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Visualisierung der Klimaerwärmung pro Land (NGO Berkley Earth
(29.10.21, heise.de, berkleyearth.org ) , Hinweis beise heise : hier ; Original Berkleyearth : hier
NGO Berkeley Earth ein Onlinewerkzeug veröffentlicht, das einfach visualisiert, wie stark sich das Klima in jedem Land der Welt nach aktuellem Stand bis 2100 erwärmen wird. Die Werte liegen teilweise deutlich über den Prognosen für das weltweite Klima. Unter anderem, weil für Landmassen insgesamt eine stärkere Erwärmung als im globalen Durchschnitt erwartet wird, wie das verantwortliche Team erläutert. In Deutschland hat sich das Klima demnach gegenüber der vorindustriellen Ära bereits um 2,3 Grad Celsius erwärmt, bis 2100 seien 4,6 Grad Erwärmung zu erwarten. In Russland und Kanada beispielsweise sind es demnach sogar deutlich über 5 Grad.
Für Germany :
Veranschaulichung des CO2 – Kreislaufes : hier
The only way to reduce temperatures is to reduce carbon.
The burning of fossil fuels – oil, coal, and natural gas – is the primary source of man-made atmospheric carbon dioxide. Since the start of the industrial revolution, humans have contributed more than 2,000 billion metric tons of carbon dioxide to the atmosphere.
After it is released into the atmosphere, the carbon dioxide is naturally redistributed between the atmosphere, the oceans, and the biosphere. However, none of the emitted carbon will return to the Earth by natural processes for many tens of thousands of years. As a result, the carbon that humans release by burning fossil fuels will lead to increased levels of carbon in the atmosphere, ocean, and biosphere for many thousands of years.
If carbon dioxide is allowed to continue to accumulate in the atmosphere, it will be impossible for the world to stay below 2.0°C, let alone 1.5°C. The easiest way to avoid future warming is to rapidly decrease our use of fossil fuels, replacing them with low carbon alternatives such as wind, solar, hydro, and nuclear wherever possible.
A recent study found that 60% of remaining oil and methane (natural gas), and 90% of coal must stay in the ground if the world is to meet 1.5°C warming targets. For this to happen, oil and gas production would need to decline 3% annually through 2050.
The 2015 Paris Climate Agreement mandated that signatories set ambitious targets for their “nationally determined contributions” to reduce carbon emissions. Existing climate pledges, however, fall far short of the decarbonization necessary to meet warming targets: the NDC synthesis report published by UN Climate Change in February of 2021 found that national pledges would only reduce global emissions 12% by 2030, far short of the 45% required to meet 1.5°C, or 25% required to meet 2.0°C warming targets.
Verschiedene Szenarien möglich
Ergänzt werden die länderspezifischen Prognosen um historische Durchschnittstemperaturdaten, die bis zum Jahr 1850 zurückgehen. Hinzu kommen Vorhersagen für die Temperaturentwicklung in Szenarien weiter wachsender CO2-Emissionen, stabilisierter sowie langsam fallender Ausstöße und schnell fallender Emissionen. In Deutschland wäre demnach schlimmstenfalls eine Erwärmung um bis zu fast 7 Grad Celsius möglich, bestenfalls dagegen um 3 Grad. In Russland könnte demnach sogar eine durchschnittliche Klimaerwärmung von über 8 Grad Celsius erreicht werden. “Unsicherheit ist nicht unser Freund, vor allem wenn es um die echte Gefahr, katastrophaler Folgen geht”, erläutert der Klimawissenschaftler Zeke Hausfather den Zweck des Werkzeugs. Es zeige, dass es mit aktuellen Vorhaben schwierig sei, eine durchschnittliche Erwärmung um mehr als 4 Grad auszuschließen.
Hausfather weist zur Veröffentlichung des Werkzeugs nun aber auch darauf hin, dass einige der schlimmsten Szenarien wohl verhindert werden dürften. Es müsse aber noch viel unternommen werden. Damit schließt er sich einer Einschätzung der New York Times an, die unter Rückgriff auf Daten des Climate Action Trackers ermittelt hatte, dass seit dem Pariser Klimaschutzabkommen messbare Fortschritte erzielt wurden. So sei die Welt davor auf dem Weg zu einer durchschnittlichen globalen Erwärmung des Klimas um 3,6 bis 4,2 Grad Celsius (bis 2100) gewesen. Aktuell würde eine Erwärmung um 2,7 bis 3,1 Grad prognostiziert. Sollten abgegebene staatliche Versprechen umgesetzt werden, wären sogar 2,1 bis 2,4 Grad Erwärmung möglich. Auch das liegt aber noch deutlich über dem in der Wissenschaft formulierten maximal akzeptablen globalen Wert von 1,5 Grad Erwärmung.
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Umweltamt liefert explosive Streichvorlage
(29.10.21, ntv.de) , Original : hier
Das Umweltbundesamt präsentiert eine für die Ampel-Parteien verführerische Streichliste: Umweltschädliche Subventionen von 65 Milliarden Euro könnten das Geld für den Umbau der Wirtschaft zur Klimaneutralität liefern. Pendler, Flugreisende oder Landwirte würden ihre Steuerprivilegien einbüßen.
Die Abschaffung umweltschädlicher Subventionen in Deutschland könnte finanzielle Spielräume in Milliardenhöhe für mehr Klimaschutz und soziale Gerechtigkeit erschließen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie, die das Umweltbundesamt (UBA) in Berlin vorstellte. “Wir müssen alle Bremsklötze entfernen, die diese Transformation behindern”, verlangte UBA-Präsident Dirk Messner.
