Die Linke: Mobilitätspaket nachbessern!


Bus und Bahn an mehr Tagen kostenfrei nutzen, zusätzliche Fahrrad-Stellplätze und temporäre Radspuren: Mit diesen Maßnahmen will die Bochumer Linke das Mobilitätspaket zur Wiederbelebung von Handel und Gastronomie nachbessern.

Über den Antrag entscheidet der Bochumer Rat am Donnerstag, den 27. August. „Das bisher beschlossene Paket ist stark unausgewogen“, sagt Horst Hohmeier, Fraktionsvorsitzender der Linken im Rat. „Die Stadt übernimmt ganze 16 Wochen lang Parkgebühren für Autos, aber die Anreise mit Bus und Bahn soll gerade einmal an vier einzelnen Tagen kostenlos sein. Das benachteiligt alle, die sich kein Auto leisten können, oder die bewusst darauf verzichten. Deswegen muss der Rat jetzt in den Bereichen nachbessern, die bei den bisherigen Planungen deutlich zu kurz gekommen sind.“

Konkret beantragt Die Linke, dass die Zahl der Tage, an denen der Nahverkehr kostenfrei genutzt werden kann, deutlich erhöht wird. „Damit die Aktion überhaupt eine Wirkung haben kann, muss mindestens an allen Samstagen bis zum Jahresende auf Ticketpreise verzichtet werden“, so Horst Hohmeier. „Die Stadt muss außerdem kurzfristig zusätzliche sichere Radstellplätze in der Innenstadt schaffen und temporäre Radspuren auf den Radialstraßen und dem Innenstadtring einrichten.“ Zusätzlich zur Schaffung sicherer, attraktiver und kostenfreier Anfahrtmöglichkeiten in die Innenstadt will Die Linke dem Bochumer Handel und der Gastronomie ein weiteres Angebot machen: Sie sollen die von ihnen genutzten Freiflächen erweitern können. Dafür beantragt die Linksfraktion ein Konzept zur temporären Umwidmung von Parkplätzen zur Nutzung als Popup-Biergärten, Open-Air-Verkaufsflächen und so weiter.

„Und im Anschluss an diese Sofortmaßnahmen müssen wir darüber reden, wie wir die positiven Effekte dauerhaft verstetigen können“, sagt Horst Hohmeier. „Den Radwege-Ausbau müssen wir zum Beispiel dringend beschleunigen.“ Mittelfristiges Ziel der Bochumer Linken ist außerdem eine Umstellung der ÖPNV-Finanzierung, um Ticketpreise ganz überflüssig zu machen. Als erste Schritte auf dem Weg dahin strebt Die Linke die Einführung eines kostenlosen Sozialtickets und eines 365-Euro-Jahrestickets (1 Euro pro Tag) für alle anderen an.

Der Antrag zur Ratssitzung

Klimaaktivistin trifft Merkel: Thunberg kommt ins Kanzleramt — Zwei Frauen, die sich ähneln

(taz 19.08)

Kanzlerin Angela Merkel empfängt Klimaaktivist*innen zum Austausch über die EU-Klimapolitik. Umweltverbände hoffen, dass das auch Konsequenzen hat.

Statt nur vor dem Kanzleramt zu demonstrieren, wollen Neubauer und Thunberg nun drinnen diskutieren Foto: Michael Kappeler/dpa

BERLIN dpa/taz | Bundeskanzlerin Angela Merkel trifft am kommenden Donnerstag eine Gruppe von Klimaaktivistinnen um Greta Thunberg und Luisa Neubauer zu einem Meinungsaustausch im Kanzleramt. Die CDU-Politikerin wolle mit den Vertreterinnen von Klimabewegung Fridays for Future den nationalen und internationalen Klimaschutz erörtern, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert am Freitag in Berlin. Er fügte hinzu, die Kanzlerin unterstütze junge Menschen, die auf die Straße gingen, um für mehr Klimaschutz zu demonstrieren.

Die Kanzlerin will die deutsche EU-Ratspräsidentschaft nutzen, um beim Klimaschutz voranzukommen. Thunberg und Neubauer haben der Bundesregierung wiederholt vorgeworfen, sich nicht ausreichend für das Klima einzusetzen. Sie fordern, dass Regierungen in aller Welt endlich anfangen müssten, die Klimakrise als eine Krise zu behandeln.

Neben Thunberg und Neubauer sollen nach dpa-Informationen auch die beiden Belgierinnen Anuna de Wever und Adélaïde Charliér bei Merkel dabei sein. Die vier Aktivistinnen hatten die EU vor knapp einem Monat gemeinsam zu Maßnahmen gegen die drohende Klimakatastrophe aufgerufen.

Thunberg bestätigte das Treffen am Nachmittag auf Twitter. Ihren Angaben zufolge sind dafür 90 Minuten angesetzt. Diskutiert werden soll unter anderem ein offener Brief. In diesem forderten die Aktivist*innen unter anderem den sofortigen Stopp von Investitionen in und Subventionen für fossile Brennstoffe sowie die Festlegung verbindlicher CO2-Budgets. Das Schreiben haben bislang mehr als 120.000 Menschen unterzeichnet, darunter Friedensnobelpreisträgerin Malala Yousafzai und zahlreiche Prominente wie Hollywood-Star Leonardo DiCaprio.

Umweltorganisationen halten das Gespräch für ein wichtiges Signal. Dem müssten jedoch auch Taten folgen, forderte Lutz Weischer von Germanwatch: „Die Bundeskanzlerin muss die EU noch in diesem Jahr zu einem verbesserten Klimaziel für 2030 von mindestens minus 55 Prozent führen und alles dafür tun, dass auch eine darüber hinausgehende Zielgröße möglich wird.“

Schwere Vorwürfe beim UN-Klimagipfel

Ähnlich sieht das BUND-Geschäftsführerin Antje von Broock: „Es ist ein gutes Signal, dass sich Frau Merkel mit den Forderungen der jungen Klimaaktivistinnen auseinandersetzt. Ob es sich um mehr als nur einen symbolischen Akt handelt, zeigt sich, wenn die Bundeskanzlerin ihr politisches Gewicht für ein höheres EU-Klimaziel in die Waagschale werfen wird.“

Erstmals waren Merkel und Thunberg im September am Rande eines UN-Klimagipfels aufeinander getroffen, allerdings nur zu „Smalltalk und Selfies“, wie die Schwedin später berichtete. Bei dem Gipfel New York erhob sie in einer aufsehenerregenden Rede („How dare you?“) schwere Vorwürfe gegen die anwesenden Staats- und Regierunschefs.

