Wir regen an die ursprüngliche Entscheidung auf dem Grundstück Mietwohnungen zu errichten neu zu bewerten. Der größte Teil der zu bebauenden Fläche wird von einer Grünanlage eingenommen. Dort stehen mittelalte bis alte Buchen, Eschen, Eiben und Felsenbirne. Die großkronigen Bäume bilden ein geschlossenes Blätterdach aus
Ausgebremst beim Klimaschutz – Wie Behörden Bürger blockieren Die Sommer werden immer heißer und trockener. Ganz klar, der Klimawandel schreitet voran. Deshalb wollen Bund und Länder die Energieversorgung in Deutschland komplett umstellen: Weg von Kohle und Atom, hin zu erneuerbaren Energien wie Wind, Sonne, Wasser oder Biomasse. Schönste Zukunftsvisionen mit grüner Energie zeichnen die Politiker.
Nordrhein-Westfalen startet mit neuer Strategie in ein Jahrzehnt der Nachhaltigkeit
24. September 2020
Nordrhein-Westfalen ist der weltweit größte öffentliche Emittent von Nachhaltigkeitsanleihen / Ministerpräsident Laschet: Nordrhein-Westfalen setzt sich für eine Zukunft ein, in der Ökologie und Ökonomie verantwortungsvoll vereinbar sind
Die Landesregierung Nordrhein-Westfalen hat eine aktualisierte und um wichtige Zukunftsthemen ergänzte Nachhaltigkeitsstrategie beschlossen. Mit vielfältigen Zielen und Maßnahmen zeigt die Strategie den Weg hin zu einem nachhaltigen Leben und Wirtschaften im bevölkerungsreichsten Bundesland.Umwelt, Nachhaltigkeitsstrategie, Nachhaltigkeitsanleihe
Die Landesregierung teilt mit:
Die Landesregierung Nordrhein-Westfalen hat eine aktualisierte und um wichtige Zukunftsthemen ergänzte Nachhaltigkeitsstrategie beschlossen. Mit vielfältigen Zielen und Maßnahmen zeigt die Strategie den Weg hin zu einem nachhaltigen Leben und Wirtschaften im bevölkerungsreichsten Bundesland. Die Strategieerarbeitung erfolgte in Zusammenarbeit aller Ministerien der Landesregierung unter Federführung des Umweltministeriums. Die Landesregierung wird einen Nachhaltigkeitsbeirat einsetzen, der die Umsetzung, Evaluierung und Weiterentwicklung der Nachhaltigkeitsstrategie begleitet.
Ministerpräsident Armin Laschet: „Nordrhein-Westfalen leistet mit der neu vorgelegten Nachhaltigkeitsstrategie auf Basis der 17 UN-Ziele konkrete Beiträge zur Bewahrung der Schöpfung und für ein nachhaltiges Wirtschaften. Nordrhein-Westfalen ist Vorreiterland: Wir zeigen, wie Nachhaltigkeit bei uns, in einem hoch entwickelten und dicht besiedelten Industrieland im Herzen Europas gelingen kann. Damit können wir weltweit Vorbild sein. Nordrhein-Westfalen setzt sich für eine Zukunft ein, in der Ökologie und Ökonomie verantwortungsvoll vereinbar sind.“
„Indem wir uns als Gesellschaft und Volkswirtschaft nachhaltig aufstellen, gestalten wir Zukunft und Zukunftsmärkte. Jede und jeder Einzelne kann in diesem Jahrzehnt der Nachhaltigkeit dazu einen Beitrag leisten“, so Umweltministerin Ursula Heinen-Esser: „Gleichzeitig ist die neue Strategie auch eine zentrale Leitplanke für den Weg aus der Corona-Pandemie. Dieser muss mit spürbaren Schritten in Richtung Nachhaltigkeit verbunden sein, damit sich die Wirtschaft nicht nur erholen kann, sondern Nordrhein-Westfalen klimafreundlicher, ressourceneffizienter und nachhaltiger aus der Krise hervorkommt.“
Kernstück der neuen Nachhaltigkeitsstrategie ist ein Set aus 67 konkreten Zielen und Indikatoren. Diese sind eng mit den Zielen auf Bundesebene verzahnt und orientieren sich an den globalen Nachhaltigkeitszielen, die von den Vereinten Nationen am 25. September 2015 mit der weltweiten Agenda 2030 beschlossen wurden. Ökologie, Wirtschaft und das soziale Miteinander finden dabei gleichermaßen Berücksichtigung.