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Der Studie zufolge gab es in Deutschland 2018 umweltschädliche Subventionen im Gesamtvolumen von mindestens 65,4 Milliarden Euro. Davon entfielen demnach 47 Prozent auf den Verkehrsbereich, 39 Prozent auf den Energiesektor, 9 Prozent auf die Land- und Forstwirtschaft sowie rund 5 Prozent auf Bauen und Wohnen. Das tatsächliche Volumen sei mutmaßlich noch höher, da sich die Auswertung auf die Bundesebene konzentriert habe.
Messner sprach von einem starken Widerspruch: Einerseits seien Fördermaßnahmen für den Klimaschutz in den vergangenen Jahren massiv ausgebaut worden, zugleich halte die Politik aber an Subventionen fest, die alte Strukturen unterstützten. Statt diese abzubauen, hätten umweltschädliche Subventionen seit 2012 sogar noch zugenommen. “Es ist paradox, wenn der Staat mit vielen Milliarden den Klimaschutz fördert und gleichzeitig klimaschädliche Produktions- und Verhaltensweisen subventioniert”, sagte Messner. “Das passt nicht zusammen.” Als Beispiel nannte er “das unsinnige Nebeneinander von Dieselprivileg für Verbrenner und Kaufprämien für Elektroautos”.
Auf dem Prüfstand: Dieselprivileg, Dienstwagen, Pendlerpauschale
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Mit Blick auf die erwartete Ampel-Koalition könne durch ein Umsteuern zugleich dem Problem begegnet werden, dass es auf der einen Seite einen hohen Investitionsbedarf beim Klimaschutz gebe, andererseits aber höhere Steuern oder zusätzliche Schulden vermieden werden sollten, argumentierte Messner weiter. Er sprach mit Blick auf den anstehenden Regierungswechsel von einem “Gelegenheitsfenster”.
Konkret pochen die UBA-Experten auf ein Ende der Steuerprivilegien für Dieselkraftstoff und einen Abbau der Steuerbegünstigung für privat genutzte Dienstwagen sowie der Entfernungspauschale für Pendler. All dies sei nicht nur klimaschädlich, sondern auch unsozial, da Bezieher hoher Einkommen überproportional davon profitierten.
Entfallen soll laut UBA auch die Steuerermäßigung für Agrardiesel. Zudem sprach sich die Behörde dafür aus, Lebensmittel aus tierischen Produkten wie Fleisch höher zu besteuern, pflanzliche Produkte dagegen niedriger. Im Bausektor solle die bestehende Förderung durch strengere Umweltkriterien ökologischer ausgerichtet werden. Zusätzliche Einsparmöglichkeiten bestehen der UBA-Studie zufolge auf europäischer Ebene bei den auf zwölf Milliarden Euro geschätzten Steuervergünstigungen für Kerosin und für die Mehrwertsteuerbefreiung für internationale Flüge.
“Staat soll Einnahmen in Klimaschutz investieren”
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Messner betonte, es gehe nicht um eine Erhöhung staatlicher Einnahmen. Vielmehr sollte das gesparte Geld an anderer Stelle zurückgegeben oder Förderung klimafreundlicher und sozial gerechter ausgerichtet werden. Ziel sei nicht, “Geld zu scheffeln für den Bund”, stellte auch der Leitautor der Studie, Andreas Burger, klar.
Unterstützung für die UBA-Forderungen signalisierte die Deutsche Umwelthilfe (DUH). Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch sprach von einem “Lackmustest für die Glaubwürdigkeit der Ampel-Koalition beim Klimaschutz”. Die Allianz pro Schiene forderte, mit dem eingesparten Geld unter anderem umweltfreundliche Verkehrsträger wir die Bahn zu stärken. Greenpeace-Vorstand Martin Kaiser erklärte, der UBA-Bericht mache klar, “dass genug Geld da ist – wenn man es besser einsetzt”.
Tip von Ingo
Weltklimakonferenz 2021: Welche vier Ziele COP26 erreichen muss
(29.10.21, spektrum.de ) , Original : hier
Die Konferenz in Glasgow gilt als »letzte Chance«, die Klimaziele von Paris zu erreichen. Dafür müssen dort vier große Probleme gelöst werden. Eines davon: Gerechtigkeit.von Christopher Schrader
Der Klimazug verlässt Amsterdam am Samstag, dem 30. Oktober um 8.47 Uhr. Er nimmt in Rotterdam und Brüssel noch Fahrgäste auf, ist mittags in London und rollt abends um sechs in Glasgow ein – falls im britischen Bahnnetz alles gut geht. Wer den ausgebuchten Sonderzug nimmt, der vor allem für (junge) Aktivistinnen und Wissenschaftler gedacht war, dürfte daher rechtzeitig zur Klimakonferenz COP26 in der schottischen Großstadt sein, die am Sonntag eröffnet wird.
Was dort in den ersten beiden Novemberwochen passiert, darauf blickt – das ist keine Übertreibung – die ganze Welt. »Sie gilt als die wichtigste Konferenz seit Paris 2015«, sagt Rixa Schwarz, die bei der Organisation Germanwatch die internationale Klimapolitik verfolgt. Ob die Staaten ausreichende Zusagen machen, um die Erderhitzung zu begrenzen, und weitere Schritte vereinbaren, hängt von den Verhandlungen in Schottland ab. Auch der Weltklimarat IPCC hatte im Sommer geurteilt: »Wenn es keine sofortigen, schnellen und umfassenden Reduktionen der Treibhausgas-Emissionen gibt, ist das Begrenzen der Erwärmung auf wenig mehr als 1,5 oder sogar 2,0 Grad nicht mehr möglich.« Diese Zahlen beziehen sich auf die Temperaturzunahme im Jahr 2100 gegenüber der vorindustriellen Zeit; 1,1 Grad sind laut dem jüngsten IPCC-Bericht bereits erreicht.
