Statistiken Deutschland versagt beim Klima­schutz: Pariser Klimaschutzabkommen derzeit unerreichbar.

( von : https://www.volker-quaschning.de/datserv/CO2-D/index.php )


Starker Rückgang der Emissionen im Jahr 2020 wird nur wegen der Coronakrise erreicht.


Durch die wirtschaftlichen Auswirkungen der Coronakrise sind die Kohlendioxidemissionen im Jahr 2020 stark gesunken. Die Bundesregierung erreicht damit recht unerwartet doch noch ihre eigenen Klimaschutzziele für das Jahr 2020.
Diese sind aber für das Einhalten des Pariser Klimaschutzabkommens viel zu gering. Um den globalen Temperaturanstieg durch den Klimawandel auf 1,5°C zu begrenzen, sollten die Kohlen­dioxid­emissionen bis zum Jahr 2035 auf null sinken. Dafür sind die bislang eingeleiteten Klimaschutzmaßnahmen viel zu gering. Nach der Coronakrise ist beim Wiederhochfahren der Wirtschaft ein erneuter Anstieg der Emissionen zu erwarten.

Vor allem nach dem Fall der Mauer und der deutschen Wiedervereinigung konnten Anfang der 1990er-Jahre in Deutschland große Erfolge bei der Reduktion der Treibhausgasemissionen erzielt werden. Zwischen 1990 und 1995 gingen die Gesamtemissionen fast um 11 Prozent zurück. Dieser Rückgang war jedoch hauptsächlich auf den wirtschaftlichen Umbruch in den neuen Bundesländern zurückzuführen. In den alten Ländern haben die Treibhausgasemissionen in diesen Jahren sogar noch zugelegt.

Seit dem Jahr 2000 war erneut ein leichter Rückgang zu verzeichnen. Der Einsatz erneuerbarer Energien, die Nutzung emissionsärmerer Energieträger und rationelle Energieverwendung zeigen erste Resultate. Zum Erreichen der langfristigen Klimaschutzziele ist jedoch ein deutlich schnellerer Rückgang der Treibhausgasemissionen erforderlich.

Wegen der Wirtschaftskrise gingen im Jahr 2009 die Emissionen sprunghaft zurück. Der Energieverbrauch nahm rapide ab und damit auch die Treibhausgasemissionen. Ein Zeichen nachhaltiger Energiepolitik ist dieser Rückgang allerdings nicht. Dies zeigt der erneute Anstieg im Jahr 2010.

Kohlendioxid macht in Deutschland knapp 90 Prozent aller Treibhausgasemissionen aus. Andere Gase wie Methan oder Lachgas sind hier von untergeordneter Bedeutung. Weit über 90 Prozent der gesamten Kohlendioxid­emissionen sind wiederum energiebedingt, stammen also aus der Verbrennung fossiler Energieträger wie Kohle, Erdöl oder Erdgas. Die folgende Grafik zeigt die Entwicklung der gesamten Kohlendioxidemissionen, die folgende Tabelle weist energiebedingte Kohlendioxidemissionen, Gesamt-Kohlendoxidemissionen und Gesamt-Treibhausgasemissionen getrennt aus.

Kohlendioxidemissionen in Deutschland

Kohlendioxidemissionen in Deutschland

Kohlendioxid­emissionen in Deutsch­land in Mt (Mrd. kg)

Jahrenergie­bedingte
CO2-Emis­sionen
Gesamt-
CO2-Emis­sionen
2020
2019705,6
2018704,1755,4
2017735,1786,7
2016752,5800,5
2015749,3795,8
2014745,2792,9
2013788,1835,7
2012769,2817,0
2011763,1812,7
2010784,5833,1
2009745,9789,1
2008802,5854,1
2007796,9850,9
2006822,8878,0
2005811,7865,9
2004820,0885,9
2003835,0900,5
2002838,0899,3
2001852,0915,7
2000839,8899,4
1999857,0895,4
1998864,0922,8
1997895,0930,8
1996872,0958,4
1995881,1938,0
1994881,8938,9
1993900,6955,1
1992910,5964,6
1991955,91012,9
1990989,91050,9

*) vorläufige Schätzung
Energiebedingte Emissionen: Emissionen ohne Industrieprozesse
Quellen: UNFCCC, DIW, Umweltbundesamt, AGEB, eigene Abschätzungen

Treibhausgas­emissionen in Deutsch­land in Mt (Mrd. kg)

Jahrgesamte
Treib­haus­gas­emis­sionen
Änderung
gegenüber Vorjahr
2020722-10,3%
2019804,6-6,3%
2018858,4-4%
2017894,3-1,7%
2016909+0,6%
2015906+0,4%
2014902,4-4,6%
2013941,6+2,1%
2012924,1+0,6%
2011919,4-2,8%
2010942,3+5,4%
2009906,4-6,9%
2008973,8+0,2%
2007971,8-2,7%
2006998,8+0,7%
2005991,5-2,7%
20041018,9-1,7%
20031036,1-0,3%
20021039,4-2,0%
20011060,4+1,4%
20001045,8-0,1%
19991046,7-3,1%
19981079,8-2,3%
19971105,3-3,0%
19961139,7+1,6%
19951121,8-0,3%
19941124,9-1,6%
19931143,8-0,8%
19921152,8-4,2%
19911203,0-3,7%
19901249,5

Gesamt-Treibhausgasemissionen: CO2, CH4, N2O, FKW, SF6
Quellen: Agora Energiewende, UNFCCC, DIW, Umweltbundesamt, AGEB, eigene Abschätzungen

© 01/2020 Volker Quaschning

Klimakommunikation : So gelingen Gespräche über den Klimawandel (WDR, Quarks)

( WDR – Quarks – Serie zum Klimawandel : hier )

Spricht man den Klimawandel an, stößt man oft entweder auf Gleichgültigkeit oder löst einen Streit aus. Wie es besser geht.

( Original hier ) ; 23. Dezember 2020

Inhalt

  • Wieso sollte man mit Freunden und Familie überhaupt über die Klimakrise sprechen?
  • Warum reagieren Menschen gleichgültig, wenn man sie auf den Klimawandel anspricht?
  • Warum enden Gespräche übers Klima oft im Streit?
  • Wie kann ich konstruktiver das Thema Klimakrise ansprechen?

