Ergänzung PV- Vorstellung , Solarmodule mit Stein-Optik verschmelzen mit der Fassade

(29.09.21, heise) , Origonal : hier

*** zu unserer Balkon-Kraftwerks-Seite : Infos zum Photovoltaik-Balkon-Modul ***

Das Institut für Solarenergieforschung hat ein Verfahren entwickelt, handelsübliche Photovoltaik-Module optisch besser in Steinfassaden zu integrieren. Von Gregor Honsel

Die PV-Module mit der Stein-Optik. (Bild: ISFH)

Bläulich schimmernde Solarzellen wirken bei Häusern meist als Fremdkörper. Auch bedruckte Module für Fassaden haben immer noch die Anmutung farbiger Glasscheiben. Forscherinnen und Forscher des Instituts für Solarenergieforschung (ISFH) in Hameln haben nun ein neues Verfahren entwickelt, PV-Module unauffällig in Gebäude einzufügen (Paper). Deren Oberfläche sieht nicht nur aus wie Stein – sie besteht aus Stein.

Dazu ersetzten die Wissenschaftler entweder die Frontscheibe eines handelsüblichen PV-Moduls komplett durch ein Steinfurnier, oder sie laminierten ein Steinfurnier auf die bestehende Frontscheibe auf. Auf diese Weise lassen sich Module auch nachrüsten.

Laut PV-Magazine bestehen die insgesamt 1,5 Millimeter dünnen Furniere aus Glasfaserkunststoff und einer 0,5 Millimeter dicken Steinschicht. Die raue Steinoberfläche wirke auch für Betrachter, die aus nächster Nähe vor der Fassade stehen oder sie berühren, authentisch, sagte Hauptautor Arnaud Morlier gegenüber dem PV-Magazine.

Allerdings halbiert sich durch die Verschattung auch der Wirkungsgrad. Ein weiteres Problem: Je nach Maserung und Störungen lassen die Steinfurniere nur ungleichmäßig Licht durch – etwas, was Solarzellen gar nicht gerne haben. Als Abhilfe schlagen die Hamelner vor, die Lichtdurchlässigkeit des Laminats vor der Montage zu scannen und nur die eher homogenen Bereiche zu verwenden.

Werden Module an einer Fassade montiert, sinkt die Stromausbeute gegenüber konventionellen Dachmodulen weiter, weil sie schlechter zur Sonne ausgerichtet sind. Trotzdem können sie eine sinnvolle Ergänzung zu Dachmodulen sein – etwa, weil sie an Ost- und Westfassaden morgens respektive abends verstärkt Strom liefern.

Für die Tests lieferte ein Partner dünne Schichten aus Schiefer, das sich leicht ablösen lässt. Doch was ist mit Kunden, die keine Schiefer-, sondern beispielsweise eine Sandsteinfassade haben? “Jeder Stein ist anders”, sagt Mitautor Robert Wittek gegenüber TR. “Wir arbeiten aber bereits an Verfahren für andere Steinsorten.” Bei weichen Steinen wie Sandstein sei es beispielsweise denkbar, ihn zu mahlen und die Körner in ein Harzbett einzubringen. Auch mit Holz haben die Hamelner bereits experimentiert. Folgeprojekte sollen nun die Kommerzialisierung vorantreiben.

24.09 – Vorstellung PV – Balkonmodul

Die aktuelle Seite mit weiteren Infos zu unserer Balkon-Solar-Initiative :
hier ( https://boklima.de/pv )


Das mobile Balkon – PV-Modul zum
ausprobieren (aus Dortmund-Dorstfeld)

Dieses Bild hat ein leeres Alt-Attribut. Der Dateiname ist balkon-pv-img-20210913-124536214-hdr-768x1024.jpg
(24.09.21) Impressionen vom KlimaStreik (DBM)

Flyer zum Photovoltaik Balkon Modul
hier : pdf

Was bringt es?

  • 2,5 kWh pro Tag (Sonnentag)
  • 300 kWh pro Jahr
    (Kühlschrank+Router+Waschmaschine )
  • 100€ weniger Stromkosten 
  • Rentiert sich in 6-8 Jahren
  • 150kg / Jahr weniger CO²
    (2,5 Tonnen CO2 in 20 Jahren gespart)

Was kostet es?

  • 1 Solarmodul 380W (2m x 1m)
  • 1 Wechselrichter
  • Stromzähler zum zeigen
  • Montagesystem
  • 2 Stunden Arbeit
  • 400€-500€

Verwirrt aber interessiert?

24.09 – Klimastreiktag vor dem DBM

Komm zum Stand von BoKlima,
Sieh es dir an

  • Am Stand von Boklima / Bochumer Initiativen

selebr ausprobieren :
Ausleihen (kostenlos) und testen

  • Für einen Monat kostenlos ausleihen.
  • Stecker in eine normale Steckdose stecken.
  • fertig und sich freuen.

Fragen an: testen@1megawatt.de , boklima@boklima.de


Infos für Mieter : (Verbraucherzentrale.nrw)
(mehr …)

Mit Stecker-Solargeräten können Sie auch als Mieter:in und Wohnungseigentümer:in eigenen Sonnenstrom erzeugen:

  • Auch auf dem Balkon etc können Sie selbst Solarstrom erzeugen und verbrauchen.
  • Stecker-Solargeräte produzieren Strom für den Eigenbedarf
  • Die Balkon-Modulsysteme sind sicher und lohnen sich langfristig betrachtet auch finanziell.
  • Einige Regeln und Anforderungen sind noch unnötig kompliziert, davon sollten Sie sich aber nicht abschrecken lassen.