Das jetzt geplante Treffen mit Merkel fällt für Thunberg mit dem zweiten Jahrestag des Beginns ihres Klimaprotests zusammen. Am 20. August 2018 hatte sich die damals 15-jährige Schwedin vor den Reichstag in Stockholm gesetzt, um ihre Regierung zu einem stärkeren Handeln gegen die Klimakrise aufzufordern. Daraus ist die internationale Klimabewegung Fridays for Future entstanden, die vor allem in Deutschland sehr viele Anhänger gefunden hat.


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(taz 20.08)

Greta Thunberg bei der Kanzlerin: Zwei Frauen, die sich ähneln

Sowohl Kanzlerin Merkel als auch Aktivistin Thunberg wollen den Klimakollaps verhindern. Wie das konkret klappen kann, können aber beide nicht sagen.

Treffen mit Abstand: Greta Thunberg und ihre Mitstreiterinnen mit Bundeskanzlerin Merkel Foto: Steffen Kugler/DEG/reuters

Es mag zunächst erstaunen, dass Greta Thunberg einen Termin im Kanzleramt bekommt. Aber so groß sind die Unterschiede zwischen ihr und Merkel gar nicht, denn beide teilen das gleiche Ziel: Auch die Kanzlerin will vermeiden, dass sich die Erde unerträglich erhitzt. Die Bundesrepublik ist dem Pariser Klimaabkommen 2016 beigetreten – da gab es Fridays for Future noch gar nicht.

Thunberg beklagt zu Recht, die derzeitige Umweltpolitik reiche niemals dafür aus, dass Deutschland seine Klimaziele einhielte. Nur: Eine konkrete Alternative hat auch sie nicht zu bieten. Thunberg fordert zwar eine klimaneutrale Wirtschaft, aber es bleibt nebulös, wie man sich diese Welt vorzustellen hat. Verbot aller Flugzeuge? Aller privaten Autos? Aller Handys? Aller Neubauten? Muss jeder Vegetarier werden?

Dazu steht nichts in dem offenen Brief, den Thunberg und drei weitere Aktivistinnen an alle EU-Regierungen geschickt haben. Diese Sprachlosigkeit verweist auf eine weitere Gemeinsamkeit mit der Kanzlerin: Auch Merkel ist ratlos, wie ein Umstieg in eine klimaneutrale Wirtschaft gelingen könnte.

Der Unterschied zwischen Merkel und Thunberg ist vor allem polit­ästhetischer Natur: Merkel gesteht ihre Ratlosigkeit indirekt ein, indem sie weitermacht wie bisher. Es wird Klimapolitik betrieben, aber nur als grüne Fassade. Der Kern der Wirtschaft bleibt fossil – weil der Ökostrom niemals dazu reichen würde, einen krisenfreien Aufschwung zu garantieren.

Wie sieht ein „neues System“ aus?

Thunberg hingegen maskiert ihre Ratlosigkeit durch Radikalität. Sie fordert ein „neues System“, doch dieses wird nirgendwo konkret beschrieben. Also passiert politisch nichts. Ungewollt stabilisiert auch Thunberg die bisherige Wirtschaftsordnung.

Dies ist keine Kritik an Fridays for ­Future. Es wäre eine Überforderung, ausgerechnet von SchülerInnen zu verlangen, schlauer als der Rest der Gesellschaft zu sein. Aber das Treffen im Kanzleramt zeigt einmal mehr, dass es kein „Politikversagen“ ist, dass der Klimaschutz nicht vorankommt. Es fehlt ein tragfähiges Konzept.


taz.de

Parlamentarisches Neuland? Ein Bürgerrat für die Energiewende

(24.06.2020 , neulandquartier.de)

Neun von zehn Bürgerinnen und Bürgern in Deutschland befürworten eine stärkere Nutzung der Erneuerbaren Energien (EE). Das ergab Ende 2019 eine repräsentative Umfrage der Agentur für Erneuerbare Energien (AEE). Umso erstaunlicher, dass der Widerstand gegen geplante Bau- und Infrastrukturvorhaben im Bereich der EE oftmals immer noch die mediale Berichterstattung dominiert: ob eine Bürgerinitiative gegen ein geplantes Erdkabel oder eine Interessengemeinschaft gegen neue Windräder – die Fronten im Vorhaben sind oft schon vor dem Planungsbeginn massiv verhärtet und die Zusammentreffen von Projektträgern und Bürgerinnen und Bürgern gestalten sich spannungsgeladen. Unbemerkt scheint dabei zu bleiben, dass sich im Ziel ein Großteil doch eigentlich einig ist: Ein Netzaus- und -umbau ist notwendig, um vor dem Hintergrund von Klimaschutz und CO2 Reduktion, sowie dem damit verbundenen Transport von Energie aus erneuerbaren Ressourcen, die Energiewende voranzubringen. Um beispielsweise die Potenziale von Wasserstoff als Energieträger zu nutzen, ist ein  Aus- und Zubau der bestehenden Gasinfrastruktur notwendig, wie die Bundesregierung unlängst verkündete. Doch wenn sich im Grunde die meisten einig sind: Warum liegen Idee und Praxis dann oftmals weit auseinander? Und wie ist dem zu begegnen?

