Klimawandel: Wichtiger Antarktisgletscher könnte Kipppunkt erreichen

( 04.04.21 Original und vollständiger Artikel bei zeit.de : hier )

Eine Studie legt nahe, dass das Schmelzen des Pine-Island-Gletschers bereits unumkehrbar ist. Die Konsequenz könnte ein meterhoher Anstieg des Meeresspiegels sein.
von Dr. Jakob Simmank

Eine diese Woche erschienene Studie der britischen Northumbria-Universität legt nahe, dass das Abschmelzen einer der wichtigsten Gletscher der Antarktis nicht mehr aufzuhalten sein könnte (The Cryosphere: Rosier et al., 2021). Die Forscher modellierten den Eisfluss des Pine-Island-Gletscher im Westen der Antarktis und errechneten Kipppunkte, an dem der Eisverlust irreversibel sein könnte.

Der letzte Kipppunkt, so die Analyse der Gletscherforscher, sei erreicht, wenn das Meerwasser in der Nähe des Gletschers sich dauerhaft um mehr als 1,2 Grad Celsius erwärme. Und genau das sei durch eine Erwärmung des zirkumpolaren Tiefenwassers und sich verändernder Winde in der Amundsensee immer wahrscheinlicher, heißt es in einer Pressemitteilung der Universität. Newsletter

Der Pine-Island-Gletscher verliert schon heute mehr Eis als alle anderen Gletscher der Antarktis. Zusammen mit dem benachbarten Thwaites-Gletscher ist sein Schmelzwasser gegenwärtig für zehn Prozent des globalen Anstiegs des Meeresspiegels verantwortlich.

Der Erstautor der Studie, Sebastian Rosier, sagte laut Pressemitteilung, es sei schon lange über mögliche Kipppunkte für den Pine-Island-Gletscher und antarktische Eisschilde diskutiert worden, “aber unsere Studie ist die erste, die bestätigt, dass [der Gletscher] drei wichtige Schwellenwerte überschreitet”.

Klimawandel: Die Antarktis im Fokus

Klimawandel: Hier sehen Sie das Eis der Erde schmelzen

Hilmar Gudmundsson, Professor an der Northumbria University und Mitautor der Studie, sagte, die Studie sei ein großer Schritt für das Verständnis der Dynamiken dieser Region. Gudmundsson: “Aber die Ergebnisse machen mir auch Sorgen. Wie diese Studie zeigt, könnte es unmöglich sein den Gletscherrückgang aufzuhalten, wenn er einmal begonnen hat.”

Video-Animation :https://www.zeit.de Klimawandel – Was, wenn wir nichts tun?

Waldbrände, Eisschmelze, Unwetter: Der Mensch spürt die Erderwärmung. Wie sieht die Zukunft aus?

Der Klimaforscher Stefan Rahmstorf erklärt unsere Welt mit 4 Grad mehr.


( Tip von Ingo )

Klimawandel: Steigender Meeresspiegel erzeugt Geisterwälder

( 07.04.21 – Original und vollständiger Artikel bei spektrum.de : hier )

Noch steigt der Meeresspiegel weitgehend unsichtbar. Doch in Nordamerika erzeugt er nun eine charakteristische Landschaftsform: Geisterwälder entstanden nach der letzten Eiszeit – nun kommen sie wieder.
(von Lars Fischer)

Ausgedehnte Geisterwälder aus den gebleichten Stämmen toter Bäume, abgestorben durch herandrängendes Salzwasser des steigenden Ozeans, breiten sich überraschend schnell an der Ostküste Nordamerikas aus. Das berichtet jedenfalls eine Arbeitsgruppe um die Doktorandin Emily Ury von der Duke University anhand von Satellitendaten eines Naturschutzgebietes. Wie das Team in der Zeitschrift »Ecological Applications« berichtet, seien seit 1984 etwa elf Prozent des Waldes im tief liegenden Alligator-River-Naturschutzgebiet im US-Bundesstaat North Carolina durch den steigenden Atlantik in die eigentümliche Landschaftsform Geisterwald verwandelt worden.

Geisterwälder sind der Übergangszustand zwischen einem Wald und der salztoleranten Vegetation einer tief liegenden Küstenmarsch.

