Betriebskonzept für die Markthalle im “Haus des Wissens” in Zeiten des Klimawandels

Klimanotstandsbrief

Ein offener Brief des Bochumer Klimaschutzbündnisses

an den Oberbürgermeister der Stadt Bochum
sowie die im Rat vertretenen Parteien zum

Betriebskonzept für die
Markthalle im “Haus des Wissens”
in Zeiten des Klimawandels

Sehr geehrter Herr Eiskirch,
sehr geehrte Damen und Herren,

aus aktuellem Anlass möchten wir uns in Ergänzung unseres Klimanotstandsbriefs vom 16.2.2020 nochmals zu Wort melden.

Die Beschlussvorlage Nr. 20200932 sowie die zugehörige Präsentation haben wir uns vor dem Hintergrund des mit Ratsbeschluss vom 6.6.2019 ausgerufenen Klimanotstands und der daraus resultierenden Vorgaben für die Verwaltungsarbeit durchgesehen und geben dazu folgendes zu Bedenken:

Wäre für die Markthalle nicht eine klare und zukunftsgerichtete Aufgabenstellung von Nöten?

Anders als nach der Überschrift „Definition der Arbeitsaufgabe I und II“ zu erwarten, findet sich dort leider keine Aufgabenbeschreibung oder Definition. Es werden lediglich unsystematisch ein paar Merkmale genannt, die nicht neu sind.

Hätte man hier nicht zuerst eine zeitgemäße, das heißt zukunftsfähige Aufgabenstellung erwarten dürfen, die auch auf einer Analyse der komplexen Anforderungen, wie sie sich aus dem Klimanotstandsbeschluss ergeben, fußt?

Könnte die Markthalle nicht weit mehr als nur eine „Doppelfunktion“ wahrnehmen?

Soweit eine Doppelfunktion der Markthalle als „Erlebniseinkaufsort“ und als „gesellschaftlicher Begegnungsort“ aufgerufen wird bedauern wir, dass das Konzept hier nicht viel mehr in die Tiefe und Breite geht: denn neben den Funktionen ERLEBEN, EINKAUFEN und BEGEGNUNG drängen sich doch die Funktionen des ERFAHRENS und daraus resultierenden LERNENS geradezu auf. Wo sonst, als in einer Markthalle eines „Hauses des Wissens“ sollte eine solche breite Aufstellung zum Konzept werden?

Und was ist eigentlich mit einem „Erlebniseinkaufsort“ gemeint?

Ist hiermit ein Ort mit maximalen Umsatz- und Gewinnmöglichkeiten für den Handel gemeint, mit maximalen Verkaufsflächen und einer rein betriebswirtschaftlichen Optimierung, der ein exklusives Warenangebot für wenige exklusive Zielgruppen bereithält?

Oder ist ein Ort gemeint, an dem nachhaltig, fair, gesund und regional erzeugte Produkte und ohne Tierleid erzeugte Fleischwaren und Fische verkauft und zubereitet werden? An Marktständen aus nachhaltig und ökologisch hergestellten Materialien mit ebensolchen Sitzgelegenheiten für die Besucher*innen? Mit Präsentationsflächen, an denen sich die Konsument*innen multimedial informieren und einen sinnlich-anschaulichen Erfahrungszugewinn erhalten. An dem Universität, Stadtbücherei und VHS auf entsprechende Angebote hinweisen können oder temporäre Ausstellungen zur Ernährung gezeigt werden.

Ist ein Ort gemeint, an dem demonstriert wird, dass beim Einkauf der Zwischenmahlzeit oder des kleinen Mittagessens nicht zwangsläufig Müll anfallen muss? Ein Ort an dem vielmehr erfahrbar wird, dass Verpackung kompostierbar sein kann und der Imbiss ebenso auf mitgebrachtem Mehrweggeschirr portioniert werden kann?

Ist ein Erlebniseinkaufsort gemeint, an dem ein Wohlfühlklima herrscht, ohne dass in den immer länger währenden Hitzeperioden die gesamte Halle energieintensiv gekühlt werden muss und ein von einer Klimaanlage erzeugter Kaltluftstrom durch die Markthalle zieht? Vermeidet die Gebäudehülle durch eine erlebbare passive Konzeption die sommerliche Aufheizung? Ist in diesem Kontext z.B. an vertikale Begrünung der Innenwände gedacht?