Weltweit größter öffentlicher Emittent von Nachhaltigkeitsanleihen
Eine Vorreiterrolle nimmt Nordrhein-Westfalen unter anderem bei der Ausgabe von Nachhaltigkeitsanleihen ein. Nordrhein-Westfalen hat in den vergangenen Jahren sechs Nachhaltigkeitsanleihen mit einem Gesamtvolumen von fast elf Milliarden Euro auf den Finanzmärkten platziert. Damit ist Nordrhein-Westfalen der größte öffentliche Emittent von Nachhaltigkeitsanleihen weltweit und das erste und bisher einzige deutsche Land, das Anleihen in diesem Bereich begibt. Die mehrfachen Auszeichnungen mit Branchenpreisen bestätigen den Erfolg der Nachhaltigkeitsanleihen des Landes.
„Das Nachhaltigkeitsprinzip ist uns besonders wichtig – ökonomisch und politisch“, bekräftigt Lutz Lienenkämper, Minister der Finanzen. „Wir erzielen eine hohe Nachfrage am Markt und ermöglichen gleichzeitig wichtige Investitionen für die Zukunft unseres Landes.“
Große Bandbreite von Zielen und Indikatoren
Die Bandbreite der Ziele und Indikatoren reicht von einer Erhöhung des Öko-Landbaus auf 20 Prozent der landwirtschaftlich genutzten Fläche, über die Stärkung der Umweltwirtschaft als wichtiges Zukunftssegment, bis hin zu einer Mindestinvestition von 3,5 Prozent des BIP in Innovationen und Lösungen für die Zukunft. Weitere Indikatoren beschreiben den Ausbau der Ganztagsbetreuung im Grundschulalter und die Steigerung der Rohstoffproduktivität bis 2030. Zudem beinhaltet die Strategie wichtige Zukunftsthemen wie Digitalisierung, Kreislaufwirtschaft und die Elektromobilität.
Weitere Informationen zu den Nachhaltigkeitsanleihen
Mit der Nachhaltigkeitsanleihe wendet sich das Land an Investoren, die Wert auf eine Geldanlage legen, die soziale und ökologische Konzepte unterstützt. Das Geld der Anleger fließt in nachhaltige Projekte des Landes aus insgesamt sieben Projektkategorien. Dazu gehören zum Beispiel die Beitragsfreiheit für das letzte Kindergartenjahr sowie der Ausbau von Radwegen und Breitbandinfrastruktur. Auch der Pensionsfonds des Landes Nordrhein-Westfalen wird zu 100 Prozent nachhaltig geführt. Das Land verfolgt bei seinen Anlageentscheidungen die Ziele Sicherheit, Rentabilität und Nachhaltigkeit.
Die Anforderungen an nachhaltige Kapitalanlagen umfassen sowohl allgemeine ESG-Kriterien (Environment, Social, Governance – ESG) als auch gezielte Kriterien für den Ausschluss ethisch oder ökologisch besonders problematischer Geschäftspraktiken. So gelingt nachhaltiges Wirtschaften mit verbesserten Umweltstandards im Industrie- und Energieland Nordrhein-Westfalen. Das Land investiert dabei ausschließlich in Unternehmen, die in den Bereichen Ökologie, Soziales und Unternehmensführung auf Basis zahlreicher Kennzahlen zu den am besten bewerteten zählen. Dabei gelten insbesondere internationale Normen und Standards zum Schutz der Umwelt sowie ethische und soziale Kriterien, die die UN formuliert hat.
Fridays for Future ist zurück auf der Straße. Mehr als 1200 Teilnehmerinnen liefen und radelten bei der gestrigen Klimastreik-Demonstration mit. Die Redebeiträge und die Zuhörer*innen zeigten deutlich, dass aus der Schüler*innenbewegung eine gesamtgesellschaftliche Bewegung geworden ist. Die Polizei hatte mit dem Verbot der Zwischenkundgebung vor dem Hauptbahnhof provoziert, blieb aber während der Demonstration friedlich. Lediglich die MLPD störte wieder mit Parteifahnen und eigenem Lautsprecher
1000 Teilnehmer beim KlimaStreik in Bochum auf der Straße …
Kundgebungen allein reichen nicht. Das ist eine der Botschaften des Klimastreiks am Freitag in Bochum. Etwa 1000 Klimaschützer der unterschiedlichsten Gruppierungen, die Fridays-for-Future-Bewegung spricht sogar von der doppelten Zahl an Teilnehmern, zogen bei der mehr als zweistündigen Veranstaltung durch die Stadt.
Proteste sind auch immer die Zeit der eingängigen Parolen:
Es kommt immer anders, wenn man denkt —
Kohle ins Museum —
Corona ist ein Drama, Klimawandel ist eine Katastrophe.
Diese und andere Sprüche waren auf den Plakaten und Transparenten zu lesen, die Vertreter von gut einem Dutzend Organisationen von Amnesty International über ‟Omas gegen Rechts” bis zum Bochumer Klimabündnis kund taten.
