Fridays for Future: Netzstreik und Kunstaktion für den Klimaschutz

hier das gesamte Video der zentralen Aktion (via youtube.com)


Bochum for Future Film via bo-alternativ.de


Die Proteste von Fridays for Future in Berlin und Brandenburg sollen auch in Corona-Zeiten sichtbar sein – mit wenigen Teilnehmern vor dem Bundestag. In Pocket speichern vorlesen Druckansicht Kommentare lesen 156 Beiträge

vollständig bei heise.de (24.04.2020 09:02 Uhr )

An den weltweiten Klimaprotesten der Fridays-for-Future-Bewegung (FFF) wollen an diesem Freitag auch zahlreiche Berliner teilnehmen. In Berlin ist eine große Kunstaktion geplant. So wolle man der Klimakrise trotz der Corona-Pandemie eine Plattform geben, sagte der Berliner FFF-Sprecher Quang Paasch.

Seit Anfang März organisiert FFF laut eigenen Angaben in Deutschland zwar keine Streiks mehr, setzt dafür aber verstärkt auf Online-Inhalte, um auf die Umweltprobleme aufmerksam zu machen. In Berlin soll anlässlich des fünften globalen Klimastreiks am Freitag (ab 10.30 Uhr) nun auch außerhalb des Internets eine Protestaktion stattfinden – auf der Wiese vor dem Bundestag.

“Rund 70 Ortsgruppen aus ganz Deutschland haben ihre gesammelten Plakate und Schilder nach Berlin geschickt, die an diesem symbolträchtigen Ort zusammengestellt werden”, sagte Paasch. Damit dieser Protest stattfinden könne, müssten alle Infektionsschutzmaßnahmen eingehalten werden. Vor Ort dürften daher nur 20 Menschen die Versammlung aktiv begleiten, hieß es.

Auch der Brandenburger Zweig will seinen Protest sichtbar machen. Unter anderem sei eine Aktion in Neuruppin geplant, bei der Banner aus Fenstern in der ganzen Stadt gehängt werden. Bereits am Donnerstagabend sollte in Potsdam eine Aktion der Aktivisten von Fridays for Future Potsdam und Extinction Rebellion stattfinden. Dazu sollten Statuen als Demonstrationsteilnehmer mit Plakaten geschmückt werden, erklärte Potsdams FFF-Sprecher Jaro Abraha

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Betriebskonzept für die Markthalle im “Haus des Wissens” in Zeiten des Klimawandels

Klimanotstandsbrief

Ein offener Brief des Bochumer Klimaschutzbündnisses

an den Oberbürgermeister der Stadt Bochum
sowie die im Rat vertretenen Parteien zum

Betriebskonzept für die
Markthalle im “Haus des Wissens”
in Zeiten des Klimawandels

Sehr geehrter Herr Eiskirch,
sehr geehrte Damen und Herren,

aus aktuellem Anlass möchten wir uns in Ergänzung unseres Klimanotstandsbriefs vom 16.2.2020 nochmals zu Wort melden.

Die Beschlussvorlage Nr. 20200932 sowie die zugehörige Präsentation haben wir uns vor dem Hintergrund des mit Ratsbeschluss vom 6.6.2019 ausgerufenen Klimanotstands und der daraus resultierenden Vorgaben für die Verwaltungsarbeit durchgesehen und geben dazu folgendes zu Bedenken:

Wäre für die Markthalle nicht eine klare und zukunftsgerichtete Aufgabenstellung von Nöten?

Anders als nach der Überschrift „Definition der Arbeitsaufgabe I und II“ zu erwarten, findet sich dort leider keine Aufgabenbeschreibung oder Definition. Es werden lediglich unsystematisch ein paar Merkmale genannt, die nicht neu sind.

Hätte man hier nicht zuerst eine zeitgemäße, das heißt zukunftsfähige Aufgabenstellung erwarten dürfen, die auch auf einer Analyse der komplexen Anforderungen, wie sie sich aus dem Klimanotstandsbeschluss ergeben, fußt?

Könnte die Markthalle nicht weit mehr als nur eine „Doppelfunktion“ wahrnehmen?