Erfüllt dieser „Erlebniseinkaufsort“ die Voraussetzungen für Muße und Verweilen durch eine durchdachte Grundrissgestaltung und Materialwahl? Oder wird es womöglich ein Ort voller Lärm, der keine Gespräche zulässt?

Wirtschaftlichkeit und Erfolg sollen her, aber was bedeutet das in unserer heutigen Zeit?

Der Fokus des Betriebskonzeptes der Markthalle soll auf einer „Erfolgsstrategie“ und auf „Wirtschaftlichkeit“ für alle Beteiligten beruhen, ohne dass diese Begriffe näher erläutert werden.

Wäre es aber nicht vordringliche Aufgabe dieser Konzeption, die Begriffe „Erfolg“ und „Wirtschaftlichkeit“ im Kontext eines umfassenden Nachhaltigkeitsansatzes mit Leben zu erfüllen? Die Beschränkung auf herkömmliche ökonomische Teilaspekte und eine überwiegend betriebswirtschaftliche Sichtweise wird scheitern und dient den Menschen weder heute noch in Zukunft. Wir sind überzeugt, langfristig erfolgreich können nur Konzepte sein, die nachhaltig in einem umfassenden Sinne aufgestellt sind, so wie es auch in dem bekannten Nachhaltigkeitsdreieck zum Ausdruck kommt.

Was sind die Voraussetzungen für einen „gesellschaftlichen Begegnungsort“?

Bochum ist stolz auf die Diversität seiner Bevölkerung. Wird die Markthalle ein Ort werden, an dem sich die Bochumer*innen Zuhause fühlen, an dem sich unsere diverse Stadtgesellschaft widerspiegelt? Können sich alle Bevölkerungsgruppen eingeladen fühlen und was braucht es dafür? Die Analyse der „historischen Funktion“ der Markthallen könnte hierfür wesentlichen Input und Anregungen geben, tut dies aber leider genau nicht.

Erhält der Markt eine „Architektonisch einmalige Verkaufsumgebung“?

Hier stellt sich wieder die Frage, was darunter zu verstehen ist und ob diese durch die dargestellte Bauweise des prämierten Wettbewerbsentwurfs erreicht wird? Ebenso ist die Frage, inwieweit dieser Entwurf die vom Betriebskonzept gewünschte „Authentizität“ vermitteln kann.

Als gelungenes Beispiel für eine nachhaltige zeitgemäße Architektur kann vielleicht die mit dem Deutschen Nachhaltigkeitspreis ausgezeichnete „Alnatura Arbeitswelt“ in Darmstadt genannt werden.

Brauchen wir vordringlich einen „Produktinszenierungsstandort“?

Auch unter den qualitativen Zielvorstellungen findet sich kein Ansatz für einen spannenden zukunftsfähigen Markt: man will „einer der besten Einkaufsorte für frische Qualitätslebensmittel zu vernünftigen Preisen in der Region“ werden, sagt aber weder wie das geschehen soll noch was genau man unter „Qualität“ versteht. Frische und „Qualität“ im herkömmlichen Sinn sowie „vernünftige“ Preise lassen sich auf jedem Wochenmarkt finden.

Erreichbarkeit in einem 20-Minuten-PKW-Radius?

Tatsächlich ist die zentrale Lage des HdW dermaßen vorteilhaft, dass die Erreichbarkeit für den gesamten Einzugsbereich ohne weiteres umweltfreundlich möglich ist, zumal das Betriebskonzept die Markthalle schwerpunktmäßig als einen „Taschenkunden-Standort“ identifiziert. Zukunftsorientiert kann nur die Prüfung der Erreichbarkeit unter den Aspekten: Anbindung an die DB, Straßenbahn und Bus sowie Radverkehr sein. Wären dann aber nicht auch bewachte (Lasten-) Fahrradstellplätze, Ladestationen usw. in angemessener Größenordnung vorzusehen und in das Betriebskonzept aufzunehmen?

Trauriges Fazit: Ein Konzept von vorgestern!