…
200 Teilnehmer waren in Bochum angemeldet, eine vielfache Zahl war tatsächlich dabei. Nach mehreren Monaten, in denen die Klimaaktivisten coronabedingt auf Proteste auf der Straße verzichten mussten, war der Wunsch deutlich zu spüren, ein Zeichen zu setzen. Die zentrale Botschaft in Bochum? ‟Das wird sich zeigen, sagt Annika, eine der Sprecherinnen von Friday for Future in Bochum. ‟Das Schöne ist, dass das Bündnis für den Klimawandel aus ganz unterschiedlichen Blickwinkel gesehen wird.”
Und Radio Bochum :
1.000 bei Klimademo
Veröffentlicht: Freitag, 25.09.2020 17:34
Aktivisten von Fridays for Future Bochum und zahlreiche Sympathisanten haben am Nachmittag in der Bochumer Innenstadt demonstriert.
Sie alle haben sich am weltweiten Klimastreik beteiligt. Die Aktion stand unter dem Motto “kein Grad weiter”, womit die Eindämmung der Erderwärmung gemeint ist. Die Demonstranten weltweit fordern eine nachhaltigere Klimapolitik. Die Klimastreikenden hatten sich um 14 Uhr auf dem Willy-Brandt-Platz versammelt. Danach gab es einen Demonstrationszug durch die Stadt mit geschätzt 1.000 Teilnehmern. An der Abschlusskundgebung vor dem Rathaus haben circa 450 Menschen teilgenommen. Alles ist friedlich verlaufen, sagte uns ein Sprecher der Polizei.
8 Forderungen für den Erhalt und die Förderung der Artenvielfalt in Nordrhein-Westfalen . Unterschreiben!
18 Fußballfelder verschwinden täglich unter Beton.
18 Mio. Vögel sterben jährlich durch Kollision an Glasfassaden.
55 % der Schmetterlingsarten in NRW sind gefährdet.
Insekten retten – Artenschwund stoppen
In vielen Handlungs- und Politikfeldern muss grundlegend umgesteuert werden. Gemeinsam mit vielen Unterstützer*innen setzen wir uns dafür ein, dass Artenvielfalt und Naturschutz auf die politische Agenda gesetzt werden.
16. Sep: Als „zahnlosen Tiger“ kritisieren die nordrhein-westfälischen Naturschutzverbände BUND, LNU und NABU das heute von Landesumweltministerin Ursula Heinen-Esser vorgestellte “Maßnahmenpaket zur intelligenten und effizienten Flächenentwicklung“. Das Paket enthalte überwiegend Placebos und löse nicht das Problem des weiterhin fortschreitenden Flächenfraßes. Mehr erfahren
Schotter raus, Blüten rein
09. September: Trotz der breiten gesellschaftlichen Diskussionen um den Klimawandel und den Rückgang der Insekten scheint in vielen Kommunen der Handlungswille zu fehlen, ganz konkret gegen die Schotterung von Vorgärten vorzugehen. Volksinitiative Artenvielfalt NRW fordert ein Verbot von Schottergärten und mehr Arten- und Klimaschutz in den Städten. Mehr erfahren
Gesetzentwurf zum Landeswassergesetz: Volksinitiative Artenvielfalt NRW fordert Zurücknahme
20. August: Auf heftige Kritik der NRW-Naturschutzverbände stößt die von der schwarz-gelben Landesregierung beschlossene Novellierung des Landeswassergesetzes. BUND, LNU und NABU sehen darin einen „Angriff auf den Gewässerschutz“. Mehr erfahren
Vor dem Düsseldorfer Landtag starteten BUND, LNU und NABU heute die gemeinsame Initiative. Mindestens 66.000 Unterschriften werden benötigt. Die Verbände rufen alle Bürger*innen in NRW dazu auf, mit ihrer Unterschrift ein klares Signal für mehr Artenschutz zu setzen.
23. Juli 2020 – Mit einer Aktion vor dem Landtag in Düsseldorf haben die drei großen NRW-Naturschutzverbände Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Landesgemeinschaft Naturschutz und Umwelt (LNU) und Naturschutzbund Deutschland (NABU) heute den Startschuss für die landesweite Volksinitiative Artenvielfalt gegeben. Unter dem Motto „Insekten retten – Artenschwund stoppen“ sollen in den nächsten Monaten mindestens 66.000 Unterschriften gesammelt werden. Dann muss sich der NRW-Landtag mit der Volksinitiative beschäftigen. In acht zentralen Handlungsfeldern fordern die Naturschützer einen deutlichen Politikwechsel.
