Berlin soll seine Investitionen in Kohlekraft und Öl stoppen. Das
fordern Klimawissenschaftler, Politiker, Ärzte, Soziologen, Künstler und
Bürger in einem offenen Brief vom Regierenden Bürgermeister und seinem
Senat. Zu den Unterzeichnern zählen Klimawissenschaftler Prof. Hans
Joachim Schellnhuber und Prof. Stefan Rahmstorf vom Potsdam-Institut.
Letzterer arbeitete unter anderem am Klimaschutzkonzept der Hauptstadt
mit.
Der Forderung nach mehr Nachhaltigkeit bei der Energieversorgung
wollen Nichtregierungsorganisationen (NGOs) weltweit noch mehr Nachdruck
verleihen: Am 13. und 14. Februar 2015 findet der „Global Divestment
Day“ statt. Die Hauptforderung ist „Kein Geld für Kohle, Öl und Gas“ und
richtet sich gleichermaßen an Staaten, Städte, Organisationen,
Privatpersonen etc.. Alle Geldanlagen und Investitionen in fossile
Energien und deren Unternehmen sollen gestoppt bzw. abgezogen werden.
Der Aktionstag findet in 48 Ländern über sechs Kontinente verteilt
statt. In Deutschland finden Veranstaltungen unter anderem in Freiburg,
Heidelberg, Münster, Berlin, Köln, Bochum, Eisenach und München statt.
Bochum. Das Bochumer Klimabündnis warnt vor den Folgen einer zunehmenden Erwärmung. In den Sommermonaten könnte die Innenstadt unbewohnbar werden.
Die Bochumer Innenstadt
könnte wegen des Klimawandels in 20 bis 30 Jahren im Sommer unbewohnbar
werden. Davor warnt das Bochumer Klimabündnis. „Tagsüber würden dann
häufig mehr als 40 Grad, nachts noch immer 25 Grad herrschen. Denken und
lenken wir nicht drastisch um, wird die City in diesen Hitzemonaten zum
lebensfeindlichen Raum“, sagt Sprecher Ingo Franke im WAZ-Gespräch.
„Es
wurde höchste Zeit, dass auch in Bochum endlich ein Signal für den
Klimaschutz gesetzt wird“, bekräftigt der Naturwissenschaftler. Deutlich
spürbar seien in den letzten Jahren die Auswirkungen des Klimawandels
gewesen: länger werdende Hitzeperioden ebenso wie Stürme und Starkregen
mit gravierenden Schäden. Und das, so sei zu befürchten, ist nur der
Anfang. Werde der Erderwärmung nicht endlich Einhalt geboten, drohten
Katastrophen größeren Ausmaßes.
Um
zusätzliche Schlagkraft zu entwickeln, schmiedeten im September fünf
Organisationen das Bochumer Klimabündnis: der AKU, Greenpeace, Nabu, das
Netzwerk bürgernahe Stadtentwicklung sowie „Extinction Rebellion“. Weiterer Zuwachs sei in Sicht, so Franke und hofft u.a. auf den BUND und den Allgemeinen Deutschen Fahrradclub (ADFC).
Umweltaktivisten: Bochum macht mehr als andere – aber noch immer zu wenig
Gemeinsam gelte es, dem Klimaschutz in Bochum das angemessene Gewicht zu verleihen. Manches sei schon auf den Weg gebracht. „Bochum macht mehr als andere Städte“, konstatiert Franke und würdigt zum Beispiel die drei kommunalen Klimaschutzmanager sowie das kommunale Klimaschutzkonzept. Und doch werde auf lokaler Ebene noch immer „viel zu wenig getan“. Notwendig seien u.a. der massive Ausbau der Dach- und Fassadenbegrünung auf und an öffentlichen und privaten Gebäuden sowie mehr Photovoltaik-Anlagen zur Nutzung der Sonnenenergie. Ein vierter Klima-Manager müsse im Rathaus her, um – als Folge des Klimanotstands – jede Vorlage der Verwaltung auf ihre Einflüsse auf die Umwelt abzuklopfen: „Das kann niemand in den Behörden ,nebenbei’ erledigen.“ Dabei müssten gerade die Grünen als Partner der SPD im Rat ihrer politische Verantwortung für den Umweltschutz mehr als bisher gerecht werden, so Franke.
Bochum. In der nächsten Woche wird in Bochum ein „Klimaschutzbündnis“ gegründet. Es soll „einen wirklichen gesellschaftlichen Wandel bewirken“.
Der Arbeitskreis Umweltschutz Bochum lädt am Mittwoch, 4. September, 19 Uhr, zur Gründungsversammlung des Bochumer „Klimaschutzbündnisses“.