Soweit eine Doppelfunktion der Markthalle als „Erlebniseinkaufsort“ und als „gesellschaftlicher Begegnungsort“ aufgerufen wird bedauern wir, dass das Konzept hier nicht viel mehr in die Tiefe und Breite geht: denn neben den Funktionen ERLEBEN, EINKAUFEN und BEGEGNUNG drängen sich doch die Funktionen des ERFAHRENS und daraus resultierenden LERNENS geradezu auf. Wo sonst, als in einer Markthalle eines „Hauses des Wissens“ sollte eine solche breite Aufstellung zum Konzept werden?

Und was ist eigentlich mit einem „Erlebniseinkaufsort“ gemeint?

Ist hiermit ein Ort mit maximalen Umsatz- und Gewinnmöglichkeiten für den Handel gemeint, mit maximalen Verkaufsflächen und einer rein betriebswirtschaftlichen Optimierung, der ein exklusives Warenangebot für wenige exklusive Zielgruppen bereithält?

Oder ist ein Ort gemeint, an dem nachhaltig, fair, gesund und regional erzeugte Produkte und ohne Tierleid erzeugte Fleischwaren und Fische verkauft und zubereitet werden? An Marktständen aus nachhaltig und ökologisch hergestellten Materialien mit ebensolchen Sitzgelegenheiten für die Besucher*innen? Mit Präsentationsflächen, an denen sich die Konsument*innen multimedial informieren und einen sinnlich-anschaulichen Erfahrungszugewinn erhalten. An dem Universität, Stadtbücherei und VHS auf entsprechende Angebote hinweisen können oder temporäre Ausstellungen zur Ernährung gezeigt werden.

Ist ein Ort gemeint, an dem demonstriert wird, dass beim Einkauf der Zwischenmahlzeit oder des kleinen Mittagessens nicht zwangsläufig Müll anfallen muss? Ein Ort an dem vielmehr erfahrbar wird, dass Verpackung kompostierbar sein kann und der Imbiss ebenso auf mitgebrachtem Mehrweggeschirr portioniert werden kann?

Ist ein Erlebniseinkaufsort gemeint, an dem ein Wohlfühlklima herrscht, ohne dass in den immer länger währenden Hitzeperioden die gesamte Halle energieintensiv gekühlt werden muss und ein von einer Klimaanlage erzeugter Kaltluftstrom durch die Markthalle zieht? Vermeidet die Gebäudehülle durch eine erlebbare passive Konzeption die sommerliche Aufheizung? Ist in diesem Kontext z.B. an vertikale Begrünung der Innenwände gedacht?

Erfüllt dieser „Erlebniseinkaufsort“ die Voraussetzungen für Muße und Verweilen durch eine durchdachte Grundrissgestaltung und Materialwahl? Oder wird es womöglich ein Ort voller Lärm, der keine Gespräche zulässt?

Wirtschaftlichkeit und Erfolg sollen her, aber was bedeutet das in unserer heutigen Zeit?

Der Fokus des Betriebskonzeptes der Markthalle soll auf einer „Erfolgsstrategie“ und auf „Wirtschaftlichkeit“ für alle Beteiligten beruhen, ohne dass diese Begriffe näher erläutert werden.

Wäre es aber nicht vordringliche Aufgabe dieser Konzeption, die Begriffe „Erfolg“ und „Wirtschaftlichkeit“ im Kontext eines umfassenden Nachhaltigkeitsansatzes mit Leben zu erfüllen? Die Beschränkung auf herkömmliche ökonomische Teilaspekte und eine überwiegend betriebswirtschaftliche Sichtweise wird scheitern und dient den Menschen weder heute noch in Zukunft. Wir sind überzeugt, langfristig erfolgreich können nur Konzepte sein, die nachhaltig in einem umfassenden Sinne aufgestellt sind, so wie es auch in dem bekannten Nachhaltigkeitsdreieck zum Ausdruck kommt.

Was sind die Voraussetzungen für einen „gesellschaftlichen Begegnungsort“?