Vor allem das so genannte 1,5-Grad-Ziel in Reichweite zu halten, ist das vermutlich wichtigste Vorhaben der britischen Gastgeber und der meisten Teilnehmenden. Es hat eine bemerkenswerte Karriere gemacht: Ging es beim gescheiterten Gipfel von Kopenhagen 2009 noch um eine Grenze bei 2,0 Grad und verlangte das Pariser Abkommen »deutlicher unter 2,0 Grad« mit einer Option zu 1,5 Grad, so ist diese Temperaturgrenze mittlerweile praktisch unwidersprochen das zentrale und einzige Ziel. Das auch, weil sich inzwischen die Erkenntnisse mehren, dass es schon danach zahlreiche gefährliche, unbeherrschbare Klimafolgen geben dürfte. Doch ob es überhaupt noch möglich ist, die Grenze einzuhalten, erscheint vielen vor allem angesichts der schleppenden Reaktion der Gesellschaft zweifelhaft. Vom 31. Oktober bis zum 12. November 2021 findet in Glasgow das 26. Treffen der Mitgliedsstaaten der Klimarahmenkonvention von Rio (Conference of the Parties, COP) statt. Verfolgen Sie unsere aktuelle Berichterstattung im Liveblog und lesen Sie mehr rund um Klimawandel und Klimaschutz auf unserer Themenseite.
Wie so oft bei diesen Conferences of the Parties, also den Treffen der Mitgliedsstaaten der Klimarahmenkonvention von Rio, kursieren schon in den Wochen vor Beginn viele wichtige Berichte, stellen Organisationen ihre Forderungen und verkünden Staaten ihre Positionen. Während der Konferenz werden dann Beschlüsse oder Fortschritte in vier wichtigen Bereichen erwartet.
Die Ausgangslage
In den Tagen vor der Konferenz haben gleich zwei UN-Organisationen erklärt, anhand der vorliegenden Zusagen der Nationalstaaten werde die Welt die im Pariser Abkommen vereinbarten Ziele verfehlen. Das Umweltprogramm der Vereinten Nationen, UNEP, stellt in seinem jährlichen »Emissions Gap Report« fest: Zurzeit steuert die Welt auf eine Erwärmung von 2,7 Grad zu. Falls die Staaten die gegebenen Zusagen für 2050 einhalten, nämlich gemäß einer Bilanzrechnung von Quellen und Senken keine Klimagase mehr auszustoßen – »Netto-Null«–, könnte es bei einer Erhitzung um 2,2 Grad bleiben.
Ähnlich urteilte das internationale Klimasekretariat in Bonn, bei dem die Staaten ihre – laut Pariser Abkommen freiwilligen – Klimaschutzpläne einreichen. Gemäß der jüngsten Auswertung könnte die Politik der 143 Nationen, die ihre Ziele kürzlich aktualisiert und meist verschärft haben, dazu führen, dass ihre Emissionen bis 2030 ungefähr elf Prozent unter den reduzierten Ausstoß im Pandemiejahr 2020 sinken. Nimmt man jedoch alle 192 Staaten, dann kommen etwa 14 Prozent mehr Treibhausgase in die Atmosphäre als zuletzt.
»Diese COP ist die letzte Chance, das 1,5-Grad-Ziel in Reichweite zu halten«, sagt Niklas Höhne vom NewClimate Institute in Köln. »Mit allen Beiträgen, die die Länder bisher vorgeschlagen haben, stabilisieren sich die globalen Treibhausgas-Emissionen ungefähr bis zum Jahr 2030. Für 1,5 Grad müssten sie aber halbiert werden. Das ist eine enorme Lücke.«
Weitere aktuelle Befunde:
- Asien hat 2020 das wärmste Jahr der Messgeschichte erlebt, vermeldet die Meteorologische Weltorganisation.
- Die CO2-Konzentration in der Atmosphäre hat trotz des pandemiebedingten Rückgangs der Emissionen einen neuen Rekordwert erreicht.
- Deutliche Mehrheiten der EU-Bürger und Briten fürchten, dass ihre Länder den Ausstoß nicht ausreichend werden reduzieren können, zeigt eine Umfrage.
- In den USA haben Geheimdienste und Regierung vor Kurzem erstmals gemeinsam vor den Sicherheitsrisiken des Klimawandels gewarnt.
- Laut einer Analyse des internationalen Komitees des Roten Kreuzes und Roten Halbmonds sind 2020 fast 31 Millionen Menschen wegen klimabedingter Naturkatastrophen im eigenen Land zu Flüchtlingen geworden.
- Von 40 Indikatoren für den aktuellen Fortschritt im Klimaschutz liegt keiner auf dem richtigen Pfad, bilanzierte am Donnerstag ein Bericht von Organisationen um das Word Resources Institute. Immerhin 25 Messgrößen bewegen sich aber in die richtige Richtung, wenn auch zu langsam. Dazu gehören der Ausbau erneuerbarer Energiequellen oder die Wiederherstellung küstennaher Feuchtgebiete.
- Eine internationale Kommission, die sich mit dem Südpolarmeer befasst, hat die Einrichtung großer Schutzgebiete erneut vertagt. Besonders China und Russland blockierten die Entscheidung, vor der Ostantarktis, der antarktischen Halbinsel und im Weddellmeer die Fischerei auf etwa vier Millionen Quadratkilometer weiter einzuschränken. Die Ökosysteme dort stehen wegen der schnelleren Erwärmung der Polarregionen unter besonderem Druck.
Unmittelbar vor der COP tagen in Rom noch die Regierungschefinnen und -chefs der größten Industriestaaten. Auf dem Treffen der so genannten G20 werden weitere Zusagen und Festlegungen erwartet, die dann – so ist das von Großbritannien und Italien gemeinsam geplant worden – auf einem World Leaders Summit, also einem Gipfeltreffen am Anfang der Konferenz, den Verhandlungen in Glasgow den richtigen Schwung geben.
