Antwort von Frau Freis zu ‘Offener Klimanotstandsbrief zum Haus des Wissen’ (25.04.20)

Sehr geehrte Herr Franke,
anbei sende ich Ihnen unsere Antworen zu den von Ihnen gestellten 10 Fragen zum Thema, ob bei dem Realisierungswettbewerb zum Haus des Wissens nachhaltige Gesichtspunkte berücksichtigt wurden. Nicht alles können wir zum jetzigen Zeitpunkt en detail ausführen, da wir ja, wie Sie wissen, noch mitten im Vergabeverfahren mit den drei Wettbewerbssiegern sind.
In der Hoffnung, dass ich Ihnen hier schon einige Ihrer drängensten Fragen beantworten konnte verbeibe ich
mit herzlichen Grüßen zum Wochenende Britta Freis
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Stadt Bochum -Projektbüro Haus des Wissens-


Fragen aus dem offenen Brief des Bochumer Klimaschutzbündnisses

(www.BoKlima.de), c/o Dr. I. Franke (Sprecher von BoKlima) an das Haus des Wissens:

Frage 1: War eigentlich bei der am 28. Juni 2019 veröffentlichen Wettbewerbs-Auslobung die Klimaproblematik grundlegender Teil des Anforderungskatalogs?

Inwiefern zeichnen sich
der Entwurf des Preisträgers, des Büros cross architecture, im Hinblick auf die aus dem Klimanotstand resultierenden Notwendigkeiten besonders aus?

Antwort zu 1:
Kern einer jeder Wettbewerbsauslobung ist es, aus einer Vielzahl von Entwürfen die beste Idee, den überzeugendsten städtebaulichen und architektonischen Entwurf zu prämieren. Gute Baukultur hat viel mit der Nachhaltigkeit unserer Städte zu tun. Selbstverständlich gehört zur Auslobung solch einer Wettbewerbsaufgabe auch immer das Kriterium des
Klimaschutzes, zu einem guten architektonischen Entwurf immer eine überzeugende Nachhaltigkeit. Allerdings muss deutlich gemacht sein, dass der Entwurf in diesem Stadium hierzu Ideen formuliert, die technische Konkretisierung und Durcharbeitung naturgemäß erst zu einem späteren Zeitpunkt erfolgen kann. So gesehen wären detaillierte Aussagen zu
energetischen Aspekten auf Grundlage eines Wettbewerbsentwurfes unseriös. Die Idee und die Haltung zu dem Thema Klimaschutz, die in der Entwurfsidee abzulesen sind, sind wichtig. Hierzu hat der prämierte Entwurf von Cross Architecture mit dem Bekenntnis zum Umbau des Bestandsgebäudes und der Zentralen Entwurfsidee, eine begrünte
Dachlandschaft zu schaffen, eine eindeutige Haltung und zwei ganz wesentliche Potentiale für das Thema Nachhaltigkeit geschaffen.’

Frage 2: Wie wird erreicht, dass der Gebäudekomplex künftig CO2-neutral betrieben werden kann?

Wie wird insbesondere erreicht, dass er nicht mehr Energie verbraucht, als er selbstzu erzeugen vermag und wie sehen Energiekonzept und Primärenergiebilanz des Komplexes künftig aus? Können wir davon ausgehen, dass bei dem Gebäude künftig regenerative Energietechniken umfassend zum Einsatz kommen werden?

Antwort zu 2:
Siehe Antwort zu 1

Frage 3: Wie wird bei dieser großen Baumaßnahme erreicht, dass der Energieaufwand für die Herstellung und Verarbeitung der Baustoffe sowie der dabei entstehende Müll möglichst gering, und die spätere Recyclingfähigkeit des Gebäudes umfassend sein werden?

