„Wir wohnen hier gerade dem Todesstofß für die Menschheit bei“

(31.07.21, FR)

„Wir wohnen hier gerade dem Todesstofß für die Menschheit bei“
Gespräche an der Abbruchkante:
– Eckart von Hirschhausen und Theresa Krüger
über den Moment, in dem man begreift, dass es so nicht mehr weitergeht, über den nächsten Schritt und die eigentliche K-Frage


Tip von Stefan

Förster zur Flutkatastrophe »Dass unsere Umwelt ganz schön kaputt ist, sehe ich jeden Tag«

(25.07.21, spiegel – panorama), Original : hier

Das Hochwasser an der Ahr wurde durch Schäden im Wald verschärft – und wird der Natur am Fluss schaden. Ein Revierförster fordert zum Umdenken auf. Aus dem Ahrtal berichtet Jan Friedmann

Der Förster Jens Willen ist Opfer und Experte zugleich, eine seltene Kombination im Katastrophenfall. Willen hat sein Revier in Reifferscheid in der Eifel. Sein Haus steht hingegen unten im Ahrtal in Schuld. Das ist der kleine Ort am Oberlauf des Flusses, der teilweise zerstört wurde und den Bundeskanzlerin Angela Merkel besuchte.

Die Bundeskanzlerin und ihr Tross beschränkten sich bei ihrem Rundgang auf den Ortskern, wo die Aufräumarbeiten schon weit fortgeschritten sind. Wer zu Jens Willen möchte, muss ein Stück am Fluss entlanggehen, wo entwurzelte Bäume und Kühlschränke liegen, in den Böschungen Dämmplatten und Teile von Wohnwagen.

In dem letzten Abschnitt der Hauptstraße geht es über einen Haufen aus Treibholz; darin liegt, in Plastik verpackt, eine Portion Schweinegulasch. Weiter über bizarr zerrissene Zacken von Asphalt, ein Bach hat sie in die Straße gerissen.

Förster Willen sieht die Flut auch als Umweltkatastrophe – in ihrem Hergang und ihren Folgen.

Es ist eine Perspektive, die wohl immer stärker in den Blick rücken wird. Zurzeit dominieren noch das allgegenwärtige menschliche Leid, die persönlichen Katastrophen. Überall entlang des Flusses, in Schuld wie in anderen Orten, räumen die Menschen auf; sie retten, was zu retten ist, und sie trauern um die Toten aus der Nachbarschaft.

Auch Willen, 61, reinigt mit Freunden und Kollegen das Untergeschoss seines Hauses. Dort unterhielt er auch sein Forstbüro und bewahrte wertvolle Maschinen für den Wald auf, die jetzt kaputt sind. Das Treibgut in seinem Garten hat selbst er, der mit Motorsägen erfahren ist, noch nicht auseinanderbekommen.

Der kranke Wald

In einer Pause berichtet er davon, was er über die Ursache und die Folgen des Hochwassers denkt, das den Fluss in sein Haus brachte. »Dass unsere Umwelt ganz schön kaputt ist, das sehe ich jeden Tag, wenn ich arbeite«, erzählt der Forstamtmann. »Jeden Tag sehe ich kranke Bäume, und meine Aufgabe als Förster ist es, diese kranken Bäume zu entfernen.«

Er sieht einen Zusammenhang zur Flut: Ein trockener, kranker, gelichteter Wald nehme das Wasser nicht mehr so gut auf. Das gelte vor allem dann, wenn er – wie rund um die Ahr – weitgehend auf Steilhänge beschränkt sei, mit Freiflächen oben auf den Kuppen. Von dort schoss das Wasser kaum gebremst in Seitentäler und von dort in die Ahr, die Region weist große Höhenunterschiede auf.

Willen ist schon seit vielen Jahren Revierförster. Er hat beobachtet, wie sich der Zustand des Waldes in den vergangenen Jahren verschlechtert hat – durch Hitze, Trockenheit und wiederkehrende Unwetter. »Die Geschwindigkeit der Wetterwechsel ist immens«, sagt er, das schwäche die Bäume.

Selbst Bestände hundertjähriger Eichen lichteten sich, ganz von selbst. Er halte sich zurück, dort zusätzlich Holz zu schlagen: »Da habe ich seit 25 Jahren keine Axt mehr dran gehabt.« Auch in den anderen Flächen: absterbende Bäume. »Buchen, Ahorn und ganz klar die Nadelbäume, Kiefer, Lärche, Fichte«, alle Arten seien betroffen. »Die einheimischen Baumarten können sehr viel ab, aber ob es auf Dauer reicht, bin ich mir nicht sicher«, sagt Willen.

Hätte ein anderer Wald die Katastrophe verhindern können? Mancher Experte glaubt das nicht, weil die Wassermasse schlicht extrem groß war. In einem aber ist sich Willen sicher: dass ein langfristiges Umdenken notwendig ist, auch in der Region. »Ich denke nicht an meinen Beruf, ich denke vor allem an meine Kinder und Enkel.« Es gelte, längerfristig CO₂ einzusparen und die Intensivlandwirtschaft zu beschränken.

Warnung vor Schadstoffen

Zu den langfristigen Problemen tritt nun ein neues, vor allem unten im Tal. »Die ganze Gewässerökologie ist kaputt«, so der Förster. Überall Müll, kaputte Autos, Öl und andere Schadstoffe. Die gelangten in die Nahrungskette und auf Äcker und Wiesen. Die Behörden warnen die Menschen an der Ahr vor Keimen und Schadstoffen im Wasser. Förster Willen erzählt, bei ihm habe sich schon eine kleine Wunde infiziert, er musste eine Tetanus-Spritze bekommen.

Und überall entlang der Ahr fragen sich die Menschen, wie und wo sie wohl ihre Dörfer wieder aufbauen werden. Die breite Schneise der Verwüstung hat die Trennlinien zwischen Natur und dem von Menschen beanspruchten Territorium neu definiert. Schon nach dem Hochwasser im Jahr 2016 erweiterten Orte am Oberlauf die Kanalisation und bearbeiteten das Flussbett. Es half nichts gegen die Wucht des Wassers.


Klimakrise

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Tip von Ingo

So wollen die großen Parteien in Zukunft Hochwasser-Katastrophen verhindern — Wer überzeugt am meisten?

(20.07.21) vice.de , Original : hier

Plötzlich ist Katastrophenschutz also Wahlkampfthema. Nur: Was heißt Katastrophenschutz? Experten sagen, der Klimawandel sei mit Schuld an derlei Wetterereignissen. Geht es also um langfristige Prävention, kurzfristige Warnmöglichkeiten oder mittelfristige Anpassungen von Landschaften? Oder alles auf einmal?

Wir haben allen Parteien im Bundestag – außer der AfD – dieselbe Frage gestellt: 

Was will Ihre Partei konkret tun, um Hochwasser-Katastrophen zu verhindern?

Hier die Antworten.


CDU

“Mit zunehmenden Extremwetter-Ereignissen ist das Wassermanagement inzwischen eine Frage, die ganz entscheidend für unser Land geworden ist. Es geht dabei um Hochwasserschutz nicht nur an Küsten, sondern auch an Flüssen und kleinen Bächen, um Maßnahmen zur Klimaanpassung und den Klimaschutz.

