climatecentral.org Weite Teile der deutschen Küste sollen den Forschern nach in Zukunft unter Wasser stehen.
Wurde die Bedrohung durch den Anstieg des Meeresspiegels bislang unterschätzt? Eine Studie kommt zu gravierenden Ergebnissen. Demnach könnten in Zukunft viel mehr Menschen von jährlichen Überflutungen betroffen sein als bislang gedacht- auch in Deutschland
Nach Berechnungen der beiden Forscher Scott Kulp und Benjamin Strauss, die in der Zeitschrift “Nature Communications” veröffentlicht wurden, könnten im Jahr 2100 zwischen 150 und 250 Millionen Menschen in Überflutungsgebieten leben. Sollte der Klimawandel durch unverändert hohen CO2-Ausstoß ungebremst voranschreiten, könnten Ende des Jahrhunderts sogar bis zu 630 Millionen in Bereichen leben, die im Schnitt einmal im Jahr von Hochwasser betroffen sind.
Bislang waren Messungen zu ungenau
Die neuen Schätzungen beruhen auf Messungen mit Laserstrahlen und auf von Algorithmen erzeugten Simulationen. Bislang wurden die Folgen des Meeresspiegelanstiegs auf Grundlage ungenauer Radarmessungen bewertet. Das Problem dabei: Die Topographie von Küstengebieten wurde dabei teilweise falsch eingeschätzt, weil statt der Bodenfläche zum Beispiel die Höhe von Baumkronen gemessen wurde. Viele Städte liegen in Wahrheit also weiter unterhalb des Meeresniveaus als angenommen.
Die neuen Erkenntnisse zeigen, vor welcher Bedrohung die Bewohner in Küstengebieten stehen: Bereits heute sollen schätzungsweise eine Milliarde Menschen in Regionen leben, die weniger als zehn Meter über der derzeitigen Flutlinie liegen, 250 Millionen liegen sogar nur einen Meter darüber. Vor allem in Entwicklungsländern, die sich nicht mit teuren Sicherheitsmaßnahmen schützen können, richten Überflutungen und andere Wetterextreme schon jetzt verheerende Schäden an.
Vor allem Asien wäre von Fluten betroffen
“Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass viel mehr Menschen in bedrohten Gebieten leben als wir dachten”, sagte Co-Autor Benjamin Strauss laut CNN. Strauss ist Geschäftsführer der gemeinnützigen Organisation Climate Central. Die betroffenen Gebiete müssten nun unmittelbare Maßnahmen ergreifen, so Strauss, um “ökonomische und wirtschaftliche Katastrophen” zu verhindern.
Besonders gefährdet sind der Studie zufolge asiatische Staaten. Etwa 70 Prozent der betroffenen Bevölkerung leben in China, Bangladesch, Indien, Vietnam, IndonesienThailand, den Philippinen und Japan. Aber auch in Deutschland würde der Meeresspiegelanstieg Städte unter Wasser setzen.
Auch deutsche Küsten bedroht
Eine interaktive Karte von Climate Central zeigt allerdings, dass auch Küstengebiete in Niedersachsen, die Stadtstaaten Bremen und Hamburg und weite Teile Schleswig-Holsteins betroffen wären. Mit dramatischen Folgen rechnen die Forscher auch in den Niederlanden, Belgien und an der Ostküste Großbritanniens.
(26.10.20 , aus spiegel.de , Original : hier , Auswertung des IPCC-Berichtes)
Der SPIEGEL-Klimabericht zeigt, wie der Klimawandel voranschreitet. Ständig aktuell, basierend auf dem etablierten Stand der Forschung und vollständig transparent. Lesen Sie hier alles über sein Zustandekommen.
Zu den größten Herausforderungen im Kampf gegen den Klimawandel zählt das Auseinanderfallen von Ursache und Wirkung. Die Klimafolgen jeder einzelnen Entscheidung – sei es die Wahl des Verkehrsmittels auf dem Weg zur Arbeit, das Konsumverhalten, oder der gewählte Wohnort – werden nie direkt sichtbar. Dabei führt die Summe all dieser jetzt weltweit getroffenen Entscheidungen zu einer Veränderung des Klimas von morgen.
… Weltweit geht Primärwald verloren und das verbleibende CO2-Budget zur Einhaltung des 2-Grad-Ziels schwindet, während der Ökostromanteil wenigstens bereits andeutet, wie der Wandel zu einer nachhaltigeren Lebensweise aussehen könnte. Der Klimabericht – Daten zur Lage des Planeten
… Welche Daten wir hierfür nutzen, wie wir einzelne Werte berechnen und wie oft sich die Angaben aktualisieren, ist hier dokumentiert:
Erderwärmung
Die dargestellte Temperaturdifferenz ist die Veränderung der globalen Durchschnittstemperatur (gemessen als Lufttemperatur in Bodennähe sowie Oberflächentemperatur der Wasserflächen) gegenüber der vorindustriellen Zeit. Die Angabe stammt aus dem Sonderbericht des Weltklimarats IPCC zur globalen Erwärmung aus dem Jahr 2018 (Zusammenfassung des Berichts).
Basierend auf historischen Beobachtungsdaten aus vier verschiedenen Peer-Review Publikationen wird im IPCC-Bericht für den Zeitraum 2006 bis 2015 eine Erderwärmung von +0,87 Grad (mit mindestens 66 Prozent Wahrscheinlichkeit zwischen +0,75 und +0,99 Grad) gegenüber der Periode 1850-1900 ermittelt.
In Kombination mit der aktuellen Geschwindigkeit der Erderwärmung von circa 0,2 Grad pro Jahrzehnt, ergibt sich für das Jahr 2020 als wahrscheinlichster Wert eine Erderwärmung von rund +1,1 °C gegenüber der vorindustriellen Zeit (vollständiges Kapitel “Framing and Context” des IPCC-Sonderberichts, S. 56-59). Der dargestellte Wert ist fest in der Grafik hinterlegt und wird nur angepasst, falls sich Änderung am etablierten Stand der Forschung ergeben sollten.
Prinzipiell fällt die Erderwärmung über Landflächen höher aus als über dem Meer und so leben Menschen in zahlreichen Weltregionen bereits heute mit einem Temperaturanstieg von mehr als einem Grad. Dies gilt auch für Deutschland: Die Jahresmitteltemperatur ist bundesweit seit dem Jahr 1881 um wohl mindestens +1,6 Grad (linearer Trend auf Basis von DWD Temperatur-Zeitreihen), wenn nicht gar bereits +2,0 Grad angestiegen (nicht-linearer Trend, der die zunehmende Geschwindigkeit der Erderwärmung berücksichtigt. Mehr dazu hier).