Warum sollte man mit Freunden und Familie überhaupt über die Klimakrise sprechen?

Wenn man seinen engen Freundeskreis verlässt und mit alten Schulfreunden oder der Familie über die Klimakrise spricht, geht das nicht immer gut. Entweder man stößt auf Gleichgültigkeit oder das Gespräch endet in einem Streit. Es ist nicht allzu gut erforscht, wie häufig Menschen sich überhaupt über den Klimawandel unterhalten. In den USA sprechen einer Studie zufolge zwei Drittel selten oder nie mit Familie oder Freunden darüber. Allerdings sind die Menschen in Deutschland einer Studie von 2017 zufolge besorgter über den Klimawandel als in den USA – direkt übertragbar sind diese Ergebnisse also nicht.

Dass sich gar nicht so viele Gespräche darum drehen, könnte daran liegen, dass viele falsch einschätzen, wie ihre Mitmenschen zu dem Thema stehen. Und: Viele überschätzen, wie wenige Menschen in einer Gesellschaft den Klimawandel leugnen. In ….

Deshalb wäre es sinnvoll, das Schweigen zu brechen

Die leichteste Lösung, diesen Teufelskreis zu beenden, ist, das Thema einfach anzusprechen. Hinzu kommt: Menschen finden Informationen, die von engen Bekannten oder Familienmitgliedern kommen, erscheinen uns besonders glaubwürdig, zumindest in Bezug auf den Klimawandel. Eine Studie aus dem Jahr 2019 hat Gespräche über den Klimawandel im persönlichen Umfeld untersucht und herausgefunden: Häufigeres Sprechen über das Thema hat dazu geführt, dass sich die Menschen mehr über den Klimawandel informiert haben und überzeugter von der wissenschaftlichen Faktenlage waren. Auch ….

Warum reagieren Menschen gleichgültig, wenn man sie auf den Klimawandel anspricht?

Ein Gespräch über den Klimawandel zu beginnen, ist ja allerdings nur der erste Schritt. Häufig reagieren Menschen abweisend oder zumindest gleichgültig, wenn sie auf das Thema angesprochen werden. Eine Erklärung dafür ist, dass es sich oft nicht so anfühlt, als würde das Thema sie wirklich betreffen. „In der Diskussion wirkt der Klimawandel oft weit weg, sowohl zeitlich als auch räumlich“, erklärt Prof. Monika Taddicken, die an der Technischen Universität Braunschweig zu Wissenschaftskommunikation forscht. „Am schwierigsten ist aber diese lebensweltliche Ferne. Als Laie weiß ich gar nicht: Warum betrifft mich das? Was …

Verschiedene Generationen sehen die Diskussion ganz unterschiedlich

Auch das Gefühl von Machtlosigkeit spielt eine wichtige Rolle. In Studien hat sich gezeigt, dass viele Menschen davon ausgehen, dass sie selbst nichts am Klimawandel ändern können – und Politik und Wirtschaft auch nicht unbedingt ausreichend handeln würden. Wer sich so fühlt, hat natürlich wenig Lust, das Thema ohne Ziel immer wieder zu besprechen. Hier sieht Taddicken unter anderem ein Generationenproblem. Denn ältere Menschen hätten einen ganz anderen Blick auf die Klimadiskussion als junge. „Für einige Leute ist das Thema sehr frustrierend. Sie haben den Eindruck, das alles schon einmal gesehen zu haben. Zum Beispiel hatten viele große Hoffnungen auf die Kopenhagener Klimakonferenz 2009, aber danach ist einfach gar nichts passiert.“

In diesem Artikel erklären wir dir mehr über Eigenschaften verschiedener Generationen.

Die gute Nachricht ist: Wie viel jemand über den Klimawandel weiß und wie sehr er sich selbst als betroffen einschätzt, hängt positiv zusammen – und zwar vermutlich in beide Richtungen. Das heißt auf der einen Seite, dass Menschen, die sich stärker vom Klimawandel betroffen fühlen, sich auch mehr darüber informieren. Aber wer mehr über den Klimawandel lernt, befürchtet …

Warum enden Gespräche übers Klima oft im Streit?

Ist das Thema Klimawandel einmal angesprochen und das erste Desinteresse des Gesprächspartners überwunden, steht häufig schon die nächste Hürde an. Zumindest manche Menschen scheint das Thema sehr wütend zu machen, sie geraten in eine Verteidigungshaltung und argumentieren so emotional, dass man sich kaum noch dagegen wehren kann. Noch weniger ist eine konstruktive Diskussion möglich. Aber woran liegt das?

Der Klimawandel ist nicht das einzige wissenschaftliche Thema, das zu hitzigen Diskussionen führen kann. Auch Gespräche über Gesundheitsthemen, zum Beispiel Impfen oder Covid-19, lösen manchmal wütende Gegenreden aus. Der Jurist und Sozialwissenschaftler Dan Kahan erforscht das Phänomen, dass bestimmte wissenschaftliche Themen wie der Klimawandel zwar faktisch gut belegbar sind, aber die Gesellschaft trotzdem stark polarisieren. Kahan erklärt das unter anderem mit der Theorie der kulturellen Erkenntnis („cultural cognition“), die besagt, dass Menschen Risiken und damit zusammenhängende Fakten so bewerten, dass sie zu ihren Wertevorstellungen passen. Das heißt, bei einer Diskussion über den Klimawandel ist sich jeder sicher, dass er oder sie die Risiken richtig einschätzt. Wenn die Ansichten nicht zusammenpassen, kann es schnell zu einem Streit kommen.

Wir verteidigen unsere Weltsicht unterbewusst

Dieser Effekt kann so weit gehen, dass zwei Menschen nicht einmal dieselben Quellen für vertrauenswürdig halten. Laut Kahan orientiert man sich eher an wissenschaftlichen Experten und Expertinnen, die eher eine Position vertreten, die dem eigenen Weltbild entspricht. Das kann natürlich ebenfalls ein Streitpunkt sein: Ist meine Klimawissenschaftlerin kompetenter als dein Forscher?