Antwort zu 3:
Siehe Antwort zu 1

Frage 4: Auf den Visualisierungen sind u.a. großflächige Glasfassaden erkennbar, die bekanntermaßen für sommerliche Hitze sowohl innerhalb, aber auch in der direkten Umgebung sorgen können. Zudem sorgen sie für unangenehme Spiegelungen und können für Vögel tödliche Fallen darstellen. Wie wird diesen bedeutsamen Nachteilen begegnet?

Antwort zu 4:
Siehe Antwort zu 1

Frage 5: Inwiefern werden hier die notwendigen Konzepte sogenannter „blau-grüner“ Infrastruktur zur Klimafolgenanpassung verfolgt? Fassadenbegrünungen, vertikale Gärten oder nennenswerte Wasserflächen sind nicht erkennbar.

Dürfen wir davon ausgehen, dass die vorgelegte Visualisierung der Außenansicht mit der traurigen Totalversiegelung im Bereich Willy-Brandt-Platz usw. so nicht zur Ausführung kommen wird?

Antwort zu 5:
Siehe Antwort zu 1

Frage 6: Begrüßenswert scheint die Dachfläche des neuen Baukörpers im Innenhof: auf dem Dach der Hofüberbauung soll ein „urbaner Freiraum für die Bochumer“ entstehen, der „gemeinsames Lernen, Erleben und Erfahren in einer digitalen Welt sinnlich zelebriert“.

Bevor wir lange in Grübeleien über diese Formulierung verfallen möchten wir lieber konkret nachfragen:
a) Wie wird erreicht, dass diese nach Wesen geneigte Dachfläche zu allen Jahreszeiten eine gute Aufenthaltsqualität für alle Bürgerinnen und Bürger bereithält?
b) Wie wird in bis zu 25 Metern Höhe der Schutz vor Wind und Sonne realisiert?
c) Wie kann hier eine üppige, Schatten spendende sowie insekten- und vogelfreundliche Vegetation entstehen und gepflegt werden?
d) Wie können Nahrungsmittel produziert und die Dachlandschaft vor Austrocknung bewahrt werden?
e) Wie wird Barrierefreiheit für alle Bochumerinnen und Bochumer hergestellt und wie eine Raumbildung erreicht, die für eine Aufenthaltsqualität ebenso wichtig ist?

Antwort zu 6:
Siehe Antwort zu 1

Frage 7: Abgesehen von der neu entstehenden Dachfläche, deren Machart auch im Hinblick auf Regenwasserrückhaltung und Kleinklima noch weitgehend unbeschrieben ist, scheint bei allen anderen Oberflächen der ungehinderte Regenwasserabfluss in Kauf genommen zu werden. Es stellt sich daher die Frage, wie sich dieses Gebäude künftig in die Notwendigkeiten eines völlig veränderten Umgangs mit dem Niederschlagswasser in unserer Stadt einfügt?

Wie sehen die Wasser- und die Regenwasserbilanz für diesen Gebäudeentwurf konkret aus (Stichwort „sponge city“)?

Antwort zu 7:
Siehe Antwort zu 1

Frage 8: Zwischen unserer Ernährung und dem Klimawandel besteht bekanntermaßen ein nicht unwesentlicher Zusammenhang. Wird das Marktangebot im Hinblick auf den Klimawandel spezifisch und innovativ ausgerichtet?

Dürfen wir damit rechnen, dass das Angebot frisch, regional und biologisch einwandfrei erzeugt sein wird?

Wird es auch aus eigener Produktion vor Ort stammen (Stichwort „urban farming“ siehe oben)?

Wie wird vermieden, dass Nahrungsmittel aus aller Welt klimaschädlich herangeflogen und herbeigeschifft werden?

