Zwei Studenten erklären mit kurzen Texten, anschaulichen Grafiken und der Unterstützung von über 250 Wissenschaftlern die Maßnahmen zur Lösung des Klimaproblems
Sven PLöger : Statt lähmender Katastrophenangst sind Ideen gefragt, die jeder und jedem Mut machen. David & Christian bringen das in beeindruckender Weise und mit tollen Grafiken auf den Punkt. Ein so wichtiges Buch!
Wie rechtfertigen wir in der westlichen Welt eigentlich in den Urlaub zu fliegen oder bereits im Januar Erdbeeren zu essen welche in geheizten Gewächshäusern gewachsen sind und mit dem Flugzeug zu uns transportiert wurden, wenn dadurch im Rest der Welt Menschen verhungern, weil es dort seid Monaten wegen der Klimakatastrophe nicht mehr geregnet hat?
Weltweit werden in Politik, Unternehmen, Laboren und Universitäten Lösungen für das drängendste Problem unserer Zivilisation gesucht. Die Macher der Doku besuchten Klimaretter:innen im Sudan, in Indonesien und Europa.
Jedes Mal, wenn die Frauen in Shagra einen Akazien-Setzling in den Sand Darfurs einpflanzen, ist das in dem sudanesischen Dorf ein Anlass großer Freude. Der Baum wird seine Wurzeln hundert Meter ins Erdreich treiben und besser gegen die Dürren in der Sahelzone gewappnet sein als die meisten anderen Pflanzen. Er wird Gummisaft absondern, wenn die Frauen nach ein paar Jahren die Rinde anritzen. Der Verkauf von Gummi arabicum wird die Armut im Dorf lindern. 65.000 Akazien wachsen bereits in Darfur: ein Segen für die bitterarme Region und zugleich ein Kohlendioxid-Speicher, der dazu beitragen kann, die Erderwärmung zu begrenzen.
Besuch bei Klimaretter:innen
Weltweit werden in Politik, Unternehmen, Laboren und Universitäten Lösungen für das drängendste Problem unserer Zivilisation gesucht. Die Macher der Doku besuchten Klimaretter:innen im Sudan, in Indonesien und Europa. Deren Erfindergeist lässt Winddrachen steigen, Gebäude abkühlen, Länder durch Ökostrom-Trassen verbinden oder Kohlendioxid aus der Atmosphäre saugen. Ihre Arbeit entscheidet mit über die Lebensbedingungen der nächsten Generationen.
Ein Film von Thomas Aders
Diese Sendung online first ab 3. Januar und nach der Ausstrahlung 12 Monate lang in der ARD Mediathek verfügbar.
Es ist das drängendste Problem unserer Zivilisation: Der Klimawandel. Weltweit suchen Menschen in der Politik, Unternehmen, Laboren und Universitäten nach Lösungen, um das Klima zu stabilisieren. In dieser Doku besuchen die Macher zahlreiche Klimaretter:innen auf der Welt und präsentieren ihre Vorschläge. Zum Beispiel reisen sie nach Dafur im Sudan, wo Frauen Akaziensetzlinge pflanzen, die ihre Wurzeln weit in den Boden treiben. So trotzen sie der Dürre und speichern Kohlendioxid. Außerdem geht es noch nach Indonesien und Europa.
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Schlagworte: Wissenschaft/Forschung Umweltfragen/Klima Dokumentation/Reportage Lassen Sie sich durch die An- und Abwahl der Schlagworte entsprechende Sendungen anzeigen.
Siehe hierzu auch die Sofortmaßnahmen von BoKlima im Rahmen des Klimaplan Bochum 2035 : hier
Einhaltung der Ziele des Pariser Abkommens und des 1,5°C-Ziels
Fridays for Future fordert die Einhaltung der Ziele des Pariser Abkommens und des 1,5°C-Ziels. Explizit fordern wir für Deutschland:
Nettonull 2035 erreichen
Kohleausstieg bis 2030
100% erneuerbare Energieversorgung bis 2035
Entscheidend für die Einhaltung des 1,5°C-Ziels ist, die Treibhausgasemissionen so schnell wie möglich stark zu reduzieren. Deshalb fordern wir ab sofort:
Das Ende der Subventionen für fossile Energieträger
1/4 der Kohlekraft abschalten
Eine CO2-Steuer auf alle Treibhausgasemissionen. Der Preis für den Ausstoß von Treibhausgasen muss schnell so hoch werden wie die Kosten, die dadurch uns und zukünftigen Generationen entstehen. Laut UBA sind das 180€ pro Tonne CO2
Beim wichtigen Ausbau der erneuerbaren Energien ist Photovoltaik ein Schwerpunkt – dafür bedarf es laut Niedersachsens Ressortchef einer Pflicht.
