Umweltinstitut Müchen

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Über uns : Das Umweltinstitut München

Woher wir kommen und wofür wir stehen

Teamfoto Umweltinstitut

Unser Team, Foto: Jörg Farys

Aktuelle Info (via EM) :

Liebe

die Zeit, die uns noch bleibt, um eine verschärfte Klimakrise abzuwenden, wird immer knapper. Kann uns die Klimawende noch gelingen? Es gibt Anlass zur Hoffnung. So ist nicht nur bei uns in Europa in den vergangenen Jahren eine starke Klimabewegung entstanden. Weltweit entwerfen soziale Bewegungen positive Visionen für einen Wandel.

Im Zuge ihrer Recherche zu unserer Weltkarte zu Klimakrise und Klimagerechtigkeit führte Anna Schüler zahlreiche Gespräche mit Aktivist:innen weltweit. Im Interview berichtet sie vom Handlungsdruck, der Menschen zum Motor gesellschaftlicher Veränderungen macht.

Klimabewegte weltweit – so ihr Bericht – kämpfen unter sehr unterschiedlichen Voraussetzungen. Es ist wichtig, dass sich Menschen in den Industriestaaten ihrer Privilegien bewusst werden und diese nutzen. Global vernetzt und miteinander solidarisch erreichen wir zusammen mehr im Kampf gegen die Klimakrise. Lesen Sie hier das Interview mit Anna Schüler und fordern Sie kostenlos Ihr Exemplar unserer Klima-Weltkarte an.
Interview lesen

viele Ratgeber zum Download :

http://www.umweltinstitut.org/ueber-uns/infomaterial.html


Kurzsteckbrief

Das Umweltinstitut München

  • wurde 1986 nach der Reaktorkatastrophe in Tschernobyl gegründet
  • ist eine über die deutschen Landesgrenzen hinaus tätige Umweltorganisation
  • ist als gemeinnütziger Verein anerkannt
  • setzt sich gegen Atomkraft, für gentechnikfreies Essen, für die Energiewende und den ökologischen Landbau ein
  • finanziert sich überwiegend durch Kleinspenden und regelmäßige Beiträge der über 9.000 Fördermitglieder

Unser Gründungsgedanke: Aufklärung statt Vertuschung und Verharmlosung

Als sich im April 1986 der Super-GAU im AKW Tschernobyl ereignete, zog die radioaktive Wolke bis nach Deutschland. Doch statt die Bevölkerung zuverlässig über die Strahlenbelastung zu informieren, vertuschten und verharmlosten die Behörden die Gefahr.

Eine kleine Gruppe von engagierten BürgerInnen und WissenschaftlerInnen aus dem Raum München wollte das nicht einfach hinnehmen. Da auf die offiziellen Stellen kein Verlass war, gründeten sie das Umweltinstitut, um selbst unabhängige Messungen der radioaktiven Belastung durchführen zu können. Von der lokalen Initiative zur über Deutschland hinaus aktiven OrganisationProteste gegen den FRM Garching in den 1990ern

Proteste gegen den FRM Garching in den 1990ern, Foto: Umweltinstitut München

Aus der lokalen Initiative von damals ist mit den Jahren eine professionelle Umweltorganisation mit rund 20 MitarbeiterInnen geworden, die sich erfolgreich in die deutsche und europäische Umweltpolitik einmischt.

Neben den Gründungsthemen Radioaktivität und Atomkraft beschäftigen wir uns heutzutage auch intensiv damit, wie die Klimakrise eingedämmt und wie die Agrarwende hin zu einer zu hundert Prozent ökologischen Landwirtschaft gelingen kann.

Dabei sind wir unserem Gründungsgedanken stets treu geblieben: Wo Umweltgefahren unter den Teppich gekehrt werden, wollen wir mit unabhängigen Informationen ein Gegengewicht bilden. So informieren wir kritisch über die Auswirkungen der industriellen Landwirtschaft und unseres derzeitigen Energiesystems und zeigen auf, warum Gentechnik und Fracking in eine Sackgasse führen und welche Lösungen der Umwelt stattdessen wirklich helfen. Unser Anspruch: Unabhängig informieren und Veränderungen anstoßen

Damals wie heute ist es uns sehr wichtig, zuverlässig informieren zu können. Deshalb wühlen sich unsere ReferentInnen gerne tief in die Materie hinein, wälzen Studien und bohren beharrlich nach, wenn sie keine befriedigende Antwort von Behörden oder PolitikerInnen bekommen.

Auch heute noch messen wir durchgängig die Münchner Außenluft auf radioaktive Strahlung. Für den Fall eines Atomunfalls sind wir so in der Lage, die Öffentlichkeit schnell und zuverlässig zu informieren. Dank eines eigenen Gammaspektrometers können wir außerdem die Belastung von Lebensmitteln und anderen Proben prüfen. Wo wir – wie beispielsweise bei Pestiziden – nicht selbst nachmessen können, arbeiten wir mit externen Laboren oder GutachterInnen zusammen.

Doch es reicht uns nicht, Probleme zu identifizieren. Wir wollen Veränderung bewirken. Deshalb schaffen wir Öffentlichkeit und bringen die Verantwortlichen damit unter Zugzwang. Ein Beispiel dafür ist unsere Kampagne gegen das Ackergift Glyphosat:Mit Bier und Unterschriften gegen GlyphosatUnterschriftenübergabe gegen Glyphosat an Umweltministerin Schulze

Übergabe von Unterschriften für ein Glyphosat-Verbot an Umweltministerin Schulze, zusammen mit Campact. Foto: Jakob Huber

So deckten wir 2016 auf, dass viele beliebte Biere mit Glyphosat-Rückständen belastet sind und schrieben damit international Schlagzeilen. Plötzlich war das Ackergift in der heißen Phase des Wiederzulassungsverfahrens Thema an jedem Kneipentisch.

Gemeinsam mit anderen Organisationen planten wir zahlreiche Protestaktionen und sammelten europaweit mehr als 1,3 Millionen Unterschriften für ein Glyphosat-Verbot. Am Ende wurden aus den zuvor geplanten 15 Jahren nur noch fünf Jahre Verlängerung für das meistverwendete Pestizid der Welt. TTIP: Das Umweltinstitut als Wegbereiter einer Protestbewegung

Immer wieder sind wir Wegbereiter für neue Themen, die bis dahin wenig Beachtung in der Öffentlichkeit gefunden haben: So war das Umweltinstitut eine der ersten Organisationen, die in Deutschland vor den Freihandelsabkommen TTIP und CETA warnten. Mit Flyern in Millionenauflage gelang es uns, die Verträge in der Öffentlichkeit bekannt zu machen und legten damit die Grundlage für eine breite Protestbewegung, die beispielsweise 2015 250.000 Menschen bei einer Großdemo in Berlin auf die Straße brachte.  Kein Fracking unter dieser NummerProtestaktion gegen Fracking

Protest gegen Fracking, Foto: Jörg Farys

Als es darum ging, ob künftig mit Fracking nach Erdgas in Deutschland gebohrt werden darf, sorgten wir mit unseren Aktionen dafür, dass die Abgeordneten im Bundestag Tausende E-Mails und Anrufe von BürgerInnen aus ihren jeweiligen Wahlkreisen bekamen.

Der Protest der WählerInnen bleibt nicht ohne Wirkung: Am Ende wurden die Möglichkeiten mit Hilfe von Fracking in Deutschland Gas zu fördern vom Bundestag stark eingeschränkt.

Mit einfachen Mitteln viel bewegen

Nicht nur in Deutschland, sondern auch über die Landesgrenzen hinweg, engagieren wir uns für mehr Umweltschutz. Mit eigenen Messungen zur Pestizidbelastung der Luft und verschiedenen Aktionen haben wir in den letzten Jahren immer wieder auf die Probleme durch den intensiven Obstbau im Vinschgau – dem größten Anbaugebiet für Äpfel in Europa – hingewiesen.

Damit leisteten wir nicht nur Schützenhilfe für die “Pestizidrebellen” aus Mals, der ersten pestizidfreien Gemeinde Europas, sondern befeuerten auch die Debatte über die Zukunft der Landwirtschaft in Südtirol. So wurde über unsere Aktionen und Messungen intensiv in der regionalen Presse berichtet. Der zuständige Südtiroler Landesrat Arnold Schuler ärgerte sich in einer Rede über das Umweltinstitut mit den Worten: „Diesen Leuten gelingt es, mit einfachsten Mitteln maximale Aufmerksamkeit zu bekommen.“Unser Engagement wirkt!

Mit einfachen Mitteln viel bewirken – ein schöneres „Lob“ von unseren GegnerInnen können wir uns eigentlich kaum wünschen. Denn mit wenig viel erreichen müssen wir auch, wenn wir erfolgreich sein wollen.

