EU zweitgrößter Importeur von tropischer Entwaldung/ WWF fordert Ende der „Ära der Naturzerstörung“

Die Waldzerstörungs-Weltrangliste

( 14.04.21 , Original vom WWF.de : hier )

Die EU zählt zu den größten Treibern von Waldzerstörung. Das zeigt ein heute veröffentlichter WWF-Report, der die Auswirkungen von Handelsbeziehungen auf die Entwaldung und Naturzerstörung von 2005 bis 2017 untersucht. 16 Prozent der globalen Tropenabholzung im Zusammenhang mit dem internationalen Handel gehen demnach auf das Konto der EU. Sie liegt damit auf Platz zwei der „Weltrangliste der Waldzerstörer“, hinter China (24 Prozent) und vor Indien (9 Prozent) und den USA (7 Prozent).

Der WWF fordert die Bundesregierung sowie die EU-Kommission auf, Verantwortung zu übernehmen und als Konsequenz aus dem Report für bessere und verbindliche Umwelt- und Sozialstandards in den internationalen Handelsbeziehungen zu sorgen. Als ersten Schritt fordert der WWF die Bundesregierung auf, sich bei der EU-Kommission für ein starkes EU-Gesetz für entwaldungsfreie Lieferketten einzusetzen. Es muss verhindern, dass für unseren Konsum weiter intakte Natur wie Wälder, Savannen und Feuchtgebiete in Ackerflächen umgewandelt werden. 

Christine Scholl, WWF-Expertin für nachhaltige Lieferketten, kommentiert: „Die Ära der Naturzerstörung muss enden, denn natürliche Ökosysteme wie Wälder sind unsere Lebensversicherung. Sie sind Klimaretter, eine Schatzkammer der Artenvielfalt und ein Bollwerk gegen künftige Pandemien. Wir brauchen einen Paradigmenwechsel im globalen Handel: Produkte, die auf dem europäischen Markt landen, dürfen nicht auf Kosten von Natur und Menschenrechten produziert werden.“ 

Am meisten tropischen Wald zerstörten im Untersuchungszeitraum die Importe von Soja, Palmöl und Rindfleisch, gefolgt von Holzprodukten, Kakao und Kaffee. In Brasilien, Indonesien und Paraguay vernichtete der EU-Konsum am meisten Waldfläche. Durch die importierte Entwaldung verursachte die EU 2017 indirekt 116 Millionen Tonnen CO2-Emissionen. Das entspricht mehr als einem Viertel der EU-Emissionen aus dem Sektor Landwirtschaft im selben Jahr. Diese indirekten Emissionen werden in den offiziellen Statistiken zu Treibhausgas-Emissionen nicht erfasst. 

Innerhalb der EU importierte Deutschland zwischen 2005 und 2017 mit Abstand am meisten Entwaldung, durchschnittlich wurden jährlich 43.700 Hektar Wald für deutsche Importe vernichtet. Insgesamt fallen 80 Prozent der importierten Waldzerstörung in der gesamten EU auf die acht größten Volkswirtschaften zurück. Scholl kommentiert: „Es ist ein Teufelskreis, denn intakte Natur ist die Grundlage jeder langfristig erfolgreichen Wirtschaft. Freiwillige Absichtserklärungen von Regierungen und Unternehmen, Lieferketten entwaldungsfrei zu gestalten, stoppen Naturzerstörung bisher nur in Einzelfällen. Umso wichtiger ist es, dass die EU-Kommission mit einem zielführenden und ambitionierten Gesetz einen verbindlichen Rahmen setzt.“ 

Neben Wäldern müsse dieses Gesetz auch andere Ökosysteme schützen, so der WWF, sonst verlagere sich die Naturzerstörung nur vom Wald auf andere Ökosysteme wie Feuchtgebiete, Grasland und Savannen. Diese sind für Klima, Artenvielfalt und den Lebensunterhalt von Menschen vor Ort allerdings genauso wichtig wie tropische Wälder und stehen jetzt schon unter enormen Druck: Laut WWF-Recherche stammten 2018 fast ein Viertel der EU-Sojaimporte aus den untersuchten südamerikanischen Ländern aus der Cerrado-Savanne, wo die Zerstörung des Ökosystems zugunsten landwirtschaftlicher Nutzung besonders stark voranschreitet.

Laut einer kürzlich veröffentlichten WWF-Ernährungsstudie kann auch ein Ernährungswandel dazu beitragen, den Entwaldungsdruck auf die Regenwälder zu senken: Halbiert sich der Fleischkonsum aller Deutschen auf im Schnitt 470 Gramm pro Woche – zugunsten von mehr Hülsenfrüchten und Nüssen – sinkt damit auch Deutschlands ernährungsbedingter Flächenbedarf um fast drei Millionen Hektar. Das entspricht in etwa der Größe Brandenburgs.