Bürgerbeteiligung weiterdenken

Ohne Bürgerbeteiligung, keine Demokratie. …

Bürgerräte als Motor der Energiewende

Die Energiewende findet maßgeblich im ländlichen Raum statt


Kompletten Artikel siehe hier



Umfrage : Agentur für erneuerbare Energieen :

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Stolperfallen der Ruhr-Radwende („Die Fahrradhölle hat einen Namen und der ist Bochum“, sagt Ralf B)

(COORECTIV , 13.08.20)

Verkehr, Klimawandel Stolperfallen der Ruhr-Radwende

Das Ruhrgebiet kämpft mit der Verkehrswende. Die Kommunen haben sich ehrgeizige Ziele für ihre Mobilität gesteckt. Aber nicht einmal der konsequente Ausbau von Radwegen klappt. Wie in vielen Städten Deutschlands fehlt es an Personal, politischem Willen und vernünftigen Plänen. Eine Lösung könnte sich aber an den Ruhr-Unis finden. schließen 20 Minuten

von Matthias Bau 13. August 2020

„Die Fahrradhölle hat einen Namen und der ist Bochum“, sagt Ralf Bindel von der örtlichen Radwende-Initiative. „Es gibt nichts, das derart schrecklich ist, als mit dem Fahrrad von einer Ecke der Stadt in die andere zu fahren. Es gibt keine durchgehenden Fahrradverbindungen. Es gibt keine sicheren, komfortablen, schnellen Radwege.“ Ein Flickenteppich aus Fahrradstreifen verteile sich über die Stadt – manchmal nur hundert Meter lang, angsteinflößend schmal – die abrupt im Nichts enden oder auch mal vor einem Stromkasten. 

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Mit seinem Ärger ist Bindel im Ruhrgebiet nicht allein. Die Hölle findet sich auch woanders. Viele Fahrradverbände der Region verzweifeln an den Zuständen in ihrer Stadt.

„Allen Sonntagsreden zum Trotz – die kommunale Verkehrsplanung ist durch und durch auf das Auto fixiert“, sagt uns ein Stadt- und Verkehrsplaner, der viele Jahre in einer Kommune am Rande des Ruhrgebiets gearbeitet hat und lieber anonym bleiben möchte. „Es gab schlicht keine Kapazitäten bei der Stadt, beim Kreis als Aufgabenträger und beim zuständigen Verkehrsbetrieb, um ambitionierte Ausbauplanungen zu betreiben.“

Die fehlenden Kapazitäten schlagen sich in Zahlen nieder: In Gelsenkirchen zum Beispiel klaffte Ende vergangenen Jahres eine 67,5 Kilometer große Lücke im Fahrradnetz der Stadt. 2011 betrug sie noch 93 Kilometer. Würde die Stadt in diesem Tempo weiterbauen, bräuchte sie 21 Jahre, um alle Netzlücken zu schließen. Instandhaltung und Sanierungen nicht berücksichtigt, denn von den bestehenden Radwegen ist aktuell jeder vierte Kilometer baufällig.

Essen baut bereits seit 23 Jahren: 1997 wurde das Hauptroutennetz für die Zweiräder geplant. Heute sind drei Viertel fertig. Die letzten Lücken sollen bis 2025 geschlossen werden. Was „auch langsam Zeit“ werde, kommentiert Jörg Brinkmann vom Allgemeinen Deutschen Fahrradclub (ADFC) der Stadt. Trotzdem könnte der Zeitplan ambitioniert sein. Die letzten Lücken umfassen 60 Kilometer, wie die Stadt in ihrem Masterplan Verkehr schreibt – das Jahresbudget für das Vorhaben: 500.000 Euro. „Allerdings sind deutlich höhere Investitionen erforderlich, um die baulichen Lücken im Radverkehrsnetz in angemessener Zeit zu beseitigen und dadurch den Radverkehrsanteil weiter zu erhöhen“, heißt es wörtlich in dem Dokument der Stadt. 

Zum Vergleich: Auch Bottrop hat ein Jahresbudget von 500.000 Euro für den Radverkehr vorgesehen, wie man auf uns auf Anfrage mitteilt. Damit seien „bis zu 500 Meter an Lückenschluss möglich.“

„Wir kannibalisieren uns gegenseitig.“

Für den Radverkehrsanteil haben sich einige Städte hehre Ziele gesetzt: In Bochum sollen bis 2030 60 Prozent aller Wege mit dem Umweltverbund zurückgelegt werden; das heißt mit öffentlichen Verkehrsmitteln, zu Fuß oder mit dem Rad. Essen will bis 2035 sogar 75 Prozent schaffen. Dafür müssten die Essenerinnen und Essener allerdings zwei bis drei Mal häufiger aufs Rad steigen als aktuell und ihre Autofahrten um mehr als die Hälfte reduzieren. Wie so eine Mobilitätsverlagerung zu schaffen ist, haben die Gelsenkirchenerinnen und Gelsenkirchener in einer Umfrage der Stadt sehr konkret beantwortet.

So sehen die Kommunen ihre zukünftige Mobilität. (Grafik: CORRECTIV.Ruhr)

Der Modal-Split-Anteil des städtischen Radverkehrs liegt in Gelsenkirchen derzeit bei neun Prozent, das heißt: Bei etwa jeder zehnten Fahrt kommt der Drahtesel zum Einsatz. Eine Verbesserung dieses Schnitts sollte zumindest nicht am Besitz von Fahrrädern scheitern: Sieben von zehn Gelsenkirchenern haben ein Fahrrad, bei Kindern und Jugendlichen sind es sogar neun von zehn. Woran scheitert es also? Bei der städtischen Befragung erklärte jeder vierte Gelsenkirchener, dass ihn die Infrastruktur einfach nicht zum Fahrradfahren motiviere.

„Die aktuellen Vorschläge aus der Politik sind vor allem im ursprünglichen Sinne nachhaltig, also systemstabilisierend und das ist nun mal die autofixierte Stadtplanung“, sagt uns der Stadtplaner. Jahrelanger Frust klingt aus seinen Worten. „In der von alten, deutschstämmigen Männern bestimmten Politik ahnt man allerdings so langsam, dass man sich vielleicht doch mal um den Nahverkehr kümmern muss und dass das Thema zudem wahlkampfrelevant geworden ist. Aber Ahnung haben selbst die Vertreter der Grünen nicht, sodass man sich mit halbgaren Vorschlägen überbietet, was nun schnell gemacht werden soll.“ Die letzten vorhandenen Planungskapazitäten der Kommune seien dann oftmals damit gebunden, Ideen wieder einzufangen, die entweder kontraproduktiv sind oder ein schlechtes Verhältnis zwischen Aufwand und Ertrag haben, erklärt er. 