Meeresspiegelanstieg
Die Grafik zeigt den durchschnittlichen globalen Meeresspielanstieg zum aktuellen Zeitpunkt gegenüber dem Jahr 1880. Als Grundlage dienen auch hier Angaben des IPCC, in diesem Fall aus dessen fünftem Sachstandsbericht (Arbeitsgruppe The Physical Science Basics,Kapitel Observations: Ocean, S. 285-287). Ihnen gefällt diese Art Journalismus?
Daten, Zahlen, Analysen: Hier finden Sie unsere besten datengetriebenen Recherchen und Datenvisualisierungen. Mehr von SPIEGEL Data
Basierend auf Daten von Gezeitenstationen weltweit wird darin für den Zeitraum 1880 bis 2009 ein durchschnittlicher globaler Meeresspiegelanstieg von 210 Millimetern berechnet (nach Church & White 2011). Die Geschwindigkeit des Meeresspiegelanstiegs hat sich in den vergangenen Jahrzehnten beschleunigt und wird für den Zeitraum von 1993 bis 2009 auf 3,2 Millimeter jährlich geschätzt. Satellitengestützte Beobachtungen liefern weitestgehend übereinstimmende Werte.
Für die Grafik berechnet wurde der Anstieg bis 2009 (210 Millimeter), plus ein jährlicher Anstieg von 3,2 Millimetern. Gerundet ergibt sich ein Meeresspiegelanstieg von 25 Zentimetern gegenüber dem Jahr 1880. Dieser Wert ist fest in der Grafik hinterlegt und wird nur angepasst, falls sich Änderungen am etablierten Stand der Forschung ergeben sollten.
Arktisches Meereis
Die Ausdehnung des arktischen Meereises ist jahreszeitlich bedingt starken Schwankungen unterworfen. Für den Klimabericht wird folglich ein Vergleich der derzeitigen Fläche des Meereises mit dem langjährigen Durchschnitt (1981-2010) für denselben Tag des Jahres angestellt. Beide dabei verwendeten Werte stammen vom National Snow & Ice Data Center (NSIDC), einer US-amerikanischen Forschungseinrichtung, die auf die Bereitstellung von Daten sowie die Kryosphärenforschung spezialisiert ist.
Das NSIDC veröffentlicht täglich Daten zur Ausdehnung von Meereisflächen weltweit, die mittels kontinuierlicher Satellitenbeobachtung gewonnen werden (genannt Sea Ice Index), sowie historische Referenzdaten. Für die Berechnung der Größenabweichung des arktischen Meereises gegenüber dem historischen Durchschnitt wird alle sechs Stunden automatisiert der neueste verfügbare Wert des Sea Ice Index abgerufen und mit dem arithmetischen Mittel für denselben Tag des Jahres aus der Periode 1981-2010 abgeglichen. Die ermittelte Differenz wird im Klimabericht als Prozentwert dargestellt.
Waldverlust
Statistiken zum Waldverlust weltweit sind oft mit großer Unsicherheit behaftet. Mittels Satellitenbeobachtung kann der Verlust von Waldflächen weltweit beobachtet werden. Weniger eindeutig ist allerdings die Erfassung der anschließenden Nutzung (findet eine Wiederaufforstung statt oder ist die Waldfläche dauerhaft verloren?).
Ökologisch besonders wertvoll sind Primärwälder, also ursprüngliche Waldflächen frei von menschlichen Eingriffen – auch “Urwälder” genannt. Sie weisen eine besonders große Biodiversität auf, speichern große Mengen CO2 und selbst eine Wiederaufforstung an derselben Stelle hätte ökologisch nicht denselben Wert.
Im Klimabericht dargestellt wird eine laufende Hochrechnung der Fläche an besonders wertvollem tropischen und subtropischen Primärwald, die derzeit weltweit verloren geht. Präzise tagesaktuelle Daten liegen hierfür nicht vor. Stattdessen wurde der durchschnittliche jährliche Flächenverlust dieser Wälder aus den Jahren 2001 bis 2018 (basierend auf Satellitenbeobachtungen, Auswertung durch Global Forest Watch) als Grundlage genommen. Die in diesem Zeitraum verloren gegangenen 60,5 Millionen Hektar entsprechen einem Flächenverlust von 0,149 Fußballfeldern pro Sekunde.
CO2-Budget
Durch menschliche Aktivitäten ausgestoßene Treibhausgase (zu rund 80 Prozent CO2) sind der Haupttreiber der Erderwärmung. Basierend auf diesem Zusammenhang lässt sich eine verbleibende Menge an CO2 berechnen, die die Menschheit noch ausstoßen darf, um die Erderwärmung auf einem bestimmten Maximalwert zu begrenzen. Das sogenannte CO2-Budget.
Für die Darstellung im Klimabericht wird das verbleibende CO2-Budget verwendet, um den Temperaturanstieg mit 67 Prozent Wahrscheinlichkeit auf maximal 2,0 Grad zu begrenzen (basierend auf Klimamodellrechnungen, die durchgehend mit Lufttemperaturen arbeiten. Methodische Details können Sie hier nachlesen).
Laut IPCC verblieben der Menschheit hierfür zum 1.1.2018 noch Emissionen in Höhe von 1170 Milliarden Tonnen. Pro Jahr werden weltweit derzeit 42 Milliarden Tonnen freigesetzt, oder in Sekunden umgerechnet: 1332 Tonnen (Kapitel Mitigation Pathways im IPCC-Sonderbericht zur globalen Erwärmung, S. 107-108).
In der Grafik werden vom 1.1.2018 insgesamt zur Verfügung stehenden Budget sekündlich 1332 Tonnen abgezogen. Ausgangswert sowie sekündliche Änderungsrate werden nur angepasst, falls sich Änderungen am etablierten Stand der Forschung ergeben sollten.
Ökostrom
Als Ökostromanteil wird hier der Anteil regenerativer Energien an der Nettostromerzeugung zur öffentlichen Stromversorgung in Deutschland dargestellt. Im Gegensatz zur Bruttostromerzeugung werden bei der Nettostromerzeugung elektrische Verluste der Kraftwerke, die direkt im Kraftwerk verbraucht werden, nicht mitberücksichtigt. Die Angaben entsprechen somit dem Strommix, der tatsächlich zu Hause aus der Steckdose kommt und der im Haushalt verbraucht wird oder mit dem auch Elektrofahrzeuge öffentlich geladen werden.
Die Angabe stammt von energy-charts.info, einer Webseite des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme ISE, die Angaben der Netzbetreiber 50Hertz, Amprion, Tennet, TransnetBW sowie der europäischen Strombörse EEX und der ENTSO-E Transparency Platform aufbereitet und veröffentlicht.
Als Ökostromanteil wird der Anteil der erneuerbaren Energien, also von Wasserkraft, Windkraft, Biomasse und Solarenergie, an der Nettostromerzeugung berechnet (genauere Informationen zu den einzelnen Energieträgern finden Sie hier). Die Daten werden stündlich aktualisiert und stehen in der Regel mit einer Verzögerung von zwei bis drei Stunden bereit.