Auch der Bestätigungsfehler („confirmation bias“) spielt bei der Erklärung eine Rolle. Wir glauben eher Informationen, die in unser Weltbild passen. Denn es ist kognitiv anstrengender, Informationen in unser Überzeugungssystem einzubauen, die alle anderen Überzeugungen bedrohen. Besonders stark wirkt der Bestätigungsfehler, wenn es um die eigenen Werte geht. Und Diskussionen um den Klimawandel drehen sich oft darum: Sind Flugreisen noch in Ordnung, was ist mit Fleischverzehr?

Warum es schwierig ist, Menschen bloß anhand von Fakten zu überzeugen, erklären wir hier.

Wie kann ich konstruktiver das Thema Klimakrise ansprechen?

Zuerst einmal: Viel Verständnis für den Gesprächspartner mitbringen. Je nachdem, wie er aufgewachsen ist und das Thema Klimawandel wahrgenommen hat, ist es vielleicht gut nachvollziehbar, wenn er abwehrend reagiert. „Die älteren Generationen haben vielleicht noch das Spiegel-Titelbild von 1986 im Kopf, mit dem Kölner Dom unter Wasser“, sagt die Kommunikationswissenschaftlerin Monika Taddicken. „Oder denken beim Klimawandel an Katastrophenfilme wie ‚The Day After Tomorrow‘. Diese Dramatisierung hat diese Menschen stark geprägt.“ Und wer ausschließlich Weltuntergangsszenarien vor dem inneren Auge hat, wenn er an den Klimawandel denkt, hat vermutlich einfach nicht so viel Lust, darüber zu sprechen.

Ein konstruktiverer Ansatz ist es, weniger abstrakt über den Klimawandel zu sprechen. Was bedeutet er genau für mich, meine Zukunft und meine Region? „Man kann das Thema stärker in die Alltagswelt holen“, sagt Taddicken. „Muss bald vielleicht mehr gedüngt werden? Warum sind sinkende Grundwasserspiegel ein Problem?“ In ihren Studien hat die Forscherin immer wieder beobachtet, dass die Menschen an einem Punkt gedanklich stehenbleiben. „Sie denken an das Bild vom traurigen Eisbären, der auf seiner Scholle schwimmt. Der kann einem leidtun, aber da hat man selbst keinen Ansatzpunkt. …

Über Gefühle in der Klimakrise sprechen

Genauso wichtig in Gesprächen über den Klimawandel ist es, offen mit eigener Unsicherheit umzugehen. Die Klimawissenschaft ist komplex und basiert zu großen Teilen auf Modellen, die verschiedene Zukunftsszenarien berechnen. Taddicken empfiehlt, es offen anzusprechen, wenn man sich mit einer Sache nicht sicher ist. „Zum Beispiel kann ich in so einer Situation sagen: Ich weiß, dass ich das irgendwo gelesen habe und es sehr überzeugend fand. Aber ich kann auch nicht mehr genau sagen, wie das war. Vielleicht schauen wir einfach nochmal schnell zusammen rein“, rät sie.

Auch Fragen können helfen, ein Gespräch konstruktiver zu machen. Zum Beispiel: Wie fühlst du dich denn, wenn du an den Klimawandel denkst? Vielleicht stellen sich so sogar gemeinsame Ängste oder Sorgen heraus, die verbinden können. Oder Lösungsansätze, an die man selbst noch gar nicht gedacht hat. Auch die eigenen Gefühle deutlich zu machen, anzusprechen, wenn die Klimakrise beispielsweise Angst einjagt, kann helfen, Verständnis zu bekommen. Selbst wenn zum Beispiel zwei Generationen ganz anders auf die Klimapolitik blicken, können sie sich trotzdem einigen, dass sie sich Sorgen machen, wenn schon wieder ein Sommer heiß und trocken war.

Autorin: Lena Puttfarcken

„Elektromobilität“ und warum sie so, wie sie derzeit vorgeschlagen wird, nicht funktionieren kann (Vortrag rc3)

Vortrag von André Igler, Philipp Schaumann and telegnom auf dem rc3 vom 29.12.20 : Video : hier


Mit sehr interessanten Aussagen , Zahlen und Fakten zur E-Mobilität zur Diskussion :
* Es bräuchte 4 x Datteln 4 zur Stromerzeugung ODER
* Es bräuchte ein rechtecckiges Gebiet von 33KM Kantenlänge voller Solarmodule …..


Elektromobilität ist das politische Schlagwort der Stunde. Und gleichzeitig so etwas wie das Heisenberg’sche Unschärfetheorem in der Politik: Je näher eins hinschaut, desto unschärfer und verworrener wird die Sachlage. Ein Situationsbericht.

Individuelle Mobilität ist für die Meisten von uns wichtig: Die Freiheit, jederzeit dorthin reisen bzw. fahren zu können, wo man gerade hin möchte, ist ein Grundprinzip unserer modernen Gesellschaft. Gerade in der deutschen Geschichte hat das Wort „Reisefreiheit“ einen ganz besonderen Klang. Und auch jetzt, wenn in der Pandemie unsere Reisefreiheit eingeschränkt wird, zeigt sich, welch hohen Stellenwert dieses Thema in unser aller Bewusstsein einnimmt. Leider hat die Technik, die wir für unsere individuelle Mobilität gewählt haben, nämlich die der fossilen Treibstoffe, einen dummen Nachteil: Wenn wir so weitermachen wie bisher, fackeln wir dabei den Globus ab. Aber Rettung naht in Form des Zauberwortes „Elektromobilität“. Das wird nicht nur das Umweltproblem lösen, besagte Technologie ermöglicht überdies, weil digitalisiert, auch autonom, sprich: Demnächst werden wir möglicherweise nicht nur elektrisch und daher ohne Abgase, sondern auch ohne eigenes Zutun dorthin fahren können, wo wir hin wollen; und weil Computer ja keine Fehler machen, wird es auch keine Unfälle mehr geben. Endlich: Jeder Deutsche bekommt seinen eigenen Chauffeur. Der Politik ist es damit bitter ernst: Im unlängst enthüllten Budgetvorschlag der EU für die kommende Periode sind alleine 35 Mrd. Euro unter dem Titel „Elektromobilität“ veranschlagt. Mindestens noch einmal so viel soll von den einzelnen Mitgliedstaaten kommen. Fahren wir also demnächst alle autonom, elektrisch und entspannt einer sorgenfreien Zukunft entgegen? Leider nein, wie sich beim näheren Hinschauen herausstellt. Der Hype, der hier gemacht wird, ist derart falsch, dass eins gar nicht weiß, wo es anfangen soll, ihn zu widerlegen. Wir haben daher alles zusammengetragen, was zum derzeitigen Standpunkt an Info zu Elektromobilität verfügbar ist, und sind zu der Aussage gekommen: Nein. Oder, in einer etwas längeren Form: So, wie Politik und Wirtschaft heute von Elektromobilität und autonomem Individualverkehr träumen, wird es – kann es – nie kommen. Denn, wie es der britische Dokumentarfilmer Adam Curtis 2016 in seinem Film „HyperNormalization“ so hübsch formuliert hat: „Over the past 40 years, politicians, financiers and technological utopians, rather than face up to the real complexities of the world, retreated. Instead, they constructed a simpler version of the world in order to hang on to power. And as this fake world grew, all of us went along with it, because the simplicity was reassuring.“