Neubauten in Deutschland sollen nach Ansicht von Niedersachsens Umweltminister Olaf Lies verpflichtend mit Photovoltaikanlagen ausgestattet werden. “Wir brauchen diese Pflicht bundesweit. Jedes Dach, das neu errichtet wird, muss verpflichtend mit Photovoltaik belegt sein. Das gilt dann für das Einfamilienhaus genauso wie für den Gewerbebau oder logischerweise für öffentliche Gebäude”, sagte der SPD-Politiker der Deutschen Presse-Agentur in Hannover.
Niedersachsen ist 2022 Vorsitzland der Umweltministerkonferenz. Nach bisherigen Planungen tagen die Umweltminister der Länder im Mai in Wilhelmshaven sowie im November in Goslar. Zudem ist eine Sonder-Umweltministerkonferenz geplant.
“Rentiert sich nach wenigen Jahren”
Die Frage von Photovoltaik spiele aber nicht nur bei Neubauten eine Rolle, man müsse auch Lösungen finden, wie bei Sanierungen umgegangen werde, erläuterte Lies. “Die eigene Dachfläche mit Photovoltaik zu belegen, lohnt sich immer. Dann erzeuge ich die Kilowattstunde Strom vielleicht für sechs oder sieben Cent, sonst müsste ich den Strom für nahezu 30 Cent einkaufen. Das rentiert sich nach wenigen Jahren und die Preise bleiben konstant.”
Diese Pflicht soll in Niedersachsen in einem überarbeiteten Klimagesetz enthalten sein, was laut Lies vor der Sommerpause vom Landtag beschlossen werden soll.
Erneuerbare Energien leicht rückläufig
Im Koalitionsvertrag der neuen Bundesregierung heißt es: “Alle geeigneten Dachflächen sollen künftig für die Solarenergie genutzt werden. Bei gewerblichen Neubauten soll dies verpflichtend, bei privaten Neubauten soll es die Regel werden.”
Nach Daten des Statistischen Bundesamtes kamen im dritten Quartal des Vorjahres 13,3 Prozent der in Deutschland erzeugten Strommenge aus Photovoltaik. Insgesamt lag der Anteil erneuerbarer Energien an der gesamten Stromeinspeisung mit 43,1 Prozent etwas unter dem Vorjahreszeitraum (43,9 Prozent).
Kritik an der Union
Mit Blick auf die Ampel-Koalition im Bund betonte Lies: “Wir haben bei der alten Regierung vor allem aufseiten des Bundeswirtschaftsministeriums starkes Bremsen erlebt beim Ausbau der erneuerbaren Energien, wie auch generell von der Union auf Bundesebene. Viele Themen waren in der bisherigen Konstellation so schlicht nicht umsetzbar.” Lesen Sie auch E-Auto auf dem Land: Das moderne Abenteuer beginnt – Teil 1
Weiter sagte der Minister: “Bei der Ampel merken wir es jetzt schon, dass wir nicht mehr darüber streiten, ob wir die erneuerbaren Energien stärker ausbauen müssen, sondern wie wir es gemeinsam hinkriegen. Das ist ein ganz anderer Geist der Zusammenarbeit.”
Nachhaltigkeit – Der Begriff ist in aller Munde. Doch was genau meinen wir, wenn wir von Nachhaltigkeit sprechen?
von Peter Wohlleben 15.12.2021, 12:30 Uhr Woher kommt der Begriff Nachhaltigkeit? Wer hat ihn definiert? Was ist wirklich sozial gerecht? Wieviel schlechte Nachrichten verträgt der Mensch? Über diese Fragen unterhalten sich Peter Wohlleben und die Autorin, Moderatorin und Influencerin Louisa Dellert
Der Begriff ist in aller Munde – mehr und mehr Menschen bekennen sich zu ihm. Doch was genau meinen wir, wenn wir von Nachhaltigkeit sprechen?
