(28.12.21, WDR5) Gewaltiger Gletscherabbruch: “Schlüsselkomponente”
WDR 5 Morgenecho – Interview. 28.12.2021. 06:17 Min..
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Am Südpol zerbricht momentan der riesige Thwaites-Gletscher. “Das Abschmelzen des Thwaites wird den gesamten Westantarktischen Eisschild empfindlicher machen”, sagt der Gletscher-Forscher Olaf Eisen. Der Prozess sei langsam, aber nicht mehr zu stoppen.
(15.12.21, travelbook.de), Forscher wegen „Weltuntergangs-Gletscher“ in der Antarktis alarmiert
Wichtiger Schutzschild könnte wegbrechen
Forscher wegen „Weltuntergangs-Gletscher“ in der Antarktis alarmiert
Von Larissa Königs | 15. Dezember 2021, 11:08 Uhr
Der Thwaites-Gletscher in der Westantarktis wird oft auch „Doomsday-Glacier“ genannt, also „Weltuntergangs-Gletscher“. Der Grund: Er gilt als einer der für den Klimawandel gefährlichsten Gletscher. Sein weiteres Schicksal könnte unsere Welt dramatisch verändern. Nachdem erst im Frühjahr festgestellt worden war, dass der Gletscher schmilzt, kommt nun heraus: Der Prozess läuft deutlich schneller als ursprünglich gedacht. Die Details.
Wenn man das Weltklima und vor allem den Klimawandel betrachtet, sprechen Wissenschaftler oft von sogenannten „Kipp-Punkten“. Damit werden Elemente bezeichnet, die das Klima unwiderruflich verändern würden. Einer von ihnen ist der Thwaites-Gletscher in der Westantarktis. Der gigantische Gletscher ist etwa doppelt so groß wie Österreich und wirkt wie eine Barrikade für noch größere Eismassen. Zumindest noch. Denn Forscher befürchten, dass der wichtigste Schutzschild des Gletschers schon in den nächsten fünf Jahren abbrechen könnte.
Ein Forscherteam berichtete am Montag auf dem Jahrestreffen der Amerikanischen Verbands der Geophysiker (AGU), man habe im 45 Kilometer breiten „Ende“ des Gletschers, dort, wo das Eis auf das Meerwasser trifft, Risse entdeckt. Und diese Risse könnten, so die Forscher, die Geschwindigkeit des Zerfalls verdreifachen. Deswegen fürchten die Wissenschaftler, dass der Schutzschild innerhalb der nächsten drei bis fünf Jahre in Hunderte Eisberge zerfallen und komplett verschwinden könnte. Die Folgen wären verheerend.
Denn bricht der Schutzschild zusammen, ist der Gletscher dem Untergang geweiht. „Auf einmal würde das ganze Ding zusammenbrechen“, sagte Gletscherforscherin und Studienleiterin Erin Pettit von der University of Oregon.
Welchen Einfluss hat der Thwaites-Gletscher auf das Klima?
Das Problem: Das Zurückziehen des „Doomsday-Glaciers“, also „Weltuntergangs-Gletschers“, hätte dramatische Folgen für das gesamte Weltklima. Denn sollte das Schelfeis des Thwaites-Gletschers immer dünner werden, desto eher brechen auch größere Teile ab. Und je schneller diese abbrechen, desto schneller wird auch der Eisabfluss auf dem Festland. „Man kann sich das wie einen Korken auf einer Sektflasche vorstellen, der, wenn einmal geöffnet, den Weg für alles Nachkommende ebnet“, erklärt Dr. Johann Philipp Klages vom Alfred Wegener Institut im Gespräch mit TRAVELBOOK. Er ist Sedimentologe und befasst sich seit Jahren besonders mit den Gletschern in der Antarktis. Er betont, dass es sich bei dem Gletscher tatsächlich um einen Kipp-Punkt handelt.
Hinzu kommt, dass der Thwaites-Gletscher und der danebenliegende Pine-Island-Gletscher zusammen einen Großteil des antarktischen Eisschildes ausmachen. Gemeinsam sind sie mehrere Hundert Kilometer lang. Genau hier liegt die Gefahr: Denn beide Gletscher speichern gigantische Mengen Wasser. „Wir wissen aus der Vergangenheit, dass sich diese Gletscher schon mehrere Male dramatisch zurückgezogen haben. Sollte das wieder passieren, würden alleine diese beiden Gletscher für einen Anstieg des Meeresspiegels von etwa 1,5 Metern sorgen“, erklärt Klages. Das wäre aus heutiger Sicht global betrachtet nicht weniger als eine Katastrophe und würde zum Untergang von Metropolen auf der ganzen Welt führen.
