Umfassendes Maßnahmenpaket für ein klima- und sozialverträgliches Bauen vom 23.11.2020 — Petition bis 08.01 !!!

Petition 118228

( Orginal : hier )

Bauwesen

Umfassendes Maßnahmenpaket für ein klima- und sozialverträgliches Bauen vom 23.11.2020

Text der Petition

Mit der Petition wird ein klima- und sozialverträglicher Bausektor gefordert. Durch ein umfassendes Maßnahmenpaket wird vollständig auf nachhaltiges Bauen und Betreiben von Gebäuden umgestellt, um die Pariser Klimaschutzziele zu erreichen und die Lebensqualität unserer gesamten Umwelt zukunftssicher zu gestalten. Vordringlich werden elementare Änderungen vollzogen bezüglich Baustoffen, Kreislauffähigkeit, Ökobilanzierung, Bestandsschutz, Biodiversität, Bildung/Lehre und Bedarfsplanung.

Begründung

Der ökologische Fußabdruck von Gebäuden ist höher als viele denken: Bau und Betrieb von Gebäuden verursachen in Deutschland ca. 40% des CO2-Ausstoßes, 52% unseres Müllaufkommens und verbrauchen 90% der mineralischen, nicht nachwachsenden Rohstoffe in der Baustoffproduktion (Quellennachweis architects4future.de). Um dies zu ändern, muss Deutschland eine umfassende Bauwende einleiten. Effektive Veränderungen werden vor allem mit Gesetzen erreicht. Das Verantwortlichmachen des Einzelnen und punktuelle Förderung genügen nicht. Die aktuellen baupolitischen Rahmenbedingungen sind unzureichend und so nicht konform mit den Zielen der Pariser Klimakonferenz.

Wir fordern:
1. Der Marktpreis von Baumaterialien muss alle Umweltfolgekosten umfassen. Umweltschädliche Baustoffe werden teurer und ökologisch nachhaltige mittels Querfinanzierung günstiger. Bei der Bepreisung wird die gesamte Umweltbilanz incl. CO2-Wert sowie Energie- und Wasserverbrauch berücksichtigt – von Rohstoffgewinnung über Produktion und Transport bis hin zu Wiederverwertbarkeit bzw. Entsorgungsaufwand.

2. Bauprodukte müssen kreislaufgerecht rückgebaut und verbaut werden, um sie nach Dekonstruktion wieder verwenden zu können. Qualitäts- und Funktionalitätsverlust (Downcycling) wird vermieden und Material aus Rückbau (Urban Mining) genutzt. Die wirtschaftlichen und politischen Bedingungen werden hierfür geschaffen und in den entsprechenden Regularien festgelegt.

3. Ressourcenaufwand und CO2-Ausstoß eines Gebäudes müssen über den ganzen Lebenszyklus transparent dargestellt werden, incl. Gebäudebetrieb und ggf. vorhergehendem Abriss. Daten wie die Graue Energie (energetischer Gesamtaufwand für den Bau eines Gebäudes), Ressourcenverbrauch und Kreislauffähigkeit werden in Gesetzen (u.a. Gebäudeenergiegesetz), bei Förderungen, der Kreditvergabe und allen Gebäude-Zertifizierungen berücksichtigt.

4. Flächenversiegelung wird minimiert und nur noch genehmigt, wenn sie am Gebäude oder in direkter Umgebung ökologisch ausgeglichen wird. Andernfalls führt sie zur Zerstörung von Tier- und Pflanzenhabitaten, Artensterben sowie weiterer Überhitzung und Überflutung.

5. Der Schutz von Bestandsgebäuden muss durch ein Gesetz geregelt werden, das Abriss nur genehmigt, wenn er sozial- und klimanotwendig ist. Sanierungen werden, über den Denkmalschutz hinaus, förderungsfähig. Die Quote der energetischen Sanierungen wird massiv erhöht. Zugleich wird eine Muster-UMbauordnung eingeführt, die Sanierungen von Bestandsbauten erleichtert, z.B. durch Abweichungen von den Neubau-Richtlinien.

6. An Hochschulen und in Ausbildungsstätten wird nachhaltiges Bauen verpflichtend in die Lehrpläne integriert. Für bereits ausgebildete Fachkräfte werden entsprechende Weiterbildungen verpflichtend.

7. Zukünftig wird nachweislich bedarfsorientiert, flexibel und umnutzbar geplant und gebaut, um Wohnungs- und Infrastrukturmangel, Leerstand und Spekulation vorzubeugen. Das stärkt die soziale Stadtstruktur und macht sie resilienter.

Petition unterzeichnen

„Elektromobilität“ und warum sie so, wie sie derzeit vorgeschlagen wird, nicht funktionieren kann (Vortrag rc3)

Vortrag von André Igler, Philipp Schaumann and telegnom auf dem rc3 vom 29.12.20 : Video : hier


Mit sehr interessanten Aussagen , Zahlen und Fakten zur E-Mobilität zur Diskussion :
* Es bräuchte 4 x Datteln 4 zur Stromerzeugung ODER
* Es bräuchte ein rechtecckiges Gebiet von 33KM Kantenlänge voller Solarmodule …..


Elektromobilität ist das politische Schlagwort der Stunde. Und gleichzeitig so etwas wie das Heisenberg’sche Unschärfetheorem in der Politik: Je näher eins hinschaut, desto unschärfer und verworrener wird die Sachlage. Ein Situationsbericht.