Erstes Ziel: Mehr Klimaschutz
Vor der COP26 hat es eine Welle von Zusagen von Staaten gegeben, die sich dem Netto-Null-Ziel in der Mitte des 21. Jahrhunderts verpflichten wollen. Die EU möchte das 2050 erreichen, Deutschland hat sein Zieljahr nach dem Beschluss des Bundesverfassungsgerichts auf 2045 vorgezogen. Nach den USA hat auch Australien nun verkündet, 2050 in Summe keine Treibhausgase mehr ausstoßen zu wollen. https://datawrapper.dwcdn.net/AGLW9/3/
China spricht hingegen bisher vom Jahr 2060 wie seit Kurzem auch Saudi-Arabien. Die Türkei verkündet, nun als letzter G-20-Staat das Pariser Abkommen zu ratifizieren und ab 2053 seine Emissionen zu stoppen. Ein Plan von Indien fehlt und könnte in Rom oder Glasgow verkündet werden. Erwartungen, dass China dort oder schon vorher noch einmal nachlegt und ehrgeizigere Ziele vorlegt, wurden am Donnerstag aber enttäuscht: Die Supermacht hat die Angaben nur formalisiert und etwas präzisiert.
»Netto-Null ist das neue Normal«, freut sich darum Karsten Sach vom Bundesumweltministerium, der deutsche Chefverhandler bei den COP-Treffen. »80 Prozent der Länder bekennen sich dazu, und der Druck auf die übrigen wächst.« In Glasgow 100 Prozent zu erreichen, werde aber trotzdem nicht möglich sein.
Ohnehin sehen Klimaexpertinnen die eigentliche Herausforderung woanders. »Ein Ziel ohne einen Plan ist bloß ein Wunsch«, sagt Astrid Kiendler-Scharr vom Forschungszentrum Jülich, die Vorsitzende des Deutschen Klimakonsortiums. Um 2050 die Emissionen zu stoppen, müssten die Staaten umgehend konkrete Schritte einleiten. Niklas Höhne, dessen Institut an den Auswertungen des »Climate Action Trackers« auf Länderebene beteiligt ist, bestätigt: »Kein einziges dieser Länder hat Maßnahmen umgesetzt, um sich tatsächlich auf den Pfad Richtung Netto-Null zu begeben, kein einziges.« Die Lücke sei darum so groß, »dass sich die Frage gar nicht stellt, wer gut genug ist: Niemand ist gut genug.«
»Diese COP ist die letzte Chance, das 1,5-Grad-Ziel in Reichweite zu halten«(Niklas Höhne)
Immerhin gibt es Abstufungen: So will Saudi-Arabien nur innerhalb des Landes auf Netto-Null, aber weiter Öl produzieren – die Emissionen gehen dann nach den Vorstellungen der Regierung auf das Konto der Abnehmer. Australien möchte bis zum bitteren Ende Kohle verkaufen und 2030 auch nur um 26 bis 28 Prozent mit seinen Emissionen runter. Mexiko und Brasilien haben internationale Partner mit Rechentricks verärgert, die ihnen höhere Emissionen ermöglichen, ohne auf dem Papier ihre Ziele aufzuweichen. Einer Auswertung des Climate Action Trackers zufolge ist bisher nur der Plan von Gambia komplett mit dem 1,5-Grad-Ziel kompatibel, vier weitere afrikanische Staaten sowie Nepal, Costa Rica und als einziges Industrieland Großbritannien sind immerhin nahe dran. Dort ist der Kohleausstieg praktisch auch schon vollzogen.
Zweites Ziel: Fortschritte bei Einzelthemen
USA und EU schlagen für die COP ein Abkommen zum Thema Methan vor. Es ist ein Treibhausgas, das wesentlich schneller wieder aus der Atmosphäre verschwindet als CO2, aber Molekül für Molekül viel stärker wirkt. Insgesamt ist es darum der zweitgrößte Faktor der Erderhitzung. Methan ist der Hauptbestandteil von Erdgas und wird außerdem in Kohlegruben, Müllkippen und der Landwirtschaft frei, vor allem bei Tierhaltung und Reisanbau.
Das Abkommen, das inzwischen 34 Staaten unterstützen, sieht vor, den Ausstoß des Gases bis 2030 um 30 Prozent zu senken. Der US-amerikanische Sonderbeauftragte für Klimapolitik, Ex-Außenminister John Kerry, hofft laut Zeitungsberichten, mehr als 100 Zusagen zu bekommen. Allerdings lehnen vier der größten Emittenten die Vereinbarung bisher ab: China, Brasilien, Indien und Russland.
Weiteren Fortschritt versprechen sich die britischen Gastgeber in vier Sektoren, die Premier Boris Johnson als »coal, cars, cash, and trees« zusammenfasst: Kohle, Autos, Geld und Bäume. So gehören inzwischen 41 Nationen sowie viele Regionen, Provinzen und Firmen einer Allianz namens »Powering Past Coal« an; in Glasgow sollen neue Zusagen verkündet werden. Staaten sollen die Kohle im eigenen Land nicht mehr einsetzen und Projekte in anderen nicht mehr fördern. Ein Konferenztag ist dort auch dem Transportsektor gewidmet, hier erhoffen sich die Briten Fortschritte bei emissionsfreien Autos. https://datawrapper.dwcdn.net/FXlQ9/2/
Außerdem haben die Gastgeber eine Initiative gestartet, um die Abholzung von Wäldern zu stoppen und Flächen wieder aufzuforsten. Im ersten Schritt soll es für den Anbau von Kaffee, Kakao, Soja und Palmöl keine Genehmigungen für Rodungen mehr geben.