Für Miet- und Eigentumswohnungen gilt:
Wenn Sie das Solarmodul an der Balkonbrüstung oder der Hauswand anbringen wollen, müssen Vermieter:in oder Eigentumsgemeinschaft in der Regel zustimmen.
Seit 2020 das Wohneigentumsgesetz (WEG) geändert wurde, ist hierfür keine Einstimmigkeit mehr nötig, sondern nur noch eine mehrheitliche Erlaubnis

Link : Verbraucherzentrale.nrw/… hier

Ausrichtung / Aufstellorte

Grundsätzlich eignen sich :

Süden , Westen , Osten

Eignung selber abfragen und prüfen via Solarkataster : hier ,
via Stadtwerke : hier

Bürokratisches

Jedes PV-Modul muß registriert werden —
ist aber einfach
(mehr …)

Anmelden :

  • die deutschen Netzbetreiber wollen, dass alle Erzeugungsanlagen, unabhängig von ihrer Leistung, bei ihnen gemeldet werden. Diese Forderung haben sie in die entsprechende Vorschrift (Anwendungsregel VDE-AR-N 4105) hineingeschrieben. Vorgesehen ist dabei für Erzeuger bis 600 Watt
  • Hier gibt es ein Anmelde-Formular : hier
  • UND ein Anmeldung bei : Bundesnetzagentur im Marktstammdatenregister.
    • Registrierung ist Pflicht : Alle neuen Anlagen, die Strom erzeugen, müssen (innerhalb eines Monats) in das neue Marktstammdatenregister eingetragen werden
    • Wenn Sie Ihre Anlage nicht registrieren, drohen ein Bußgeld und der Verlust Ihrer EEG-Vergütung.

Steckdosenmodule in Aktion

https://www.s-i-z.de/produkte/anlagen/steckdosenmodul/

Bezugsquellen fertig Module (Auswahl)
(mehr …)

Links zu fertig konfektionierten Balkon-Modulen
Stecker rein — fertig !

  • Solar Info Zentrum , Neustadt/W : Das SIZ-Plugin-System
    • auch via Balkonmodul.de
    • Das Alleinstellungsmerkmal: alle Bauteile werden komplett in Deutschland produziert.
    • Das 300 Wp-Modul aus monokristallinem Silizium wird von der Sonnenstromfabrik in Wismar für SIZ produziert.
    • Abmessungen: 1.550 x 1.010 x 60 mm (H x B x T) , Gewicht: 20 kg
    • Der integrierte Modulwechselrichter von AEConversion aus Bielefeld (315 W) erfüllt alle notwendigen rechtlichen Bestimmungen über eine Verteilerdose können einfach 2 Module (2 Wechselrichter) miteinander verbunden werden (600 Wp)
    • Ein eigens entwickelter Modulrahmen (C-Profil), gleichzeitig der Montagerahmen, ermöglicht eine schnelle, einfache und sichere Montage
  • Techwerke Bürgerenergie , Kirchheim
  • maxx solar & energie GmbH & Co. KG , 99880 Waltershausen, BalkonModul
  • indielux, Berlin

Bezugsquellen selbstbau (Auswahl)
(mehr …)

Beispiel-Modul von :

Das Beisiel Modul wurde freundlicher Weise von : http://1megawatt.de/ zur Verfügung gestellt. – Danke !


Weitere Möglichkeit : PV- Anlage mieten (auf eigenem Dach)

Angebot / Infos der Stadtwerke Bochum
(mehr …)

Erfahrungsberichte Aufbau und Anschluss von PV-Anlagen

  • Beschreibung: Aufbau einer Anlage auf einem Gartenhaus :
    Die Vision: Klimawandel wuppen – Dorstfeld klimaneutral ok, das wird noch.
    http://horstwessel.eu/solaranlage/
  • Initiative aus Dortmund Dorstfeld : “1 Megawatt für Dorstfeld”
  • !! Vorbild für Bochum , schaffen wir 10 Megawatt ? 🙂 !!


Quellenagabe / Bildmaterial / Hintergrundinfos
(mehr …)

Videos auf youtube

Was macht man, wenn man kein eigenes Haus hat, aber gerne selbst Strom, am besten über Solar, produzieren möchte? Man baut sich ein Balkonkraftwerk! Wie das ganze funktioniert, worauf man achten muss und ob es ma Ende überhaupt etwas bringt zeigt uns Mr. Balkonkraftwerk höchstpersönlich Holger Laudeley in diesem Video!

Link : hier

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Diskussion um Normen und Rechtliches
Link : hier
(Achtung Bayrisch )

https://youtu.be/mo1B5pMW2gk



Weitere Fragen , Wünsche , etc bitte an : boklima@boklima.de

Flyer vom 24.09


Höherer C02-Ausstoß als vor 2020: Trend trotz Corona ungebrochen

(25.08.21, taz) , Original : hier

Weltweit steigen die Treibhausgas-Emissionen weiter stark an. Wissenschaftler fordern eine „blitzschnelle Energiewende“.