Der Impuls zur Nachhaltigkeit kam nicht von der Forstwirtschaft
Starten wir mit einem berühmten Werbezitat um ein Schweizer Kräuterbonbon: “Wer hat’s erfunden?” Im Falle der Nachhaltigkeit kam der Impuls nicht von der Forstwirtschaft (obwohl die sich die Idee gerne auf die Fahnen schreibt) – es war der Bergbau. Hans Carl von Carlowitz, ein sächsischer Berghauptmann, stellte wie viele Zeitgenossen des 18. Jahrhunderts fest, dass der Branche das so wichtige Holz auszugehen drohte.
Man brauchte es beispielsweise, um die weitverzweigten Stollen gegen Einsturz abzusichern. Von Carlowitz unternahm ausgedehnte Reisen in Europa und traf dort auf Menschen wie den Engländer John Evelyn, einen Gartenbauer, der schon vor von Carlowitz Abhandlungen über Baumanpflanzungen zur Verhinderung einer Rohstoffknappheit geschrieben hatte.
Mengennachhaltigkeit statt Erhalt von Ökosystemen
Unter den Eindrücken seiner Reisen verfasste der Berghauptmann dann sein Werk “Sylvicultura oeconomica”, den Grundstein der heutigen Forstwirtschaft in Deutschland, ja sogar weltweit.
Mit Ökologie hat das allerdings so wenig zu tun, als wollte man ein Maisfeld zu einer Insektenwiese adeln – nein, von Carlowitz führte vielmehr landwirtschaftliche Methoden im Wald ein.
Seither werden Bäume in Feldern angebaut, werden gepflegt und nach wenigen Jahrzehnten mehr oder weniger zeitgleich “geerntet”. Diese Plantagenwirtschaft wird bis heute auf großer Fläche betrieben. Aus damaliger Sicht war die Methode ein Fortschritt. Der Wald glich durch akkurate Gliederung in Abteilungen einem gut kontrollierbaren Vorratslager, aus dem nie mehr entnommen werden sollte als nachwuchs. Es ging also nicht um den Erhalt von Ökosystemen, sondern um eine reine Mengennachhaltigkeit. So etwas betreibt prinzipiell jeder Bauer auf seinem Feld: Jährlich wird in etwa die gleiche Menge an Feldfrüchten geerntet.
Eine moderne Definition von Nachhaltigkeit
Dieses Prinzip wurde bis heute im Wald eingehalten. Gelitten hat unter der Konzentration auf den Rohstoff Holz das Ökosystem. Wirklich alte Buchenwälder, einst in ganz Mittel- und Westeuropa dominierend, sind in Deutschland auf kümmerliche Reste von 0,3 Prozent der Waldfläche zusammengeschmolzen. Nachhaltig kann man das nicht nennen. Doch was wäre eine moderne Definition dieses so inflationär gebrauchten Begriffs? Sinngemäß hat man sich international auf Folgendes geeinigt: Das Ökosystem muss in seiner Funktion und Artenausstattung so an die folgende Generation übergeben werden, dass es mindestens dem Zustand entspricht, in dem wir es von unseren Eltern übergeben bekommen haben.
Schnell wird klar: Wirklich nachhaltig zu handeln ist in der heutigen Zeit, auf diesem Niveau des Lebensstandards, nicht möglich. Egal was wir tun, was wir produzieren oder verbrauchen: Es hinterlässt Spuren in der Umwelt, die sich nicht so schnell tilgen lassen. Trotzdem lohnt es sich, es wenigstens zu versuchen, und dabei mag die Einführung eines neuen Wortes helfen, denn neuerdings wird dem Begriff Nachhaltigkeit ein Adjektiv an die Seite gestellt: enkelgerecht. Und genau das sollte unser Handeln prägen: Es muss den künftigen Generationen eine lebenswerte Zukunft ermöglichen, einschließlich einer ausreichend großen, intakten Natur.
(25.12.21, WDR-COSMO) Wasteland Rebels – Der COSMO Nachhaltigkeits-Podcast
Der innere Schweinehund – wir kennen ihn alle. In dieser Folge sprechen Jessica und Shia, warum es es so schwer ist den Alltag nachhaltiger zu gestalten. Auch wenn wir eigentlich wissen, dass das eine gute und wichtige Sache ist. Und welche ersten konkreten Schritten bringen viel für den Klimaschutz? Und wir erfahren, wie Shia angefangen hat ihr Leben auf Zero-Waste und komplett nachhaltig umzukrempeln.