„Das Thema Klimaschutz rückt
immer weiter in den Mittelpunkt der öffentlichen Debatte und die heißen
und trockenen Sommer der letzten beiden Jahre machen hoffentlich auch
dem letzten Klimawandelleugner klar, dass endlich gehandelt werden
muss“, heißt es in einer Pressemitteilung der Gründer. „Der Kampf um
unser Klima ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Wir alle können
selbst etwas dazu beitragen, um jedoch einen wirklichen
gesellschaftlichen Wandel zu bewirken, ist die Politik gefragt.“
Druck auf die lokale Politik soll erhöht werden.
Jetzt müssten schnell konkrete Maßnahmen beschlossen und effektiv umgesetzt werden. „Auch bei uns in Bochum!“
Die Stadt Bochum habe zwar bereits den Klimanotstand ausgerufen.
Doch damit es nicht nur bei einem symbolischen Akt bleibe, solle der
Druck auf die lokale Politik erhöht werden. Ein Weg, der
Klimaschutzbewegung in Bochum mehr Kraft zu verleihen, sei „die
Vereinigung der Kräfte aller Personen, Vereine und Organisationen, die
dieses Ziel unterstützen“. Daher lädt der Arbeitskreis Umweltschutz alle
interessierten Menschen zur Gründungsversammlung ins Umweltzentrum,
Alsenstraße 27 ein.
Der Rat wollte den Klimanotstand für Dortmund nicht ausrufen – zur Enttäuschung des neuen Klimabündnisses. Doch die 8000 Menschen, die hinter dem Bündnis stehen, haben einen eigenen Plan. von Gaby Kolle Dortmund , 05.07.2019, 17:18
Thomas Quittek hatte
schon Sorge, dass der Platz auf dem Info-Faltblatt nicht reicht. Beim
Dortmunder Sprecher des Bundes für Umwelt- und Naturschutz (BUND)
meldeten sich immer mehr Vertreter von Verbänden und Initiativen aus den
Bereichen Energie, Mobilität und Naturschutz, die sich dem neu
gegründeten Dortmunder Klimaschutzbündnis angeschlossen haben –
angefangen beim Naturschutzbund Deutschland (Nabu) über Greenpeace und
Fridays for Future bis zum Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) und
dem Union Gewerbehof. Aktuell sind es 23. Dazu kommen viele Bürger, die
keine Verbandsmitglieder sind.
Seit Januar 1994 ist die Stadt Bochum Mitglied im “Klimabündnis der europäischen Städte
mit indigenen Völkern der Regenwälder/Alianza del Clima e.V.”. Der Zweck des Vereins ist vor allem
die “Reduzierung der CO2-Emissionen der Kommunen mit dem Ziel einer Halbierungbis zumJahre 2010” und eine “weitgehende Reduzierung aller treibhausrelevanten
Gase im kommunalen Bereich” (§2 der Vereinssatzung).
1991 legte die Stadt Bochum eine “Klimaanalyse – Stadt Bochum” auf der Grundlage eines
Klimagutachtens des Kommunalverbandes Ruhrgebiet vor. Diese Klimaanalyse bezieht sich auf das Stadtklima
Bochums und unterscheidet sich daher von Untersuchungen über den Beitrag Bochums zur Erwärmung des globalen
Erdklimas (Treibhauseffekt). Die Klimaanalyse umfasst Klimamessungen zu Windfeld, Wärmebildern, Lufttemperatur
und Luftfeuchte sowie zur Lufthygiene (Immissionen von Schwefel, Stickstoff, Chlorid); darüberhinaus gibt
sie interessante klimatologische Planungshinweise für die weitere Stadtentwicklung in Bochum.
1993 legten die Stadtwerke Bochum in Zusammenarbeit mit der Stadt Bochum (Ratsfraktionen und Verwaltung) das
“Bochumer Energiekonzept” vor. Hier werden zentral die in Bochum hausgemachten Beiträge
zur globalen Klimaerwärmung und Maßnahmen zum globalen Klimaschutz betrachtet. Als Hauptziele des Konzepts
firmieren Ressourcenschonung durch Energieeinsparung und Umweltentlastung, insb. durch Verringerung der CO2-Emissionen.
Für die Akteure Stadtwerke und Stadtverwaltung werden in den Handlungsfeldern Wärmemarkt, Stromanwendung
und Stadtverkehr Maßnahmen vorgeschlagen, die es erlauben, im Zeitrahmen bis zum Jahr 2000 folgende Minderungsziele
(Basisjahr 1990) zu realisieren:
Primärenergieeinsatz:
– ca. 6,9%
CO2-Emissionen:
– ca. 12,1 %.
