(20.07.21) , ZDF , Original : hier ; bzw. direkt von MediaThekView : hier
Dramatische Bilder: Bei der Hochwasserkatastrophe im Westen und Süden Deutschlands haben mehr als 150 Menschen ihr Leben verloren. Werden solche Wetterextreme angesichts der Klimakrise zum Normalfall?
31 min Verfügbarkeit: Video verfügbar bis 20.07.2026
Professor Harald Lesch geht in der Sondersendung den Fragen nach, die sich jetzt stellen: Was ist über die Ursachen der Flutkatastrophe bekannt, und was ist in der Zukunft zu erwarten? Und er holt sich Expert*innen ins Studio: Klimaforscherin Professor Friederike Otto von der Universität Oxford und Professor Christian Kuhlicke vom Helmholtz Zentrum für Umweltforschung.
Mehr zum Thema Klima
Terra X –
Klimawandel und Klimaforschung
Doku
Leschs Kosmos –
Klimaneutrales Europa – aber wie?
Videolänge 27 min · Wissen
.
Leschs Kosmos – Klima im Wandel – Keiner stirbt für sich …
Videolänge 29 min · Wissen
.
Leschs Kosmos –
Wie viel Grün braucht der Blaue Planet?
Videolänge 28 min · Wissen
.
ZDFinfo Doku –
Steigende Pegel – Wenn das Wasser kommt
Videolänge 43 min · Doku
.
Terra X –
Wetter und aktuelle Klimaforschung
Videolänge 43 min · Doku
Wie kam es zu den Überschwemmungen?
In verschiedenen Regionen in Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und auch im Süden, etwa im Berchtesgadener Land, herrscht vielerorts der Ausnahmezustand. Gegenden, in denen niemand eine Katastrophe solchen Ausmaßes vermutet hätte. Wieso hatte der Starkregen gerade in diesen Gebieten solche Auswirkungen? Heftige Unwetter und langanhaltender Starkregen mit Niederschlagsmengen von über 180 Litern pro Quadratmeter wurden gemessen. Damit gab es an einem einzigen Tag mehr als doppelt so viel Regen wie sonst in einem ganzen Monat. Das Problem war die sogenannte Trogwetterlage: Drei aufeinanderfolgende Tage bleibt das Wetter unverändert. Das ist kein neues Phänomen, doch bis Ende der 1960er Jahre trat eine solche Trogwetterlage durchschnittlich an 14 Tagen im Jahr auf. Seit 1970 hat sich die Anzahl der Tage auf etwa 28 Tage verdoppelt.
In den betroffenen Regionen spielten auch die topographischen Bedingungen eine große Rolle. Wenn 150 Liter in bergigen Landschaften niedergehen und die Hänge runter rauschen, dann kann ein kleiner Fluss fünf bis sieben Meter anschwellen und schnell zu einem lebensgefährlichen Strom werden. Das Wasser ist dann kaum zu bewältigen. Vor allem weil die Böden zum Teil kaum Wasser aufnehmen können. Täglich werden 52 Hektar als Siedlungs- und Verkehrsflächen neu ausgewiesen. Seit 1992 ist der Anteil versiegelter Flächen in Deutschland um 20 Prozent gestiegen. Manche Gegenden wirken auf den ersten Blick naturbelassen. Doch rund die Hälfte der gesamten Fläche ist geprägt von der Landwirtschaft. Rollen Fahrzeuge oder Maschinen über die Felder, wird je nach Gewicht Druck auf die Böden erzeugt. Dadurch werden die Bodenpartikel dichter zusammengedrückt, die Böden so sehr verdichtet, dass Regenwasser und Wasseransammlungen nicht mehr richtig versickern können. So können Landschaften, denen man es auf den ersten Blick nicht ansieht, zu Katastrophengebieten werden.
Faktoren, die die Krise verstärken
Seit wir Menschen fossile Brennstoffe im Megamaßstab verheizen, haben wir etwa zwei Billionen Tonnen CO2 in die Atmosphäre gepustet. Ein großer Teil ist wieder aus der Luft verschwunden. Denn ein Viertel des vom Menschen freigesetzten CO2 haben die Meere aufgenommen. Eine Schlüsselrolle spielt dabei die einzellige Alge Emiliania huxleyi, die gigantische Algenblüten bildet: Sie panzert sich mit Kalkplättchen, in denen Kohlenstoff gebunden ist. Sterben die Algen ab, sinken sie samt ihrer „Rüstung“ auf den Meeresgrund. Dabei entziehen sie der Atmosphäre viele Gigatonnen CO2 pro Jahr. Doch C02 in Verbindung mit Wasser bildet Kohlensäure. Dadurch wurden die Ozeane in den vergangenen 50 Jahren um fast 30 Prozent saurer. Versauerte Ozeane bedrohen Korallen, Fische und Kleinstlebewesen – und auch die Alge Emiliana selber. Die Folge: Sie vermehrt sich schlechter und bildet keine Algenblüten mehr. Das heißt, die Ozeane sind in ihrer Funktion als CO2-Puffer, also als Klimawandelbremse, deutlich geschwächt.
Wie können Extremwetterlagen entstehen?
Dauerregen, der sich oft wochenlang hält, extreme Kälteeinbrüche oder – wie gerade entlang der Westküste der USA – Hitzerekorde mit verheerenden Folgen. Das Wetter spielt weltweit immer häufiger verrückt. Extremwetter scheinen zur Regel zu werden.