»Das war bisher eine vergessene Frage: Wie stellen wir Ökosysteme wieder her, die Kohlendioxid binden?«, sagt Isabel Cavalier von der kolumbianischen Organisation Transforma. »Ohne solche Veränderung in der Landnutzung ist das 1,5-Grad-Ziel unabhängig von der Entwicklung der Emissionen nicht zu erreichen. Das muss jetzt eine Rolle spielen.«
Drittes Ziel: Genug Geld für ärmere Staaten
Der fehlende der vier Begriffe in Johnsons Mantra ist cash: Geld. Schon bei der Konferenz in Kopenhagen 2009 hatten die Industrieländer versprochen, ab 2020 und dann jedes Jahr 100 Milliarden US-Dollar bereitzustellen, damit Maßnahmen zum Klimaschutz und zur Anpassung finanziert werden können. Zurzeit gilt die Zusage bis 2025, danach soll die Summe erhöht werden. Das Versprechen haben die reichen Nationen für das Startjahr aber vermutlich gebrochen, wie der designierte Präsident der COP26, Alok Sharma, einräumt.
Das hat viel Kritik ausgelöst. So sagte der Leiter des Zentrums für Klimawandel und Entwicklung in Dhaka in Bangladesch, Saleemul Huq, bei einem Interview im September: »Wenn sie in Glasgow nicht die 100 Milliarden für 2021 bereitstellen, können sie ihre Zusagen offenbar nicht halten.« Das hätte, so sahen es auch andere Experten und Expertinnen, einen Rückfall in starre Lager bedeutet.
Darum hat Sharma den deutschen Umweltstaatssekretär Jochen Flasbarth mit dem kanadischen Umweltminister zusammengespannt, um die Finanzierung zu retten. Die Ergebnisse wurden am vergangenen Montag verkündet: Demnach schaffen die Industrieländer die symbolische Summe von 100 Milliarden Dollar wohl erst 2023, stellen jedoch für die Jahre 2021 bis 2025 im Durchschnitt genügend Geld pro Jahr zur Verfügung. Der Fehlbetrag 2020 von womöglich 15 Milliarden würde aber dann vermutlich nicht ausgeglichen.
»Es war nicht das, was wir versprochen haben«, räumt auch Flasbarth ein. »Zusagen zu erfüllen, ist die wichtigste Währung in den Verhandlungen, aber dieses Ergebnis sollte uns zumindest in eine gute Stimmung bringen.« Das Geld bereitzustellen, habe nichts mit Großzügigkeit zu tun: »Es ist ein essentieller Teil der Klimapolitik, ein Zeichen der Fairness und der historischen Verantwortung.«
Allerdings stimmt die Verteilung offenbar auch nicht. Alok Sharma selbst sagt, es müsste mehr nicht zurückzahlbare Zuschüsse geben: 2019 machten sie nur 30 Prozent aus, der Rest waren Kreditangebote. Und Saleemul Huq rügte, dass nicht wie erwartet die Hälfte des Geldes für Anpassungsmaßnahmen an die verletzlichsten, schwächsten Staaten gegangen sei: Es waren zuletzt nur 20 Prozent, während 80 Prozent in stärkere Staaten und in Projekte zur Emissionsreduktion floss.
Außerdem müsse sich der Gipfel in Glasgow, forderte der Experte aus Bangladesch, endlich mit der dritten Säule neben Klimaschutz und Adapation befassen: Sie wird allgemein »Loss and Damage« genannt, es geht also um Geld für das Wiederherstellen von beschädigter oder verlorener Infrastruktur und Wirtschaftsgütern. Dafür gebe es einen hohen zusätzlichen Finanzbedarf, sagt auch Sven Harmeling von der Organisation Care International. »Wir dürfen das nicht weiter als Unterthema von Anpassung darstellen und damit klein halten.«
Ohnehin ist längst klar geworden, dass der Kampf gegen die Klimakrise die kostengünstigere Option ist, wenn man es mit Abwarten vergleicht. Das hatte schon 2006 der Report von Lord Nicholas Stern vom Grantham Institute in London festgestellt. Eine am Dienstag erschienene Aktualisierung bekräftigt die Schlussfolgerung: »Jede sinnvolle Schätzung der Kosten des Nichthandelns wäre heute höher, und die Kosten des Handelns sind niedriger als 2006.«
Viertes Ziel: Regelwerk zum Pariser Abkommen komplettieren
Seit Jahren arbeiten die Länder bei den COPs daran, sich gemeinsame Regeln für die Buchhaltung der Treibhausgase und andere Klauseln des Pariser Abkommens zu geben. Vieles davon wurde 2018 verabschiedet. Offen bleiben zum Beispiel gemeinsame Basisjahre und Zeithorizonte, die Zahlen vergleichbar machen. Außerdem fordern zahlreiche Beteiligte voneinander vollkommene Transparenz über den Ausstoß und die Effekte der jeweiligen Politik. »Dagegen gibt es natürlich auch politische Widerstände«, sagt Rixa Schwarz von Germanwatch. »Manche wollen sich nicht so sehr in die Karten schauen lassen.« Andere Staaten fürchten, dass sie nicht die Kapazitäten haben, die Angaben für das Ausfüllen womöglich kleinteiliger Formulare zu erheben.
Eine besondere Rolle spielt der Artikel 6 des Pariser Abkommens. Er sieht vor, dass Staaten kooperieren dürfen, um Emissionen zu reduzieren. Dann könnte zum Beispiel ein Land in den Tropen seinen Wald mit Finanzierung durch eine Industrienation aufforsten, die sich schließlich das gebundene CO2 auf ihre Ziele anrechnet. Der Artikel warnt aber bereits vor Missbrauch – etwa, dass beide Länder den Effekt in ihre Bilanz aufnehmen.