Kontakte in Matrix: André = @aigler:matrix.org @philipp_s:matrix.org telegnom = Chaos.social/@telegnom

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Studie: Klimaziele mit momentaner Ernährungsweise nicht zu erreichen

( heise.de Original : hier )

Bei der Produktion von Nahrungsmitteln werden global so viele Treibhausgase ausgestoßen, dass schon allein damit das 1,5-Grad-Klimaziel verfehlt wird. Kommentare lesen 766 Beiträge

08.11.2020 11:55 Uhr Von Stefan Krempl

Landwirtschaft und Ernährung gehören zu den massiven Treibern des Klimawandels. Wie groß der Beitrag dieses Sektors ist, hat ein Forscherteam um den Ökologen David Tilman und des Biologen Michael Clark jetzt ermittelt. Allein Treibhausgas-Ausstöße aus dem Agrarbereich mit der Produktion von Nahrungsmitteln können demnach ein Scheitern der Pariser Klimaschutzziele bewirken, selbst wenn man alle anderen Sektoren umgehend als praktisch klimaneutral ansetzen würde, also alle anderen menschengemachten Emissionen klimawirksamer Gase schnell und vollständig sänken.

Im 1,5-Grad-Sonderbericht des Weltklimarats IPCC wird das noch verbleibende Treibhaus-Budget mit insgesamt 420 beziehungsweise 1170 Gigatonnen CO2 beziffert, um mit einer Wahrscheinlichkeit von 67 Prozent das 1,5- beziehungsweise das 2-Grad-Ziel des Pariser Abkommen zu erreichen. Bei der Produktion von Nahrungsmitteln fallen neben CO2 vor allem auch Emissionen von Methan und Lachgas (CH4, N2O) durch die Viehhaltung und den Einsatz von Düngemitteln an.

Die Autoren der am Donnerstag im Magazin “Science” veröffentlichten Studie haben nun untersucht, wie sich die Emissionen aus der Produktion von Nahrungsmitteln in den nächsten Jahren entwickeln, wenn die Trends der vergangenen Jahre fortgeschrieben werden. Sie berücksichtigen dabei etwa das Wachstum der Weltbevölkerung, absehbare Steigerungen der Ernteerträge, die veränderte Landnutzung durch mehr Ackerflächen und die Verluste durch Lebensmittelverschwendung. Auch neue Ernährungsgewohnheiten der Menschen rechnet das Team mit ein.

Angesichts ihres klaren Ergebnisses nehmen die Wissenschaftler fünf Gegenstrategien in den Blick und berechnen, wie sich die Emissionen am effektivsten reduzieren ließen. Die größten Potenziale identifizieren sie dabei in einem Umstieg auf vor allem pflanzenbasierte und gesündere Ernährung mit moderatem Konsum tierischer Produkte wie Milch, Fleisch und Eiern. Auch eine gesteigerte Produktionseffizienz sehen sie als Chance. Entscheidend sei dafür vor allem eine veränderte Bewirtschaftung etwa durch bedarfsgerechteren Einsatz von Düngern oder auch durch Zusätze im Futter von Wiederkäuern.

In der deutschsprachigen Forschergemeinde halten viele den Ansatz und die Empfehlungen für nachvollziehbar. Die Autoren verwendeten solide Daten und lieferten plausible Ergebnisse, lobt etwa der Göttinger Professor für Welternährungswirtschaft und rurale Entwicklung Matin Qaim: “Dynamische Aspekte – wie steigender Lebensmittelbedarf der wachsenden Weltbevölkerung – werden in den Simulationen korrekt berücksichtigt.”

Für Qaim verdeutlicht die Analyse “nochmals sehr eindringlich, dass umfassende Veränderungen nötig sind, und zwar rasch”. Sonst gebe es überhaupt keine Chance mehr, die Pariser Klimaziele noch zu erreichen. Gut findet der Agrarökonom die Klarstellung, dass für eine klimafreundlichere Produktion auch neue Technologien wie Gentechnik und Genomeditierung wichtig seien. Sonst müsste die wachsende Nachfrage durch eine weitere Ausdehnung der Landwirtschaft in Wälder und Naturräume gedeckt werden, was zu hohen zusätzlichen Emissionen führen würde. Der Ökolandbau “mit seinen niedrigeren Erträgen” könne “nicht als Patentrezept für den Klimaschutz gelten”.

“Größtenteils steht die Studie auf solidem Fundament und alle wichtigen Emissionen sind berücksichtigt, aber es gibt einige methodische Schwächen”, merkt Florian Schierhorn vom Leibniz-Institut für Agrarentwicklung in Mittel- und Osteuropa an: So seien etwa der errechnete Emissionswert mit 333 Tonnen CO2 pro Hektar sowie der bei 211 Tonnen CO2 pro Hektar angesetzte Kohlenstoff-Ausscheidewert für Brachland “mit großen Unsicherheiten behaftet”.

Schierhorn hält es zwar auch für möglich, dass neue Technologien wie die Genschere Crispr die Ertragspotenziale anheben und negative Klimaauswirkungen kompensieren. Er sehe für dieses optimistische Szenario aber keine plausible Grundlage. Es gelte daher stärker auf pflanzenbasierte Ernährung umzustellen. Ein für das Klimasystem wirksamer Effekt wäre bereits erzielt, wenn die Menschen in der Breite vom Verzehr von Wiederkäuern zu Schweinefleisch oder Geflügel wechselten. Zugleich bedauert der Experte, dass die EU Maßnahmen für einen effizienten Klimaschutz in der Landwirtschaft bislang nicht auf der Agenda habe.

