Klimafakten : WAS WIR HEUTE ÜBERS KLIMA WISSEN – – Basisfakten zum Klimawandel, die in der Wissenschaft unumstritten sind


Aus / Original : hier


Herausgegeben von: Deutsches Klima-Konsortium (DKK), Deutsche Meteorologische Gesellschaft (DMG), Deutscher Wetterdienst (DWD), Extremwetterkongress Hamburg, Helmholtz-Klima-Initiative, klimafakten.de — Stand: September 2020

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Die fünf Kerninfos zum Klimawandel in nur 20 Worten:

1. Er ist real.
2. Wir sind die Ursache.
3. Er ist gefährlich.
4. Die Fachleute sind sich einig.
5. Wir können noch etwas tun.1

Grundlagen zum Klimawandel

1. DER NATÜRLICHE TREIBHAUSEFFEKT

Einige Spurengase in der Lufthülle der Erde sorgen dafür, dass ein Teil der Energie, die über die Sonneneinstrahlung ankommt, nicht wieder vollständig in Form von Infrarotstrahlung abgestrahlt wird. Stattdessen verbleibt ein Teil als Wärmeenergie in der Atmosphäre. Die Gase werden „Treibhausgase“ genannt, ihre Wirkung „Treibhauseffekt“. Die wichtigsten Treibhausgase sind Wasserdampf, Kohlendioxid (CO2), Methan (CH4) und Lachgas (N2O).

Ohne Treibhausgase (aber bei ansonsten gleichbleibenden Bedingungen) wäre es auf der Erdoberfläche im Mittel etwa minus 18 Grad Celsius kalt. Durch den Treibhauseffekt wird die Erde also überhaupt erst bewohnbar, die Temperatur steigt um circa 32 Grad Celsius auf rund plus 14 Grad Celsius. Diese grundsätzlichen Zusammenhänge sind seit mehr als 150 Jahren bekannt. Sie sind in der Wissenschaft unumstritten und durch zahlreiche Experimente und Messungen belegt.2

2. DER MENSCH VERSTÄRKT DEN TREIBHAUSEFFEKT

Seit Beginn der Industrialisierung am Ende des 18. Jahrhunderts, also seit mehr als 200 Jahren, nimmt die Konzentration von Treibhausgasen in der Atmosphäre zu. Bei Kohlendioxid ist die Ursache hauptsächlich das Verbrennen kohlenstoffhaltiger Energieträger, die im Laufe der Erdgeschichte entstanden sind („fossile Energieträger“) — vor allem Kohle, Erdöl und Erdgas. Bei Methan zählen zu den Hauptquellen die intensive Landwirtschaft (insbesondere die Nutztierhaltung) und die Nutzung fossiler Energieträger (unter anderem aus Lecks an Erdgas-Bohrlöchern oder -Leitungen). Auch Lachgas wird vor allem in der Landwirtschaft freigesetzt (beispielsweise durch den Einsatz großer Mengen Kunstdünger).3

Zugleich wurden und werden große Waldflächen abgeholzt oder abgebrannt, Moore trockengelegt, die Nutzungen von Böden verändert. Dadurch werden einerseits weitere Treibhausgase freigesetzt; andererseits gibt es dann weniger Wälder, die Kohlendioxid aus der Atmosphäre aufnehmen und binden können.

Die Konzentration von Kohlendioxid in der Erdatmosphäre lag 2019 im Jahresmittel bei 411 ppm (Teilchen pro Million Luftmoleküle, gemessen an der Referenzstation Mauna Loa auf Hawaii und repräsentativ für die Nordhalbkugel).4 Dies bedeutet eine Zunahme um fast 50 Prozent gegenüber dem Niveau vor Beginn der Industrialisierung. Die CO2-Konzentration liegt damit viel höher als jemals in den zurückliegenden 800.000 Jahren, wahrscheinlich sogar höher als seit drei Millionen Jahren.5

Bei Methan war 2019 mit im Jahresmittel 1.866 ppb (Teilchen pro Milliarde Luftmoleküle, globaler Durchschnitt) bereits rund das Zweieinhalbfache des vorindustriellen Niveaus erreicht.6 Weil die Treibhauswirkung von Methan pro Molekül etwa 25-mal so stark ist wie jene von Kohlendioxid, hat auch dieser Anstieg einen erheblichen Klimaeffekt. Die Konzentration von Lachgas (auch Distickstoffmonoxid genannt) in der Atmosphäre hat seit Beginn der Industrialisierung von 270 ppb auf mehr als 330 ppb zugenommen.7

3. URSACHEN VON KLIMAÄNDERUNGEN – INTERNE SCHWANKUNGEN

Das Klimasystem der Erde ist ein komplexes Zusammenspiel verschiedener Elemente, von Atmosphäre, Biosphäre, Landmassen, Ozeanen und Eismassen. Die einzelnen Komponenten tauschen ständig Energie aus, Zirkulationsmuster in Atmosphäre und Ozeanen verändern sich stetig. Wegen solch interner Umverteilungen von Wärme kommt es natürlicherweise zu kurzfristigen Schwankungen auf Zeitskalen von Monaten bis zu Jahrhunderten.

Durch den menschenverstärkten Treibhauseffekt ist im gesamten Klimasystem der Erde zusätzliche Energie vorhanden. Diese Überschuss-Energie verteilt sich aus der Atmosphäre auch in die anderen Teile des Klimasystems. Nur rund ein Prozent der Überschuss-Energie verbleibt in der Lufthülle der Erde, etwa 93 Prozent fließt in die Weltmeere.8 Stagniert oder sinkt zum Beispiel die Temperatur der Atmosphäre (wie es immer mal wieder und auch über einige Jahre hinweg vorkommt) und steigt gleichzeitig die Temperatur der Ozeane, dann erwärmt sich das Klimasystem dennoch insgesamt weiter. Der Wärmeinhalt der Ozeane ist damit ein besserer Indikator für die Klimaerwärmung als die stark und kurzfristig schwankende Lufttemperatur.

