehörden das Projekt mangels wirtschaftlichen Interesses: „Die bestehenden Gas-Pipelines zwischen Frankreich und Spanien sind nicht überlastet“, hieß es.

Die EU hat bereits jetzt doppelt so viele Kapazitäten wie nötig

Das gilt auch für alle weiteren Leitungen und Flüssiggas-Terminals in Europa, ergab eine Untersuchung der amerikanischen Organisation Global Energy Monitor (GEM), die weltweit Daten zu Energie-Infrastrukturprojekten erhebt. Demnach verfügt die EU bereits jetzt über doppelt so viel Kapazität für Gasimporte als nötig. Und der Bedarf wird sinken, wie der niederländische EU-Parlamentsabgeordnete Bas van Eickhout von den Grünen versichert. Rund drei Viertel der Erdgasimporte werden für Heizungs- und Prozesswärme verbraucht, darunter fällt auch das Heizen von Wohnraum. Deren Minderung durch Wärmedämmung ist aber ein Kernelement der Klimapolitik.

Selbst die Industrie schreibt inzwischen in ihre EU-Szenarien, dass der Gasverbrauch abnehmen wird – wenn auch nur leicht. Warum also wird dennoch mehr Infrastruktur gebaut?

Wer der Gasindustrie diese Frage stellt, den verweisen deren Repräsentanten auf die „Energiesicherheit“. Ja, derzeit reiche die Kapazität, sagt etwa Jan Ingwersen, Chef beim Lobby-Dachverband Entsog. Aber es gebe Schwachstellen und aus Gründen der Versorgungssicherheit zusätzlichen Bedarf. Gemeint ist, dass womöglich aus politischen Gründen die Lieferungen aus Russland oder Nordafrika ausfallen könnten. Etwa wenn Gaslieferungen als politisches Druckmittel vorübergehend eingestellt werden könnten.

Doch dem widerspricht nun eine neue Studie der französischen Beratungsfirma Artelys, die auch für die EU-Kommission arbeitet. „Die bestehende EU-Gasinfrastruktur genügt, um den Gasbedarf einer Vielzahl von Szenarien zu decken, selbst im Falle extremer Versorgungsunterbrechungen“, konstatieren die Artelys-Experten. Darum seien die meisten der Gas-Infrastrukturprojekte auf der PCI-Liste vermutlich unnötig. „Die EU riskiert Überinvestitionen von 29 Milliarden Euro in unnötige Projekte“, sagt Artelys-Direktor Christopher Andrey.

Um dem Einwand zu entgegen, argumentiert die Industrie nun auch auf einer anderen Ebene: Erdgas, so heißt es jetzt, werde für die „Dekarbonisierung“ der europäischen Industrie benötigt. Und der Lobbyverband Eurogas und die EU-Kommission sprechen unisono gar von „der Dekarbonisierung des Gassektors“.

Das klingt zunächst merkwürdig. Schließlich ist auch Erdgas ein Kohlenwasserstoff, bei dessen Verbrennung unvermeidlich Kohlendioxid frei wird. Doch wenn es nach der Gasindustrie geht, dann soll ihr Produkt auch den großen Teil jenes Brennstoffs liefern, den Manager, Ingenieurinnen und Regierungen als Allheilmittel gegen die Klimakrise preisen: Wasserstoff! Er ist das leichteste unter den Elementen und verbrennt bei hohen Temperaturen zu harmlosem Wasserdampf.

Mit seiner Hilfe könnten Stahl gekocht und Chemikalien aller Art hergestellt werden, ohne Treibhausgase zu emittieren. Er könnte mit Brennstoffzellen schwere LKWs antreiben und sogar Flugzeugtriebwerke befeuern, wie der Airbus-Konzern jüngst ankündigte. Die entscheidende Frage ist bisher jedoch noch nicht beantwortet: Woher soll all der Wasserstoff kommen, um den Energiehunger der Industriegesellschaft zu stillen?

Zwar ist es technisch kein Problem, den Stoff aus der Aufspaltung von Wasser mit Elektrizität aus sauberen Energiequellen zu gewinnen. Doch völlig offen ist, ob und wann es je genügend Strom aus der erneuerbaren Wasser-, Wind und Solarkraft geben wird, um den gigantischen Bedarf zu stillen. Eben diese Lücke möchten Gazprom, die norwegische Equinor und die angeschlossenen Gasnetzbetreiber füllen.