In dieser Folge beleuchten Hosts Jessi und Shia, warum es eigentlich so schwer ist, den eigenen Alltag nachhaltiger zu gestalten, obwohl wir doch wissen, dass es wichtig ist, wenn wir die schlimmsten Folgen des Klimawandels verhindern wollen. Audio starten, abbrechen mit Escape
Wie anfangen mit mehr Nachhaltigkeit im Alltag?
COSMO Wasteland Rebels – besser nachhaltig. 25.12.2021. 44:55 Min.. Verfügbar bis 25.12.2022. COSMO. Von Cengiz Tarhan.
Wie und wo fängt man am besten an, das eigene Leben nachhaltiger zu gestalten?
Ah, der innere Schweinehund – wir kennen ihn alle! Nicht umsonst heißt es: Aller Anfang ist schwer. Das bewahrheitet sich bei vielen Dingen, die wir uns vorknöpfen wollen – ein nachhaltigeres Leben ist da keine Ausnahme.
Selbstdisziplin ist nun wirklich nicht die Stärke von Shia. Im Gegenteil, sie ist Chaotin und oft eine ziemlich faule Socke. Trotzdem lebt sie seit über 7 Jahren Zero Waste und noch länger vegan. Wie das sein kann – das möchte Jessi in dieser Folge von Shia wissen.
Das Mindset scheint eine große Rolle zu spielen. Wenn wir defizitorientiert an die Sache gehen und immer nur sehen, was wir noch nicht können, verlieren wir schnell die Motivation. Shia vergleicht es wie das Erlernen einer Sprache – da erwarten wir doch auch nicht, direkt nach kurzer Zeit die Sprache fließend zu beherrschen. Jeder kleine Erfolg verdient es, gefeiert zu werden.
Dazu sprechen sie mit Psychologin Ellen Matthies von der Otto-von-Guericke-Universität und holen sich da auch noch mal viele Tipps, die helfen, das Ganze effizient anzugehen, sich bei Laune zu halten und den Spaßfaktor hochschrauben.
Am Südpol zerbricht momentan der riesige Thwaites-Gletscher. “Das Abschmelzen des Thwaites wird den gesamten Westantarktischen Eisschild empfindlicher machen”, sagt der Gletscher-Forscher Olaf Eisen. Der Prozess sei langsam, aber nicht mehr zu stoppen.
Der Thwaites-Gletscher in der Westantarktis wird oft auch „Doomsday-Glacier“ genannt, also „Weltuntergangs-Gletscher“. Der Grund: Er gilt als einer der für den Klimawandel gefährlichsten Gletscher. Sein weiteres Schicksal könnte unsere Welt dramatisch verändern. Nachdem erst im Frühjahr festgestellt worden war, dass der Gletscher schmilzt, kommt nun heraus: Der Prozess läuft deutlich schneller als ursprünglich gedacht. Die Details.
Wenn man das Weltklima und vor allem den Klimawandel betrachtet, sprechen Wissenschaftler oft von sogenannten „Kipp-Punkten“. Damit werden Elemente bezeichnet, die das Klima unwiderruflich verändern würden. Einer von ihnen ist der Thwaites-Gletscher in der Westantarktis. Der gigantische Gletscher ist etwa doppelt so groß wie Österreich und wirkt wie eine Barrikade für noch größere Eismassen. Zumindest noch. Denn Forscher befürchten, dass der wichtigste Schutzschild des Gletschers schon in den nächsten fünf Jahren abbrechen könnte.
Ein Forscherteam berichtete am Montag auf dem Jahrestreffen der Amerikanischen Verbands der Geophysiker (AGU), man habe im 45 Kilometer breiten „Ende“ des Gletschers, dort, wo das Eis auf das Meerwasser trifft, Risse entdeckt. Und diese Risse könnten, so die Forscher, die Geschwindigkeit des Zerfalls verdreifachen. Deswegen fürchten die Wissenschaftler, dass der Schutzschild innerhalb der nächsten drei bis fünf Jahre in Hunderte Eisberge zerfallen und komplett verschwinden könnte. Die Folgen wären verheerend.
Denn bricht der Schutzschild zusammen, ist der Gletscher dem Untergang geweiht. „Auf einmal würde das ganze Ding zusammenbrechen“, sagte Gletscherforscherin und Studienleiterin Erin Pettit von der University of Oregon.