Schließlich arbeiten wir mit ganz anderen Budgets als etwa die Agrar- und Stromkonzerne, mit denen wir uns anlegen. Bis auf einen kleineren Anteil an Fördermitteln, die wir von der Stadt München für unsere Projekte im Bereich Umweltberatung und -bildung erhalten, finanzieren wir uns fast ausschließlich aus Mitgliedsbeiträgen und Spenden.

Es sind viele kleine Beiträge von ganz normalen Menschen, die es uns ermöglichen, nachzuforschen, nachzubohren, Protest zu organisieren und so lange am Ball zu bleiben, bis wir die Politik in Berlin und Brüssel wieder ein kleines Stück in die richtige Richtung bewegen konnten.

Schließen Sie sich uns jetzt an und werden Sie wie bereits mehr als 9000 Menschen Fördermitglied beim Umweltinstitut. Sie ermöglichen uns damit, unsere Aufklärungs- und Kampagnenarbeit für den Umweltschutz weiter auszubauen!


( Hinweis von Heidi )

GLS Nachhaltigkeitsbericht

jeden Tag arbeiten in der GLS Bank Menschen an einer Zukunft, die wir wollen: nachhaltig und gerecht. Bis zum Jahr 2022 wollen wir 1,5-Grad-kompatibel sein. 

Was heißt das genau? Wie sehen unsere Bilder einer guten Zukunft aus? Wo stehen wir in Sachen Nachhaltigkeit?

Antworten finden Sie in unserem Nachhaltigkeitsbericht 2019. Hier erzählen wir Geschichten über große Ziele und viele kleine Schritte, von Veränderungswillen und Engagement. Wir legen offen, was wir erreicht haben – und was (noch) nicht. Erfahren Sie mehr über unsere gesellschaftliche Wirkung, wie wir sie messen und damit Geld als Gestaltungsmittel einsetzen können.

Tauchen Sie ein in die Welt der GLS Nachhaltigkeit:
GLS Nachhaltigkeitsbericht (Online-Blättern)
GLS Nachhaltigkeitsbericht (PDF, 8 MB)

Video von Rahmstorf ( bester Klimaforscher )

Hallo an Alle

wegen der Brisanz des Themas,
ein sehr sehenswerter und verständlicher Vortrag mit Diskussion von einem der besten Klimaforscher (Stefan Rahmstorf): “

https://www.youtube.com/watch?v=n80BkGW8QKI

Zu Erläuterung der Folie ab 54:07 Min:

600 Gt für 7,8 GMenschen (Weltbevölkerung) bedeuten 6,38 Gt für = 0,083 GMenschen (Bevölkerung der BRD). Deutschland emittierte 2019 0,805 Gt CO2 (https://www.umweltbundesamt.de/daten/klima/treibhausgas-emissionen-in-deutschland#emissionsentwicklung-1990-bis-2018).

Bei gleichbleibenden Emissionen verbrauchen wir unser Buget in 7,9 Jahren, also im Jahre 2028!!!!!! Konsequente Treibhausgasemissionsminderung  durch Politik, Wirtschaft, Verwaltung und uns Alle ist also mehr als dringend notwendig. Also macht bitte den Politikern Feuer unter dem Hintern und setzt schnell die Ratschläge https://klimaneutral.berlin/tipps/  um.

Prof. Stefan Rahmstorf vom Postam-Institut für Klimafolgenforschung erklärt unter https://scilogs.spektrum.de/klimalounge/page/ wichtige Hintergründe zu den Ergebnissen der Klimaforscher. Er war Leitautor des 4.PCC-Berichtes.

Viele Grüße eines tiefbesorgten Klimaschützers namens Ingo



Diskussion im internen Forum hier (nach Anmeldung9….

Ringvorlesung 2020 Transformation unserer Welt – Die Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung

( Von engagemanet global : https://www.engagement-global.de/vorlesungsreihe-agenda-2030.html )

( Veranstaltet von : Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH , Engagement Global gGmbH , Freie Universität Berlin )

( PDF – Flyer )

Welche Rolle spielt nachhaltige Mobilität in der Erreichung der SDG? An sechs Abenden stellen Expertinnen und Experten aus Wissenschaft, Politik, Zivilgesellschaft und Entwicklungszusammenarbeit ihre Ansätze und Sichtweisen zur Umsetzung der globalen Nachhaltigkeitsziele mit dem Schwerpunkt der nachhaltigen Mobilität vor.

Über die Agenda 2030 und die Ringvorlesung

Im September 2015 hat die internationale Staatengemeinschaft in New York die Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung verabschiedet. Sie enthält 17 ambitionierte Ziele für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, SDG), die unteilbar sind und einander bedingen. Die SDG richten sich an alle Staaten dieser Welt und berücksichtigen alle drei Dimensionen der Nachhaltigkeit: Soziales, Umwelt und Wirtschaft.

In welcher Form die Agenda 2030 mit Leben gefüllt und die Ziele in die Praxis umgesetzt werden können, ist Leitthema der jährlich stattfindenden Ringvorlesung „Transformation unserer Welt – Die Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung“. An sechs Abenden stellen Expertinnen und Experten aus Wirtschaft, Wissenschaft, Politik, Zivilgesellschaft und Entwicklungszusammenarbeit ihre Perspektiven zu einem Teilaspekt der Agenda 2030 vor. Die digitale Ringvorlesung 2020 widmet sich dem Thema „nachhaltige Mobilität“. Sie ist eine Kooperation zwischen der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ), Engagement Global, der Nachhaltigkeitsinitiative SUSTAIN IT! und der Stabstelle Nachhaltigkeit und Energie der Freien Universität (FU).

Ringvorlesung 2020: Nimmt nachhaltige Mobilität endlich Fahrt auf?

Unterwegs zu sein spielt eine zentrale Rolle in Gesellschaften weltweit, oftmals auch als Ausdruck von Lebensqualität. Die Globalisierung ist ohne weltweite Mobilität von Waren, Menschen, Dienstleistungen und Strömen aller Art nicht zu denken. Die Kehrseite: In der Summe verschlingt diese Mobilität massenhaft endliche Ressourcen, und ihre Emissionen belasten Klima, Luftqualität und Gesundheit. Spezielle Formen der Mobilität, beispielsweise die digitale, könnte wiederum zu einer Reduktion des Ressourcenverbrauchs beitragen. Die Ringvorlesung 2020 widmet sich diesem Themenkomplex und beleuchtet Chancen und Herausforderungen für eine nachhaltige Mobilität der Zukunft.

Für eine globale nachhaltige Entwicklung ist der Einfluss von Mobilität bereits heute weitreichend. Angesichts einer rasant wachsenden und immer mobiler werdenden Weltbevölkerung wird er noch massiv zunehmen. In einem industrialisierten Land wie Deutschland beträgt der Anteil der CO2-Emmissionen durch Verkehr rund 20 Prozent. Wie lässt sich vermeiden, dass die global wachsende Mobilität immer größere Schäden an Umwelt und Natur anrichtet? Neben ökologischen Nachhaltigkeitsfragen geht es auch um soziale und wirtschaftliche Aspekte: Immer häufiger ist Mobilität auch Voraussetzung für Entwicklungs- und Gleichheitschancen, und in Deutschland beispielsweise ist sie ein Motor für wirtschaftliches Wachstum.

Mit Blick auf die Agenda 2030 weist das Thema der Mobilität wichtige Schnittstellen mit praktisch allen 17 Zielen auf. Ob Gesundheit und Wohlergehen (Ziel 3), hochwertige Bildung (Ziel 4), Industrie, Innovation und Infrastruktur
(Ziel 9), weniger Ungleichheit (Ziel 10), nachhaltige Städte und Gemeinden (Ziel 11), oder auch nachhaltige Konsum- und Produktionsmuster (Ziel 12): Sie alle sind eng mit Fragen der Mobilität verknüpft.

Welche konkreten Ansätze gibt es bereits und welche gilt es noch zu entwickeln, damit die Mobilität der Zukunft zur Erreichung der Nachhaltigkeitsziele beitragen kann? Diesen und weiteren Fragen gehen wir zusammen mit unseren Gästen auf den Grund. Die Referierenden senden live aus der GIZ-Repräsentanz Berlin. Sie beleuchten in Kurzvorträgen das Thema aus theoretischer und praktischer Perspektive und stehen danach in einem moderierten Gespräch für Anregungen und Fragen des digital zugeschalteten Publikums zur Verfügung.

Wir laden Sie herzlich ein, sich einzuschalten und mitzudiskutieren, wenn es um ökologische, städtische, soziale und ökonomische Aspekte von Mobilität geht.

