Graf-Adolf-Straße – geplante Fällungen von Platanen — Alternativen von BoKlima

Die Stadt Bochum plant wieder mal große alte wertvolle Bäume zu fällen — diesmal 24 alte Platanen an der Graf-Adolf-Str in Wattenscheid

Aber es gibt Alternativen , die BoKlima in seinem 20.ten KlimaNotstandsBrief (KNB) aufzeigt und die Politik und Verwaltung dringend aufruft , diese Alternativen umzusetzen.


Hier noch die Bitte : unterzeichnet die Online-Petition zum Baumerhalt

AKTUELL:  Zu diesem Thema gibt es eine Online-Petition von vielen Initiativen —
                    “Rettet Bochums Bäume !!” :  openpetition.de/!rbb


Hier der 20. KNB :

20. Klimanotstandsbrief des Bochumer Klimaschutzbündnisses

An
den Ausschuss für Mobilität und Infrastruktur,
das Amt für Stadtplanung und Wohnen

sowie das Tiefbauamt

Können uns die Platanen der
Graf-Adolf-Straße
nicht doch erhalten bleiben?

Sehr geehrte Damen und Herren der Verwaltung und der politischen Gremien,

wir, die Bürger:innen des Bochumer Klimaschutzbündnisses, sehen, wie Sie auch, die Notwendigkeit einer kontinuierlichen Sanierung und Erneuerung der Infrastruktur in unserer Stadt. Dabei sollte, auch darüber besteht sicherlich Einigkeit, den Herausforderungen der Zukunft größte Aufmerksamkeit gewidmet werden.

Die Nachricht vom Verlust von 24 alten Platanen, im Zuge der Sanierungsarbeiten in der Graf-Adolf-Straße, löste in der Bürgerschaft wie in der Politik Unmut aus. Es ist anerkennenswert, wie sehr sich auch die Bezirkspolitik des Themas annahm und mit der Verwaltung nach Lösungen suchte, diesen Baumverlust zu vermeiden.

Doch das Ergebnis stimmt mehr als traurig, wenn es nun heißt: „Die Bäume müssen weg!“ *

Wir haben uns die genannten Gründe der Verwaltung im Einzelnen angesehen:

  1. Die Wurzeln machten die Benutzung des Gehwegs für gehbehinderte Menschen unmöglich.
  2. Die Wurzeln verursachten Schäden an Mauern und Zuwegungen der angrenzenden Grundstücke.
  3. Bei der Straßensanierung würden die Wurzeln so geschädigt, dass die Standsicherheit der Platanen gefährdet sei.

Eine barrierefreie Stadt ist uns ein Anliegen. Gleichzeitig sind wir der Meinung, dass das nur eines von mehrerer Kriterien sein kann, die wir bemüht sein müssen, unter einen Hut zu bringen. Wenn also wie hier, in der Graf-Adolf-Straße, die Nutzung eines breiten Gehweges stellenweise eine Einschnürung erfährt, sodass man entgegenkommenden Fußgängern hier und da den Vortritt lassen muss, so können wir darin keinen Grund erkennen, wieso ein 120 Jahre alter Baum gefällt werden müsste. Diese Situation gibt es in unserer Stadt zahllose Male und es ist doch nur ein kleiner Preis, den wir damit für die erfreuliche Anwesenheit dieser alten Riesen und ihre wohltuende Ausstrahlung bezahlen.

Soweit Gehwegplatten von den Wurzeln angehoben werden, und hierdurch Stolperfallen entstehen, lässt sich auch das beheben. Durch Entfernen von Platten und den anschließenden Einbau eines wassergebundenen Belags lässt sich die Oberfläche in den betroffenen Bereichen egalisieren, auch ganz partiell. Ein leichtes Auf und Ab ist hinnehmbar, auch für Menschen mit Gehhilfen, Rollatoren oder Rollstühlen. Gleichzeitig wird der Wassereintrag und die Versorgung der Bäume durch die damit verbundene Entsiegelung verbessert. Und ein Beitrag auf dem Weg zur Schwammstadt ist dies obendrein.

Grundstückseinfriedigungen und private Zuwegungen sind mit oder ohne die öffentlichen Platanen einem fortwährenden Alterungsprozess unterworfen. Auch durch die privaten Bepflanzungen werden Fundamente und Plattenunterbauten auf Dauer angegriffen. Hier gilt es die weit vom Stamm der Platanen entfernten Wurzelausläufer zu kappen. Überall, aber auch nur dort, wo sie Probleme bereiten. Es darf nicht jedes mal gleich der ganze Baum in Frage gestellt werden, und schon gar nicht darf wie hier, die Fällung sämtlicher Bäume eines ganzen Straßenabschnitts vorgeschlagen werden.