Durch die internen Wechselwirkungen im Klimasystem entstehen im globalen Mittel in der Regel nur Schwankungen von wenigen Zehntelgrad. Diese kurzfristigen Schwankungen wie auch natürliche äußere Klimaeinflüsse (siehe Punkt 4) überlagern den langfristigen Erwärmungstrend infolge menschengemachter Treibhausgase. Die Kurve der globalen Mitteltemperatur ist deshalb eine ansteigende Zickzack-Linie.

4. URSACHEN VON KLIMAÄNDERUNGEN – ÄUSSERE EINFLÜSSE

Das Klima hat sich über die Jahrmillionen der Erdgeschichte vielfach verändert. Die wesentlichen Ursachen dafür sind wissenschaftlich weitgehend geklärt. Erdgeschichtliche Warm- und Kaltzeiten wurden vor allem hervorgerufen durch Änderungen in der Erdbahn um die Sonne und durch die Verschiebung von Kontinenten. Die dadurch verursachten Veränderungen der globalen Temperatur laufen allerdings im Vergleich zur aktuellen Erwärmung extrem langsam ab – der kürzeste der Erdbahnzyklen hat eine Dauer von 23.000 Jahren.

Erkenntnisse über das Klima der Vergangenheit (dieser Forschungszweig heißt „Paläoklimatologie“) werden durch Auswertung natürlicher Klimaarchive wie beispielsweise Sedimentablagerungen am Grund von Ozeanen und Seen gewonnen. Bohrungen auf Grönland und der Antarktis fördern Eis zutage, das Luftbläschen aus der Atmosphäre enthält, die bis zu 800.000 Jahre alt sind. So können bis weit in die Vergangenheit die Konzentrationen von Treibhausgasen in der Atmosphäre und die Temperaturen auf der Erde rekonstruiert werden. Dabei stellt sich unter anderem heraus, dass sich die erdhistorischen Klimaschwankungen nur erklären lassen, wenn man auch den Treibhauseffekt einbezieht. Über die jüngere Vergangenheit geben zum Beispiel Baumringe und Korallen Auskunft.9

Die vielfältigen Forschungen haben natürliche Ursachen für den aktuellen, sehr schnellen und steilen Temperaturanstieg seit Beginn der Industrialisierung ausgeschlossen. Er ist nur durch die menschengemachte Verstärkung des Treibhauseffekts erklärbar.10

Die Sonne zum Beispiel kann nicht die Ursache der aktuellen globale Erwärmung sein, denn seit etwa 50 Jahren nimmt ihre Leuchtkraft leicht ab – während in diesem Zeitraum der stärkste Temperaturanstieg gemessen wurde. Selbst ein künftiges absolutes Aktivitätsminimum der Sonne würde wenig am Klimawandel ändern: In einem solchen (hypothetischen) Fall würde sich die Erdmitteltemperatur nur um wenige Hundertstel- oder Zehntelgrad verringern – doch der Anstieg gegenüber der vorindustriellen Zeit beträgt bereits jetzt etwa ein Grad Celsius.11

Ein weiterer natürlicher Klimafaktor sind starke Vulkanausbrüche. Dabei gelangen Schwefelgase in die Atmosphäre, aus denen dort Schwefelteilchen entstehen – sogenannte Aerosole. Diese reflektieren dann einen Teil des Sonnenlichts, was zu einer gewissen Abkühlung der Erde führt. Dieser Effekt hält aber nur wenige Jahre an. Der bisher letzte klimawirksame Vulkanausbruch war der Ausbruch des Pinatubo auf den Philippinen im Jahr 1991. Auch Vulkanaktivität hat deshalb keinen signifikanten Einfluss auf die aktuelle globale Erwärmung.12

5. KLIMAMODELLE

Ein wichtiger Erkenntnisweg in den Naturwissenschaften ist es, komplexe Prozesse dadurch zu verstehen, dass man sie in Computermodellen nachbildet. In den vergangenen Jahrzehnten hat die Klimaforschung immer detailliertere Modelle des Klimasystems der Erde entwickelt. Diese haben bereits in den 1970er und 1980er Jahren die derzeit ablaufende Erwärmung korrekt vorhergesagt.

Der weltweite Temperaturanstieg bewegt sich heute in dem Korridor, den der Weltklimarat (IPCC) in seinem ersten Sachstandsbericht 1990 erwartet hat. Auch andere Aussagen früherer Klimamodelle wurden später durch die Realität bestätigt, zum Beispiel zu Gletscherschmelze, Meeresspiegelanstieg oder der Zunahme von Dürren.13 Hingegen ist es Klimamodellen nicht möglich (und dafür wurden sie auch nicht entwickelt), exakte Wettervorhersagen für die ferne Zukunft zu liefern.

Es hat sich also vielfach gezeigt, dass moderne Klimamodelle reale Klimaentwicklungen zutreffend abbilden können. Deshalb sind Schlussfolgerungen für die künftige Klimaentwicklung, die wir heute aus den Ergebnissen von Modellrechnungen ziehen können, eine verlässliche Grundlage für politische Entscheidungen.