Die bekanntesten Geisterwälder allerdings sind jene an der Nordwestküste Nordamerikas, die nach dem letzten schweren Erdbeben

Ausmaß und Geschwindigkeit des Baumsterbens entlang der gesamten US-Ostküste lassen Fachleute nun aufhorchen – mit ihm kommt eines der sichtbarsten Zeichen des Landverlustes ans Meer zurück. Neben dem steigenden Meeresspiegel tragen auch andere Faktoren zum Waldverlust bei, und nicht alle haben mit dem Klimawandel zu tun,

Daneben beförderten Extremereignisse den Waldverlust in dem Naturschutzgebiet. Wie das Team berichtet, entstanden knapp 5000 Hektar neuer Geisterwald im Jahr 2012 – nachdem 2011 nicht nur eine Rekorddürre und Waldbrände, sondern auch die Sturmflut eines großen Wirbelsturms die Küste trafen. Nun überlegen Fachleute, ob es weiterhin sinnvoll ist, das Naturschutzgebiet sich selbst zu überlassen – oder ob sie die Entstehung der Salzmarschen aktiv fördern sollen, um die Küste besser zu schützen.


Auch interessant:
Spektrum Kompakt: Treibhaus Erde – Wie Kohlendioxid und Co das Klima anheizen


(Tip von Ingo)

Energie aus Sonne und Wind wird in Ammoniak gespeichert

( 30.03.21 , von Zeit.de , Original hier (mit sehr vielen Kommentaren) )

Von Stefan Schmitt

… Ammoniak ist dem chemischen Laien vom Mist- und Güllegeruch bekannt. Anfang des 20. Jahrhunderts hatten Fritz Haber und Carl Bosch ein Verfahren entwickelt, um das Gas aus Elementen der Umgebungsluft zu gewinnen. Sein Stickstoffanteil machte Ammoniak zur Basis des Kunstdüngers und damit jener gewaltigen landwirtschaftlichen Produktivität, ohne die heute Milliarden Menschen nicht satt würden. Um das Klima zu schützen, interessieren sich Ingenieure jetzt für seinen anderen Bestandteil, den Wasserstoff.

Das Prinzip:
Während Wasserstoff sehr flüchtig ist, lässt sich Ammoniak leichter lagern und verflüssigen. Seine Strukturformel (NH₃) zeigt: Jedes Stickstoffatom bindet drei Wasserstoffatome an sich, die man bei Bedarf wieder herauslösen kann. Wird Energie aus regenerativen Quellen bei der Erzeugung des Ammoniaks eingesetzt, so sind seine drei H-Atome grüner Wasserstoff – von dem die Schwerindustrie Unmengen benötigt, um klimaneutral zu werden. ….

Die Technik:
Bezeichnenderweise setzte das dünn besiedelte Australien besonders früh auf Ammoniak als “erneuerbaren Brennstoff aus Sonne, Wasser und Luft” (Science). Dort sind die Potenziale für Sonnen- und Windenergie riesig, potenzielle Abnehmer wie die wasserstoffbegeisterten Japaner aber weit entfernt. Da bietet sich verflüssigtes Ammoniak als Exportgut an. Die Internationale Energieagentur (IEA) hat in ihrem Szenario einer nachhaltigen Entwicklung längst große Mengen Ammoniak eingeplant. Ein erster Schritt dahin ist es, die fürs Haber-Bosch-Verfahren ….

Der Haken:
Ein genereller Vorbehalt gegenüber allen Techniken, die von Ökostrom abhängen, gilt auch hier: Es gibt (noch) viel zu wenig davon. Ein zweiter kommt beim Ammoniak hinzu. Auf konventionellem Wege hergestellt, ist er selbst eine Klimabürde. Nach Berechnungen der Royal Society entfallen rund zwei Prozent des globalen CO₂-Ausstoßes auf seine Erzeugung, diese Emissionen muss man erst einmal drücken. Drittens gibt es noch die Zweifel an der Wasserstoffwirtschaft: Wo ist sie sinnvoll? Wie lange dauert der Aufbau der Infrastruktur?