Der nötige Wasserstoff, so behauptet ihr Dachverband Entsog, ließe sich am schnellsten mit Erdgas gewinnen, das vor allem aus Methan besteht, dem einfachsten aller Kohlenwasserstoffe. Das könnte mit Strom aus Gaskraftwerken geschehen oder mit der als Dampfreformierung bezeichneten Methode, die den Wasserstoff direkt aus dem Methan löst.

Aber ganz gleich wie, es fallen die gleichen großen Mengen Kohlendioxid an. Fachleute unterscheiden daher „grünen Wasserstoff“ aus sauberen Stromquellen vom „blauen Wasserstoff“ aus klimaschädlichem Erdgas, dessen Abgas nachträglich eingefangen werden muss.

Kohlendioxid soll unter der Erde gespeichert werden

Die Lösung, so verheißen die Gas-Apologeten, sei das Abfangen und Speichern des Kohlendioxids unter der Erde, vielleicht sogar in den leergepumpten Gasfeldern unter der Nordsee. Ein Verfahren, das meist mit dem englischen Kürzel CCS (Carbon Capture and Storage) benannt wird.

Würde sich das durchsetzen, wäre der Absatz für die Gasindustrie gesichert, bis der letzte Kubikmeter abgepumpt ist. Doch ob das Klima damit zu schützen wäre, ist fragwürdig. Das Problem beginnt schon bei der eigentlichen Förderung aus dem Untergrund. Dabei wird im großen Stil Methan freigesetzt, ergab eine ganze Reihe von Studien. So stellten Forscher der amerikanischen Umweltorganisation Environmental Defense Fund (EDF) anhand von Messungen an den Bohrlöchern fest, dass die amerikanische Öl- und Gasindustrie pro Jahr 13 Millionen Tonnen Methan freisetzt – 60 Prozent mehr, als sie bis dahin angegeben hatten. Allein die Menge des entwichenen Gases könnte genutzt werden, um ein Jahr lang zehn Millionen Häuser zu heizen. Im vergangenen Herbst entdeckten die Satelliten der Europäischen Weltraumorganisation riesige Methanwolken, die aus der Jamal-Pipeline austreten, die Erdgas von Sibirien nach Europa transportiert. Mitte Juli dieses Jahres teilten Forscher der Stanford University mit, dass der weltweite Methan-Ausstoß einen neuen Höchststand erreicht habe. Methan trägt aber dramatisch zum Klimawandel bei. Nach Angaben des Weltklimarates wirken Methanmoleküle als Treibhausgas 86-mal stärker als Kohlendioxid.

Nicht minder fragwürdig ist der Plan, dass bei der Wasserstoffherstellung anfallende CO2 im Untergrund zu deponieren. Davon kündet ein unscheinbares Schild, das rund 40 Kilometer westlich von Berlin am Rande eines Maisfelds steht. „Pilotstandort Ketzin – Forschungsprojekt Complete zur CO2-Speicherung“, ist darauf in ausgeblichenen Buchstaben zu lesen.

Hier wurde erstmals unter europäischem Festland jene Technologie erprobt, auf die Europas Gaskonzerne nun hoffen. Zwischen 2008 und 2013 injizierten Forscher des Geoforschungszentrums Potsdam Kohlendioxid 650 Meter tief unter den Brandenburger Boden. Trotz Befürchtungen von Bürgerinitiativen gab es in jenen Jahren keine Zwischenfälle. Das Gas blieb im Boden.

„Die Injektion damals lief sicher und zuverlässig“, erinnert sich die Projektleiterin Cornelia Schmidt-Hattenberger. Ketzin könnte „als Blaupause für größere nationale CCS-Projekte dienen“, meint sie. Doch die gibt es bislang nicht. Die Forscher beendeten ihr Projekt. Weitere 21 CCS-Projekte in Europa wurden eingestellt, nicht zuletzt deshalb, weil bisher nur 60 bis 80 Prozent des Treibhausgases abgetrennt werden können, wie das Umweltbundesamt feststellte.

Nur wenige europäische Regierungen wollen derzeit überhaupt CCS-Versuche ermöglichen. Allen voran die norwegische, deren Volkswirtschaft auf die Gasförderung angewiesen ist, setzt noch auf die Technologie. Jüngst kündigte sie an, ein Großprojekt mit 1,6 Milliarden Euro zu finanzieren. CCS ist teuer, sehr teuer sogar. Die norwegischen Ingenieure schätzen die Kosten auf 250 Euro pro Tonne CO2. Das entspricht dem zehnfachen des heutigen Preises im EU-Emissionshandel.