Individuelle Mobilität ist für die Meisten von uns wichtig: Die Freiheit, jederzeit dorthin reisen bzw. fahren zu können, wo man gerade hin möchte, ist ein Grundprinzip unserer modernen Gesellschaft. Gerade in der deutschen Geschichte hat das Wort „Reisefreiheit“ einen ganz besonderen Klang. Und auch jetzt, wenn in der Pandemie unsere Reisefreiheit eingeschränkt wird, zeigt sich, welch hohen Stellenwert dieses Thema in unser aller Bewusstsein einnimmt. Leider hat die Technik, die wir für unsere individuelle Mobilität gewählt haben, nämlich die der fossilen Treibstoffe, einen dummen Nachteil: Wenn wir so weitermachen wie bisher, fackeln wir dabei den Globus ab. Aber Rettung naht in Form des Zauberwortes „Elektromobilität“. Das wird nicht nur das Umweltproblem lösen, besagte Technologie ermöglicht überdies, weil digitalisiert, auch autonom, sprich: Demnächst werden wir möglicherweise nicht nur elektrisch und daher ohne Abgase, sondern auch ohne eigenes Zutun dorthin fahren können, wo wir hin wollen; und weil Computer ja keine Fehler machen, wird es auch keine Unfälle mehr geben. Endlich: Jeder Deutsche bekommt seinen eigenen Chauffeur. Der Politik ist es damit bitter ernst: Im unlängst enthüllten Budgetvorschlag der EU für die kommende Periode sind alleine 35 Mrd. Euro unter dem Titel „Elektromobilität“ veranschlagt. Mindestens noch einmal so viel soll von den einzelnen Mitgliedstaaten kommen. Fahren wir also demnächst alle autonom, elektrisch und entspannt einer sorgenfreien Zukunft entgegen? Leider nein, wie sich beim näheren Hinschauen herausstellt. Der Hype, der hier gemacht wird, ist derart falsch, dass eins gar nicht weiß, wo es anfangen soll, ihn zu widerlegen. Wir haben daher alles zusammengetragen, was zum derzeitigen Standpunkt an Info zu Elektromobilität verfügbar ist, und sind zu der Aussage gekommen: Nein. Oder, in einer etwas längeren Form: So, wie Politik und Wirtschaft heute von Elektromobilität und autonomem Individualverkehr träumen, wird es – kann es – nie kommen. Denn, wie es der britische Dokumentarfilmer Adam Curtis 2016 in seinem Film „HyperNormalization“ so hübsch formuliert hat: „Over the past 40 years, politicians, financiers and technological utopians, rather than face up to the real complexities of the world, retreated. Instead, they constructed a simpler version of the world in order to hang on to power. And as this fake world grew, all of us went along with it, because the simplicity was reassuring.“

Kontakte in Matrix: André = @aigler:matrix.org @philipp_s:matrix.org telegnom = Chaos.social/@telegnom

PDF des Talks auf https://frab.cccv.de/system/event_attachments/attachments/000/004/225/original/e-Mobilitaet-rc3.pdf?1609186179


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Blauer Engel: Nur 1 von 177 Rechenzentren des Bundes ist energieeffizient

( von golem , vollständiger Beitrag : hier )

Die Bundesregierung betreibt deutlich mehr Rechenzentren als zuletzt behauptet. Doch nur eines davon darf einen Blauen Engel tragen.
Artikel veröffentlicht am 29. Dezember 2020, 18:31 Uhr, Friedhelm Greis

Die von der Bundesregierung betriebenen Rechenzentren erfüllen nur in einem Fall die ökologischen Kriterien des Blauen Engels. Das geht aus der Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Linke-Abgeordneten Anke Domscheit-Berg hervor. Demnach betreiben die Bundesministerien mit ihren angegliederten Behörden 177 Rechenzentren. Nur die Einrichtung des Bundesamtes für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) in Hamburg ist seit 2016 besonders energieeffizient.

Den Blauen Engel für energieeffiziente Rechenzentren gibt es seit dem Jahr 2011. Bundesweit werden die aktuell 29-seitigen Kriterien (PDF) bislang nur von drei Rechenzentren erfüllt. Dazu zählen neben dem BSH der Green IT Cube des GSI Helmholtzzentrum für Schwerionenforschung und das Höchstleistungsrechenzentrum (HSLR) der Universität Stuttgart.

Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) hatte im Februar 2020 eine “Umweltpolitische Digitalagenda” auf den Weg gebracht. Darin weist das Ministerium darauf hin, dass das Umweltsiegel Blauer Engel nicht nur für energieeffiziente Rechenzentren, sondern auch für klimaschonende Co-Location-Rechenzentren, ressourcen- und energieeffiziente Softwareprodukte sowie Server und Datenspeicherprodukte etabliert worden sei. Von den neun Rechenzentren des Umweltministeriums hat bislang jedoch keines das Siegel erhalten.

Domscheit-Berg forderte daher: “Die Bundesregierung muss endlich ihre Verantwortung für den eigenen CO2-Fußabdruck übernehmen und nicht Schlusslicht, sondern Vorreiter sein, denn der IT-Sektor leistet einen höheren Beitrag zum CO2-Anstieg als die gesamte zivile Luftfahrt.”

….

„Bochumer Klimanotstand ist ein zahnloser Papiertiger“

( von bo-alternativ.de )

„Klimaschutz ist in Bochum nur etwas fürs Schaufenster”, kritisiert Dr. Carsten Bachert-Schneider, stellvertretender Vorsitzender der Fraktion “Die Partei & Stadtgestalter”. In einer Pressemitteilung pflichtet der promovierte Physiker dem Klimabündnis BoKlima bei: “Aus dem Blick der Wissenschaft macht die Stadt und die Koalition zu wenig. Ausgerechnet die Bochumer Grünen verhinderten den Vorschlag der Stadtgestalter, kommunale Neubauten gemäß Passivhausstandard zu errichten. “Als Fraktion fordern wir besonders ein nachhaltiges Verkehrskonzept mit Ausrichtung auf den ÖPNV und den Radverkehr. Der Verkehr ist in Bochum der Bereich mit dem höchsten CO2-Ausstoß”, sagt Dr. Bachert-Schneider. “Es ist daher ein großes Versäumnis von den Grünen, die von uns vorgeschlagene RegioTram zur Anbindung von Günnigfeld an das Schnienennetz zu verhindern. Die Gelsenkirchener Grünen stehen dem Vorschlag offener gegenüber und befürworten eine Prüfung.”

„Eigentlich war das Ausrufen des Bochumer Klimanotstands ein riesiger Erfolg. Schließlich ist das vorrangigste Ziel zu 100 Prozent erreicht worden: Die Grünen in Bochum konnten mit diesem zahnlosen Papiertiger die Kommunalwahl gewinnen. Dazu mussten sie die Koalition mit der SPD nicht einmal durch echte unbequeme Klimaschutzmaßnahmen gefährden”, kommentiert Nils Brandt von „Der Partei“ und Vorsitzender der Fraktion satirisch. Brandt erinnert auch an den Kauf der Steag: “Dass sich die Stadt mit den Stimmen der Bochumer Grünen an dreckigen Kohlekraftwerken beteiligt hat, ist da das Krönchen.”