Globaler Klimawandel

6. WELTWEITE ERWÄRMUNG

Alle Komponenten des Klimasystems, also Ozean, Land, Atmosphäre, Biosphäre und Eismassen, haben sich in den vergangenen Jahrzehnten deutlich erwärmt – und diese Erwärmung fand praktisch überall auf der Erde statt. (Die einzige Ausnahme, die Abkühlung des subpolaren Atlantiks, wurde von Klimamodellen seit langem korrekt vorhergesagt und geht offenbar auf eine Abschwächung des Golfstromsystems zurück.14) Das rasante Tempo und die weltweite Gleichzeitigkeit des Temperaturanstieges unterscheiden den heutigen menschengemachten Klimawandel von vorherigen natürlichen Veränderungen wie den Eiszeit-Warmzeit-Zyklen oder der sogenannten Mittelalterlichen Warmzeit.15

Die Luft an der Erdoberfläche hat sich gegenüber der vorindustriellen Zeit im globalen Mittel bereits um rund ein Grad Celsius erwärmt.16 Ein solches Temperaturniveau gab es laut den verfügbaren paläoklimatischen Daten noch nie während der vergangenen 2.000 Jahre und sehr wahrscheinlich auch nie während der gegenwärtigen Warmzeit (dem Holozän), die vor knapp 12.000 Jahren begann – also noch nie im Laufe der menschlichen Zivilisation.17

7. BEISPIELLOSE HÄUFUNG VON REKORDEN

Seit den 1980er Jahren war jede Dekade wärmer als die vorherige und wärmer als alle vorangegangenen Jahrzehnte seit 1850.18 Die bisherigen Daten für das laufende Jahrzehnt deuten darauf hin, dass auch die Dekade 2011 bis 2020 einen neuen Höchststand markieren wird. Alle zehn wärmsten Jahre seit Beginn der Aufzeichnungen traten seit 1998 auf (siehe Kasten).19 2019 war nach Daten der US-Behörden NASA und NOAA weltweit das zweitwärmste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen und bereits das 43. Jahr in Folge, in dem die Mitteltemperatur an der Erdoberfläche über dem Durchschnitt des 20. Jahrhunderts lag.20

8. DAS MEEREIS SCHWINDET

Das Meereis rund um den Nordpol schrumpft. Sowohl das Eisvolumen in der Arktis als auch die dort mit Eis bedeckte Ozeanfläche (die Maximalausdehnung am Ende des Winters ebenso wie das Minimum am Ende des Sommers) sind seit Beginn der Satellitenmessungen 1979 stetig zurückgegangen – um durchschnittlich mehr als zehn Prozent pro Dekade. Betrug die Ausdehnung des arktischen Meereises zwischen 1980 und 1989 noch rund 7,3 Millionen Quadratkilometer, so lag dieser Wert im Zeitraum 2001 bis 2019 nur noch bei rund 4,2 Millionen Quadratkilometern. Sehr stark schwindet das mehrjährige und damit besonders dicke Eis, weshalb die verbleibende Eisfläche zusehends empfindlicher auf die Erwärmung reagiert.21

Am Südpol zeigt die Ausdehnung des Meereises rings um den antarktischen Kontinent für den Zeitraum seit 1979 keinen statistisch signifikanten Trend. In den letzten Jahren wurden Rückgänge beobachtet, aber gesicherte Aussagen sind noch nicht möglich.22

9. FESTLAND-EIS UND SCHNEEDECKE SCHRUMPFEN

Der Eispanzer auf Grönland schwindet jedes Jahr um mehr als 250 Milliarden Tonnen. Dies trägt seit 2006 mit mehr als 7 Millimetern pro Jahrzehnt zum Anstieg der durchschnittlichen globalen Meeresspiegelhöhe bei.23 Das Tempo des Eisverlusts auf Grönland hat sich in den vergangenen Jahren stark beschleunigt. Zwischen 1981 und 2010 schmolz es im Juni und Juli an rund 15 Prozent der grönländischen Eisoberfläche, im Juni und Juli 2020 bereits an rund 25 Prozent.24 Teile des antarktischen Eispanzers zeigen ebenfalls starke Verluste, dort gehen seit 2006 etwa 150 Milliarden Tonnen Eismasse pro Jahr verloren (Beitrag zum Meeresspiegelanstieg: rund 4 Millimeter pro Jahrzehnt).25

Auch die meisten Gebirgsgletscher schrumpfen. Obwohl wenige Gletscher aufgrund regionaler Besonderheiten wachsen, hat die globale Gesamtmasse der Gebirgsgletscher seit 1980 deutlich abgenommen – im Durchschnitt verschwand seitdem eine Eisschicht von mehr als 20 Metern Dicke.26 Eine derartige Entwicklung, so Glaziologen, hat es seit Beginn der Aufzeichnungen noch nie gegeben.27

Während ein Teil des Gletscherschwunds noch eine Nachwirkung der Erwärmung im Anschluss an die Kleine Eiszeit auf der Nordhalbkugel zwischen dem 15. und dem 19. Jahrhundert sein dürfte, ist seit einigen Jahrzehnten der menschengemachte Klimawandel die Hauptursache.28 Auch die Dauer der Schneebedeckung ist in vielen Regionen in den vergangenen Jahrzehnten deutlich zurückgegangen.29

10. DIE MEERESSPIEGEL STEIGEN – UND ZWAR IMMER SCHNELLER

Seit dem Jahr 1900 sind die Meeresspiegel im weltweiten Durchschnitt bereits um rund 16 Zentimeter gestiegen, allein seit Beginn globaler Messungen per Satellit 1993 nahmen sie um etwa 9 Zentimeter zu. Seit 2006 beträgt die Anstiegsrate jährlich rund 3,6 Millimeter (also rund 3,6 Zentimeter pro Jahrzehnt), mehr als doppelt so viel wie zuvor. Ursache dieser Beschleunigung ist die immer stärkere Schmelze der Eispanzer in Grönland und der Antarktis.30