Laut DIW lässt sich der Strombedarf komplett mit Erneuerbaren decken

Claudia Kemfert, die Energieökonomin des DIW, rechnet sogar mit Kosten von bis zu 440 Euro pro Tonne. „CCS ist teuer, ineffizient und verlängert nur das Geschäftsmodell der fossilen Energieträger. Es lohnt sich nicht, Erneuerbare sind günstiger“, schlussfolgert sie. In einer Studie zeigte Kemfert mit einem Team europäischer Kollegen auf, dass sich der mit dem Klimaschutz steigende Strombedarf in Europa vollständig und kostengünstig mit erneuerbaren Energien decken lässt, auch um den benötigten Wasserstoff zu gewinnen.

Doch dieser Fakt taucht in den Plänen der EU-Kommission und denen der Bundesregierung nicht auf. Öffentlichkeitswirksam publizierten die im Sommer eine europäische und eine deutsche Wasserstoffstrategie. Darin betonen die Regierungen die Bedeutung von Wasserstoff aus erneuerbaren Energiequellen. Doch im EU-Papier wird ausdrücklich auf „Wasserstoff auf fossiler Basis“ gesetzt.

Umgesetzt werden soll die EU-Strategie nun auch von einer Plattform namens „Clean Hydrogen Alliance“. Diese soll erarbeiten, welche Wasserstoff-Vorhaben künftig finanziert werden. Doch interne Dokumente, die Investigate Europe vorliegen, zeigen, dass dem Gremium neben Dutzenden von Industrievertretern nur vier zivilgesellschaftliche Organisationen angehören. Stattdessen sitzen auch hier wieder die Gaskonzerne mit am Tisch.

Zur Rechtfertigung verweisen deren Akteure gerne auf den IPCC, den Weltklimarat der UNO, der auch den Einsatz von CCS für notwendig hält, um eine klimaneutrale Lebensweise zu erreichen. Aber dessen Wissenschaftler planen die Nutzung von der unterirdischen Lagerung von Kohlendioxid vor allem als Möglichkeit, der Atmosphäre zusätzlich CO2 zu entziehen

… …

( vollständiger Artikel beim tagespiegel.de , hier )

Klimawandel: September 2020 wärmster September seit Beginn der Aufzeichnungen

Der vorige Monat war mindestens der wärmste September seit 1979, wenn nicht sogar der “wärmste aller Zeiten”, sagt der EU-Kimawandeldienst. Lesezeit: 1 Min.

Temperaturanomalien im September weltweit seit 1979. (Bild: C3S / heise online)

12:57 Uhr Von

  • Andreas Wilkens

Der vergangene Monat war der wärmste September in den Aufzeichnungen des EU-Klimawandeldienstes Copernicus Climate Change Service (C3S), die bis in das Jahr 1979 zurückreichen. Jeder Monat dieses Jahres gehörte zu den vier wärmsten in diesen Aufzeichnungen, wobei neben dem September bereits der Januar und der Mai die wärmsten ihrer Monate waren.

Weltweit war der Monat 0,05 °C wärmer als 2019 und 0,08 °C wärmer als 2016. Das waren zuvor die wärmsten und zweitwärmsten September seit Bestehen. Angesichts des globalen Trends zu wärmeren Oberflächenlufttemperaturen seien die Aussagen über warme Monate und Jahre höchstwahrscheinlich auf das gesamte Industriezeitalter übertragbar, erläutert der C3S. Insofern sei die Aussage “wärmster September aller Zeiten” berechtigt, besonders für globale Durchschnittswerte und jährliche europäische Durchschnittswerte.

Im September lag die arktische Meereisausdehnung für den Monat sowohl für die tägliche Ausdehnung als auch für die monatliche durchschnittliche Ausdehnung auf dem zweitniedrigsten Wert. Vor der Küste Nordsibiriens, im Nahen Osten sowie in Teilen Südamerikas und Australiens wurden ungewöhnlich hohe Temperaturen gemessen.

