Offener Brief anlässlich des Silvesterfeuerwerks 22/23 — 14. Klimanotstandsbrief

(Die Reaktionen auf den 14.KNB werden hier gesammelt)


14. Klimanotstandsbrief des Bochumer Klimaschutzbündnisses
an Politik, Verwaltung und uns selbst, die Bürger:innen unserer Stadt

Anmerkungen zur neuesten Raketennacht
und ein
Vorschlag für die Zukunft

Unfälle mit Feuerwerk und Angriffe auf Sicherheitskräfte und Passanten überschatteten die vergangene Silvesternacht. Die war auch für die Bochumer Feuerwehr sehr einsatzreich, nahezu das ganze Personal musste ausrücken um Brände zu löschen und Verletzten zur Hilfe zu kommen.

Die Diskussion um Sinn und Unsinn der Silvesterböllerei ist alt. Alle Argumente, die gegen dieses Treiben sprechen, liegen schon lange auf dem Tisch:

  • Unfallbedingte Verletzte, Schwerverletzte und sogar Todesfälle
  • Zunehmende Aggression gegen Rettungskräfte, Polizei und Passanten
  • Marodierende gewaltbereite Gruppen
  • Lärmbelastung, Gehörschäden
  • Luftverschmutzung, Feinstaub
  • Müllberge, Gewässerbelastung
  • Stress für Wildtiere, Haustiere und die Tiere in Ställen und Pferchen
  • Unmenschliche Arbeitsbedingungen und Arbeitsunfälle bei der Produktion der Feuerwerksartikel
  • Unnötige Kosten und zusätzlicher Aufwand der öffentlichen Hand bei den Notdiensten, in Krankenhäusern, bei Straßenreinigung und Müllbeseitigung

Neben den Schwerpunkten unserer Arbeit, dem Klima- und dem Umweltschutz, sowie den anderen bekannten Kritikpunkten, verdienen heute aber auch folgende Aspekte unser aller Aufmerksamkeit:

Denn in dieser Silvesternacht erlitten Menschen in der Ukraine und in anderen vergessenen Kriegen Todesangst wegen Raketen, die einschlagen und ihnen alles nehmen könnten. Detonationen ließen die Böden in ihren Wohnungen oder Schutzräumen erzittern, Sirenen heulten.

Und wir, hier in Bochum? Konnten wir zugleich ein wirklich ungetrübtes Silvesterfeuerwerk feiern? Mit zischenden Raketen und Detonationen, die denen in Kriegsgebieten nicht unähnlich sind?

Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer, meinte dazu kürzlich, es sei doch „vollkommen fehl am Platz, das neue Jahr mit Raketen zu begrüßen, während in Europa ein Krieg wütet”. Die Knallerei löse bei vielen Geflüchteten schlimme Gefühle aus, bei manchen sogar Todesängste.

Dem können wir nur beipflichten, möchten jedoch ergänzen:

Es sind bei weitem nicht nur die Geflüchteten unter uns, die unter der wilden Knallerei leiden!

In der medialen Vorfreude auf die Silvesternacht kommen diejenigen kaum zu Wort, denen das laute, stinkende und unsere Umwelt belastende Spektakel gegen den Strich geht oder die es ängstigt.

Menschen, die in der Silvesternacht zu Hause bleiben, anstatt durch die Stadt zu schlendern und Freunde zu treffen, weil sie überall mit rücksichtslos gezündeten Sprengkörpern rechnen müssen.

Längst nicht alle empfinden Kanonenschläge und Raketenzischen als Zeichen der Freude, warum auch. Ist es nicht viel naheliegender Gewalt und Krieg damit zu assoziieren, zumal die Gewalttaten im Zusammenhang mit dem Silvesterfeuerwerk zunehmen?

Und für welche höhere Freiheit müssen Haustiere wie Wildtiere alle Jahre wieder qualvolle Stunden verleben?

Oft wird die Knallerei zu Silvester mit Tradition und Brauchtum begründet, aber handelt es sich nicht viel mehr um eine tradierte Rücksichtslosigkeit, die einer Minderheit zugestanden wird?

„Freiheit ist immer Freiheit der Andersdenkenden“ sagte Rosa Luxemburg. Und dieser berühmte Satz darf auch als Diskussionsgrundlage für das vorliegende Anliegen dienen.

Wir, die Bürgerinnen und Bürger des Bochumer Klimaschutzbündnisses schließen uns der Forderung nach einem allgemeinen Böllerverbot der Ärztekammer, der Polizeigewerkschaft und der Deutschen Umwelthilfe an. Es sind auch andere Formen den Jahreswechsel zu begehen, die zu einer erheblichen Verminderung des Feuerwerksaufkommens führen, denkbar. Etwa ein zentrales großes, aber örtlich begrenztes Fest.

Deshalb lassen Sie uns reden! Bochums Bürger:innen sollen zu Wort kommen und dabei mitreden, wie es unsere Stadt in Zukunft mit der Böllerei halten soll.

Was will die Mehrheit und wie können die Freiheitsrechte auch der Minderheiten in diesen Fragen Berücksichtigung finden?

Wir fordern eine breite Debatte, an deren Ende eine oder mehrere Alternativen zur bisherigen, weitgehend ungeregelten Praxis stehen.

Die Entscheidung sollten Bochums Bürger:innen treffen, in dem Ihnen vom Rat unserer Stadt die alternativen Lösungsmöglichkeiten im Rahmen eines Bürgerentscheids (sogenannter Ratsbürgerentscheid) zur Wahl gestellt werden.

Hierzu werden wir umgehend eine Petition aufsetzen und hoffen auf eine breite und auch Ihre Unterstützung.

Wir haben jetzt ein ganzes Jahr, um Bochum in dieser Sache besser zu machen. Machen Sie mit!

Bochum, den 2. Januar 2023

Gez.: Ihre Bürger*innen des Bochumer Klimaschutzbündnisses


Weitere Dokumente bei Boklima

Der 14.KNB als PDF zum Download : hier

Übersicht , Alle KliomaNotstandsBriefe : hier


Petition : hier (demnächst)


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