Allerdings steigen die Pegel an den Küsten der Welt nicht überall gleich stark, es gibt regionale Abweichungen von bis zu plus oder minus 30 Prozent. Ursachen sind unter anderem verschiedene Ozeanströmungen, Landsenkungen durch lokal starke Grundwasserentnahme oder noch immer andauernde, langsame Landhebungen nach dem Ende der letzten Eiszeit.31

11. OZEANE VERSAUERN, KORALLEN STERBEN

Der Säuregrad von Flüssigkeiten wird durch den pH-Wert angegeben – je kleiner der pH-Wert, desto saurer die Flüssigkeit. Der pH-Wert des oberflächennahen Meerwassers liegt aktuell im weltweiten Mittel bei etwa 8,1 und ist gegenüber der vorindustriellen Zeit bereits um rund 0,1 gesunken. Diese Veränderung mag gering klingen, bedeutet jedoch (weil die pH-Skala logarithmisch ist) eine Zunahme des Säuregrades um 26 Prozent. Die Entwicklung bedroht unter anderem zahlreiche kalkbildende Meereslebewesen wie Korallen, Muscheln oder Krebse.32

Grund dieser sogenannten „Versauerung“ der Meere sind die vom Menschen verursachten Emissionen von Kohlendioxid; seit den 1980er Jahren haben die Ozeane etwa 20 bis 30 Prozent davon aufgenommen.33

Wenn CO2 sich in Meerwasser löst, reagiert es mit Wasser und bildet Kohlensäure. Sinkt der menschengemachte der Ausstoß von Kohlendioxid nicht, könnte der pH-Wert bis Ende des Jahrhunderts auf Werte fallen, wie sie seit mehr als 50 Millionen Jahren nicht mehr in den Ozeanen vorkamen.34 Korallen leiden außerdem sehr stark unter den steigenden Temperaturen des Meerwassers.35

12. WETTEREXTREME NEHMEN ZU, REGIONAL SINKEN ERNTEERTRÄGE

Bestimmte Typen von Extremwetter-Ereignissen haben weltweit deutlich zugenommen. Die bereits beobachtete Erwärmung hat in den meisten Gebieten an Land bereits zu einer erhöhten Häufigkeit, Intensität und Dauer von Hitzewellen geführt. In manchen Gegenden sind auch Dürren häufiger und heftiger geworden, etwa im Mittelmeerraum, in Westasien, vielen Teilen Südamerikas sowie eines Großteils Afrikas und Nordostasiens. Zudem wurden lokale Starkniederschläge weltweit noch intensiver.36 In Nordwest-Europa hat in den vergangenen Jahrzehnten das Risiko von Flusshochwassern zugenommen.37 Bei tropischen Stürmen stieg zwar nicht die Gesamtzahl, wohl aber sind die stärksten Tropenstürme häufiger geworden: Der Anteil der von Satelliten bestimmten Hurricanstärken der stärksten Kategorien 3, 4 und 5 an allen Stürmen von Hurricanstärke stieg von 1979 bis 2017 um ein Viertel, von 32 Prozent auf 40 Prozent.38

Der Temperaturanstieg, veränderte Niederschlagsmuster und die Zunahme mancher Wetterextreme beeinträchtigen bereits die Sicherheit der Lebensmittelversorgung. In vielen äquatornahen Regionen sind die Erträge etwa von Mais und Weizen gesunken (in Regionen höherer Breiten dagegen gab es bessere Ernten). In Afrika schadet der Klimawandel bereits der Viehzucht.39

Klimawandel in Deutschland

13. BEREITS KNAPP 2 GRAD ERWÄRMUNG –
DEUTLICH MEHR ALS DER WELTWEITE DURCHSCHNITT

Seit Beginn der systematischen, flächendeckenden Wetteraufzeichnungen 1881 hat sich die mittlere Temperatur der bodennahen Luft in Deutschland bereits deutlich erwärmt. Laut Daten des Deutschen Wetterdienstes war das aktuelle Jahrzehnt rund 1,9 Grad Celsius wärmer als die ersten Jahrzehnte (1881-1910) der Aufzeichnungen. Die Temperaturen in Deutschland sind damit deutlich stärker gestiegen als im weltweiten Durchschnitt.

Das Tempo des Temperaturanstiegs hat in Deutschland (wie auch weltweit) in den vergangenen 50 Jahren deutlich zugenommen: Über den Gesamtzeitraum 1881-2019 gerechnet wurde es jedes Jahrzehnt um 0,11 Grad Celsius wärmer, für die letzten 50 Jahre (1970-2019) lag die Erwärmungsrate mit 0,37 Grad pro Dekade mehr als dreimal so hoch. Seit den 1960er Jahren war hierzulande jedes Jahrzehnt deutlich wärmer als das vorherige.40

14. BEISPIELLOSE HÄUFUNG
VON WÄRME-REKORDJAHREN

Neun der zehn wärmsten Jahre seit 1881 in Deutschland sind nach dem Jahr 2000 aufgetreten (siehe Kasten). Sechs Jahre waren bereits mehr als zwei Grad Celsius wärmer als der langjährige Durchschnitt zu Beginn der Aufzeichnungen (1881-1910), drei Jahre sogar 2,5 Grad Celsius oder mehr. Eine derart außergewöhnliche Häufung von Rekordjahren der Temperatur ist nur durch die menschengemachte globale Erwärmung erklärbar; statistische Zufälle oder natürliche Ursachen (interne Schwankungen im Klimasystem oder natürliche Einflüsse von außen) fallen als Erklärung aus.41

15. MEHR HITZE, WENIGER FROST

In den 1950er Jahren gab es im bundesweiten Mittel pro Jahr etwa drei sogenannte „Heiße Tage“ (so bezeichnen Meteorologen Tage, an denen die Temperatur auf 30 Grad Celsius oder höher steigt). Im Zeitraum 1991-2019 stieg die Anzahl „Heißer Tage“ bereits auf durchschnittlich 8,8 Tage pro Jahr.