Diese Kompensation anderswo möchten manche Staaten zu einem internationalen Marktplatz ausbauen; womöglich sollen dort auch Zertifikate gehandelt werden, die durch einen ähnlichen Mechanismus des Kyoto-Protokolls von 1997 entstanden sind. Beides versuchen vor allem Klimaschutzorganisationen zu verhindern. Die alten Zertifikate sind oft unter zweifelhaften Regeln erteilt worden; und selbst wenn sie einen hohen Standard haben, liegt die Emissionseinsparung bereits weit in der Vergangenheit.
»Zertifikatehandel soll nur ermöglichen, was zu Hause nicht zu schaffen ist,« erklärt Rixa Schwarz die Position von Germanwatch. »Ein Senken der Emissionen findet vorrangig im eigenen Land statt, das ergibt in Summe mehr Klimaschutz.« Greenpeace würde es sogar ausdrücklich als Erfolg der Verhandlungen in Glasgow werten, wenn ein solcher internationaler Handelsmechanismus abgewendet wird, sagt die zuständige Campaignerin Lisa Göldner. Die Verhandlungen zu Artikel 6 könnten daher die vielleicht größte Herausforderung werden, schätzt Staatssekretär Flasbarth.
Die Regeln spielen zudem eine Rolle dabei, wie sich die Emissionen von Luftverkehr und Schifffahrt entwickeln. Sie unterliegen nicht den nationalen Plänen. Die Flugindustrie zum Beispiel hat einen Mechanismus namens Corsia eingeführt, um das erwartete Wachstum der Emissionen mit Zertifikaten zu kompensieren – zunächst auf freiwilliger Basis. Ob das überhaupt einen Effekt hat, könnte sich daher auch in Glasgow entscheiden.
Grundsätzlich halten es aber viele Expertinnen und Experten für sehr wichtig, dass die Regeln endlich verabschiedet werden – schon um zu zeigen, dass die Weltgemeinschaft im Rahmen des Pariser Abkommens auch Beschlüsse fassen kann.
Was würde die Konferenz zum Erfolg machen?
Neben den Einzelthemen wird vermutlich besonders zählen, ob die Konferenz als Ende der ersten Phase nach Paris gesehen wird oder als Anfang eines Jahrzehnts der rapiden Treibhausgas-Einsparung. »Wenn die COP es nicht schafft, eine Perspektive aufzuzeigen, wie in der nächsten Dekade Ambition erhöht wird, sowohl bei der Emissionsvermeidung als auch bei der Bereitstellung von Finanzierungsmitteln, dann wird es eine vertane Chance sein«, sagt Carl-Friedrich Schleusner von der Humboldt-Universität und der Forschungsgruppe Climate Analytics in Berlin. Wichtig für einen Erfolg wäre auch, ergänzt Lisa Göldner von Greenpeace, die nächste Überprüfung der nationalen Klimaziele auf 2023 vorzuziehen, anstatt wieder fünf Jahre zu warten. Und zu verankern, dass der Ausstieg aus den fossilen Brennstoffen jetzt schnell in Angriff genommen werden soll.
Vieles davon steht jedoch auf einer Wunschliste, auf der etliche Punkte unerfüllt bleiben könnten. »Wir werden große Fortschritte machen«, sagt der britische Sonderbeauftragte für Klimawandel Nick Bridge, »aber wir können nicht alles lösen.« Vielleicht ist es ja auch schon ein Zeichen, dass der Klimazug seine internationalen Passagiere nicht von Glasgow zurück nach Amsterdam bringt. Um die Rückreise muss sich jede und jeder selbst kümmern. Ein Partywagen ist erst recht nicht vorgesehen.
Tip von Ingo
Saudi-Arabien, Japan und Australien Staaten sollen versucht haben, IPCC-Klimaberichte abzuschwächen (spiegel)
(21.10.21, spiegel.de) , original : hier
Ausstieg aus fossiler Energie nicht so dringend? Kurz vor der Weltklimakonferenz sorgt ein Datenleck für Wirbel: Laut einem Medienbericht versuchten Staaten und Lobbyverbände, auf einen Bericht des Weltklimarats einzuwirken.
Bis zum Start der Klimakonferenz COP26 in Glasgow sind es nur noch wenige Tage. Kurz vor dem Beginn am 1. November berichtet die »BBC« über ein Datenleck, das zeige, wie mehrere Staaten die Uno aufforderten, die Notwendigkeit einer schnellen Abkehr von fossilen Brennstoffen herunterzuspielen. Demnach zählen Saudi-Arabien, Japan und Australien zu diesen Ländern. Klimakrise
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Wohlhabende Industriestaaten sollen zudem infrage gestellt haben, ob finanzielle Zuwendungen an ärmere Staaten, die den Umstieg auf klimaschonende Technologien ermöglichen sollen, in den bisher genannten Umfängen wirklich nötig sind, heißt es in dem Bericht.
Die »BBC« verweist auf mehr als 32.000 geleakte Dokumente und Kommentare, die aus Regierungskreisen oder von Unternehmen und anderen Interessengruppen stammen. Damit soll versucht worden sein, Wissenschaftler, die an Zustandsberichten des Weltklimarats IPCC, einem Uno-Gremium, arbeiteten, zu beeinflussen.
Mit Blick auf den Weltklimagipfel in Glasgow werfen die Dokumente zu dem Berichtsentwurf Fragen auf, heißt es. Denn damit sei offen, inwiefern Bemühungen dieser Staaten, die Ziele von Paris einzuhalten, ernst genommen werden könnten.
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Welcher Bericht genau gemeint ist, bleibt unklar. Aber das Leak zeige, dass eine Reihe von Ländern und Organisationen argumentieren, dass die Welt den Verbrauch fossiler Brennstoffe nicht so schnell reduzieren muss, wie es der aktuelle Berichtsentwurf empfiehlt.