Dies alles ist auch eine Form von Bevölkerungsschutz. Daher setzen wir an, bevor der Ernstfall eintritt und entwerfen unsere Politik in langen Linien: Wir machen uns stark für einen ambitionierten Klimaschutz, um die Erderhitzung zu begrenzen. Wir setzen uns ein für ein Klima-Anpassungsgesetz, das den Folgen des Klimawandels in der Stadt, auf dem Land sowie an Küsten, Meeren und in den Bergen wirksam begegnet.

Uns ist wichtig, dass unser Land widerstandsfähiger und krisenfester wird. Es braucht Klima-Anpassungskonzepte und Starkregen-Gefahrenanalysen sowie technischen Hochwasserschutz – in festen Strukturen und auch mobil. Wichtig ist dabei, dass wir vermehrt auf natürliche Lösungen setzen und die Flächenversiegelung verringern. Der natürliche Hochwasserschutz muss wieder mehr an Bedeutung gewinnen. Die Natur müssen wir dabei als Partner verstehen und Möglichkeiten zum Wasserrückhalt schaffen.

Hochwasserschutz, Schutzbedürfnisse und Schutzvorkehrungen sind vor Ort verschieden. Beim Bevölkerungsschutz hingegen braucht es eine gemeinsame nationale Katastrophenschutz-Strategie. Unser föderales System für den Bevölkerungsschutz ist leistungsfähig, flexibel und flächendeckend verfügbar. Die Anforderungen von heute sind allerdings andere als früher. Wir wollen deshalb neue Kriterien für eine länderübergreifende Schadenslage entwickeln und zwischen Bund und Ländern einen modernen Bevölkerungsschutz etablieren. Für eine engere Vernetzung und Verzahnung aller Akteure im Bevölkerungsschutz wollen wir eine gemeinsame Plattform bilden, sodass sie stärker als bisher in einem integrativen Netzwerk zusammenwirken können.”

SPD

“Wir werden den Klimawandel und seine Folgen wie Unwetter nicht schnell umkehren können. Daher wollen wir auf der einen Seite den Klimaschutz durch mehr Investitionen und eine Veränderung der Energieerzeugung in Deutschland voranbringen. Unser Ziel ist ein klimaneutrales Deutschland.

Die akuten Auswirkungen des Klimawandels – vor kurzer Zeit starke Unwetter, Überschwemmungen und Hochwasser – wollen wir als Gemeinschaftsaufgabe von Bund, Ländern und Kommunen angehen. So sollen Hochwasserkatastrophen verhindert werden. Das wird viel Geld kosten. Geld, das die kommunale Ebene der Städte, Gemeinden und Kreise nicht hat. Daher müssen sie finanziell durch Länder und Bund unterstützt werden. Gleichzeitig müssen Planungen der Städte und Gemeinden für neue Baugebiete kritisch überprüft werden, sodass Flüsse mehr Raum als früher erhalten oder Regenrückhaltebecken gebaut werden. Unsere Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) hat dazu viele Projekte und Programme – zum Beispiel zum Hochwasserschutz – angestoßen und auch Vorschläge für mehr Klimaschutz gemacht.

Vor allem in Überschwemmungsgebieten innerhalb von Ortschaften ist das Bauen nur in Ausnahmefällen zulässig. Hierfür haben wir ein Gesetz beschlossen, damit Bauvorhaben die Hochwasserschutzbelange vor Ort und in den Nachbargemeinden besonders berücksichtigen. Auch für andere Hochwasser-Risikogebiete gelten seitdem strengere Auflagen an eine hochwassersichere Bauweise.”

CSU

“Klimaschutz ist präventiver Hochwasserschutz: Bayern hat sich daher das ambitionierte Ziel gesetzt, bereits im Jahr 2040 klimaneutral zu sein. Wir wollen im Freistaat insgesamt 22 Milliarden Euro investieren, um diese Vorgabe zu erreichen. Auf Bundesebene setzen wir uns mit Blick auf den Klimawandel beispielsweise für einen schnelleren Ausstieg auf der Kohleverstromung bis 2030 oder für eine Solarpflicht auf allen Neubauten ein.

Trotz aller Klimaschutz-Anstrengungen müssen wir uns aber an die bereits eingesetzten Klimaveränderungen anpassen: Dazu gehört, sich auf häufigere Extremwetter-Ereignisse vorzubereiten. Um Hochwasser-Katastrophen zu verhindern, setzen wir uns für den naturnahen Binnen- und Außendeichbau ein und wollen Anreize für die Renaturierung von Bächen und Auen setzen. Retentionsflächen wollen wir erhalten, und auch der Bau von Flutpoldern ist ein wichtiger Bestandteil der Sicherheitsvorkehrungen.

Beim Schutz vor Hochwasser dürfen wir den Blick aber nicht nur auf die großen Gewässer lenken, jeder kleine Bach kann sich innerhalb weniger Minuten in einen reißenden Strom verwandeln, wie sich zuletzt auf dramatische Weise gezeigt hat. Daher müssen wir die Gefahrenlage in jeder einzelnen Kommune genau überprüfen. Fördermittel zum Hochwasserschutz stehen in ausreichender Höhe zur Verfügung, sie werden bisher aber nur zögernd abgerufen. Mit einem verpflichtenden Hochwasser-TÜV wollen wir in Bayern dafür sorgen, dass die Gelder künftig schneller für geeignete Maßnahmen verwendet werden. Unabhängige Experten sollen die Gefahrenlage für Hochwasser in jeder Kommune in einem Praxis-Check bewerten und Empfehlungen zum Hochwasserschutz abgeben. Hochwasserschutz ist die beste Form der Klimaanpassung.”

FDP

“Wir Freien Demokraten wollen einen handlungsfähigen Staat. Dazu gehört, dass der Staat seine Bürgerinnen und Bürger auch im Katastrophenfall bestmöglich schützt. Wir streben auch hier eine umfassende Modernisierung unseres Landes an. Um die Menschen künftig besser vor Hochwasser-Katastrophen zu schützen, wollen wir ein niedrigschwelliges und digitales Frühwarnsystem aufbauen. Mit der Mobilfunk-Infrastruktur sind Warnungen per SMS auf jedes Handy in einem Gefahrenbereich leicht umsetzbar. Aktuell behindert die geltende Rechtslage diesen Cell-Broadcast, der in anderen Ländern längst üblich ist. Das wollen wir ändern.

Für den Fall, dass Strom und Mobilfunk ausfallen, müssen weitere Kommunikationsmittel wie Sirenen und Lautsprecher zur Verfügung stehen. Zudem wollen wir das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) ausbauen und so die Zusammenarbeit zwischen Bund, Ländern und Kommunen optimieren. Wir wollen darüber hinaus klären, ob und wie die Meldungen des EU-Flutwarnsystems früher an die Menschen hätten gelangen können. In unserem Wahlprogramm fordern wir mehr Mittel und eine bessere Ausrüstung der Bundeswehr. Die aktuelle Katastrophe zeigt, wie wichtig der Einsatz unserer Soldatinnen und Soldaten auch bei nationalen Katastrophenfällen ist. Ganz grundsätzlich wollen wir Investitionen in die Kernfunktionen unseres Staates stärken.”