„Wir wollen mit der Volksinitiative ein eindeutiges Signal für mehr Artenvielfalt auf dem Land und in unseren Städten geben“, sagte die NABU-Landesvorsitzende Dr. Heide Naderer zum Auftakt. „Dabei appellieren wir an alle Bürgerinnen und Bürger, sich mit ihrer Unterschrift für ein lebenswertes Nordrhein-Westfalen einzusetzen und so ein deutliches Signal für notwendige Maßnahmen zum Erhalt der Artenvielfalt an die Landesregierung zu senden.” Ursprünglich sollte die Volksinitiative bereits im April starten. Corona-bedingt hatten die Verbände den Start verschoben. „Inzwischen sind 45 Prozent der Arten in NRW bedroht. Der dramatische Rückgang vieler Insekten-, Vogel- und Pflanzenarten duldet keinen Aufschub mehr“, so Naderer. „Wir gehen trotz Corona jetzt bewusst raus auf die Straßen und Marktplätze um Unterschriften zu sammeln. Dabei werden wir alle Hygieneregeln beachten.“
Konkret fordern die Verbände einen Stopp des Flächenfraßes, mehr Waldflächen ohne Nutzung, die Ausweitung des Biotopverbundes und die Ausweisung eines Nationalparks Senne. Auch müssten der ökologische Landbau deutlich ausgeweitet, ein Verbot chemisch-synthetischer Pestizide in Naturschutzgebieten durchgesetzt sowie Gewässer und Auen wirksam geschützt werden.
Dr. Heide Naderer bei der Unterzeichnung – Foto: Bernd Schaller
„In allen diesen Politikfeldern sehen wir Stillstand oder Rückschritte“, kritisierte der BUND-Landesvorsitzende Holger Sticht. „Wir können nicht erkennen, dass die Landesregierung gewillt ist, dem dramatischen Verlust an biologischer Vielfalt konsequent zu begegnen.“ Vereinzelte Förderprogramme ersetzten keine Strategie, und ansonsten werde dem Credo, die Wirtschaft zu ‚entfesseln‘, alles untergeordnet. „Damit zerstört die Landesregierung die natürlichen Lebensgrundlagen unserer Kinder und Enkel.“
Der Natur- und Artenschutz müsse aber nicht nur auf dem Land, sondern auch in der Stadt gestärkt werden. Die Landesregierung sei gefordert, dafür den ordnungsrechtlichen Rahmen zu setzen. Die Verbände fordern so zum Beispiel klare landesrechtliche Vorgaben etwa zur Eindämmung der Lichtverschmutzung und ein Verbot so genannter Schottergärten. Umgesetzt werden müssten die Maßnahmen dann allerdings in den Städten und Gemeinden.
„Mit der Volksinitiative Artenvielfalt wollen wir uns bewusst im Kommunalwahlkampf bemerkbar machen“, sagte der LNU-Landesvorsitzende Mark vom Hofe. „Auch vor Ort muss sich die Politik daran messen lassen, was sie für lebenswerte Städte und Gemeinden tut. Hier geht der Artenschutz Hand in Hand mit dem Klimaschutz. Denn mit mehr Natur in der Stadt können wir auch wirksam dem Klimawandel begegnen.“
Um die Forderungen der Volksinitiative Artenvielfalt NRW zum Thema im Landtag zu machen müssen mindestens 0,5 Prozent der Stimmberechtigten (ab 18 Jahren) in Nordrhein-Westfalen unterschreiben. Gültig sind nur manuelle Unterschriften auf dem offiziellen Unterschriftenbogen. Das Stimmrecht aller Unterzeichnenden müssen sich die Initiatoren der Volksinitiative von der jeweiligen Gemeinde der Hauptwohnung bestätigen lassen.
Trotz anhaltendem Artenschwund gibt es bisher keine konsequente Naturschutzpolitik in NRW. Ziel der Kampagne von BUND, LNU und NABU ist es, konkrete Handlungsvorschläge in den Landtag einzubringen und das Land so zu mehr Natur- und Artenschutz zu bewegen. mehr →
In Deutschland wird ein Verbot für Verbrennungsmotoren ab 2030 diskutiert. Frankreich peilt das Jahr 2040 an, Norwegen 2025. Auch wenn diese Ausstiegs-Szenarien nicht in Stein gemeißelt sind, klar ist: Europa steht vor einer Verkehrswende, die nicht nur neue Antriebstechniken erfordert, sondern vor allem einen Umbau der städtischen Infrastruktur. Wie werden wir uns in unseren Städten künftig fortbewegen? Wird das Auto dabei überhaupt noch eine Rolle spielen?
Autofrei in Köln – ein Modell mit Zukunft?