Nach Angaben der Stadt Gelsenkirchen gegenüber CORRECTIV gibt es derzeit gerade einmal drei Planstellen für den Radverkehr innerhalb der Verwaltung. Eine weitere Ausschreibung sei noch offen, ob die Stelle besetzt werden könne, sei ungewiss. „Der Markt ist leergefegt“, sagt ein Mitarbeiter der Stadt. Erschwerend käme die Konkurrenz der Kommunen untereinander um neues Personal hinzu: „Wir kannibalisieren uns im Grunde gegenseitig.“


von Cerrectiv

Waldschäden im Harz: Die Kraft toter Bäume

(taz , 14.08.20)

Im Nationalpark Harz sind die Folgen des Klimawandels besonders sichtbar. Die Natur einfach sich selbst zu überlassen kann eine Lösung sein.

BRAUNLAGE taz | Wer den Harz von früher kennt, ist bei diesem Anblick fassungslos. An der Bundesstraße 4 im Harz, kurz vor Braunlage, ragen Tausende graue und braune Silhouetten abgestorbener Fichten in den Himmel. Dasselbe Bild ein paar Kilometer weiter, am Rehberger Graben – er wurde im 18. Jahrhundert angelegt, um Wasser der Oder nach St. Andreasberg umzuleiten, wo es in Bergwerken Wasserräder zur Energieversorgung antrieb. Soweit das Auge reicht, dominieren auch hier Grau und Braun. Auf dem Hang gegenüber breiten sich riesige Freiflächen aus, in denen die Stürme und Hitze der vergangenen Jahre und mehrere Generationen von Borkenkäfern die Stämme ganz umgeworfen haben.

„Hier sieht man den Wald von morgen“, sagt Friedhart Knolle eher beiläufig. Was? Das soll der zukünftige Wald sein? „Ja, der Wald ist nämlich gar nicht so tot, wie er aussieht.“ Die toten Fichten seien nur eine Zwischenstation auf dem Weg zu einer neuen Wildnis. Wo Leben vergehe, da entstehe Platz für Neues. Knolle, Sprecher des Nationalparks Harz, stapft voran über abgebrochene Stämme und vermoderndes Holz – Totholz, das tatsächlich gar nicht tot ist: Schon nach ein paar Metern Fußweg ist unübersehbar, dass zwischen den stehenden und liegenden Stämmen bereits eine neue Generation Wald heranwächst.

Überall sprießen junge Ahorne, Ebereschen und Birken aus den morschen Stümpfen. Zwischen den stummen Zeugen des Klimawandels breitet sich ein Teppich aus blühenden Kräutern aus.

Intensives Gezwitscher von allen Seiten ist zu hören. „Die Vogeldichte steigt im wilden Wald“, sagt Knolle. Sperlingskauz und Schwarzspecht sind zurückgekehrt, die Spechte hämmern ihre Höhlen gern in die toten Stämme. Im Unterholz finden Luchse und Wildkatzen Unterschlupf. Die vermodernden Stämme sind zudem Lebensraum und Nahrungsquelle für viele Pilze und Insekten, Käfer und Wildbienen nutzen Totholz für ihre Brut.

In der Kernzone des Nationalparks, die etwa 60 Prozent der Fläche des insgesamt knapp 250 Quadratkilometer großen Schutzgebietes ausmacht, kann sich die Natur seit einigen Jahren frei entwickeln. Ehemalige Wirtschaftswälder dürfen wieder zu wildem Naturwald werden. „Wir greifen hier nur noch zur Sicherheit der Gäste und des Straßenverkehrs ein“, erklärt Knolle. An Straßen, an den Schienen der Harzer Schmalspurbahnen und an besonderen touristischen Zielen würden tote oder absterbende Bäume also umgerissen und an die Seite gezogen. Aber eben auch nur dort. Friedhart Knolle, Nationalpark

„Ja, der Wald hier ist nämlich gar nicht so tot, wie er aussieht“

Totholzreiche, naturnahe Wälder ermöglichen nicht nur neue Artenvielfalt, sie erfüllen auch eine wichtige Funktion für den Klimaschutz: Langsam verrottende Stämme und die mächtigen Humusböden speichern große Mengen des Treibhausgases Kohlendioxid. Gräser, Kräuter und nachwachsende Bäume nehmen frei werdende Nährstoffe auf und binden sie in neuer Biomasse.

Was vorerst bleibt, ist der hässliche Anblick. Knolle räumt ein, dass es deshalb auch Kritik gibt an der Waldpolitik der Nationalparkverwaltung. Und dass das Motto „Natur Natur sein lassen“ nicht bei allen gut ankommt. Allerdings hätten sich die Widerstände inzwischen „auf ein Minimum reduziert – vor allem seit klar ist, dass sich auch so Geld verdienen lässt“.

Im Tourismus nämlich. Wie viele Politiker haben auch Touristiker im Harz die Klima­krise lange Zeit ignoriert oder ihr Ausmaß kleinzureden versucht. Diese Strategie ist gescheitert, das wurde beim Harzer Tourismustag 2019 in Goslar deutlich. Für eine ausschließliche Prävention sei es bereits zu spät, hieß es dort. In den vergangenen beiden Jahren habe man die schmerzliche Erfahrung machen müssen, dass den Auswirkungen des Klimawandels nur bedingt etwas entgegengesetzt werden könne.

Weil das Problem nun aber erkannt ist, soll es künftig auch offensiv benannt werden, betont die Geschäftsführerin des Harzer Tourismusverbandes, Carola Schmidt. Sie stellte den rund 100 Teilnehmern der Veranstaltung die neue Kommunikationskampagne des Verbandes mit dem Titel „Der Wald ruft!“ vor.

Statt den Urlaubern den Zustand der Wälder zu verschweigen, sollen Harz-Reisende bereits vor dem Start im Internet, mit Flyern und in Broschüren darauf vorbereitet werden, welcher Anblick sie womöglich erwartet. Und wie der Nationalpark mit den klimawandelbedingten Schäden umgeht.