Die Linke

“Regen fällt vom Himmel. Aber dass sich schwere Unwetter häufen, hat seine Ursache im menschengemachten Klimawandel. Hitzerekorde, Waldbrände, Starkregen und Überschwemmungen – all diese Phänomene nehmen zu und gefährden das Leben und die Existenz von Menschen.  Den Klimawandel aufzuhalten, ist daher eine Überlebensfrage der Menschheit. Wir dürfen beim Klimaschutz nicht länger auf kurzfristige Interessen der Wirtschaft Rücksicht nehmen, angesichts der dramatischen Folgen. Wir müssen viel schneller weg von Kohle und Öl. Energie, Verkehr und Wohnen müssen so umgebaut werden, dass sie nicht länger schädlich fürs Klima sind.

Diese dringend notwendigen Maßnahmen, auch wenn sie sofort und konsequent umgesetzt werden, können die Klimaerwärmung nur begrenzen. Deshalb müssen wir auch Vorkehrungen treffen, um Städte und Gemeinden auf Extremwetter-Phänomene wie Hitzesommer, Stürme und Hochwasser-Katastrophen vorzubereiten, bestmöglich vorherzusagen und abzumildern.

Maßnahmen wie Bodenentsiegelung, Renaturierung, Begrünung von Stadtgebieten sind wesentliche Bausteine, um auf die Herausforderungen vorbereitet zu sein. Dazu gehört auch festzustellen, welche Gebiete noch als sicheres Bauland gelten und wo zum Beispiel potentielle Überflutungsgebiete liegen. Die Klimafolgenforschung leistet hier seit vielen Jahren wichtige Arbeit, und ihre Erkenntnisse müssen endlich politisch ernst genommen und umgesetzt werden.

Notwendig ist auch, den Katastrophenschutz zu stärken, allem voran die Warnung und die Evakuierung der Bevölkerung. Hier gibt es offensichtlich bislang große Defizite, die in der aktuellen Flutkatastrophe vielen Menschen das Leben gekostet haben.

Allen sollte klar sein, dass wir nach dieser Katastrophe nicht einfach zur Tagesordnung übergehen dürfen.”

Bündnis 90/Die Grünen

“Die Wassermassen kosteten viele Menschen das Leben, rissen Existenzen davon und zerstörten Heimat – die aktuelle Flutkatastrophe lässt uns alle tief betroffen zurück, und unsere Anteilnahme und Solidarität gilt denen, die ihre Angehörigen verloren haben und vor dem Nichts stehen. Unser Dank und unsere Anerkennung geht an die vielen haupt- und ehrenamtlichen Helfer*innen, die unermüdlich retten und räumen. Wir müssen jetzt zunächst dafür sorgen, dass Hilfen schnell und unkompliziert bei den Menschen vor Ort ankommen.

Die Flutkatastrophe führt uns schmerzlich vor Augen, dass die Klimaerhitzung nicht nur auf weit entfernten Pazifikinseln zur Bedrohung wird, sondern auch bei uns in Deutschland spürbare Folgen hat. Dagegen müssen wir uns dringend besser wappnen. Wir Grüne fordern deshalb, Katastrophenschutz und Wettervorhersagen stärker zu verzahnen und eine zentrale Koordinationsstelle beim Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe zu schaffen, die in unübersichtlichen Lagen die Hilfen koordiniert. Auch gilt es, die Menschen besser zu warnen, vorzugsweise auf mehreren Wegen wie Cell-Broadcasting, Warn-Apps oder die klassische Sirene. Außerdem müssen Hochwasserrisiken insgesamt neu bewertet und die Bevölkerung regelmäßig über geeignete Schutzmaßnahmen informiert werden.

Die beste Vorsorge gegen Hochwasser ist es, das Wasser ‘in der Landschaft’ zu halten, damit sich Starkregen gar nicht erst zu solchen Wassermassen auftürmen kann. Das gelingt, indem wir unter anderem neue Überflutungsgebiete schaffen, Flächen entsiegeln, die Kommunen zu klimafesten Schwammstädten umbauen und die Fließgeschwindigkeit durch natürliche Hindernisse im Flusslauf reduzieren. Ergänzend dazu müssen wir auch auf technischen Hochwasserschutz setzen, wie etwa Rückhaltebecken, mobile Hochwasserwände sowie die Ertüchtigung von Wällen und Deichen.

All diese Maßnahmen bekämpfen lediglich die Symptome der Klimaerhitzung, doch selbstverständlich müssen wir auch an die Ursachen ran: Deshalb pochen wir Grünen vehement darauf, das Klimaabkommen von Paris umzusetzen. Wir wollen die Wirtschaft ökologisch modernisieren, schnell aus der Kohle aussteigen, klimaschädliche Subventionen abbauen und einen höheren CO2-Preis bei gleichzeitiger sozialer Entlastung von Kleinverdiener*innen und Familien einführen.”

29. Juli 2021 – Erdüberlastungstag — Übersicht (Für Deutschland bereits am 05. Mai 2021)

Earth Overshoot Day 2019: Ressourcen verbraucht in Deutschland

Eine kleine Auswahl an Presse-Berichten zum Weltüberlastungstag (wird kontinuierlich fortgeschrieben) :

Hintergrund :

Presse Berichte

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(Hinweise zu weiteren wichtigen Beiträgen bitte an
boklima (at) boklima (dot) de )

Klimaschutz: Autarkes Wohnen im Wasserstoff-Haus

(25.07.21 , aus capital ) , Original : hier

Wasserstoff ist mittlerweile auch im Eigenheim angekommen. Dank einer Kombination aus Solarenergie und Wasserstoff können Verbraucher vollständig autark und klimaneutral wohnen – doch dafür müssen sie derzeit noch tief in die Tasche greifen von Marilena Piesker 25. Juli 2021

Hausbesitzer könnten in Deutschland künftig völlig autark leben: Denn dank Wasserstoff lassen sich Strom und Wärme einfach zu Hause produzieren. Das Prinzip dahinter ist simpel: Solarmodule auf dem Dach sammeln Sonnenenergie, die sich mittels Elektrolyse in Wasserstoff umwandeln lässt. Eine Brennstoffzelle im Keller des Hauses macht aus dem Wasserstoff Strom und speist ihn ins Haus ein.

Energie, die nicht genutzt wird, verbleibt in einem Speicher. Bei dem Prozess entsteht zusätzlich Wärme, die Hausbesitzer zum Heizen verwenden können. Das Neue daran: Weil der selbstproduzierte Solarstrom den Wasserstoff generiert, sind Strom und Heizung klimaneutral – sie verursachen also keine CO2-Emissionen mehr.

Verbraucher, die Elektrizität und Wärme mit Wasserstoff erzeugen, sparen nicht nur Strom- und Heizkosten, sondern schonen zugleich auch die Umwelt. Dennoch setzen in Deutschland immer noch die wenigsten Hausbesitzer auf diese Technologie. Der Grund: Wer mit Hilfe von Wasserstoff autark leben will, muss derzeit noch viel Geld in die Hand nehmen. Oft rechnet sich die Investition erst nach einigen Jahren und längst nicht jeder Wasserstoff ist auch klimaneutral.