Antwort zu 8:
Märkte und Markthallen sind Urorte der Entwicklung von Stadt und Gesellschaft, an denen Menschen zusammenkommen, sich begegnen, kommunizieren, kooperieren und handeln.
Der Markthalle im HdW kommt demnach über ihre grundsätzliche Eigenschaft als kommerzieller Nutzungsbaustein hinaus eine elementare gesellschaftliche Funktion zu, die positiv auf die Projektidentität des HdW einzahlt. Sie erfüllt eine Doppelfunktion. Zum einen wird ein kaufmännisches Ziel definiert, in dem die Markthalle: „Einer der besten Einkaufsorte für frische Qualitätslebensmittel zu vernünftigen Preisen in der Region“ sein wird. Daneben verfolgt die Errichtung einer solchen Halle das gesellschaftliche Ziel: „Attraktiver informeller gesellschaftlicher Treffpunkt im Haus des Wissens“ zu sein.
Um dies professionell umsetzen zu können, bedarf es zur Qualitätssicherung ein Markthallen-Management, welches in enger Abstimmung mit der Projektleitung des HdW eingerichtet werden soll, um gemeinsam die Gesamtidee des Hauses umzusetzen.
Es gab erste Treffen mit dem Ernährungsrat der Stadt Bochum, um die von Ihnen aufgeworfenen Fragen zu beleuchten. Die Volkshochschule hat ein großes Interesse den Dachgarten aktiv zu nutzen und dort auch urban farming Projekte umzusetzen. Auch hier wieder der Hinweis, dass viele Ihrer Anregungen selbstverständlicher Bestandteil unserer Überlegungen sind, aber es zum jetzigen Stadium noch keine Konkretisierung möglich sind.

Frage 9: Wie wird in der Markthalle vermieden, dass hier Wegwerfgeschirr wie etwa Coffee- To-Go Becher usw. ausgegeben werden?

Wie wird erreicht, dass die Markthalle, anders als
üblich, eben nicht zum Anwachsen des Müllbergs beiträgt?

Antwort zu 9:
Das „Haus des Wissens“ bietet die besondere Chance für die Stadt Bochum, ihre Angebote als Stadt des Wissens begehbar und erlebbar zu machen. Es ist ein Ort des Lernens, wie wir zukünftig leben wollen, da gehört u.a. Müllvermeidung selbstredend dazu. Die Betreiber und Nutzer des Hauses entwickeln zu all diesen Fragestellungen innovative Konzept.

Frage 10: Im Haus des Wissens werden täglich zahlreiche Besucher*innen erwartet, zudem werden in der VHS, der Stadtbücherei, den universitären Einrichtungen sowie der Markthalle viele Arbeitsplätze verortet sein. Wie wird erreicht, dass all diese Menschen umweltschonend und komfortabel das Haus des Wissens erreichen können und auch erreichen werden?

Welche Anreize werden dafür geschaffen, nicht mit dem eigenen PKW zu kommen?

Wo können Fahrräder diebstahlsicher aufbewahrt, wo E-Bikes aufgeladen werden?

Antwort zu 10:
Ein Mobilitätskonzept wird in der weiteren Phase entwickelt. Auch hier zeigen Beispiele anderer Markthallen, wie vermehrt auf den Individualverkehr verzichtet werden kann. Dazu
gehören z.B. auch innovative Lieferdienste.

Diskussion über Dürre – Zu viel Sonne, zu wenig Regen — wdr5 – ‘Polit WG’

Dürre!

Zu viel Sonne, zu wenig Regen. Wälder brennen, die Böden sind ausgetrocknet. Schon das dritte Jahr in Folge ächzt der Wald unter lang anhaltenden Dürre-Perioden. Ist das auch eine Art “neue Normalität”, mit der wir uns abfinden müssen?

Der Klimawandel ist kein Schicksal, sondern von Menschen gemacht und obwohl die Politik die Warnungen der Wissenschaftler seit Langem kennt, hat sie nicht oder zu langsam reagiert. Dabei liegt unsere “grüne Lunge” in manchen Regionen des Landes längst auf der Intensivstation. Anders als bei COVID 19 hat sich eine radikale Veränderung unseres Wirtschaftens und Konsumverhaltens aber nie durchgesetzt. Was sollten wir jetzt tun, um dem Wald wieder auf die Beine zu helfen? Und bedeutet die Corona-Krise Schutz oder Bedrohung für das Klima?   Audio starten, abbrechen mit Escape

Dürre!