Ausdrücklich wird darauf hingewiesen, dass das CO2-Reduktionsziel nur dann erreichbar erscheint,
wenn bei besonders CO2-intensiven Energieanwendungen wie Strom und Verkehr gleichzeitig und evtl. forciert
angesetzt wird (S. 31). Wiederholt wird betont, dass künftig einer Reduzierung des Nutzenergiebedarfs “die
zentrale Bedeutung” für Ressourcenschonung und Umweltentlastung zuwachsen wird (aaO.).
Nach dem Beitritt der Stadt Bochum zum Klima-Bündnis wurde eine AG Klimaschutz aus VertreterInnen
der Ratsfraktionen, der Stadtverwaltung und der Stadtwerke ins Leben gerufen, die schließlich die Einrichtung
eines Energie-Kreises in Bochum initiierte.
Im Mai 1997 konstituierte sich der “Energie-Kreis Bochum“, in dem über 20 Institutionen
und Gruppen in Bochum gemeinsam nach Wegen suchen, um in Bochum einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten. In diesem
Energie-Kreis und zugehörigen Unter-Arbeitsgruppen sowie Projektgruppen sind vielfältige Projektideen
entwickelt worden; etliche dieser Ideen sind seitdem auf verschiedenen Veranstaltungen der Öffentlichkeit
vorgestellt und zu einem Teil schon realisiert worden.
Im Januar 1998 beschloss der Umweltausschuss des Rates der Stadt Bochum, die Verwaltung zu beauftragen, “einen
Klimaschutzbericht zu erstellen und bei wesentlichen Änderungen, Entwicklungen und Entscheidungen
zu aktualisieren”. Einstimmig beauftragte der Ausschuss die Verwaltung, “den ersten Klimaschutzbericht
bis Ende 1998 zu erstellen”.
Ein solcher Klimaschutzbericht der Stadt liegt bisher nicht vor, obwohl das zuständige Umweltamt in der
Begründung für die betreffende Beschlussvorlage an den Umweltausschuss betont hatte: ” … ist es
auch für die Verwaltung selbst sinnvoll, regelmäßig Daten zu sammeln und Rechenschaft über
die erreichen Erfolge und bestehende Defizite zu geben. Ein Klimaschutzbericht kann diese Anforderungen erfüllen
und sollte daher herausgegeben werden” (Vorlage an den Umweltausschuss Nr. 1997/4269 v. 16.12.1997).
In ihrem “Umweltbericht 1998” beziffern die Stadtwerke Bochum GmbH die Reduzierung der
Kohlendioxid-Emissionen im Jahre 1998 auf 298.019 t CO2 (gegenüber 1997) und kumuliert auf ca.
1,3 Mio. t seit 1994, also seit dem Beitritt der Stadt zum Klimabündnis der Städte.
Man könnte so zu dem Eindruck kommen, dass die Stadt Bochum einschließlich der Stadtwerke auf dem
besten Wege ist, das selbst gesteckte Klimaschutzziel einer Halbierung der CO2-Emissionen bis zum Jahr
2010 zu erreichen. Doch dieser Eindruck trügt. Die Geschäftsberichte der Stadtwerke Bochum GmbH (für
1992 und 1998) weisen die Absatzentwicklung für Strom, Gas, Fern- und Nahwärme (in Mio. kWh) für
die Jahre 1992 bis 1998 aus (Stadtwerke Bochum GmbH: Bochumer Energiekonzept, S. 82; Geschäftsbericht 1998,
S. 35):
Stadtwerke Bochum: Absatzentwicklung an nutzbarer Energie
Der leitungsgebundene Energieabsatz der Stadtwerke hat von 1992 bis 1998 um über 12% zugenommen. Nimmt
man diesen Energieabsatz der Stadtwerke –in Ermangelung gesicherter Gesamtdaten für Bochum- vorläufig
als Indikator für den Energieverbrauch in Bochum und damit einhergehend für die CO2-Emissionen
(1) , so sinddie CO2-Emissionen seit der Vorlage des Bochumer Energiekonzeptes
und trotz vielfältiger Bemühungen zur Energie-einsparung und –umstellung um mehr als den Anteil gestiegen,
um den sie bis 2000 hätten sinken sollen (- 12,1%)(2). Dieser Trend wird noch erheblich
verstärkt durch die notwendige Einbeziehung des Verkehrssektors: denn sowohl der PKW- als auch der LKW-Verkehr
in Bochum haben seit 1992 deutlich zugenommen, mithin auch die verkehrsbedingten CO2-Emissionen, mit
weiterhin steigender Tendenz.
Die bisherigen Maßnahmen der Stadtwerke und der Stadtverwaltung Bochum haben insgesamt keinen Schutz
des Erdklimas zu bewirken vermocht. Eine einfache Fortschreibung dieser Maßnahmen zur Energieeinsparung und
zum Klimaschutz wird daher die notwendige Trendwende bei den CO2 –Emissionen nicht herbeiführen
können.