Nach der Coronakrise werden global mehr Treibhausgase ausgestoßen als vorher

BERLIN taz | Der weltweite Einbruch von Industrieproduktion und Verkehr in der Covidpandemie hat den Trend zu global immer weiter steigenden Treibhausgas-Emissionen nicht gebrochen – ganz im Gegenteil: Stromverbrauch und CO2-Ausstoß aus dem Energiesektor lagen im ersten Halbjahr 2021 um 5 Prozent höher als in der ersten Hälfte 2019, also vor der Pandemie. Das geht aus einer Studie des britischen Thinktanks Ember hervor, die am Mittwoch veröffentlicht wird und 63 Länder analysiert, die 87 Prozent des weltweiten Stroms verbrauchen. „Die hochschießenden Emissionen sollten die Alarmglocken auf der ganzen Welt läuten lassen“, sagte Ember-Chef Dave Jones. „Wir bauen nicht besser wieder auf, sondern schlechter.“ Eine „blitzschnelle Energiewende“ sei nötig, um das 1,5-Grad-Limit einzuhalten.

Dabei wurde im letzten Jahr weltweit die Rekordsumme von 380 Milliarden Dollar in saubere Energien investiert. 57 Prozent des zusätzlichen Stromverbrauchs kamen laut Studie von Wind und Sonne – aber die restlichen 43 Prozent eben von dreckiger Kohle. Der Anteil von Gas blieb gleich, Wasserkraft und Atom nahmen ab. In den alten Industriestaaten der EU, in den USA, Japan und Südkorea sanken die Emissionen aus dem Strom und Erneuerbare wurden wichtiger, aber vor allem wegen langsamer wachsender Stromnachfrage, hieß es. Doch in China, Indien, der Mongolei, Vietnam oder Bangladesch sei das Wirtschaftswachstum noch nicht vom CO2-Ausstoß abgekoppelt: Hier stiegen die Emissionen rapide an.

Genau vor diesem Szenario hatte die Internationale Energieagentur IEA im Juli gewarnt. Von den weltweit 16 Billionen Dollar für den ökonomischen Wiederaufbau flossen demnach 2,3 Billionen in die Wirtschaft, aber nur 380 Milliarden in saubere Energie. Das öffentliche und private Geld ging vor allem in den Verkehr, effiziente Gebäude und neue Treibstoffe. Diese jährliche Summe werde bis 2030 etwa stabil bleiben, sei aber nur ein Drittel der jährlichen Billion, die für eine weltweite Energiewende gebraucht werde, so die IEA.

Zwischen den Staaten gibt es große Unterschiede: während die alten Industrieländer 76 Milliarden an Steuergeld für Investments in saubere Energien vorsahen, waren es bei Schwellenländern nur 8 Milliarden. Und während einige Länder wie Südafrika, Indien, China und Thailand teilweise auch in Stromleitungen oder Energieeffizienz investierten, gaben viele Länder ihre knappen Mittel für kurzfristige Hilfen bei Stromkosten der Haushalte oder für ihre Energiekonzerne aus.

Energie der Zukunft Her mit den Innovationen (spiegel)

(22.08.21, Spiegel) , Original : hier

Eine Kolumne von Christian Stöcker Diese Woche gab es gleich zwei gute Nachrichten zum Thema Kernfusion. Rettet uns jetzt also doch technische Innovation vor der Klimakatastrophe? Vielleicht – aber nicht so, wie Politiker sich das vorstellen.

Kommerzieller Einsatz der Fusionsenergie dürfte noch Jahrzehnte in der Zukunft liegen

Am 8. August 2021 wurden in der National Ignition Facility der US-Forschungseinrichtung Lawrence Livermore National Laboratory Laserstrahlen mit gigantischer Energie auf ein winziges Kügelchen aus den Wasserstoffisotopen abgefeuert. Das Resultat war, so sieht es das Team dort selbst, »ein historischer Schritt« in der Forschung zum Thema Kernfusion. Deuterium und Tritium verschmolzen zu Helium und setzten dabei eine ungeheure Menge Energie frei – wenn auch noch nicht genug.

In einem winzigen Bruchteil einer Sekunde entstanden mehr als zehn Billiarden Watt Fusionsenergie – das entspräche etwa einem Zehntel aller Sonnenenergie, die zu jedem beliebigen Zeitpunkt die Erdoberfläche erreicht.


Christian Stöcker

Jahrgang 1973, ist Kognitions­psychologe und seit Herbst 2016 Professor an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg (HAW). Dort verantwortet er den Studiengang »Digitale Kommunikation«. Vorher leitete er das Ressort Netzwelt bei SPIEGEL ONLINE.


Sogar skeptische Forscher reagierten optimistisch

Die experimentelle Kernfusionsanlage produzierte so aber immer noch weniger Energie, als dafür investiert werden musste: Die Vernichtung des Kügelchens setzte dem Team zufolge etwa 70 Prozent der Energie frei, die vorher in Form von Laserlicht darauf abgefeuert worden war: 1,9 Megajoule wurden hineingesteckt, 1,3 Megajoule kamen heraus.

Und doch gilt das als spektakulärer Erfolg auf dem Weg zu einer möglichen Zukunft, in der die Menschheit mit der Kraft, die die Sonne selbst am Brennen hält, saubere Energie erzeugen könnte: Bislang hatte die gleiche Anlage gerade mal drei statt jetzt 70 Prozent geschafft. Sogar bislang skeptische Forscher äußerten sich beeindruckt und optimistisch.