WDR 5 Polit-WG. 25.04.2020. 33:03 Min.. Verfügbar bis 24.04.2021. WDR 5.

Audio Download . Download mit LINUX: Rechte Maustaste und “Ziel speichern unter” oder “Link speichern unter”.

Wir reden drüber, in der Polit-WG auf WDR5 mit Rebecca Link, Detlef Reepen und Julia Borutta

zum Artikel und Podcast bei wdr5 hier

Fridays for Future: Netzstreik und Kunstaktion für den Klimaschutz

hier das gesamte Video der zentralen Aktion (via youtube.com)


Bochum for Future Film via bo-alternativ.de


Die Proteste von Fridays for Future in Berlin und Brandenburg sollen auch in Corona-Zeiten sichtbar sein – mit wenigen Teilnehmern vor dem Bundestag. In Pocket speichern vorlesen Druckansicht Kommentare lesen 156 Beiträge

vollständig bei heise.de (24.04.2020 09:02 Uhr )

An den weltweiten Klimaprotesten der Fridays-for-Future-Bewegung (FFF) wollen an diesem Freitag auch zahlreiche Berliner teilnehmen. In Berlin ist eine große Kunstaktion geplant. So wolle man der Klimakrise trotz der Corona-Pandemie eine Plattform geben, sagte der Berliner FFF-Sprecher Quang Paasch.

Seit Anfang März organisiert FFF laut eigenen Angaben in Deutschland zwar keine Streiks mehr, setzt dafür aber verstärkt auf Online-Inhalte, um auf die Umweltprobleme aufmerksam zu machen. In Berlin soll anlässlich des fünften globalen Klimastreiks am Freitag (ab 10.30 Uhr) nun auch außerhalb des Internets eine Protestaktion stattfinden – auf der Wiese vor dem Bundestag.

“Rund 70 Ortsgruppen aus ganz Deutschland haben ihre gesammelten Plakate und Schilder nach Berlin geschickt, die an diesem symbolträchtigen Ort zusammengestellt werden”, sagte Paasch. Damit dieser Protest stattfinden könne, müssten alle Infektionsschutzmaßnahmen eingehalten werden. Vor Ort dürften daher nur 20 Menschen die Versammlung aktiv begleiten, hieß es.

Auch der Brandenburger Zweig will seinen Protest sichtbar machen. Unter anderem sei eine Aktion in Neuruppin geplant, bei der Banner aus Fenstern in der ganzen Stadt gehängt werden. Bereits am Donnerstagabend sollte in Potsdam eine Aktion der Aktivisten von Fridays for Future Potsdam und Extinction Rebellion stattfinden. Dazu sollten Statuen als Demonstrationsteilnehmer mit Plakaten geschmückt werden, erklärte Potsdams FFF-Sprecher Jaro Abraha

… mehr bei heise.de

Betriebskonzept für die Markthalle im “Haus des Wissens” in Zeiten des Klimawandels

Klimanotstandsbrief

Ein offener Brief des Bochumer Klimaschutzbündnisses

an den Oberbürgermeister der Stadt Bochum
sowie die im Rat vertretenen Parteien zum

Betriebskonzept für die
Markthalle im “Haus des Wissens”
in Zeiten des Klimawandels

Sehr geehrter Herr Eiskirch,
sehr geehrte Damen und Herren,

aus aktuellem Anlass möchten wir uns in Ergänzung unseres Klimanotstandsbriefs vom 16.2.2020 nochmals zu Wort melden.

Die Beschlussvorlage Nr. 20200932 sowie die zugehörige Präsentation haben wir uns vor dem Hintergrund des mit Ratsbeschluss vom 6.6.2019 ausgerufenen Klimanotstands und der daraus resultierenden Vorgaben für die Verwaltungsarbeit durchgesehen und geben dazu folgendes zu Bedenken:

Wäre für die Markthalle nicht eine klare und zukunftsgerichtete Aufgabenstellung von Nöten?