Da das Team Emissionen aus Transport, Verarbeitung, Verpackung und Vertrieb von Lebensmittel nicht berücksichtige, unterschätzte es die tatsächlichen Emissionen tendenziell sogar eher, befürchtet der Ökobilanz-Experte Nils Rettenmaier vom Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg. Eine Ernährungsumstellung auf pflanzliche Produkte sei unerlässlich. Seine Institutskollegin Susanne Köppen untermauert, dass der nötige Wandel “eine riesige globale Kraftanstrengung erfordert”.

“Uns bleiben nur wenige Jahre, die globale durchschnittliche Ernährungsweise zu ändern”, mahnt der Karlsruher Klimaforscher Klaus Butterbach-Bahl. Helmut Haberl, Vorstand des Wiener Instituts für Soziale Ökologie rät, darauf zu fokussieren, dass eine klimafreundliche, pflanzenbasierte Ernährung “überwiegend auch gesünder ist”.

Hinweis Projekt GreenZero von Dirk Gratzel

„Greenzero“ ist mein Vorhaben, die Ökobilanz meines Lebens auszugleichen. Ich bin dabei, alle Umwelt- und Klimaschäden, die ich als „moderner Mensch“ verursacht habe und noch verursache, bis zum Ende meines Lebens auszugleichen.

Die „grüne Null“ erreichen – nur: Wie? Wie sieht das Leben damit aus? 16 Grad Raumtemperatur im Winter? Nur noch Knäckebrot aus nachhaltiger Produktion? Selbstkasteiung und Besserwisserei, bis meine Freunde die Straßenseite wechseln, wenn sie mich kommen sehen?

Keineswegs. Erstaunlicherweise ist mein Leben und das meiner Familie mit diesem Vorhaben reicher geworden – an Wissen, Zufriedenheit, erfüllenden Begegnungen und Sinngefühl. Und, mich selbst überraschend, auch an wertschöpfenden, unternehmerischen Projekten. Reicher an dem Wesentlichem.

Ich arbeite mit Wissenschaftlern, Umweltorganisationen und Unternehmen zusammen, um fundiert Maßnahmen zur Verbesserung meines Lebensstils und zur Kompensation zu entwickeln. Unsere Erfahrungen dabei berühren wesentliche Fragen der Zukunft: Wie schaffen wir ökologischen Ausgleich? Wie beseitigen wir schon eingetretene Schäden, etwa beim Klima, beim Wasser oder auch bei der Zerstörung biologischer Vielfalt?


Ein interessantes Projekt , Link zur Site : hier

Hinweis , Link zum Buch : hier
In diesem Buch habe ich meine erstaunlichsten, abenteuerlichsten und skurrilsten Momente auf meinem bisherigen Weg zur grünen Null zusammengetragen.

Klimakrise Warum zwei Grad Erderwärmung zu viel sind

von spiegel.de

Ein Gastbeitrag von Stefan Rahmstorf Seit mehr als zehn Jahren wird international debattiert, ob die Erderwärmung bei 1,5 oder 2 Grad gestoppt werden soll. Aber kommt es überhaupt auf ein halbes Grad an? 09.11.2020, 20.58 Uhr

Mit jedem Zehntel Grad wachsen auch die Gefahren für uns Menschen, Opfer von Überflutungen, Ernteausfällen oder Tropenstürmen zu werden

Mit jedem Zehntel Grad wachsen auch die Gefahren für uns Menschen, Opfer von Überflutungen, Ernteausfällen oder Tropenstürmen zu werden Foto: Francis Mascarenhas/ REUTERS

Fast wäre das Pariser Abkommen 2015 an dieser Frage gescheitert: 1,5 oder 2 Grad? Was sollte als gerade noch tolerierbare Obergrenze der globalen Erwärmung gelten? “Die verflixten anderthalb Grad” titelte der SPIEGEL damals. Rund 40 kleine Inselstaaten waren entschlossen, Paris nicht ohne 1,5-Grad-Ziel zu verlassen – denn so manche von ihnen fürchteten zu Recht, mit 2 Grad den Untergang ihres Staatsgebiets zu unterschreiben.

Die Debatte über die Obergrenze der Erderhitzung hatte da schon eine lange Vorgeschichte. Bereits 1987 hatte der damalige Präsident der Malediven, Maumoon Abdul Gayoom, vor der Uno-Vollversammlung eindringlich vor dem drohenden Untergang seiner Nation gewarnt. 2009 beschloss der Klimagipfel in Kopenhagen formell eine 2-Grad-Grenze – aber mit der Hintertür, auch eine Begrenzung auf unter 1,5 Grad “zu erwägen”. Ich selbst habe bei der dem Gipfel vorangegangenen Wissenschaftskonferenz in Kopenhagen argumentiert, dass 2 Grad Erwärmung große Risiken bedeuten würde.


Zum Autor

Foto: Astrid Eckert

Stefan Rahmstorf schreibt regelmäßig für den SPIEGEL über die Klimakrise. Er ist Klima- und Meeresforscher und leitet die Abteilung Erdsystemanalyse am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK). Seit 2000 ist er zudem Professor für Physik der Ozeane an der Universität Potsdam. Zu seinen Forschungsschwerpunkten gehören die Paläoklimaforschung, Veränderungen von Meeresströmungen und Meeresspiegel sowie Wetterextreme.


Der nächste Gipfel in Cancun beschloss, diese Frage “auf Basis der besten verfügbaren wissenschaftlichen Kenntnisse” zu klären. Vor dem Pariser Klimagipfel 2015 erschien dazu ein Uno-Bericht auf Grundlage von Konsultationen mit 70 Wissenschaftlern. Die Folgerung war klar: Eine Begrenzung auf 2 Grad wäre “inadäquat”. Seit 2018 gibt es dazu auch einen ausführlichen Sonderbericht des Weltklimarats IPCC.