Seit dem 30.10.2020 wird das verbleibende CO2-Budget als “Wert bis die Zwei-Grad-Marke erreicht ist” beschriftet. Zuvor wurde der Begriff “Zwei-Grad-Ziel” verwendet, der sich nur schwer eindeutig in ein CO2-Budget umrechnen lässt.
Seit dem 3.12.2020 wird die Erderwärmung mit +1,1 Grad Celsius anstatt zuvor mit +1,0 Grad angegeben. Hintergrund ist der Wechsel der Berechnungsgrundlage für die Erderwärmung im vergangenen Jahrzehnt. Zuvor wurde hier ein Wert aus einer im IPCC-Bericht zitierten Einzelpublikation verwendet (+0,17 Grad), mittlerweile ein an derselben Stelle veröffentlichter Wert, der sich auf mehrere Publikationen stützt (+0,2 Grad).
Eine neue Studie belegt: Die Erderwärmung macht Hitzewellen weltweit wahrscheinlicher. Der Klimawandel ist längst eine reale Bedrohung.
Abstrakte Sachen stellt sich jeder ein bisschen anders vor. Gerechtigkeit zum Beispiel. Gött:innen wahrscheinlich auch. Selbst ein einfaches Wort wie Tisch erweckt bei dem einen das Bild einer reich gedeckten Tafel, bei der nächsten das einer kleinen Ablage. Beim Klimawandel scheinen die Bilder besonders weit auseinanderzuliegen.
Manche Politiker:innen stellen ihn sich wohl ungefähr wie einen Staubsaugervertreter vor. Der klopft vorsichtig an, dann kann man bei einer Tasse Kaffee endlos über Preise und Lieferzeiten verhandeln. Ein bisschen nervig, na klar, aber irgendwann geht er schon wieder.
Dass der Klimawandel ganz anders aussieht, legt die gegenwärtige Wirklichkeit leider allzu deutlich offen: In das westkanadische Dorf Lytton kam er in der vergangenen Woche zum Beispiel als Feuerwalze. Fast der gesamte Ort brannte nieder, mindestens zwei Menschen starben. Der Brand wurde begünstigt durch eine extreme Hitzewelle, die im Westen Kanadas und im Nordwesten der USA herrschte und Hunderte Hitzetote forderte. In Lytton hatte man zuvor 49,6 Grad Celsius gemessen. Absoluter Rekord in Kanada.
Da hört man diejenigen, deren Weltbild in einer Zeit verhakt ist, in der es noch Staubsaugervertreter:innen gab, direkt fragen: Kann man sich überhaupt sicher sein, dass das jetzt der Klimawandel ist? Kurz gesagt: Ja. Laut dem Weltklimarat IPCC hat der Klimawandel Hitzewellen mit „hoher Zuverlässigkeit“ in den meisten Regionen schon jetzt häufiger und intensiver gemacht. Dass es generell schon merkliche Auswirkungen gibt, ist eigentlich auch kein Wunder, schließlich hat sich die Erde schon um rund 1,2 Grad erhitzt.
Die Klimatolog:innen der Forschungsgruppe World Weather Attribution haben nun aber in einer Schnellstudie noch mal ganz genau hingeguckt und ermittelt: Die vom Menschen ausgelöste Erderhitzung hat die Hitzewelle in Nordamerika mindestens 150-mal wahrscheinlicher gemacht. Anders gesagt wäre sie ohne Klimawandel „praktisch unmöglich“ gewesen. Die Zeiten, in denen der Klimawandel abstrakt war, sind leider vorbei.
Die CO2-Uhr des MCC veranschaulicht, wieviel CO2 in die Atmosphäre abgegeben werden darf, um die globale Erwärmung auf maximal 1,5°C beziehungsweise 2°C zu begrenzen. Mit wenigen Klicks können Sie die Schätzungen für beide Temperaturziele vergleichen und sehen, wieviel Zeit im jeweiligen Szenario bleibt.
Als wissenschaftliche Grundlage für die CO2-Uhr verwenden wir ausschließlich Daten des Weltklimarats IPCC, die den gesicherten Stand der Forschung darstellen. Der IPCC hat seine Abschätzung des verbleibenden CO2-Bugets zuletzt im Herbst 2018 aktualisiert, mit der Vorlage seines Sonderberichts über „1,5 Grad Celsius globale Erwärmung“. Die nächste Aktualisierung der CO2-Uhr wird wahrscheinlich mit Blick auf den Sechsten Sachstandsbericht des IPCC erfolgen.
Laut dem Sonderbericht zum 1,5-Grad-Ziel (siehe hier, Tabelle 2.2) können, gerechnet ab Ende 2017, noch knapp 420 Gigatonnen (Gt) CO2 in die Atmosphäre abgegeben werden, um das 1,5-Grad-Ziel nicht zu verfehlen. Zugleich wird der jährliche Ausstoß von CO2 – durch Verbrennen fossiler Brennstoffe, Industrieprozesse und Landnutzungsänderungen – auf circa 42 Gt beziffert; rechnerisch entspricht dies 1332 Tonnen pro Sekunde. Bei konstanten Emissionen wäre dieses Budget von jetzt ab gerechnet in weniger als sieben Jahren aufgebraucht. Das Budget von circa 1170 Gt für das Zwei-Grad-Ziel wäre in etwa 25 Jahren erschöpft.
Die Uhr tickt also weiter und zeigt wie wenig Zeit den politischen Entscheidern bleibt. Als Besucher der MCC-Website können Sie interaktiv nachvollziehen, welche politischen Ziele welchen Zeitrahmen für konkretes Handeln lassen:
Links oben wird Ihnen mit einem Klick das Szenario für das 2-Grad-Ziel angezeigt, rechts für das 1,5-Grad-Ziel – in beiden Fällen zeigt die Uhr das noch verbleibende CO2-Budget – und die verbleibende Zeit. Die CO2-Uhr des MCC bezieht sich ausschließlich auf das verbleibende Restbudget für CO2. Aber bei der Berechnung des Restbudgets wird die Beitrag anderer Treibhausgase zur Erderwärmung im Voraus abgezogen.
Die Idee des CO2-Budgets fußt auf einem nahezu linearen Zusammenhang zwischen den kumulativen Emissionen einerseits und dem Temperaturanstieg andererseits. Aus dem Ablaufen des verfügbaren CO2-Budgets zum Erreichen des 1,5-Grad-Ziels lässt sich indes nicht ableiten, dass sich die Erde dann um 1,5 Grad erwärmt hätte. Dies hängt auch damit zusammen, dass die Reaktion der Emissionen auf die Temperatur erst später sichtbar wird als beim reinen Blick auf die Konzentration der Emissionen in der Atmosphäre.