Hintergrund: Methode 

Der Report „Stepping up: The continuing impact of EU consumption on nature“ wurde vom WWF erstellt. Er basiert auf Daten und Erkenntnissen aus Satellitenbildanalysen und  Untersuchungen von Handelsströmen, die vom Stockholmer Umweltinstitut (SEI) und der Transparenzinitiative Trase zusammengestellt wurden. Für die Darstellungen wurden Datensätze von Pendrill et al. (2020) genutzt, um die Rolle von EU-Importen und -Konsum bei der tropischen Entwaldung sowie die dazugehörigen Emissionen darzustellen. Ein Datensatz von Trase (2020) wurde genutzt, um ein räumlich explizites Bild von Rohstofflieferketten zu erstellen. Hier wurde die regionale bzw. Ökosystem-spezifische Entwaldung bzw. Umwandlung natürlicher Ökosysteme in Südamerika (Brasilien, Argentinien, Paraguay) mit EU-Importdaten verknüpft. Zusätzlich wurden Daten von Trase (2019) genutzt, um freiwillige Selbstverpflichtungen von Exporteuren mit Handelsmengen zu verknüpfen.

Downloads
WWF-Report: Stepping Up? Summary Report. [PDF | 18MB]
WWF-Report: Stepping Up? Full Report. [PDF | 40MB]

Kontakt Rebecca Gerigk , Pressesprecherin, Berlin


Weiteres Material :


TAZ.de

(original bei Taz.de : hier )

Tropenwald-Abholzung durch Importe: EU ist zweitgrößter Waldzerstörer

Für den Konsum in Europa werden anderswo Wälder gerodet. Die EU hält einen Spitzenplatz in der WWF-Weltrangliste. Auch Deutschland mischt kräftig mit.

Tropenwald-Abholzung durch Importe: Die EU liegt laut WWF weltweit auf Platz zwei Foto: DPA

BRÜSSEL/BERLIN dpa | Soja, Rindfleisch, Kaffee: Damit Kunden in europäischen Supermärkten solche Produkte kaufen können, müssen in anderen Weltregionen Wälder weichen. Für EU-Importe wurden zuletzt pro Jahr durchschnittlich Tropenwälder von der vierfachen Größe des Bodensees gerodet. Im Jahr 2017 gingen weltweit 16 Prozent der Abholzung von Tropenwald im Zusammenhang mit Handel auf das Konto von EU-Importen, wie ein am Mittwoch vorgestellter Bericht der Umweltorganisation WWF für die Jahre 2005 bis 2017 feststellt.

Die Europäische Union liegt damit hinter China (24 Prozent) und vor Indien (9 Prozent) und den USA (7 Prozent) weltweit auf Platz zwei dieser „Weltrangliste“. Innerhalb der EU steht Deutschland ganz oben auf der Liste.

Die mit Abstand größten Verursacher von Abholzung durch EU-Importe waren dem Bericht zufolge Soja (rund 31 Prozent der gerodeten Fläche) und Palmöl (rund 24 Prozent), für deren Anbau oder Produktion vor allem Wälder in Südamerika beziehungsweise Südostasien weichen mussten. Dahinter folgten Rindfleisch, Holzprodukte, Kakao und Kaffee.

Unter den EU-Ländern ist Deutschland für die meiste Abholzung durch Importe verantwortlich: Im Schnitt wurden dafür pro Jahr 43.700 Hektar Wald gerodet – eine Fläche etwa halb so groß wie Berlin. Nach Einwohnern gerechnet liegt Deutschland allerdings in etwa im EU-Schnitt. Der meiste Wald pro Einwohner wurde für Importe in die Niederlande, nach Belgien und Dänemark gerodet.

Rodungen betreffen auch das Weltklima

Die Rodungen machen sich dem Bericht zufolge nicht nur in Ökosystemen weit weg von Europa bemerkbar, sondern betreffen auch das Weltklima. Durch die importierte Entwaldung habe die EU 2017 indirekt 116 Millionen Tonnen CO2-Emissionen verursacht, heißt es in dem WWF-Bericht. Das entspreche mehr als einem Viertel der EU-Emissionen aus der Landwirtschaft im selben Jahr. Solche indirekten Emissionen würden in den Statistiken zu Treibhausgas-Emissionen nicht erfasst.

Der Bericht zeigt jedoch auch, dass die EU die durch Importe verursachte Waldzerstörung von 2005 bis 2017 um 40 Prozent reduziert hat. 2005 machte der EU-Anteil weltweit noch 31 Prozent aus, Europa lag bis 2013 auf Platz eins der „Weltrangliste der Waldzerstörer“, wie es der WWF in dem Bericht formuliert. Selbstverpflichtungen von Unternehmen und Regierungen hätten in einigen Fällen zwar etwas gebracht. Erfolgreich seien sie letztlich aber nicht gewesen. Denn: Das erklärte EU-Ziel, die Entwaldung bis 2020 zu stoppen, wurde nicht erreicht.

Der WWF fordert deshalb EU-Gesetze mit verbindlichen Regeln. Das Europaparlament hat die EU-Kommission bereits im Oktober 2020 dazu aufgefordert, einen Rechtsrahmen vorzulegen, um die von der EU verursachte globale Abholzung zu stoppen.