Demgegenüber nahm die mittlere Zahl der sogenannten „Eistage“ (Tage, an denen die Temperatur den ganzen Tag unter 0 Grad Celsius bleibt) im gleichen Zeitraum von 28 auf 19 Tage pro Jahr ab.42 In Hamburg zum Beispiel gab es im Winter 2019/2020 erstmals seit Aufzeichnungsbeginn keinen einzigen Eistag.43

Auch die Häufigkeit und Intensität von Hitzewellen in Deutschland hat sich verändert, in vielen Regionen kommt es seit den 1990er Jahren zu einer massiven Häufung. 14-tägige Hitzeperioden mit einem mittleren Tagesmaximum der Lufttemperatur von mindestens 30 Grad Celsius traten zum Beispiel in Hamburg vor 1994 überhaupt nicht auf – danach gab es dort allerdings schon fünf solcher Ereignisse. Bei ungebremstem Treibhausgasausstoß wird für den Zeitraum 2021 bis 2050 eine weitere Zunahme um fünf bis zehn Heiße Tage in Norddeutschland und um zehn bis 15 Heiße Tage in Süddeutschland erwartet.44

16. MEHR STARKREGEN – UND ZUGLEICH LÄNGERE TROCKENZEITEN

Eine Folge des Klimawandels in Deutschland ist die Zunahme von Starkregenereignissen.45 Andererseits nimmt vor allem im Sommer auch die Zahl aufeinanderfolgender Trockentage zu. Beide Vorgänge haben zur Folge, dass sich hydroklimatische Gefahren wie Dürren und Überschwemmungen erhöhen46 – ein Trend, der auch für die Zukunft prognostiziert wird.47 Laut Daten des Deutschen Wetterdienstes hat die Zahl von Tagen mit niedriger Bodenfeuchte seit 1961 bereits deutlich zugenommen; besonders betroffen von der zunehmenden Bodentrockenheit sind der Nordosten sowie das Rhein-Main-Gebiet.48

Die trockenen Jahre 2018/19 sind beispiellos für die vergangenen 250 Jahre. Seit 1766 hat es in Mitteleuropa keine zweijährige Sommer-Dürre dieses Ausmaßes gegeben, mehr als 50 Prozent des Ackerlandes waren davon betroffen.49 Darüber hinaus zeigt der Dürremonitor des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung in Leipzig, dass der Gesamtboden bis in eine mittlere Tiefe von 1,80 Meter in Deutschland das dritte Trockenjahr in Folge während der Vegetationsperiode erlebt.50

Zahlreiche Wirtschaftsbranchen bekommen die Auswirkungen von Dürren zu spüren, etwa Energieerzeugung und Industrie. Während der extrem trockenen Jahre 2018 und 2019 sanken zum Beispiel die Wasserstände von Rhein und Elbe so stark, dass Binnenschiffe über Wochen oder gar Monate nur eingeschränkt oder gar nicht fahren konnten. Wegen der Verkehrseinschränkungen mussten am Rhein zum Beispiel Raffinerien und Chemiewerke ihre Produktion reduzieren.51 Weil es an Kühlwasser mangelte, wurden Kohle- und Atomkraftwerke zeitweise in ihrer Leistung gedrosselt.52 Die wirtschaftlichen Schäden für die betroffenen Branchen betrugen hunderte Millionen von Euro.53

Geht der Klimawandel ungebremst weiter, wird mit einer starken Risikozunahme in Bezug auf Trockenheit und deren Folgen gerechnet. Eine globale Erwärmung um weitere drei Grad Celsius würde zum Beispiel für Teile Südwestdeutschlands gegenüber dem Zeitraum 1971 bis 2000 eine Verdoppelung der Zeiten unter Dürre bedeuten.54

17. PFLANZEN UND TIERE REAGIEREN SENSIBEL AUF DIE ERWÄRMUNG

Weltweit hat der Temperaturanstieg bereits zu einer Verschiebung von Klimazonen geführt und damit zu teils tiefgreifenden Veränderungen der Verbreitungsgebiete von Pflanzen und Tieren.55 Auch in Deutschland ist schon zu beobachten, dass sich verschiedene Pflanzen weiter ausbreiten, etwa das ursprünglich aus dem Mittelmeerraum stammende Affen-Knabenkraut nach Norden oder die schon länger im Westen Deutschlands heimische Stechpalme nach Norden und Osten. Dasselbe ist auch bei krankheitsübertragenden Insekten wie der Asiatischen Tigermücke zu beobachten. Der Klimawandel verändert zudem Entwicklungsphasen von und Wechselbeziehungen zwischen Organismen: Zugvögel kommen früher zurück. Bei Fischen wurde eine frühere Laichzeit nachgewiesen. Blühzeitpunkte von Pflanzen verschieben sich, sodass sie nicht mehr zum Lebenszyklus der sie bestäubenden Insekten passen.56