Was sind die Unterschiede zwischen 1,5 Grad und 2 Grad Erwärmung? Das sind die wichtigsten Punkte:

Insgesamt kann man sagen, dass bei einer Erwärmung um 2 Grad die Folgen des Klimawandels, die wir teils schon heute spüren, graduell immer schlimmer werden. Die Häufigkeit von tödlichen Hitzewellen etwa, wie im “Jahrhundertsommer” 2003, der in Europa rund 70.000 Menschenleben kostete. Zudem bedeuten 2 Grad im globalen Mittel für die meisten Landgebiete 3 bis 4 Grad Erhitzung.

Dazu kommt die Häufigkeit von Überflutungen durch Extremregen (Beispiel Braunsbach 2016). Oder wachsende Probleme mit Dürren und Wassermangel, wie die letzten Jahre auch in Deutschland. Oder noch heftigere tropische Wirbelstürme – schon in den letzten vier Jahrzehnten hat der Anteil der stärksten Hurricane-Kategorien 3 bis 5 (“major hurricanes”) an allen Hurricanes in den Satellitenbeobachtungen um ein Viertel zugenommen, angefacht durch steigende Meerestemperaturen. https://spiegel-online-neu-profil.newsletter2go.com/unter-zwei.html

Darüber hinaus gibt es kritische Grenzen der Belastbarkeit von Ökosystemen, die schon unterhalb von 2 Grad überschritten werden. So rechnet der IPCC bei 2 Grad praktisch mit dem Totalverlust der tropischen Korallenriffe. Gelingt es dagegen, die globale Erwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen, könnten 10 bis 30 Prozent der Korallen überleben. Das lange vorhergesagte weltweite Korallensterben ist inzwischen in vollem Gang.

Auch für die Wälder gibt es kritische Grenzen – trocknen sie zu stark aus, werden sie leicht Opfer von Insektenbefall oder verheerenden Bränden, oft ausgelöst durch Blitzschlag, wie dieses Jahr in Australien, Sibirien, Kalifornien oder Colorado. Selbst der Amazonasregenwald war in den vergangenen Jahrzehnten von extremen Dürren betroffen, die das Baumwachstum stark geschwächt und die Kohlenstoffspeicherung reduziert haben.

Kipppunkte im Klimasystem

Hinzu kommt ein langjähriger Trend: Die Trockenzeit dauert Jahr für Jahr länger. Setzt sich dies in den kommenden Jahrzehnten fort, droht der Wald bei weiterer Erwärmung stark zu degradieren.

…..

Vollst. Artikel bei Spiegel.de


( Tip von Ingo )

Rechenzentren müssen genügsamer werden

WDR , Von Jörg Schieb am 12.11.2020


insbes. der 3. Abschnitt : “Selbst Energie sparen – das geht


Für die meisten von uns ist Internet ein bisschen wie Magie. Wir zücken das Smartphone oder klappen das Notebook auf – und im Display erscheint die ganze Welt. Nachrichten, Meldungen, Webseiten, Fotos, Videos – nur einen Mausklick entfernt. Und kaum einer macht sich Gedanken darüber, wie das eigentlich funktioniert.

Möglich machen das Rechenzentren. Jede Menge davon. Bei den großen IT-Giganten wie Google, Facebook, Microsoft. Bei den Streamingdiensten. Bei den Providern. All diese Rechenzentren und Cloud-Dienste sind extrem energiehungrig. Rund 2,7% der europäischen Strombedarfs geht auf das Konto solcher Rechenzentren. Tendenz: Steigend. Schon 2030 sollen es 3,2 Prozent sein. Und das sind nur die Rechenzentren. Der Energiebedarf der Geräte der Nutzerinnen und Nutzer kommt noch dazu.

Jedes Rechenzentrum hat einen enormem CO2-Ausstoß

EU will Stromverbrauch beschränken

Doch die EU hat sich ehrgeizige Klimaziele gesetzt. Deshalb müssen auch die Rechenzentren sparen. Energie vor allem, um den CO2-Ausstoß zu reduzieren.

Die EU hat deshalb einen Katalog an Vorschlägen und Anforderungen vorgelegt, die Rechenzentren ab einer bestimmten Größe künftig erfüllen müssen. Besonders wichtig bei Rechenzentren: die Kühlung. Denn überall, wo viele Computer am Stück rechnen, wird viel Wärme produziert, und damit die Chips nicht durchschmoren braucht es starke Kühlsysteme. Die erfordern aber einen hohen Energieeinsatz, insbesondere bei warmen Außentemperaturen. Es müssen also effizientere Kühlungssysteme her.

Rechenzentren optimieren – das lohnt sich

Gleichzeitig kann und soll die Abwärme der Rechenzentren genutzt werden, etwa zur Heizung oder um Energie zurückzugewinnen. Besonders wichtig ist natürlich auch der Einsatz erneuerbarer Energien.

Last not least können und müssen Rechenzentren aber auch optimiert werden, damit sie weniger Energie verbrauchen. Außerdem spielt es auch eine Rolle, wo Rechenzentren stehen. In Südeuropa ist nicht der ideale Ort: Dort ist es ohnehin warm – da produziert die Kühlung einen höheren CO2-Ausstoß. In Norwegen muss man dagegen nur die Fenster öffnen … Im Ernst: Es gibt Rechenzentren am Meer, die kühlen mit Meerwasser. Es gibt also Ideen, die müssen nun umgesetzt werden.

KlickScham: Der Energieverbrauch von Google und Co. ist enorm

Selbst Energie sparen – das geht!

Irgendwann wird es sicher in Europa Zertifikate geben, auf die man achten könnte. Aber so weit sind wir noch nicht. Ganz generell wichtig zu wissen: Streaming – vor allem Filme und Serien – verbraucht eine Menge Energie. Wer da auf seinen CO2-Fußabdruck achten möchte, wählt keine 4K-Auflösung, wenn HD völlig reicht.

Auch ist es besser, zu Hause per DSL zu streamen – oder Filme downzuloaden – als diese unterwegs im Mobilfunknetz zu streamen. Mobilfunknetze verbrauchen viel mehr Energie. Und bei Videoschalten mit den Kollegen, kann man auch einfach mal das eigene Videobild abschalten und nur zuhören, wenn man nichts zu sagen hat.