Verbindliche Anforderungen nötig

Entscheidend sei, dass es verbindliche Anforderungen an Unternehmen und den Finanzsektor gebe, fordert die Stiftung. Rohstoffe müssten zurückzuverfolgen, Lieferketten transparent sein. Die nationale Gesetzgebung der EU-Staaten sollte effektive und abschreckende Sanktionen wie Geldstrafen für Betreiber und Händler oder die Beschlagnahmung von Waren vorsehen, wenn Bestimmungen nicht eingehalten werden. Zentral sei außerdem, sich nicht etwa an den Regeln der exportierenden Länder zu orientieren – denn nach den Gesetzen vor Ort können die Rodungen durchaus legal sein.

„Die Ära der Naturzerstörung muss enden, denn natürliche Ökosysteme wie Wälder sind unsere Lebensversicherung“, sagte Christine Scholl, die beim WWF für nachhaltige Lieferketten zuständig ist. „Produkte, die auf dem europäischen Markt landen, dürfen nicht auf Kosten von Natur und Menschenrechten produziert werden.“ Denn obwohl sich der am Mittwoch vorgestellte Bericht mit Rodungen befasst – allein auf die Wälder darf sich die EU bei der Gesetzgebung nicht konzentrieren, wenn es nach dem WWF geht. Dann könnten andere Probleme ignoriert werden, etwa Menschenrechtsverletzungen oder die Zerstörung anderer Ökosysteme wie Savannen, Grasland und Feuchtgebiete.

Konsum sollte hinterfragt werden

Auf die Schultern der Konsumenten will der WWF die Aufgabe nicht geladen wissen, das Ausmaß der Rodungen zu reduzieren. Es solle vielmehr eine Selbstverständlichkeit sein, dass das, was auf den Tellern lande, nicht mit der Zerstörung des Planeten oder der Verletzung von Menschenrechten zusammenhänge, sagt Anke Schulmeister-Oldenhove vom WWF, die Hauptautorin des Berichts. Darüber hinaus könne aber durchaus der eigene Konsum – etwa von Fleisch – und dessen Folgen hinterfragt werden.

Für den Bericht wurden Daten zur Abholzung – zum Beispiel Satellitenbilder – mit Daten zum internationalen Handel verknüpft. Ergebnisse für die Zeit nach 2017 liegen laut WWF noch nicht vor. Der Bericht bezieht sich also auf die EU inklusive Großbritanniens.


ZDF

( von zdf.de , Original : hier )

WWF-Bericht – EU ist weltweit zweitgrößter Waldzerstörer

Datum: 14.04.2021 06:26 Uhr
Die Europäische Union ist weltweit zweitgrößter Waldzerstörer für Importe. Das geht aus einem Bericht des WWF hervor. Und Deutschland liegt in Europa ganz weit vorne

Video

Der Waldbericht der Umweltschutzorganisation WWF fällt katastrophal aus. Für Export und Ladwirtschaft werden tropische Wälder gerodet – Europa ist nach China auf dem 2. Platz. Beitragslänge: 1 min Datum: 14.04.2021

Soja, Rindfleisch, Kaffee: Damit Kunden in europäischen Supermärkten solche Produkte kaufen können, müssen in anderen Weltregionen Wälder weichen.

EU zweiter der “Weltrangliste der Waldzerstörer”

Für EU-Importe wurden zuletzt pro Jahr durchschnittlich Tropenwälder von der vierfachen Größe des Bodensees gerodet. Im Jahr 2017 gingen weltweit 16 Prozent der Abholzung von Tropenwald im Zusammenhang mit Handel auf das Konto von EU-Importen, wie ein am Mittwoch vorgestellter Bericht der Umweltorganisation WWF für die Jahre 2005 bis 2017 feststellt.

Die Europäische Union liegt damit hinter China (24 Prozent) und vor Indien (9 Prozent) und den USA (7 Prozent) weltweit auf Platz zwei dieser “Weltrangliste”. Innerhalb der EU steht Deutschland ganz oben auf der Liste.

Die mit Abstand größten Verursacher von Abholzung durch EU-Importe waren dem Bericht zufolge Soja (rund 31 Prozent der gerodeten Fläche) und Palmöl (rund 24 Prozent), für deren Anbau oder Produktion vor allem Wälder in Südamerika beziehungsweise Südostasien weichen mussten. Dahinter folgten Rindfleisch, Holzprodukte, Kakao und Kaffee.

Schokolade zählt zu den beliebten Süßigkeiten. Sieben Millionen Tonnen davon werden jedes Jahr verzehrt. Doch hinter ihrer Herstellung verbirgt sich eine dunkle Seite. Beitragslänge: 42 min Datum: 18.09.2020

Deutschland in EU für die meisten Abholzungen verantwortlich

Unter den EU-Ländern ist Deutschland für die meiste Abholzung durch Importe verantwortlich: Im Schnitt wurden dafür pro Jahr 43.700 Hektar Wald gerodet – eine Fläche etwa halb so groß wie Berlin. Nach Einwohnern gerechnet liegt Deutschland allerdings in etwa im EU-Schnitt. Der meiste Wald pro Einwohner wurde für Importe in die Niederlande, nach Belgien und Dänemark gerodet.