Bochum ist stolz auf die Diversität seiner Bevölkerung. Wird die Markthalle ein Ort werden, an dem sich die Bochumer*innen Zuhause fühlen, an dem sich unsere diverse Stadtgesellschaft widerspiegelt? Können sich alle Bevölkerungsgruppen eingeladen fühlen und was braucht es dafür? Die Analyse der „historischen Funktion“ der Markthallen könnte hierfür wesentlichen Input und Anregungen geben, tut dies aber leider genau nicht.

Erhält der Markt eine „Architektonisch einmalige Verkaufsumgebung“?

Hier stellt sich wieder die Frage, was darunter zu verstehen ist und ob diese durch die dargestellte Bauweise des prämierten Wettbewerbsentwurfs erreicht wird? Ebenso ist die Frage, inwieweit dieser Entwurf die vom Betriebskonzept gewünschte „Authentizität“ vermitteln kann.

Als gelungenes Beispiel für eine nachhaltige zeitgemäße Architektur kann vielleicht die mit dem Deutschen Nachhaltigkeitspreis ausgezeichnete „Alnatura Arbeitswelt“ in Darmstadt genannt werden.

Brauchen wir vordringlich einen „Produktinszenierungsstandort“?

Auch unter den qualitativen Zielvorstellungen findet sich kein Ansatz für einen spannenden zukunftsfähigen Markt: man will „einer der besten Einkaufsorte für frische Qualitätslebensmittel zu vernünftigen Preisen in der Region“ werden, sagt aber weder wie das geschehen soll noch was genau man unter „Qualität“ versteht. Frische und „Qualität“ im herkömmlichen Sinn sowie „vernünftige“ Preise lassen sich auf jedem Wochenmarkt finden.

Erreichbarkeit in einem 20-Minuten-PKW-Radius?

Tatsächlich ist die zentrale Lage des HdW dermaßen vorteilhaft, dass die Erreichbarkeit für den gesamten Einzugsbereich ohne weiteres umweltfreundlich möglich ist, zumal das Betriebskonzept die Markthalle schwerpunktmäßig als einen „Taschenkunden-Standort“ identifiziert. Zukunftsorientiert kann nur die Prüfung der Erreichbarkeit unter den Aspekten: Anbindung an die DB, Straßenbahn und Bus sowie Radverkehr sein. Wären dann aber nicht auch bewachte (Lasten-) Fahrradstellplätze, Ladestationen usw. in angemessener Größenordnung vorzusehen und in das Betriebskonzept aufzunehmen?

Trauriges Fazit: Ein Konzept von vorgestern!

Die geplante Markthalle bietet wertvolle Chancen für einen wirklich außergewöhnlichen Ort und für Angebote, die tatsächlich einzigartig sein könnten. Das vorgelegte Betriebskonzept bleibt aber weit hinter den sich bietenden Möglichkeiten zurück, wirkt durchschnittlich, ideenlos und unambitioniert. Die Chancen, die sich aus den neuen Anforderungen des Klimawandels und dringend notwendiger Konsequenzen für unser Konsumverhalten ergeben, werden nicht ansatzweise aufgegriffen. Die Worte Klima, regionale und ökologische Landwirtschaft, biologische Landwirtschaft und Tierhaltung, Fairer Handel (fair trade) oder Müllvermeidung sucht man in diesem Betriebskonzept vergebens.

Der gesamte Text ist zudem, bis auf vereinzelte Ausnahmen, im generischen Maskulin formuliert. Internationale Studien verweisen aber auf einen engen Zusammenhang zwischen einer gendergerechten Sprache und Erfolgen in der Erreichung von Klimazielen (UBA Texte 23/2018). Das bedeutet, auch Gendergerechtigkeit würde uns in der Klimakrise weiterhelfen!