Entschleunigtes Brüssel — Tempo 30 für die belgische Hauptstadt — Blaupause für Bochum ? ! …

( Deutschlandfunk , vollständiges Original : hier )

In Brüssel soll zur Regel werden, was bisher als Ausnahme galt: Ab 2021 soll die ganze Stadt zur Zone 30 werden – zumindest fast: Auf den großen Verkehrsachsen sollen Autos weiterhin 50 oder sogar 70 Kilometer pro Stunde fahren dürfen. Doch nicht alle halten das für eine gute Idee.

Von Carolin Born

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Mehr zum Thema

Eine Hauptverkehrsstraße mitten in Brüssel: Autos schieben sich langsam vorwärts, dazwischen quetscht sich auf einer schmalen Spur ein Radfahrer vorbei. Stau ist im Brüsseler Berufsverkehr unumgänglich. Brüssels neue Mobilitätsministerin Elke Van den Brandt will Bewegung in die festgefahrene Situation bringen:

Bevor sie die Veranstaltung zum neuen Mobilitätsplan eröffnet, hat Van den Brandt eine Bitte: Alle im Saal sollen aufstehen und die Schultern bewegen. Dann spricht die Grünen-Politikerin über den eigentlichen Kraftakt, der den Brüsselern bevorsteht: Ab Januar 2021 sollen 90 Prozent der Region Brüssel zur Tempo 30-Zone werden. Auch andere große Städte, wie zum Beispiel Paris, gehen in eine ähnliche Richtung. Vorbild für Brüssel ist jedoch die norwegische Hauptstadt Oslo, weil dort kaum Menschen im Straßenverkehr verunglücken – im Gegensatz zu Brüssel, so van den Brandt:

„Bei uns gibt es zu viele Unfälle und zu viele Verletzte im Straßenverkehr. Deswegen wollen wir dafür sorgen, dass die Autos langsamer fahren, besonders in den Wohngebieten. Und wir müssen dafür sorgen, dass die Geschwindigkeitsbegrenzungen auch eingehalten werden.“

Weniger Unfälle, weniger Lärm, bessere Luft

Weitere Vorteile seien weniger Lärm und eine geringere Luftverschmutzung, zählt Van den Brandt weiter auf. Um das zu erreichen, hat die Mobilitätsministerin verschiedene Akteure zu einer Diskussionsveranstaltung eingeladen. Denn die Geschwindigkeitsbegrenzung muss zwischen der Region Brüssel und ihren 19 Gemeinden abgestimmt werden.

Eine davon ist Schaerbeek, wo bis auf die Hauptverkehrsachsen bereits Tempo 30 gilt. Die Gemeinde habe vor allem auf Kommunikation gesetzt, erklärt Amélie Grégoire vom Brüsseler Mobilitätsministerium. Noch respektiere nicht jeder die Zone 30, doch es werde besser – denn Grégoire hat kräftig dafür geworben:

„Wir haben uns noch zwei Extras ausgedacht: Einerseits Bierdeckel, von denen wir viele in den Lokalen in Schaerbeek verteilt haben. Und außerdem Brottüten, die alle Bäckereien in Schaerbeek bekommen haben.“

Doch Bierdeckel und Brottüten, die mehr Verkehrssicherheit versprechen, überzeugen nicht jeden von der Geschwindigkeitsbegrenzung. Eine Passantin hält den Vorschlag für unsinnig:

„Nein, das ist unmöglich! Vor allem nicht in ganz Brüssel! Das verlangsamt den ganzen Verkehr und es gibt noch mehr Stau. Ich habe zwar ein Auto, aber ich nutze es nicht mehr, weil es in Brüssel so kompliziert ist. Da fahre ich lieber mit den öffentlichen Verkehrsmitteln.“

Ausnahmen für den Busverkehr verlangt

Nicht nur die Bürgerinnen und Bürger müssen überzeugt werden. Auch die Nahverkehrsgesellschaft Stib befürchtet, dass ihre Busse mit 30 Kilometern pro Stunde nicht schnell genug vorankommen. Houssien Boudouasel, der für die Bus-Abteilung der Stib arbeitet, setzt sich dafür ein, dass auf einigen Straßen mit einer Busspur Tempo 50 beibehalten wird:

Weniger Tote im Straßenverkehr – ein Tempolimit in Brüssel könnte dafür sorgen, dieses Ziel zu erreichen. Was es nicht kann, ist Brüssels generelles Platzproblem zu lösen: neben Autos, Fußgängern und Fahrrädern drängen auch E-Bikes und Elektroroller auf den verfügbaren Platz. Brüssels grüne Mobilitätsministerin Elke Van den Brandt erklärte, sie wolle den Menschen die Stadt zurückgeben – und hat damit den Autos den Kampf angesagt.


( von grenzecho.net , Original hier )

Wie Brüssel Tempo 30 durchsetzen will

Mobilität Veröffentlicht am 11.12.2020 um 06:40

Ab dem 1. Januar 2021 ist auf 85  % des Straßennetzes in der Region Brüssel nur noch Tempo 30 erlaubt. Auf den meisten Hauptachsen und in Tunneln liegt der Grenzwert weiterhin bei 50 oder 70 km/h. Die Brüsseler Mobilitätsministerin Elke Van den Brandt (Groen) will die neue Maßnahme vor allem durch eine Anpassung der Straßeninfrastruktur langfristig durchsetzen. Kontrollen und Bußgelder seien nur ein vorübergehendes Mittel.



( von Tagesschau.de , Original hier )

Tempo 30 in der Innenstadt Brüssel will Autofahrer abschrecken

Stand: 01.01.2021 18:04 Uhr

In Brüssels Innenstadt gilt jetzt Tempolimit 30. Die Geschwindigkeitsbegrenzung sei der Beginn einer Verkehrswende, erklärte Ministerin van den Brandt. Autofahrer sollen sich dadurch nicht mehr willkommen fühlen.

Von Helga Schmidt, ARD-Studio Brüssel

Brüssel will Vorreiter sein: Autofahrer sollen sich in der Stadt einfach nicht mehr willkommen fühlen, sagte Brüssels Verkehrsministerin Elke van den Brandt zum Start der neuen Geschwindigkeitsbegrenzung. 30 km/h sind seit heute die Regel in der gesamten Innenstadt. Mit nur wenigen Ausnahmen, für den Ring und einige große Verkehrsachsen.

Verkehrsziele der EU-Kommission

Mehr Schiene, weniger Abgase

Die EU-Kommission will den Verkehr umbauen, und das ganz ohne neue Emissionen.09.12.2020

Ziel: Ein Drittel weniger Verkehr in der Stadt

Tempo 30 steht am Anfang einer Verkehrswende, sagte van den Brandt der Nachrichtenplattform Politico. Autofahrer sollen zwar nicht ganz aus der Stadt verbannt werden, kündigt die Grünen-Politikerin an. Aber bis 2030 soll Europas Hauptstadt nur noch aus verkehrsberuhigten Zonen bestehen.