Die Rodungen machen sich dem Bericht zufolge nicht nur in Ökosystemen weit weg von Europa bemerkbar, sondern betreffen auch das Weltklima. Durch die importierte Entwaldung habe die EU 2017 indirekt 116 Millionen Tonnen CO2-Emissionen verursacht, heißt es in dem WWF-Bericht. Das entspreche mehr als einem Viertel der EU-Emissionen aus der Landwirtschaft im selben Jahr. Solche indirekten Emissionen würden in den Statistiken zu Treibhausgas-Emissionen nicht erfasst.

Video WWF-Report – Waldvernichtung im Sekundentakt 

Das Ausmaß der weltweiten Zerstörung tropischer Regenwälder ist immens. An der Entwaldung für Acker- und Weideflächen tragen auch deutsche Verbraucher eine Mitschuld. Videolänge 1 min von Christine Elsner

EU hat Waldzerstörung jedoch reduziert

Der Bericht zeigt jedoch auch, dass die EU die durch Importe verursachte Waldzerstörung von 2005 bis 2017 um 40 Prozent reduziert hat. 2005 machte der EU-Anteil weltweit noch 31 Prozent aus, Europa lag bis 2013 auf Platz eins der “Weltrangliste der Waldzerstörer”, wie es der WWF in dem Bericht formuliert.

Selbstverpflichtungen von Unternehmen und Regierungen hätten in einigen Fällen zwar etwas gebracht. Erfolgreich seien sie letztlich aber nicht gewesen. Denn: Das erklärte EU-Ziel, die Entwaldung bis 2020 zu stoppen, wurde nicht erreicht. Der WWF fordert deshalb EU-Gesetze mit verbindlichen Regeln.

Entscheidend sei, dass es verbindliche Anforderungen an Unternehmen und den Finanzsektor gebe, fordert die Stiftung. Rohstoffe müssten zurückzuverfolgen, Lieferketten transparent sein.

Zentral sei außerdem, sich nicht etwa an den Regeln der exportierenden Länder zu orientieren – denn nach den Gesetzen vor Ort können die Rodungen durchaus legal sein.

Die Ära der Naturzerstörung muss enden, denn natürliche Ökosysteme wie Wälder sind unsere Lebensversicherung.

Christine Scholl, beim WWF zuständig für nachhaltige Lieferketten

Video

Sie kämpfen digital: drei mutige Frauen aus Ecuador. Mit Mikrofon und Rekorder im Regenwald. Ihr kleiner Radiosender wird zur Bastion gegen die Ausbeutung ihrer Heimat. Beitragslänge: 28 min Datum: 02.08.2020

Verantwortung nicht auf die Schultern der Konsumenten laden

Auf die Schultern der Konsumenten will der WWF die Aufgabe nicht geladen wissen, das Ausmaß der Rodungen zu reduzieren. Es solle vielmehr eine Selbstverständlichkeit sein, dass das, was auf den Tellern lande, nicht mit der Zerstörung des Planeten oder der Verletzung von Menschenrechten zusammenhänge, sagte Anke Schulmeister-Oldenhove vom WWF, die Hauptautorin des Berichts.

Darüber hinaus könne aber durchaus der eigene Konsum – etwa von Fleisch – und dessen Folgen hinterfragt werden. Quelle: dpa

Studie: Radfahren spart gegenüber Autofahren täglich 3,2 kg Kohlendioxid

( 09.04.21 Original und vollständiger Artikel bei heise.de : hier )

Auch wenn alle Emissionen durch Herstellung, Wartung und Entsorgung berücksichtigt werden, verursacht Radfahren weit weniger CO2 als Autofahren.
Von Andreas Wilkens

Ein durchschnittlicher Mensch, der für seine Fahrten vom Auto aufs Fahrrad umsteigt, spart damit am Tag 3,2 kg CO2. Das hat ein internationales Team von Forschenden unter anderem aus einer Befragung von gut 3800 Personen aus sieben europäischen Städten ermittelt.

Die CO2-Emissionen verringerten sich um 14 Prozent pro zusätzlicher Radfahrt und für jede vermiedene Autofahrt um 62 Prozent. Auf solche Erkenntnisse müsse die Verkehrspolitik eingehen, meint das Forschungsteam.


Allerdings war nach Meinung der Forschenden bisher zu wenig bekannt darüber, in welchem Umfang Treibhausgase unter Berücksichtigung diverser Faktoren eingespart werden. Christian Brand, Evi Dons und andere nahmen daher Daten aus dem langjährigen Projekt Physical Activity through Sustainable Transportation Approaches (PASTA) und ergänzten sie um eine Stichprobenanalyse.

Um Mängel bisheriger Studien zur Auswirkung von Fortbewegungsarten zu beheben, sei es unter anderem wichtig, die Verteilung und Zusammensetzung der Emissionen nach Verkehrsträgern vergleichend zu analysieren, schreibt das Forschungsteam in Transportation Research Part D: Transport and Environment. Dabei sei es wichtig zu verstehen, warum, wo, wann und wie weit sich Menschen fortbewegen.