Erst im Frühjahr kam die Wissenschaftlerin Anna Wåhlin von der Uni Göteborg in einem Bericht im wissenschaftlichen Magazin „Science Advances“ zu dem Ergebnis, dass die Unterseite des Thwaites-Gletschers deutlich stärker schmilzt als bisher angenommen. Das hatte eine Expedition von Wåhlin und ihrem Team zum Gletscher ergeben. Dort wurde ein Tauchroboter eingesetzt, der sowohl die Zunge als auch den Meeresboden untersuchen sollte.
Wie genau ist der Thwaites-Gletscher aufgebaut?
Wichtig zu wissen ist, dass die Zunge zwar über dem Wasser schwebt und somit bereits durch warme Zuflüsse angetaut wird. Der größte Teil des Gletschers liegt jedoch auf Festland. Das Problem ist allerdings, dass das Festland wiederum unterhalb des Meeresspiegels liegt. Dadurch sind die Eismassen sehr angreifbar. Bislang ging man zwar davon aus, dass die warmen Zuflüsse vom Ozean das aufliegende Gletschereis nur in kleinen Korridoren erreichen – doch das hat sich nun geändert.
Die Untersuchungen von Wåhlin und ihrem Team haben gezeigt, dass es sehr viel mehr unterirdische Tunnel und Täler gibt. Durch sie gelangt warmes Wasser auch zum Rest des Thwaites-Gletschers und lässt das darüberliegende Schelfeis ausdünnen. Wobei warm in diesem Fall relativ ist. „Die Wasser-Temperatur liegt bei circa 1 bis maximal 1,5 Grad Celsius. Für uns Menschen ist das kalt, doch es ist eben oberhalb des Gefrierpunkts von Salzwasser“, erklärt Klages. „Das warme Wasser war und ist aktuell in der Westantarktis der wichtigste Antrieb, warum die Gletscher sich zurückziehen.“
Die Zukunft des Gletschers ist ungewiss
Valide Aussagen, wann der Thwaites-Gletscher wirklich wegschmelzen wird, sind allerdings schwierig. „Wir können aktuell noch nicht sicher sagen, welche Dynamik überhaupt bei dem Gletscher zutrifft. Die Modelle, die wir haben, sind auch immer nur so gut, wie die verfügbaren Daten“, erklärt Klages, der vor allem Daten aus der erdgeschichtlichen Vergangenheit analysiert. Deswegen forsche man aktuell auch von deutscher Seite so intensiv an den Gletschern der Westantarktis. Er rechne allerdings fest damit, dass man in der Zukunft verlässliche geologische Beweise für ein komplettes Zusammenbrechen des westantarktischen Eisschildes finden werde.
Dennoch: Klages hält nicht viel davon, den Gletscher mit Adjektiven wie „gefährlich“ oder mit furchterregenden Spitznamen zu belegen. „Es handelt sich um einen ganz normalen Gletscher. Alleine die Bedingungen, die ihn umgeben, machen ihn besonders. Allerdings ja auch nur, weil sie dafür sorgen könnten, unsere angestammten Lebensräume zu verändern“, meint Klages. Das sollte jedoch Grund genug sein, diesen Prozess noch aufzuhalten. Es ist zu hoffen, dass dies noch gelingt.
(15.12.21, geo.de) , Westantarktis Thwaites-Gletscher schmilzt rasant: Forschende warnen vor dramatischem Wandel
Der riesige Thwaites-Gletscher in der Westantarktis verhindert, dass gewaltige Eismengen in den Ozean fließen. Doch Satellitenfotos beweisen: der Gletscher verliert viel Eis. Ein britisch-amerikanisches Forschungsteam warnt nun eindringlich vor den globalen Folgen
Forschende eines britisch-amerikanischen Projekts haben vor einem “dramatischen Wandel” an dem gigantischen Thwaites-Gletscher in der Antarktis infolge der Erderwärmung gewarnt. Bereits innerhalb von weniger als zehn Jahren könne ein auf dem Meer schwimmender Teil an der Vorderseite des Gletschers “zersplittern wie die Windschutzscheibe eines Autos”, warnte der leitende US-Glaziologe Ted Scambos von dem Projekt International Thwaites Glacier Collaboration (ITGC) im Gespräch mit der BBC. Sowohl veröffentlichte als auch noch unveröffentlichte Studien deuteten dies an, fuhr der Forscher fort. Grund dafür sei warmes Wasser, das unter den Gletscher gelange.
Menge an Eis, die der Thwaites-Gletscher verliert, hat sich in 30 Jahren verdoppelt
Der Thwaites-Gletscher steht unter Dauerbeobachtung der Wissenschaftler. Sie messen die Geschwindigkeit, in der das Eisfeld schmilzt. Die Menge an Eis, die den Gletscher verlässt, hat sich nach Angaben der Forscher in den vergangenen 30 Jahren verdoppelt.