Veranstalter

  • Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH
  • Engagement Global gGmbH
  • Freie Universität Berlin (Stabsstelle Nachhaltigkeit & Energie zusammen mit der SUSTAIN IT!-Initiative für Nachhaltigkeit & Klimaschutz)

Veranstaltungsort
Online-Übertragung aus dem GIZ Haus Berlin

Anmeldung
Unsere Referentinnen und Referenten geben live aus der GIZ-Repräsentanz Berlin einen inhaltlichen Impuls und gehen danach in ein moderiertes Gespräch über. Die Anregungen und Fragen des digital zugeschalteten Publikums fließen in die Diskussion mit ein. Die Teilnahme an der digitalen Veranstaltung ist öffentlich und kostenfrei.

Eine Teilnahme ist nur mit vorhergehender Anmeldung über diese Webseite möglich. Anmeldeschluss ist jeweils spätestens der Sonntagabend vor der Veranstaltung. Eine Übersicht über alle Veranstaltungen finden Sie unten.

Zeit
Die Veranstaltungen beginnen um 18 Uhr und enden um 19:30 Uhr. Alle Veranstaltungen werden digital aus dem GIZ Haus Berlin übertragen.

ANSTEHENDE TERMINE

02 Nov Ringvorlesung 2020 – Auftaktveranstaltung: Nachhaltige Mobilität politisch gestalten…

Montag, 2. November 2020 | Offene Veranstaltung | Online 09 Nov Ringvorlesung 2020 – Und wer soll das bezahlen? Die ökonomische Dimension von nachhal…

Montag, 9. November 2020 | Offene Veranstaltung | Online

Ringvorlesung 2020 – Und wer soll das bezahlen? Die ökonomische Dimension von nachhaltiger Mobilität

Montag, 9. November 2020 | Offene Veranstaltung | Online Und wer soll das bezahlen? Die ökonomische Dimension von nachhaltiger Mobilität

Mehr Information 16 Nov Ringvorlesung 2020 – Wege zu einer klimaneutralen Mobilität

Montag, 16. November 2020 | Offene Veranstaltung | Online 23 Nov Ringvorlesung 2020 – Global gedacht, lokal gehandelt? Urbane Mobilität in Berlin

Montag, 23. November 2020 | Offene Veranstaltung | Online 30 Nov Ringvorlesung 2020 – Eine mobile Zukunft mit weniger Verkehr?

Montag, 30. November 2020 | Offene Veranstaltung | Online 07 Dez Ringvorlesung 2020 – „Leave no one behind“ – Wie müssen nachhaltige Mobilitätskonzept…

Montag, 7. Dezember 2020 | Offene Veranstaltung | Online

Ansprechperson

Jana Beuker
Telefon: +49 30 254 82-815
jana.beuker@engagement-global.de

Klimawanel ; Unter Strom – Energie von morgen — Hinweis auf TV-Sendungen

1. Deutschland und der Klimawandel

Die Fakten von Harald Lesch

Dürre, Überflutungen, Gletscherschmelze: Das Klima ändert sich auch in Deutschland. Die Dokumentation sammelt die Fakten und fragt, wie sich das Leben hierzulande verändern wird.

43 min 21.10.2020 21.10.2020 Video hier verfügbar bis 21.10.2021 Mehr von ZDFzeit

Klimaforscher fordern schon lange ein engagiertes Gegensteuern. Mittlerweile wird die Zeit knapp. Was passiert, wenn wir so weitermachen wie bisher? Und welche Maßnahmen werden helfen, den Klimawandel zu bewältigen?

Der industrielle Fortschritt, dem auch Deutschland seinen Reichtum verdankt, hat seinen Preis: Durch die Verbrennung von Kohle, Erdöl und Gas werden Unmengen an Kohlendioxid freigesetzt, die den natürlichen Treibhauseffekt unseres Planeten verstärken. Es wird wärmer – und das hat Folgen, die auch in Deutschland nicht mehr zu übersehen sind.

Klimawandel sorgt für trockene Anbauflächen

Staubtrockene Ackerflächen stellen Bauern zunehmend vor Probleme. Viele der heutigen Nutzpflanzen können zukünftig wohl nicht mehr wie gewohnt angebaut werden. Dürre Wälder fallen in immer größerem Ausmaß Schädlingen oder Bränden zum Opfer. Die Trinkwasserversorgung wird immer aufwendiger. Auch die Industrie kämpft mit der Trockenheit. Sinken die Pegelstände in den Flüssen, steht beispielsweise nicht mehr ausreichend Kühlwasser für die Energieproduktion zur Verfügung. Im Gegensatz dazu bedrohen steigende Meeresspiegel die Küsten.


2. Unter Strom – Energie von morgen

Unser Energieverbrauch steigt rasant an. Globalisierung, Digitalisierung und die wachsende Bevölkerung könnten zur Energiekrise führen. Der Umstieg auf erneuerbare Quellen ist unumgänglich.

43 min 21.10.2020 21.10.2020 Video hier verfügbar bis 20.11.2020, in Deutschland Mehr von ZDFinfo Doku

Sonne, Wind oder Wasser: Welche Energielieferanten haben das Potenzial, uns in Zukunft zuverlässig zu versorgen? Theoretisch kann Sonnenenergie die ganze Menschheit versorgen. Doch ist die Technologie schon so weit, dass sie uns Energiesicherheit garantieren kann?

Sonne, Wind, Atom

Das marokkanische Solarkraftwerk “Noor” – das derzeit größte seiner Art weltweit – zeigt, wie ein ganzes Land vom Rohstoff Sonne profitiert. In Offshorewindparks in der Nordsee wird derweil die Energieversorgung durch Wind ausgebaut. Die Windernte ist ergiebig und beständig. Doch die Kosten sind enorm.

Auch die dritte Alternative, Strom durch Kernfusion, würde zunächst große Investitionen erfordern. Im Gegensatz zur Kernkraft, die durch die Spaltung von Atomen Energie gewinnt, entsteht bei der Kernfusion Energie durch die Verschmelzung von Atomen. Doch wie riskant ist eine solche Technologie, und lohnen sich die enormen Kosten für den Bau entsprechender Kraftwerke überhaupt?

WDR-Mediathek : Greta der Film ; Greta Thunberg im exklusiven WDR Interview zur Doku “I am Greta”

17.11.20 :
Link zum Greta-Film in der ARD-Mediathek : hier
( Achtung , nur bis Dez.2020 )

( Läuft z.Zt [19.10 – 21.10] im Casablanca bzw. Metropolis )

( Link zum vollst. Interview : hier )

Video starten, abbrechen mit Escape

5 Minuten … mit Greta Thunberg. Aktuelle Stunde. 16.10.2020. UT. Verfügbar bis 23.10.2020. WDR. Von Astrid Houben.

Greta Thunberg im exklusiven WDR Interview zur Doku “I am Greta”

Der Macher der Dokumentation “I am Greta”, Nathan Grossman, hat Greta Thunberg bei ihrem Kampf gegen die Klimakrise begleitet. Im exklusiven WDR-Interview erzählt die Schwedin, warum der Hype um ihre Person ihr manchmal zu viel wird.

WDR: Der Dokumentarfilm “Ich bin Greta” kommt heute raus, er will den Menschen hinter dem Phänomen zeigen, schafft er das?

Greta Thunberg: Ja – denn der Macher des Films kennt mich mittlerweile einfach sehr gut. Weil wir so viel Zeit miteinander verbracht haben, konnte er ein korrektes Bild von mir rüberbringen.

WDR: Sie beschreiben sich selbst ….

( mehr siehe Link zum WDR )

Stand: 16.10.2020, 18:58


( Hinweis von Ingo )


Weitere Infos auch bei newsdeutschland.de : hier

I Am Greta Trailer Deutsch German (2020)
https://www.dailymotion.com/embed/video/x7wi612?api=postMessage&autoplay=false&id=dmplayer&mute=false
Quelle: FILM.TV – Länge: 02:00s – Veröffentlicht: vor 20 Tagen< > Embed 1I Am Greta Trailer Deutsch German (OT: I Am Greta)

Die Geschichte von Greta Thunberg, die mit 15 Jahren anfing, freitags nicht mehr in die Schule zu gehen, sondern vor dem schwedischen Parlamentsgebäude, neben sich ein selbstgemaltes Plakat, zu streiken. I Am Greta.Inhalt: Das Porträt I AM GRETA des schwedischen Umweltfilm-Regisseurs Nathan Grossman feierte bei den 77.