Auch vor Ort werden Waldsterben und Waldleben inzwischen thematisiert. Zuletzt entstanden eine Multimedia-Station im Nationalparkhaus Schierke und vier Themeninseln entlang der Brockenstraße – der beliebte Wanderweg führt auf den höchsten Berg im Harz.

An diesen Punkten können sich Wandersleute nun direkt zu den Waldbildern informieren, die ihnen auf ihrem Weg zum Gipfel begegnen. Anhand von Panoramafotos und passenden Sichtachsen lässt sich die stetig voranschreitende Entwicklung hin zur Wildnis an den jeweiligen Standorten gut vergleichen.

Unter dem Motto „Baustelle Natur – Hier baut die Natur die neue Wildnis“ erlauben die Themeninseln Einblicke in den rasanten Waldwandel. Und sie erläutern, warum tote Bäume im Nationalpark nicht das Ende des Waldes, sondern den Beginn der neuen Waldwildnis einläuten.


Aus der Taz

Weiteres zum Thema Klimawandel bei der Taz

Auswirkungen des Klimawandels : „Wir wären gut beraten, natürliche Grenzen zu respektieren“

(aus dem Tagesspiegel 03.07.20)

Hans-Otto Pörtner erklärt, wie der Klimawandel auf Fische wirkt – und wie er seine Forschung mit seinem Vorsitz im Weltklimarat vereinbart. Patrick Eickemeier

Herr Pörtner, hat man als Ko-Vorsitzender der Arbeitsgruppe „Folgen, Verwundbarkeit, Anpassung“ des Weltklimarats IPCC noch Zeit für eigene Forschung?

Es ist ziemlich eng. Ich habe mit dem Alfred-Wegener-Institut vereinbart, dass ich die Hälfte meiner Zeit dem IPCC widmen kann. Das mit der Leitung der Sektion „Integrative Ökophysiologie“ des AWI zusammenzubringen, ist in der Summe aber mehr als 100 Prozent.

Ihre aktuell im Magazin „Science“ veröffentlichte Studie behandelt Auswirkungen des Klimawandels auf Fische. Was haben sie herausgefunden?
Die Entwicklungsstadien der Fische vom Embryo im Ei über die Larve bis hin zum laichbereiten ausgewachsenen Tier unterscheiden sich darin, welche Temperaturen sie vertragen. Das hängt damit zusammen, dass die Fische in diesen Entwicklungsstadien nur zu Jahreszeiten oder in Lebensräumen leben, die durch bestimmte Temperaturen charakterisiert sind. Bisher war die Frage unbeantwortet, was das für die Klimaempfindlichkeit einer Art bedeutet. Viele Arbeiten haben sich auf ausgewachsene Tiere konzentriert, die aber am wenigsten empfindlich gegenüber Temperaturänderungen sind. Wir haben in unsere Analyse sämtliche Stadien einbezogen und sehen, dass Fische als Embryonen oder als laichbereite Tiere einen viel engeren Toleranzbereich haben, als Larven oder heranwachsende Tiere. Schon eine geringe Erwärmung kann große Auswirkungen auf die Fortpflanzung der Fische und ihre Ökosysteme haben.

Warum sind Embryonen und laichbereite Fische besonders anfällig?
Wir sehen bei den fast 700 Fischarten, die wir analysiert haben, dass dieses Muster ein allgemeingültiges Prinzip ist: Laichbereite Tiere und Embryonen sind enger an den unteren Rand der Temperaturtoleranz gebunden. Im kühleren Wasser, das mehr Sauerstoff enthält als wärmeres, sparen sie Energie und können ihren Körper mit Sauerstoff versorgen. Die Spezialisierung der lebenswichtigen Prozesse auf ein enges Temperaturfenster spart Energie, aber um den Preis erhöhter Wärmeempfindlichkeit.

Bei Embryonen und laichbereiten Tieren wirkt der gleiche Mechanismus?
Im Prinzip ja. Es ist der Energiebedarf der Zellen und die Notwendigkeit, die Zellen mit Sauerstoff zu versorgen. Das gilt für beide. Embryonen haben noch keine Kiemen und keinen Blutkreislauf. Sauerstoff diffundiert zu den Zellen, bis auf eine aktive Sauerstoffversorgung über den Blutkreislauf umgestellt wird. In dieser Phase gibt es eine große Temperaturabhängigkeit. Wenn sich der Organismus dann entwickelt, werden die Systeme leistungsfähiger. Steuern die Fische dann auf die Paarungszeit zu, sammeln sie einen Vorrat an Eiern oder Spermien im Körper an, der bis zu 20 Prozent ihres Gewichts ausmachen kann und der auch mit Sauerstoff versorgt werden muss. Um ihren Energiebedarf zu begrenzen, spezialisieren sich die Tiere in dieser Phase erneut auf einen engeren Temperaturbereich. Es ist faszinierend, dass wir Grundmuster, die wir auf zellulärer Ebene sehen, auf der höchsten Ebene des intakten Organismus wiederfinden.

Was passiert, wenn die Temperaturen zu weit ansteigen? Können die Fische ausweichen, in Richtung der Polarzonen oder in größere Tiefen mit kühlerem Wasser?
Im Wesentlichen bestimmt die Temperatur, wo eine Tierart leben und sich fortpflanzen kann. Was passiert, wenn die Umgebungstemperatur steigt, testen wir gerade im Megaexperiment Klimawandel auf globaler Skala. Und wir sehen, dass Arten schon bei geringen Temperaturveränderungen ihre Lebensräume verlagern. Das würde bei Fischen auch die Laichgebiete betreffen. Abhängig von der Lebensweise ist das aber nicht möglich. Lachse zum Beispiel wandern zum Laichen aus dem Meer die Flussläufe hinauf, in denen sie selbst geschlüpft sind. Sie müssen stromaufwärts schwimmen und Eier und Sperma bilden. Energetisch sind sie nahe am Limit. Wenn dann das Wasser des Flusslaufes zu warm ist, kommt es zum Massensterben. Laichgründe kann man nicht einfach verschieben, das gilt auch für andere Arten. Das Gefüge der Ökosysteme wird durch den Klimawandel durcheinandergebracht. Daher müssen wir auch mit einem Verlust von Biodiversität rechnen.

