Zusammenhang von Klimawandel, Migration und Sozialpolitik

Studie von DIFIS , Forschungsstand und Forschungsbedarfe 2022 / 3

Forschungsstand und Forschungsbedarfe zum Zusammenhang von Klimawandel, Migration und Sozialpolitik

  • Das Thema ‚Klimawandel und Migration‘ wird in Deutschland bislang vornehmlich als ein Problem des globalen Südens diskutiert. Immer wieder kommt es in Publikationen als Drohkulisse vor, in den Medien wird simplifiziert berichtet. Überlegungen dazu, welche Konsequenzen das Zusammenspiel von Klimawandel und Migrationen hinsichtlich der Ausgestaltung von Sozialpolitiken in Deutschland hat oder haben könnte, stehen am Anfang.
  • Die DIFIS-Studie systematisiert das vorliegende, internationale Wissen zum Themenfeld ‚Klimawandel und Migration‘ und setzt es in Bezug zur Sozialpolitik. Die Studie arbeitet die Ambivalenzen der aktuellen Debatte heraus und gibt Hinweise auf Forschungslü- cken und -bedarfe.
  • Resümiert wird, dass es gezielter interdisziplinärer Forschung bedarf, wie national organisierte Sozialpolitiken auf mehr Migration und andere Mobilitätsformen im Kontext des Klimawandels reagieren können. Nur so wird sozialpolitisches Weiterdenken auch im bundesdeutschen Kontext befördert werden können.

ABSTRACT

Begreift man sozialpolitische Strukturen als kritische Infrastrukturen, dann trägt deren Funktionieren bei Umweltkrisen wesentlich zur Resili-enz von Gesellschaften bei. Im Zuge dieser Debatten wird sich ver-mehrt auch die Frage stellen, wie mit bestehenden Mobilitätsansprü-chen umzugehen ist – bislang ist dies kein Feld der Sozialpolitikfor- schung. Die vorliegende Expertise strukturiert die komplexe Dynamik des Wissensdreiecks ‚Klimawandel – Migration – Sozialpolitik‘ und ar- beitet die Ambivalenzen der Debatte heraus. Dargestellt werden die Er- gebnisse einer Sichtung der relevanten internationalen und deutschen Fachliteratur, der deutschen Sozialgesetzbücher sowie mehrerer Ex- pert*inneninterviews. Das Praxisbeispiel der Überflutung des Ahrtals im Juli 2021 verdeutlicht den Stand der innerdeutschen politischen Diskus-sion über die sozialpolitischen Implikationen von Migration und Klima- wandel. Insgesamt zeigt sich: Es besteht eine Wahrnehmungslücke, eine Definitionslücke und es fehlt an einem normativen Kompass, wie mit den globalen Dynamiken umgegangen werden kann. Schließlich mangelt es an interdisziplinärer Forschung, die sich mit dem Wechsel- spiel von zunehmender Migration und zunehmendem Klimawandel auf die weiterhin national strukturierten Sozialpolitiken befasst.

Link zur Studie : hier


(Tip von Vera)