Stand der Dinge:
Premiere wird der stinkende Energieträger wohl auf hoher See feiern. “Ammoniak hat viele Vorteile, unter anderen jenen, dass man es in Verbrennungsmotoren einsetzen kann”, betont die Reedervereinigung International Chamber of Shipping in einer Studie vom November. Schon 2024 könnte der Hersteller MAN, Weltmarktführer bei Schiffsdieseln, den ersten speziellen Ammoniak-Schiffsmotor auf den Markt bringen. Ein Jahr später soll ausgerechnet im Öl-Königreich Saudi-Arabien ein Ökokraftwerk zur Erzeugung grünen Ammoniaks entstehen.

….

(Tip von Ingo )

Klug gärtnern: Wissenschaft für den Garten

Wichtig:
in diesem Quarks-Beitrag, ab Min 7:20 geht es um die Abschaffung der Insekten feindlichen Steingärten :
modern , unkrautfrei und insekten feindlich

https://www.ardmediathek.de/video/quarks-klug-gaertnern-wissenschaft-fuer-den-garten/wdr-fernsehen/Y3JpZDovL3dkci5kZS9CZWl0cmFnLWYwMTMwYTM4LWFjYWYtNDRlYS05Y2Y0LTZjMjYyMjdmNzBjNw/

https://www.ardmediathek.de/video/quarks-klug-gaertnern-wissenschaft-fuer-den-garten/wdr-fernsehen/Y3JpZDovL3dkci5kZS9CZWl0cmFnLWYwMTMwYTM4LWFjYWYtNDRlYS05Y2Y0LTZjMjYyMjdmNzBjNw/

Hierzu wollte Boklima schon mal die ‘silberne Zirtone’ vergeben

Klimaneutralität : Schattenseite des Hoffnungsträgers: Produktion von Wasserstoff könnte Ressourcen gefährden

( 05.04.21 , Orginal bei Handelblatt.de : hier )

Weltweit sind gigantische Produktionskapazitäten für Wasserstoff in Planung, insbesondere in wasserarmen Regionen. Umweltschützer warnen vor Eingriffen in den Wasserhaushalt.  Klaus Stratmann

Berlin
Umweltschützer betrachten die ehrgeizigen Pläne zum Aufbau von Produktionskapazitäten für grünen, also mit Ökostrom hergestellten Wasserstoff mit Sorge. „Der enorme Wasserbedarf der Wasserstoffelektrolyse spielt im öffentlichen Diskurs bislang keine Rolle“, sagt Johannes Rußmann vom Naturschutzbund Deutschland (Nabu).

Gerade in wasserarmen Regionen, also etwa in Südeuropa, aber auch in Nordafrika oder auf der arabischen Halbinsel, stelle die Wasserstoffelektrolyse in industriellem Maßstab einen massiven Eingriff in den Wasserhaushalt dar. „Die Probleme, die sich daraus ergeben, werden bislang systematisch ausgeblendet“, warnt Rußmann.

Der Ressourcenverbrauch der Wasserstoffelektrolyse sei erheblich, sagt er. In wasserarmen und küstennahen Regionen biete sich zwar der Einsatz von Entsalzungsanlagen an, da die Elektrolyse mit Süßwasser betrieben werden muss.

Das drücke aber erheblich auf die Effizienz des gesamten Verfahrens und treibe die Kosten. „Wenn man dann noch den Transport von Wasserstoff oder seiner Derivate aus entfernten Weltregionen nach Europa betrachtet, wachsen die Zweifel an der Nachhaltigkeit des gesamten Prozesses“, sagt Rußmann.

Themen des Artikels

Wasserstoff
Energie-Technik
Erneuerbare Energien
Umweltschutz
Wirtschaftspolitik
Nabu


Wasserstoff sei eine große Chance für viele Länder, sagte sie. Die Wasserstoffelektrolyse dürfe jedoch nicht auf Kosten der Versorgungssicherheit der Bevölkerung vor Ort gehen. „Ganz im Gegenteil: Wir wollen, dass die Verfügbarkeit von Trinkwasser durch die Projekte möglichst verbessert wird“, sagte Nestle.

Nestle teilt die Vorbehalte Rußmanns mit Blick auf die Meerwasserentsalzung nicht. Die Entsalzung könne „relativ leicht“ in die Projekte integriert werden. „Diese Anlagen könnten zusätzlich Wasser für den lokalen Bedarf produzieren. Es kommt auf die gute Umsetzung der Projekte mit Blick für die Bedürfnisse vor Ort an“, sagt die Grünen-Politikerin.