Die globale Temperaturanomalie seit Jahresbeginn zeigt laut C3S, dass 2020 auf dem Niveau von 2016 liegt, dem derzeit wärmsten Jahr seit Bestehen. Darüber hinaus ist 2020 im gleichen Zeitraum wärmer als 2019 – das bislang zweitwärmste Jahr, das derzeit verzeichnet wird. In den laufenden letzten drei Monaten dieses Jahres werden Klimaereignisse wie La Niña und eine wahrscheinlich geringe Eisbedeckung im Herbst die arktische Eisbedeckung beeinflussen, ob das gesamte Jahr das wärmste seit Bestehen sein wird.



( von heise.de , hier )

Energiekonzern EnBW will klimaneutral werden

Der süddeutsche Versorger will nach Atom- und Kohleausstieg seine Emissionen bis 2035 netto auf null senken – und schon zügig die ersten Erfolge erzielen. Jürgen Flauger 06.10.2020 – 12:36 Uhr 2 Kommentare

EnBW betreibt in Nord- und Ostsee im großen Stil Windräder. Bis 2035 will der Konzern klimaneutral werden. (Foto: dpa)

Düsseldorf Der Trend zum Klimaschutz schlägt endlich auch in der Branche durch, die bislang noch für die größten Emissionen des klimaschädlichen CO2 verantwortlich ist: in der Energiewirtschaft.

Als nächster Energiekonzern kündigte jetzt Deutschlands Nummer drei, EnBW, an, die Nettoemissionen auf null zu senken: EnBW will bis 2035 klimaneutral werden. Bis dahin soll die Kohleverstromung beendet und der Ausbau der erneuerbaren Energien weiter forciert werden. In den fossilen Kraftwerken prüft EnBW zudem den Umstieg auf klimafreundliche Brennstoffe wie Biogas oder Wasserstoff.

Nach den Worten von Vorstandschef Frank Mastiaux soll die Entwicklung des Unternehmens streng an den Kriterien der Nachhaltigkeit ausgerichtet werden: „Wir werden jede Entscheidung und jede Investition daran messen und dadurch unser zukünftiges Wachstum fest mit Nachhaltigkeit verbinden“, sagte Mastiaux. Ein entsprechendes Programm wurde jetzt mit dem Aufsichtsrat diskutiert.

Aktuell stößt die EnBW rund 17 Millionen Tonnen pro Jahr aus. Bis 2030 soll sich das bereits halbiert haben. Erste Konzerngesellschaften, etwa die Energiedienst AG, sind nach Darstellung des Unternehmens bereits klimaneutral.


Anfang 2021 folge mit der Netze BW einer der ersten klimaneutralen Verteilnetzbetreiber in Deutschland. 2019 waren die Emissionen zwischenzeitlich schon auf 11,7 Millionen Tonnen gesunken. Das lag aber an Sondereffekten – unter anderem einem außergewöhnlich starken Ertrag in den Offshore-Windanlagen und einer geringeren Nachfrage.

Jede Branche will CO2 sparen

Konkurrent RWE hatte im vergangenen Jahr angekündigt, klimaneutral zu werden. Deutschlands größter Stromproduzent muss dabei deutlich größere Mengen an CO2-Emissionen loswerden. 2019 stieß er mit seinen vielen Kohlekraftwerken 88 Millionen Tonnen CO2 aus, also fünfmal so viel wie EnBW. Der Konkurrent setzt sich aber auch erst 2040 als Frist für die Klimaneutralität.

Der Trend, sich solche Ziele zu setzen, geht durch alle Branchen. Autozulieferer Bosch will schon in diesem Jahr klimaneutral arbeiten, Bayer ab 2030, Stahlkonzern Thyssen-Krupp ab 2050.

Die Energiekonzerne werden dabei zu einem großen Teil von der Politik getrieben. Mit dem jetzt beschlossenen Ausstieg aus der Kohleförderung und -verstromung ist klar, dass die letzten Kohlekraftwerke bis Ende 2038 vom Netz müssen. RWE muss dabei in Deutschland Braun- und Steinkohlekraftwerke mit gut 12.000 Megawatt Leistung vom Netz nehmen. Bei EnBW sind es 4600 Megawatt.

