wdr.de: Monheim startet Gratis-ÖPNV
- Kostenlos Bus und Bahn fahren mit “Monheim-Pass”
- 3,5 Millionen Euro Mehrkosten pro Jahr für die Stadt
- Bürgermeister Zimmermann will Verkehrswende
In Monheim am Rhein können die Bürger ab Mittwoch
(01.04.20) umsonst Bus und auch einige S-Bahnen fahren. Das Angebot
gilt in der Stadt selbst und in der Nachbarstadt Langenfeld, die sich im
selben Tarifgebiet befindet. Voraussetzung: Man muss Monheimer sein.
Für das Angebot hat die Stadt den rund 43.000
Einwohnern den sogenannten “Monheim-Pass” geschickt. Neben weiteren
Funktionen enthält er auch einen Chip. Wenn man die Karte per Internet
oder App freischaltet, gilt der Pass als Gratis-Ticket für Bus und Bahn.
Auswirkungen zeigen sich erst nach der Krise
Den Start des lange geplanten Angebotes hatte sich der Monheimer Bürgermeister Daniel Zimmermann (PETO) allerdings anders vorgestellt. Wegen der Corona-Krise fahren weniger Busse, es sind kaum Menschen unterwegs. “Aber es wird ja eine Zeit nach Corona geben”, meint Zimmermann.
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Monheim: Gratis-ÖPNV für Einwohner
Ab dem 1. April müssen die Monheimer nicht mehr für den öffentlichen Nahverkehr zahlen. Als Beispiel für andere taugt die Stadt aber nur bedingt.
In Monheim am Rhein können ab dem 1. April 2020 alle Einwohner
kostenlos mit dem Bus fahren. Die Kleinstadt zwischen Leverkusen und
Düsseldorf wird damit die einzige Kommune in Nordrhein-Westfalen, in der
die Bürger für den Öffentlichen Nahverkehr nichts mehr bezahlen müssen.
Die Stadt plant dafür jährlich knapp dreieinhalb Millionen Euro
auszugeben.
Gratis nur für Einheimische
Während Menschen, die nicht in Monheim wohnen, weiterhin Tickets
kaufen müssen, haben die mehr als 43.000 Einwohner den sogenannten Monheim-Pass
erhalten, der als Fahrschein innerhalb der Stadt fungiert und zudem
gratis die Nutzung der Stadtbibliothek gewährt. Wer etwa in die
benachbarten Großstädte Köln und Düsseldorf fährt, zahlt künftig nur
noch knapp die Hälfte. Die Entscheidung sei „ganz klar
Klimaschutz-motiviert“, sagte Bürgermeister Daniel Zimmermann der dpa.
Beim Ziel, den CO2-Ausstoß der Stadt bis 2030 deutlich zu reduzieren,
sei der Verkehr eine wichtige Säule „und da haben wir bisher noch keine
Einsparung erreicht“.
Mit der Maßnahme will der Bürgermeister vor allem die
Gelegenheitsfahrer dazu animieren, häufiger mit dem Bus zu fahren. „Man
kann Leute dazu zwingen, mehr Bus und Bahn zu fahren, wie das Düsseldorf
mit der Umweltspur macht“, sagte Zimmermann, „oder man versucht,
attraktive Alternativen zum Auto zu schaffen“. Damit nimmt Monheim in
NRW eine Vorreiterrolle ein. „Ich weiß, dass alle aufmerksam beobachten,
was wir hier machen“, sagte Zimmermann. Eine Sprecherin des
NRW-Verkehrsministeriums erklärte, man begrüße „jede Maßnahme, die den
ÖPNV attraktiver macht und dem Klimaschutz dient.“ Aber: „Kostenloser
ÖPNV hat dabei aus unserer Sicht nicht oberste Priorität.“
Monheim kann es sich leisten
Dass sich die Stadt Monheim in einer exponierten Lage befindet, weiß
auch der Bürgermeister: „Man muss ehrlicherweise sagen, dass das teuer
ist. Viele Städte können sich das vielleicht nicht leisten, aber es
hängt auch davon ab, welche Prioritäten man als Stadt setzt.“ Seit der
37-Jährige mit seiner Lokalpartei Peto vor zehn Jahren zum damals
jüngsten Bürgermeister des Landes gewählt wurde, hat er die Kommune
gehörig umgekrempelt. Sie gilt inzwischen als Steueroase, nirgendwo
sonst in NRW zahlen Unternehmen weniger Gewerbesteuern. Die Wirtschaft
in der Stadt floriert und sorgt für eine volle Stadtkasse, jährlich
schafft Monheim Millionenüberschüsse. Als Beispiel für andere Kommunen
taugt Monheim daher nur bedingt.
In den vergangenen drei Jahren hatte die Kleinstadt sein Netz bereits
erheblich ausgebaut, die Busse fahren statt 1,4 jetzt 2,1 Millionen
Kilometer pro Jahr. Einen positiven Effekt hatte das allerdings nicht,
wie Zimmermann zugibt: „Das Nutzerverhalten ist stagniert.“ Kurzfristig
rechnet Zimmermann auch mit dem Monheim-Pass nicht mit mehr Fahrgästen.
Schließlich würden gerade angesichts der Corona-Krise kaum jemand Bus
fahren. Auch die autonom fahrenden Kleinbusse, die erst Ende Februar
2020 den Betrieb aufnahmen, bleiben aktuell in der Garage. In den
kommenden drei Jahren, so lange gilt der mit den Verkehrsbetrieben
ausgehandelte Vertrag, will der Bürgermeister allerdings einen
deutlichen Anstieg sehen – auch wenn er sagt: „Auf ein bestimmtes Ziel
wollen wir uns bewusst nicht festlegen.“
Gratis: Andernorts schon Geschichte
Allein ist Monheim mit diesem Konzept in Deutschland nicht: Seit Januar ist Busfahren in Augsburg zumindest in der Innenstadt kostenlos, auch das bayerische Städtchen Pfaffenhoven bietet den Gratis-ÖPNV an. Im brandenburgischen Templin probierte man es zwischen 1998 und 2003. Als nicht nur die Fahrgastzahlen stiegen, sondern auch die Kosten, wurde das Projekt beendet. Von einem schnellen Ende nimmt Zimmermann Abstand, auch wenn die Verträge nur drei Jahre laufen: „Wenn man so etwas einführt, dann muss man es auch dauerhaft einführen. Das ist keine Sache für drei Jahre.“
von heise.de