Ein Drittel weniger Verkehr in der Stadt, dazu ein massiver Ausbau der Fahrradwege und mehr Raum für Fußgänger – mit den Maßnahmen soll sich das Gesicht von Brüssel verändern. Einheimische und Touristen müssen sich auf mehr Kontrollen einstellen. Die Stadt kündigte an, dass deutlich mehr Radarstationen in Betrieb sein werden.

https://www.tagesschau.de/multimedia/audio/audio-100227~ardplayer_showControlBar-true.html

Entschleunigtes Brüssel – Tempo 30 für die belgische Hauptstadt
Helga Schmidt, WDR Brüssel
01.01.2021 17:59 Uhr

WAZ – Trotz Corona: 2020 bringt Bewegung in die Stadtteile — Und der Klimaschutz bleibt auf der Strecke ….

( WAZ 30.12.20 , Jahresrückblick , original hier ) , Uli Kolmann 30.12.2020, 15:51

Bochum.  Der Blick zurück zeigt: Corona kann die Entwicklung in den Bochumer Stadtteilen nicht stoppen. Ein zentrales Thema: Bürgerbeteiligung.

Auf jeden Fall turbulent, das gilt für 2020. Das ablaufende Jahr war extrem, unter dem Diktat der Pandemie waren viele Entwicklungen ungewöhnlicher als üblich. Buchstäblich alles im öffentlichen Leben verlief in veränderten Bahnen. Aber es wurde geplant und gebaut wie lange nicht mehr, und die Bürgerbeteiligung bei vielen Projekten erreichte eine neue Dimension,
( Anm. BoKlima — bzw. fand NICHT statt, sieh auch hier auf BoKlima.de ) vielfach allerdings auch der Protest.

Den Auftakt macht das Vorhaben der Wilma Immobilien-Gesellschaft, die auf einer bisher landwirtschaftlich genutzten Fläche Wohnhäuser bauen will. Der Name “Hinter der Kiste(Anm. BoKlima , siehe hier ) in Linden wird bekannt. Auch oberhalb des Neuen Gymnasiums an der Querenburger Straße soll gebaut werden, für 270 Wohnungen werden Rodungen angekündigt.

Immer wieder ein Aufreger: Baumfällungen an vielen Stellen Bochums

Im Amtshaus Weitmar kommt es zum Eklat, als gleich drei Bürgerinitiativen ihrem Ärger vor der Bezirksvertretung Südwest Luft machen: aus Weitmar-Mark/Stiepel, das Netzwerk für bürgernahe Stadtentwicklung und aus dem Bereich Bahnhof Weitmar/Schloßstraße. (Anm. Boklima , siehe hier ) Ruchbar wird dann, dass am Ruhrort in Dahlhausen gebaut werden soll, an vielen Stellen Bochums protestieren die Nachbarn, weil Bäume für Projekte fallen sollen. Das gilt etwa an der Alexandrinenstraße, am Aldi-Markt Herner Straße, in der Lennershof-Siedlung und auch an der Neu-/Kreuzstraße. Am Castroper Hellweg wird mehr Verkehr befürchtet, wenn die Großküche für die Katholischen Kliniken entsteht.

+++ Hier wird in Bochum gebaut – eine Übersicht +++

….

WAZ erwähnt BoKlima : Erneut scharfe Kritik an der Umwelt-Politik der Stadt Bochum

(WAZ, 29.12.20 , Original : hier )
Umweltschutz – B.Ki. 29.12.2020, 11:28

Auf der ehemaligen Rheinischen Bahntrasse (hier in Wattenscheid) könnte aus Klimaschutzgründen eine Regio-Tram gebaut werden, schlägt die Fraktion "Die Partei & Stadtgestalter" vor.
Auf der ehemaligen Rheinischen Bahntrasse (hier in Wattenscheid) könnte aus Klimaschutzgründen eine Regio-Tram gebaut werden, schlägt die Fraktion “Die Partei & Stadtgestalter” vor. Foto: Hans Blossey / www.blossey.eu

Bochum :
Scharfe Kritik an der Klimapolitik der Stadt Bochum kommt von der Fraktion “Die Partei & Stadtgestalter”. Nicht die einzige Kritik.

Nach dem “Bochumer Klimaschutzbündnis” (BoKlima), das der Stadt Bochum ein “Versagen” in der aktiven Klimapolitik vorwirft, kommt jetzt auch von der Fraktion “Die Partei & Stadtgestalter” massive Kritik. “Klimaschutz ist in Bochum nur etwas fürs Schaufenster”, kritisiert Dr. Carsten Bachert-Schneider, stellvertretender Vorsitzender der Fraktion.

Der Physiker pflichtet dem Klimabündnis BoKlima bei: “Aus dem Blick der Wissenschaft macht die Stadt und die Koalition zu wenig.”

Bochumer Fraktion: “Der Verkehr ist in Bochum der Bereich mit dem höchsten CO2-Ausstoß”

Die Fraktion fordert besonders ein nachhaltiges Verkehrskonzept mit Ausrichtung auf den Öffentlichen Nahverkehr und den Radverkehr. “Der Verkehr ist in Bochum der Bereich mit dem höchsten CO2-Ausstoß”, sagt Bachert-Schneider. “Es ist daher ein großes Versäumnis von den Grünen, die von uns vorgeschlagene Regio-Tram zur Anbindung von Günnigfeld an das Schienennetz zu verhindern. Die Gelsenkirchener Grünen stünden dem Vorschlag offener gegenüber und würden eine Prüfung befürworten.

Nils Brandt von “Die Partei” und Vorsitzender der Fraktion kommentiert satirisch: “Eigentlich war das Ausrufen des Bochumer Klimanotstands ein riesiger Erfolg. Schließlich ist das vorrangigste Ziel zu 100 Prozent erreicht worden: Die Grünen in Bochum konnten mit diesem zahnlosen Papiertiger die Kommunalwahl gewinnen. Dazu mussten sie die Koalition mit der SPD nicht einmal durch echte unbequeme Klimaschutzmaßnahmen gefährden.”

RWE hat doch alles im Griff ! ??