Familieneinkauf mit dem Bollerwagen. | Bild: BR
Eine Großstadt wie Köln ohne Autos – derzeit ist das kaum vorstellbar. Doch es gibt ein besonderes Viertel, in dem sind Autos streng verboten. Die dreijährige Johanna wohnt mit ihren Eltern im “Stellwerk60” in Köln-Nippes, in der aktuell größten, komplett autofreien Siedlung Deutschlands. Zusammen mit rund 1.300 anderen Bewohnern haben sich Inga Feuser und ihr Mann per Mietvertrag verpflichtet, kein privates Auto zu besitzen. Zum Einkaufen geht es mit dem Rad oder dem Bollerwagen. Ein großer Wocheneinkauf ist so zwar nicht möglich, dafür kauft die junge Familie fast täglich frisch in den zahlreichen Geschäften rund um die Siedlung. Leben ohne Auto – das bedeutet Verzicht, aber auch einen enormen Gewinn an Lebensqualität, vor allem für die Kinder. Denn wo vorher die Gehwege zugeparkt waren, ist jetzt Platz zum Spielen – und die Eltern müssen auch nicht ständig auf den Verkehr aufpassen. “Man kann die Tür aufmachen, die Kleine läuft raus, obwohl sie erst drei ist, spielt auf der Straße und ich muss mir keine Sorgen machen”, erzählt Inga Feuser begeistert.
Verkehrspioniere: Französisches Viertel in Tübingen
Zweirad statt PKW: Französisches Viertel in Tübingen. | Bild: BR
Leben ohne Pkw, das klingt revolutionär im Auto-Land Deutschland. Aber kann das langfristig funktionieren? Ähnliches Konzept – andere Stadt: Im Französischen Viertel in Tübingen hat die Verkehrswende schon vor 20 Jahren begonnen. Autos dürfen hier zwar rein, abgestellt werden sollen sie aber im Parkhaus. Eigentlich – doch seit einiger Zeit sind die Gehwege im Viertel immer öfter zugeparkt. Trotz Parkverbot ist das Auto wieder dabei, die Macht im Quartier zu übernehmen. Der Kunstdozent Frido Hohberger ist einer der Gründungsväter der alternativen Siedlung. Seit er vor über 20 Jahren mit seiner Familie hierhergezogen ist, hat sich das Viertel stark verändert. Die Euphorie von damals ist verflogen und mit ihr die Disziplin. “Am Anfang war es eine Art Biotop und das hat sich normalisiert, durch Wegzug oder natürlich auch dadurch, dass die Leute älter geworden sind. Jetzt ist es ein ganz normales Viertel mit allen Schwierigkeiten, die man auch in anderen Vierteln findet”, sagt der leidenschaftliche Radfahrer Hohberger, vor dessen Haus die Autos vor allem abends immer öfter den Weg versperren.
Trotzdem ist Frido Hohberger kein Autofeind. Seine Familie hat selbst ein Auto – für Ausflüge und um in den Urlaub zu fahren. Sonst steht es im Parkhaus. An die Jahre im autofreien Viertel erinnern sich seine inzwischen erwachsenen Kinder gerne zurück – selbst wenn sie das Auto in manchen Situationen vermisst haben, denn auch als Kind ist man ab und zu bequem.
Umbau der Innenstädte
Innenstädte: Elektroautos für die Logistik. | Bild: BR
Trotz mancher Schwierigkeiten, scheint das Prinzip des autofreien Viertels aufzugehen – im Kleinen. Doch lässt sich das Konzept auch auf eine ganze Großstadt übertragen? Christian Piehler leitet den Bereich Verkehrsforschung am Deutschen Luft- und Raumfahrzentrum in Köln. So wie hier sind die meisten Städte in Deutschland immer noch stark auf den Autoverkehr ausgelegt. Doch aus Sicht des Verkehrsexperten führt an einem Umbau der Innenstädte kein Weg vorbei: „Ich denke was passieren müsste, um die Probleme, die wir mit den autofixierten Städten in Deutschland haben zu lösen, ist, dass wir zu einer stärkeren Verbindung der Mobilitätskonzepte mit der Stadtentwicklung kommen, ohne dass wir das konventionelle Auto einsetzen. Mit öffentlichen Verkehrsmitteln etwa, aber auch durch eine Stärkung des Fußgänger- und Radverkehrs”,sagt Christian Piehler.
Und so könnte die Stadt in Zukunft aussehen: Die großen Einfallsstraßen werden zurückgebaut, um den privaten Autoverkehr zu verdrängen. In der Innenstadt fahren nur noch elektrische Lastentransporter, Fahrräder und E-Trikes, um die Güter zu transportieren – dazu automatisierte Quartiersbusse für ältere Menschen. Alles ist vernetzt und die Fahrpläne lassen sich per App miteinander kombinieren.