Und bei Youtube : hier

Studie – Wuppertal-Institut: Wie Deutschland bis 2035 CO2-neutral werden kann

Wuppertal Institut stellt mögliche Eckpunkte für 1,5-Grad-Ziel vor

( Original-Artikel beim Wuppertal-Institut : hier )
( direkter Link zur Studie : hier als pdf )

( Bericht von FFF zur Studie bei Zeit.de : hier ; Studie zur CO2-Neutralität stellt Deutschlands Klimapolitik infrage . Durchgeführt hat die Studie das Wuppertal Institut für Klima, Umwelt und Energie. Im Ergebnis zeige sich, dass die Klimapläne der Bundesregierung nicht ausreichend seien. )

Pressemitteilungen , 13.10.2020

Die Gletscher schmelzen, die Meeresspiegel steigen, Hitzewellen und Starkregen nehmen zu: Die Folgen des Klimawandels sind weltweit sicht- und spürbar und das Zeitfenster zum Handeln verkleinert sich. Um die weltweiten Auswirkungen des Klimawandels deutlich zu begrenzen, muss der Ausstoß von Treibhausgasen auf der Erde drastisch reduziert werden. Die von der internationalen Staatengemeinschaft im Jahr 2015 in Paris beschlossene Vereinbarung gibt das Ziel vor, die Erderwärmung auf deutlich unter 2 Grad Celsius, möglichst aber auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen. Nun legte das Wuppertal Institut eine Studie mit möglichen Eckpunkten vor, die helfen können, das 1,5-Grad-Ziel bis 2035 zu erreichen. Die Studie zeigt, dass ein klimaneutrales Energiesystem bis 2035 zwar sehr ambitioniert, aber grundsätzlich machbar ist –­ sofern alle aus heutiger Sicht möglichen Strategien gebündelt werden.Notwendig dafür ist vor allem ein Vorziehen und Intensivieren von Maßnahmen, die in vielen Studien als notwendig beschrieben werden, um Treibhausgasneutralität bis 2050 zu erreichen.

Um einen angemessenen Beitrag für das Erreichen der 1,5-Grad-Grenze leisten zu können, wird Deutschland bis etwa 2035 auf ein klimaneutrales Energiesystem umstellen müssen. Die Forschenden des Wuppertal Instituts haben in der Studie “CO2-neutral bis 2035: Eckpunkte eines deutschen Beitrags zur Einhaltung der 1,5-°C-Grenze” untersucht, welche Transformationsschritte und -geschwindigkeiten notwendig sind, um dieses Ziel zu erreichen. Die Studie, die das Forscherteam mit finanzieller Unterstützung der GLS Bank für Fridays for Future Deutschland erarbeitet hat, stellten sie heute in Berlin während einer Pressekonferenz vor. Ergebnis der Studie: Ein klimaneutrales Energiesystem bis 2035 ist zwar sehr ambitioniert, aber grundsätzlich machbar, sofern alle aus heutiger Sicht möglichen Strategien gebündelt werden.

Das im vergangenen Jahr beschlossene Klimaschutzgesetz der Bundesregierung sieht vor, dass Deutschland bis 2050 treibhausgasneutral wird. Dies ist allerdings nicht vereinbar mit einer Begrenzung der Erderwärmung auf 1,5 Grad Celsius. Der Sachverständigenrat für Umweltfragen (SRU) geht davon aus, dass in Deutschland CO2-Neutralität schon bis etwa 2035 erreicht werden muss, wenn ein angemessener Beitrag zum globalen 1,5-Grad-Ziel geleistet werden soll. Die über CO2 hinausgehenden Treibhausgasemissionen müssen danach ebenfalls sehr schnell sinken. Der SRU legt dabei zugrunde, dass die Pro-Kopf-Emissionen weltweit gleich verteilt werden und Deutschland keinen überproportionalen Anteil beanspruchen darf. Doch wie lässt sich dieses Ziel noch rechtzeitig erreichen? Hierzu versucht die Studie Diskussionsimpulse zu geben.

“Um eine Chance zu haben, die Erderwärmung auf 1,5 Grad Celsius zu beschränken, müssten die deutschen Emissionen insbesondere in den kommenden fünf Jahren – und damit vor allem in der nächsten Legislaturperiode – dramatisch abnehmen” mahnt Prof. Dr.-Ing. Manfred Fischedick, wissenschaftlicher Geschäftsführer des Wuppertal Instituts.

“Ein fairer Beitrag zur Einhaltung der 1,5-Grad-Grenze kann nur noch geleistet werden, wenn die kommende Bundesregierung die Transformation des Energiesystems als Kernthema angeht und ihre Politik konsequent auf das Ziel eines klimaneutralen Energiesystems bis 2035 ausrichtet. Ohne schnelle CO2-Emissionseinsparungen und eine Priorisierung von Klimaschutz in allen Politikbereichen dürfte das nicht zu schaffen sein”, betont Dr. Sascha Samadi, Mitautor der Studie und wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Abteilung Zukünftige Energie- und Industriesysteme am Wuppertal Institut.

Um das 1,5-Grad-Budget einzuhalten, sind unter der Voraussetzung weltweit gleicher Pro-Kopf-Emissionen CO2-Minderungen von mindestens minus 60 Prozent bis 2025 und mindestens minus 85 Prozent bis 2030 (jeweils gegenüber 1990) erforderlich. Denn entscheidend dafür, die Risiken und Auswirkungen des Klimawandels erheblich verringern zu können, sind die kumlierten Emissionen. Eine gleichmäßige, lineare Minderung bis 2035 ist dafür allerdings nicht ausreichend (siehe Grafik).

Die Sektoren Energiewirtschaft, Industrie, Verkehr und Gebäude im Fokus

In ihrer Studie untersuchten die Forschenden des Wuppertal Instituts auf der Basis bestehender Energieszenarien und weitergehender Überlegungen, wie sich CO2-Neutralität besonders in den Sektoren Energiewirtschaft, Industrie, Verkehr und Gebäude bereits bis 2035 umsetzen ließe. Dafür sind aus ihrer Sicht unter anderem folgende Maßnahmen erforderlich:

In der Energiewirtschaft müssten die Ausbauziele der Bundesregierung von Wind- und Solarenergie ingesamt mindestens 25 Gigawatt pro Jahr betragen – mehr als eine Verdopplung gegenüber den aktuellen Zielen der Regierung.

  • Insbesondere der Ausbau der Windenergie an Land (Onshore) müsse in Schwung gebracht werden ­– hier sind nach Ansicht der Forschenden mindestens 7 oder besser 10 Gigawatt pro Jahr erforderlich.
  • Für ein CO2-neutrales Energiesystem ist Wasserstoff – unter anderem für die Stahlerzeugung – unerlässlich. Bisher sieht die Wasserstoffstrategie der Bundesregierung frühestens 2035 eine Elektrolyse-Leistung von lediglich 10 Gigawatt vor. Für ein klimaneutrales Energiesystem bis 2035 müssten bis dahin allerdings voraussichtlich 70 bis 90 Gigawatt an installierter Kapazität erreicht werden, sofern nicht bereits 2035 klimaneutrale Energieträger in sehr großem Umfang importiert werden können.

In einigen energieintensiven Industriebranchen erreicht rund die Hälfte der Industrieanlagen in den kommenden zehn Jahren das Ende ihrer vorgesehenen Lebensdauer.

  • Diese Anlagen müssen durch klimaverträgliche neue Prozesse ersetzt werden, zudem müssen bestehende Anlagen bis 2035 auf nicht-fossile Technologien umgestellt werden, sofern sie weiter in Betrieb bleiben sollen.
  • Zusätzlich muss ein Wasserstoff-Pipelinenetz innerhalb weniger Jahre errichtet werden, da Wasserstoff für viele Industriebereiche den zentralen Schlüssel für die Umstellung darstellt.
  • Damit die klimaneutralen Schlüsseltechnologien einen Preisvorteil gegenüber den konventionellen CO2-intensiven Technologien erreichen, muss der CO2-Preis schon kurzfristig deutlich ansteigen.
  • Zum Schutz gegen die Verlagerung von CO2-Emissionen und zur Aufrechterhaltung der Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Industrie ist ein effektiver„Carbon-Leakage-Schutz“ notwendig, also Maßnahmen, die vermeiden, dass CO2-intensive Produktionsverfahren in Länder mit weniger strengen Klimaschutzvorgaben verlagert werden. Zentrale Elemente dafür können Instrumente wie Carbon Contracts for Difference, die zielorientiert Preisdifferenzen überwinden helfen, im Verbund mit oder Produkt- beziehungsweise Klimaabgaben sein.

“Auch, wenn möglicherweise noch Unsicherheiten über die langfristig beste Lösung bestehen, muss der Aufbau der Infrastruktur für eine klimaneutrale Industrie schon heute beginnen. Andernfalls reicht die Zeit für den Umbau gegebenenfalls nicht aus. Daher müssen jetzt Entscheidungen getroffen werden und die Umsetzung sehr schnell beginnen”, betont Dr. Georg Kobiela, ebenfalls Mitautor der Studie und wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Abteilung Zukünftige Energie- und Industriesysteme am Wuppertal Institut.