Die geplante Markthalle bietet wertvolle Chancen für einen wirklich außergewöhnlichen Ort und für Angebote, die tatsächlich einzigartig sein könnten. Das vorgelegte Betriebskonzept bleibt aber weit hinter den sich bietenden Möglichkeiten zurück, wirkt durchschnittlich, ideenlos und unambitioniert. Die Chancen, die sich aus den neuen Anforderungen des Klimawandels und dringend notwendiger Konsequenzen für unser Konsumverhalten ergeben, werden nicht ansatzweise aufgegriffen. Die Worte Klima, regionale und ökologische Landwirtschaft, biologische Landwirtschaft und Tierhaltung, Fairer Handel (fair trade) oder Müllvermeidung sucht man in diesem Betriebskonzept vergebens.

Der gesamte Text ist zudem, bis auf vereinzelte Ausnahmen, im generischen Maskulin formuliert. Internationale Studien verweisen aber auf einen engen Zusammenhang zwischen einer gendergerechten Sprache und Erfolgen in der Erreichung von Klimazielen (UBA Texte 23/2018). Das bedeutet, auch Gendergerechtigkeit würde uns in der Klimakrise weiterhelfen!

Mit anderen Worten: Politik und Öffentlichkeit wurde hier ein Konzept von vorgestern vorgelegt, das weder die hochgesteckten Erwartungen, die an dieses Strategie-2030-Projekt zu stellen sind, erfüllt, noch wurde hier in irgendeiner Weise der Ratsbeschluss zum Klimanotstand umgesetzt, in dem es bekanntlich heißt:

Die Kommune wird die Auswirkungen auf das Klima sowie die ökologische, gesellschaftliche und ökonomische Nachhaltigkeit bei jeglichen davon betroffenen Entscheidungen berücksichtigen und wenn immer möglich jene Entscheidungen prioritär behandeln, welche den Klimawandel oder dessen Folgen abschwächen.“

Bochum, den 22. April 2020

Gez.:
Ihre Bürger*innen des Bochumer Klimaschutzbündnisses (www.BoKlima.de)
c/o Dr. I. Franke (Sprecher von BoKlima)
AkU e.V., Alsenstraße 27, 44789 Bochum
Mailkontakt: boklima@boklima.de
Homepage: www.BoKlima.de (im Aufbau)


Original-Dateien

Presse Reaktionen

Betriebskonzept für die Markthalle im “Haus des Wissens” in Zeiten des Klimawandels (3.KNB)

3. KBN – (22.04.20) Betriebskonzept für die Markthalle im “Haus des Wissens” in Zeiten des Klimawandels

Klimanotstandsbrief Ein offener Brief des Bochumer Klimaschutzbündnisses
an den Oberbürgermeister der Stadt Bochum sowie die im Rat vertretenen Parteien zum
Betriebskonzept für die Markthalle im “Haus des Wissens” in Zeiten des Klimawandels

Sehr geehrter Herr Eiskirch,
sehr geehrte Damen und Herren,

aus aktuellem Anlass möchten wir uns in Ergänzung unseres Klimanotstandsbriecs vom 16.2.2020 nochmals zu Wort melden.
Die Beschlussvorlage Nr. 20200932 sowie die zugehörige Präsentation haben wir uns vor dem Hintergrund des mit Ratsbeschluss vom 6.6.2019 ausgerucenen Klimanotstands und der daraus resultierenden Vorgaben für die Verwaltungsarbeit durchgesehen und geben dazu
folgendes zu Bedenken:

Wäre für die Markthalle nicht eine klare und zukunftsgerichtete Aufgabenstel-
lung von Nöten?
Anders als nach der Überschrict „Decinition der Arbeitsaucgabe I und II“ zu erwarten, cindet
sich dort leider keine Aucgabenbeschreibung oder Decinition. Es werden lediglich
unsystematisch ein paar Merkmale genannt, die nicht neu sind.
Hätte man hier nicht zuerst eine zeitgemäße, das heißt zukunctscähige Aucgabenstellung
erwarten dürcen, die auch auc einer Analyse der komplexen Ancorderungen, wie sie sich aus
dem Klimanotstandsbeschluss ergeben, cußt?
Könnte die Markthalle nicht weit mehr als nur eine „Doppelfunktion“ wahrneh-
men?
Soweit eine Doppelcunktion der Markthalle als „Erlebniseinkaucsort“ und als
„gesellschactlicher Begegnungsort“ aucgerucen wird bedauern wir, dass das Konzept hier
nicht viel mehr in die Tiece und Breite geht: denn neben den Funktionen ERLEBEN,
EINKAUFEN und BEGEGNUNG drängen sich doch die Funktionen des ERFAHRENS und
daraus resultierenden LERNENS geradezu auc. Wo sonst, als in einer Markthalle eines
„Hauses des Wissens“ sollte eine solche breite Aucstellung zum Konzept werden?