Die autofreie Großstadt, das zeigen Experimente im Ausland, muss keine Utopie sein. Der Podcast erklärt, warum sich Deutschland so schwertut – und wo die Grenzen sind. Von Ileana Grabitz und Marc Brost 18. September 2020, 11:15 Uhr
Brüssel, Paris und Mailand und Amsterdam sowieso: Immer mehr Städte vertreiben die Autos aus ihren Innenstädten – beflügelt auch durch Corona, das vielerorts zeigte, wie entspannt ein Leben mit weniger Straßenverkehr sein kann. Ist die autofreie Stadt nur eine romantische Idee von Weltverbesserern oder wäre ein Leben ohne Staus und Verkehrsunfälle, ohne Lärm und Schmutz auch für Großstädter möglich, wenn es die Politik wirklich wollte?
In der neuen Folge von Das Politikteil diskutieren wir, wie eine autofreie Großstadt aussehen könnte, welche Städte in Europa mit gutem Beispiel vorangehen und warum die Widerstände ausgerechnet in Deutschland viel größer sind als in vielen Nachbarländern. Zu Gast ist Petra Pinzler, Politikredakteurin der ZEIT und Expertin für Stadtentwicklung und Umweltpolitik. Um wirklich etwas zu verändern, meint Pinzler, müsse das Autofahren deutlich unbequemer werden. Was aber sind die Anreize, mit denen man Autofahrer zum Umstieg aufs Rad oder auf den ÖPNV motivieren kann? Und wie verträgt sich das mit dem Freiheitsgedanken? Darf die Politik die, die gerne Auto fahren wollen oder vielleicht auch darauf angewiesen sind, derart bevormunden?
In Das Politikteil sprechen wir jede Woche über das, was die Politik aktuell beschäftigt, über die Geschichten hinter den Nachrichten und darüber, was noch kommen könnte. Immer freitags mit zwei Moderatoren, einem Gast – und einem Geräusch. Im Wechsel sind als Gastgeber Tina Hildebrandt und Heinrich Wefing oder Ileana Grabitz und Marc Brost zu hören.
Die meisten Vorträge in unserer Vortragsreihe „Klimawandel und Klimaschutz“ werden aufgezeichnet und sind hier für Sie verfügbar. Die Videos wurden von der halbautomatischen Aufzeichnungsanlage des Hörsaals der Universität Osnabrück aufgezeichnet (OpenCast, vielen Dank auch an das VirtUOS für Unterstützung). Einige Videos durften wir auch auf unserem YouTube-Kanal zur Verfügung stellen. Auf den Videos nicht enthalten sind die Diskussionen – dazu müssen Sie uns vor Ort besuchen!
Durch die Corona-Krise erleben wir 2020 eine neue Normalität. Feste Bestandteile: Home Office, Videostreaming, Online-Shopping. Ende August vermeldete Greenpeace die Ergebnisse einer Studie: Durch wenige Tage Home Office in der Woche lassen sich Millionen Tonnen CO2 einsparen, die sonst durch tägliches Pendeln freigesetzt würden. Und Amazon stellte im März beachtliche 100 000 neue MitarbeiterInnen für ihre Paketzentren ein, um die gesteigerte Nachfrage an Online-Bestellungen zu bearbeiten.
Konsum gab und gibt es auch ohne das Internet und neue digitale Geschäftsmodelle. Die Digitalisierung ermöglicht es uns schneller und vielleicht auch unreflektierter zu shoppen. Sie versorgt uns aber auch mit Informationen, die uns unser Leben nachhaltiger gestalten lassen. In diesem Sinne ist die Digitalisierung auch Katalysator für eine smarte grüne Konsumwende. Oder vielleicht doch nicht?
Wir sprechen darüber mit Vivian Frick – Sozialpsychologin, Politikwissenschaftlerin, und Doktorandin am Zentrum Technik und Gesellschaft der TU Berlin.
Durch die Corona-Krise erleben wir 2020 eine neue Normalität. Feste Bestandteile: Home Office, Videostreaming, Online-Shopping. Ende August vermeldete Greenpeace die Ergebnisse einer Studie: Durch wenige Tage Home Office in der Woche lassen sich Millionen Tonnen CO2 einsparen, die sonst durch tägliches Pendeln freigesetzt würden. Und Amazon stellte im März beachtliche 100 000 neue MitarbeiterInnen für ihre Paketzentren ein, um die gesteigerte Nachfrage an Online-Bestellungen zu bearbeiten.