Nutzung von Brennstoffzellen-Heizungen

Eine Möglichkeit, Wasserstoff zu Hause zu nutzen, besteht in der Installation von Brennstoffzellen-Heizungen. Die Nachfrage danach ist groß, wie eine Umfrage des Portals Hausfrage.net zeigt: Demnach möchten rund 31 Prozent der deutschen Verbraucher in Zukunft auf eine Brennstoffzellen-Heizung umsteigen.

ImmobilienSo rentiert sich die Solaranlage auf dem DachViele Hausbesitzer hätten gern eine Solaranlage auf dem Haus, scheuen aber die Kosten. Dabei sind Solarmodule inzwischen nicht nur effizienter, sondern auch deutlich günstiger als früher. Welche Renditen möglich sind und worauf Eigentümer achten sollten

Zwar funktionieren die meisten Brennstoffzellen-Heizungen ähnlich wie eine klassische Gasheizung mit Erdgas. Allerdings verbrennen sie dieses Gas nicht, sondern erzeugen Wärme und sogar Strom stattdessen mittels einer chemischen Reaktion: Aus dem Erdgas wird zunächst Wasserstoff gewonnen, der dann mit dem Sauerstoff aus der Umgebung reagiert.

Brennstoffzellen sind im Vergleich zu anderen Heizsystemen sehr effektiv. Laut einer Studie der deutschen Gaswirtschaft lassen sich mit dieser Technologie im Schnitt bis zu 66 Prozent an Energiekosten einsparen im Vergleich zu einer klassischen Gasheizung.

Ein weiterer Vorteil: Brennstoffzellen-Heizungen sind relativ emissionsarm. Im Schnitt verbrauchen sie 69 Prozent weniger CO2 als ein klassischer Gas-Heizkessel. Da die Brennstoffzelle Wasserstoff aus fossilem Erdgas gewinnt, ist diese Form des Heizens allerdings nicht klimaneutral. Diese Form des Wasserstoffs bezeichnet man auch blauen Wasserstoff.

Anmerkung BoKima :

Zitat:
Von der staatlichen Förderbank KfW können Interessenten zurzeit einen Zuschuss von bis zu 10.000 Euro für ein Brennstoffzellen-Heizung bekommen, und sogar bis zu 15.000 Euro für die Installation des regenerativen Picea-Systems.

Die Förderung der Brennstoffzellenheizung auf Basis von Erdgas ist klimaschädigend und müsste sofort eingestellt werden.

Einsatz von Photovoltaik

Wasserstoff lässt sich aber auch aus regenerativen Energien wie Photovoltaik gewinnen. Diese Variante wird als sogenannter grüner Wasserstoff bezeichnet.  Das Besondere daran: Wenn Solarenergie in Wasserstoff umgewandelt wird, lässt er sich speichern. Dieser Vorgang macht den Solarstrom sogar im Winter nutzbar, weil sich der überschüssige Wasserstoff in einem Tank speichern lässt.

Deutschlandweit ist bisher allerdings nur ein Anbieter dieser regenerativen Technik bekannt. Das Berliner Start-up Home Power Solutions (HPS) hat mit Picea einen Speicher entwickelt, der Hausbesitzern das gesamte Jahr über eine vollständig CO2-freie Energieversorgung garantieren soll.

Preis schreckt viele ab

Doch so romantisch das autarke Leben auch klingt und so wichtig die Umstellung auf Wasserstoff für den Klimawandel langfristig ist – sie hat für Verbraucher auch ihren Preis und der schreckt viele ab. Egal ob Eigenheimbesitzer auf die Brennstoffzellen-Heizung mittels Erdgas oder regenerativer Energien umsteigen wollen – die Anschaffung ist in jedem Fall teuer und amortisiert sich erst nach vielen Jahren.

Dabei müssen Verbraucher, die klimaneutral heizen wollen, nochmal deutlich tiefer in die Tasche greifen: Während Eigenheimbesitzer für eine Brennstoffzellen-Heizung mit Erdgas durchschnittlich 30.000 Euro an Anschaffungskosten hinlegen müssen, kostete das regenerative System Picea im Schnitt zwischen 70.000 und 100.000 Euro. Käufer sparen zwar erheblich an Energiekosten ein, trotzdem amortisiert sich die Anschaffung einer Brennstoffzellen-Heizung erst nach knapp 15 Jahren, die von Picea sogar erst nach 26 Jahren.



Tip von Ingo

Deutschland 2050 – Wie der Klimawandel unser Leben verändern wird (WDR5-Quarks, Gespräch mit dem Autor)

Aprikosen aus Hamburg, Kühlräume für Berlin und Hochleistungskühe im Hitzestress.

(25.07.21, WDR5-Quarks) Ab Minute 15:15
Gespräch mit Nick Reimer

  • (31:25′) Wir müssten unsere Lebensweise ändern – wer will das
  • (33:10′) grönländisches Eisschild taut nach unten , es kann nicht mehr aufgehalten werden
  • (33:41′) Wenn der abschmilst dann steigt der Meeresspiegel um 7m – Emden liegt auf 1m.
  • (33:58′) (Alle Eisschilde schmelzen) — Düsseldorf wäre dann weg


Spätestens die Hitzesommer 2018 und 2019 sowie die auch 2020 anhaltende Trockenheit haben es deutlich gemacht:

Der menschengemachte Klimawandel ist keine Bedrohung für die ferne Zukunft ferner Länder, der Klimawandel findet statt – hier und jetzt. Doch welche konkreten Auswirkungen wird er auf unser aller Leben in Deutschland haben? Selbst wenn es Deutschland und der Welt gelingen sollte, den Ausstoß von Treibhausgasen in den nächsten Jahrzehnten drastisch zu reduzieren – bereits jetzt steht fest: Das Klima in Deutschland verändert sich.

Im Jahr 2050 wird es bei uns im Durchschnitt mindestens zwei Grad Celsius wärmer sein. Was sind die praktischen Konsequenzen dieses Temperaturanstiegs? Wie wird unser Leben in Deutschland in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts konkret aussehen, wenn es immer heißer, trockener und stürmischer wird? Welche Anpassungen werden nötig und möglich sein? In ihrem neuen Buch geben die Autoren Nick Reimer und Toralf Staud konkrete Antworten auf die Frage, wie der Klimawandel uns in Deutschland treffen wird. Auf Grundlage wissenschaftlicher Erkenntnisse aus zahlreichen Forschungsfeldern schildern sie, wie wir in dreißig Jahren arbeiten, essen, wirtschaften und Urlaub machen. Welche neuen Krankheiten uns zu schaffen machen. Wie sich unsere Landschaft, unsere Wälder, unsere Städte verändern.

Entstanden ist eine aufrüttelnde Zeitreise in die Zukunft: Selbst wenn wir den Klimawandel noch bremsen können, wird sich unser Land tiefgreifend verändern. Ohne verstärkten Klimaschutz jedoch wird Deutschland 2050 nicht wiederzuerkennen sein


„Deutschland 2050. Wie der Klimawandel unser Leben verändern wird“- Es wird bald sehr ungemütlich

(22.06.21) Besprechung bei Deutschlandfunk Kultur , Original : hier (Von Günther Wessel)

Das Wasser wird knapp, Schienen verbiegen sich und es wird Kälteräume brauchen. In knapp 30 Jahren wird sich vieles in Deutschland wegen des Klimawandels ändern. Was genau, das beschreiben Nick Reimer und Toralf Staud erschreckend realistisch.