Anders als nach der Überschrift „Definition der Arbeitsaufgabe I und II“ zu erwarten, findet sich dort leider keine Aufgabenbeschreibung oder Definition. Es werden lediglich unsystematisch ein paar Merkmale genannt, die nicht neu sind.

Hätte man hier nicht zuerst eine zeitgemäße, das heißt zukunftsfähige Aufgabenstellung erwarten dürfen, die auch auf einer Analyse der komplexen Anforderungen, wie sie sich aus dem Klimanotstandsbeschluss ergeben, fußt?

Könnte die Markthalle nicht weit mehr als nur eine „Doppelfunktion“ wahrnehmen?

Soweit eine Doppelfunktion der Markthalle als „Erlebniseinkaufsort“ und als „gesellschaftlicher Begegnungsort“ aufgerufen wird bedauern wir, dass das Konzept hier nicht viel mehr in die Tiefe und Breite geht: denn neben den Funktionen ERLEBEN, EINKAUFEN und BEGEGNUNG drängen sich doch die Funktionen des ERFAHRENS und daraus resultierenden LERNENS geradezu auf. Wo sonst, als in einer Markthalle eines „Hauses des Wissens“ sollte eine solche breite Aufstellung zum Konzept werden?

Und was ist eigentlich mit einem „Erlebniseinkaufsort“ gemeint?

Ist hiermit ein Ort mit maximalen Umsatz- und Gewinnmöglichkeiten für den Handel gemeint, mit maximalen Verkaufsflächen und einer rein betriebswirtschaftlichen Optimierung, der ein exklusives Warenangebot für wenige exklusive Zielgruppen bereithält?

Oder ist ein Ort gemeint, an dem nachhaltig, fair, gesund und regional erzeugte Produkte und ohne Tierleid erzeugte Fleischwaren und Fische verkauft und zubereitet werden? An Marktständen aus nachhaltig und ökologisch hergestellten Materialien mit ebensolchen Sitzgelegenheiten für die Besucher*innen? Mit Präsentationsflächen, an denen sich die Konsument*innen multimedial informieren und einen sinnlich-anschaulichen Erfahrungszugewinn erhalten. An dem Universität, Stadtbücherei und VHS auf entsprechende Angebote hinweisen können oder temporäre Ausstellungen zur Ernährung gezeigt werden.

Ist ein Ort gemeint, an dem demonstriert wird, dass beim Einkauf der Zwischenmahlzeit oder des kleinen Mittagessens nicht zwangsläufig Müll anfallen muss? Ein Ort an dem vielmehr erfahrbar wird, dass Verpackung kompostierbar sein kann und der Imbiss ebenso auf mitgebrachtem Mehrweggeschirr portioniert werden kann?

Ist ein Erlebniseinkaufsort gemeint, an dem ein Wohlfühlklima herrscht, ohne dass in den immer länger währenden Hitzeperioden die gesamte Halle energieintensiv gekühlt werden muss und ein von einer Klimaanlage erzeugter Kaltluftstrom durch die Markthalle zieht? Vermeidet die Gebäudehülle durch eine erlebbare passive Konzeption die sommerliche Aufheizung? Ist in diesem Kontext z.B. an vertikale Begrünung der Innenwände gedacht?

Erfüllt dieser „Erlebniseinkaufsort“ die Voraussetzungen für Muße und Verweilen durch eine durchdachte Grundrissgestaltung und Materialwahl? Oder wird es womöglich ein Ort voller Lärm, der keine Gespräche zulässt?

Wirtschaftlichkeit und Erfolg sollen her, aber was bedeutet das in unserer heutigen Zeit?

Der Fokus des Betriebskonzeptes der Markthalle soll auf einer „Erfolgsstrategie“ und auf „Wirtschaftlichkeit“ für alle Beteiligten beruhen, ohne dass diese Begriffe näher erläutert werden.