….

Standards können Wasserverbrauch begrenzen

Auch Andreas Wagner, Wasserstoff-Experte der Energy Transitions Commission, ist optimistisch. „Wir gehen davon aus, dass die Meerwasserentsalzung je Kilogramm Wasserstoff mit zwei US-Cent zu Buche schlägt. Bei einem Preis von 1,50 bis zwei Dollar je Kilogramm für grünen Wasserstoff ist das keine relevante Größenordnung“, sagt Wagner.

Bei einem weltweiten Wasserstoffbedarf von 800 Millionen Tonnen im Jahr 2050 würde der Wasserbedarf für die Elektrolyse nach Angaben Wagners elf Milliarden Tonnen pro Jahr betragen. Das entspreche 0,7 Prozent des globalen Süßwasserbedarfs der Industrie, der Landwirtschaft und der privaten Haushalte. Allein für die Öl- und Gasförderung würden derzeit 18 Milliarden Tonnen Wasser gebraucht.

Mehr: Bundesregierung will Wasserstoff-Großprojekte vorantreiben.



(Hinweis von Ingo )

Wir essen Wald auf

(29.0ß3.21) Via Correctiv.org , spiegel.de ; Original : hier

Sie trinken gern Kaffee, essen gelegentlich Schokolade? Dann gehören Sie wahrscheinlich zu denen, die im Durchschnitt vier Bäume pro Jahr auf dem Gewissen haben. Der Spiegel berichtet über eine faszinierende Untersuchung einer japanischen Universität, die Daten über das Abholzen der Wälder und die Lieferketten von Produkten verglichen hat. Sie zeigt, wo Wälder für Agrarflächen gerodet werden, welche Produkte aus dem Anbau entstehen und in welchen Ländern diese Produkte konsumiert werden. In Deutschland sind es vor allem Kakao und Kaffee, aber auch Soja und natürlich auch Fleisch. Untersuchungen wie diese führen uns sehr konkret vor Augen, welche Folgen unser Konsum hat.

So viel Wald vernichtet unser Konsum (Spiegel)


Soja, Palmöl, Kakao So viel Wald vernichtet unser Konsum

Für den Anbau vieler Agrarprodukte wird wertvoller Wald abgeholzt. Nun haben Forscher im Detail ermittelt, welcher Konsum die Abholzung fördert – und welchen Anteil Deutschland daran hat. 29.03.2021, 18.05 Uhr

Es ist kein Geheimnis, dass manche Produkte aus dem Supermarktregal nicht die beste Umweltbilanz haben: Güter wie Kaffee, Kakao oder Palmöl werden auf Plantagen angebaut, Rinder brauchen Weideflächen. Dafür müssen in den Erzeugerländern oft wertvolle Wälder weichen. Klimakrise

Lesen Sie mehr über die neuesten Entwicklungen, Hintergründe und spannenden Lösungsansätze in unserem Themenspezial. Alle Artikel

Eine Studie hat nun untersucht, wie viel Waldfläche jeder Verbraucher rein rechnerisch durch seinen Konsum vernichtet.

Für den Zeitraum von 2001 bis 2015 kombinierten sie hochaufgelöste Daten zur Abholzung und ihren jeweiligen Ursachen mit einem globalen Handelsketten-Modell. Zwei Fragen standen bei der Auswertung im Vordergrund: Welche Länder sind über ihren Konsum für welche Abholzungs-Hotspots verantwortlich? Und welche Waldtypen werden durch die globalen Lieferketten vor allem beansprucht – tropische Regenwälder oder andere?

Die Auswertung ergab:

  • »Waldschädigende« Produkte wie Sojabohnen, Palmöl oder Holz werden zumeist von tropischen Ländern wie Brasilien, Madagaskar, Indonesien oder der Elfenbeinküste in die G7-Länder und nach China exportiert.
  • Japanische Konsumenten gefährden durch ihre Nachfrage nach Baumwolle und Sesam vor allem die Küstenwälder Tansanias.
  • Der Konsum von Holz und Gummi in China wiederum führt in Indochina zur Abholzung.
  • Kaffeetrinker in Deutschland, Italien und den USA treiben die Abholzung im vietnamesischen Hochland voran.
  • Holzgewinnung in Nordvietnam wird vor allem durch die Nachfrage in China, Südkorea und Japan angetrieben.