Bochumer Klimaschutzbündnis – Offener Brief zum HdW – N01 2020
2020-04-22
Landwirtschaft,
dwirtschaft, biologische Landwirtschaft und Tierhaltung, Fairer Handel (fair trade) oder
Müllvermeidung sucht man in diesem Betriebskonzept vergebens.
Der gesamte Text ist zudem, bis auc vereinzelte Ausnahmen, im generischen Maskulin cormu-
corm
liert. Internationale
ionale Studien verweisen aber auc einen engen Zusammenhang zwischen einer
gendergerechten Sprache und Ercolgen in der Erreichung von Klimazielen (UBA Texte
23/2018). Das bedeutet, , auch Gendergerechtigkeit würde uns in der Klimakrise weiterhelcen!
weiterhelcen
Mit anderen Worten: Politik und Öccentlichkeit wurde hier ein Konzept von vorgestern
vorgelegt, das weder die hochgesteckten Erwartungen,
Erwartungen die an dieses Strategie-2030-Projekt
Strategie
zu
stellen sind, ercüllt, , noch wurde hier in irgendeiner Weise
eise der Ratsbeschluss zum
Klimanotstand
otstand umgesetzt, in dem es bekanntlich heißt:
„Die Kommune wird die Auswirkungen auf das Klima sowie die ökologische,
gesellschaftliche und ökonomische Nachhaltigkeit bei jeglichen davon betroffenen
Entscheidungen berücksichtigen und wenn immer möglich jene Entscheidungen prioritär
behandeln, welche den Klimawandel oder dessen Folgen abschwächen.“
Bochum, den 22. April 2020
Gez.:
Ihre Bürger*innen des Bochumer Klimaschutzbündnisses (www.BoKlima.de)
c/o Dr. I. Franke (Sprecher von BoKlima)
AkU e.V., Alsenstraße
enstraße 27, 44789 Bochum
Mailkontakt: boklima@boklima.de
Homepage:
www.BoKlima.de (im Aucbau)

Infos zum Haus des Wissens aus dem RIS

20200406_Präsentation_Betriebskonzept_Markthalle_Bochum 921 KB

Hierzu siehe dann auch den weiteren Offenen Brief

Klimaschutzkonzept – Anfrage an den Rat

Die AG Klimanotstand des BoKlimas verfolgt seit Ende letzten Jahres aufmerksam alle Geschehnisse rund um den Klimanotstand in Beschlüssen des Rates der Stadt Bochum und seiner Gremien.

Die neuste Entwicklung wurde durch die Frakion FDP & Die Stadtgestalter angeregt. Sie stellten eine Anfrage (Vorlage 20200791) (am 12.03.20) an die Verwaltung der Stadt Bochum mit 18 Fragen zu der Umsetzung,  Kosten, CO2-Minderung, Klimaneutralität und Allgemeines zu den Bochumer Klimaschutzkonzepten und deren gesteigerte Dringlichkeit durch den Klimanotstand.

Bisher gab es noch keine Antwort der Verwaltung.

Das BoKlima verfolgt die weitere Entwicklung und erwartet gespannt die Antwort der Verwaltung.

Link zur Anfrage im Ratsinformationssystem: https://session.bochum.de/bi/vo0050.asp?__kvonr=7076968

(von Steffen)

HdW: Projektbüro an BoKlima (03.04.20)

Betreff: Antw: Offener Klimanotstandsbrief zum Haus des Wissens

Sehr geehrter Herr Franke,
vielen Dank fürs Nachhorchen.
Der Stand des Vergabeverfahrens lässt im Moment viele Antworten noch nicht zu. Vieles wird erst in den kommenden Monaten detailliert geplant. Daher wollten wir uns ja sehr gerne mit Ihnen und Ihren Mitstreiter*innen treffen, um uns persönlich oder per ViKo auszutauschen. Wir wollten uns gegenseitig auf den Stand setzen, welche Ideen und Konzepte wir haben – vieles ist umfassender als in Ihren Fragen angedeutet. Leider haben Sie dies abgelehnt. Unser Angebot steht weiter.
Ich werde Ihnen zudem die Antworten auf Ihre Fragen in der kommenden Woche zukommen lassen.