Schließlich würden auch die geplanten neuen Rot-Ahorne in wenigen Jahrzehnten die gleichen Fragen aufwerfen, und zwar genau dann, wenn sie endlich wieder eine nennenswerte Krone ausgebildet haben. Fällen wir dann wieder und fangen wir dann wieder von vorne an?

Was die Schädigung der Wurzeln durch die Kanalsanierung und die Belagsarbeiten anbelangt halten wir diese für in weiten Teilen vermeidbar. Der künftige Kanal liegt genau so in Straßenmitte wie auch der alte, und damit in maximaler Entfernung zu den Straßenbäumen. Beim Straßenbelag nebst Unterbau ist tatsächlich Sorgfalt von Nöten, um die Wurzeln nicht zu schädigen. Das aber sollte uns der wertvolle Platanenbestand allemal wert sein. Nur dort, wo es sich tatsächlich nicht vermeiden lässt, ist dann die einzelne Platane durch eine Neupflanzung zu ersetzen.

Denn die stadtökologische und stadtklimatische Leistungsfähigkeit der Bestandsplatanen lässt sich durch noch so viele Neupflanzungen nicht ersetzen. Sie würde auf viele Jahre fehlen, auch wenn, wie hier angedacht, den 24 Platanen am Ende 40 Neupflanzungen gegenüber stehen sollten.

Vielmehr brauchen wir in unserer Stadt eine deutliche Steigerung der Leistungskraft der Straßenbäume. Ihre Relevanz für die Klimaanpassung aufgrund von Verschattung, Kühlung, Ventilation, Biodiversität u.v.m. machen sie zu einem wesentlichen Instrument, und zwar ab sofort, und nicht erst in ferner Zukunft.

Mit dem Fällen dieser 24 ausgewachsenen Platanen würde dieses Ziel in diesem Straßen-abschnitt auf Jahrzehnte verspielt. Wir würden hier zunächst mit einer deutlichen Einbuße leben müssen, nach etlichen Jahren vielleicht den Status quo zurückgewinnen und erst weit in der Zukunft zu der notwendigen Verbesserung kommen. Aber wie gesagt, dann würden auch die Rot-Ahorne die Gehwege beeinträchtigen oder an kleinen Grundstückseinfassungen Schäden anrichten.

Auch eine weitere Zielsetzung beim Stadtgrün, nämlich die Förderung einer zukunftsfähigen Altersklassenstruktur, wird durch die vorgelegte Planung nicht erreicht. Wenn hier auf einen Schlag 24 alte Platanen durch 40 Jungbäume ersetzt werden, haben wir auch in Zukunft nur

eine Altersklasse am Start. Die mangelhafte Altersdurchmischung würde fortgeschrieben, was im Hinblick auf die Nachhaltigkeit der Maßnahme von Nachteil wäre.

Deshalb schlagen wir vor, die allermeisten Platanen zu erhalten und nur dort, wo es nachweislich unumgänglich ist, einzelne Platanen im Zuge der Sanierungs-maßnahmen durch Neupflanzungen zu ersetzen. Weitere Neupflanzungen können Jahre später, in Abhängigkeit von der natürlichen Mortalität des Altbestandes, vorgenommen und damit die Altersstruktur nachhaltig diversifiziert werden.

Die Planung und der Beschlussvorschlag (20242778) entsprechen nach unserer Auffassung nicht den heutigen Erfordernissen an eine zukunftsfähige Stadt. Über eine Berücksichtigung unserer Anregungen und eine Überarbeitung der Planung wären wir deswegen sehr erleichtert.

Für einen Ortstermin stehen wir jederzeit nach Absprache gerne zur Verfügung.

Abschließend möchten wir noch auf unsere
Petition +++ Rettet Bochums Bäume +++ hinweisen. Zahlreiche Bürger halten, wie wir,
die Zeit für einen neuen Umgang mit unseren alten Bäumen für gekommen.

Bitte nehmen Sie die Stimmen aus der Bürger-schaft ernst. Bitte lassen Sie uns gemeinsam nach Lösungen suchen und Bochum zukunftsfähig machen. Hier, wo das wir noch zählt.

www.openpetition.de/!rbb

Bochum, den 26. November 2024

Gez.: Ihre Bürger*innen des Bochumer Klimaschutzbündnisses
c/o Dr. I. Franke (Sprecher von BoKlima)
AkU e.V., Alsenstraße 27, 44789 Bochum

Mailkontakt: boklima@boklima.de
Homepage: www.boklima.de
Kopien: Presseverteiler, Bündnisverteiler

* WAZ vom 23.11.2024


Hier der 20. KNB als PDF (zum Download) :


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