Welchen Einfluss hat der Thwaites-Gletscher auf das Klima?
Das Problem: Das Zurückziehen des „Doomsday-Glaciers“, also „Weltuntergangs-Gletschers“, hätte dramatische Folgen für das gesamte Weltklima. Denn sollte das Schelfeis des Thwaites-Gletschers immer dünner werden, desto eher brechen auch größere Teile ab. Und je schneller diese abbrechen, desto schneller wird auch der Eisabfluss auf dem Festland. „Man kann sich das wie einen Korken auf einer Sektflasche vorstellen, der, wenn einmal geöffnet, den Weg für alles Nachkommende ebnet“, erklärt Dr. Johann Philipp Klages vom Alfred Wegener Institut im Gespräch mit TRAVELBOOK. Er ist Sedimentologe und befasst sich seit Jahren besonders mit den Gletschern in der Antarktis. Er betont, dass es sich bei dem Gletscher tatsächlich um einen Kipp-Punkt handelt.
Hinzu kommt, dass der Thwaites-Gletscher und der danebenliegende Pine-Island-Gletscher zusammen einen Großteil des antarktischen Eisschildes ausmachen. Gemeinsam sind sie mehrere Hundert Kilometer lang. Genau hier liegt die Gefahr: Denn beide Gletscher speichern gigantische Mengen Wasser. „Wir wissen aus der Vergangenheit, dass sich diese Gletscher schon mehrere Male dramatisch zurückgezogen haben. Sollte das wieder passieren, würden alleine diese beiden Gletscher für einen Anstieg des Meeresspiegels von etwa 1,5 Metern sorgen“, erklärt Klages. Das wäre aus heutiger Sicht global betrachtet nicht weniger als eine Katastrophe und würde zum Untergang von Metropolen auf der ganzen Welt führen.
Erst im Frühjahr kam die Wissenschaftlerin Anna Wåhlin von der Uni Göteborg in einem Bericht im wissenschaftlichen Magazin „Science Advances“ zu dem Ergebnis, dass die Unterseite des Thwaites-Gletschers deutlich stärker schmilzt als bisher angenommen. Das hatte eine Expedition von Wåhlin und ihrem Team zum Gletscher ergeben. Dort wurde ein Tauchroboter eingesetzt, der sowohl die Zunge als auch den Meeresboden untersuchen sollte.
Wie genau ist der Thwaites-Gletscher aufgebaut?
Wichtig zu wissen ist, dass die Zunge zwar über dem Wasser schwebt und somit bereits durch warme Zuflüsse angetaut wird. Der größte Teil des Gletschers liegt jedoch auf Festland. Das Problem ist allerdings, dass das Festland wiederum unterhalb des Meeresspiegels liegt. Dadurch sind die Eismassen sehr angreifbar. Bislang ging man zwar davon aus, dass die warmen Zuflüsse vom Ozean das aufliegende Gletschereis nur in kleinen Korridoren erreichen – doch das hat sich nun geändert.
Die Untersuchungen von Wåhlin und ihrem Team haben gezeigt, dass es sehr viel mehr unterirdische Tunnel und Täler gibt. Durch sie gelangt warmes Wasser auch zum Rest des Thwaites-Gletschers und lässt das darüberliegende Schelfeis ausdünnen. Wobei warm in diesem Fall relativ ist. „Die Wasser-Temperatur liegt bei circa 1 bis maximal 1,5 Grad Celsius. Für uns Menschen ist das kalt, doch es ist eben oberhalb des Gefrierpunkts von Salzwasser“, erklärt Klages. „Das warme Wasser war und ist aktuell in der Westantarktis der wichtigste Antrieb, warum die Gletscher sich zurückziehen.“
Die Zukunft des Gletschers ist ungewiss
Valide Aussagen, wann der Thwaites-Gletscher wirklich wegschmelzen wird, sind allerdings schwierig. „Wir können aktuell noch nicht sicher sagen, welche Dynamik überhaupt bei dem Gletscher zutrifft. Die Modelle, die wir haben, sind auch immer nur so gut, wie die verfügbaren Daten“, erklärt Klages, der vor allem Daten aus der erdgeschichtlichen Vergangenheit analysiert. Deswegen forsche man aktuell auch von deutscher Seite so intensiv an den Gletschern der Westantarktis. Er rechne allerdings fest damit, dass man in der Zukunft verlässliche geologische Beweise für ein komplettes Zusammenbrechen des westantarktischen Eisschildes finden werde.