Mit der Aktualisierung der CO2-Uhr des MCC auf Grundlage des IPCC-Sonderberichts geht zugleich eine technische Veränderung einher: Bisher hatte der Weltklimarat die Größe des Budgets in Form von einer geringeren (33 prozentigen), einer mittleren (50 prozentigen) und einer hohen Wahrscheinlichkeit (66 prozentigen) abgebildet. Im Lichte der neuen Erkenntnisse sprechen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nun davon, dass das errechnete Budget von 420 Gt für das 1,5-Grad-Ziel mit 66 Prozent der untersuchten Szenarien erreichbar ist. Damit werden Unsicherheiten verlagert: Weg von der Wahrscheinlichkeit, das Temperaturziel einzuhalten – und hin zu der Wahrscheinlichkeit, dass die Modelle das Ziel einhalten.
Auch wenn die CO2-Uhr eine präzise Messung der verbleibenden Zeit für aktiven Klimaschutz suggeriert, so bleiben doch viele Unsicherheitsfaktoren bestehen, die sich unter anderem aus unterschiedlichen Definitionen des 1,5°C-Ziels, unterschiedlichen Annahmen über die Klimasensitivität und den Grad der bisherigen Erwärmung sowie der zukünftigen Entwicklung anderer Treibhausgase ergeben. Weiterhin ist der Berechnung zugrunde gelegt, dass die jährlichen Emissionen auf dem Niveau von 2017 verharren, während die neuesten Zahlen zeigen, dass die Emissionen immer noch steigen.
In einem Interview mit der Züricher Wochenzeitung WOZ hat MCC-Generalsekretärin Brigitte Knopf ausführlich erklärt, wie die CO2-Uhr den Klimawandel veranschaulicht und die Dringlichkeit politischen Handelns anzeigt.
Die Sintflut kommt – und die Feuerwehr ist schon da. Forscher aus Bochum sind lokalem Starkregen auf der Spur. Wie ihre Prognose funktioniert.
Stellen Sie sich vor, die Sintflut kommt, der Keller läuft voll — und die Feuerwehr steht schon vor der Tür und packt Pumpen und Schläuche aus. Möglich machen könnte dieses Szenario ein Projekt aus Bochum. Forscher wollen die lokale Starkregen-Prognose in unserer Stadt mit Hilfe eines aus 580 Sensoren bestehenden Messsystems revolutionieren.
‟Bei Unwetter und Starkregen hilft jede Minute”, sagt Henning Oppel, einer der Entwickler. ‟Bislang können alle, auch die Feuerwehr, immer nur auf den Starkregen reagieren. Mit Hilfe unseres Systems wird es künftig möglich sein, ihn auf den Meter genau vorherzusagen.”
Forscher aus Bochum wollen lokalen Starkregen vorhersagen
Die Feuerwehr könne so frühzeitig am Einsatzort sein, die Stadt das Wasser in ihren Kanälen wettergerecht steuern, die Bogestra ihre U-Bahnen stoppen, Bürger Fenster und Türen schließen und ihr Hab und Gut im Keller sichern. Wer Wäsche zum Trocknen in den Garten hänge, könne auch das genauer planen. Die Daten des Projektes sollen öffentlich einsehbar sein.
Pro Viertel-Quadratkilometer wollen die Forscher in Bochum in den kommenden Monaten einen Regensensor aufstellen. Ein sogenannter Prellteller zeichnet live auf, wie viel Regen wo vom Himmel fällt. Die Daten lassen Rückschlüsse zu auf die Wassermenge, aber auch auf die Zugrichtung der Wolken. So sollen Starkregen-Prognosen kurzfristig möglich werden. Drei Firmen arbeiten an dem Projekt
An dem Projekt ‟25 square” arbeiten drei Firmen aus Bochum: Okeanos Consulting, Auto-Intern und das Bochumer Institut für Technologie.
Okeanos ist eine junge Ausgründung aus der Ruhr-Universität Bochum, die sich auf die Digitalisierung der Wasserwirtschaft spezialisiert hat. Im Fokus stehen praktische Probleme in der Versorgung und Aufbereitung von Wasser. Gründer sind Henning Oppel und Benjamin Mewes.
Auto-Intern entwickelt und produziert bereits seit über 20 Jahren Diagnose-Elektronik. Unter der Leitung von Odin Holmes und Stephan Bökelmann hat sich die GmbH in den vergangenen sechs Jahren von einem reinen Kfz-Diagnoseunternehmen hin zu einem Dienstleister für Auftragsforschung und -Entwicklung gewandelt.
Das Bochumer Institut für Technologie wurde gemeinsam von Unternehmen, Hochschulen und der Stadt Bochum gegründet, um wissenschaftliche Erkenntnisse der Region vermehrt für wirtschaftliche Wertschöpfung zu nutzen.
‟25 square” heißt das vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur und Stadt Bochum geförderte Forschungsprojekt. 94.000 Euro flossen in die Machbarkeitsstudie, die Ende des Monats abgeschlossen sein soll. Im Herbst wollen die Entwickler den Förderantrag zur Realisierung stellen. Bei Kosten von 250 bis 300 Euro pro Messstation geht es inklusive Material und Personalkosten um eine mittlere sechsstellige Summe.
Sensoren messen 105 Liter Regen pro Quadratmeter
Pünktlich zum ersten großen Unwetter dieses Sommers installierten die Forscher im Juni erste Sensoren. An der Sternwarte in Bochum zeichnete das System am vergangenen Dienstag — hochgerechnet — 105 Liter Regen pro Quadratmeter auf.
Eine Kachelmann-Wetter-Station in Bochum habe indes in der Spitze nur 60 Liter ausgewiesen — für die Forscher ein Beleg, wie groß die Unterschiede auf kleinstem Raum sein können.
‟Diese Unterschiede lassen sich mit den vorhandenen Messnetzen kaum erfassen”, sagt Projektleiterin Tabea Röthemeyer, Ingenieurin der Auto-Intern-Gmbh. Zusammen mit ihren Kollegen vom Bochumer Institut für Technologie und Okeanos Consulting entwickelte sie das kleinteilige Sensorensystem ‟25 square”.
Forscher arbeiten an einem Fahrplan für Wolken
Herzstück ist eine Software, die die Daten der Sensoren auswertet. Zurzeit arbeitet das Team daran, die Menge dieser Daten zu reduzieren, um eine drahtlose Übertragung möglich zu machen. Perspektivisch soll das engmaschige Netz von Sensoren ‟einen präzisen Verlauf und die Intensität einer Regenwolke analysieren und vorhersagen”, heißt es. ‟Wir wollen einen Fahrplan für Wolken anbieten”, so Röthemeyer. Feuerwehr Modernisierung der Feuerwehr schreitet trotz Corona voran
Nicht nur das. Auch die Architektur der Stadt soll in die Berechnungen mit einbezogen werden. Antworten soll es geben auf Fragen wie ‟Beeinflussen versiegelte Flächen wie Parkplätze die Intensität des Regens? Was bewirken hohe Gebäude? Wo regnen Wolken eher ab?”