So habe etwa ein Berater des saudischen Ölministeriums gefordert, dass Formulierungen wie »die Notwendigkeit dringender und beschleunigter Minderungsmaßnahmen auf allen Ebenen« aus dem Bericht gestrichen werden sollen. Ein ranghoher australischer Regierungsvertreter lehnte dem Bericht zufolge die Schlussfolgerung ab, dass die Schließung von Kohlekraftwerken notwendig sei. Dabei ist das Ende der Kohlenutzung eines der erklärten Ziele der COP26-Konferenz. Australien exportiert große Mengen Kohle, Saudi-Arabien ist einer der größten Ölproduzenten der Welt.
Manche der Länder sehen offenbar in der Speicherung von klimaschädlichem Kohlendioxid im Untergrund eine Lösung für das Klimaproblem, darunter Saudi-Arabien, China, Australien und Japan – allesamt große Produzenten oder Nutzer fossiler Brennstoffe. Dabei gilt diese bisher noch teure Technologie bis auf Weiteres höchstens als ergänzende Maßnahme im Kampf gegen den Klimawandel. Zudem steckt die Carbon-Capture-and-Storage-Wirtschaft (CCS) noch in den Anfängen. Laut dem Uno-Bericht könne die Technik in Zukunft eine Rolle spielen, jedoch wird festgehalten, dass es Unsicherheiten über seine Durchführbarkeit gibt. Ähnliches hatte bereits ein früherer IPCC-Bericht festgehalten.
Stattdessen sei aber behauptet worden, dass die Kohlendioxidspeicherung die Emissionen fossiler Brennstoffe aus Kraftwerken und einigen Industriesektoren drastisch reduzieren könnte. Saudi-Arabien fordere die Wissenschaftler der Uno auf, ihre Schlussfolgerung zu streichen, dass der Fokus der Dekarbonisierungsbemühungen im Energiesektor auf der schnellen Umstellung auf kohlenstofffreie Quellen und dem aktiven Ausstieg aus fossilen Brennstoffen liegen müsse. Auch Argentinien, Norwegen und die Opec widersprechen der Aussage. Mehr zum Thema
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Die Forschenden des IPCC schätzen die Versuche der Beeinflussung offenbar als wenig dramatisch ein. Zwar seien Regierungskommentare von zentraler Bedeutung für den wissenschaftlichen Überprüfungsprozess. Aber die Autoren sind nicht verpflichtet, sie in die Berichte aufzunehmen. »Unsere Prozesse sind darauf ausgelegt, Lobbyarbeit zu verhindern – von allen Seiten«, zitiert der »BBC«-Bericht den IPCC. Zudem bestehe kein Zweifel an der Unparteilichkeit der Berichte. Alle Kommentare würden nach rein wissenschaftlichen Gesichtspunkten überprüft, unabhängig davon woher sie kämen, sagte die Klimaforscherin Corinne Le Quéré von der University of East Anglia, die selbst an drei IPCC-Berichten mitgewirkt hat, der »BBC«.
Dass also ein Land oder eine Branche versucht, die eigenen Interessen durchzusetzen, kann nicht verwundern. So argumentieren die großen Fleischproduzenten Argentinien und Brasilien gegen eine Reduzierung des Fleischkonsums, die laut dem Berichtsentwurf notwendig ist, um weniger Treibhausgasemissionen zu produzieren.
Glasgow ohne viele Pazifikstaaten
Klimaexperten und Aktivisten fürchten unterdessen, dass ein ganz anderer Umstand einen negativen Einfluss auf die Klimakonferenz in Glasgow haben wird. Wegen der Coronapandemie planen viele kleine Inselstaaten und Territorien im Pazifik, keine eigenen Regierungsvertreter nach Glasgow zu schicken. Das sei aber wichtig, da gerade diese Nationen stark vom Klimawandel betroffen sind. Bei einem Treffen der pazifischen Regionalorganisationen sei bestätigt worden, dass sieben dieser Länder keine eigenen Vertreter nach Großbritannien entsenden wollten, 13 würden das trotz Corona beabsichtigen. Unter den abwesenden Ländern sind etwa die Marshallinseln oder Vanuatu.
Möglicherweise will man Interessen bündeln und mit anderen Delegationen abgleichen. Aber insgesamt werden dieses Jahr weniger Vertreter aus dieser Region der Welt anwesend sein als sonst – auch weil hohe Reisekosten eine Rolle spielen. Dabei habe bei der Klimakonferenz von Paris gerade die persönliche Anwesenheit dieser Staatsvertreter eine Rolle bei den Bemühungen zur Eindämmung des Klimawandels gespielt, sagte laut einem Bericht des »Guardian« der Oppositionsführer von Vanuatu.
Viele der Pazifikstaaten hatten es geschafft, die Pandemie von ihren Territorien fernzuhalten. Deshalb sei es zu riskant, aufgrund einer so langen Reise die Einschleppung des Virus und die Erkrankung von wichtigen Staatsoberhäuptern zu riskieren oder langwierige Quarantänen umzusetzen, hieß es.
Liste der kommenden Baumfällungen
24. Plenum TO Mi. 20.10.21 18h (Umweltzentrum)
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Erneuerbare Energien Wenig Wind lässt Anteil der Ökoenergie am Stromverbrauch sinken (Handelsblatt)
(28.09.21 , Handelsblatt) , Original : hier
Vor allem Windräder produzierten in den ersten drei Quartalen des Jahres weniger Strom als im Vorjahr. 43 Prozent des Bruttostromverbrauchs wurden durch Erneuerbare Energien gedeckt.
Berlin Ökostrom aus Wind, Sonne und anderen erneuerbaren Energiequellen hat in diesem Jahr nach Branchenangaben bislang rund 43 Prozent des Bruttostromverbrauchs in Deutschland gedeckt – und damit weniger als im Vorjahreszeitraum. Vor allem Windräder an Land und auf See produzierten von Januar bis September weniger Strom als in den ersten drei Quartalen 2020, wie vorläufige Berechnungen des Zentrums für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW) und des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) zeigen.