Hallo,
wozu kümmern wir uns noch um den Klimaschutz?
RWE hat doch Alles im Griff:
RWE.com Auf der Startseite:

RWE verfolgt wissenschaftlich fundierte Klimaziele  Ziele sind im Einklang mit Pariser Klimaabkommen

https://www.rwe.com/verantwortung-und-nachhaltigkeit

RWE hat sich Science-based Targets gesetzt. Diese umfassen ehrgeizige Emissionsreduktionsziele für den eigenen Betrieb und für die gesamte Wertschöpfungskette. Die Ziele basieren auf einem für die neue RWE für das Jahr 2019 ermittelten

Emissionsinventar. (Studie mit eigenen Berechnungen)

Das Unternehmen verpflichtet sich, die spezifischen Emissionen aus Scope 1 und 2 bis 2030 um 50 % auf 296 g CO2e / kWh erzeugten Stroms zu senken.

Referenz dafür sind unsere Emissionen in 2019
(eigentlich ist international 1990 als Referenzjahr festgelegt — so sind die RWE-Daten nicht vergleichbar mit den Angaben der Wuppertal-Studie (a.d.Red.) )
in Höhe von 591 g CO2e / kWh. Die Scope 3-Emissionen will RWE bis 2030 um 30 % senken, von 22,3 Mio. t CO2e in 2019 auf dann 15,6 Mio. t CO2e. Diese Ziele umfassen sämtliche Treibhausgase.

Die Emissionsziele und der dahinter liegende Fahrplan wurden im Dezember 2020 von der Science Based Targets Initiative, einer globalen Initiative von WWF, UN Global Compact, World Resources Institute und CDP, geprüft. Damit ist wissenschaftlich bestätigt, dass die Strategie von RWE im Einklang mit den Zielen des Pariser Klimaschutzabkommens steht.

Und der WWF spielt mit.



Und aus der Wuppertal – Studie dazu : hier

Seite10 :
… Das Einhalten dieser Zielmarke ist nur dann zu erreichen, wenn Deutschlandbis etwa zum Jahr 2035 CO2-neutral wird und dies auch nur dann, wenn die Emissionen schon in den unmittelbar vor uns liegenden Jahren besonders stark sinken (vgl.Abbildung 1-1). Binnen der nächsten fünf bis sechs Jahre müssen sich die deutschen Treibhausgasemissionen demnach etwa halbieren, was einer mittleren Reduktion von 60 bis 70Mt CO2pro Jahr entspricht. Im Licht der Entwicklungen in den letzten zehn Jahren, in denen die jährliche Reduktion im Schnitt lediglich 8Mt CO2betrug,stellt dies eine enorme Herausforderung dar. …

Hier die PM des Wuppertal Instituts :

Studie: Wie Deutschland bis 2035 CO2-neutral werden kann

Wuppertal Institut stellt mögliche Eckpunkte für 1,5-Grad-Ziel vor

  • Pressemitteilungen 13.10.2020

Die Gletscher schmelzen, die Meeresspiegel steigen, Hitzewellen und Starkregen nehmen zu: Die Folgen des Klimawandels sind weltweit sicht- und spürbar und das Zeitfenster zum Handeln verkleinert sich. Um die weltweiten Auswirkungen des Klimawandels deutlich zu begrenzen, muss der Ausstoß von Treibhausgasen auf der Erde drastisch reduziert werden. Die von der internationalen Staatengemeinschaft im Jahr 2015 in Paris beschlossene Vereinbarung gibt das Ziel vor, die Erderwärmung auf deutlich unter 2 Grad Celsius, möglichst aber auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen. Nun legte das Wuppertal Institut eine Studie mit möglichen Eckpunkten vor, die helfen können, das 1,5-Grad-Ziel bis 2035 zu erreichen. Die Studie zeigt, dass ein klimaneutrales Energiesystem bis 2035 zwar sehr ambitioniert, aber grundsätzlich machbar ist –­ sofern alle aus heutiger Sicht möglichen Strategien gebündelt werden.Notwendig dafür ist vor allem ein Vorziehen und Intensivieren von Maßnahmen, die in vielen Studien als notwendig beschrieben werden, um Treibhausgasneutralität bis 2050 zu erreichen.

Um einen angemessenen Beitrag für das Erreichen der 1,5-Grad-Grenze leisten zu können, wird Deutschland bis etwa 2035 auf ein klimaneutrales Energiesystem umstellen müssen. Die Forschenden des Wuppertal Instituts haben in der Studie "CO2-neutral bis 2035: Eckpunkte eines deutschen Beitrags zur Einhaltung der 1,5-°C-Grenze" untersucht, welche Transformationsschritte und -geschwindigkeiten notwendig sind, um dieses Ziel zu erreichen. Die Studie, die das Forscherteam mit finanzieller Unterstützung der GLS Bank für Fridays for Future Deutschland erarbeitet hat, stellten sie heute in Berlin während einer Pressekonferenz vor. Ergebnis der Studie: Ein klimaneutrales Energiesystem bis 2035 ist zwar sehr ambitioniert, aber grundsätzlich machbar, sofern alle aus heutiger Sicht möglichen Strategien gebündelt werden.

Das im vergangenen Jahr beschlossene Klimaschutzgesetz der Bundesregierung sieht vor, dass Deutschland bis 2050 treibhausgasneutral wird. Dies ist allerdings nicht vereinbar mit einer Begrenzung der Erderwärmung auf 1,5 Grad Celsius. Der Sachverständigenrat für Umweltfragen (SRU) geht davon aus, dass in Deutschland CO2-Neutralität schon bis etwa 2035 erreicht werden muss, wenn ein angemessener Beitrag zum globalen 1,5-Grad-Ziel geleistet werden soll. Die über CO2 hinausgehenden Treibhausgasemissionen müssen danach ebenfalls sehr schnell sinken. Der SRU legt dabei zugrunde, dass die Pro-Kopf-Emissionen weltweit gleich verteilt werden und Deutschland keinen überproportionalen Anteil beanspruchen darf. Doch wie lässt sich dieses Ziel noch rechtzeitig erreichen? Hierzu versucht die Studie Diskussionsimpulse zu geben.

"Um eine Chance zu haben, die Erderwärmung auf 1,5 Grad Celsius zu beschränken, müssten die deutschen Emissionen insbesondere in den kommenden fünf Jahren – und damit vor allem in der nächsten Legislaturperiode – dramatisch abnehmen" mahnt Prof. Dr.-Ing. Manfred Fischedick, wissenschaftlicher Geschäftsführer des Wuppertal Instituts.