Weitere Sensoren sollen noch im Juli aufgestellt werden. Feuerwehrchef Simon Heußen habe alle Dächer der Feuerwachen als Standorte angeboten. Das Interesse der Feuerwehr an den Daten sei groß. Mit Hilfe der 25-square-Prognosen könne die Leitstelle Notrufe besser einordnen, heißt es.
Feuerwehr Bochum ist an den Daten interessiert
‟Es fehlen oft objektive Daten, um die Dringlichkeit bei Unwettern zu bewerten”, sagt Stephan Bökelmann von Auto-Intern. 25 square könne diese liefern. Wie wichtig das ist, zeigte das jüngste Unwetter. Die Leitstelle der Feuerwehr war völlig überlastet.
Sollte das Projekt der Bochumer Forscher seine eigene ‟Vorhersage” bestätigen, könnte das Messsystem in den kommenden Jahren ausgerollt werden. Städte wie Essen, Bielefeld und Frankfurt seien interessiert, berichten die Forscher.
Im nächsten Schritt soll es aber erst einmal um Hagel gehen. ‟Für die Landwirtschaft wäre das ein Fortschritt. Unsere Daten könnten bei einem Versicherungsschaden wichtige Erkenntnisse liefern”, sagt Oppel.
In ferner Zukunft könnten weitere Daten gesammelt werden. ‟Warum sollen wir nur Regen messen können”, sagt Tabea Röthemeyer. ‟Sensoren können auch Luftverschmutzung und Lärm messen. Und Lichtsensoren erklären uns die Bewegungen der Wolken.”
Bochum. Das Nein der Grünen zu neuen Bauprojekten auf freien Flächen ruft Reaktionen hervor. Die CDU spricht von Chaos, der Mieterverein ist irritiert.
10.000 neue Wohnungen bis 2030 seien genug für eine schrumpfende Stadt. Das wichtigste Argument der Grünen, das Handlungskonzept Wohnen früher als verabredet auf den Prüfstand zu stellen und vorerst Neubauprojekte im Grünen auf Eis zu legen, dürfte im Koalitionsausschuss am Dienstagabend für heftige Diskussionen sorgen. Die SPD spricht immerhin von Wortbruch und Klientelpolitik.
Grüne in Bochum ernten viel Kritik für Nein zu Neubauprojekten
‟Wie Grüne und SPD miteinander umgehen, geht uns natürlich nichts an. Aber vor der Evaluation des Handlungskonzepts Wohnen bereits jetzt die gewünschten Ergebnisse zu definieren, ist überaus irritierend”, so Wenzel. Immerhin solle die Evaluation ja vorrangig über die neu gegründete Allianz für Wohnen gesteuert werden.
Wenzel fordert sowohl von den Grünen als auch vom Koalitionspartner SPD klare Aussagen zu den ‟Kernproblemen auf dem Bochumer Wohnungsmarkt”. Der soziale Wohnungsbau funktioniere nicht, bezahlbare Wohnungsbestände müssten gesichert, Leerstände zurückgebaut und die städtische VBW gemeinwohlorientiert umgebaut werden.
CDU fordert verlässliche Planung zur Schaffung von Wohnraum
‟Anstatt unsere Stadt nach vorne zu bringen, werden ideologische Grabenkämpfe ausgetragen.” Das sei ein Offenbarungseid für Rot und Grün in Bochum. ‟Niemand will jedes grüne Fleckchen in Bochum zubauen”, so Christian Haardt. ‟Wir brauchen aber eine verlässliche Planung für die Schaffung von Wohnraum. Dazu müssen wir in einzelnen Fällen auch Gebiete neu entwickeln.”
Linke: Steigende Mietpreise sind das Problem
Die Linksfraktion fordert mehr Ehrlichkeit in der Debatte. Grüne und SPD weigerten sich, wirkungsvolle Maßnahmen gegen steigende Mietpreise zu ergreifen. Neubau auf der grünen Wiese sei dafür nicht notwendig. ‟Es ist schon beeindruckend, wie sich beide Parteien wortgewaltig erklären, ohne das zentrale soziale Problem der Bochumer Wohnungspolitik auch nur zu erwähnen”, sagt Mehriban ×zdogan, Ratsmitglied der Linken. ‟52,6 Prozent der Bochumer Miethaushalte sind laut einer aktuellen Studie mit den Wohnkosten überlastet. Sie müssen mehr als 30 Prozent des Haushaltseinkommens für die Miete, Heizung und Nebenkosten ausgeben.”
FDP setzt auf Verbesserungen im Bestand
Die FDP indes setzt sich ein für Verbesserungen im Bestand und eine Beschleunigung von Baugenehmigungen. ‟Insbesondere Modernisierungen, Aufstockungen und Dachausbauten bei Neubauten können dafür sorgen, dass neuer Wohnraum entsteht, ohne dass neue Flächen versiegelt werden”, sagt die stellvertretende Vorsitzende der Ratsfraktion, Luisa-Maximiliane Pischel.
Wohnungsbau : Grüne in Bochum stoppen den Wohnungsbau auf Freiflächen
Die Koalition in Bochum steht vor einer Zerreißprobe. Die Grünen wollen Wohnungsbau auf unversiegelten Flächen stoppen. Die SPD ist erschüttert.
Knapp zehn Monate nach der Kommunalwahl steht die rot-grüne Koalition in Bochum vor einer Zerreißprobe. Grund ist eine Abkehr der Grünen vom Wohnungsbau auf unversiegelten Flächen. Die SPD spricht von einem Verstoß gegen den Koalitionsvertrag und einem ‟Spiel mit dem Feuer”.
Das umstrittene Neubauprojekt Hattinger Straße/Hinter der Kiste in Linden soll das letzte auf einer unversiegelten Fläche sein, dem die Partei zustimmen will. ‟Die Zustimmung zum Wohnungsbau auf dieser Fläche im Südwesten ist für uns schwierig. Die Zielkonflikte zwischen Wohnungsneubau und Naturschutz treten immer offener unauflösbar zu Tage”, sagt Sebastian Pewny.
Grüne in Bochum stoppen Wohnungsbau auf unversiegelten Flächen
Nicht weiter verfolgen will die Partei daher folgende Projekte, die auf unversiegelten Flächen mit größtenteils schützenswerten Böden geplant sind: Am Rübenkamp, Ridderstraße Nord, Im Vogelspoth/ Südstraße, Schulte-Hiltrop-Straße, Everstalstraße, Im Meerland, Im Haarmannsbuch und Ministerstraße.