Wäre es aber nicht vordringliche Aufgabe dieser Konzeption, die Begriffe „Erfolg“ und „Wirtschaftlichkeit“ im Kontext eines umfassenden Nachhaltigkeitsansatzes mit Leben zu erfüllen? Die Beschränkung auf herkömmliche ökonomische Teilaspekte und eine überwiegend betriebswirtschaftliche Sichtweise wird scheitern und dient den Menschen weder heute noch in Zukunft. Wir sind überzeugt, langfristig erfolgreich können nur Konzepte sein, die nachhaltig in einem umfassenden Sinne aufgestellt sind, so wie es auch in dem bekannten Nachhaltigkeitsdreieck zum Ausdruck kommt.

Was sind die Voraussetzungen für einen „gesellschaftlichen Begegnungsort“?

Bochum ist stolz auf die Diversität seiner Bevölkerung. Wird die Markthalle ein Ort werden, an dem sich die Bochumer*innen Zuhause fühlen, an dem sich unsere diverse Stadtgesellschaft widerspiegelt? Können sich alle Bevölkerungsgruppen eingeladen fühlen und was braucht es dafür? Die Analyse der „historischen Funktion“ der Markthallen könnte hierfür wesentlichen Input und Anregungen geben, tut dies aber leider genau nicht.

Erhält der Markt eine „Architektonisch einmalige Verkaufsumgebung“?

Hier stellt sich wieder die Frage, was darunter zu verstehen ist und ob diese durch die dargestellte Bauweise des prämierten Wettbewerbsentwurfs erreicht wird? Ebenso ist die Frage, inwieweit dieser Entwurf die vom Betriebskonzept gewünschte „Authentizität“ vermitteln kann.

Als gelungenes Beispiel für eine nachhaltige zeitgemäße Architektur kann vielleicht die mit dem Deutschen Nachhaltigkeitspreis ausgezeichnete „Alnatura Arbeitswelt“ in Darmstadt genannt werden.

Brauchen wir vordringlich einen „Produktinszenierungsstandort“?

Auch unter den qualitativen Zielvorstellungen findet sich kein Ansatz für einen spannenden zukunftsfähigen Markt: man will „einer der besten Einkaufsorte für frische Qualitätslebensmittel zu vernünftigen Preisen in der Region“ werden, sagt aber weder wie das geschehen soll noch was genau man unter „Qualität“ versteht. Frische und „Qualität“ im herkömmlichen Sinn sowie „vernünftige“ Preise lassen sich auf jedem Wochenmarkt finden.

Erreichbarkeit in einem 20-Minuten-PKW-Radius?

Tatsächlich ist die zentrale Lage des HdW dermaßen vorteilhaft, dass die Erreichbarkeit für den gesamten Einzugsbereich ohne weiteres umweltfreundlich möglich ist, zumal das Betriebskonzept die Markthalle schwerpunktmäßig als einen „Taschenkunden-Standort“ identifiziert. Zukunftsorientiert kann nur die Prüfung der Erreichbarkeit unter den Aspekten: Anbindung an die DB, Straßenbahn und Bus sowie Radverkehr sein. Wären dann aber nicht auch bewachte (Lasten-) Fahrradstellplätze, Ladestationen usw. in angemessener Größenordnung vorzusehen und in das Betriebskonzept aufzunehmen?

Trauriges Fazit: Ein Konzept von vorgestern!

Die geplante Markthalle bietet wertvolle Chancen für einen wirklich außergewöhnlichen Ort und für Angebote, die tatsächlich einzigartig sein könnten. Das vorgelegte Betriebskonzept bleibt aber weit hinter den sich bietenden Möglichkeiten zurück, wirkt durchschnittlich, ideenlos und unambitioniert. Die Chancen, die sich aus den neuen Anforderungen des Klimawandels und dringend notwendiger Konsequenzen für unser Konsumverhalten ergeben, werden nicht ansatzweise aufgegriffen. Die Worte Klima, regionale und ökologische Landwirtschaft, biologische Landwirtschaft und Tierhaltung, Fairer Handel (fair trade) oder Müllvermeidung sucht man in diesem Betriebskonzept vergebens.