Daten des Deutschen Wetterdienstes belegen, wie sich insgesamt die Vegetationsphasen verändert und verschoben haben: Der sogenannte phänologische Frühling beginnt heute im Mittel schon rund zwei Wochen früher als vor einigen Jahrzehnten. Der phänologische Herbst beginnt früher und dauert dadurch länger. Hingegen hat sich der phänologische Winter von durchschnittlich 120 Tagen pro Jahr auf nur noch 102 Tage verkürzt.57

Der Klimawandel bedroht auch die Artenvielfalt. Eine Analyse von 500 ausgewählten heimischen Tierarten im Auftrag des Bundesamtes für Naturschutz ergab, dass der Klimawandel für 63 von ihnen ein hohes Risiko darstellt; am stärksten betroffen sind Schmetterlinge, Weichtiere (z. B. Schnecken) und Käfer.58

18. LAND- UND FORSTWIRTSCHAFT LEIDEN BEREITS UNTER DEM KLIMAWANDEL

Im Vergleich zu den 1970er Jahren blühen zum Beispiel Apfelbäume heute rund 13 Tage zeitiger – doch weil es so früh im Jahr nachts häufig noch sehr kalt wird und die Blüten sehr frostempfindlich sind, haben Obstbauern häufiger schwere Frostschäden zu beklagen (wie es etwa im Frühjahr 2017 der Fall war).59 Die Trockenheit der vergangenen Jahre führte regional zu deutlichen Ernteeinbußen – zum Beispiel lagen im Dürrejahr 2018 die Erträge bei Getreide um 18 Prozent unter dem Mittel, am stärksten betroffen waren Schleswig-Holstein (-31 Prozent), Brandenburg (-27 Prozent) und Sachsen-Anhalt (-26 Prozent).60 Auch fehlender Frost wird für die Landwirtschaft ein Problem: Viele Ackerkulturen, etwa Winterweizen, brauchen in einer bestimmten Wachstumsphase (dem „Schossen“) einen Kältereiz – fehlt dieser, leiden die Ernten.

Trockenstress durch geringere Sommerniederschläge und durch einen erhöhten Wasserbedarf aufgrund der höheren Temperaturen, die beschleunigte Entwicklung von Schadinsekten und die zunehmende Gefahr von Waldbränden bedrohen die Forstwirtschaft. Nach den Trockenjahren 2018 und 2019 waren bundesweit mindestens 285.000 Hektar Wald abgestorben – das entspricht mehr als der fünffachen Fläche des Bodensees.61

19. DIE WALDBRANDGEFAHR NIMMT ZU

Wärmere Sommer und längere Trockenphasen verstärken das Risiko von Waldbränden. In den vergangenen Jahrzehnten ist die Zahl der Tage mit hoher Waldbrandwarnstufe bereits gestiegen: Deutschlandweit gemittelt gab es im Zeitraum 1961 bis 1990 rund 27 Tage pro Jahr mit hohem oder sehr hohem Waldbrandrisiko. Im Zeitraum 1981 bis 2010 waren es rund 33 Tage pro Jahr, im Zeitraum 1991 bis 2019 schon rund 38 Tage.62

20. BINNENSEEN IN DEUTSCHLAND SIND DEUTLICH WÄRMER GEWORDEN

Die Erwärmung betrifft die Seen in den Alpen und im Alpenvorland ebenso wie die Seen in den Mittelgebirgen oder im Norddeutschen Tiefland. Wegen des Temperaturanstiegs verändert sich die Artenvielfalt in den Seen, und es kommt häufiger zu Fischsterben und Algenblüten, die auch für badende Menschen eine Gesundheitsgefahr darstellen können.63

21. AUCH DIE TEMPERATUREN VON NORD- UND OSTSEE NEHMEN ZU

Die mittlere Oberflächentemperatur der Nordsee in der Deutschen Bucht hat sich zwischen 1969 und 2017 im Durchschnitt um etwa 1,3 Grad Celsius erhöht. Vor der deutschen Ostseeküste wurde seit 1982 ein Anstieg der Wassertemperaturen um rund 1,6 Grad Celsius gemessen. Die genauen Werte variieren je nach Ort und Wassertiefe teils erheblich.64

22. DIE MEERESSPIEGEL STEIGEN
AUCH AN DEN DEUTSCHEN KÜSTEN VON NORD- UND OSTSEE

In Cuxhaven zum Beispiel hat der relative Meeresspiegel seit Mitte des 19. Jahrhunderts bereits um gut 40 Zentimeter zugelegt, am Pegel Travemünde um rund 20 Zentimeter.65 Folgen sind unter anderem höher auflaufende Sturmfluten.

Die weltweit zu beobachtende Beschleunigung des Meeresspiegelanstiegs zeigt sich auch an den deutschen Küsten: Für die Nordsee zum Beispiel wurde für den Gesamtzeitraum 1900 bis 2015 ein Langzeittrend von 1,7 Millimeter jährlicher Zunahme ermittelt; betrachtet man nur die letzten Jahrzehnte, beträgt der Trend jedoch (1992 bis 2015) bis zu vier Millimeter.66

Künftige Entwicklung

23. DAS 1,5-GRAD-LIMIT WIRD BEI GEGENWÄRTIGER POLITIK VERFEHLT

Bei ungebremsten Emissionen könnte bis Ende des Jahrhunderts die Erwärmung im weltweiten Durchschnitt mehr als vier Grad Celsius betragen.67 Auf dem UN-Klimagipfel von Paris im Jahr 2015 wurde beschlossen, dass der globale Temperaturanstieg auf „deutlich unter zwei Grad Celsius“ gegenüber vorindustriellem Niveau begrenzt werden soll möglichst sogar auf 1,5 Grad. Setzt sich der bisherige Erwärmungstrend fort, so könnte diese Grenze jedoch bereits in gut einem Jahrzehnt überschritten werden.68