Indem die Forscher die handelsbedingte Abholzung mit Karten zur Baumdichte in Regionen kombinierten, ermittelten sie, wie viele Baumflächen und einzelne Bäume Konsumenten in spezifischen Ländern auf dem Gewissen haben, bezogen auf das Jahr 2015:

  • In Schweden sind es, vor allem wegen der Nutzung von Holz zur Elektrizitäts- und Wärmegewinnung, 22 Bäume – allerdings überwiegend aus heimischen Beständen.
  • In China und Indien sind es dagegen weniger als einer.
  • Die USA kommen auf fünf Bäume pro Kopf.
  • In Deutschland, Frankreich, Großbritannien und Japan sind es jeweils etwa die Hälfte davon.

Die letztgenannten Länder hinterlassen in Bezug auf Abholzung 91 bis 99 Prozent ihres ökologischen Fußabdrucks in anderen Ländern, im Jahr 2015 entfielen davon 46 bis 57 Prozent auf tropische Wälder. Insgesamt sei gerade dort der Druck durch Abholzung sehr hoch, so die Forscher.

Klimaschutz – Warum deutsche Städte zu wenig tun

(ARD AudioThek, 24.03.21) Original : hier ; Wissen

direkt zum Audio-File : hier

Viele Städte haben inzwischen den “Klimanotstand” ausgerufen. Gleichzeitig hält sich ihr eigenes Engagement für die Energiewende oft in Grenzen. Ist der Druck immer noch nicht groß genug? Von Ralf Hutter. Manuskript und mehr zur Sendung: http://swr.li/klimaschutz


Weitere Audios

Wann wir endlich … unseren Strom zu 100 Prozent aus erneuerbaren Quellen beziehen (WDR, Quarks)

Energie

(24.03.21, WDR Quarks ) Original : hier

Für den Klimaschutz ist eine Stromversorgung aus erneuerbaren Energien zentral. Doch allein mit dem Ausbau von Windkraft und Fotovoltaik ist es nicht getan. Wie Deutschlands grüne Stromzukunft aussehen könnte.

Inhalt

Artikel Abschnitt: Darum geht’s:

Darum geht’s:

100 Prozent erneuerbare Energien sollen Deutschland den Absprung von Kohlekraft und Atomenergie ermöglichen

Die Weihnachtsfeiertage 2020 sind gerade ein paar Stunden vorüber, als das Sturmtief Hermine mit voller Wucht über Teile Deutschlands zieht. Auf dem Brocken werden zeitweise Windgeschwindigkeiten von bis zu 130 Kilometern pro Stunde gemessen. Der Sturm entwurzelt Bäume, rast durch Städte und Dörfer – und zerrt mit aller Macht an den Rotoren der Windräder, die in seinem Weg stehen.

In der Strommarkt-Datenbank der Bundesnetzagentur sind diese Stunden als Schnittpunkt zweier Linien dargestellt: Die rote Linie für den Stromverbrauch trifft am frühen Morgen des 27. Dezembers mehrmals auf eine blaue Linie, die die Stromerzeugung aus erneuerbaren Quellen anzeigt. Übersetzt bedeutet das: Dank Sturmtief Hermine steht dem Netz genügend Strom aus Windkraft zur Verfügung, um in Kombination mit Biomasse und Wasserkraft für einige Minuten die Versorgung des gesamten Landes zu decken.

Zumindest für einige Minuten ist am 27. Dezember 2020 – auch begünstigt durch den tageszeitbedingt relativ niedrigen Verbrauch – möglich, was in Zukunft rund um die Uhr die Regel sein soll: Eine Industrienation erzeugt genug grünen Strom, um ihren massiven Bedarf an Elektrizität komplett regenerativ zu decken, ohne die Hilfe von klimaschädlichen fossilen Energieträgern und der umstrittenen Atomkraft.