Die beiden Journalisten Nick Reimer und Toralf Staud haben für ihr Buch „Deutschland 2050. Wie der Klimawandel unser Leben verändern wird“ mit zahlreichen Wissenschaftler*innen gesprochen, unter anderem mit denen vom Deutschen Wetterdienst. Deren Prognose: 2050 wird es in Deutschland zwischen 1,9 bis 2,3 Grad Celsius wärmer sein als 1881, egal was wir tun. Denn die CO2-Mengen, die dann das Klima bestimmen werden, sind schon längst in die Atmosphäre emittiert.

Detailliert bröseln Reimer und Staud auf, was zwei Grad Erwärmung für uns Menschen konkret bedeutet: Das Leben in Deutschland wird ungemütlich.

Gab es beispielsweise im Südwesten von 1971 bis 2000 im Schnitt an 30 Tagen Temperaturen von über 25 Grad Celsius, werden es Mitte des Jahrhunderts bis zu 80 Tage sein – bei Spitzenwerten von 45 Grad. In Stuttgart wird es an 70 Tagen heißer als 30 Grad Celsius sein. In Hamburg herrscht dann ein Klima wie heute in Pamplona, in Berlin wie in Toulouse.

Kälteräume, Überschwemmungen, veränderte Landwirtschaft

Städte werden Kälteräume einrichten müssen und Altenheime müssen dauerhaft klimatisiert sein.

Außerdem wird es im Winter mehr, im Sommer weniger regnen und wenn, dann mehr als Starkregen mit Überschwemmungen. Trotzdem nimmt die Trockenheit zu, da der ausgedörrte Boden das Wasser nicht aufnehmen kann. Der sinkende Grundwasserpegel gefährdet die Wasserversorgung, und Konflikte um Wassernutzung sind programmiert.

Kaum eine Folge der Erwärmung bleibt so unerwähnt und genau das macht dieses Buch so lesenswert. Alles ist nachvollziehbar beschrieben. Denn Reimer und Staud haben fleißig die Ergebnisse verschiedener Studien zusammengetragen. Nichts dabei ist Kaffeesatzleserei, alles ist wissenschaftlich fundiert und abgesichert.

Leider, muss man sagen, denn die Befunde sind bedrohlich: So sind von den in Deutschland vorkommenden 71.900 Tier- und Pflanzenarten 30 Prozent durch den Klimawandel bedroht.

Zahlreiche einheimische Tiere sind bedroht

Die Brockenanemone wird ganz sicher aussterben. Das Hahnenfußgewächs gedeiht nur noch auf dem höchsten Gipfel des Harzes, denn es braucht bestimmte niedrige Temperaturen, aber die wird es in ein paar Jahren auf dem Brocken nicht mehr regelmäßig geben.

Oder der Moselapollofalter: Diese Schmetterlingsart kommt weltweit nur an der Mosel vor, wo sich die Raupen von der weißen Fetthenne ernähren. Normalerweise schlüpften die Raupen erst im April, jetzt aber wegen des fehlenden Frostes immer früher, und finden dann kein Futter, weil die Fetthenne noch nicht herangewachsen ist. Selbst Igel und Kuckuck werden 2050 bedroht sein.

Dafür wird es mehr asiatische Tigermücken geben, die das Denguefieber verbreiten können. Die Mückenart wurde 2007 erstmals im Südwesten Deutschlands nachgewiesen und wird sich bis 2050 im ganzen Land verbreitet haben.

Beeindruckende Lektüre

Den beiden Autoren ist ein beeindruckendes und irritierendes Buch gelungen. Beeindruckend ob der Faktenfülle und der Anschaulichkeit, irritierend, weil der Klimawandel, die Klimakrise so nahe rückt. Das Fazit: Alles wird sich ändern, wenn wir nichts ändern.

Nick Reimer/Toralf Staud: „Deutschland 2050. Wie der Klimawandel unser Leben verändern wird“
Kiepenheuer & Witsch 2021
388 Seiten, 18 Euro

Was wir endlich über die Klimakrise begreifen müssen, um uns zu schützen

(22.07.21) , vice.com , Original : hier

Die Wissenschaft warnt seit Jahren davor, dass die globale Erwärmung unsere Lebensgrundlagen zerstört. Wir können es uns nicht mehr leisten, wegzuhören.

Die Hochwasserkatastrophe der vergangenen Tage hat eins schlagartig klar gemacht: Niemand ist sicher in der Klimakrise. In Deutschland, Belgien, den Niederlanden und Österreich haben Starkregen verheerende Schäden angerichtet und allein in Deutschland mindestens 170 Menschen getötet. Wenn jetzt diskutiert wird, ob diese Ereignisse in Zusammenhang mit der Erderhitzung stehen, zeigt das vor allem eins: Die Klimakrise ist gesellschaftlich, politisch und medial noch nicht begriffen.

Denn selbst wenn die sogenannte Attributionsforschung, die Zusammenhänge zwischen Klima und Extremwetter ergründet, in den kommenden Wochen feststellen sollte, dass die Flutkatastrophe nur zu einem geringeren Teil von der globalen Erwärmung verstärkt wurde, so ist doch völlig klar, dass Extremwetterereignisse wie Starkregen und Hitzewellen zunehmen und immer öfter verheerende Schäden anrichten werden. Genau davor warnt die Klimawissenschaft seit Jahrzehnten.

Fünf Dinge, die wir jetzt verstehen müssen, um uns noch effektiv zu schützen: 



1. 1,5 Grad sind nichts Gutes

Im Pariser Klimaabkommen haben sich die Regierungen dieser Welt 2015 darauf geeinigt, die globale Erwärmung auf “deutlich unter 2 Grad” im Vergleich zu vor der Industrialisierung zu begrenzen – möglichst sogar unter 1,5 Grad. Wenn man sich anschaut, wie wenig sich Politikerinnen und Politiker anstrengen, diese Limits einzuhalten, kann man den Eindruck gewinnen, sie seien willkürlich gesetzt, sie zu überschreiten sei nichts Schlimmes.

Das heißt: 1,5 Grad bedeuten nicht, dass wir sicher sind. Schon sie verursachen auch in Deutschland extreme Veränderungen. Spätestens 2050 werden etwa Dachgeschosswohnungen wegen der Hitze im Sommer wochenlang nur noch schwer bewohnbar sein. Schon in den vergangenen Jahren mussten bei Niedrigwasser in Flüssen regelmäßig Industrieanlagen und Kraftwerke abgeschaltet werden, weil nicht genug Wasser da war, um sie zu kühlen. 

1,5 Grad Erderhitzung sind ein Kompromiss. Ein Level, von dem die Wissenschaft sagt, wir könnten noch vergleichsweise gut mit den immer größer werdenden Risiken leben. Je wärmer es wird, desto mehr steigen die Gefahren, dass Zuhause zerstört werden, Menschenleben gefährdet und Krankheiten sich ausbreiten, dass Ernteausfälle und Trinkwasserknappheit zu Hungersnöten und im schlimmsten Fall auch internationalen Konflikten führen.