Handlungskonzept Wohnen kommt auf den Prüfstand
364.454 Einwohner in Bochum
Grundlage für das Handlungskonzept Wohnen war u.a. eine Wohnraumbedarfsprognose, der eine Prognose zur Bevölkerungsentwicklung der Stadt Bochum für die Jahre 2015 bis 2030 zugrunde lag.
Drei Varianten wurden dabei berechnet: eine Fortschreibung des Trends zum Prognosezeitraum und zwei Wachstumsvarianten.
Für 2020 sah die Prognose 367.000, 369.000 oder 370.000 Einwohner in Bochum vor. Das Landesamt Information und Technik hat für den 31.12. 2020 indes nur 364.454 Einwohner in Bochum registriert.
Für die Grünen ist dies ein Indiz, dass Bochumer künftig doch eher schrumpf als wächst.
Auch das mit der SPD vereinbarte Handlungskonzept Wohnen, das den Bau von jährlich durchschnittlich 800 Wohnungen vorsieht, müsse mit Blick auf neue Studien und Bevölkerungsprognosen neu bewertet und hinterfragt werden. Der grünen Ratsfraktion zufolge werden in Bochum bis Ende des Jahrzehntes über 10.000 neue Wohnungen entstehen. Das Ziel sei damit mehr als erreicht.
Die neue Position der Grünen, die auf einem Parteitag am Dienstag bei einer Gegenstimme und wenigen Enthaltungen beschlossen wurde, sorgt beim Koalitionspartner SPD für Entsetzen. ‟Ich bin erschüttert”, sagt der Vorsitzende der Fraktion, Burkhard Jentsch. ‟Das ist ein klarer Verstoß gegen den Koalitionsvertrag.” Neubauprojekte Bauen in Bochum: Wo Wohnungen entstehen — eine Übersicht
‟Wir haben in Bochum ein gewaltiges Problem mit Wohnraum”, so Jentsch. Es kann nicht sein, dass junge Familien keine finanzierbaren Immobilien finden, ältere Menschen, die sich räumlich verkleinern wollen, das nicht können, weil es an barrierearmen Wohnungen fehlt und sozial Schwache keine finanzierbare Bleibe finden, die aktuellen Standards entspricht.”
Koalitionsausschuss tagt am Dienstag
Der Wortbruch der Grünen sei ‟ein Schlag ins Gesicht”. Die Grünen setzten ‟alles auf die Karte, dass einige Prognosen einen Bevölkerungsrückgang herbei orakeln”. Ignoriert werde dabei aber der Trend zu Single-Haushalten und Kleinfamilien. ‟Die einseitige Betrachtung der Grünen kann sich für die Menschen unserer Stadt bitter rächen”, so der SPD-Fraktionschef.
Was der Streit um die Wohnungsbaupolitik für die seit 1999 bestehende rot-grüne Koalition am Ende bedeutet, könnte sich in der kommenden Woche zeigen. Für Dienstagabend ist kurzfristig eine Sitzung des großen Koalitionsausschusses angesetzt worden.
(29.06.21, von deutscher Welle , Original : hier )
( Serie: Klimamythen im Faktencheck )
1,5 oder 2 Grad Celsius mehr Erderwärmung – manche glauben, der Unterschied ist nicht wirklich bedeutend. Doch die Fakten sprechen eine andere Sprache: Schon ein halbes Grad mehr kann Leben kosten.
Wenn die Temperatur eines Menschen von gesunden 36,6 auf 38,6 Grad Celsius ansteigt, hat das Konsequenzen. Schon ein scheinbar geringer Anstieg führt dazu, dass sich der Mensch unwohl fühlt und der Körper nicht mehr normal funktionieren kann – und ähnlich verhält es sich mit der Erde.
Seit dem späten 19. Jahrhundert, als die Verbrennung fossiler Brennstoffe immer weiter voranschritt, hat sich unser Planet im Durchschnitt um mehr als ein Grad Celsius erwärmt. An einigen Orten sind die Temperaturen über diesen Wert hinaus gestiegen.
Einer von ihnen ist die Arktis. Laut dem Arctic Monitoring and Assessment Programme (AMAP), einer Arbeitsgruppe des zwischenstaatlichen Arctic Council, ist die durchschnittliche Jahrestemperatur in der Region zwischen 1971 und 2019 um drei Grad Celsius angestiegen – das bedeutet große Probleme für das Ökosystem der Region.
Kleiner Temperaturanstieg = große Artenverluste
In einer Studie aus diesem Jahr, die in der Fachzeitschrift “The Cryosphere” veröffentlicht wurde, zeigen britische Forscher den Verlust von 28 Billionen Tonnen Eis zwischen 1994 und 2017 auf. Ihnen zufolge würde das verlorene Volumen ausreichen, um das gesamte Vereinigte Königreich mit einer 100 Meter dicken Eisschicht zu bedecken.
Den Eisbären schmilzt das arktische Eis quasi unter den Tatzen weg – und mit ihm seine Nahrungsgrundlage
Wissenschaftler der britischen Universität Edinburgh, des University College London und der Universität Leeds kamen anhand von Satellitendaten zu dem Schluss, dass in den 1990er Jahren jährlich etwa 800 Milliarden Tonnen Eis verloren gingen. Bis 2017 ist diese Zahl sogar noch gestiegen – auf 1,2 Billionen Tonnen pro Jahr.
Eisbären – fast ausgestorben bis zum Ende des Jahrhunderts?
Steven Amstrup, leitender Wissenschaftler der US-amerikanischen Naturschutzorganisation Polar Bears International, erforscht die Tierwelt in der Arktis seit den 1980er Jahren und hat die Veränderungen mit eigenen Augen gesehen.
“Ich erinnere mich, wie ich damals mitten im Sommer das Meereis vor der Küste Nordalaskas sah – es war nie sehr weit von der Küste entfernt”, sagt er der DW. “Jetzt liegt das Eis zur gleichen Jahreszeit Hunderte von Meilen vor der Küste. Wenn Sie mir zu Beginn meiner Karriere gesagt hätten, dass ich diese Art von Veränderungen sehen würde, hätte ich gesagt, Sie sind verrückt”, erzählt Amstrup.
In einer 2020 im Nature Climate Journal veröffentlichten Studie sagen er und seine Kollegen voraus, dass die meisten Eisbären, die sich von auf dem Eis ruhenden Robben ernähren, bis zum Ende des Jahrhunderts verschwinden könnten, wenn die Temperatur weiter steigt. “Meereis ist wie ein Abendbrottisch für Eisbären”, so Amstrup. “An Land gibt es für sie kaum etwas so Nahrhaftes wie Robben.” Video ansehen 02:09
Arktisforscher warnen vor unaufhaltbaren Klimafolgen
Der Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) der Vereinten Nationen, besser als Weltklimarat bekannt, sagt voraus, dass die arktischen Tiere bei einer Erderwärmung um 1,5 Grad Celsius über dem vorindustriellen Niveau in 99 von 100 Sommern immer noch Meereis haben werden. Bei einem Szenario von zwei Grad Erwärmung wären sie bereits alle zehn Jahre mit eisfreien Sommern konfrontiert.