"Ein fairer Beitrag zur Einhaltung der 1,5-Grad-Grenze kann nur noch geleistet werden, wenn die kommende Bundesregierung die Transformation des Energiesystems als Kernthema angeht und ihre Politik konsequent auf das Ziel eines klimaneutralen Energiesystems bis 2035 ausrichtet. Ohne schnelle CO2-Emissionseinsparungen und eine Priorisierung von Klimaschutz in allen Politikbereichen dürfte das nicht zu schaffen sein", betont Dr. Sascha Samadi, Mitautor der Studie und wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Abteilung Zukünftige Energie- und Industriesysteme am Wuppertal Institut.

Um das 1,5-Grad-Budget einzuhalten, sind unter der Voraussetzung weltweit gleicher Pro-Kopf-Emissionen CO2-Minderungen von mindestens minus 60 Prozent bis 2025 und mindestens minus 85 Prozent bis 2030 (jeweils gegenüber 1990) erforderlich. Denn entscheidend dafür, die Risiken und Auswirkungen des Klimawandels erheblich verringern zu können, sind die kumlierten Emissionen. Eine gleichmäßige, lineare Minderung bis 2035 ist dafür allerdings nicht ausreichend (siehe Grafik).

Die Sektoren Energiewirtschaft, Industrie, Verkehr und Gebäude im Fokus

In ihrer Studie untersuchten die Forschenden des Wuppertal Instituts auf der Basis bestehender Energieszenarien und weitergehender Überlegungen, wie sich CO2-Neutralität besonders in den Sektoren Energiewirtschaft, Industrie, Verkehr und Gebäude bereits bis 2035 umsetzen ließe. Dafür sind aus ihrer Sicht unter anderem folgende Maßnahmen erforderlich:

In der Energiewirtschaft müssten die Ausbauziele der Bundesregierung von Wind- und Solarenergie ingesamt mindestens 25 Gigawatt pro Jahr betragen – mehr als eine Verdopplung gegenüber den aktuellen Zielen der Regierung.

  • Insbesondere der Ausbau der Windenergie an Land (Onshore) müsse in Schwung gebracht werden ­– hier sind nach Ansicht der Forschenden mindestens 7 oder besser 10 Gigawatt pro Jahr erforderlich.

  • Für ein CO2-neutrales Energiesystem ist Wasserstoff – unter anderem für die Stahlerzeugung – unerlässlich. Bisher sieht die Wasserstoffstrategie der Bundesregierung frühestens 2035 eine Elektrolyse-Leistung von lediglich 10 Gigawatt vor. Für ein klimaneutrales Energiesystem bis 2035 müssten bis dahin allerdings voraussichtlich 70 bis 90 Gigawatt an installierter Kapazität erreicht werden, sofern nicht bereits 2035 klimaneutrale Energieträger in sehr großem Umfang importiert werden können.

In einigen energieintensiven Industriebranchen erreicht rund die Hälfte der Industrieanlagen in den kommenden zehn Jahren das Ende ihrer vorgesehenen Lebensdauer.

  • Diese Anlagen müssen durch klimaverträgliche neue Prozesse ersetzt werden, zudem müssen bestehende Anlagen bis 2035 auf nicht-fossile Technologien umgestellt werden, sofern sie weiter in Betrieb bleiben sollen.

  • Zusätzlich muss ein Wasserstoff-Pipelinenetz innerhalb weniger Jahre errichtet werden, da Wasserstoff für viele Industriebereiche den zentralen Schlüssel für die Umstellung darstellt.

  • Damit die klimaneutralen Schlüsseltechnologien einen Preisvorteil gegenüber den konventionellen CO2-intensiven Technologien erreichen, muss der CO2-Preis schon kurzfristig deutlich ansteigen.

  • Zum Schutz gegen die Verlagerung von CO2-Emissionen und zur Aufrechterhaltung der Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Industrie ist ein effektiver„Carbon-Leakage-Schutz“ notwendig, also Maßnahmen, die vermeiden, dass CO2-intensive Produktionsverfahren in Länder mit weniger strengen Klimaschutzvorgaben verlagert werden. Zentrale Elemente dafür können Instrumente wie Carbon Contracts for Difference, die zielorientiert Preisdifferenzen überwinden helfen, im Verbund mit oder Produkt- beziehungsweise Klimaabgaben sein.

"Auch, wenn möglicherweise noch Unsicherheiten über die langfristig beste Lösung bestehen, muss der Aufbau der Infrastruktur für eine klimaneutrale Industrie schon heute beginnen. Andernfalls reicht die Zeit für den Umbau gegebenenfalls nicht aus. Daher müssen jetzt Entscheidungen getroffen werden und die Umsetzung sehr schnell beginnen", betont Dr. Georg Kobiela, ebenfalls Mitautor der Studie und wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Abteilung Zukünftige Energie- und Industriesysteme am Wuppertal Institut.

Der Verkehr in Deutschland muss für die Zielerreichung CO2-Neutralität bis 2035 erheblich verringert werden. Verantwortlich für den hohen Energiebedarf ist maßgeblich der Auto- und Lkw-Verkehr. Im Vergleich zur Bahn benötigt ein Auto mit Verbrennungsmotor das 4,8-fache an Energie pro Kilometer und Person, ein Lkw sogar das 5,6-fache pro Tonne und Kilometer gegenüber der Güterbahn. Den Verkehr betreffende Schritte sind insbesondere:

  • Konsequente Maßnahmen für Verkehrsvermeidung und -verlagerung

  • Beschleunigte Einführung alternativer Antriebe, vor allem Elektro-Pkw

  • Signifikant höhere CO2-Preise auf fossile Kraftstoffe als zentrales Anreizinstrument

  • Parallel dazu: Abschaffung klimaschädlicher Subventionen wie Steuerbefreiung von Flugbenzin, Dieselprivileg, Dienstwagenprivileg, Subventionen für Regionalflughäfen, bevorzugter Investitionen in Straßenbau und stattdessen beschleunigter Ausbau von öffentlichem Verkehr, Rad- und Fußinfrastruktur.

Im Gebäudebereich ist eine massive und nie dagewesene Steigerung der energetischen Sanierungsrate auf eine Höhe von etwa 4 Prozent pro Jahr notwendig ­– aktuell liegt die Rate bei lediglich rund 1 Prozent.