Konsum gab und gibt es auch ohne das Internet und neue digitale Geschäftsmodelle. Die Digitalisierung ermöglicht es uns schneller und vielleicht auch unreflektierter zu shoppen. Sie versorgt uns aber auch mit Informationen, die uns unser Leben nachhaltiger gestalten lassen. In diesem Sinne ist die Digitalisierung auch Katalysator für eine smarte grüne Konsumwende. Oder vielleicht doch nicht?
Wir sprechen darüber mit Vivian Frick – Sozialpsychologin, Politikwissenschaftlerin, und Doktorandin am Zentrum Technik und Gesellschaft der TU Berlin.
liefert Basiswissen, Daten und konkrete Maßnahmen zum Klimaschutz in Deutschland.
beantwortet eine der drängendsten politischen Fragen unserer Zeit.
kann der Politik helfen, das Versprechen des Pariser Klimaschutzabkommens einzuhalten.
fasst über 300 aktuelle Studien zusammen. Für Laien verständlich und mit vielen Grafiken.
legt den ersten Plan vor, der sich am 1,5-Grad-Ziel orientiert.
Softcover, 128 Seiten Format: DIN A4 über 20 farbige Info-Grafiken Erscheinungstermin: 03.09.2020 oekom verlag, München
Dieses Buch ist für…
interessierte Laien – um sich einen Überblick über das Thema zu verschaffen
politische Entscheider*innen – um wissenschaftlich fundierte Entscheidungen zu treffen
Aktivist*innen und Engagierte – um ihre Forderungen auf einen konkreten Plan stützen zu können
Statements
Das sagt die Wissenschaft
Hintergrund
Deutschland muss sich ums Klima kümmern. Jetzt!
2018 erschien ein großer Bericht des Weltklimarates (IPCC). Er stellt fest: Wir müssen die von Menschen verursachte Erderwärmung auf 1,5-Grad begrenzen. Die Folgen des Klimawandels werden sonst dramatisch und vielleicht unkontrollierbar.
Die meisten Maßnahmenpläne und Politikpakete bisher wollen die Gesellschaft bis 2050 treibhausgas-neutral gestalten. Das würde aber auf eine Erwärmung von mindestens 2,5 Grad hinauslaufen. Das 1,5-Grad-Ziel erfordert laut IPCC-Bericht „rasche, weitreichende und beispiellose Veränderungen“ und „hohe Investitionen“. Aber es ist machbar und für die Wirtschaft unter dem Strich sogar günstiger als abzuwarten und dann mit den schwereren Folgen umzugehen.
Im Klimaschutz-Abkommen von Paris hat sich Deutschland dem 1,5 Grad-Ziel auch politisch verpflichtet. Wenn man dies ernst nimmt, bedeutet das: Uns bleibt nur noch ganz wenig Zeit, bis keine Emissionen mehr ausgestoßen werden dürfen.
Die gute Nachricht ist: Wir wissen sehr viel und haben gute technische Möglichkeiten, um es schaffen zu können. Die weniger gute Nachricht ist: Die Politik handelt viel zu zögerlich…
In Deutschland…
müssen wir unsere Gesellschaft innerhalb von nur 20 Jahren komplett umbauen
können wir den jährlichen Treibhausgas-Ausstoß schon bis 2035 um 90 Prozent senken
müssen wir die politischen Entscheidungen den wissenschaftlichen Erkenntnissen anpassen
werden wir zum Klimaschutz-Vorbild für andere, wenn wir jetzt die Weichen stellen
können wir durch Klimaschutz unseren Wohlstand bewahren und unseren Kindern und Enkeln eine lebenswerte Welt erhalten
Die Umstellung auf Klimaneutralität ist leichter, wenn Rahmenbedingungen stimmen. Dazu gehören auch Veränderungen unserer Gewohnheiten, zum Beispiel in der Ernährung. So lässt sich neben Treibhausgasen auch Energie einsparen, sodass weniger Energieimporte stattfinden müssen. Große Vorhaben wie das Bauen von Stromnetzen dauern heute oft zu lange und müssen zukünftig beschleunigt werden. Dafür ist es auch wichtig, frühzeitig genug Personal auszubilden. Eine konsequente Wiederverwertung garan-tiert in Zukunft, dass keine Rohstoffe mehr verschwendet werden. Viele Menschen sorgen sich wegen der großen Kosten für Klimaschutz. Studien zeigen aber: Zwar erfordert Klimaschutz am Anfang hohe Inves-titionen – langfristig machen sich diese aber bezahlt. Auch der umstrittene CO2-Preis kann so gestaltet werden, dass er Menschen nicht zu sehr belastet.