Forschende gehen davon aus, dass die Extremwetterlagen etwas mit dem Höhenwind, dem Jetstream, zu tun haben. Er zirkuliert an der Grenze zwischen Troposphäre und Stratosphäre in acht bis zwölf Kilometern Höhe und erreicht dabei Geschwindigkeiten von bis zu 500 Kilometern pro Stunde. Seit Jahren schon beobachten Forschende, dass der Jetstream schwächer wird und dadurch instabil. Die Ursache sehen sie in der rasanten Erwärmung der Arktis. Wenn das Eis schmilzt, wird von den dunklen Flächen mehr Sonnenlicht absorbiert. Seit 1971 hat sich die Polarregion dreimal schneller als der Rest der Erde erwärmt. In der Folge verringert sich der Temperaturunterschied zwischen Arktis und Tropen, der Jetstream verliert an Kraft. Er beginnt zu mäandern. Dadurch kann beispielsweise heiße Saharaluft bis weit in den Norden vordringen. Im Sommer 2019 war sie verantwortlich für den Hitzerekord in Deutschland. Auch die aktuelle Flutkatastrophe sehen Forschende im Zusammenhang mit dem geschwächten Jetstream. Expertinnen und Experten warnen, dass wir in Zukunft häufiger mit Extremwettern jeglicher Art rechnen müssen.
Alarmierende Prognosen
Die Prognosen, wie sich die globale Durchschnittstemperatur in Zukunft verändert, wenn wir so weitermachen wie bisher, sind alarmierend: Laut Weltklimarat könnte die Erwärmung um 1,5 Grad Celsius im Jahr 2030 erreicht sein, und um zwei Grad schon etwa 15 Jahre später. Welchen Unterschied auch nur ein halbes Grad mehr macht, haben Forschende ermittelt. Hier vier Beispiele:
Rotterdam – Leben mit der Flut
In der niederländischen Küstenmetropole Rotterdam müssen die Menschen ständig mit Hochwasser rechnen. 80 Prozent der Stadt liegen unter Meeresniveau. Das Risiko einer Überflutung ist hier allgegenwärtig. Doch der größte europäische Hafen ist mit einem umfassenden Hochwasserkonzept gesichert. Und auch im Rest der Stadt gibt es viele kleine und flexible Hochwasserlösungen. Alles ist auf die Macht des Wassers ausgerichtet. Auch auf die Wassermassen aus der Luft. Bei Trockenheit ist der Benthemplein bei Schülern einer angrenzenden Schule ein beliebter Spielplatz. Doch bei Starkregen wird die Fläche zu einem großen Rückhaltebecken. Später lässt man das aufgestaute Wasser von hier in den Hafen ablaufen. Auch jeder Quadratmeter, der nicht mit Beton versiegelt ist, hilft beim Hochwasserschutz. Immer mehr Dächer werden in Rotterdam bepflanzt. Bei Starkregen wird so das Wasser aufgenommen und dann nur noch zum Teil und vor allem erst viel später in die Kanalisation abgegeben. Ganz Rotterdam ist ein einziges großes Wasserlabor. Unzählige Pilotprojekte wurden hier entwickelt. Niederländische Architekten sind berühmt dafür, dass sie ständig auf der Suche sind nach neuen Formen des Wohnens am Wasser. Sogar ganze Siedlungen haben sie schon aus schwimmenden Häusern gebaut. Die Gebäude sind nicht nur hochwassersicher, sie schaffen auch neue Flächen. Eine Antwort auf den steigenden Platzbedarf in den großen Küstenstädten der Welt.
Mehr Leschs Kosmos
Leschs Kosmos Wissen
Leschs Kosmos – Wetterextreme: das neue Normal?
Videolänge 31 min · Wissen
Leschs Kosmos – Gesunde Kranke? Im Netz der Diagnostik
Videolänge 29 min · Wissen
Leschs Kosmos – Kein Stau, gute Luft: Mobilität mit Zukunft
Videolänge 29 min · Wissen
Leschs Kosmos – Neue Speicher für die Energiewende
Videolänge 28 min · Wissen
Leschs Kosmos – Deepfakes – der Manipulation ausgeliefert?
Videolänge 30 min · Wissen
Lesch & Co
Terra X – Terra X Lesch & Co
Doku
Terra X – Gleichberechtigung – was sagen die Fakten?
Videolänge 15 min · Doku
Terra X – Vulkan – der verschollene Planet?
Videolänge 14 min · Doku
Terra X – Suzanna kommentiert Kommentare #1
Videolänge 13 min · Doku
Terra X – UFOs – gibt es sie also doch?
Videolänge 14 min · Doku
Terra X – Geheimnisvolle Myonen
Videolänge 15 min · Doku
Mehr Terra X
Terra X Doku
Terra X – Unterwegs in fremden Welten – ganz nah
Doku
Terra X – Terra X-Clips unter Creative Commons-Lizenz
Doku
Terra X – Terra X plus Schule
Doku
Terra X – Terra X – Die Doku
Doku
Terra X – Deutschland in den Goldenen Zwanzigern
Videolänge 43 min · Doku Vorab
Ähnliche Beiträge
Footer mit Inhaltsangabe
Inhalte dieser Seite :