Zusammenbruch der Zivilisation in 30 Jahren: Neue Forschung bestätigt MIT-Studie von 1972

Die meisten dieser Risiken wachsen graduell. Im Klimasystem gibt es aber auch sogenannte Kippelemente, “kritische Schwellenwerte, bei deren Überschreiten es zu starken und teils unaufhaltsamen und unumkehrbaren Veränderungen kommt”, wie das Potsdamer Institut für Klimafolgenforschung (PIK) erklärt. Das Abschmelzen des Grönländischen Eisschildes etwa wird einen Meeresspiegelanstieg von etwa sieben Metern nach sich ziehen. Die Kippelemente reagieren Untersuchungen zufolge oft lange Zeit nur wenig auf den Klimastress, aber wenn die Belastung dann nur ein wenig zunimmt, kippen sie um.

Derzeit steuern wir noch immer auf eine Erderhitzung von bis zu 4 Grad bis 2100 zu. Das würde ein komplett andere Welt bedeuten, von der fraglich ist, wie unsere heutigen Zivilisationen darin funktionieren sollen. 2100 ist in 80 Jahren. Heutige Kindergartenkinder würden das erleben.

2. Wir haben nur noch wenig Zeit

Um 1,5 Grad noch zu halten, sind die Jahre bis 2030 entscheidend. Global müssen in dieser Zeit die Treibhausgasemissionen, die die Erderhitzung vorantreiben, im Vergleich zu 1990 halbiert werden. Deutschland und die EU haben jedoch schon einen großen Teil ihres CO2-Budgets aufgebraucht und müssen ihre Emissionen daher sehr viel schneller reduzieren. Zudem trägt Deutschland eine besondere Verantwortung, weil es historisch zu den größten Emittenten überhaupt zählt.

Selbst wenn man diesen Aspekt der globalen Gerechtigkeit außen vor lässt, bedeutet das, dass Regierungen in den kommenden fünf Jahren bereits weitreichende Maßnahmen umsetzen (!) müssen, um Emissionen einzusparen. Denn entscheidend ist nicht, wann wir aufhören, Treibhausgase auszustoßen, sondern wie viel wir bis dahin in die Luft geblasen haben. Stattdessen steigen die Emissionen aller Voraussicht nach weiter – nach einem kurzen Einbruch 2020 aufgrund der Corona-Pandemie.

3. Es braucht große, strukturelle Veränderungen

Im deutschen Bundeswahlkampf wurde in den vergangenen Wochen leidenschaftlich über die Erhöhung des Benzinpreises gestritten, über die Streichung von Kurzstreckenflügen und – mal wieder – die Einführung eines Tempolimits. 

Schon diese Vorschläge stießen auf massiven Widerstand, dabei sind sie nicht annähernd ausreichend, um uns auf unserem Planeten irgendwo in der Nähe lebenswerter Zustände zu halten.  Politik

So müsste sich Deutschland umkrempeln, um die Pariser Klimaziele zu erreichen

(Theresa Locker13.10.20)

Um unsere Lebensgrundlagen zu schützen, müssen wir nicht nur Emissionen einsparen, sondern komplett aufhören, zusätzliche auszustoßen. So schnell wie möglich, in jedem Land, in jedem möglichen Sektor. Die Zeit zu diskutieren, wer anfangen soll, ist seit mindestens 15 Jahren vorbei.

Das zeigt auch der Climate Action Tracker, eine unabhängige wissenschaftliche Analyse, die Regierungspläne mit den Pariser Klimazielen abgleicht. Demzufolge muss Deutschland bis 2030 unter anderem aus der Kohle aussteigen, mindestens 90 Prozent seines Stroms aus erneuerbaren Quellen beziehen und den Anteil der zugelassen E-Autos auf wenigstens 95 Prozent erhöhen, um seinen fairen Anteil zum 1,5-Grad-Ziel zu leisten.

Was es braucht, sind ernsthafte und tiefgreifende Veränderungen in allen möglichen Bereichen: Verkehr, Ernährung, Landwirtschaft, Bauen, Heizen, Energie.

Klingt radikal? Ist es auch. Dass dies nötig ist, ist der konservativen Politik der vergangenen Jahre und Jahrzehnte zu verdanken, die die nötigen Maßnahmen verschleppt und aktiv verhindert hat.

4. Die aktuellen Pläne der Politik reichen nicht ansatzweise aus

Obwohl aus wissenschaftlicher Sicht seit Langem klar ist, dass immer mehr und heftigere Extremwetterereignisse auf uns zukommen, sind wir in Deutschland bisher nicht ausreichend aufgestellt, was etwa Warnsysteme und Hochwasserschutz angeht. Das hat die Flutkatastrophe klargemacht. So gibt es derzeit kein flächendeckendes Netz von Sirenen und keine Warn-SMS, wie sie in anderen Ländern bereits genutzt werden. Konzepte gegen Hochwasser wie sogenannte Schwammstädte, Überlaufflächen und ein Stopp der Flächenversiegelung werden bisher zu wenig umgesetzt

Gleichzeitig tut bisher kein einziges industrialisiertes Land genug, um eine dramatische und gefährliche Erderhitzung abzuwenden. 

Auch das nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichtes überarbeitete deutsche Klimaschutzgesetz ist nicht mit dem 1,5-Grad-Limit vereinbar. Die kommende Bundesregierung ist die letzte, die Deutschland noch auf einen 1,5-Grad-Pfad bringen kann. Außer der AfD haben sich alle Parteien im Bundestag in den vergangenen Wochen vollmundig dazu bekannt. Aber nicht eine von ihnen hat bisher einen ausreichenden Plan dafür. Menschen

Klimakrise: Fotos aus einem schrumpfenden Inuit-Dorf

Théo Giacometti1.3.21

CDU, SPD und FDP setzen in ihren vorläufigen Wahlprogrammen auf noch nicht in großem Maßstab einsatzfähige Zukunftstechnologien wie Wasserstoff und bleiben so unkonkret, dass es extrem fraglich ist, ob sie das Problem ansatzweise verstanden haben. Am nächsten dran sind die Grünen und die Linken. Es mag kritisiert werden, dass deren Vorstöße gesellschaftlich schwer umsetzbar erscheinen. Sie orientieren sich in vielen Punkten aber einfach an dem, was aus wissenschaftlicher Sicht notwendig ist. 

Ähnlich sieht es auf EU-Ebene aus: Die neuen Klimaziele der EU-Kommission, genannt “Fit For 55”, sind historisch, keine Frage. Keine Kommission davor hat derartig weitreichende Pläne für den Klimaschutz vorgelegt – und es mag politisch nicht einfach gewesen sein, das überhaupt so durchzukriegen. Die Vorhaben wirken allerdings nur deswegen ambitioniert, weil bisher nichts ansatzweise ausreichendes geschehen ist. Laut Climate Action Tracker landen wir damit weiterhin bei 2 bis 3 Grad Erderhitzung.

Das Problem: Keine der angestrebten Maßnahmen wird morgen umgesetzt. Und die jetzt schon unzureichenden Vorstöße werden in den Mühlen der EU-Politik in den kommenden zwei Jahren weiter zermahlen und ausgefasert. Selbst an und für sich sinnvolle Maßnahmen (Kerosinsteuer, Emissionshandel für Industrie) greifen erst nach 2030 voll. Dabei hatte das EU-Parlament einen wirklich guten Plan vorgelegt. Der hätte zwar noch immer nicht für 1,5 Grad gereicht, wäre aber sehr viel näher dran gewesen. Und jedes Zehntel Grad zählt, um möglichst viel Schaden abzuwenden. 