Viele Studien stützten sich auf Analysen des Potenzials zur Emissionsminderung durch die Entwicklung hypothetischer Risikominderungsszenarien. Ihnen fehle es aber mitunter an empirischen Beweisen. Zudem konzentrierten sich die meisten Studien auf eine einzelne Stadt, Region oder ein Land. Hier wurden Menschen aus Barcelona, Antwerpen, London, Örebro, Rom, Wien und Zürich berücksichtigt.

Ein weiterer Makel von Studien sei, dass sie sich nur mit CO2-Emissionen aus der Endnutzung befassen. Hier würden auch die Emissionen aus der Herstellung, Wartung und Entsorgung von Fahrrädern sowie zusätzlich von Batterien und Motoren bei E-Bikes berücksichtigt.

können die Emissionen aus dem Radfahren pro zurückgelegtem Kilometer weniger als ein Zehntel als die von Pkw betragen, schreiben das Forschungsteam.

Klimawandel: Wichtiger Antarktisgletscher könnte Kipppunkt erreichen

( 04.04.21 Original und vollständiger Artikel bei zeit.de : hier )

Eine Studie legt nahe, dass das Schmelzen des Pine-Island-Gletschers bereits unumkehrbar ist. Die Konsequenz könnte ein meterhoher Anstieg des Meeresspiegels sein.
von Dr. Jakob Simmank

Eine diese Woche erschienene Studie der britischen Northumbria-Universität legt nahe, dass das Abschmelzen einer der wichtigsten Gletscher der Antarktis nicht mehr aufzuhalten sein könnte (The Cryosphere: Rosier et al., 2021). Die Forscher modellierten den Eisfluss des Pine-Island-Gletscher im Westen der Antarktis und errechneten Kipppunkte, an dem der Eisverlust irreversibel sein könnte.

Der letzte Kipppunkt, so die Analyse der Gletscherforscher, sei erreicht, wenn das Meerwasser in der Nähe des Gletschers sich dauerhaft um mehr als 1,2 Grad Celsius erwärme. Und genau das sei durch eine Erwärmung des zirkumpolaren Tiefenwassers und sich verändernder Winde in der Amundsensee immer wahrscheinlicher, heißt es in einer Pressemitteilung der Universität. Newsletter

Der Pine-Island-Gletscher verliert schon heute mehr Eis als alle anderen Gletscher der Antarktis. Zusammen mit dem benachbarten Thwaites-Gletscher ist sein Schmelzwasser gegenwärtig für zehn Prozent des globalen Anstiegs des Meeresspiegels verantwortlich.

Der Erstautor der Studie, Sebastian Rosier, sagte laut Pressemitteilung, es sei schon lange über mögliche Kipppunkte für den Pine-Island-Gletscher und antarktische Eisschilde diskutiert worden, “aber unsere Studie ist die erste, die bestätigt, dass [der Gletscher] drei wichtige Schwellenwerte überschreitet”.

Klimawandel: Die Antarktis im Fokus

Klimawandel: Hier sehen Sie das Eis der Erde schmelzen

Hilmar Gudmundsson, Professor an der Northumbria University und Mitautor der Studie, sagte, die Studie sei ein großer Schritt für das Verständnis der Dynamiken dieser Region. Gudmundsson: “Aber die Ergebnisse machen mir auch Sorgen. Wie diese Studie zeigt, könnte es unmöglich sein den Gletscherrückgang aufzuhalten, wenn er einmal begonnen hat.”

Video-Animation :https://www.zeit.de Klimawandel – Was, wenn wir nichts tun?

Waldbrände, Eisschmelze, Unwetter: Der Mensch spürt die Erderwärmung. Wie sieht die Zukunft aus?

Der Klimaforscher Stefan Rahmstorf erklärt unsere Welt mit 4 Grad mehr.


( Tip von Ingo )

Energie aus Sonne und Wind wird in Ammoniak gespeichert

( 30.03.21 , von Zeit.de , Original hier (mit sehr vielen Kommentaren) )

Von Stefan Schmitt

… Ammoniak ist dem chemischen Laien vom Mist- und Güllegeruch bekannt. Anfang des 20. Jahrhunderts hatten Fritz Haber und Carl Bosch ein Verfahren entwickelt, um das Gas aus Elementen der Umgebungsluft zu gewinnen. Sein Stickstoffanteil machte Ammoniak zur Basis des Kunstdüngers und damit jener gewaltigen landwirtschaftlichen Produktivität, ohne die heute Milliarden Menschen nicht satt würden. Um das Klima zu schützen, interessieren sich Ingenieure jetzt für seinen anderen Bestandteil, den Wasserstoff.

Das Prinzip:
Während Wasserstoff sehr flüchtig ist, lässt sich Ammoniak leichter lagern und verflüssigen. Seine Strukturformel (NH₃) zeigt: Jedes Stickstoffatom bindet drei Wasserstoffatome an sich, die man bei Bedarf wieder herauslösen kann. Wird Energie aus regenerativen Quellen bei der Erzeugung des Ammoniaks eingesetzt, so sind seine drei H-Atome grüner Wasserstoff – von dem die Schwerindustrie Unmengen benötigt, um klimaneutral zu werden. ….