  • Für die Steigerung der energetischen Sanierungsrate ist ein umfassender Maßnahmenmix notwendig, der etwa von einer verpflichtenden Sanierung beim Immobilienverkauf oder -erbe über eine wirkungsvolle CO2-Bepreisung bis hin zu einer Ausbildungs- und Qualifizierungsoffensive im Handwerk und beschleunigter Einführung innovativer Verfahren wie industrieller Vorfertigung von Sanierungselementen reicht.

  • Heute liegt der Anteil an installierten fossilen Heizungen noch bei fast 80 Prozent, mit der Zielsetzung CO2-Neutralität müsste schon kurzfristig eine Trendumkehr erfolgen. Spätestens in der nächsten Legislaturperiode müsste die Entscheidung getroffen werden, dass keine neuen fossile Heizungen mehr installiert werden dürfen. Stattdessen sollte der Fokus bei neu eingebauten Heizungen zukünftig auf Wärmepumpen liegen.

Die skizzierten Szenarien zur Zielerreichung bis 2035 erfordern in allen Sektoren die parallele Umsetzung vielfältiger Maßnahmen. Sie stellen jeweils für sich stehend schon große Herausforderungen dar und erfordern beispiellose politische Anstrengungen. Auch Unternehmen müssen bereit sein und die Möglichkeit haben, den Transformationsprozess mitzugestalten – ohne die globale Wettbewerbsfähigkeit einzubüßen. "Um die 1,5-Grad-Grenze einzuhalten, ist vor allem aber die breite Zustimmung der Gesellschaft notwendig. Dafür muss der Transformationpfad gerecht ausgestaltet und soziale Aspekte berücksichtigt werden", betont Prof. Dr.-Ing. Manfred Fischedick.

 


Hier die Schlüssel-Ergebnisse bei fff


Referenz zu CDP

Die Science Based Targets Initiative (SBTI) wurde von einer Allianz aus führenden Umwelt- und Klimaschutzorganisationen entwickelt, um einen Rahmen bereitzustellen, der es Firmen erlaubt, ihren Treibhausgasausstoß auf einer wissenschaftlichen Grundlage zu reduzieren.

Die Initiative wurde von CDPUN Global CompactWRI und WWF ins Leben gerufen. Mehrere Hundert Unternehmen weltweit haben sich aufgrund der Initiative bereits dazu verpflichtet, Reduktionsziele zu definieren und relevante Aktionen zu implementieren, die ihren CO2-Ausstoß verringern.

Die Initiative setzt sich für die wissenschaftliche Bestimmung von Emissions-Reduktions-Zielen von Firmen und Organisationen ein. Hintergrund ist die Notwendigkeit, die Erderwärmung auf deutlich unter 2°C, möglichst 1,5°C zu begrenzen. Die wissenschaftliche Bestimmung baut auf mehreren globalen Prognosen zu den verbleibenden Emissionsbudgets auf.

Da die Initiative gleichermaßen wissenschaftlich begründet und einfach umsetzbar ist, erlaubt sie Unternehmen, einen wesentlichen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten und diesen im Zuge ihrer übergeordneten CSR Stategie zu kommunizieren. Somit spielen Unternehmen eine übergeordnete Rolle in globalen Bemühungen, CO2-Emissionen zu reduzieren, und sie füllen die Lücken, die die Länder im Bezug auf diese Bemühungen offen lassen.

Hierzu müssen Unternehmen ihre Reduktionsziele nach einer anerkannten Methodik bestimmen und von der SBTI validieren lassen. Die Ziele werden dann auf der Website der SBTI veröffentlicht.

Die DFGE begleitet Sie gerne auf dem Weg und hilft Ihnen, Science Based Targets in ihre alltäglichen Unternehmensaktivitäten einzubinden. Bitte wenden sie sich an uns für weitere Informationen!

Die gescheiterte Klimaklage gegen Norwegen Das schwierige Grundrecht auf saubere Umwelt

( tagesspiegel, 26.12.20 , s. hier )

Verletzen Ölbohrungen Menschenrechte? Nein, hat das Oberste Gericht in Oslo gesagt. Das enttäuscht Klimaaktivisten, ist aber dennoch richtig.
Eine Kolumne. Barbara John

Und wieder ist Norwegen das Land mit der höchsten Lebensqualität weltweit. Das sagt der Jahresbericht 2020 des Human Development Reports der Vereinten Nationen (UNDP). Mit diesem Barometer werden die Werte eines Landes in den Bereichen Gesundheit, Bildung und Lebensstandard gemessen. Neuerdings zählen auch der Ausstoß von klimaschädlichem Kohlendioxid und der Rohstoffverbrauch.

Noch haben diese zwei zusätzlichen Indizes nicht die Spitzenposition des ölreichen Wohlfahrtsstaats beeinträchtigt. Die Position Deutschlands belasten sie dagegen schon. Es ist in der Rangfolge vom vierten auf den sechsten Platz zurückgefallen und rangiert jetzt hinter Norwegen, Irland, der Schweiz, Hongkong und Island.

Tagesspiegel Background Energie & Klima

Kohleausstieg, Klimawandel, Sektorkopplung: Das Briefing für den Energie- und Klimasektor. Für Entscheider & Experten aus Wirtschaft, Politik, Verbänden, Wissenschaft und NGO.

Doch auch im Musterland Norwegen könnte sich etwas ändern. Was da national gerade passiert ist, berührt viele  Menschen, die sich wundreiben an der Frage, wie ein  besserer Umwelt- und Klimaschutzes zu erreichen ist.  

Anders als die meisten Länder garantiert der norwegische Staat in seiner Verfassung (Artikel 112) „jedermann“ das Recht auf eine Umwelt, „die der Gesundheit und einer natürlichen Umgebung förderlich“ ist. Wegen dieses Versprechens hatten schon 2016 vier Nichtregierungsorganisationen, unter ihnen Greenpeace, beim Obersten Gerichtshof in Oslo eine Klimaklage gegen die Lizenzvergabe für weitere Ölbohrungen in der arktischen Barentssee eingereicht. Sie argumentierten, dass durch diese zusätzliche Öl- und Gassuche in der Arktis weder die Pariser Klimaziele einzuhalten seien, noch würden künftige Generationen geschützt

Vor wenigen Tagen wurde die Klage mit elf zu vier Stimmen abgelehnt. Das Gericht erkannte keine Verfassungsverletzung, denn jedes Land sei nur für den eigenen schädlichen CO2-Ausstoß verantwortlich, und der werde durch die bloße Lizenzerteilung zur Förderung nicht wesentlich erhöht. Die weltweiten Klimazielehätten damit nichts zu tun.