Vorab aber schon einmal zu ihrem Kernvorschlag: Das geplante „Haus des Wissens“ bietet die besondere Chance für die Stadt Bochum, ihre Angebote als Stadt des Wissens begehbar und erlebbar zu machen. Wissen der Zukunft umfasst selstverständlich das Thema Nachhaltigkeit in all seinen Facetten. Es wird also, wie schon einmal beschrieben, inhaltlich sehr stark gespielt werden und erlebbar sein. Es wird konzeptionell aber mehr sein als ein reines Klimahaus.

Beste Grüße ein schönes Wochenende und bleiben Sie gesund!
Britta Freis

HdW: BoKlima an Projektbüro (02.04.20)

Sehr geehrte Frau Dr. Freis,  

wir kommen zurück auf Ihre freundliche Mail vom 27.2.2020 und möchten uns heute mit unserem Anliegen nochmals in Erinnerung bringen. 
Hatten Sie zwischenzeitlich Gelegenheit zu unserem Kernvorschlag eine Haltung zu gewinnen? Wir gaben zu bedenken:  

“Was liegt eigentlich näher, als dass ein in Zeiten des Klimawandels entstehendes „Haus des Wissens“ eben selbst Ausdruck und Träger desjenigen Wissens wird, das wir jetzt und in Zukunft so dringend benötigen? Denn vor dem Wissen steht das Erlernen und dieses erwächst aus dem Erleben!”  

Bedauerlicherweise sucht man in den öffentlich zugänglichen Quellen zum “Haus des Wissens” vergeblich nach substanziellen Ansätzen zu Klimaschutz und Klimaanpassung. Dies divergiert zum Tenor Ihrer o.g. Mail, in der Sie die “Durchdringung sozialer, ökologischer und ökonomischer Fragen”, kurz die Behandlung der Nachhaltigkeit in einem umfassenden Sinne, versichern. Welche Ergebnisse liegen dazu vor, wann dürfen wir mit den erbetenen aussagekräftigen Informationen rechnen?

Dabei möchten wir nicht versäumen Ihnen unsere in 10 Punkten formulierten Fragen zum HdW in Erinnerung zu rufen.  

Wir verbleiben in der Hoffnung auf gehaltvolle Antworten sowie mit freundlichen Grüßen  
Ihre Bürger*innen des Bochumer Klimaschutzbündnisses (www.BoKlima.de)
(Sprecher von BoKlima)

2. KlimaNotStandsBrief – ÖPNV

Klimanotstandsbrief

Ein offener Brief des Bochumer Klimaschutzbündnisses

an den Oberbürgermeister der Stadt Bochum
sowie die im Rat vertretenen Parteien

Die Ausrufung des Klimanotstandes am 6. Juni des vergangenen Jahres war und ist eine richtige politische Entscheidung. Denn insbesondere die Industriestaaten und jede Ihrer Kommunen, jeder Betrieb und jede*r dort lebende Bürger*in tragen für unsere Umwelt eine besondere Verantwortung. Mit dem Beschluss erkennen Sie die Verantwortung unserer Stadt an, so wie wir mit der Gründung des Bochumer Klimaschutzbündnisses unsere Verantwortung als Bürgerinnen und Bürger wahrnehmen werden.

Mit Ihrer Resolution haben Sie den Bochumerinnen und Bochumern folgendes zugesagt:

Die Kommune wird die Auswirkungen auf das Klima sowie die ökologische, gesellschaftliche und ökonomische Nachhaltigkeit bei jeglichen davon betroffenen Entscheidungen berücksichtigen und wenn immer möglich jene Entscheidungen prioritär behandeln, welche den Klimawandel oder dessen Folgen abschwächen.“

Wir begreifen diese Resolution als Startschuss für die dringend notwendige Beschleunigung aller diesbezüglichen städtischen Bemühungen und als Basis sämtlicher städtischen Aktivitäten, natürlich auch der in der Bochum Strategie 2030 angesiedelten Projekte.

