Klimanotstandsbrief
Ein
offener Brief des Bochumer Klimaschutzbündnisses
an
den Oberbürgermeister der Stadt Bochum
sowie
die im Rat vertretenen Parteien
Die
Ausrufung des Klimanotstandes am 6. Juni des vergangenen Jahres war
und ist eine richtige politische Entscheidung. Denn insbesondere die
Industriestaaten und jede Ihrer Kommunen, jeder Betrieb und jede*r
dort lebende Bürger*in tragen für unsere Umwelt eine besondere
Verantwortung. Mit dem Beschluss erkennen Sie die Verantwortung
unserer Stadt an, so wie wir mit der Gründung des Bochumer
Klimaschutzbündnisses unsere Verantwortung als Bürgerinnen und
Bürger wahrnehmen werden.
Mit
Ihrer Resolution haben Sie den Bochumerinnen und Bochumern folgendes
zugesagt:
„Die
Kommune wird die Auswirkungen auf das Klima sowie die ökologische,
gesellschaftliche und ökonomische Nachhaltigkeit bei jeglichen davon
betroffenen Entscheidungen berücksichtigen und wenn immer möglich
jene Entscheidungen prioritär behandeln, welche den Klimawandel oder
dessen Folgen abschwächen.“
Wir
begreifen diese Resolution als Startschuss für die dringend
notwendige Beschleunigung
aller diesbezüglichen städtischen Bemühungen und als
Basis
sämtlicher städtischen
Aktivitäten, natürlich auch der in der Bochum Strategie 2030
angesiedelten Projekte.
Bloße
Schritte in die richtige Richtung genügen längst nicht mehr.
Wirkungsmächtige Maßnahmen gegen den Klimanotstand und für
Klimaschutz und Klimaanpassung müssen her! Diese sind kein Ballast,
sondern bieten vielmehr die Chance für Innovationen, einen
nachhaltigen Umgang mit öffentlichem Raum, eine hohe Identifikation
und positive Erlebbarkeit von Stadt als Ort der Begegnung. Gebaute
Räume, Mobilität und Versorgung unter der Maßgabe von Klimaschutz
und Klimaanpassung bieten die Chance aktiv zur Verbesserung der
Lebensqualität aller Bochumer*innen beizutragen.
„Mobilität
gegen den
Klimanotstand“
Sehr
geehrter Herr Eiskirch,
sehr geehrte Damen und Herren,
seit dem
15. Dezember hat Bochum mit dem „Netz 2020“ den Bus- und
Straßenbahnverkehr komplett neu geordnet. Durch neue Straßenbahnen
und Busse, die Erhöhung der Kilometerleistung um 7,5 Prozent und die
Neueinstellung von 120 FahrerInnen ist Bochum erste Schritte in
Richtung Umstieg vom Auto auf den ÖPNV gegangen.
Sie
haben in einem Interview mit dem WDR gesagt, dass jeder das Gefühl
habe, „im öffentlichen Straßenraum gehört mir ein Parkplatz.“
„Das ist natürlich Quatsch“ entgegnen Sie. Die Stadt Wien hat
schon vor vielen Jahren die Preise für Parkhäuser und
Anwohnerparken deutlich erhöht und Kurzparkzonen im Zentrum
eingeführt. Von dem Erlös wurden Busse und Bahnen ausgebaut und
schließlich das 365-€-Jahresticket eingeführt.
Müssen
aus Ihrer Sicht auch in Bochum die Preise für das Parken erhöht
werden und mit den Einnahmen der klimafreundliche ÖPNV attraktiver
gemacht werden?
Bochum
ist keine isolierte Metropole wie London oder Oslo und kann nicht
erfolgreich eine Citymaut einführen. Aber in enger Abstimmung mit
allen Städten des Ruhrgebiets könnte gemeinsam der motorisierte
Individualverkehr begrenzt und klimaverträglicherer Verkehr mit Bus,
Bahn, dem Fahrrad oder zu Fuß gefördert werden.
Werden
Sie Ihre Oberbürgermeisterkolleg*innen zusammenholen, um geeignete
Maßnahmen für die Verkehrswende im Ruhrgebiet miteinander
abzustimmen und gemeinsam einzuführen?
Die Zahl der Jobtickets nimmt deutlich ab, besonders große Unternehmen profitieren kostenlos von einem guten Netz für Bus und Bahn.
### (TB) die Aussage finde ich ungluecklich formuliert
### (TB) … irgendwie gerade Unternehmen und deren Mitarbeite profotiren von nem JobTicket — auch noch nicht gut .
Werden sie sich dafür einsetzen, dass günstige Jobtickets bei der Stadt Bochum und anderen Arbeitgebern in Bochum eine Renaissance erleben?
Auf der 4. Bochumer
Investorenkonferenz äußerte sich Bochums Stadtbaurat Dr. Markus
Bradtke zum Thema klimafreundliche Verkehrsmittelwahl. In einer
Pressemitteilung der Stadt Bochum (25.02.2020) heißt es dazu: „Die
allermeisten Bürgerinnen und Bürger seien durchaus bereit, vom Auto
auf den ÖPNV, Fahrrad- oder Fußwege zu wechseln – wenn ihnen ein
flexibles, leicht zugängliches Alternativ-Angebot gemacht
werde.“
Wie
plant die Stadt Bochum sicherzustellen, dass um- oder neugebaute
Immobilien für Fußgänger, Radfahrer und Bus- und Bahn-Nutzer*innen
gut erschlossen werden? Können Einzelhändler*innen, die mit Bus und
Bahn anreisenden Kund*innen einen Teil des Tickets erstatten, mit
einer Förderung durch die Stadt Bochum rechnen?
Die BOGESTRA hat erfolgreich
einige Spezialtickets eingeführt. Sie gibt in den Abendstunden für
bestimmte Umstiege von der Straßenbahn auf den Bus
Anschlussgarantien für ihre Kund*innen.
Planen
Sie, das für den ganzen VRR-Bereich angebotene Bärenticket zu einem
günstigerem Abopreis nur für den Geltungsraum Bochum anzubieten?
Gibt es Überlegungen, auch zwischen verschiedenen Buslinien abends
eine Anschlussgarantie zu geben?
Wir
sehen Ihrer Antwort hoffnungsvoll entgegen.
Die
ÖPNV-Gruppe von BO-Klima