Dennoch: Klages hält nicht viel davon, den Gletscher mit Adjektiven wie „gefährlich“ oder mit furchterregenden Spitznamen zu belegen. „Es handelt sich um einen ganz normalen Gletscher. Alleine die Bedingungen, die ihn umgeben, machen ihn besonders. Allerdings ja auch nur, weil sie dafür sorgen könnten, unsere angestammten Lebensräume zu verändern“, meint Klages. Das sollte jedoch Grund genug sein, diesen Prozess noch aufzuhalten. Es ist zu hoffen, dass dies noch gelingt.
Der riesige Thwaites-Gletscher in der Westantarktis verhindert, dass gewaltige Eismengen in den Ozean fließen. Doch Satellitenfotos beweisen: der Gletscher verliert viel Eis. Ein britisch-amerikanisches Forschungsteam warnt nun eindringlich vor den globalen Folgen
Forschende eines britisch-amerikanischen Projekts haben vor einem “dramatischen Wandel” an dem gigantischen Thwaites-Gletscher in der Antarktis infolge der Erderwärmung gewarnt. Bereits innerhalb von weniger als zehn Jahren könne ein auf dem Meer schwimmender Teil an der Vorderseite des Gletschers “zersplittern wie die Windschutzscheibe eines Autos”, warnte der leitende US-Glaziologe Ted Scambos von dem Projekt International Thwaites Glacier Collaboration (ITGC) im Gespräch mit der BBC. Sowohl veröffentlichte als auch noch unveröffentlichte Studien deuteten dies an, fuhr der Forscher fort. Grund dafür sei warmes Wasser, das unter den Gletscher gelange.
Menge an Eis, die der Thwaites-Gletscher verliert, hat sich in 30 Jahren verdoppelt
Der Thwaites-Gletscher steht unter Dauerbeobachtung der Wissenschaftler. Sie messen die Geschwindigkeit, in der das Eisfeld schmilzt. Die Menge an Eis, die den Gletscher verlässt, hat sich nach Angaben der Forscher in den vergangenen 30 Jahren verdoppelt.
Der Thwaites-Gletscher, der auch als “Doomsday Glacier” (Gletscher des jüngsten Gerichts) bezeichnet wird, liegt in dem als Marie-Byrd-Land bezeichneten westlichen Teil der Antarktis. Das Eisfeld erstreckt sich über eine Fläche von der Größe des US-Bundesstaats Florida.
Sollte das gesamte Eis im Einzugsgebiet des Gletschers eines Tages schmelzen, würde das den Meeresspiegel um bis zu 65 Zentimeter steigen lassen, wie die BBC berichtete. Mit diesem Szenario, auf das sich die Bezeichnung mit dem jüngsten Gericht bezieht, wird aber erst in mehreren Jahrhunderten gerechnet.
Forschende haben auf der Unterseite des Thwaites-Gletschers in der Antarktis Warmwasserströme entdeckt. Das könnte enormen Gefahren für das Klima bedeuten.
Antarktis – In wissenschaftlichen Kreisen wurde der Thwaites-Gletscher in der Antarktis bereits „Weltuntergangs-Gletscher“ getauft. Zusammen mit dem Pines-Gletscher hält er in der Westantarktis die Eismassen vom Südpazifik ab. Wenn er dies einmal nicht mehr schafft, wird der Meeresspiegel noch viel schneller ansteigen als bislang.
Nach Angaben des Online-Wissenschaftsportal spektrum.de hat die Wissenschaftlerin Karen Heywood von der University of East Anglia erstmals die Unterseite des Gletschers erforscht. Das Ergebnis ihrer Expedition teilte sie in der Zeitschrift Science Advances mit. Die neuen Daten belegen: Um den Gletscher steht es schlimmer als gedacht.
Während ihrer Expedition setzte das Team um Heyword einen eigenständig tauchenden Roboter ein. Die gesammelten Informationen offenbarten, dass Warmwasserströme auf der Unterseite des Thwaites-Gletschers verlaufen. Diese sorgen derzeit dafür, dass der Gletscher von unten ausgehöhlt wird. Daher sei es gut möglich, dass der Teil des Eises, der den Meeresboden berührt, immer weniger wird. Der gesamte Gletscher schiebt sich in Richtung Festland. Das beschleunigt den Schmelzvorgang zusätzlich, da immer neue Bereiche dem Warmwasser ausgesetzt werden.