Die Technik:
Bezeichnenderweise setzte das dünn besiedelte Australien besonders früh auf Ammoniak als “erneuerbaren Brennstoff aus Sonne, Wasser und Luft” (Science). Dort sind die Potenziale für Sonnen- und Windenergie riesig, potenzielle Abnehmer wie die wasserstoffbegeisterten Japaner aber weit entfernt. Da bietet sich verflüssigtes Ammoniak als Exportgut an. Die Internationale Energieagentur (IEA) hat in ihrem Szenario einer nachhaltigen Entwicklung längst große Mengen Ammoniak eingeplant. Ein erster Schritt dahin ist es, die fürs Haber-Bosch-Verfahren ….

Der Haken:
Ein genereller Vorbehalt gegenüber allen Techniken, die von Ökostrom abhängen, gilt auch hier: Es gibt (noch) viel zu wenig davon. Ein zweiter kommt beim Ammoniak hinzu. Auf konventionellem Wege hergestellt, ist er selbst eine Klimabürde. Nach Berechnungen der Royal Society entfallen rund zwei Prozent des globalen CO₂-Ausstoßes auf seine Erzeugung, diese Emissionen muss man erst einmal drücken. Drittens gibt es noch die Zweifel an der Wasserstoffwirtschaft: Wo ist sie sinnvoll? Wie lange dauert der Aufbau der Infrastruktur?

Stand der Dinge:
Premiere wird der stinkende Energieträger wohl auf hoher See feiern. “Ammoniak hat viele Vorteile, unter anderen jenen, dass man es in Verbrennungsmotoren einsetzen kann”, betont die Reedervereinigung International Chamber of Shipping in einer Studie vom November. Schon 2024 könnte der Hersteller MAN, Weltmarktführer bei Schiffsdieseln, den ersten speziellen Ammoniak-Schiffsmotor auf den Markt bringen. Ein Jahr später soll ausgerechnet im Öl-Königreich Saudi-Arabien ein Ökokraftwerk zur Erzeugung grünen Ammoniaks entstehen.

….

(Tip von Ingo )

Klimaschutz – Warum deutsche Städte zu wenig tun

(ARD AudioThek, 24.03.21) Original : hier ; Wissen

direkt zum Audio-File : hier

Viele Städte haben inzwischen den “Klimanotstand” ausgerufen. Gleichzeitig hält sich ihr eigenes Engagement für die Energiewende oft in Grenzen. Ist der Druck immer noch nicht groß genug? Von Ralf Hutter. Manuskript und mehr zur Sendung: http://swr.li/klimaschutz


Weitere Audios

Wann wir endlich … unseren Strom zu 100 Prozent aus erneuerbaren Quellen beziehen (WDR, Quarks)

Energie

(24.03.21, WDR Quarks ) Original : hier

Für den Klimaschutz ist eine Stromversorgung aus erneuerbaren Energien zentral. Doch allein mit dem Ausbau von Windkraft und Fotovoltaik ist es nicht getan. Wie Deutschlands grüne Stromzukunft aussehen könnte.

Inhalt

Artikel Abschnitt: Darum geht’s:

Darum geht’s:

100 Prozent erneuerbare Energien sollen Deutschland den Absprung von Kohlekraft und Atomenergie ermöglichen

Die Weihnachtsfeiertage 2020 sind gerade ein paar Stunden vorüber, als das Sturmtief Hermine mit voller Wucht über Teile Deutschlands zieht. Auf dem Brocken werden zeitweise Windgeschwindigkeiten von bis zu 130 Kilometern pro Stunde gemessen. Der Sturm entwurzelt Bäume, rast durch Städte und Dörfer – und zerrt mit aller Macht an den Rotoren der Windräder, die in seinem Weg stehen.

In der Strommarkt-Datenbank der Bundesnetzagentur sind diese Stunden als Schnittpunkt zweier Linien dargestellt: Die rote Linie für den Stromverbrauch trifft am frühen Morgen des 27. Dezembers mehrmals auf eine blaue Linie, die die Stromerzeugung aus erneuerbaren Quellen anzeigt. Übersetzt bedeutet das: Dank Sturmtief Hermine steht dem Netz genügend Strom aus Windkraft zur Verfügung, um in Kombination mit Biomasse und Wasserkraft für einige Minuten die Versorgung des gesamten Landes zu decken.

Zumindest für einige Minuten ist am 27. Dezember 2020 – auch begünstigt durch den tageszeitbedingt relativ niedrigen Verbrauch – möglich, was in Zukunft rund um die Uhr die Regel sein soll: Eine Industrienation erzeugt genug grünen Strom, um ihren massiven Bedarf an Elektrizität komplett regenerativ zu decken, ohne die Hilfe von klimaschädlichen fossilen Energieträgern und der umstrittenen Atomkraft.