-erzeugung in Deutschland am 27.Dezember 2020

Der Weg ist noch lang

Aus der Ausnahme vom Jahresende soll in den kommenden Jahrzehnten die Regel werden: Die Bundesrepublik will dauerhaft gleich beide wichtigen konventionellen Formen der Stromerzeugung hinter sich lassen und stattdessen auf eine vollständig erneuerbare Stromversorgung setzen. Noch sind wir davon aber weit entfernt:

  • Im Jahr 2020 kamen 45 Prozent des in Deutschland erzeugten Stroms aus erneuerbaren Quellen.
  • Bis 2030 soll der Anteil auf 65 Prozent steigen.
  • Spätestens 2050 soll dann die komplette Stromversorgung auf regenerativen Energieträgern basieren, also zu 100 Prozent erneuerbar sein.

Während vergleichbare Staaten wie Frankreich oder Großbritannien die Atomenergie in der Hinterhand behalten, um ihre Klimaziele zu erreichen, geht Deutschland – der Staat mit dem höchsten Strombedarf in ganz Europa – also aufs Ganze. Deshalb gilt die deutsche Energiewende als ambitioniertes, unter Skeptikern sogar als tollkühnes Projekt.

Artikel Abschnitt: Darum müssen wir drüber sprechen:

Darum müssen wir drüber sprechen:

Der Umbau der Stromversorgung ist für die gesamte Energiewende zentral

…. vollst. Artikel siehe : hier

Fünf vor zwölf / Klimaschutz, Stefan Rahmstorf

( 24.03.21 , von Zeit.de , Org : hier )

Das sehr interessante Video von und mit Stefan Rahmstorf hier direkt

Die nächste Bundesregierung wird ein Geldproblem haben. Neue Studien aber zeigen: Der Kampf gegen den Klimawandel kann zum Gewinngeschäft werden. Worauf warten wir noch?

Wenn es um Klimaschutz geht, gelten die üblichen Regeln nicht

Die Beratungsgesellschaft McKinsey hat in einer neuen Studie skizziert, worum es geht:
Um die EU bis 2050 klimaneutral zu machen, sind demnach in den nächsten 30 Jahren zusätzliche Investitionen in Höhe von 28 Billionen Euro – Sie haben richtig gelesen: 28 Billionen – nötig, in alternative Energieträger, in die Gebäudesanierung, den Verkehr, den Umbau der Landwirtschaft. Davon entfallen 4,9 Billionen auf den öffentlichen Sektor, also den Staat. Wenn man das auf Deutschland umrechnet, kommt man auf einen Betrag von ungefähr 35 Milliarden im Jahr. Zum Vergleich: Die gesamten öffentlichen Investitionen in Deutschland beliefen sich 2019 auf knapp 100 Milliarden Euro.

Fridays For Future – “Noch können wir die Klimakrise eindämmen!” Nach sechs Monaten Pause hat Fridays for Future zum globalen Klimastreik aufgerufen. …

Damit ist klar: Die anstehende ökologische Transformation lässt sich nicht aus der Portokasse finanzieren. Die nächste Regierung …

Was also tun? Es spricht viel dafür, die historische Dimension des Klimawandels auch finanzpolitisch abzubilden. Das bedeutet:
Wenn es um die Rettung des Planeten geht, dann gelten die üblichen Haushaltsregeln nicht.

Klimaneutralität rechnet sich

Klimawandel – Was, wenn wir nichts tun? Waldbrände, Eisschmelze, Unwetter: Der Mensch spürt die Erderwärmung. Wie sieht die Zukunft aus? Der Klimaforscher Stefan Rahmstorf erklärt unsere Welt mit 4 Grad mehr.


Die Abwendung der Klimaapokalypse wäre ein ziemlich stattlicher Ertrag, der jede Anstrengung rechtfertigt.

Die Experten von McKinsey kommen interessanterweise sogar zu dem Ergebnis, dass sich die Klimaneutralität für ein Land wie Deutschland wirtschaftlich rechnen könnte: Unter dem Strich entstünden durch neue Technologien europaweit fünf Millionen zusätzliche Arbeitsplätze (elf Millionen Stellen würden geschaffen, sechs Millionen fallen weg) und die zusätzlichen Ausgaben würden durch höhere Steuereinnahmen in der Zukunft wettgemacht, so die Prognose. Man könne “net-zero emissions” zu “net-zero costs” erreichen, heißt es in der Studie. Ein wenig simpler formuliert:

Der Kampf gegen den Klimawandel kostet uns nichts, zumindest wenn man einen der Sache angemessenen Kostenbegriff unterstellt.

(von Ingo )