Analyse: Corona zeigt, wie es mit dem Klimawandel nicht laufen darf

( Original, und vollständiger Artikel bei heise.de )

Die Wirtschaft stillzulegen ist keine nachhaltige Lösung im Kampf gegen die Erderwärmung. Stattdessen müsste sie sehr viel schneller verändert werden. 12.01.2021 08:13 Uhr Technology Review Von James Temple

Eines muss man 2020 lassen: Trotz all der Entbehrungen, die das Jahr forderte und der vielen erlittenen Schicksalsschläge konnte es zumindest einen Wendepunkt in der Klimakrise markieren. Mittlerweile lässt sich annehmen, dass die weltweite Öl-Nachfrage samt der Treibhausgas-Emissionen schon 2019 ihren Höhepunkt erreicht haben, denn die Pandemie hat das Wirtschaftswachstum um Jahre gebremst. Der Kohleausstieg wird sich beschleunigen und die Energienachfrage ….

Hinzu kommt, dass eine wachsende Anzahl großer Unternehmen und Nationen, einschließlich China, sich dazu verpflichtet haben, bis zur Mitte des Jahrhunderts emissionsfrei zu sein. Mit der Wahl von Joe Biden kommt in den USA ein Präsident ins Weiße Haus, der angekündigt hat, härtere Maßnahmen zur Erreichung der Klimaziele zu ergreifen.

Selbst wenn die Emissionen ihren Höhepunkt nun schon erreicht hätten, bedeutet das nur, dass die Situation nicht mit einer steigenden Rate von Jahr zu Jahr schlimmer wird. Trotzdem verschlechtert sich die Gesamtsituation. CO2 bleibt lange in der Atmosphäre. Jede zusätzliche Tonne,

Darüber hinaus hat all diese Verwüstung nur etwa 6 Prozent der Treibhausgasemissionen eingespart – zumindest in den USA nach einer Schätzung der Analysten von BloombergNEF. Weltweit sieht es ähnlich aus. Diese Verringerung der Verschmutzung kam zu einem hohen wirtschaftlichen Preis, irgendwo zwischen 2600 Euro und 4300 Euro pro Tonne CO2, nach früheren Schätzungen der Rhodium Group.

Erforderlich sind stattdessen entschlossene staatliche Bestimmungen und Handelsabkommen, die mittels Push-und-Pull-Strategie saubere Technologien auf den Markt bringen und die Entwicklung von Instrumenten fördern, die entweder noch nicht existieren oder viel zu teuer sind. Nach einer kürzlich veröffentlichten Studie von Forschern der Princeton-Universität müssten die USA beispielsweise sofort mit entsprechenden Maßnahmen beginnen, um auf den richtigen Weg zur wirtschaftlich gesamtheitlichen Emissionsfreiheit zu kommen.

Als die globalen Todeszahlen in Zusammenhang mit COVID-19 im August bei etwa 600.000 lagen, betonte Bill Gates, dass der Klimawandel für eine derartige Opferzahl bis 2060 verantwortlich sein könnte – und zwar jährlich. Bis zum Ende des Jahrhunderts könnte diese Zahl sich verfünffachen. Eines macht die Pandemie nun klar: Selbst solche Todeszahlen könnten größere Teile der Bevölkerung nicht davon überzeugen, dass der Klimawandel real und ein Eingreifen unerlässlich ist – insbesondere, da diese Fälle wohl graduell zunehmen werden. Politiker könnten immer noch Wege finden, diese Gefahren herunterzuspielen und die Thematik zu instrumentalisieren,

Mit gutem Grund darf man darauf vertrauen, dass es technische und ökonomische Möglichkeiten geben wird, die meisten Risiken des Klimawandels anzugehen. Regierungen und Unternehmen werden schneller handeln und es werden große Fortschritte in der Emissionssenkung erzielt werden. Entscheidende Teile der Infrastruktur werden neu erbaut, um den zunehmenden Gefahren gerecht zu werden, und andere Regionen, zum Beispiel der globale Norden, werden sich weiterhin gut entwickeln. Manche werden sogar reicher werden.

Doch bei all dem scheint kaum jemand erkennen zu wollen, wie sehr die Zukunft der Menschheit auf Messers Schneide steht und wie kurz davor sie ist, sehr tragisch zu scheitern. Vergleicht man die aktuellen, tatsächlichen Emissionen mit den eigentlich notwendigen Werten, um schnell genug noch eine Erderwärmung von zwei Grad Celsius zu verhindern, scheint dies beinahe unmöglich. Überschreitet die Erwärmung diesen Grenzwert, könnte sie ein ganz anderes Ausmaß an Sterben, Leiden und ökonomischer Zerstörung bringen – ein Szenario, das verhindert werden könnte. Diese Erkenntnis könnte ein Ruf zu den Waffen sein.

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