Name
Thwaites-Gletscher
Standort
Im westantarktischen Marie-Byrd-Land
Größe
Rund 192.000 km² (Stand: 2010)
Besonderheiten
Der Gletscher liegt in einer Gegend mit erhöhter vulkanischer Aktivität.
Unter dem Gletscher fand der eingesetzte Tauchroboter drei Warmwasserkanäle, darunter ein noch komplett Unbekannter. In einem der drei Kanäle stellten die Wissenschaftler:innen eine Wärmeenergie von etwa 0,9 Terrawatt fest. Diese Energie schmelze jährlich über 75 Kubikkilometer Eis – Mehr als 25 mal so viel wie Wasser im Starnberger See.
Video: Schneller als je zuvor – die Gletscher der Welt schmelzen
Weltuntergangs-Gletscher in der Antarktis: Katastrophaler Anstieg des Meeresspiegels?
Die Wissenschaftler stellten zudem fest, dass eine große Menge des warmen Wassers an den Stellen fließe, an denen der Gletscher noch auf dem Meeresboden steht. Durch das schmelzende Eis verliere der Gletscher an Gleichgewicht und Stabilität. Das führt wiederum zu einem schnelleren Schmelzen.
Wenn der Gletscher auseinanderbreche, würden die Eismassen dahinter frei ins Meer treiben. Dies würde zu einem viel zu schnellen Anstieg des Meeresspiegels führen und katastrophale Auswirkungen auf das Klima der Welt haben. Derzeit sorgt das Schmelzen der Gletscher in der Westantarktis für rund zehn Prozent des weltweit steigenden Meeresspiegels. Allein 40 Prozent davon ist auf den Thwaites-Gletschers zurückzuführen. Das Wetter in Deutschland* hat sich in den letzten Jahren schon aufgrund des Klimawandels verändert. Die Winter werden milder und die Sommer immer wärmer. (ebb) *hna.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA
Deutschland reißt die 1,5-Grad-Grenze und verpulvert viel zu schnell sein CO2-Budget. Was das bedeutet, und wie sich die Politik jetzt Emissionen schön rechnet. Ruth Ciesinger
SPD, Grüne, FDP und Union – sie haben sich im Wahlkampf demonstrativ zum 1,5-Grad-Ziel bekannt. Und jetzt? Bisher bringen auch die Pläne der Ampel bei weitem nicht so schnell CO2-Neutralität, wie Deutschland sie nach dem Pariser Klimaabkommen erreichen müsste. „Wir schaffen die Klimaziele nicht annähernd“, sagt Klimaphysiker Wolfgang Lucht. https://cdn.podigee.com/podcast-player/podigee-podcast-player.html?id=pdg-aa36757&iframeMode=script
Wenn die Menschheit mit einer Zwei-Drittel-Wahrscheinlichkeit die Erderwärmung auf 1,5 Grad begrenzen will, bleibt Ihr aktuell ein CO2-Budget von rund 320 Gigatonnen, das noch in die Atmosphäre verheizt werden kann. Wenn nicht drastisch gegengesteuert wird, das ergeben die Berechnungen des Weltklimarates, dann ist das Budget in etwas mehr als sieben Jahren aufgebraucht.
Aber wie lässt sich so ein globales CO2-Budget eigentlich so leicht errechnen? Warum ist es ungleich schwerer, einen gerechten Verteilungsmaßstab für die einzelnen Staaten zu finden? Mit was für Tricks rechnet die Politik jetzt Emissionen schön? Um diese Fragen und mehr geht es in dieser Gradmesser-Folge mit Professor Wolfgang Lucht, Leiter der Abteilung für Erdsystemanalyse am Potsdamer Institut für Klimafolgenforschung und Mitglied des Sachverständigenrats für Umweltfragen.
Spannend außerdem: Wenn Menschen wissen, worum es in der Klimakrise wirklich geht, dann sind sie zu deutlich größeren Einschränkungen bereit, das hat Wolfgang Lucht bei seiner Begleitung des Bürgerrates Klima gemerkt. „Da geht noch viel mehr“, sagt er. Doch die Regierung muss vorher erstmal ehrlich sein.