-erzeugung in Deutschland am 27.Dezember 2020

Der Weg ist noch lang

Aus der Ausnahme vom Jahresende soll in den kommenden Jahrzehnten die Regel werden: Die Bundesrepublik will dauerhaft gleich beide wichtigen konventionellen Formen der Stromerzeugung hinter sich lassen und stattdessen auf eine vollständig erneuerbare Stromversorgung setzen. Noch sind wir davon aber weit entfernt:

  • Im Jahr 2020 kamen 45 Prozent des in Deutschland erzeugten Stroms aus erneuerbaren Quellen.
  • Bis 2030 soll der Anteil auf 65 Prozent steigen.
  • Spätestens 2050 soll dann die komplette Stromversorgung auf regenerativen Energieträgern basieren, also zu 100 Prozent erneuerbar sein.

Während vergleichbare Staaten wie Frankreich oder Großbritannien die Atomenergie in der Hinterhand behalten, um ihre Klimaziele zu erreichen, geht Deutschland – der Staat mit dem höchsten Strombedarf in ganz Europa – also aufs Ganze. Deshalb gilt die deutsche Energiewende als ambitioniertes, unter Skeptikern sogar als tollkühnes Projekt.

Artikel Abschnitt: Darum müssen wir drüber sprechen:

Darum müssen wir drüber sprechen:

Der Umbau der Stromversorgung ist für die gesamte Energiewende zentral

…. vollst. Artikel siehe : hier

Fünf vor zwölf / Klimaschutz, Stefan Rahmstorf

( 24.03.21 , von Zeit.de , Org : hier )

Das sehr interessante Video von und mit Stefan Rahmstorf hier direkt

Die nächste Bundesregierung wird ein Geldproblem haben. Neue Studien aber zeigen: Der Kampf gegen den Klimawandel kann zum Gewinngeschäft werden. Worauf warten wir noch?

Wenn es um Klimaschutz geht, gelten die üblichen Regeln nicht

Die Beratungsgesellschaft McKinsey hat in einer neuen Studie skizziert, worum es geht:
Um die EU bis 2050 klimaneutral zu machen, sind demnach in den nächsten 30 Jahren zusätzliche Investitionen in Höhe von 28 Billionen Euro – Sie haben richtig gelesen: 28 Billionen – nötig, in alternative Energieträger, in die Gebäudesanierung, den Verkehr, den Umbau der Landwirtschaft. Davon entfallen 4,9 Billionen auf den öffentlichen Sektor, also den Staat. Wenn man das auf Deutschland umrechnet, kommt man auf einen Betrag von ungefähr 35 Milliarden im Jahr. Zum Vergleich: Die gesamten öffentlichen Investitionen in Deutschland beliefen sich 2019 auf knapp 100 Milliarden Euro.

Fridays For Future – “Noch können wir die Klimakrise eindämmen!” Nach sechs Monaten Pause hat Fridays for Future zum globalen Klimastreik aufgerufen. …

Damit ist klar: Die anstehende ökologische Transformation lässt sich nicht aus der Portokasse finanzieren. Die nächste Regierung …

Was also tun? Es spricht viel dafür, die historische Dimension des Klimawandels auch finanzpolitisch abzubilden. Das bedeutet:
Wenn es um die Rettung des Planeten geht, dann gelten die üblichen Haushaltsregeln nicht.

Klimaneutralität rechnet sich

Klimawandel – Was, wenn wir nichts tun? Waldbrände, Eisschmelze, Unwetter: Der Mensch spürt die Erderwärmung. Wie sieht die Zukunft aus? Der Klimaforscher Stefan Rahmstorf erklärt unsere Welt mit 4 Grad mehr.


Die Abwendung der Klimaapokalypse wäre ein ziemlich stattlicher Ertrag, der jede Anstrengung rechtfertigt.

Die Experten von McKinsey kommen interessanterweise sogar zu dem Ergebnis, dass sich die Klimaneutralität für ein Land wie Deutschland wirtschaftlich rechnen könnte: Unter dem Strich entstünden durch neue Technologien europaweit fünf Millionen zusätzliche Arbeitsplätze (elf Millionen Stellen würden geschaffen, sechs Millionen fallen weg) und die zusätzlichen Ausgaben würden durch höhere Steuereinnahmen in der Zukunft wettgemacht, so die Prognose. Man könne “net-zero emissions” zu “net-zero costs” erreichen, heißt es in der Studie. Ein wenig simpler formuliert:

Der Kampf gegen den Klimawandel kostet uns nichts, zumindest wenn man einen der Sache angemessenen Kostenbegriff unterstellt.

(von Ingo )

Klimastreik – Die Reden

Die Reden des Klimastreiks vom 19.03.21 sind auf Bo-Alternativ online :

Beim Klimastreiktag am vergangenen Freitag gab es zahlreiche sehr beachtenswerte Redebeiträge. Fridays for Future hat etliche Beiträge als Audio-Dateien und/oder Textdateien gesammelt und bo-alternativ.de freundlicherweise zur Veröffentlichung zur Verfügung gestellt. Die meisten Beiträge enthielten keine Überschriften. Die Redaktion hat Titel für diese Beiträge formuliert, die Hinweise auf die inhaltlichen Schwerpunkte liefern sollen.