Eisbären sind jedoch längst nicht die einzigen Opfer des globalen Temperaturanstiegs. Für 19 Prozent der Tierarten auf der Roten Liste der International Union for Conservation of Nature (IUCN) erhöht sich die Wahrscheinlichkeit des Aussterbens.
Opfer des menschengemachten Klimawandels: eine Bramble-Cay-Mosaikschwanzratte
Eine Art wurde bereits ausgerottet: ein winziges Nagetier namens Bramble-Cay-Mosaikschwanzratte, das auf einer kleinen Sandinsel an der Spitze des Great Barrier Reefs im Nordosten von Australien lebte. Es wurde 2019 offiziell als ausgestorben anerkannt – als erstes Säugetier aufgrund des vom Menschen verursachten Klimawandels. Vermutet wird, dass der steigende Meeresspiegel seine Nahrungsgrundlage und seinen Lebensraum vernichtet hat.
Extreme Folgen unter und über Wasser
Mit der Erderwärmung heizen sich auch die Ozeane auf – mit direkten Auswirkungen auf Korallenriffe, die für viele Meerestiere Kinderstube und Speisekammer sind. Das wärmere Wasser lässt die Korallen die lebenswichtigen Meeresalgen aus ihrem Gewebe ausstoßen – und dann hungern und weiß werden. Länger andauernde Bleiche tötet die Korallen.
Feuerkoralle – ein Vorher-/Nachherbild der traurigen Art
Höhere Temperaturen werden auch das Leben der Menschen verändern. Wir werden extremeren Wetterbedingungen ausgesetzt sein – Hitzewellen, Dürren, Überschwemmungen und Wirbelstürmen. Wie extrem und wie oft, das wird davon abhängen, wie sehr die Temperaturen ansteigen.
Wenn sich die Welt bis 2100 um zwei Grad Celsius erwärmt, könnten laut IPCC 37 Prozent der Weltbevölkerung mindestens alle fünf Jahre schweren Hitzewellen ausgesetzt sein. In einem 1,5-Grad-Szenario beträfe dies nur halb so viele Menschen.
Laut einer Studie des Joint Research Center (JRC) des Wissenschafts- und Wissensdienstes der Europäischen Kommission aus dem Jahr 2018 werden mit der Erwärmung der Welt zwei Drittel der Bevölkerung zunehmend Dürren erleben.
Mehr Klimaflüchtlinge
Das UN-Flüchtlingshilfswerk sagt, dass bereits jetzt Extremwetter-Ereignisse und der Anstieg des Meeresspiegels jedes Jahr über 20 Millionen Menschen dazu veranlassen, in andere Teile ihrer Länder zu ziehen. Für kleine Inselnationen im Pazifik, im Indischen Ozean und in der Karibik ist Umsiedlung schon heute ein reales Problem.
“Länder wie die Marshallinseln können Anpassungspläne bis zu einem gewissen Anstieg des Meeresspiegels durchführen”, sagt Helene Jacot Des Combes, Klimawissenschaftlerin an der University of the South Pacific, IPCC-Autorin und Beraterin der Regierung der Marshallinseln. “Aber wenn er weiter ansteigt, werden diese Inseln irgendwann nicht mehr bewohnbar sein.”
Das umgesiedelte Dorf Vunidogoloa auf Fidschi
Auch der pazifische Inselstaat Fidschi ist mit den neuen Realitäten konfrontiert. Nachdem er seit 2016 von zwölf Zyklonen und anderen Extremwetter-Ereignissen heimgesucht wurde, hat die Regierung ein Umsiedlungsprogramm gestartet. Mehr als 40 Küstengemeinden müssen ins Landesinnere umgesiedelt werden, sechs sind den Schritt bereits gegangen.
Angesichts der weitreichenden Folgen eines nur geringen Temperaturanstiegs zielt das Pariser Klimaabkommen letztlich darauf ab, den globalen Anstieg auf 1,5 Grad Celsius in diesem Jahrhundert zu begrenzen. Modellrechnungen deuten jedoch darauf hin, dass die Welt bei der derzeitigen Entwicklung auf dem besten Weg ist, dieses Niveau der Erwärmung bereits innerhalb der nächsten 15 Jahre zu erreichen.
Ohne radikale Maßnahmen heute wird der Temperaturanstieg kaum zu bremsen sein. Laut The Climate Action Tracker (CAT), einer unabhängigen Gruppe von Organisationen, die die Klimamaßnahmen von Regierungen analysiert, würden die Temperaturen selbst dann auf 2 bis 2,2 Grad Celsius bis zum Ende dieses Jahrhunderts ansteigen, wenn alle aktuellen Versprechen und Pläne weltweit fristgerecht erfüllt würden. Und das hält die CAT für eine optimistische Prognose.
Dieser Artikel ist Teil einer Serie, in der die DW Mythen zum Klimawandel einem Faktencheck unterzieht.
Auch wenn ab Juli viele Einwegplastikprodukte EU-weit verboten sind – die globale Plastikemission steigt. Der Kunststoff “lebt” lange und ist überall zu finden.
Die jährliche Plastikverschmutzung von Gewässern und an Land könnte sich nach Forscherangaben von 2016 bis 2025 fast verdoppeln, falls der Mensch so weiter mache wie bisher. Der weltweite Eintrag von Plastik in Seen, Flüsse und Ozeane im Jahr 2016 habe Schätzungen zufolge 9 bis 23 Millionen Tonnen betragen, schreibt das Forscherteam aus Deutschland, Schweden und Norwegen in einem Übersichtsartikel. Eine ähnlich große Menge – 13 bis 25 Millionen Tonnen – sei in dem Jahr in die Umwelt an Land gelangt, heißt es dem Beitrag, der innerhalb eines Themenschwerpunkts zu Plastik im Wissenschaftsmagazin Science vom Donnerstag veröffentlicht ist.
“Plastik ist tief in unserer Gesellschaft verwurzelt, und es sickert überall in die Umwelt, selbst in Ländern mit einer guten Infrastruktur für die Abfallbehandlung”, sagte Matthew MacLeod von der Universität Stockholm. Dabei nähmen die Emissionen tendenziell zu, obwohl das Bewusstsein für Plastikverschmutzung in Wissenschaft und Öffentlichkeit in den letzten Jahren deutlich gestiegen sei.