Ziel der Fusionsforschung ist es, eine Kernfusionsreaktion zu erzeugen, die so viel Energie freisetzt, dass sie sich anschließend selbst aufrechterhalten kann. Auf Deutsch wird dieser Punkt schlicht »Zündung« genannt: Man hätte gewissermaßen eine Miniatursonne hier auf der Erde zur Verfügung. Eine praktisch unerschöpfliche Energiequelle, angetrieben mit Wasserstoffisotopen, die kaum radioaktiven Abfall erzeugt. Mehr zum Thema

Positive Nachrichten aus Greifswald

In Europa wird unterdessen an mehreren Standorten an anderen Möglichkeiten geforscht, Fusionsenergie zu erzeugen. Der international finanzierte Forschungsreaktor ITER, ein sogenannter Tokamak-Reaktor in Frankreich, soll Mitte der 2020er-Jahre fertig werden – wird aber frühestens in den Dreißigern wirklich den Betrieb aufnehmen. Er soll ultraheißes Plasma in einer gigantischen Doughnut-Form aus extrem starken Magneten erzeugen und im Zaum halten.

In Greifswald wiederum steht die Anlage Wendelstein 7-X, die nach einem dritten Prinzip funktionieren soll. Sogenannte Stellarator-Reaktoren hatten bislang aber einen gravierenden Nachteil gegenüber Tokamaks: Das Plasma verliert darin zu viel Energie. Auch aus Greifswald aber gab es nun positive Nachrichten: In »Nature« veröffentlichten beteiligte Forscher eine Berechnung, der zufolge »in dem optimierten Magnetfeldkäfig« die Energieverluste des Plasmas »in gewünschter Weise reduziert« sind.

Die Ergebnisse geben der Hoffnung neue Nahrung, dass es mit der Fusionsenergie eines Tages doch klappen könnte – mit Betonung auf »Hoffnung« und »eines Tages«. Der ITER-Chef rechnet damit, dass man sechs oder sieben Minuten feurig fusionierendes Plasma dort frühestens 2035 wird erzeugen können. Kommerzieller Einsatz der Fusionsenergie dürfte noch Jahrzehnte in der Zukunft liegen, wenn sie jemals möglich wird. Zur Einordnung: ITER ist schon seit 2007 im Bau.

Bis ITER anläuft, ist es noch heißer

Das Problem ist: So viel Zeit hat die Menschheit nicht. Nach einem durchgesickerten Entwurf des nächsten Berichtes des Weltklimarates »müsste der globale Ausstoß von Kohlendioxid vor 2025 seinen Höhepunkt erreichen, also spätestens in drei Jahren«, wie die »Tagesschau« berichtet. Und auch damit wäre nur eine Begrenzung auf zwei Grad Erhitzung möglich. Es kann gut sein, dass die Welt schon um 1,5 Grad heißer als zu vorindustriellen Zeiten ist, wenn ITER das erste Mal Plasma produziert. Mehr zum Thema Kernfusionsforschung: Die Zähmung der Sonne Von Susanne Götze

Vor diesem Hintergrund ist das auch im bundesdeutschen Wahlkampf derzeit vor allem von Union und FDP mantrahaft wiederhole Wort »Innovation« zu sehen: Wir brauchen dringend Innovation, wir müssen auch darauf hoffen, dass uns viele gute Ideen retten werden. Aber wir können uns nicht darauf verlassen, und wir haben auch gar keine Zeit dafür.

Selbst die US-Republikaner, die langsam die Leugnung des Klimawandels aufgeben, reden jetzt ständig von »Innovation« und meinen damit: Erst mal weiter Öl und Kohle verbrennen.

Innovation ist im Moment ein politisches Codewort für »Nichtstun«

Was nötig ist, sind drastische, schnelle Reduktionen unseres CO₂- und auch unseres Methanausstoßes. Die erreichen wir nicht mit ominösen »Zukunftstechnologien«, sondern, indem wir so schnell wie möglich unsere Energieversorgung umstellen, weg von Kohle und Öl, hin zu erneuerbaren Energien.

Das entspräche übrigens sogar der Definition von »Innovation«, die deren Erfinder, der Ökonom Joseph Schumpeter, einmal so formuliert hat: Für Schumpeter gehörte nicht nur die Erfindung oder »neue Kombinationen« bestehender Techniken, Systeme oder Ideen zur Innovation, sondern auch deren Durchsetzung am Markt.

Die Durchsetzung erneuerbarer Energien wird gerade hierzulande nicht zuletzt durch Marktversagen verhindert: Nach wie vor werden diejenigen, die fossile Brennstoffe verbrennen, nicht angemessen für die Folgeschäden zur Kasse gebeten. Das nennt man Vergesellschaftung negativer Externalitäten: Wir machen’s kaputt, und ihr bezahlt.