( Tipp von Ester )

Studie: Klimaziele mit momentaner Ernährungsweise nicht zu erreichen

( heise.de Original : hier )

Bei der Produktion von Nahrungsmitteln werden global so viele Treibhausgase ausgestoßen, dass schon allein damit das 1,5-Grad-Klimaziel verfehlt wird. Kommentare lesen 766 Beiträge

08.11.2020 11:55 Uhr Von Stefan Krempl

Landwirtschaft und Ernährung gehören zu den massiven Treibern des Klimawandels. Wie groß der Beitrag dieses Sektors ist, hat ein Forscherteam um den Ökologen David Tilman und des Biologen Michael Clark jetzt ermittelt. Allein Treibhausgas-Ausstöße aus dem Agrarbereich mit der Produktion von Nahrungsmitteln können demnach ein Scheitern der Pariser Klimaschutzziele bewirken, selbst wenn man alle anderen Sektoren umgehend als praktisch klimaneutral ansetzen würde, also alle anderen menschengemachten Emissionen klimawirksamer Gase schnell und vollständig sänken.

Im 1,5-Grad-Sonderbericht des Weltklimarats IPCC wird das noch verbleibende Treibhaus-Budget mit insgesamt 420 beziehungsweise 1170 Gigatonnen CO2 beziffert, um mit einer Wahrscheinlichkeit von 67 Prozent das 1,5- beziehungsweise das 2-Grad-Ziel des Pariser Abkommen zu erreichen. Bei der Produktion von Nahrungsmitteln fallen neben CO2 vor allem auch Emissionen von Methan und Lachgas (CH4, N2O) durch die Viehhaltung und den Einsatz von Düngemitteln an.

Die Autoren der am Donnerstag im Magazin “Science” veröffentlichten Studie haben nun untersucht, wie sich die Emissionen aus der Produktion von Nahrungsmitteln in den nächsten Jahren entwickeln, wenn die Trends der vergangenen Jahre fortgeschrieben werden. Sie berücksichtigen dabei etwa das Wachstum der Weltbevölkerung, absehbare Steigerungen der Ernteerträge, die veränderte Landnutzung durch mehr Ackerflächen und die Verluste durch Lebensmittelverschwendung. Auch neue Ernährungsgewohnheiten der Menschen rechnet das Team mit ein.

Angesichts ihres klaren Ergebnisses nehmen die Wissenschaftler fünf Gegenstrategien in den Blick und berechnen, wie sich die Emissionen am effektivsten reduzieren ließen. Die größten Potenziale identifizieren sie dabei in einem Umstieg auf vor allem pflanzenbasierte und gesündere Ernährung mit moderatem Konsum tierischer Produkte wie Milch, Fleisch und Eiern. Auch eine gesteigerte Produktionseffizienz sehen sie als Chance. Entscheidend sei dafür vor allem eine veränderte Bewirtschaftung etwa durch bedarfsgerechteren Einsatz von Düngern oder auch durch Zusätze im Futter von Wiederkäuern.

In der deutschsprachigen Forschergemeinde halten viele den Ansatz und die Empfehlungen für nachvollziehbar. Die Autoren verwendeten solide Daten und lieferten plausible Ergebnisse, lobt etwa der Göttinger Professor für Welternährungswirtschaft und rurale Entwicklung Matin Qaim: “Dynamische Aspekte – wie steigender Lebensmittelbedarf der wachsenden Weltbevölkerung – werden in den Simulationen korrekt berücksichtigt.”

Für Qaim verdeutlicht die Analyse “nochmals sehr eindringlich, dass umfassende Veränderungen nötig sind, und zwar rasch”. Sonst gebe es überhaupt keine Chance mehr, die Pariser Klimaziele noch zu erreichen. Gut findet der Agrarökonom die Klarstellung, dass für eine klimafreundlichere Produktion auch neue Technologien wie Gentechnik und Genomeditierung wichtig seien. Sonst müsste die wachsende Nachfrage durch eine weitere Ausdehnung der Landwirtschaft in Wälder und Naturräume gedeckt werden, was zu hohen zusätzlichen Emissionen führen würde. Der Ökolandbau “mit seinen niedrigeren Erträgen” könne “nicht als Patentrezept für den Klimaschutz gelten”.

“Größtenteils steht die Studie auf solidem Fundament und alle wichtigen Emissionen sind berücksichtigt, aber es gibt einige methodische Schwächen”, merkt Florian Schierhorn vom Leibniz-Institut für Agrarentwicklung in Mittel- und Osteuropa an: So seien etwa der errechnete Emissionswert mit 333 Tonnen CO2 pro Hektar sowie der bei 211 Tonnen CO2 pro Hektar angesetzte Kohlenstoff-Ausscheidewert für Brachland “mit großen Unsicherheiten behaftet”.

Schierhorn hält es zwar auch für möglich, dass neue Technologien wie die Genschere Crispr die Ertragspotenziale anheben und negative Klimaauswirkungen kompensieren. Er sehe für dieses optimistische Szenario aber keine plausible Grundlage. Es gelte daher stärker auf pflanzenbasierte Ernährung umzustellen. Ein für das Klimasystem wirksamer Effekt wäre bereits erzielt, wenn die Menschen in der Breite vom Verzehr von Wiederkäuern zu Schweinefleisch oder Geflügel wechselten. Zugleich bedauert der Experte, dass die EU Maßnahmen für einen effizienten Klimaschutz in der Landwirtschaft bislang nicht auf der Agenda habe.

Da das Team Emissionen aus Transport, Verarbeitung, Verpackung und Vertrieb von Lebensmittel nicht berücksichtige, unterschätzte es die tatsächlichen Emissionen tendenziell sogar eher, befürchtet der Ökobilanz-Experte Nils Rettenmaier vom Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg. Eine Ernährungsumstellung auf pflanzliche Produkte sei unerlässlich. Seine Institutskollegin Susanne Köppen untermauert, dass der nötige Wandel “eine riesige globale Kraftanstrengung erfordert”.

“Uns bleiben nur wenige Jahre, die globale durchschnittliche Ernährungsweise zu ändern”, mahnt der Karlsruher Klimaforscher Klaus Butterbach-Bahl. Helmut Haberl, Vorstand des Wiener Instituts für Soziale Ökologie rät, darauf zu fokussieren, dass eine klimafreundliche, pflanzenbasierte Ernährung “überwiegend auch gesünder ist”.