Der Thwaites-Gletscher, der auch als “Doomsday Glacier” (Gletscher des jüngsten Gerichts) bezeichnet wird, liegt in dem als Marie-Byrd-Land bezeichneten westlichen Teil der Antarktis. Das Eisfeld erstreckt sich über eine Fläche von der Größe des US-Bundesstaats Florida.
Sollte das gesamte Eis im Einzugsgebiet des Gletschers eines Tages schmelzen, würde das den Meeresspiegel um bis zu 65 Zentimeter steigen lassen, wie die BBC berichtete. Mit diesem Szenario, auf das sich die Bezeichnung mit dem jüngsten Gericht bezieht, wird aber erst in mehreren Jahrhunderten gerechnet.
(11.07.21, hna.de) , Katastrophale Folgen für das Klima? „Weltuntergangs-Gletscher“ schmilzt schneller als erwartet
Forschende haben auf der Unterseite des Thwaites-Gletschers in der Antarktis Warmwasserströme entdeckt. Das könnte enormen Gefahren für das Klima bedeuten.
Antarktis – In wissenschaftlichen Kreisen wurde der Thwaites-Gletscher in der Antarktis bereits „Weltuntergangs-Gletscher“ getauft. Zusammen mit dem Pines-Gletscher hält er in der Westantarktis die Eismassen vom Südpazifik ab. Wenn er dies einmal nicht mehr schafft, wird der Meeresspiegel noch viel schneller ansteigen als bislang.
Nach Angaben des Online-Wissenschaftsportal spektrum.de hat die Wissenschaftlerin Karen Heywood von der University of East Anglia erstmals die Unterseite des Gletschers erforscht. Das Ergebnis ihrer Expedition teilte sie in der Zeitschrift Science Advances mit. Die neuen Daten belegen: Um den Gletscher steht es schlimmer als gedacht.
Weltuntergangs-Gletscher: Warmwasserkanal entdeckt
Während ihrer Expedition setzte das Team um Heyword einen eigenständig tauchenden Roboter ein. Die gesammelten Informationen offenbarten, dass Warmwasserströme auf der Unterseite des Thwaites-Gletschers verlaufen. Diese sorgen derzeit dafür, dass der Gletscher von unten ausgehöhlt wird. Daher sei es gut möglich, dass der Teil des Eises, der den Meeresboden berührt, immer weniger wird. Der gesamte Gletscher schiebt sich in Richtung Festland. Das beschleunigt den Schmelzvorgang zusätzlich, da immer neue Bereiche dem Warmwasser ausgesetzt werden.
Name | Thwaites-Gletscher |
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Standort | Im westantarktischen Marie-Byrd-Land |
Größe | Rund 192.000 km² (Stand: 2010) |
Besonderheiten | Der Gletscher liegt in einer Gegend mit erhöhter vulkanischer Aktivität. |
Unter dem Gletscher fand der eingesetzte Tauchroboter drei Warmwasserkanäle, darunter ein noch komplett Unbekannter. In einem der drei Kanäle stellten die Wissenschaftler:innen eine Wärmeenergie von etwa 0,9 Terrawatt fest. Diese Energie schmelze jährlich über 75 Kubikkilometer Eis – Mehr als 25 mal so viel wie Wasser im Starnberger See.
Video: Schneller als je zuvor – die Gletscher der Welt schmelzen
Weltuntergangs-Gletscher in der Antarktis: Katastrophaler Anstieg des Meeresspiegels?
Die Wissenschaftler stellten zudem fest, dass eine große Menge des warmen Wassers an den Stellen fließe, an denen der Gletscher noch auf dem Meeresboden steht. Durch das schmelzende Eis verliere der Gletscher an Gleichgewicht und Stabilität. Das führt wiederum zu einem schnelleren Schmelzen.
Wenn der Gletscher auseinanderbreche, würden die Eismassen dahinter frei ins Meer treiben. Dies würde zu einem viel zu schnellen Anstieg des Meeresspiegels führen und katastrophale Auswirkungen auf das Klima der Welt haben. Derzeit sorgt das Schmelzen der Gletscher in der Westantarktis für rund zehn Prozent des weltweit steigenden Meeresspiegels. Allein 40 Prozent davon ist auf den Thwaites-Gletschers zurückzuführen. Das Wetter in Deutschland* hat sich in den letzten Jahren schon aufgrund des Klimawandels verändert. Die Winter werden milder und die Sommer immer wärmer. (ebb) *hna.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA
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