Wie man Innovation fördert

Wenn deutsche Politikerinnen und Politiker Innovation fördern möchten, dann müssen sie vor allem dafür sorgen, dass für CO₂-Erzeugung endlich faire Preise bezahlt werden – und mehr Geld in Forschung stecken. Dann werden die anderen, sauberen Geschäftsmodelle nämlich auf einen Schlag lukrativ – und der Markt, der doch so gut ist, Innovationen den Weg zu bereiten, kann wirklich sein Werk tun. https://spiegel-online-neu-profil.newsletter2go.com/unter-zwei.html

Die Fürsten des Kapitals haben das übrigens, anders als manche deutschen Volksvertreter, längst begriffen. Das zeigt sich an den gigantischen Investitionen, die derzeit in Klimainnovationen fließen: BloombergNEF schätzt, dass 2020 schon 500 Milliarden Dollar in die Energietransformation gesteckt wurden, weit mehr als die Hälfte davon in erneuerbare Energien. In den USA werden dem »Economist« zufolge 2021 60 Milliarden an Wagniskapital in »Climate Tech«-Start-ups investiert. Und einige der größten Private-Equity-Fonds der Welt setzten allein im Juli dieses Jahres Klimafonds im Wert von 16 Milliarden Dollar auf.

Sogar die Oberklimaleugner investieren jetzt


Buchtip

Das Experiment sind wir: Unsere Welt verändert sich so atemberaubend schnell, dass wir von Krise zu Krise taumeln. Wir müssen lernen, diese enorme Beschleunigung zu lenken.

Herausgeber: Karl Blessing Verlag Seitenzahl: 384 Für 22,00 € Produktbesprechungen erfolgen rein redaktionell und unabhängig.


Sogar Koch Industries, die Firma, deren Gründer maßgeblich für die jahrzehntelange Leugnung des menschengemachten Klimawandels agitieren ließen, will demnach 350 Milliarden Dollar »langfristiges, geduldiges Kapital« in die Transformation der Energieversorgung investieren.

Der Markt hat längst verstanden, wohin die Reise geht, und auch Investoren haben Kinder. Doch Schumpeters »schöpferische Zerstörung« der fossilen Industrien wird derzeit nicht zuletzt von einer Politik verhindert, die mit allen Mitteln versucht, sterbende Technologien wie Kohlestrom und den Verbrennungsmotor noch ein bisschen am Leben zu erhalten.

Im Moment wird die so oft gepriesene Innovation vielfach nicht gefördert, sondern aktiv verhindert. Um Georg-Ludwig von Breitenbuch zu zitieren, den haushaltspolitischen Sprecher der CDU-Fraktion im sächsischen Landtag: »Jedes zusätzliche Windrad im Land schwächt die Situation der Braunkohle.«

Mit dieser Haltung muss endlich Schluss sein.


Tip von Ingo

Kipppunkt – der F.A.Z. Klimablog : Chinas Strombedarf steigt rasant – und die weltweite Kohleverstromung

(27.08.21, F.A.Z) , Original : hier

Von   Lilly Bittner

Der weltweite Kohlestromanteil steigt: 

Die Zeiten sind vorbei, in denen der Stromverbrauch aufgrund der Corona-Pandemie sinkt. In diesem ersten Halbjahr wurden im globalen Mittel wieder mehr CO2-Emissionen durch den Stromsektor ausgestoßen als vor Pandemieeinbruch. Das geht aus dem globalen Elektrizitätsbericht hervor, der am Mittwoch von der Denkfabrik Ember veröffentlicht wurde. Demnach stiegen die Emissionen im Vergleich zum ersten Halbjahr 2020 um 12 Prozent und im Vergleich zum ersten Halbjahr 2019 um fünf Prozent an. Denn auch die Stromnachfrage liegt fünf Prozent über dem präpandemischen Niveau. Der Anstieg ist jedoch zu 90 Prozent auf China zurückzuführen. Auch wenn erneuerbare Energien weiter ausgebaut werden – als Stromquelle überholen sie erstmals die Atomkraft und sind damit Quelle für rund 10 Prozent des weltweit genutzten Stroms. Der Strombedarf nahm gerade in China so rasant zu, dass man nicht mehr hinterherkam. Deshalb musste man für die Stromdeckung zu über zwei Drittel auf Kohlestrom zurückgreifen. Damit stieg der Kohlestromanteil dortzulande um 15 Prozent.

Wenn man China aus der Statistik lässt, zeigt sich ein globaler Rückgang von Kohlestrom. Insgesamt stieg der Kohleverstromung jedoch um 5,6 Prozent. Damit bleibt Kohle weltweit die Stromquelle Nummer Eins, gefolgt von Gas und Öl.  Der Ausbau erneuerbarer Energie vollzieht sich also nicht schnell genug. Denn die NET Zero Road Map der IEA rechnete aus, dass die weltweite Stromnachfrage bis 2030 um 50 Prozent steigen wird. Gleichzeitig muss man die weltweiten CO2-Emissionen des Stromsektors im Vergleich zu 2019 um 57 Prozent senken, um das 1,5-Grad Ziel des Pariser Klimaabkommens zu erreichen. Der Hauptstudienautor Dave Jones von Ember bilanziert daher: „Die katapultartigen Emissionen im Jahr 2021 sollten weltweit die Alarmglocken schrillen lassen. Wir bauen nicht besser, sondern schlechter zurück. Eine superschnelle Umstellung der Stromversorgung in diesem Jahrzehnt ist entscheidend, um die globale Erwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen. Die Energiewende findet statt, aber mit geringer Dringlichkeit: Die Emissionen gehen in die falsche Richtung.“

In Deutschland ist das Bild folgendes:

Laut europäischem Elektrizitätsbericht aus dem Juli diesen Jahres sank der Kohlestromanteil im ersten Halbjahr 2021 im Vergleich zu 2019 um knapp 15 Prozent. Auch der Anteil erneuerbarer Energien sank um 4 Prozent. Das liegt allerdings an schlechten Windbedingungen. Dieses Stromdefizit glich fossiles Erdgas aus – diese Stromquelle erfuhr einen Zuwachs von 12 Prozent. Trotzdem lag der Anteil erneuerbaren Stroms im Juli diesen Jahres bei 47,1 Prozent. 