Von Januar bis September 2020 lag der Anteil der erneuerbaren Energien am Bruttoinlandsstromverbrauch den Angaben zufolge mit knapp 48 Prozent deutlich höher als in diesem Jahr. Der höhere Anteil an erneuerbaren Energien im Vorjahr sei allerdings von einem ungewöhnlich windreichen ersten Quartal 2020 und einen durch die Corona-Einschränkungen deutlich niedrigeren Stromverbrauch geprägt gewesen, berichtete der BDEW. Inzwischen liege der Stromverbrauch wieder auf dem üblichen Niveau.
„Die Energiewende muss ganz oben auf der To-Do-Liste der neuen Bundesregierung stehen“, sagte Kerstin Andreae, Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung, mit Blick auf die beginnenden Koalitionssondierungen. Vor allem beim Ausbau der Windenergie an Land müsse es mehr Tempo geben.
Professor Frithjof Staiß, geschäftsführender Vorstand des ZSW, mahnte Fortschritte beim Stromsparen und der Energieeffizienz an. „Darum muss sich die neue Bundesregierung intensiver kümmern, wenn sie das ambitionierte Klimaschutzziel von 65 Prozent weniger Treibhausgas-Emissionen gegenüber 1990 bis zum Jahr 2030 erreichen will“, sagte er.
KfW sieht für Klimaneutralität Investitionsbedarf von 5 Billionen Euro (heise)
(07.10.21, heise) , Original : hier
Deutschland soll bis 2045 klimaneutral werden. Dafür müssen nicht nur alle Wirtschaftssektoren umgebaut werden, nötig ist auch ein enormer Investitionsschub.
Von Andreas Wilkens
Damit Deutschland sein Ziel erreicht, bis zur Mitte dieses Jahrhunderts klimaneutral zu werden, sind Investitionen in Höhe von etwa 5 Billionen Euro erforderliche. Das geht aus einer Studie im Auftrag der Förderbank KfW hervor. “Das ist eine gewaltige Summe, aber es ist machbar. Damit die Herausforderung gelingt, müssen öffentliche Investitionsmittel zielgerichtet eingesetzt und private Investitionen mobilisiert werden”, sagte KfW-Chefvolkswirtin Fritzi Köhler-Geib.
Allerdings relativiere sich das hohe Investitionsvolumen, denn vielfach gehe es um ohnehin anstehende Investitionen, die nun in eine nachhaltige Verwendung fließen müssten, heißt es in der Studie ” Der Beitrag von Green Finance zum Erreichen von Klimaneutralität in Deutschland ” (PDF). Mehrinvestitionen seien in Höhe von jährlich 72 Milliarden Euro zu erwarten. Der eigentliche Mehrbedarf an Investitionen wird auf insgesamt 1,9 Billionen Euro beziffert.
Erforderliche Investitionen müssten verstärkt in Alternativen gelenkt werden, die einen Beitrag zur Klimaneutralität leisten. Das Klimaziel erfordere eine umfangreiche Transformation in allen Wirtschaftssektoren, vom Verkehr über die Industrie bis hin zu den privaten Haushalten, hieß es in der vom Prognos Institut, Nextra Consulting und dem Institut für nachhaltige Kapitalanlagen (NKI) erstellten Studie.
Die Bundesregierung hatte sich im Mai darauf geeinigt, dass Deutschland bis 2045 klimaneutral werden soll. Bis 2030 sollen die Treibhausgaseimissionen um 65 Prozent sinken. Damit reagierte die Regierung auf das Urteil des Bundesverfassungsgerichts zum Klimaschutz von Ende April.
Verkehr größter Bereich
Den größten Teil der Investitionen mache dabei der Verkehr mit 2,1 Billionen Euro aus. Wegen der Neuausrichtung ohnehin anstehender Reinvestitionen in diesem Bereich beliefen sich die Mehrinvestitionen auf 153 Milliarden Euro. Die zweithöchsten Investitionen benötige der Bereich Energie mit 840 Milliarden Euro, auf die privaten Haushalte entfielen rund 636 Milliarden Euro. Davon sind den Berechnungen zufolge rund 254 Milliarden Euro Mehrinvestitionen, vor allem für einen klimagerechten Wohnungsbestand.
Auf den Industriebereich kommen 620 Milliarden Euro zu. Davon sind 462 Milliarden Euro tatsächliche Mehrinvestitionen. Produktionstechniken könnten vielfach nur mit großem Aufwand klimafreundlich umgestellt werden, hieß es zur Begründung. Im Bereich Gewerbe, Handel und Dienstleistungen fallen mit rund 237 Milliarden Euro verhältnismäßig geringe Klimaschutzinvestitionen an, etwa 113 Milliarden Euro seien Mehrinvestitionen.
Aus Sicht der KfW bieten die Klimaschutzinvestitionen zugleich die Chance, die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands zu verbessern, indem zum Beispiel neue Technik entwickelt werde. Dies könne den exportorientierten Wirtschaftsstandort Deutschland langfristig stärken. Die Effekte auf das Bruttoinlandsprodukt und die Beschäftigung seien insgesamt gering einzuschätzen; ein Mehr an Klimaschutz beeinträchtige das Wirtschaftswachstum nicht, sondern bringe positive Impulse.
Von der Transformation betroffen sei generell das energieintensive verarbeitende Gewerbe, während bei Handel und Dienstleistungen eher positive Effekte zu erwarten seien. Die Studie zeige jedoch laut KfW, dass ein 95-Prozent-Reduktionspfad in allen Bundesländern zu Wirtschaftswachstum und positiven Beschäftigungseffekten bis 2050 führe. “Somit besteht Spielraum, besonders stark betroffene Regionen bei der Bewältigung der Transformation zu unterstützen, bis die positiven Investitionseffekte in allen Regionen zum Tragen kommen.”