„Wir haben uns bereits vor dem Kohleausstiegsgesetz freiwillig von 40 Prozent besonders CO2-intensiver Erzeugung getrennt, aus ökologischen wie wirtschaftlichen Gründen“, sagte Technikvorstand Hans-Josef Zimmer: „Bis 2030 werden wir weitere 2.500 Megawatt aus dem Betrieb nehmen und dann bis 2035 den kompletten Ausstieg vollziehen.“

Parallel will das Unternehmen die Möglichkeiten eines Fuel Switch prüfen, das heißt die Umstellung von Kohle auf zunächst klimafreundlichere Gase und im zweiten Schritt dann auf CO2-freie grüne Gase beziehungsweise Wasserstoff.

EnBW wurde schon vom Atomausstieg hart getroffen

Für EnBW ist das aber besonders anspruchsvoll, weil der Konzern schon überdurchschnittlich vom Atomausstieg getroffen wurde. Der Energiekonzern hatte noch vor der Reaktorkatastrophe von Fukushima rund die Hälfte seines Stromes mit Atomkraft erzeugt – und muss in zwei Jahren mit Neckarwestheim 2 den letzten Reaktor vom Netz nehmen.

EnBW-Chef Frank Mastiaux hat dem Energiekonzern deshalb schon 2013 eine klare Fokussierung auf die Energiewende vorgegeben. Das Unternehmen ist einer der größten Investoren in Offshore-Windparks und sieht sich beispielsweise als Marktführer beim Betrieb von Ladesäulen für Elektroautos.

In der Strategie EnBW 2025 hat der Konzern den Betrieb kritischer Infrastruktur als Kernkompetenz identifiziert – auch über den Energiemarkt hinaus. Dazu will das Unternehmen die Aktivitäten bei erneuerbaren Energien, Stromnetzen, Elektromobilität sowie Telekommunikation ausbauen und neue Geschäfte aufbauen. Dafür sind Investitionen von zwölf Milliarden Euro vorgesehen.

Auch bei der Finanzierungsstrategie werden Nachhaltigkeitskriterien angelegt. In den vergangenen zwei Jahren seien rund zwei Milliarden Euro über grüne Anleihen finanziert worden, betont das Unternehmen. „Wir werden künftig sämtliche Portfolioentscheidungen und Investitionen an Nachhaltigkeitskriterien ausrichten, was sich auch auf unsere Arbeitsplätze positiv auswirken wird“, sagte Finanzvorstand Thomas Kusterer.



( vom Handelblatt, hier )

Bebauungspläne zur Schlossstr. — Stellungnahmen zu Baum-, Tier- und Klimaschutz

Bebauungsplan Nr. 964 – Schloßstraße


für ein Gebiet südlich des Schloßparks “Haus Weitmar“ auf Höhe des Friedhofs an der Schloßstraße, unweit der Hattinger Straße sowie westlich und östlich der Schloßstraße

Öffentlichkeitsbeteiligung
Teilen Sie uns hier Ihre Stellungnahme mit
(29.09.2020 – 06.11.2020)

Ziel des Bebauungsplanes ist eine wohnbauliche Entwicklung auf der landwirtschaftlich vorgenutzten Fläche östlich der Schloßstraße und nicht mehr benötigten städtischen Flächen westlich der Schloßstraße.

Nach § 3 Abs. 1 Baugesetzbuch (BauGB) ist die Öffentlichkeit möglichst frühzeitig über die allgemeinen Ziele und Zwecke der Planung, sich wesentlich unterscheidende Lösungen und die voraussichtlichen Auswirkungen der Planung zu unterrichten. Ihr ist Gelegenheit zur Äußerung und Erörterung zu geben.

Interessierte Bürgerinnen und Bürger haben an drei aufeinanderfolgenden Tagen die Möglichkeit, Informationen zum Planverfahren zu erhalten und sich mit Mitarbeitern der Fachverwaltung im persönlichen Gespräch über die Planung auszutauschen bzw. eine Stellungnahme abzugeben.

Zeitraum :

Mittwoch,       07.10.2020, 16-19 Uhr
Donnerstag,  08.10.2020, 16-19 Uhr
Freitag,          09.10.2020,   9-12 Uhr

Veranstaltungsort : Großer Saal des Haus Weitmar (Kubus) Nevelstraße 29c / Schloßstraße 1a, 44795 Bochum

weitere Infos “Bebauungspläne im Verfahren” : hier
In der “Kurzbegründung zur Frühzeitigen Beteiligung” finden sich Stellungnahmen zu Baum-, Tier- und Klimaschutz :

insbse. siehe Auswirkungen des Bebauungsplans, S.5
sowie : Baumschutz und Klimaschutz S. 7,8