Der gesamte Text ist zudem, bis auf vereinzelte Ausnahmen, im generischen Maskulin formuliert. Internationale Studien verweisen aber auf einen engen Zusammenhang zwischen einer gendergerechten Sprache und Erfolgen in der Erreichung von Klimazielen (UBA Texte 23/2018). Das bedeutet, auch Gendergerechtigkeit würde uns in der Klimakrise weiterhelfen!

Mit anderen Worten: Politik und Öffentlichkeit wurde hier ein Konzept von vorgestern vorgelegt, das weder die hochgesteckten Erwartungen, die an dieses Strategie-2030-Projekt zu stellen sind, erfüllt, noch wurde hier in irgendeiner Weise der Ratsbeschluss zum Klimanotstand umgesetzt, in dem es bekanntlich heißt:

Die Kommune wird die Auswirkungen auf das Klima sowie die ökologische, gesellschaftliche und ökonomische Nachhaltigkeit bei jeglichen davon betroffenen Entscheidungen berücksichtigen und wenn immer möglich jene Entscheidungen prioritär behandeln, welche den Klimawandel oder dessen Folgen abschwächen.“

Bochum, den 22. April 2020

Gez.:
Ihre Bürger*innen des Bochumer Klimaschutzbündnisses (www.BoKlima.de)
c/o Dr. I. Franke (Sprecher von BoKlima)
AkU e.V., Alsenstraße 27, 44789 Bochum
Mailkontakt: boklima@boklima.de
Homepage: www.BoKlima.de (im Aufbau)


Original-Dateien

Presse Reaktionen

Infos zum Haus des Wissens aus dem RIS

20200406_Präsentation_Betriebskonzept_Markthalle_Bochum 921 KB

Hierzu siehe dann auch den weiteren Offenen Brief

Klimaschutzkonzept – Anfrage an den Rat

Die AG Klimanotstand des BoKlimas verfolgt seit Ende letzten Jahres aufmerksam alle Geschehnisse rund um den Klimanotstand in Beschlüssen des Rates der Stadt Bochum und seiner Gremien.

Die neuste Entwicklung wurde durch die Frakion FDP & Die Stadtgestalter angeregt. Sie stellten eine Anfrage (Vorlage 20200791) (am 12.03.20) an die Verwaltung der Stadt Bochum mit 18 Fragen zu der Umsetzung,  Kosten, CO2-Minderung, Klimaneutralität und Allgemeines zu den Bochumer Klimaschutzkonzepten und deren gesteigerte Dringlichkeit durch den Klimanotstand.

Bisher gab es noch keine Antwort der Verwaltung.

Das BoKlima verfolgt die weitere Entwicklung und erwartet gespannt die Antwort der Verwaltung.

Link zur Anfrage im Ratsinformationssystem: https://session.bochum.de/bi/vo0050.asp?__kvonr=7076968

(von Steffen)

Ökostrom: Vorbild Nettetal (Bericht wdr5)

WDR 5 Morgenecho – Westblick am Morgen. 14.04.2020. 04:02 Min.. Verfügbar bis 14.04.2021. WDR 5. Von WDR 5.
Link wdr5-Beitrag, direkter Link zum Audio-Beitrag

Letztes Jahr haben viele Kommunen in NRW den Klimanotstand ausgerufen. Damit wollen die Städte anerkennen, dass es eine Klimakrise gibt. Bisher aber setzen nur wenige Kommunen komplett auf Ökostrom. Eine Ausnahme ist Nettetal, berichtet Moritz Börner.

Wäre doch wünschenswert , wenn hier auch bald Bochum auftauchen würde …