Mit anderen Worten: Politik und Öffentlichkeit wurde hier ein Konzept von vorgestern vorgelegt, das weder die hochgesteckten Erwartungen, die an dieses Strategie-2030-Projekt zu stellen sind, erfüllt, noch wurde hier in irgendeiner Weise der Ratsbeschluss zum Klimanotstand umgesetzt, in dem es bekanntlich heißt:

Die Kommune wird die Auswirkungen auf das Klima sowie die ökologische, gesellschaftliche und ökonomische Nachhaltigkeit bei jeglichen davon betroffenen Entscheidungen berücksichtigen und wenn immer möglich jene Entscheidungen prioritär behandeln, welche den Klimawandel oder dessen Folgen abschwächen.“

Bochum, den 22. April 2020

Gez.:
Ihre Bürger*innen des Bochumer Klimaschutzbündnisses (www.BoKlima.de)
c/o Dr. I. Franke (Sprecher von BoKlima)
AkU e.V., Alsenstraße 27, 44789 Bochum
Mailkontakt: boklima@boklima.de
Homepage: www.BoKlima.de (im Aufbau)


Original-Dateien

Presse Reaktionen

Infos zum Haus des Wissens aus dem RIS

20200406_Präsentation_Betriebskonzept_Markthalle_Bochum 921 KB

Hierzu siehe dann auch den weiteren Offenen Brief

Klimaschutzkonzept – Anfrage an den Rat

Die AG Klimanotstand des BoKlimas verfolgt seit Ende letzten Jahres aufmerksam alle Geschehnisse rund um den Klimanotstand in Beschlüssen des Rates der Stadt Bochum und seiner Gremien.

Die neuste Entwicklung wurde durch die Frakion FDP & Die Stadtgestalter angeregt. Sie stellten eine Anfrage (Vorlage 20200791) (am 12.03.20) an die Verwaltung der Stadt Bochum mit 18 Fragen zu der Umsetzung,  Kosten, CO2-Minderung, Klimaneutralität und Allgemeines zu den Bochumer Klimaschutzkonzepten und deren gesteigerte Dringlichkeit durch den Klimanotstand.

Bisher gab es noch keine Antwort der Verwaltung.

Das BoKlima verfolgt die weitere Entwicklung und erwartet gespannt die Antwort der Verwaltung.

Link zur Anfrage im Ratsinformationssystem: https://session.bochum.de/bi/vo0050.asp?__kvonr=7076968

(von Steffen)

Ökostrom: Vorbild Nettetal (Bericht wdr5)

WDR 5 Morgenecho – Westblick am Morgen. 14.04.2020. 04:02 Min.. Verfügbar bis 14.04.2021. WDR 5. Von WDR 5.
Link wdr5-Beitrag, direkter Link zum Audio-Beitrag

Letztes Jahr haben viele Kommunen in NRW den Klimanotstand ausgerufen. Damit wollen die Städte anerkennen, dass es eine Klimakrise gibt. Bisher aber setzen nur wenige Kommunen komplett auf Ökostrom. Eine Ausnahme ist Nettetal, berichtet Moritz Börner.

Wäre doch wünschenswert , wenn hier auch bald Bochum auftauchen würde …

HdW: Projektbüro an BoKlima (03.04.20)

Betreff: Antw: Offener Klimanotstandsbrief zum Haus des Wissens

Sehr geehrter Herr Franke,
vielen Dank fürs Nachhorchen.
Der Stand des Vergabeverfahrens lässt im Moment viele Antworten noch nicht zu. Vieles wird erst in den kommenden Monaten detailliert geplant. Daher wollten wir uns ja sehr gerne mit Ihnen und Ihren Mitstreiter*innen treffen, um uns persönlich oder per ViKo auszutauschen. Wir wollten uns gegenseitig auf den Stand setzen, welche Ideen und Konzepte wir haben – vieles ist umfassender als in Ihren Fragen angedeutet. Leider haben Sie dies abgelehnt. Unser Angebot steht weiter.
Ich werde Ihnen zudem die Antworten auf Ihre Fragen in der kommenden Woche zukommen lassen.

Vorab aber schon einmal zu ihrem Kernvorschlag: Das geplante „Haus des Wissens“ bietet die besondere Chance für die Stadt Bochum, ihre Angebote als Stadt des Wissens begehbar und erlebbar zu machen. Wissen der Zukunft umfasst selstverständlich das Thema Nachhaltigkeit in all seinen Facetten. Es wird also, wie schon einmal beschrieben, inhaltlich sehr stark gespielt werden und erlebbar sein. Es wird konzeptionell aber mehr sein als ein reines Klimahaus.