( vollst. Artikel beim wdr , hier )

Pariser Klimavertrag: Nahrungsmittelproduktion allein könnte Klimaziele zunichtemachen

( von : spektrum.de )

Tierhaltung, Rodung für Ackerflächen, Transport von Lebensmitteln: Allein durch die Nahrungsmittelproduktion entstehen so viele Treibhausgase, dass das 1,5-Grad-Ziel verfehlt würde, wenn sich nichts ändert. Wie sehen mögliche Lösungen aus?von Daniela Mocker

Um nicht mehr als 1,5 Grad Celsius – beziehungsweise um deutlich weniger als 2 Grad – soll sich der Erde im Vergleich zu vorindustriellen Zeiten maximal erwärmen, um die Folgen des Klimawandels für die Menschheit in einem vertretbaren Rahmen zu halten. Das legt das Pariser Klimaabkommen fest, auf das sich die Weltgemeinschaft 2015 einigte und aus dem die USA zuletzt am 4. November 2020 wieder ausgetreten waren. Doch ob mit oder ohne Amerika: Das 1,5-Grad-Ziel ist ambitioniert. Im Vorbeigehen ist es nicht zu erreichen. Das verdeutlicht nun auch eine Arbeit von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern um Michael Clark von der University of Oxford: Selbst wenn es gelänge, alle anderen menschengemachten Emissionen komplett zu vermeiden, würden allein die Treibhausgase, die bei der Produktion von Nahrungsmitteln entstehen, ausreichen, um das 1,5-Grad-Ziel in naher Zukunft zu verfehlen. Das rechnet das Team nun im Fachmagazin »Science« vor.

Fast ein Drittel der globalen Treibhausgasemissionen gehen auf die Nahrungsmittelproduktion zurück. Besonders viele Treibhausgase entstehen beispielsweise, wenn Wälder für Acker- und Weideflächen gerodet werden, sowie bei der Produktion und beim Einsatz von Düngemitteln. Aber auch der Transport von Lebensmitteln, für den jede Menge fossile Brennstoffe verbrannt werden müssen, leistet einen großen Beitrag. Zwischen 2012 und 2017 wurden im Zuge der Nahrungsmittelproduktion jährlich rund 16 Milliarden Tonnen Kohlendioxid-Äquivalente ausgestoßen. Ebenso entstehen Methan und Lachgas in enormen Mengen durch die Viehhaltung und den Einsatz von Düngemitteln.

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Mehr / vollst. Artikel siehe hier


( Hinweis von Ingo )

Klimawanel ; Unter Strom – Energie von morgen — Hinweis auf TV-Sendungen

1. Deutschland und der Klimawandel

Die Fakten von Harald Lesch

Dürre, Überflutungen, Gletscherschmelze: Das Klima ändert sich auch in Deutschland. Die Dokumentation sammelt die Fakten und fragt, wie sich das Leben hierzulande verändern wird.

43 min 21.10.2020 21.10.2020 Video hier verfügbar bis 21.10.2021 Mehr von ZDFzeit

Klimaforscher fordern schon lange ein engagiertes Gegensteuern. Mittlerweile wird die Zeit knapp. Was passiert, wenn wir so weitermachen wie bisher? Und welche Maßnahmen werden helfen, den Klimawandel zu bewältigen?

Der industrielle Fortschritt, dem auch Deutschland seinen Reichtum verdankt, hat seinen Preis: Durch die Verbrennung von Kohle, Erdöl und Gas werden Unmengen an Kohlendioxid freigesetzt, die den natürlichen Treibhauseffekt unseres Planeten verstärken. Es wird wärmer – und das hat Folgen, die auch in Deutschland nicht mehr zu übersehen sind.

Klimawandel sorgt für trockene Anbauflächen

Staubtrockene Ackerflächen stellen Bauern zunehmend vor Probleme. Viele der heutigen Nutzpflanzen können zukünftig wohl nicht mehr wie gewohnt angebaut werden. Dürre Wälder fallen in immer größerem Ausmaß Schädlingen oder Bränden zum Opfer. Die Trinkwasserversorgung wird immer aufwendiger. Auch die Industrie kämpft mit der Trockenheit. Sinken die Pegelstände in den Flüssen, steht beispielsweise nicht mehr ausreichend Kühlwasser für die Energieproduktion zur Verfügung. Im Gegensatz dazu bedrohen steigende Meeresspiegel die Küsten.


2. Unter Strom – Energie von morgen

Unser Energieverbrauch steigt rasant an. Globalisierung, Digitalisierung und die wachsende Bevölkerung könnten zur Energiekrise führen. Der Umstieg auf erneuerbare Quellen ist unumgänglich.

43 min 21.10.2020 21.10.2020 Video hier verfügbar bis 20.11.2020, in Deutschland Mehr von ZDFinfo Doku

Sonne, Wind oder Wasser: Welche Energielieferanten haben das Potenzial, uns in Zukunft zuverlässig zu versorgen? Theoretisch kann Sonnenenergie die ganze Menschheit versorgen. Doch ist die Technologie schon so weit, dass sie uns Energiesicherheit garantieren kann?

Sonne, Wind, Atom

Das marokkanische Solarkraftwerk “Noor” – das derzeit größte seiner Art weltweit – zeigt, wie ein ganzes Land vom Rohstoff Sonne profitiert. In Offshorewindparks in der Nordsee wird derweil die Energieversorgung durch Wind ausgebaut. Die Windernte ist ergiebig und beständig. Doch die Kosten sind enorm.

Auch die dritte Alternative, Strom durch Kernfusion, würde zunächst große Investitionen erfordern. Im Gegensatz zur Kernkraft, die durch die Spaltung von Atomen Energie gewinnt, entsteht bei der Kernfusion Energie durch die Verschmelzung von Atomen. Doch wie riskant ist eine solche Technologie, und lohnen sich die enormen Kosten für den Bau entsprechender Kraftwerke überhaupt?

Studie zu deutschen CO2-Emissionen: Letzte Chance fürs 1,5-Grad-Ziel

Damit Deutschland bis 2035 CO2-neutral wird, fordert Fridays for Future drastische Maßnahmen. Auch die IEA legt erstmals ein Null-CO2-Szenario vor.