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Tip von Marie

Energiewende: Kommunen fordern mehr Solardächer für öffentliche Gebäude

(22.08.21, golem) , Original : hier

Um den Ausbau von Solaranlagen zu beschleunigen, soll die Bundesregierung mehr fördern. Tobias Költzsch/ dpa

Die Kommunen fordern von der nächsten Bundesregierung ein Sofortprogramm zur Installation von 100.000 Solardächern auf öffentlichen Gebäuden, um die Klimaschutzziele einzuhalten. Dafür müssten 5 Milliarden Euro bereitgestellt werden, sagte der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städte- und Gemeindebundes, Gerd Landsberg, der Neuen Osnabrücker Zeitung.

“In diesem Jahr werden die Klimaziele im Gebäudesektor und in weiteren Sektoren nicht erreicht, dabei gibt es gerade im Bereich der kommunalen Liegenschaften ein riesiges Potenzial, das noch längst nicht ausgeschöpft ist”, erklärt Landsberg.

Neben den Verwaltungsgebäuden könnten auch Kitas, Sportstätten oder der kommunale Wohnungsbestand mit einbezogen werden. Zwar gingen bereits viele Kommunen mit Solardächern voran, sehr vielen Städten und Gemeinden fehle aber schlicht das Geld für den raschen Ausbau, sagte Landsberg. Sie seien daher auf Förderung mit Bundesmitteln angewiesen. Mit dem Solardächer-Programm könnten die Kommunen Vorbild für private Eigenheimbesitzer, aber auch für die Wirtschaft werden.

Auch Bundeswirtschaftsminister für mehr Solardächer

Ende Juli 2021 hatte sich auch Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) für mehr Solardächer ausgesprochen. Es seien viel mehr als bisher nötig, obwohl es schon hohe Ausbauziele gebe, hatte er der Deutschen Presse-Agentur mitgeteilt. Golem Akademie

“Deshalb bin ich dafür, dass wir mit Bund, Ländern und Gemeinden sehr schnell klären, dass auf allen neuen öffentlichen Gebäuden Solaranlagen, also entweder Photovoltaik oder Solarthermie oder ein Mix aus beidem installiert werden. Bestehende Gebäude sollen so schnell wie möglich, spätestens aber bis 2028 nachgerüstet werden.” Ähnliches sollte für Gewerbebauten und große Mietwohnungsanlagen gelten.

Um die Klimaziele zu erreichen, halten viele Politiker und Verbände wesentlich mehr neue Windräder und Solardächer für nötig. Die amtierende schwarz-rote Koalition hat zwar das Klimaschutzgesetz verschärft, sich aber im Zuge dessen nicht auf höhere Ausbauziele für die erneuerbaren Energien einigen können.

Zur Dikskussion : UN-Organisation: Klimaziele ohne Atomkraft nicht erreichbar

(13.08.21, heise.de) , Original : hier

Die Zeit wird zu knapp, um die internationalen Klimaziele ohne Atomkraft zu erreichen, meint die Wirtschaftskommission der Vereinten Nationen für Europa. Von Andreas Wilkens

Die internationalen Klimaziele sind nach Analysen einer UN-Organisation nicht erreichbar, wenn dabei die Atomkraft ausgeschlossen wird. Atomkraft sei eine kohlendioxidarme Energiequelle, die in den vergangenen 50 Jahren 74 Gigatonnen CO2-Emissionen vermieden habe, heißt es in einem Bericht der Wirtschaftskommission der Vereinten Nationen für Europa (UNECE). Nur Wasserkraft habe bei der Vermeidung solcher Emissionen eine größere Rolle gespielt.

Während momentan in der UNECE-Region (Europa, Nordamerika und die Länder der ehemaligen Sowjetunion) immer noch mehr als die Hälfte des Stroms mit fossilen Brennstoffen erzeugt werde, seien es 20 Prozent aus Atomkraft; diese wiederum habe 43 Prozent Anteil an der kohlenstoffarmen Stromerzeugung. Nun werde die Zeit knapp, fossile durch nachhaltige Energieträger zu ersetzen, um das Pariser Abkommen und die Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung umzusetzen, ohne die Atomkraft dabei zu berücksichtigen, heißt es in dem UNECE-Bericht.

Dabei verweist die UN-Wirtschaftskommission auf den 2018 veröffentlichten Bericht des Weltklimarats, in dem unter anderem von Szenarien ausgegangen worden sei, in denen die Atomenergieerzeugung bis 2050 durchschnittlich 2,5-mal höher als das heutige Niveau wachsen würde. Die UNECE spricht der Atomkraft das Potenzial zu, mit anderen kohlenstoffarmen Energiequellen verstärkt in einem zukünftigen dekarbonisierten Energiemix eingesetzt zu werden.