Beste Grüße ein schönes Wochenende und bleiben Sie gesund!
Britta Freis

HdW: BoKlima an Projektbüro (02.04.20)

Sehr geehrte Frau Dr. Freis,  

wir kommen zurück auf Ihre freundliche Mail vom 27.2.2020 und möchten uns heute mit unserem Anliegen nochmals in Erinnerung bringen. 
Hatten Sie zwischenzeitlich Gelegenheit zu unserem Kernvorschlag eine Haltung zu gewinnen? Wir gaben zu bedenken:  

“Was liegt eigentlich näher, als dass ein in Zeiten des Klimawandels entstehendes „Haus des Wissens“ eben selbst Ausdruck und Träger desjenigen Wissens wird, das wir jetzt und in Zukunft so dringend benötigen? Denn vor dem Wissen steht das Erlernen und dieses erwächst aus dem Erleben!”  

Bedauerlicherweise sucht man in den öffentlich zugänglichen Quellen zum “Haus des Wissens” vergeblich nach substanziellen Ansätzen zu Klimaschutz und Klimaanpassung. Dies divergiert zum Tenor Ihrer o.g. Mail, in der Sie die “Durchdringung sozialer, ökologischer und ökonomischer Fragen”, kurz die Behandlung der Nachhaltigkeit in einem umfassenden Sinne, versichern. Welche Ergebnisse liegen dazu vor, wann dürfen wir mit den erbetenen aussagekräftigen Informationen rechnen?

Dabei möchten wir nicht versäumen Ihnen unsere in 10 Punkten formulierten Fragen zum HdW in Erinnerung zu rufen.  

Wir verbleiben in der Hoffnung auf gehaltvolle Antworten sowie mit freundlichen Grüßen  
Ihre Bürger*innen des Bochumer Klimaschutzbündnisses (www.BoKlima.de)
(Sprecher von BoKlima)

Gratis-ÖPNV in Mohnheim

wdr.de: Monheim startet Gratis-ÖPNV

  • Kostenlos Bus und Bahn fahren mit “Monheim-Pass”
  • 3,5 Millionen Euro Mehrkosten pro Jahr für die Stadt
  • Bürgermeister Zimmermann will Verkehrswende

In Monheim am Rhein können die Bürger ab Mittwoch (01.04.20) umsonst Bus und auch einige S-Bahnen fahren. Das Angebot gilt in der Stadt selbst und in der Nachbarstadt Langenfeld, die sich im selben Tarifgebiet befindet. Voraussetzung: Man muss Monheimer sein.

Für das Angebot hat die Stadt den rund 43.000 Einwohnern den sogenannten “Monheim-Pass” geschickt. Neben weiteren Funktionen enthält er auch einen Chip. Wenn man die Karte per Internet oder App freischaltet, gilt der Pass als Gratis-Ticket für Bus und Bahn.

Auswirkungen zeigen sich erst nach der Krise

Den Start des lange geplanten Angebotes hatte sich der Monheimer Bürgermeister Daniel Zimmermann (PETO) allerdings anders vorgestellt. Wegen der Corona-Krise fahren weniger Busse, es sind kaum Menschen unterwegs. “Aber es wird ja eine Zeit nach Corona geben”, meint Zimmermann.

mehr z.B. beim WDR

heise.de :
Monheim: Gratis-ÖPNV für Einwohner

Ab dem 1. April müssen die Monheimer nicht mehr für den öffentlichen Nahverkehr zahlen. Als Beispiel für andere taugt die Stadt aber nur bedingt.

In Monheim am Rhein können ab dem 1. April 2020 alle Einwohner kostenlos mit dem Bus fahren. Die Kleinstadt zwischen Leverkusen und Düsseldorf wird damit die einzige Kommune in Nordrhein-Westfalen, in der die Bürger für den Öffentlichen Nahverkehr nichts mehr bezahlen müssen. Die Stadt plant dafür jährlich knapp dreieinhalb Millionen Euro auszugeben.