BERLIN taz | Der Ort für die Präsentation war gut gewählt: Im Berliner Martin-Gropius-Bau wird gerade eine Ausstellung der nigerianischen Künstlerin Otobong Nkanga gezeigt. Deren Titel: „So etwas wie festen Boden gibt es nicht.“ Ähnlich klingt das Fazit der KlimaschützerInnen von Fridays for Future, wenn es um Deutschlands Beitrag zur Eindämmung der Erderhitzung auf 1,5 Grad geht. „Weder die Bundesregierung noch die Parteien haben einen Plan zur Einhaltung des 1,5-Grad-Ziels“, sagte FFF-Sprecherin Carla Reemtsma am Dienstag. „Niemand macht überhaupt diesen Versuch.“

Den unternehmen die AktivistInnen nun selbst. Beim Thinktank Wuppertal Institut haben sie die Studie „CO2-neutral bis 2035: Eckpunkte eines deutschen Beitrags zur Einhaltung der 1,5-Grenze“ in Auftrag gegeben. Finanziert hat das die GLS-Bank mit 30.000 Euro. Und herausgekommen ist der Vorschlag für eine radikale CO2-Nulldiät, der „zwar extrem anspruchsvoll, aber grundsätzlich möglich“ ist, wie es von den AutorInnen heißt.

Zwar haben Bundesregierung und EU beschlossen, bis 2050 klimaneutral zu sein – also nicht mehr Treibhausgase in die Atmosphäre zu blasen, als etwa durch Wälder gebunden werden. Doch FFF reicht das nicht aus: Sie orientieren sich an einer Rechnung des „Sachverständigenrats für Umweltfragen“ der Bundesregierung. Dieser hat kalkuliert, dass Deutschland insgesamt nur noch 4.200 Millionen Tonnen CO2 ausstoßen darf, wenn es seinen fairen Beitrag zum 1,5-Grad-Ziel leisten will. Bei etwa 800 Millionen Tonnen CO2-Emissionen jedes Jahr bleibt nicht viel Zeit.

Klotzen statt kleckern schlägt deshalb das Gutachten vor: Statt wie im Schnitt der letzten Jahre den CO2-Ausstoß pro Jahr um 8 Millionen Tonnen zu reduzieren, müssten sie um 60 bis 70 Millionen Tonnen sinken und sich „binnen der nächsten fünf bis sechs Jahre etwa halbieren“. Dazu wären drastische Maßnahmen nötig: etwa ein CO2-Preis von 180 Euro pro Tonne statt 25 Euro ab 2021 sowie ein Ausbau von Wind- und Solarstromanlagen von 25 bis 30 Gigawatt pro Jahr, dreimal so schnell wie geplant. Zudem müsste fast zehnmal so viel Kapazität für grünen Wasserstoff wie angedacht aufgebaut und der Autoverkehr bis 2035 halbiert werden.

Ende für Verbrennungsmotoren ab 2035 gefordert

Während etwa selbst CSU-Chef Söder inzwischen anregt, ab 2035 keine Autos mit Verbrennungsmotor zu verkaufen, wollen die FFF 2035 bereits „einen Großteil der Pkw-Flotte“ aus Elektroautos sehen. Der Forderungskatalog beinhaltet auch, anstatt jährlich ein Prozent aller Gebäude künftig viermal so viele energetisch zu sanieren sowie neue Gas- und Ölheizungen in den nächsten 5 Jahren zu verbieten. Außerdem: „Beendigung des innerdeutschen Flugverkehrs.“

Die Studie solle kein Masterplan sein, sondern zeigen, was möglich und nötig ist, so FFF. Wichtige Fragen werden nur am Rand behandelt: Die zusätzlichen Kosten etwa schätzt das Gutachten auf 100 Milliarden Euro jährlich, Verteilungs- und Wachstumsfragen kommen nicht vor. Auch fehlt die Anbindung an die EU-Politik.

Zudem werden die Pro-Kopf-Emissionen Deutschlands ohne die Berücksichtigung historischer Emissionen berechnet. Aber das Gutachten solle zeigen: „Es ist möglich, in 15 Jahren CO2-neutral zu werden, es fehlt der politische Wille“, meint Reemtsma. Die AktivistInnen erwarteten von allen Parteien im anstehenden Wahlkampf zum Bundestag, „Programme vorzulegen, die mit 1,5 Grad kompatibel sind“.

Unerwartete Hilfe bekommen sie dabei von der Internationalen Energie-Agentur IEA in Paris. Die OECD-Behörde, traditionell ein Fan von Öl, Gas und Kohle, legte am gleichen Tag ihren jährlichen Bericht „World Energy Outlook“ vor – und fügte zum ersten Mal überhaupt ein Szenario bei, wie die Welt bis 2050 CO2-neutral werden könnte. Die ExpertInnen konstatieren durch die Coronapandemie einen „riesigen Schock“ für das Energiesystem: Der Energieverbrauch ist 2020 um 5 Prozent eingebrochen, die Emissionen sind um 7 Prozent zurückgegangen, Investitionen in die Energieindustrie gar um 18 Prozent. Einziger Gewinner: die Erneuerbaren.

IEA: „Die Welt ist weit davon entfernt, genug zu tun“

Aber um 2050 „netto null“ zu erreichen, müsse noch viel passieren, erklärte IEA-Chef Fatih Birol: „Die Welt ist weit davon entfernt, genug zu tun, um die Emissionen entscheidend sinken zu lassen.“ Birol hatte schon öfter an appelliert, die Coronahilfen zum Wiederaufbau für eine grünere Wirtschaft zu nutzen. Jetzt warnt seine Behörde, dass mit einem Weiter-so der bisherigen Infrastruktur aus fossilen Kraftwerken, Industrieanlagen und Autos das Klimaziel verfehlt würde.

Für die CO2-Nullnummer in 2050 bräuchte es „dramatische zusätzliche Handlungen“ in den nächsten zehn Jahren: Minus 40 Prozent CO2-Emissionen bis 2030, der Anteil von Erneuerbaren am Strom müsste von knapp 40 auf 75 Prozent steigen, jedes zweite Auto elektrisch fahren statt wie derzeit jedes vierzigste. „Um Nullemissionen zu erreichen, müssen Regierungen, Energiekonzerne, Investoren und Bürger an Bord sein – und so viel beitragen wie nie zuvor.

( Aus der taz 13.10.20 , siehe hier , Vorschlag Holger)