Was passiert mit den Fischbeständen?
Unsere Studie konzentriert sich auf die verwundbaren Lebensstadien der Fische und wir betrachten Szenarien, die der Begrenzung der Erwärmung auf 1,5 Grad Celsius entsprechen bis hin zu einer Entwicklung, die noch über das „Weiter wie bisher“ hinausgeht. Wir sehen, dass bei starker Erwärmung bis zu 60 Prozent der Arten ihre angestammten Laichgebiete verlassen müssen. Im glimpflichsten Fall sind es nur etwa zehn Prozent. Eine solche Entwicklung wird die Bestände schrumpfen lassen. Lebensräume werden sich verschieben, mancherorts werden Arten aussterben. Erste Anzeichen dafür sehen wir schon. Die Risiken sind höher als wir bisher dachten. Das ist dramatisch für Länder, die in hohem Maße auf Erträge aus der Fischerei angewiesen sind. Wir müssen das für die fischereilich bedeutenden Arten aber noch weiter untersuchen.

Die Studie erscheint noch rechtzeitig, um im nächsten Bericht des IPCC berücksichtigt zu werden. Ist es legitim, den Klimasachstand anhand eigener Studie zu beurteilen?
Ob die Arbeit in den Sachstandsbericht eingeht, ist Sache der Autoren des Kapitels Ozeansysteme, nicht meine. Ich freue mich als Wissenschaftler, wenn Interesse besteht. Die Studie liefert einen übergreifenden Einblick und ist prominent publiziert. Die Voraussetzungen sind gut. Aber die wissenschaftliche Entscheidung liegt nicht bei mir, sondern bei den Experten unseres Autorenteams. Die Objektivität ist gewährleistet.

Hat die Coronakrise Ihren Arbeitsplan mit internationalen Autorentreffen durcheinandergebracht?
Die Autorentreffen sind sehr wichtige Termine, die man mit ihrer Dynamik und Vielfältigkeit des Austauschs nicht einfach durch Videokonferenzen ersetzen kann. Wir können aber die Vorteile von Videokonferenzen durchaus nutzen. Wir sind gespannt, ob wir unser Programm durchziehen können. Wir stimmen unsere Veröffentlichungstermine nach Möglichkeit auf die Verhandlungen im Rahmen der Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen ab. Der wissenschaftliche Austausch mit den Regierungsdelegationen war beim letzten Sachstandsbericht ja instrumental wichtig für die Temperaturgrenzen von 1,5 und deutlich unter zwei Grad Celsius maximaler Erwärmung im Pariser Klimaabkommen von 2015.

Ihre Arbeitsgruppe behandelt praktisch alle Bereiche, in denen Klimawandel auf menschliche und natürliche Systeme wirkt. Kurz: Alles. Wie gehen Sie mit der Arbeitsbelastung und der Themenvielfalt um?
Eine Erfahrung macht man im IPCC: Es ist eine enorme Erweiterung des Sichtfelds. Wer mitmachen möchte, kann keine Scheuklappen tragen. Es geht darum, die Verbindungen zwischen den Systemen zu sehen und zu erkennen, wie wir den Planeten nachhaltig bewirtschaften können und wie die Menschheit nachhaltig überleben kann. Dann aber zu sehen, dass einige Entscheidungsträger in Politik und Wirtschaft Scheuklappen tragen, ist eine Belastung. Auf der einen Seite fühlt man sich gut dabei, an der Diskussion teilzuhaben und objektive Beiträge zu leisten. Ich bin aber auch Staatsbürger, Vater und Großvater und werde ungeduldig, wenn Politiker mit sehr kurzsichtigen Interessen mit den Sachverhalten umgehen. Wir wären gut beraten, die Grenzen zu respektieren, die die Natur uns setzt.

Finden Sie diese Einsicht in ihrer aktuellen Studie wieder?
Wir können einen Spannungsbogen ziehen von einer Arbeit in der Meeresbiologie und der Physiologie hin zur menschlichen Gesellschaft. Wir haben es hier mit Gesetzmäßigkeiten zu tun, denen wir auch unterworfen sind. Kürzlich ist eine Studie erschienen, die zeigt, dass die Hitzeempfindlichkeit von Schwangeren und Säuglingen am größten ist. Auch wir durchlaufen Lebensstadien, auch uns sind als Art Temperaturgrenzen gesetzt. Wir werden Lebensraum verlieren, weil wir den Planeten aus seinem stabilen Klimakorridor hinaustreiben. Dort, wo Wärme und hohe Luftfeuchtigkeit zusammenkommen, wird es für den Menschen physiologisch zunehmend schwierig.

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In ihrer aktuellen Studie resümieren Sie, das Risiko sei „größer als erwartet“. Ist es der Fluch der Klimaforschung, düstere Aussichten mit neuem Wissen immer düsterer zeichnen zu müssen?
Nein. Ich betrachte es als klare Sicht, die entsteht. Unsere Handlungsoptionen sind eingeschränkt. Je länger wir warten, desto mehr werden wir diesen Risiken ausgesetzt sein. Es lohnt sich unbedingt, den Klimawandel zu begrenzen. Es lohnt jede Anstrengung und es lohnt auch die massive gesellschaftliche Transformation, die dafür erforderlich ist, die Pariser Klimaziele anzustreben. Das ist die klare Botschaft unserer Arbeitsgruppe. Es ist keine Option, die Dinge laufen zu lassen. Der Preis, den wir mit den Auswirkungen auf unsere Lebensgrundlagen zahlen, wird immer höher. Und er ist höher als der Preis für die Umstellung auf nachhaltiges Wirtschaften. Die junge Generation nimmt diese Botschaft nun auf und macht Druck auf die Politik. Ich betrachte das als Erfolg unserer Bemühungen.


Der vollständige Artikel beim Tagesspiegel : https://www.tagesspiegel.de/wissen/auswirkungen-des-klimawandels-wir-waeren-gut-beraten-natuerliche-grenzen-zu-respektieren/25971436.html

AUFRUF : Nutzung Solarenergie Potential

Geht uns aus der Sonne!