Wollen sie das Übereinkommen von Paris umsetzen, müssen die Staaten weltweit ihre Klimaschutzanstrengungen schnell und drastisch verstärken. Die aktuelle Politik würde bis Ende des Jahrhunderts immer noch einen Anstieg um rund drei Grad Celsius ergeben. Selbst alle Zusagen für Emissionsminderungen, die bisher von den Regierungen gemacht wurden, genügen lediglich für eine Begrenzung der Erwärmung auf rund 2,8 Grad.69 Daran ändern auch die kurzzeitigen Verringerungen der Treibhausgas-Emissionen während der Covid19-Pandemie nichts.70

Das vom Menschen ausgestoßene Kohlendioxid bleibt sehr lange in der Lufthülle der Erde. Je nach freigesetzter Menge verbleiben zwischen 15 und 40 Prozent bis zu 2.000 Jahre in der Atmosphäre.71

Die Erwärmung, die bereits durch menschengemachte Emissionen von Treibhausgasen verursacht wurde, wird deshalb für Jahrhunderte bis Jahrtausende bestehen bleiben. Sie wird langfristige Änderungen im Klimasystem bewirken, wie zum Beispiel weiteren Meeresspiegelanstieg oder Verluste an Artenvielfalt – und damit verbundene, schwerwiegende Folgen für den Menschen.72

24. STARKE EMISSIONSSENKUNGEN SIND MÖGLICH

Auch wenn es zweifellos eine große Herausforderung ist: Schnelle und drastische Minderungen der Treibhausgas-Emissionen sind möglich, das zeigen zahlreiche Studien und auch praktische Erfahrungen. Viele der dafür notwendigen Technologien existieren und sind teilweise bereits unter den heutigen politischen Rahmensetzungen finanziell konkurrenzfähig.73

Etliche Staaten haben in den vergangenen Jahren ihren Ausstoß an Treibhausgasen stärker gesenkt als Deutschland. So gelang es beispielsweise Dänemark oder Großbritannien, zwischen 2005 und 2017 die Emissionen um mehr als ein Drittel zu mindern.

Auch beim Ausstieg aus der Kohleverstromung sind zahlreiche EU-Staaten schneller als Deutschland: Belgien und Schweden zum Beispiel haben ihn bereits vollzogen, bis 2025 wollen Großbritannien, Irland und Italien folgen. Insgesamt planen nach Angaben der EU-Kommission bereits acht Mitgliedsstaaten ein Ende der Kohleverstromung vor dem Jahr 2030.74

25. UNUMKEHRBARE VERÄNDERUNGEN DROHEN

Einige Elemente im Klimasystem der Erde ändern sich bei steigender Temperatur nicht allmählich, sondern sprunghaft. Die Wissenschaft hat mehr als ein Dutzend solcher sogenannten Kipp-Elemente identifiziert: Bei bestimmten Temperaturschwellen (die von der Wissenschaft aber noch nicht genau quantifiziert werden können) „kippen“ sie, und eine Rückkehr zum vorherigen Zustand ist dann praktisch unmöglich.75

Ein Beispiel ist der Eispanzer auf Grönland: Er ist gegenwärtig kilometerdick, so dass die Oberfläche in einer Höhe liegt, in der es (wie im Gebirge) deutlich kühler ist. Schmilzt er, sinkt die Oberfläche in wärmere Luftschichten und schmilzt immer schneller. Damit die Eismasse wieder wachsen könnte, müssten die Temperaturen auf der Erde erst auf ein Niveau wie während der letzten Eiszeit sinken (und damit im globalen Mittel um rund vier Grad Celsius gegenüber heute). Als weitere Kipp-Elemente gelten das Schmelzen des Antarktischen Eisschildes, die Vernichtung des Amazonas-Regenwalds oder das Absterben tropischer Korallenriffe. Manche Kipp-Elemente verstärken die globale Erwärmung zusätzlich, weil sie weitere Treibhausgase freisetzen. Dies gilt etwa für das Tauen von Permafrostböden, wodurch riesige Mengen Methan oder Kohlendioxid freigesetzt werden könnten.76

Daher ist das Tempo des Klimaschutzes extrem wichtig: Um Kipp-Punkte nicht zu überschreiten, müssen die Treibhausgasemissionen schnell sinken. Denn selbst wenn die Menschheit in ferner Zukunft das Klima wieder auf vorindustrielles Niveau abkühlen könnte, würde das nichts mehr am Verlust von Grönlandeis, Amazonas-Regenwald, Korallenriffen etc. und dessen Konsequenzen wie drastischer Meeresspiegelanstieg, massenhaftes Artensterben usw. ändern.77

26. JEDES ZEHNTELGRAD ZÄHLT

Selbst scheinbar geringe Beträge bei der globalen Erwärmung können schwerwiegende Folgen haben. Wenn sich die Erde zum Beispiel um 1,5 Grad Celsius gegenüber dem vorindustriellen Niveau erwärmt, werden voraussichtlich 70 bis 90 Prozent der weltweiten Korallenriffe absterben – bei zwei Grad praktisch alle (98 bis 99 Prozent).78 Ein zeitweise eisfreier Nordpol ist bei 1,5 Grad Celsius Erwärmung rund alle 40 Jahre zu erwarten – bei zwei Grad jedoch alle drei bis fünf Jahre.79 Eine Sturmflut, wie sie bisher an der Nordseeküste bei Cuxhaven statistisch alle 500 Jahre auftritt, wird bei 1,5 Grad Celsius Erwärmung einmal in hundert Jahren erwartet – bei zwei Grad jedoch alle 33 Jahre.80