Nicht mal auf ein Ende der fossilen Subventionen konnte sich die Kommission verständigen. Laut einer Recherche von Investigate Europe befeuern die EU-Regierungen (inklusive Norwegen, Schweiz und Großbritannien) die Klimakrise jedes Jahr mit Steuergeldern in Höhe von 137 Milliarden Euro. Allen voran Deutschland, das fossile Brennstoffe jährlich mit 37 Milliarden Euro fördert.  

Und bevor jetzt wieder jemand sagt, allein könnten Deutschland und die EU das Klima nicht retten: natürlich nicht. Das entlässt sie allerdings nicht aus der Verantwortung, ihren Anteil zu leisten. Zudem haben sie eine Vorbildfunktion: Die EU ist der größte Binnenmarkt, Deutschland der größte Verschmutzer der EU. Wenn beide endlich angemessen aktiv werden, könnte das international ähnlich stark ausstrahlen wie die Initiativen der USA seit dem Amtsantritt von Joe Biden. 

5. All das müssen auch die großen Medien begreifen 

Noch immer behandeln viele große Redaktionen Klima wie ein Thema unter vielen. Längst nicht alle Journalistinnen und Journalisten scheinen mitbekommen zu haben, dass sich der Klimawandel in den vergangenen Jahrzehnten des Nichtstuns zu einer lebensbedrohenden Klimakrise ausgewachsen hat, die schon heute viele Bereiche unseres Lebens betrifft.

Damit dies einer breiteren Öffentlichkeit – und vor allem Verantwortlichen in der Politik – stärker bewusst wird, spielt die mediale Berichterstattung eine zentrale Rolle. Angesichts dessen wie akut die Klimakrise ist und wie wenig Zeit bleibt, dramatische, irreparable Schäden abzuwenden, gehört die Klimakrise auf die Titelseiten und in die Hauptnachrichten. Und das nicht nur, wenn gerade eine extreme Katastrophe diese Bedrohung sichtbar macht.

Warum sie dort so selten zu finden ist? Weil die globale psychologische Verdrängung der Klimakrise auch vor Journalistinnen und Journalisten nicht halt macht. Und weil Lobbygruppen mit viel Zeit, Geld und Aufwand seit Jahrzehnten genau daran arbeiten. Sie streuen Zweifel an wissenschaftlich gesicherten Erkenntnissen und sind dabei erwiesenermaßen verdammt erfolgreich.Tech

Die 8 größten Mythen zum Klimawandel und was die Wissenschaft dazu sagt

Enno Park9.8.18

Was es jetzt braucht, sind erstens Bigger-Picture-Beiträge, die einer größeren Öffentlichkeit erklären, was die Klimakrise schon heute für ihr Leben bedeutet und welche Gefahren eine weitere Erhitzung des Planeten allein auf 1,5 Grad mit sich birgt. Schon heute gibt es immer wieder gute Berichte, die einzelne lokale Entwicklungen in der Klimakrise aufzeigen: das massive Waldsterben in Deutschland, die Dürren und Ernteausfälle der vergangenen drei Jahre, austrocknende Seen in Brandenburg, Niedrigwasser in Elbe und Rhein, die Zunahme von Allergien oder die Ausweitung sogenannter Todeszonen in Nord- und Ostsee, in denen nichts mehr lebt außer Bakterien. Wo bleiben die Dossiers, Titelthemen und Dokumentationen, die das prominent zusammendenken? 

Zweitens müssen vor allem Politik- und Wirtschaftsjournalistinnen und -journalisten sich mehr mit den Grundlagen der Klimakrise vertraut machen, um sie bei allen entsprechenden Punkten mitdenken zu können. Politische Vorstöße und Entscheidungen müssen konsequent mit der Wissenschaft abgeglichen werden. Wie groß die Lücke zwischen dem Nötigen und dem Angebotenen ist, muss klarer werden.

Zentral hierbei ist: Wer anfängt, sich ausführlicher mit den Fakten zur Klimakrise zu beschäftigen, ist schnell erschlagen und überwältigt vom Ausmaß und der Wucht der Krise. Und ja, die Situation ist ernst, sehr sogar. Die gute Nachricht ist: Seit Jahrzehnten beschäftigen sich Tausende von Menschen damit, wie man diese Krise lösen kann. Die Mittel und Technologien, um eine Eskalation der Klimakrise zu stoppen, stehen bereit. Realistische Lösungswege aufzuzeigen, ist daher neben der verständlichen Vermittlung der Probleme eine der wichtigsten Aufgaben des Journalismus. 

Denn auch wenn wir nicht mehr alles retten können: Wir können noch immer viel Wertvolles bewahren – und Gutes gewinnen. Um nur ein Beispiel zu nennen: Autofreie Innenstädte etwa sparen nicht nur Emissionen, sie sind auch sicherer, leiser, sauberer und damit gesünder und lebenswerter.

Die nötigen grundlegenden Veränderungen sind möglich. Auch, noch immer, zum Besseren.


Tip von Ingo

Düstere Aussichten? Wie der Klimawandel Deutschland verändern könnte

(21.07.21, heise.de ) , Original : hier

Spätestens 2050 will die EU klimaneutral sein. Dürre und Dauerregen bleiben Deutschland bis dahin trotzdem nicht erspart. Im Gegenteil.

Die Hochwasserkatastrophe in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz hat neuen Druck im Kampf gegen den menschengemachten Klimawandel erzeugt. Kurz zuvor hatte das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) im Auftrag der Deutschen Bahn eine Analyse zu klimatischen Veränderungen in der Bundesrepublik vorgelegt. Demnach wird es hierzulande etwa bis 2060 deutlich mehr Hitzetage und weniger harte Winter geben. Innerhalb der EU ist man sich weitgehend einig, dass man bis zum Jahr 2050 klimaneutral sein will. Die Folgen des Klimawandels aufhalten wird man damit laut Experten nicht – höchstens abmildern. Wie es in Deutschland bis dahin aussehen könnte, zeigen Klimaforscher und andere Fachleute.

HITZE: Dass lang anhaltende hohe Temperaturen mit dem menschengemachten Klimawandel verbunden sind, daran gibt es in der Fachwelt kaum Zweifel. Für die Zukunft wird das die Menschen vor große Herausforderungen stellen, wie Daniela Jacob betont. Sie ist Meteorologin und Direktorin des German Institute for Climate Services (Gerics) in Hamburg. “Um 2050 müssen wir damit rechnen, dass die Sommermonate deutlich heißer und trockener sind”, so Jacob. Etwa für den Oberrheingraben bei Karlsruhe lasse sich schon heute projizieren, dass sich dort bis zur Mitte des Jahrhunderts die Zahl der heißen Tage (Tagesmaximum der Temperatur über 30 Grad Celsius) im Vergleich zum Zeitraum von 1970 bis 2000 circa verdoppeln werde.