Auf den Dächern unserer Städte und Gemeinden gibt es ein riesiges Potenzial für die Nutzung der Solarenergie. Doch zahlreiche Regelungen stehen der Bürgerenergiewende im Weg, obwohl sie unsere Energieversorgung nicht nur klimafreundlicher, sondern auch krisenfester machen würde.

Schreiben Sie jetzt Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier – er muss die Hürden für den Ausbau der Solarenergie beseitigen!


Betreff: Lassen Sie die Sonne rein, Herr Altmaier!

Sehr geehrter Herr Altmaier,

die Bundesregierung schnürt derzeit milliardenschwere Hilfspakete, um die Wirtschaft wieder in Schwung zu bringen. Mit einer Solaroffensive können Sie zukunftsfähige Arbeitsplätze sowie regionale Wertschöpfung schaffen und unsere Energieversorgung durch Dezentralisierung krisensicherer machen. Dazu müssen Sie vergleichsweise wenig Geld in die Hand nehmen. In erster Linie gilt es, einige Hürden für den Ausbau der Solarenergie abzubauen.

Ich bitte Sie als zuständigen Minister:

  • Schaffen Sie beide Solardeckel ab – nach dem 52-Gigawatt-Deckel nun auch den „atmenden Deckel“, der die jährliche Ausbaumenge begrenzt!
  • Heben Sie die „Sonnensteuer“ auf selbst erzeugten Solarstrom auf – sowohl die EEG-Umlage auf den Eigenverbrauch von EigenheimbesitzerInnen als auch die EEG-Umlage auf Mieterstrom müssen fallen, denn sie verhindern Investitionen!
  • Weg mit der Bürokratie – die Installation von Solaranlagen auf Mehrfamilienhäusern muss einfacher und damit auch günstiger werden!
  • Machen Sie die Sonnennutzung bei Neubauten zur Pflicht – auf jeden Neubau muss eine Solaranlage!
  • Verhindern Sie die Verschrottung funktionsfähiger Solaranlagen – es braucht eine Anschlussregelung für die PV-Anlagen, die nach 20 Jahren aus der EEG-Förderung fallen!
  • Gehen Sie mit gutem Beispiel voran – errichten Sie Solaranlagen auf allen geeigneten bundeseigenen Gebäuden und starten Sie eine breite Informationskampagne über Vorteile und Chancen einer Solaroffensive in BürgerInnenhand!

Sie wissen sicherlich, dass die Zustimmung zur Energiewende in der Bevölkerung mit 82 Prozent sagenhaft hoch ist – nicht aber die zur aktuellen Energiewende-Politik der Bundesregierung, mit der zwei Drittel der Bevölkerung unzufrieden sind. Wie viele andere WählerInnen wünsche ich mir einen neuen Schub für den dezentralen, von BürgerInnen gemachten Ausbau der erneuerbaren Energien. Ein Schwerpunkt sollte dabei auf der Solarenergie liegen, denn das enorme Potenzial auf unseren Dächern nicht zu nutzen ist doch reine Verschwendung!

Mit freundlichen Grüßen


Hintergrund

Eine Solaroffensive braucht das Land

Die Solaranlage auf dem Dach ist der Inbegriff der dezentralen, demokratischen Energiewende, die von den Menschen statt von profitorientierten Konzernen gestaltet wird. Bürgerinnen und Bürger haben in den letzten 20 Jahren seit der Einführung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes Millionen von Anlagen installiert. Das schafft sinnstiftende, zukunftsfähige Arbeitsplätze, lokale Einnahmen und eine krisensichere Energieversorgung.

Trotz dieser Erfolge bleibt das enorme Potenzial für die klimafreundliche Energienutzung auf den Häusern immer noch weitgehend ungenutzt. Auf den Dächern in Deutschlands Städten sind kaum Photovoltaikanlagen zu sehen. Dabei könnte nach Erkenntnissen des Fraunhofer Instituts das Zwölffache der aktuell installierten Ökoenergie-Kapazität nochmal auf und an Häusern installiert werden.Grüne Erholung mit Solarenergie

Der beschleunigte Ausbau der Solarenergie ist unabdinglich, um den von uns BürgerInnen erkämpften Atom- und Kohleausstieg abzusichern. Damit die Stromversorgung trotz der Abschaltung der Kraftwerke gesichert bleibt, müssen mindestens drei Mal so viele Photovoltaikanlagen pro Jahr gebaut werden wie aktuell. Um die Klimaziele von Paris zu erreichen, müssten es sogar mindestens fünf Mal so viele sein. Und es lohnt sich: Solarenergie ist in den letzten Jahren immer kostengünstiger geworden. Heute kosten Solarmodule im Vergleich zu 2010 nur noch ein Viertel. Große PV-Anlagen produzieren heute eine Kilowattstunde Strom für weniger als vier Cent. Damit sind sie billiger als fossile Kraftwerke.

Doch vor wenigen Jahren hat die Bundesregierung die florierende deutsche Solarindustrie in die Knie gezwungen. Durch eine massive Kürzung der Förderung, immer größere Belastungen und bürokratische Hürden gingen zahlreiche Solarunternehmen in die Pleite. Schätzungsweise 100.000 Arbeitsplätze sind in den Jahren um 2012 verloren gegangen – in Branchen wie der Automobil- oder Kohleindustrie undenkbar. Das Potenzial, mit sauberen Technologien eine zukunftsfähige Industrie aufzubauen und hunderttausende Arbeitsplätze zu schaffen, ist weiterhin vorhanden. Eine Solaroffensive kann daher ein wichtiger Baustein eines grünen Konjunkturpakets für die Belebung der Wirtschaft nach der Coronakrise sein.

Das Timing dafür ist ideal. Im ersten Halbjahr 2020 steht laut Zeitplan des Bundeswirtschaftsministeriums eine Reform des Erneuerbare-Energien-Gesetzes an. Das ist die Gelegenheit, um zahlreiche Hürden für den Ausbau der Solarenergie und die Bürgerenergiewende zu beseitigen. Zugleich muss bis spätestens Juni 2021 die EU-Richtlinie zur Förderung der erneuerbaren Energien in nationales Recht umgesetzt werden. Sie enthält eine wichtige Botschaft: Die dezentrale, demokratische Energiewende in Bürgerhand leistet einen wichtigen Beitrag zum Gemeinwohl und zur Weiterentwicklung unseres Energiesystems. Deswegen müssen die Mitgliedstaaten sie fördern.