Atomkraft ist nach Ansicht der UNECE eine “kostengünstige Option zur Stromerzeugung für viele Teile der Welt”. Kostengünstige Finanzierung und Marktrahmen könnten die Belastung durch hohe Vorabkosten von 5 Milliarden bis 10 Milliarden US-Dollar für große AKW verringern. Zukünftige “Mikroreaktoren” und Small Modular Reactor (SMR) würden wahrscheinlich einfacher zu finanzieren sein. Die UNECE räumt ein, dass die Atomkraft “spezifische Risiken wie radiologische Unfälle und die Entsorgung radioaktiver Abfälle” berge, die vorhergesehen und behandelt werden müssten.

Da AKW nicht nur Strom, sondern auch Wärme produzieren, bieten sie nach Ansicht der UNECE auch Möglichkeiten, energieintensive Industrien zu dekarbonisieren. Es gebe das Potenzial, die kohlenstoffarme oder kohlenstofffreie Stahl-, Wasserstoff- und chemische Produktion zu erhöhen, um schwer zu senkende Sektoren zu dekarbonisieren.

Momentan wird mit Atomenergie laut UNECE in elf Ländern mehr als 30 Prozent des Stroms erzeugt. 20 Länder betreiben derzeit Atomkraftwerke, in 15 Ländern werden neue Reaktoren gebaut oder entwickelt, sieben Länder steigen neu in die Atomkraft ein. Kanada, die Tschechische Republik, Finnland, Frankreich, Ungarn, Polen, Rumänien, die Slowakei, Slowenien, die Russische Föderation, die Ukraine, Großbritannien und die USA haben ausdrücklich erklärt, dass die Atomkraft in Zukunft eine wichtige Rolle bei der Reduzierung ihrer Emissionen spielen wird.

Belgien und Deutschland haben den Ausstieg aus der Atomkraft für 2025 beziehungsweise 2023 angekündigt. Sie gehören zu den Ländern, die die Risiken nuklearer Zwischenfälle und Unfälle für inakzeptabel halten und die langfristige Entsorgung radioaktiver Abfälle für problematisch halten.

292 Reaktoren sind momentan in der UNECE-Region in Betrieb. Seit 2000 wurden dort aus politischen, wirtschaftlichen oder technischen Gründen über 70 Reaktoren abgeschaltet. Meistens seien diese zumindest teilweise durch Stromerzeugung aus fossilen Brennstoffen ersetzt. Die Internationale Energieagentur und die Internationale Atomenergiebehörde sehen es als dringend für die Bekämpfung des Klimawandels an, gegen die Stilllegung von Atomkraftwerken einzuwirken.

Abstimmung im Original : hier

Drei Hauptklassen der Atomkraft-Technik werden in dem UNECE-Bericht (PDF) aufgeführt: große Gigawattreaktoren, kleine modulare Reaktoren (SMRs) und Mikroreaktoren. Große Reaktoren seien ausgereifte, bereits erhältliche Technologien, meint die UNECE. SMR, wie sie beispielsweise von Bill Gates befürwortet werden, befänden sich in der Entwicklung, näherten sich aber schnell dem kommerziellen Einsatz; eine solche Anlage versorge bereits auf einem Schiff vor der Nordküste Russlands abgelegene Gemeinden. Einige Mikroreaktordesigns könnten innerhalb von fünf Jahren in den USA und Kanada erhältlich sein.

Das deutsche Bundesamt für nukleare Entsorgung hält SMR für problematisch. Um mit SMR weltweit die momentan benötigte elektrische Leistung bereitzustellen, müssten tausend bis zehntausend solcher Anlagen gebaut werden. Dabei seien Fragen zu Sicherheit, Transport, Rückbau sowie zur Zwischen- und Endlagerung, ebenso zur Proliferation bislang ungeklärt.

Laut dem jüngsten Bericht des Weltklimarats hat der weltweite Temperaturanstieg über den Landflächen bereits 1,53 °C erreicht. In den kommenden Jahrzehnten werde die Zahl, Dauer und Intensität von Hitzewellen sowie Dürren nicht zuletzt rund ums Mittelmeer zunehmen, warnen 107 Forscher aus 53 Ländern.

CO2-Emissionen bei Stromproduktion: Den Superverschmutzern auf der Spur

(30.07.21, taz.de) , Original : hier

For­sche­r:in­nen haben Tausende Kraftwerke untersucht, um herauszufinden, welche besonders viel CO2 emittieren. Eines der schlimmsten steht in Deutschland.

Auf Platz 7 der Superverschmutzer: Kraftwerk Niederaußem in Pulheim, Nordrhein-Westfalen

Nur wenige Kraftwerke weltweit emittieren fast drei Viertel der Treibhausgase in der Stromproduktion. Zu dem Schluss kommt eine neue Studie in der Zeitschrift „Environmental Research Letters“. Für die Studie analysierten ForscherInnen an der Universität Boulder 29.000 fossile Kraftwerke in 221 Ländern. Die Daten sind auf dem Stand von 2018.

Die Studie zeigt, dass die dreckigsten Kraftwerke vor allem in Nordamerika, Europa, Ostasien und China zu finden sind. In einigen Ländern – den USA, Japan, Südkorea, Deutschland und Australien – ist ein Bruchteil der Kraftwerke für 75 bis 90 Prozent der Emissionen verantwortlich, ein ähnliches Ergebnis wie weltweit. Die ForscherInnen berechnen, dass weltweit insgesamt ein Viertel der Emissionen aus der Stromproduktion reduziert würde, wenn die Effizienz der Kraftwerke verbessert würde.