Während Menschen, die nicht in Monheim wohnen, weiterhin Tickets kaufen müssen, haben die mehr als 43.000 Einwohner den sogenannten Monheim-Pass erhalten, der als Fahrschein innerhalb der Stadt fungiert und zudem gratis die Nutzung der Stadtbibliothek gewährt. Wer etwa in die benachbarten Großstädte Köln und Düsseldorf fährt, zahlt künftig nur noch knapp die Hälfte. Die Entscheidung sei „ganz klar Klimaschutz-motiviert“, sagte Bürgermeister Daniel Zimmermann der dpa. Beim Ziel, den CO2-Ausstoß der Stadt bis 2030 deutlich zu reduzieren, sei der Verkehr eine wichtige Säule „und da haben wir bisher noch keine Einsparung erreicht“.

Mit der Maßnahme will der Bürgermeister vor allem die Gelegenheitsfahrer dazu animieren, häufiger mit dem Bus zu fahren. „Man kann Leute dazu zwingen, mehr Bus und Bahn zu fahren, wie das Düsseldorf mit der Umweltspur macht“, sagte Zimmermann, „oder man versucht, attraktive Alternativen zum Auto zu schaffen“. Damit nimmt Monheim in NRW eine Vorreiterrolle ein. „Ich weiß, dass alle aufmerksam beobachten, was wir hier machen“, sagte Zimmermann. Eine Sprecherin des NRW-Verkehrsministeriums erklärte, man begrüße „jede Maßnahme, die den ÖPNV attraktiver macht und dem Klimaschutz dient.“ Aber: „Kostenloser ÖPNV hat dabei aus unserer Sicht nicht oberste Priorität.“

Dass sich die Stadt Monheim in einer exponierten Lage befindet, weiß auch der Bürgermeister: „Man muss ehrlicherweise sagen, dass das teuer ist. Viele Städte können sich das vielleicht nicht leisten, aber es hängt auch davon ab, welche Prioritäten man als Stadt setzt.“ Seit der 37-Jährige mit seiner Lokalpartei Peto vor zehn Jahren zum damals jüngsten Bürgermeister des Landes gewählt wurde, hat er die Kommune gehörig umgekrempelt. Sie gilt inzwischen als Steueroase, nirgendwo sonst in NRW zahlen Unternehmen weniger Gewerbesteuern. Die Wirtschaft in der Stadt floriert und sorgt für eine volle Stadtkasse, jährlich schafft Monheim Millionenüberschüsse. Als Beispiel für andere Kommunen taugt Monheim daher nur bedingt.

In den vergangenen drei Jahren hatte die Kleinstadt sein Netz bereits erheblich ausgebaut, die Busse fahren statt 1,4 jetzt 2,1 Millionen Kilometer pro Jahr. Einen positiven Effekt hatte das allerdings nicht, wie Zimmermann zugibt: „Das Nutzerverhalten ist stagniert.“ Kurzfristig rechnet Zimmermann auch mit dem Monheim-Pass nicht mit mehr Fahrgästen. Schließlich würden gerade angesichts der Corona-Krise kaum jemand Bus fahren. Auch die autonom fahrenden Kleinbusse, die erst Ende Februar 2020 den Betrieb aufnahmen, bleiben aktuell in der Garage. In den kommenden drei Jahren, so lange gilt der mit den Verkehrsbetrieben ausgehandelte Vertrag, will der Bürgermeister allerdings einen deutlichen Anstieg sehen – auch wenn er sagt: „Auf ein bestimmtes Ziel wollen wir uns bewusst nicht festlegen.“

Allein ist Monheim mit diesem Konzept in Deutschland nicht: Seit Januar ist Busfahren in Augsburg zumindest in der Innenstadt kostenlos, auch das bayerische Städtchen Pfaffenhoven bietet den Gratis-ÖPNV an. Im brandenburgischen Templin probierte man es zwischen 1998 und 2003. Als nicht nur die Fahrgastzahlen stiegen, sondern auch die Kosten, wurde das Projekt beendet. Von einem schnellen Ende nimmt Zimmermann Abstand, auch wenn die Verträge nur drei Jahre laufen: „Wenn man so etwas einführt, dann muss man es auch dauerhaft einführen. Das ist keine Sache für drei Jahre.“

von heise.de