Das ist im Einklang mit unseren Forderungen: Schluss mit der Planwirtschaft, mit „Deckeln“ für die Solarenergie und Bergen von unnötigem Papierkram! Die Bundesregierung muss vielmehr ein günstiges Marktumfeld schaffen, in dem die Solarenergie und das Engagement der BürgerInnen frei florieren können. Wir wollen Entlastungen nicht für fossile Großverbraucher, sondern für „kleine“ EigenverbraucherInnen, die einen Beitrag zur Energiewende leisten, indem sie auf dem Dach ihres Wohnhauses Sonnenenergie ernten. Dabei sollen EigenheimbesitzerInnen und MieterInnen gleichgestellt werden. Wir wollen nicht, dass voll funktionsfähige Solaranlagen verschrottet werden müssen, weil die Regierung keine Anschlussregelung findet. Und wir fordern Konjunkturprogramme für die Technologien der Zukunft – von der Agro-Photovoltaik bis hin zu Langzeit-Energiespeichern, die den Netzausbau minimieren und den Weg für 100 Prozent erneuerbare Energien freimachen.

Herr Altmaier und das Bundeswirtschaftsministerium müssen jetzt einen Maßnahmenkatalog für eine „Solaroffensive“ vorlegen. Unser Positionspapier zeichnet vor, welche Hürden fallen müssen und in welchen Bereichen Anschub durch Förderprogramme sinnvoll ist.


siehe auch Umweltinstitut-München hier https://www.umweltinstitut.org/mitmach-aktionen/geht-uns-aus-der-sonne.html


Das 10 Punkte Programm

10. Plenum TO 19.08. 18h (Alsengarten, hinter Haus der Beg. Alsenstr. 19)


Die Coronaepedemie verdrängt zur Zeit alle anderen Themen. Aber auch wenn die Treibhausgasemissionen aktuell zurückgehen sind effektive Maßnahmen wegen der lang anhaltenden katastrophalen Auswirkungen der Klimakrise dringend notwendig. Die Emissionen werden leider wieder ansteigen.


ENTWURF Tagesordnung 19.8.2020:

  1. Begrüßung insbesondere neuer Mitstreiter*Innen
  2. Kurzberichte der AG’s und Unterstützer*innen
    1. ( Was ist inzw. passiert : Klimademo , …. , Aktivität Klimawende )
    2. Umgang mit Protokollen ?
  3. Bochum Muss handeln
    Stand und weiteres Vorgehen, Reaktionen? Perspektiven?
  4. Verzettelung der Initiativen
    Ansatzpunkte dem entgegenzuwirken
  5. Film- Foto -Projekt
    Weitere bzw. fertige Stadt-Grün–Filme:
    1. Stehen mit Bilder des Drehtages zur Verfügung
    2. Blumenwiese Fritz? Was ist damit?
    3. Stadtwaldverein Reiterhof
    4. Stadtwaldverein Zeppelindamm
    5. Neue Wattenscheider Blumenwiese
    6. Obstwiesen
    7. Silberne Zitrone für Steingärten
      Zusammen mit GLS ??
  6. Klimanotstandsbriefe
    Aktionsform beibehalten? Weitere Themen? Was weiterverfolgen?
  7. Flyer? doch drucken !
  8. Andere / weitere Aktionen
    1. z.B. Wahl Stände der Parteien besuchen mit Forderungen
    2. Aktionen geg. Versiegelung
      ( Hitzeinseln in der Stadt , s Film Lesch )
  9. Leitlinien , Vereins-Regeln?
  10. Verschiedenes

Klimawandel Die Fakten mit Harald Lesch

Die Fakten mit Harald Lesch

Rekordhitze, Überflutungen, Dürre: normale Wetterphänomene oder bereits die Folgen des Klimawandels? Die Dokumentation mit Harald Lesch fasst den Stand der weltweiten Klimaforschung zusammen. something 43 min something 10.08.2020 something UT Video verfügbar bis 16.11.2020 Mehr von ZDFzeit

Link zur Sendung : hier

Schon seit Langem beobachten Forscher einen globalen Temperaturanstieg. Gletscher schmelzen, der Meeresspiegel steigt, in Deutschland droht ein neues Waldsterben. Steuert die Menschheit auf eine neue Heißzeit zu? Oder lässt sich die globale Erwärmung noch begrenzen?

Die Dokumentation zieht mithilfe internationaler Experten Bilanz. Um die globale Erwärmung auf zwei Grad Celsius zu begrenzen, müssten die stetig steigenden CO2-Emissionen in den nächsten zehn Jahren halbiert und bis 2050 komplett gestoppt werden. Notwendig wäre ein weitgehender Verzicht auf fossile Brennstoffe wie Kohle oder Erdöl zur Energiegewinnung. Wenn das nicht gelingt, wird sich die Erde weiter erwärmen – darin ist sich die überwiegende Zahl der Wissenschaftler einig.

Bedrohte Wälder

Auch, wenn einige den menschengemachten Klimawandel infrage stellen – weltweit häufen sich die Wetter-Extreme. In Deutschland haben die zurückliegenden trockenen Sommer den Wald bereits massiv geschwächt – Borkenkäfer haben leichtes Spiel und vernichten ganze Fichtenwälder.

FAQ „Klimawandel – Die Fakten mit Harald Lesch”

Auf dem Portal KlimafolgenOnline werden Ergebnisse der Klimafolgenforschung für den gesamtdeutschen Raum zur Verfügung gestellt. Ziel des Portals ist es, mögliche Folgen des Klimawandels in Deutschland für das Klima, die Land- und Forstwirtschaft, Bereiche der Hydrologie, der Energie, des Tourismus und der Gesundheit sichtbar zu machen. Man kann eine Vielzahl von Parametern (zum Beispiel Temperaturen, Ernteerträge, Waldbrandgefahr) betrachten. Generell liegen Daten für den Zeitraum 1901–2010 (beobachtete Daten) und 2011–2100 (Simulationsdaten) vor.