Der Verkehr in Deutschland muss für die Zielerreichung CO2-Neutralität bis 2035 erheblich verringert werden. Verantwortlich für den hohen Energiebedarf ist maßgeblich der Auto- und Lkw-Verkehr. Im Vergleich zur Bahn benötigt ein Auto mit Verbrennungsmotor das 4,8-fache an Energie pro Kilometer und Person, ein Lkw sogar das 5,6-fache pro Tonne und Kilometer gegenüber der Güterbahn. Den Verkehr betreffende Schritte sind insbesondere:

  • Konsequente Maßnahmen für Verkehrsvermeidung und -verlagerung
  • Beschleunigte Einführung alternativer Antriebe, vor allem Elektro-Pkw
  • Signifikant höhere CO2-Preise auf fossile Kraftstoffe als zentrales Anreizinstrument
  • Parallel dazu: Abschaffung klimaschädlicher Subventionen wie Steuerbefreiung von Flugbenzin, Dieselprivileg, Dienstwagenprivileg, Subventionen für Regionalflughäfen, bevorzugter Investitionen in Straßenbau und stattdessen beschleunigter Ausbau von öffentlichem Verkehr, Rad- und Fußinfrastruktur.

Im Gebäudebereich ist eine massive und nie dagewesene Steigerung der energetischen Sanierungsrate auf eine Höhe von etwa 4 Prozent pro Jahr notwendig ­– aktuell liegt die Rate bei lediglich rund 1 Prozent.

  • Für die Steigerung der energetischen Sanierungsrate ist ein umfassender Maßnahmenmix notwendig, der etwa von einer verpflichtenden Sanierung beim Immobilienverkauf oder -erbe über eine wirkungsvolle CO2-Bepreisung bis hin zu einer Ausbildungs- und Qualifizierungsoffensive im Handwerk und beschleunigter Einführung innovativer Verfahren wie industrieller Vorfertigung von Sanierungselementen reicht.
  • Heute liegt der Anteil an installierten fossilen Heizungen noch bei fast 80 Prozent, mit der Zielsetzung CO2-Neutralität müsste schon kurzfristig eine Trendumkehr erfolgen. Spätestens in der nächsten Legislaturperiode müsste die Entscheidung getroffen werden, dass keine neuen fossile Heizungen mehr installiert werden dürfen. Stattdessen sollte der Fokus bei neu eingebauten Heizungen zukünftig auf Wärmepumpen liegen.

Die skizzierten Szenarien zur Zielerreichung bis 2035 erfordern in allen Sektoren die parallele Umsetzung vielfältiger Maßnahmen. Sie stellen jeweils für sich stehend schon große Herausforderungen dar und erfordern beispiellose politische Anstrengungen. Auch Unternehmen müssen bereit sein und die Möglichkeit haben, den Transformationsprozess mitzugestalten – ohne die globale Wettbewerbsfähigkeit einzubüßen. “Um die 1,5-Grad-Grenze einzuhalten, ist vor allem aber die breite Zustimmung der Gesellschaft notwendig. Dafür muss der Transformationpfad gerecht ausgestaltet und soziale Aspekte berücksichtigt werden”, betont Prof. Dr.-Ing. Manfred Fischedick.

Pressemitteilung :
Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie gGmbH
VisdP: Prof. Dr.-Ing. Manfred Fischedick, wissenschaftlicher Geschäftsführer
Kontakt: Christin Hasken, Leitung Kommunikation
Tel.: +49 202 2492-187
Fax: +49 202 2492-108
E-Mail: christin.hasken@wupperinst.org


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( Hinweis von Ingo )

Studie zu deutschen CO2-Emissionen: Letzte Chance fürs 1,5-Grad-Ziel

Damit Deutschland bis 2035 CO2-neutral wird, fordert Fridays for Future drastische Maßnahmen. Auch die IEA legt erstmals ein Null-CO2-Szenario vor.

BERLIN taz | Der Ort für die Präsentation war gut gewählt: Im Berliner Martin-Gropius-Bau wird gerade eine Ausstellung der nigerianischen Künstlerin Otobong Nkanga gezeigt. Deren Titel: „So etwas wie festen Boden gibt es nicht.“ Ähnlich klingt das Fazit der KlimaschützerInnen von Fridays for Future, wenn es um Deutschlands Beitrag zur Eindämmung der Erderhitzung auf 1,5 Grad geht. „Weder die Bundesregierung noch die Parteien haben einen Plan zur Einhaltung des 1,5-Grad-Ziels“, sagte FFF-Sprecherin Carla Reemtsma am Dienstag. „Niemand macht überhaupt diesen Versuch.“

Den unternehmen die AktivistInnen nun selbst. Beim Thinktank Wuppertal Institut haben sie die Studie „CO2-neutral bis 2035: Eckpunkte eines deutschen Beitrags zur Einhaltung der 1,5-Grenze“ in Auftrag gegeben. Finanziert hat das die GLS-Bank mit 30.000 Euro. Und herausgekommen ist der Vorschlag für eine radikale CO2-Nulldiät, der „zwar extrem anspruchsvoll, aber grundsätzlich möglich“ ist, wie es von den AutorInnen heißt.

Zwar haben Bundesregierung und EU beschlossen, bis 2050 klimaneutral zu sein – also nicht mehr Treibhausgase in die Atmosphäre zu blasen, als etwa durch Wälder gebunden werden. Doch FFF reicht das nicht aus: Sie orientieren sich an einer Rechnung des „Sachverständigenrats für Umweltfragen“ der Bundesregierung. Dieser hat kalkuliert, dass Deutschland insgesamt nur noch 4.200 Millionen Tonnen CO2 ausstoßen darf, wenn es seinen fairen Beitrag zum 1,5-Grad-Ziel leisten will. Bei etwa 800 Millionen Tonnen CO2-Emissionen jedes Jahr bleibt nicht viel Zeit.

Klotzen statt kleckern schlägt deshalb das Gutachten vor: Statt wie im Schnitt der letzten Jahre den CO2-Ausstoß pro Jahr um 8 Millionen Tonnen zu reduzieren, müssten sie um 60 bis 70 Millionen Tonnen sinken und sich „binnen der nächsten fünf bis sechs Jahre etwa halbieren“. Dazu wären drastische Maßnahmen nötig: etwa ein CO2-Preis von 180 Euro pro Tonne statt 25 Euro ab 2021 sowie ein Ausbau von Wind- und Solarstromanlagen von 25 bis 30 Gigawatt pro Jahr, dreimal so schnell wie geplant. Zudem müsste fast zehnmal so viel Kapazität für grünen Wasserstoff wie angedacht aufgebaut und der Autoverkehr bis 2035 halbiert werden.

Ende für Verbrennungsmotoren ab 2035 gefordert

Während etwa selbst CSU-Chef Söder inzwischen anregt, ab 2035 keine Autos mit Verbrennungsmotor zu verkaufen, wollen die FFF 2035 bereits „einen Großteil der Pkw-Flotte“ aus Elektroautos sehen. Der Forderungskatalog beinhaltet auch, anstatt jährlich ein Prozent aller Gebäude künftig viermal so viele energetisch zu sanieren sowie neue Gas- und Ölheizungen in den nächsten 5 Jahren zu verbieten. Außerdem: „Beendigung des innerdeutschen Flugverkehrs.“

Die Studie solle kein Masterplan sein, sondern zeigen, was möglich und nötig ist, so FFF. Wichtige Fragen werden nur am Rand behandelt: Die zusätzlichen Kosten etwa schätzt das Gutachten auf 100 Milliarden Euro jährlich, Verteilungs- und Wachstumsfragen kommen nicht vor. Auch fehlt die Anbindung an die EU-Politik.

Zudem werden die Pro-Kopf-Emissionen Deutschlands ohne die Berücksichtigung historischer Emissionen berechnet. Aber das Gutachten solle zeigen: „Es ist möglich, in 15 Jahren CO2-neutral zu werden, es fehlt der politische Wille“, meint Reemtsma. Die AktivistInnen erwarteten von allen Parteien im anstehenden Wahlkampf zum Bundestag, „Programme vorzulegen, die mit 1,5 Grad kompatibel sind“.

Unerwartete Hilfe bekommen sie dabei von der Internationalen Energie-Agentur IEA in Paris. Die OECD-Behörde, traditionell ein Fan von Öl, Gas und Kohle, legte am gleichen Tag ihren jährlichen Bericht „World Energy Outlook“ vor – und fügte zum ersten Mal überhaupt ein Szenario bei, wie die Welt bis 2050 CO2-neutral werden könnte. Die ExpertInnen konstatieren durch die Coronapandemie einen „riesigen Schock“ für das Energiesystem: Der Energieverbrauch ist 2020 um 5 Prozent eingebrochen, die Emissionen sind um 7 Prozent zurückgegangen, Investitionen in die Energieindustrie gar um 18 Prozent. Einziger Gewinner: die Erneuerbaren.