Bloße Schritte in die richtige Richtung genügen längst nicht mehr. Wirkungsmächtige Maßnahmen gegen den Klimanotstand und für Klimaschutz und Klimaanpassung müssen her! Diese sind kein Ballast, sondern bieten vielmehr die Chance für Innovationen, einen nachhaltigen Umgang mit öffentlichem Raum, eine hohe Identifikation und positive Erlebbarkeit von Stadt als Ort der Begegnung. Gebaute Räume, Mobilität und Versorgung unter der Maßgabe von Klimaschutz und Klimaanpassung bieten die Chance aktiv zur Verbesserung der Lebensqualität aller Bochumer*innen beizutragen.

Mobilität gegen den Klimanotstand“

Sehr geehrter Herr Eiskirch,
sehr geehrte Damen und Herren,

seit dem 15. Dezember hat Bochum mit dem „Netz 2020“ den Bus- und Straßenbahnverkehr komplett neu geordnet. Durch neue Straßenbahnen und Busse, die Erhöhung der Kilometerleistung um 7,5 Prozent und die Neueinstellung von 120 FahrerInnen ist Bochum erste Schritte in Richtung Umstieg vom Auto auf den ÖPNV gegangen.

Sie haben in einem Interview mit dem WDR gesagt, dass jeder das Gefühl habe, „im öffentlichen Straßenraum gehört mir ein Parkplatz.“ „Das ist natürlich Quatsch“ entgegnen Sie. Die Stadt Wien hat schon vor vielen Jahren die Preise für Parkhäuser und Anwohnerparken deutlich erhöht und Kurzparkzonen im Zentrum eingeführt. Von dem Erlös wurden Busse und Bahnen ausgebaut und schließlich das 365-€-Jahresticket eingeführt.
Müssen aus Ihrer Sicht auch in Bochum die Preise für das Parken erhöht werden und mit den Einnahmen der klimafreundliche ÖPNV attraktiver gemacht werden?

Bochum ist keine isolierte Metropole wie London oder Oslo und kann nicht erfolgreich eine Citymaut einführen. Aber in enger Abstimmung mit allen Städten des Ruhrgebiets könnte gemeinsam der motorisierte Individualverkehr begrenzt und klimaverträglicherer Verkehr mit Bus, Bahn, dem Fahrrad oder zu Fuß gefördert werden.
Werden Sie Ihre Oberbürgermeisterkolleg*innen zusammenholen, um geeignete Maßnahmen für die Verkehrswende im Ruhrgebiet miteinander abzustimmen und gemeinsam einzuführen?

Die Zahl der Jobtickets nimmt deutlich ab, besonders große Unternehmen profitieren kostenlos von einem guten Netz für Bus und Bahn.
### (TB) die Aussage finde ich ungluecklich formuliert
### (TB) … irgendwie gerade Unternehmen und deren Mitarbeite profotiren von nem JobTicket — auch noch nicht gut .
Werden sie sich dafür einsetzen, dass günstige Jobtickets bei der Stadt Bochum und anderen Arbeitgebern in Bochum eine Renaissance erleben?

Auf der 4. Bochumer Investorenkonferenz äußerte sich Bochums Stadtbaurat Dr. Markus Bradtke zum Thema klimafreundliche Verkehrsmittelwahl. In einer Pressemitteilung der Stadt Bochum (25.02.2020) heißt es dazu: „Die allermeisten Bürgerinnen und Bürger seien durchaus bereit, vom Auto auf den ÖPNV, Fahrrad- oder Fußwege zu wechseln – wenn ihnen ein flexibles, leicht zugängliches Alternativ-Angebot gemacht werde.“
Wie plant die Stadt Bochum sicherzustellen, dass um- oder neugebaute Immobilien für Fußgänger, Radfahrer und Bus- und Bahn-Nutzer*innen gut erschlossen werden? Können Einzelhändler*innen, die mit Bus und Bahn anreisenden Kund*innen einen Teil des Tickets erstatten, mit einer Förderung durch die Stadt Bochum rechnen?

Die BOGESTRA hat erfolgreich einige Spezialtickets eingeführt. Sie gibt in den Abendstunden für bestimmte Umstiege von der Straßenbahn auf den Bus Anschlussgarantien für ihre Kund*innen.
Planen Sie, das für den ganzen VRR-Bereich angebotene Bärenticket zu einem günstigerem Abopreis nur für den Geltungsraum Bochum anzubieten? Gibt es Überlegungen, auch zwischen verschiedenen Buslinien abends eine Anschlussgarantie zu geben?

Wir sehen Ihrer Antwort hoffnungsvoll entgegen.

Die ÖPNV-Gruppe von BO-Klima