Länder mit guter Infrastruktur exportieren Plastikmüll – in Länder mit schlechteren Einrichtungen
An dem Übersichtsartikel waren unter anderem auch Forscherinnen des Alfred-Wegener-Instituts (Helmholtz Zentrum für Polar- und Meeresforschung, AWI) in Bremerhaven und des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ) in Leipzig beteiligt. Mine Tekman vom AWI warnte vor dem Eindruck, dass alles auf “magische Weise” recycelt werden könne, wenn Plastikmüll richtig getrennt werde.
“Technologisch gesehen hat das Recycling von Plastik viele Einschränkungen, und Länder, die über eine gute Infrastruktur verfügen, exportieren ihren Plastikmüll in Länder mit schlechteren Einrichtungen”, erläuterte sie. Zudem gebe es ein grundsätzliches Problem mit biologisch nicht abbaubaren Materialien. Sie forderte daher drastische Maßnahmen, wie etwa ein Verbot des Exports von Kunststoffabfällen, es sei denn, er erfolge in ein Land mit besserem Recycling.
Abgelegene Gegenden sind besonders bedroht
Abgelegene Gegenden sind besonders von Plastikmüll bedroht, wie Annika Jahnke vom UFZ erklärte. Dort könne Plastikmüll nicht durch Aufräumarbeiten entfernt werden. Auch führe die Verwitterung großer Plastikteile unweigerlich zur Entstehung einer großen Anzahl von Mikro- und Nanoplastikpartikeln sowie zur Auswaschung von Chemikalien, die dem Plastik absichtlich zugesetzt wurden.
Zusätzlich zu den Umweltschäden, die Plastikverschmutzung allein durch das Verheddern von Tieren und toxische Wirkungen verursachen könne, warnte das Forscherteam auch davor, dass sie in Verbindung mit anderen Umweltstressoren in abgelegenen Gebieten weitreichende oder sogar globale Auswirkungen auslösen könnten. Denkbar sei ein Einfluss auf die Artenvielfalt im Meer und auf dessen für das Klima wichtigen Kohlenstoffpumpe. Plastik wirke dort als zusätzlicher Stressor.
So schnell wie möglich handeln
MacLeod kommt zu dem Schluss: “Die Kosten, die entstehen, wenn man die Anhäufung von langlebiger Plastikverschmutzung in der Umwelt ignoriert, könnten enorm sein. Das Vernünftigste, was wir tun können, ist, so schnell wie möglich zu handeln, um den Eintrag von Plastik in die Umwelt zu reduzieren.”
Einige Produkte aus Einwegplastik sind ab Juli in der EU und damit auch in Deutschland verboten. Betroffen sind Artikel, für die es Alternativen gibt, etwa Trinkhalme, Rührstäbchen, Luftballonstäbe oder Einweggeschirr. Auch bestimmte Trinkbecher sowie Einwegbehälter aus Styropor dürfen nicht mehr produziert und in den Handel gebracht werden. Vorhandene Ware darf aber noch verkauft werden.
(06.07.21 , von Radentscheid-bochum.de genaueres hier )
Die Initiative für einen RadEntscheid hat bei einem außerordentlichen Plenum am Sonntag, den 04.07., beschlossen, die Unterschriftenkampagne für besseren Radverkehr zu unterbrechen. Grund dafür ist ein Schreiben der Stadtverwaltung vom vergangenen Freitag, in dem ein formaler Fehler auf den Listen bemängelt und eine Überarbeitung empfohlen wird. Es handelt sich um den gesetzlich erforderlichen Hinweis zur Kostenschätzung der Stadt Bochum, den die Stadtverwaltung als formalrechtlich inkorrekt ansieht. Bei einem Gesprächstermin am kommenden Donnerstag werden Vertreterinnen und Vertreter der Initiative im Gespräch mit Vertretern der Stadtverwaltung das weitere Vorgehen besprechen. In jedem Fall müssen die Listen korrigiert, neu gedruckt und verteilt werden.
Ziel ist es, die Unterschriftensammlung in wenigen Tagen mit einer korrigierten Liste wieder aufzunehmen. „Solche formalen Fehler können passieren, ein Bürgerbegehren ist rechtlich ziemlich anspruchsvoll. Aber die Unterschriftensammlung hat ja zum Glück gerade erst begonnen. Wir sind sicher, dass wir die erforderlichen 12.000 Unterschriften erreichen, bisher lief es jedenfalls super! Wir spüren deutlich, dass viele Bochumer:innen das Anliegen unterstützen, mehr Tempo bei der Radinfrastruktur zu erwirken“, so Kristin Schwierz, eine der drei offiziell Vertretungsberechtigten des RadEntscheids.
Erst am 26. Juni hatte die Initiative damit begonnen, Unterschriften zu sammeln, nachdem die Stadtverwaltung die Kostenschätzung für die Umsetzung der Forderungen aufgestellt hatte.
Die Stadtverwaltung schätzt die Summe für den Ausbau der Radinfrastruktur auf 427,5 Millionen Euro für einen Zeitraum von neun Jahren. Die Kosten sollen gedeckt werden aus kommunalen Mitteln in Höhe von 267,5 Millionen, Fördermitteln von Bund und Land in Höhe von 83 Millionen und Anliegerbeiträgen mit 77 Millionen Euro. Die RadEntscheid-Initiative geht davon aus, dass ein deutlich höherer Anteil der Kosten durch Fördermittel und Zuschüsse gedeckt werden kann.
Die Gemeindeordnung NRW, die die Durchführung von Bürgerbegehren regelt, schreibt vor, dass die offizielle Kostenschätzung aus Transparenzgründen auf den Unterschriftenlisten aufgeführt werden muss.
Dieser Beitrag des RBB ist Teil von The European Collection, einer gemeinsamen Initiative öffentlich-rechtlicher Medien in Europa (ARD, ARTE, France Télévisions, SRG SSR und ZDF), koordiniert von ARTE. “Fridays for Future”: Wer sind die jungen Menschen, die auf die Straße gehen? Der Film begleitet sie und zeigt, wie vielfältig, schöpferisch und kräftezehrend die Protestarbeit ist, er erzählt von ihren Ängsten, Träumen, Erfolgen und Niederlagen. 2020 wird zur großen Herausforderung: Corona hat die Protestform verändert und ihre Forderungen verdrängt.
Seit März 2019 begleitet die Filmemacherin Kathrin Pitterling Berliner Protagonisten von “Fridays for Future”: Was können sie bewegen? Und: Wie verändert sich ihr Kampf? In “Aufschrei der Jugend” wird gezeigt, wie vielfältig, schöpferisch und kräftezehrend die Protestarbeit ist. Das Filmteam begleitet die jungen Aktivistinnen und Aktivisten bei ihrer Suche nach immer wirkungsvolleren Protestform …..
Die Forderungen der Aktivisten von “Fridays for Future” werden derzeit vom aktuellen Geschehen verdrängt. Der Film zeigt, was die Corona-Pandemie mit der Umweltbewegung macht – und zeichnet das Porträt einer engagierten Generation.