Klimaforschung Dürren in Deutschland könnten extremer werden (AWI)

( Informationen des Afred Wegener Instituts [AWI] , Original : hier )

Forschende analysieren Daten des letzten Jahrtausends [19. März 2021]  Zukünftig könnten Dürren noch stärker ausfallen, als dies im Jahr 2018 in Teilen Deutschlands der Fall war. Die Analyse von Klimadaten des letzten Jahrtausends zeigt, dass mehrere Faktoren zusammenkommen müssen, damit eine Megadürre auftritt. Neben steigenden Temperaturen sind das die Sonneneinstrahlung sowie bestimmte Wetterlagen und Strömungsverhältnisse im Nordatlantik, wie sie für die Zukunft prognostiziert werden.

Das berichten Forschende unter Leitung des Alfred-Wegener-Instituts jetzt im Fachmagazin Communications Earth & Environment.

Niedrigwasser der Elbe in Dresden.
Trockene und feuchte Regionen im Jahr 2003
Trockene und feuchte Regionen im Jahr 2003
Trockene und feuchte Regionen in den Jahren 1971-1976
Trockene und feuchte Regionen in den Jahren 1770 bis 1840
Trockene und feuchte Regionen im Jahr 2015
Luftdruckmuster
Wassertemperatur
Trockene und feuchte Regionen im Jahr 2018
Trockene und feuchte Regionen in den Jahren 1400 bis 1480
Wassertemperatur

PrevNext

Trotz teilweise üppiger Niederschläge in diesem Winter haben sich vielerorts in Deutschland die Böden noch nicht von den drei letzten trockenen Jahren erholt, der Wald und andere Vegetation leiden. Es wurde spekuliert, das Jahr 2018 sei das trockenste in der modernen Geschichte gewesen. Ein Blick in die Klimadaten des letzten Jahrtausends belegt jedoch, dass dieses „Rekordjahr“ ebenso wie die sehr trocknen Jahre 2003 und 2015 innerhalb der Grenzen der natürlichen Variabilität lagen. Extreme Dürreperioden gab es zwischen den Jahren 1400 und 1480 sowie 1770-1840. Diese betrafen damals aber ganz andere Landschaften, mit einem wesentlich höheren Anteil an natürlichen Mischwäldern, Flussläufen und Feuchtgebieten.

Luftdruckmuster
Luftdruckmuster (Grafik: Alfred-Wegener-Institut / Monica Ionita)

„Wir müssen uns darauf einstellen, dass es im Zuge des Klimawandels in Deutschland zukünftig zu Extremdürren kommen kann, die in der modernen Land- und Forstwirtschaft enorme Schäden anrichten“, sagt Dr. Monica Ionita-Scholz vom Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI). Sie hat mit ihrem Team historische Datensätze des letzten Jahrtausends analysiert, um Dürren zu rekonstruieren. „Wir haben in unserer Studie erstmals versucht, die treibenden Faktoren für Dürren in Mitteleuropa im letzten Jahrtausend zu identifizieren“, so die Klimawissenschaftlerin. Dabei nutze sie beispielsweise historische Aufzeichnungen von Temperatur und Niederschlag sowie Wasserständen von Flüssen und analysierte Strömungen im Nordatlantik und Luftdruckmuster – beides Faktoren, die unser Wetter mitbestimmen. Das Fazit der Studie: In Mitteleuropa gab es immer dann Megadürren, wenn mehrere Faktoren zusammentrafen. Die extremen Dürreperioden im letzten Jahrtausend waren geprägt von einer schwachen oder negativen Phase der atlantischen Multidekaden-Oszillation, geringer Sonneneinstrahlung und häufig auftretenden stabilen Luftdrucksystemen über dem Nordatlantik und der Nordsee.

„Prognosen für zukünftige Dürreszenarien konzentrieren sich derzeit auf die steigenden Temperaturen im Zuge der menschgemachten Klimaerwärmung, verbunden mit Trockenheit durch starke Verdunstung“, sagt Monica Ionita-Scholz. „Wir müssen jedoch unbedingt auch weitere natürliche und menschgemachte Faktoren mit in unsere Kalkulationen einbeziehen, wenn wir uns auf die Zukunft vorbereiten wollen.“ Die Wissenschaft geht davon aus, dass sich die nordatlantische Ozeanzirkulation abschwächen wird. Kommt dann eine Phase geringer Sonnenaktivität durch die natürliche Variabilität hinzu, könnte dies ausgeprägte, Dekaden andauernde Megadürren bewirken, wie sie im vergangenen Jahrtausend aufgetreten sind – eine enorme Herausforderung für Gesellschaft und Politik.

Originalpublikation

M. Ionita, M. Dima, V. Nagavciuc, P. Scholz und G. Lohmann: Past megadroughts in central Europe were longer, more severe and less warm than modern droughts. Communications Earth & Environment (2021); DOI: 10.1038/s43247-021-00130-w

Die größten Klimakiller

Der Utopia-Podcast – Einfach nachhaltig leben

#48 Die größten Klimakiller

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Feb 19 2021 31 mins   239

Fliegen, Kohlestrom, Fleisch – was sind denn nun die größten Klimakiller? Das wollen Andreas und Kathi aus der Utopia-Redaktion klären. Download episode