GESUNDHEIT: Entgegen der Vorstellung von strahlendem Sonnenschein und Urlaubsatmosphäre kann “warmes Wetter” sehr schlecht für unsere Gesundheit sein. “Wenn die Temperatur auch nachts nicht unter 20 Grad fällt, bedeutet das, dass wir uns nicht richtig ausruhen können und weniger leistungsfähig sind”, erklärt Jacob. Andreas Marx vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung in Leipzig geht davon aus, dass die Hitze das Gesundheitssystem zusätzlich belasten wird. So könne es etwa zu mehr Kreislauferkrankungen kommen.

Frankreich habe zum Beispiel 2003 eine große Hitzewelle gehabt und als Folge dauerhaft hoher Temperaturen damals gut 35.000 zusätzliche Todesfälle. Deutschland sei in dem Jahr weitgehend verschont geblieben, weswegen es hierzulande schlechtere Warnsysteme für Hitzewellen gebe. Bis 2050 werde sich das wahrscheinlich ändern, sagt Marx.

LANDWIRTSCHAFT: Anhaltende Hitze und langer, starker Regen wird Experten zufolge auch eine Umstellung für diejenigen bedeuten, die sehr auf das Wetter angewiesen sind. “In der Landwirtschaft müssen wir auf Sorten setzen, die mit diesen starken Temperatur- und Feuchtevariationen zurechtkommen”, sagt Forscherin Jacob. Ein Problem ist demnach auch, dass Wasser bis 2050 knapper wird. “Die Landwirtschaft muss sich so umstellen, dass sie die Böden nicht so oft bewässern muss”, ergänzt sie.

Darüber hinaus sollten Landwirte die Böden aber auch möglichst nicht zu stark austrocknen lassen. Allgemein sei es wichtig, die in der Landwirtschaft erzeugten Lebensmittel auch sorgsam zu konsumieren, betont der Vorsitzende des Deutschen Klima-Konsortiums, Mojib Latif. Schon heute würden viel zu viel Lebensmittel weggeschmissen. “Da wird eine Menge Energie und Rohstoffe unnötigerweise verschwendet. Das kann einfach nicht angehen.”

HOCHWASSERSCHUTZ: Als Folge des menschengemachten Klimawandels werde Hochwasser mit Blick auf das Jahr 2050 vor allem in Gebieten in Nord- und Westeuropa zunehmend eine Bedrohung darstellen, sagt Ralf Merz. Der Hydrologe arbeitet am Standort Halle an der Saale des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung. Diese Entwicklung hänge vor allem mit dem sogenannten Jetstream zusammen. Dieser treibt in der oberen Atmosphäre die Hoch- und Tiefdruckgebiete über Europa hinweg, wie der Wissenschaftler erklärt. Wegen des Klimawandels habe sich der Strom verändert, sodass Hoch- oder Tiefdruck-Systeme länger an einem Ort stehen bleiben. “Und das ist auch jetzt wieder passiert bei dem Tiefdruckgebiet “Bernd”.” Demnach wäre früher ein solches Tief nach zwei Tagen weitergezogen, jetzt ist es an einem Ort stehen geblieben – mit verheerenden Folgen. Lesen Sie auch Infrastruktur im Katastrophenfall: “Im Extremfall sterben Menschen”

TOURISMUS: Die Themen Tourismus und Klimawandel sind heute schon eng verbunden. Zur Mitte des Jahrhunderts werden sich unsere Urlaubsziele nach Einschätzung der Meteorologin Jacob verändert haben. Nord- und Ostsee könnten damit rechnen, dass die Sommer dort einmal wärmer und stabiler werden. Die Bedrohung durch den steigenden Meeresspiegel sei dort bis 2050 gering – die deutschen Küsten darauf also “relativ gut vorbereitet”. Kritischer werde das jedoch bis zum Ende des Jahrhunderts. Andere Regionen werden laut Experten unter dieser Entwicklung leiden. “Ich glaube, der Mittelmeerraum wird in Zukunft nicht mehr so attraktiv sein”, sagt etwa auch der Vorsitzende des Klima-Konsortiums, Latif. Laut Jacobs werden dort über 40 Grad in den Sommermonaten herrschen. “Das ist für Urlaub zu warm. Diese Regionen gehören dann zu den Verlierern im Tourismus.”

WOHNEN: Wenn es draußen unerträglich warm ist, flüchten wir uns auch schon heute gerne in kalte Innenräume. Dass diese auch energieintensiv mit Klimaanlagen runtergekühlt würden, verschärfe das Problem des menschengemachten Klimawandels, sagt Jacob. Wissenschaftler Marx, Mitglied der Helmholtz-Klima-Initiative, empfiehlt daher, Gebäudehüllen wesentlich besser zu dämmen, “dann hat das auch im Sommer den Effekt, dass Hitze nicht so schnell ins Haus kommt.” Gerade deutsche Städte müssen seiner Einschätzung nach neu gedacht werden. “Wir brauchen in der Stadt grüne und blaue Infrastruktur, das heißt Parkanlagen und Gewässer.” So könne man für deutliche Abkühlung in heißen Häuserschluchten sorgen. “Das liegt daran, dass Pflanzen Wasser verdunsten und dabei Energie weggeführt wird.”

Dass mehr getan werden müsse, um den Anstieg des Klimawandels zu bremsen, betonen die Experten im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur. “Wir verlassen gerade den Wohlfühlbereich”, warnt etwa Klimaforscher Latif. “Wie viele Jahrhundertfluten hatten wir eigentlich in den letzten 30 Jahren?” Es sei aber immer noch möglich, die Pariser Klimaziele einzuhalten – auch wenn das einer “Herkulesaufgabe” gleiche. Nach Einschätzung des Hydrologen Merz ist der Klimawandel zwar fortgeschritten, “aber wir stehen hoffentlich immer noch vor dem Kipppunkt, an dem sich das Klima auf Dauer stark verändert. Das heißt, wir müssen jetzt die Entwicklung aufhalten, bevor es zu spät ist.”

Nach dem Hochwasser: Umdenken beim Klimaschutz? Eher nicht

(24.07.21, WAZ )

Auf Bilder der Katastrophe reagieren viele mit großer Empathie. Warum Experten trotzdem nicht mit einer grundlegenden Verhaltensänderung rechnen. Es sind Bilder einer Katastrophe, die viele Menschen sehr betroffen machen: Die Folgen des Hochwassers, das in NRW, Rheinland-Pfalz und Bayern Existenzen zerstört, Häuser beschädigt und Menschenleben gekostet hat, haben eine Welle der Hilfsbereitschaft und viel Mitgefühl ausgelöst.

Zugleich hat die Flut ein Thema wieder in den Fokus gerückt, das von der Corona-Pandemie lange Zeit ins Abseits gedrängt worden war: den Kampf gegen den Klimawandel. Es gab kaum eine politische Stimme zum Hochwasser, die sich in den vergangenen Tagen nicht zum Klimawandel und seinen Folgen aufs Wetter geäußert hat. Sputen müssten wir uns, mehr Tempo machen, den Weckruf der Natur hören.

Doch was bleibt, wenn Häuser und Brücken aufgebaut, Bahnstrecken und Straßen repariert worden sind? Wie nachhaltig sind Zusagen der Politik? Und was verändert die Flut beim Einzelnen? Leben wir bald klimafreundlicher?


Tip von Ingo