IEA: „Die Welt ist weit davon entfernt, genug zu tun“

Aber um 2050 „netto null“ zu erreichen, müsse noch viel passieren, erklärte IEA-Chef Fatih Birol: „Die Welt ist weit davon entfernt, genug zu tun, um die Emissionen entscheidend sinken zu lassen.“ Birol hatte schon öfter an appelliert, die Coronahilfen zum Wiederaufbau für eine grünere Wirtschaft zu nutzen. Jetzt warnt seine Behörde, dass mit einem Weiter-so der bisherigen Infrastruktur aus fossilen Kraftwerken, Industrieanlagen und Autos das Klimaziel verfehlt würde.

Für die CO2-Nullnummer in 2050 bräuchte es „dramatische zusätzliche Handlungen“ in den nächsten zehn Jahren: Minus 40 Prozent CO2-Emissionen bis 2030, der Anteil von Erneuerbaren am Strom müsste von knapp 40 auf 75 Prozent steigen, jedes zweite Auto elektrisch fahren statt wie derzeit jedes vierzigste. „Um Nullemissionen zu erreichen, müssen Regierungen, Energiekonzerne, Investoren und Bürger an Bord sein – und so viel beitragen wie nie zuvor.

( Aus der taz 13.10.20 , siehe hier , Vorschlag Holger)

Podcast : (1) Klimafrust und Klimastreik, (2) Dannibleibt ( campact )

2.) Theory of Change 2: Was vom #Dannibleibt

( direkt zur Audio-Datei (*.ogg) hier bzw hier abspielen :

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Im “Danni” heulen die Kettensägen und fällen jahrhundertealte Bäume. Das Drama im Dannenröder Wald ist Thema der zweiten Folge des neuen Campact-Podcasts. Höre direkt rein, und erfahre, warum der kleine Wald so wichtig ist für die Verkehrswende und jetzt alle Klimaschützer*innen nach Hessen kommen sollten.

Fällt mit diesen Bäumen die Glaubwürdigkeit der Grünen? Auf Bundesebene beschwören Annalena Baerbock und Co. die Verkehrswende. Doch in Hessen schaut der grüne Verkehrsminister Tarek Al-Wazir zu, wie der Dannenröder Wald abgeholzt wird. Schon bald sollen hier täglich etliche LKW über frischen Autobahn-Asphalt donnern.

Zwischen den jahrhundertealten Bäumen treffen immer mehr Klimaschützer*innen auf teils rabiate hessische Polizist*innen – und auf die Frage: Wie sehr ist auf die Grünen Verlass, wenn Klimaschutz konkret wird? Warum ist dieser kleine Wald so wichtig für das große Ganze? Und welche Chance besteht, die Sägen zu stoppen?

In der neuen Folge von “Theory of Change” – dem Campact-Podcast – diskutieren wir über diese und weitere Fragen. Fragen, die im Radio selten gestellt werden; und die im Campact-Newsletter oft nicht genug Platz finden.

Nimm Dir jetzt 30 Minuten Zeit, und erfahre, warum es im Dannenröder Wald um weit mehr geht als nur um ein paar Bäume.


( zur Campact Seite hier )

1.) Klimafrust und Klimastreik

https://theoryofchange.podigee.io/1-klimafrust-klimastreik

Audio herunterladen: MP3 | AAC | OGG | OPUS

Klimastreik

Alle Infos zum Klimastreik am 25. September: https://www.klima-streik.org/

Reaktionen auf das Klimapaket

Weitere Quellen

ZEIT Online-Interview mit Jakob Blasel

Umfrage: Klimawandel noch immer wichtigstes Thema (August 2020) (verfügbar nach kostenfreier Registrierung)

Umfrage: Klimaschutz bleibt Deutschen in Pandemie wichtig (Juli 2020)

Zum Stand der Programmdiskussion in der SPD

Markus Söder vor grünem Hintergrund

Altmaiers Inszenierung

Proteste gegen die Internationale Automobil-Ausstellung

Warum Erdgas Europas Klimaziele gefährdet Milliarden für eine Infrastruktur, die so nicht gebraucht wird


Anmerkung : Die finanzielle Förderung von Erdgasleitungen (z. B. Nord Stream 2) und der Ausbau von Förderkapazitäten sowie der Bau von Flüssiggasterminals machen die Einhaltung der 1,5 °C-Grenze unmöglich und müssen unbedingt verhindert werden.
Schreiben Sie Ihre Bundestagsabgeordneten an. die Kontaktdaten finden Sie hier


Artikel aus tagespiegel.de hier


Weil die Industrie die Vorgaben macht, entscheidet die EU bei der Energiepolitik gegen ihre eigenen Klimaziele. Milliarden werden dabei verpulvert. Nico SchmidtHarald Schumann

An einem kühlen Spätsommertag steigt Landrat Stefan Mohrdieck auf den Brunsbütteler Deich. Mit dem Rücken zur Elbe sieht er von dort aus die Vergangenheit der Energiepolitik und, wie er hofft, ihre Zukunft.

Er blick auf die tiefschwarze Kohle, die sich vor dem Deich auftürmt, bevor sie auf Kraftwerke verteilt wird, und daneben das stillgelegte Atomkraftwerk. Doch gleich dahinter, wo jetzt noch ein paar Kühe durchs Gras stapfen, dort, so hofft der Landrat, soll bald ein Tank errichtet werden, groß wie ein fünfzehnstöckiges Hochhaus.

Bis zu 220.000 Kubikmeter Flüssiggas könnten darin lagern, die zuvor aus Katar oder den USA an den Elbe-Deich geschifft wurden, und von hier aus in das deutsche Gasnetz fließen. „Das Flüssiggas wird uns helfen, die Dekarbonisierung voranzutreiben“, sagt Mohrdieck, also weniger CO2 in die Atmosphäre zu pusten und so die Klimakrise zu bremsen, denn Erdgas sei sauberer als Öl und werde dringend benötigt, um die Energiewende zu schaffen.

Mit einem fossilen Brennstoff gegen den Klimawandel? Norbert Pralow, pensionierter Lehrer und erfahrener Umweltaktivist, schüttelt energisch den Kopf. https://compass.pressekompass.net/compasses/tagesspiegel/frage-des-tages-ist-das-beherbergungsver-pIajzD

„Wir müssen allerspätestens bis 2050 aus den fossilen Energien ausgestiegen sein“, sagt er. Der neue Gasterminal werde aber frühestens im Jahr 2025 fertig. „Das wird sich nie amortisieren. Statt hier mit viel Geld eine rückwärtsgewandte Technologie einzuführen, sollte man lieber zukunftsfähige Projekte finanzieren.“

Der Streit wird europaweit geführt

Gas gegen Klimaschutz – der Streit wird europaweit geführt und erschüttert Regierungen und Parlamente. Während Kohlekraftwerke von Irland bis Griechenland nach und nach abgeschaltet werden, betreiben Energieunternehmen und Regierungen den massiven Ausbau der Erdgas-Infrastruktur. Dagegen warnen Ökonomen und Klimaforscher, die neuen Pipelines und Kraftwerke führten Europa in die Erdgasfalle.

Wenn die Erwärmung auf unter zwei Grad begrenzt bleiben soll, wie im Pariser Abkommen von 2016 versprochen, dann dürfen die Europäer überhaupt nur noch 70 Milliarden Tonnen Kohlendioxid in die Atmosphäre abgeben. Das entspricht gerade mal den Emissionen von 16 Jahren mit dem bisherigen Verbrauch von Kohle, Öl und Gas, rechnen die Energieexperten des Deutsche Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) vor.

Deshalb sei eine vollständige Dekarbonisierung notwendig, schlussfolgern sie. Gas sei „nicht mehr Teil der Lösung, sondern ist Teil des Problems geworden“. Claudia Kemfert, die Energiechefin des DIW, warnt: „Jede Investition in fossile Infrastruktur, dazu gehören Erdgas-Pipelines und Flüssiggasterminals, wird eine verlorene Investition sein.“

Doch die Mehrheit der EU-Regierungen verweigert sich dieser Erkenntnis. Mit ihrer Unterstützung planen die Energiekonzerne Flüssiggas-Terminals von Brunsbüttel bis Athen und verlegen Pipelines von der Ostsee bis zur Ägäis. Nach Berechnungen von Investigate Europe auf Grundlage von Daten der Organisationen Global Energy Monitor und Gas Infrastructure Europe plant die Gasindustrie Investitionen in Höhe von mindestens 104 Milliarden Euro.

Wie passt das zusammen? Nehmen EU-Kommission und Regierungen ihr Versprechen der klimaneutralen Union bis 2050 nicht ernst?