Ein Neuansatz bei den Klimaschutzanstrengungen in Bochum tut also not, sowohl im Energie- als auch im
Verkehrsbereich. Und dies umso mehr, als gerade in jüngster Zeit alarmierende Warnsignale für die schon
eingetretene Klimaerwärmung bekannt werden:
Schon in den vergangenen 25 Jahren stieg die Durchschnittstemperatur um zwei Grad hochgerechnet auf ein ganzes
Jahrhundert (FR vom 24.2.00).
Die Eisdecke der Erde, vor allem in den Polar-Regionen- schmilzt so stark wie nie zuvor seit Beginn der Messungen
im 19. Jahrhundert. Das Eis der Arktis schmilzt jährlich um eine Fläche von der Größe Nordrhein-Westfalens.
(FR vom 8.3.00)
Nach Einschätzung von Klaus Töpfer, dem Direktor der UN-Umweltorganisation UNEP und früheren
Bundesumweltminister (CDU), sind die Sintflut von Mosambik oder die Dürre am Horn von Afrika weitere Zeichen
eines Klimawandels, der wesentlich durch die Industriestaaten mit ihrem erhöhten Kohlendioxidausstoß
verursacht sei. Klaus Töpfer dazu: “Der Kontinent ist Opfer einer ökologischen Agression.”
(FR vom 13.3.00)
1990 betrug der CO2-Ausstoß pro Kopf und Jahr der Bochumer Bevölkerung 12,6 t (Bochumer
Energiekonzept, S.25). Zum Vergleich: Deutschland 12,0 t, China 2,0 t, Indien 0,7 t, Brasilien 1,4 t, Spanien 5,9
t. Seit 1990 ist die Bevölkerungszahl im Versorgungs-gebiet der Stadtwerke Bochum gesunken, die CO2-Emission
pro Kopf weiter angestiegen.
Diese Zahlen verdeutlichen, wieweit Bochum von dem Ziel einer nachhaltigen Entwicklung und dem gleichen Recht
aller Menschen auf Umweltnutzung entfernt ist.
Maßnahmenvorschläge:
Verabschiedung eines Klimaschutzkonzeptes durch den Stadtrat bis Herbst 2001 (insb.für
die Bereiche Energie und Verkehr):
Inauftraggabe eines Klimaschutzgutachtens im Frühjahr 2000
Ein wesentlicher Bestandteil eines solchen Gutachtens müsste die Erstellung einer Energie- und CO2-Bilanz
für Bochum sein; dazu kommen müsste ein umsetzungsorientiertes, auf einzelne Akteursgruppen zugeschnittenes
Handlungskonzept.
Klimaschutzberichterstattung:
– Stadtwerke und Stadtverwaltung sollten –gestützt auf eine aktuelle Energie- und CO2– Bilanz-
die Erfahrungen mit dem Bochumer Energiekonzept auswerten, insb. aufzeigen, worin die eklatante Zielverfehlung
begründet liegt.
– Ein regelmäßiger (zweijähriger) Klimaschutzbericht der Stadtverwaltung/Stadtwerke soll als
Controlling für die Umsetzung des Klimaschutzkonzeptes der Stadt dienen und dieses gleichzeitig fortschreiben.
Eine AG Klimaschutz (die Bereiche Energie und Verkehr umfassend) mit Mitgliedern aus Stadtwerken,
Stadtverwaltung, BOGESTRA, VertreterInnen der Bochumer Wirtschaft, Aktiven des Agenda-Prozesses u.a. könnte/sollte
die o.g. Maßnahmen begleiten und weiterhin als Impulsgeber wirken.
Anmerkungen:
1 Natürlich muss methodisch beachtet werden, dass der Stadtwerkeabsatz nur einen Teil des
Bochumer Energieverbrauchs darstellt, dass zwischen Nutzenergie, Endenergie- und Primärenergieabsatz unterschieden
werden muss und zwischen ihnen Entkopplungsprozesse stattfinden können. Dennoch geben die Stadtwerkedaten
einen ersten Hinweis auf die tatsächlich Lage beim Energieverbrauch und den CO2– Emissionen. Um
einen gesicherten Gesamtüberblick zu erhalten, ist eine wissenschaftlich fundierte Energie- und CO2-Bilanz
für ganz Bochum vonnöten.
2 Die Stadtwerke Bochum umgehen in ihrem “Umweltbericht 1998” (S.22) dieses Problem,
indem sie das CO2–
Reduktionsziel des Bochumer Energiekonzeptes einfach bis zum Jahre 2005 fortschreiben.