Sektor 1: Energieversorgung
Wir brauchen Energie: Für Steckdosen zu Hause und Industrie-Anlagen, zum Antrieb von Fahrzeugen und Heizungen. Heute werden dafür Kohle, Öl und Gas verbrannt. Zukünftig beruht das Energiesystem auf „grünem Strom“, der umweltverträglich produziert wird. Autos und Heizungen funktionieren elektrisch. Brennstoffe werden nur noch verwendet, wenn sie aus grünem Strom hergestellt wurden. Obwohl dadurch Energie einspart werden kann, brauchen wir drei- bis viermal so viel Strom wie heute. Dazu ist ein schneller Ausbau der Sonnen- und Windenergie nötig. Zusätzlich werden auch weiterhin Energie-Importe nötig sein. Ein Problem ist, dass das neue Energiesystem stärkeren Schwankungen ausgesetzt ist, als das alte. Jedoch können neue Netze und Speicher-Technologien und eine Abstimmung von Stromerzeugung und -verbrauch die Schwankungen ausgleichen.
Sektor 2: Hauswärme
Bisher heizen wir unsere Häuser vor allem mit Erdgas und Öl sowie Fernwärme aus fossilen Kraftwerken. Um Wärme zukünftig klimaneutral zu erzeugen, müssen die Fernwärmesysteme und die Heizungen vor Ort auf neue Heizsysteme umgestellt werden. Dies sind vor allem elektrische Wärmepumpen, die aus grünem Strom hocheffizient Wärme erzeugen. Ergänzt werden diese um Solarthermie-Anlagen, die Sonnenenergie in Wärme umwandeln und Blockheizkraftwerke, in denen grüner Wasserstoff, grünes Methan und Reststoffe aus der Landwirtschaft verbrannt werden. Da der Strombedarf im Wärmesektor stark wächst, müssen künftig neunzig Prozent aller Gebäude gut gedämmt sein – dies kann den Energiebedarf mehr als halbieren. Dieses Vorhaben gehört zu den teuersten und schwierigsten Aufgaben der bevorstehenden Umstellung.
Sektor 3: Verkehr
Der Treibhausgas-Ausstoß des Verkehrs ist seit Jahrzehnten nicht gesunken, denn das Verkehrsaufkommen steigt ständig an. Das gilt für Personen- und Güterverkehr – auf den Straßen, auf dem Wasser und in der Luft. Dieser Trend muss sich umkehren. Städte brauchen attraktive Radwege und einen guten öffentlichen Nahverkehr. Damit so viel Verkehr wie möglich von Autos und LKW auf die Bahn verlagert werden kann, müssen die Bahnstrecken ausgebaut und in dichterem Takt befahren werden. Der künftige Verkehr muss klimaneutrale Antriebe nutzen: das Elektroauto ersetzt daher die Verbrenner. Autobahnen werden mit Oberleitungen versehen, damit auch LKW elektrisch fahren können. Schiffe und Flugzeuge werden mit E-Brennstoffen betankt.
Sektor 4: Industrie
Die Industrie verursacht 22 Prozent der Emissionen in Deutschland. Zwei Drittel davon stammen aus dem Energieverbrauch und können durch Elektrifizierung und Verwendung grüner Brennstoffe vermieden werden. Problematisch sind Emissionen, die durch chemische Prozesse entstehen: Die Stahlproduktion kann nach Umbaumaßnahmen klimaneutral erfolgen. Die Emissionen bei der Zement-Herstellung können aber nur vermieden werden, wenn weniger davon verbaut wird. Die Chemieindustrie verbraucht bisher große Mengen an fossilen Rohstoffen, die durch elektrisch erzeugte grüne Rohstoffe ersetzt werden müssen. Die notwendigen Investitionen für die Umstellung werden aber nur erfolgen, wenn verlässliche politische Rahmenbedingungen geschaffen werden. Dazu zählen ein Treibhausgas-Preis und je nach Branche eine Umstellungsförderung.
Sektor 5-7: Landwirtschaft, Bodennutzung und Abfälle
Die Produktion von Nahrung verursacht Emissionen, vor allem die Tierhaltung und die Düngung von Feldern. Insbesondere die Rinderhaltung und somit der Fleisch- und Milchkonsum müssen um mindes-tens die Hälfte zurückgehen. Auch der Einsatz von Stickstoffdünger muss stark reduziert werden. Mit der Landwirtschaft hängt die Bodennutzung im In- und Ausland eng zusammen. Je nach Nutzung können Flächen Treibhausgas verursachen – oder reduzieren. Wald entzieht der Luft Kohlendioxid. Trockengelegte Moore hingegen dünsten viel Treibhausgas aus. Der ineffiziente Anbau von Energiepflanzen (Mais und Raps) wird eingestellt. Dafür werden unter anderem Moore wieder vernässt und neue Wälder gepflanzt. Im Abfall-Sektor müssen die Emissionen der Altdeponien beendet werden.