Wer diesen Fragen nachgeht, trifft auf ein dichtes Geflecht der interessierten Industrie mit allen politischen Ebenen vom EU-Parlament über die Kommission bis zu den nationalen Ministerien und die alte Denkfigur vom Gas als geostrategisches Machtinstrument, das keine wirtschaftlichen oder ökologischen Argumente gelten lässt.

Für Lobbyisten in Brüssel wurden 250 Millionen Euro ausgegeben

Für diesen Zweck operieren die Öl- und Gaskonzerne von der britisch-niederländischen Shell bis zur norwegischen Equinor mit Hunderten hochbezahlter Lobbyisten. Allein in Brüssel haben sie sich das im vergangenen Jahrzehnt rund 250 Millionen Euro kosten lassen, berichtet die Anti-Lobby-Organisation Corporate Europe Observatory.

Bei den offiziell dokumentierten Treffen trafen sich die mehr als 200 Berater, Anwälte und PR-Experten der Fossilindustrie seit 2014 mehr als 300 Mal mit den Kommissaren und ihren leitenden Beamten, um die Gesetzgebung zu beeinflussen, und das mit durchschlagendem Erfolg.

Das beginnt schon bei den Prognosen, wie viel Erdgas überhaupt benötigt wird. Diese übernimmt die EU-Kommission bisher von der Industrie. 2009 wurde das sogar per Verordnung festgeschrieben. Laut dieser verpflichten sich Europas Gasnetzbetreiber eine Dachvereinigung zu bilden, die sogenannte „Entsog“. Der Verband arbeitet seitdem alle zwei Jahre einen „zehnjährigen Netzentwicklungsplan“ aus, der „eine Europäische Prognose zur Angemessenheit des Angebots“ enthält.

Mit anderen Worten: Die Betreiber der Gasnetze legen selbst fest, wie viele Pipelines gebraucht werden – ein Interessenkonflikt per Gesetz. Schon im Jahr 2015 rügte darum der Europäische Rechnungshof: „Die EU-Kommission hat keine eigenen Kapazitäten, um den künftigen Gasbedarf der EU zu projizieren. Stattdessen nutzt sie Vorhersagen Externer.“ Auf deren Grundlage habe die Kommission „wiederholt den künftigen Gasbedarf überschätzt“.

Trotzdem erstellt derselbe Verband auch den Entwurf für den Gas-Teil des zentralen Planungsinstruments für Europas Energiepolitik: die Liste der „Projects of Common Interest“. Ein Platz in diesem Katalog qualifiziert die Investoren für den Bezug von Fördergeldern und Krediten der Europäischen Investitionsbank. Zwar müssen die EU-Parlamentarier dem ihre Zustimmung geben. Doch sie können nur über die Liste als ganzes abstimmen und nicht einzelne Gas-Projekte verhindern. Eine Blockade würde folglich auch den Ausbau von Wind- und Solarkraft bremsen.

EU-Klimakommissar Frans Timmermans stellt eine Änderung erst für die nächste Programmliste in Aussicht und so dienen jetzt 32 von 149 der schließlich verabschiedeten Vorhaben dem Ausbau der Erdgasnutzung. Selbst der zuständige stellvertretende Generaldirektor für Energie der EU-Kommission, Klaus-Dieter Borchardt, sagte zu Investigate Europe: „Es ist nicht die Kommission, die hier entscheidet, sondern es sind die Entso-Dachverbände.“ Als er die finale Liste gesehen habe, stellte er fest, dass diese auf Annahmen basierte, die den EU-Klimazielen widersprachen. „Wir dachten: Was soll das?“

Rund sechs Milliarden hat die Pipeline gekostet

Eines der Gasprojekte, die mit Steuergeld finanziert werden, ist die Transadriatische Pipeline (TAP). Sie soll jährlich zehn Milliarden Kubikmeter Gas, das entspricht einem Zehntel des deutschen Jahresgasbedarfs, aus Aserbaidschan über Griechenland nach Süditalien transportieren.

Dort in Apulien, nahe dem Ort Melendugno, führen die Straßen durch Olivenhaine, hinter denen die Adria dunkel schimmert. Seit kurzem erheben sich jenseits der Bäume hohe Stacheldrahtzäune rund um die Anlande-Station. Zwei Schornsteine lassen die Emissionen erahnen, die entstehen, sobald das Gas hier ab Ende des Jahres für den Weitertransport aufbereitet wird.

Rund sechs Milliarden Euro hat die Pipeline gekostet. Davon haben die EU sowie deren Europäische Investitionsbank (EIB) mehr als zwei Milliarden Euro gezahlt oder geliehen. „TAP wird der Europäischen Union dabei helfen, die Gasversorgung in Südost-Europa zu sichern“, werben die Betreiber.

Davon sind nicht alle überzeugt. Der Regionalpräsident nannte das Vorhaben „illegal“ und die betroffenen Gemeinden haben das Unternehmen verklagt, weil es die Umweltwirkungen nicht bedacht habe. Seit diesem Monat müssen sich die verantwortlichen Manager dem Gericht stellen.

Darauf setzt auch der Journalist Malte Heynen, der im brandenburgischen Oderberg ein Stück Ackerland besitzt. An einem Sommernachmittag tritt er dort aus einem Weizenfeld auf eine riesige Schneise aus Schutt und Geröll, die sich durch seinen Acker zieht und von einem Ende des Horizonts bis zum anderen reicht.

Hier, anderthalb Meter tief unter dem Schotter verläuft die Eugal-Pipeline. Sie soll das russische Erdgas von der Ostsee zur tschechischen Grenze transportieren. Das will Heynen mit einer Klage verhindern. Das Berliner Oberverwaltungsgericht wies ihn zwar Mitte März ab, und nun muss das Bundesverwaltungsgericht über Heynens Beschwerde entscheiden. Aber dort, so hofft er, hat er eine Chance, denn die Pipeline hätte „nie gebaut werden dürfen“, argumentiert er.

„Wir haben beim Klimaschutz noch ein Fenster von wenigen Jahren, in denen wir handeln können, dann ist es zu spät. Jetzt eine Pipeline zu bauen, die 50 Jahre in Betrieb bleibt, ist Unsinn.“

Wie unnütz solche Projekte sein können, belegt auch ein Vorhaben, dem die EU-Kommission und die Gasnetzbetreiber bereits 2013 einen Platz auf der PCI-Liste verschafften, die sogenannte MidCat-Pipeline. Diese Rohrleitung sollte aus dem spanischen Katalonien Erdgas aus Nordafrika nach Südfrankreich liefern. Doch heraus kam nur eine Pipeline ins Nirgendwo.

Eine Autostunde außerhalb von Barcelona endet die Leitung nach kaum 80 Kilometern weit vor der französischen Grenze. Im Januar 2019 stoppten die Aufsichtsbehörden das Projekt mangels wirtschaftlichen Interesses: „Die bestehenden Gas-Pipelines zwischen Frankreich und Spanien sind nicht überlastet“, hieß es.

Die EU hat bereits jetzt doppelt so viele Kapazitäten wie nötig

Das gilt auch für alle weiteren Leitungen und Flüssiggas-Terminals in Europa, ergab eine Untersuchung der amerikanischen Organisation Global Energy Monitor (GEM), die weltweit Daten zu Energie-Infrastrukturprojekten erhebt. Demnach verfügt die EU bereits jetzt über doppelt so viel Kapazität für Gasimporte als nötig. Und der Bedarf wird sinken, wie der niederländische EU-Parlamentsabgeordnete Bas van Eickhout von den Grünen versichert. Rund drei Viertel der Erdgasimporte werden für Heizungs- und Prozesswärme verbraucht, darunter fällt auch das Heizen von Wohnraum. Deren Minderung durch Wärmedämmung ist aber ein Kernelement der Klimapolitik.

Selbst die Industrie schreibt inzwischen in ihre EU-Szenarien, dass der Gasverbrauch abnehmen wird – wenn auch nur leicht. Warum also wird dennoch mehr Infrastruktur gebaut?

Wer der Gasindustrie diese Frage stellt, den verweisen deren Repräsentanten auf die „Energiesicherheit“. Ja, derzeit reiche die Kapazität, sagt etwa Jan Ingwersen, Chef beim Lobby-Dachverband Entsog. Aber es gebe Schwachstellen und aus Gründen der Versorgungssicherheit zusätzlichen Bedarf. Gemeint ist, dass womöglich aus politischen Gründen die Lieferungen aus Russland oder Nordafrika ausfallen könnten. Etwa wenn Gaslieferungen als politisches Druckmittel vorübergehend eingestellt werden könnten.

Doch dem widerspricht nun eine neue Studie der französischen Beratungsfirma Artelys, die auch für die EU-Kommission arbeitet. „Die bestehende EU-Gasinfrastruktur genügt, um den Gasbedarf einer Vielzahl von Szenarien zu decken, selbst im Falle extremer Versorgungsunterbrechungen“, konstatieren die Artelys-Experten. Darum seien die meisten der Gas-Infrastrukturprojekte auf der PCI-Liste vermutlich unnötig. „Die EU riskiert Überinvestitionen von 29 Milliarden Euro in unnötige Projekte“, sagt Artelys-Direktor Christopher Andrey.