Umgekehrt zeigt die Studie, dass solche „Superverschmutzer“ kaum in Südamerika, Afrika oder im Pazifik zu finden sind – der Globale Süden damit gemeinhin nicht Teil des Problems ist.

Unsere Grafik zeigt die 10 Kraftwerke weltweit mit den höchsten Emissionen. Alle zehn werden mit Kohle betrieben und sind nicht nur besonders groß, sondern auch ineffizient im Vergleich zu anderen ähnlichen Kraftwerken im Land. https://datawrapper.dwcdn.net/RrPkV/1/

Auf Platz 1: Das Braunkohle-Kraftwerk Bełchatów, das etwa 20 Prozent des Stroms in Polen produziert und jährlich mehr Treibhausgase emittiert als die Schweiz. Es soll bis 2036 stillgelegt werden. Auf Platz sieben der Liste findet sich ein deutsches Kraftwerk: die RWE-Anlage Niederaußem in NRW. Laut der Studie ist es um rund 45 Prozent ineffizienter als andere Kohlekraftwerke in Deutschland. Bisher wurde erst ein Block des Kraftwerks mit etwa einem Zehntel der Gesamtleistung stillgelegt. Der letzte Block soll voraussichtlich erst 2038 vom Netz gehen.

Von den anderen acht dreckigsten Kraftwerken stehen zwei in Indien, drei in Südkorea, und je eins in Taiwan, China und Japan.

„Eine der Herausforderungen für Kli­ma­ak­ti­vis­t:in­nen ist, zu bestimmen, wer genau für die Klimakrise verantwortlich gemacht werden soll“, sagte Studienautor Don Grant der Nachrichtenwebsite Vice. „Unsere Studie versucht dieses Problem anzugehen, indem sie Superverschmutzer identifiziert.“


Tip von Ingo

Komplizierte Regeln für Erneuerbare Energien — Auch Bürokratie belastet das Klima

(22.07.21, tagesspiegel.de) , Original : hier

Die Politik bekundet gern, beim Klimaschutz jetzt endlich verstanden zu haben, bremst dann aber bei Details. Das gilt für Windräder wie Photovoltaik. Ein Kommentar. Jakob Schlandt

Deutschland soll bis 2045 klimaneutral sein, hat die Regierungskoalition beschlossen. Und die EU soll fünf Jahre später folgen. Daran haben manche Klimaaktivisten immer noch zu mäkeln, und man kann tatsächlich trefflich streiten, ob das nun reicht, fast reicht oder doch zu kurz gesprungen ist, weil man die historischen Emissionen nicht miteinbezieht.

Tatsächlich muss die neue Bundesregierung vor allem ein ganz konkretes Problem anpacken. Vom abgekochten Industrielobbyisten bis zu den Hardlinern der Grünen sind sich in einem alle einig: Wir brauchen mehr erneuerbare Energien, und zwar viel mehr und viel schneller als bisher. Für den direkten Stromgebrauch, aber auch für den Einsatz zur Erzeugung von Wasserstoff als, grob gesprochen, Erdgasersatz.

Da hilft alles nichts, es geht um die Details. Um die Frage – man blicke auf CDU-Kanzlerkandidat Armin Laschet und die neuen Regeln im von ihm geführten Nordrhein-Westfalen –, welche Abstände Windräder von Wohngebäuden halten müssen. Um die Frage, wie genau sich Windkraft mit Vogelschutz vertragen kann und ob pfiffige neue Vogelwarnsysteme helfen können.

Besonders bei der naturgemäß recht konfliktarmen Solarkraft – sie verursacht keinen Lärm, versperrt nicht den Ausblick und ist zudem inzwischen günstig – muss die Handbremse gelöst werden. Die gerade zu Ende gegangen Ausschreibung für Photovoltaik (PV) auf Gewerbeimmobilien zeigt, dass deutlich mehr gehen könnte. Da ist zu viel Bürokratie im Spiel. Branchenvertreter kritisieren sowohl, dass der Strom vom Dach nicht selbst verbraucht werden darf, als auch die Bevorzugung großer Anlagen und die kurze Umsetzungsfrist. Innerhalb eines Jahres muss die Anlage laufen.

Viele Gewerbehallen können kaum eine extradicke Schneedecke tragen

Für große Anlagen kommt aber nicht jedes Dach infrage. Viele moderne Gewerbehallen sind zu fragil dafür, sie können höchstens eine dicke Schneedecke tragen. Dennoch ist das Potenzial enorm. Experten schätzen, dass erst zehn bis 20 Prozent der wirtschaftlich nutzbaren Dachfläche für PV erschlossen sind. Rechnet man alle Lager-, Logistik- und Produktionshallen mit mehr als 1000 Quadratmetern Gewerbefläche zusammen, kommt man nach Statistiken aus der Immobilienbranche auf eine Dachfläche von 450 Millionen Quadratmetern.

Es ist ein aktuelles Beispiel unter vielen. Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) hat gleich mehrfach in seiner Amtszeit signalisiert, er habe beim Klimaschutz jetzt endlich verstanden. Bei den (vermeintlichen) Details bremste er dann aber wieder und wieder. Für die neue Bundesregierung wird es darum gehen, diesen Widerspruch endlich aufzulösen.


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Tip von Ingo