Um dem Einwand zu entgegen, argumentiert die Industrie nun auch auf einer anderen Ebene: Erdgas, so heißt es jetzt, werde für die „Dekarbonisierung“ der europäischen Industrie benötigt. Und der Lobbyverband Eurogas und die EU-Kommission sprechen unisono gar von „der Dekarbonisierung des Gassektors“.

Das klingt zunächst merkwürdig. Schließlich ist auch Erdgas ein Kohlenwasserstoff, bei dessen Verbrennung unvermeidlich Kohlendioxid frei wird. Doch wenn es nach der Gasindustrie geht, dann soll ihr Produkt auch den großen Teil jenes Brennstoffs liefern, den Manager, Ingenieurinnen und Regierungen als Allheilmittel gegen die Klimakrise preisen: Wasserstoff! Er ist das leichteste unter den Elementen und verbrennt bei hohen Temperaturen zu harmlosem Wasserdampf.

Mit seiner Hilfe könnten Stahl gekocht und Chemikalien aller Art hergestellt werden, ohne Treibhausgase zu emittieren. Er könnte mit Brennstoffzellen schwere LKWs antreiben und sogar Flugzeugtriebwerke befeuern, wie der Airbus-Konzern jüngst ankündigte. Die entscheidende Frage ist bisher jedoch noch nicht beantwortet: Woher soll all der Wasserstoff kommen, um den Energiehunger der Industriegesellschaft zu stillen?

Zwar ist es technisch kein Problem, den Stoff aus der Aufspaltung von Wasser mit Elektrizität aus sauberen Energiequellen zu gewinnen. Doch völlig offen ist, ob und wann es je genügend Strom aus der erneuerbaren Wasser-, Wind und Solarkraft geben wird, um den gigantischen Bedarf zu stillen. Eben diese Lücke möchten Gazprom, die norwegische Equinor und die angeschlossenen Gasnetzbetreiber füllen.

Der nötige Wasserstoff, so behauptet ihr Dachverband Entsog, ließe sich am schnellsten mit Erdgas gewinnen, das vor allem aus Methan besteht, dem einfachsten aller Kohlenwasserstoffe. Das könnte mit Strom aus Gaskraftwerken geschehen oder mit der als Dampfreformierung bezeichneten Methode, die den Wasserstoff direkt aus dem Methan löst.

Aber ganz gleich wie, es fallen die gleichen großen Mengen Kohlendioxid an. Fachleute unterscheiden daher „grünen Wasserstoff“ aus sauberen Stromquellen vom „blauen Wasserstoff“ aus klimaschädlichem Erdgas, dessen Abgas nachträglich eingefangen werden muss.

Kohlendioxid soll unter der Erde gespeichert werden

Die Lösung, so verheißen die Gas-Apologeten, sei das Abfangen und Speichern des Kohlendioxids unter der Erde, vielleicht sogar in den leergepumpten Gasfeldern unter der Nordsee. Ein Verfahren, das meist mit dem englischen Kürzel CCS (Carbon Capture and Storage) benannt wird.

Würde sich das durchsetzen, wäre der Absatz für die Gasindustrie gesichert, bis der letzte Kubikmeter abgepumpt ist. Doch ob das Klima damit zu schützen wäre, ist fragwürdig. Das Problem beginnt schon bei der eigentlichen Förderung aus dem Untergrund. Dabei wird im großen Stil Methan freigesetzt, ergab eine ganze Reihe von Studien. So stellten Forscher der amerikanischen Umweltorganisation Environmental Defense Fund (EDF) anhand von Messungen an den Bohrlöchern fest, dass die amerikanische Öl- und Gasindustrie pro Jahr 13 Millionen Tonnen Methan freisetzt – 60 Prozent mehr, als sie bis dahin angegeben hatten. Allein die Menge des entwichenen Gases könnte genutzt werden, um ein Jahr lang zehn Millionen Häuser zu heizen. Im vergangenen Herbst entdeckten die Satelliten der Europäischen Weltraumorganisation riesige Methanwolken, die aus der Jamal-Pipeline austreten, die Erdgas von Sibirien nach Europa transportiert. Mitte Juli dieses Jahres teilten Forscher der Stanford University mit, dass der weltweite Methan-Ausstoß einen neuen Höchststand erreicht habe. Methan trägt aber dramatisch zum Klimawandel bei. Nach Angaben des Weltklimarates wirken Methanmoleküle als Treibhausgas 86-mal stärker als Kohlendioxid.

Nicht minder fragwürdig ist der Plan, dass bei der Wasserstoffherstellung anfallende CO2 im Untergrund zu deponieren. Davon kündet ein unscheinbares Schild, das rund 40 Kilometer westlich von Berlin am Rande eines Maisfelds steht. „Pilotstandort Ketzin – Forschungsprojekt Complete zur CO2-Speicherung“, ist darauf in ausgeblichenen Buchstaben zu lesen.

Hier wurde erstmals unter europäischem Festland jene Technologie erprobt, auf die Europas Gaskonzerne nun hoffen. Zwischen 2008 und 2013 injizierten Forscher des Geoforschungszentrums Potsdam Kohlendioxid 650 Meter tief unter den Brandenburger Boden. Trotz Befürchtungen von Bürgerinitiativen gab es in jenen Jahren keine Zwischenfälle. Das Gas blieb im Boden.

„Die Injektion damals lief sicher und zuverlässig“, erinnert sich die Projektleiterin Cornelia Schmidt-Hattenberger. Ketzin könnte „als Blaupause für größere nationale CCS-Projekte dienen“, meint sie. Doch die gibt es bislang nicht. Die Forscher beendeten ihr Projekt. Weitere 21 CCS-Projekte in Europa wurden eingestellt, nicht zuletzt deshalb, weil bisher nur 60 bis 80 Prozent des Treibhausgases abgetrennt werden können, wie das Umweltbundesamt feststellte.

Nur wenige europäische Regierungen wollen derzeit überhaupt CCS-Versuche ermöglichen. Allen voran die norwegische, deren Volkswirtschaft auf die Gasförderung angewiesen ist, setzt noch auf die Technologie. Jüngst kündigte sie an, ein Großprojekt mit 1,6 Milliarden Euro zu finanzieren. CCS ist teuer, sehr teuer sogar. Die norwegischen Ingenieure schätzen die Kosten auf 250 Euro pro Tonne CO2. Das entspricht dem zehnfachen des heutigen Preises im EU-Emissionshandel.

Laut DIW lässt sich der Strombedarf komplett mit Erneuerbaren decken

Claudia Kemfert, die Energieökonomin des DIW, rechnet sogar mit Kosten von bis zu 440 Euro pro Tonne. „CCS ist teuer, ineffizient und verlängert nur das Geschäftsmodell der fossilen Energieträger. Es lohnt sich nicht, Erneuerbare sind günstiger“, schlussfolgert sie. In einer Studie zeigte Kemfert mit einem Team europäischer Kollegen auf, dass sich der mit dem Klimaschutz steigende Strombedarf in Europa vollständig und kostengünstig mit erneuerbaren Energien decken lässt, auch um den benötigten Wasserstoff zu gewinnen.

Doch dieser Fakt taucht in den Plänen der EU-Kommission und denen der Bundesregierung nicht auf. Öffentlichkeitswirksam publizierten die im Sommer eine europäische und eine deutsche Wasserstoffstrategie. Darin betonen die Regierungen die Bedeutung von Wasserstoff aus erneuerbaren Energiequellen. Doch im EU-Papier wird ausdrücklich auf „Wasserstoff auf fossiler Basis“ gesetzt.

Umgesetzt werden soll die EU-Strategie nun auch von einer Plattform namens „Clean Hydrogen Alliance“. Diese soll erarbeiten, welche Wasserstoff-Vorhaben künftig finanziert werden. Doch interne Dokumente, die Investigate Europe vorliegen, zeigen, dass dem Gremium neben Dutzenden von Industrievertretern nur vier zivilgesellschaftliche Organisationen angehören. Stattdessen sitzen auch hier wieder die Gaskonzerne mit am Tisch.

Zur Rechtfertigung verweisen deren Akteure gerne auf den IPCC, den Weltklimarat der UNO, der auch den Einsatz von CCS für notwendig hält, um eine klimaneutrale Lebensweise zu erreichen. Aber dessen Wissenschaftler planen die Nutzung von der unterirdischen Lagerung von Kohlendioxid vor allem als Möglichkeit, der Atmosphäre zusätzlich CO2 zu entziehen

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( vollständiger Artikel beim tagespiegel.de , hier )