Eine ausführliche Version der Grafik
finden Sie hier

Der IPCC schrieb deshalb 2018 im Vorwort zu seinem Sonderbericht über 1,5 Grad globale Erwärmung: „Jedes bisschen an Erwärmung zählt.“81

Quellenangaben

1 Eine Kurzzusammenfassung des Forschungsstandes in nur zehn (englischen) Worten stammt von Anthony Leiserowitz von der Yale University: „It’s real. It’s us. Experts agree. It’s bad. There’s hope.” – siehe: https://www.youtube.com/watch?v=TbtVXWNrN9o zu Punkt 4 siehe u.a.: https://www.klimafakten.de/konsens; https://dip21.bundestag.de/dip21/btd/19/126/1912631.pdf
2 IPCC 2001, AR3 (TAR), WG1, Kap. 1.1.2 und 1.2.1 – https://www.ipcc.ch/site/assets/uploads/2018/03/TAR-01.pdf
3
siehe u.a.: IPCC 2014, AR5 SYR, Kap. 1.2.2 – https://www.de-ipcc.de/media/content/IPCC-AR5_SYR_barrierefrei.pdf; IPCC 2014, AR5, WG3, FAQ 1.2 – https://www.de-ipcc.de/media/content/AR5_WG3_FAQ_barrierefrei.pdf; IPCC 2019, SRCCL, Kap.2.3 – https://www.ipcc.ch/site/assets/uploads/sites/4/2020/08/05_Chapter-2-V3.pdf
4
https://scripps.ucsd.edu/programs/keelingcurve/pdf-downloads/
5 IPCC 2014, AR5 SYR, Kap. 1.2 – https://www.de-ipcc.de/media/content/IPCC-AR5_SYR_barrierefrei.pdf; https://www.nature.com/articles/s41598-020-67154-8
6 https://www.esrl.noaa.gov/gmd/ccgg/trends_ch4/; https://www.globalcarbonproject.org/; https://www.carbonbrief.org/scientistsconcerned-by-record-high-global-methane-emissions
7 IPCC 2019, SRCCL, Kapitel 2.3.2 bzw. 2.3.3 – https://www.ipcc.ch/srccl/chapter/chapter-2/#article-2-3-greenhouse-gas-fluxesbetween-land-and-atmosphere
8 https://archive.ipcc.ch/pdf/assessment-report/ar5/wg1/WG1AR5_Chapter03_FINAL.pdf#page=11
9 vgl. z.B. https://wiki.bildungsserver.de/klimawandel/index.php/Proxydaten; IPCC 2013, AR5, WG1, Kap. 5 – https://www.ipcc.ch/site/assets/uploads/2018/02/WG1AR5_Chapter05_FINAL.pdf
10 IPCC 2014, AR5, SYR, SPM, SPM1.2 – https://www.de-ipcc.de/media/content/IPCC-AR5_SYR_barrierefrei.pdf
11 https://www.deutsches-klima-konsortium.de/de/klimafaq-5-1.html, https://www.klimafakten.de/kaltesonne

12 https://www.deutsches-klima-konsortium.de/de/klimafaq-11-2.html; https://www.deutsches-klima-konsortium.de/de/klimafaq-5-1.html
13 IPCC 2013, AR5, WG1, Kapitel 9 – https://www.ipcc.ch/site/assets/uploads/2018/02/WG1AR5_Chapter09_FINAL.pdf  sowie FAQ, Frage 9.1 – https://www.de-ipcc.de/media/content/IPCC_AR5_WGI_FAQ_deutsch.pdf; aktuell: Hausfather et al. 2019 – https://agupubs.onlinelibrary.wiley.com/doi/full/10.1029/2019GL085378
14 https://www.nature.com/articles/nclimate2554
15 IPCC 2014, AR5, SYR, SPM 1.1 – https://www.de-ipcc.de/media/content/IPCC-AR5_SYR_barrierefrei.pdf; PAGES 2K Consortium 2019: https://www.nature.com/articles/s41561-019-0400-0.epdf, Neukom et al. 2019: https://www.nature.com/articles/s41586-019-1401-2.epdf
16 IPCC 2018, SR1.5, SPM A.1 – https://www.de-ipcc.de/media/content/SR1.5-SPM_de_barrierefrei.pdf; WMO 2020: https://library.wmo.int/doc_num.php?explnum_id=10211
17 Kaufman et al. 2020: https://www.nature.com/articles/s41597-020-0445-3
18 IPCC 2013, AR5, WG 1, SPM, B.1 – https://www.de-ipcc.de/media/content/AR5-WGI_SPM.pdf
19 https://www.ncei.noaa.gov/news/projected-ranks
20 https://www.noaa.gov/news/2019-was-2nd-hottest-year-on-record-for-earth-say-noaa-nasa; siehe auch WMO 2020: https://library.wmo.int/doc_num.php?explnum_id=10211
21 IPCC 2018, SROCC, SPM, A.1.4 – https://www.ipcc.ch/srocc/chapter/summary-for-policymakers/
22 IPCC 2018, SROCC, SPM, A.1.4 – https://www.ipcc.ch/srocc/chapter/summary-for-policymakers/
23 IPCC 2018, SROCC, SPM, A.1.1 – https://www.ipcc.ch/srocc/chapter/summary-for-policymakers/
24 http://nsidc.org/greenland-today/; http://nsidc.org/greenland-today/greenland-today-data-and-analysis-tools/
25 IPCC 2018, SROCC, SPM, A.1.1 – https://www.ipcc.ch/srocc/chapter/summary-for-policymakers/
26 Umgerechnet in die entsprechende Wassersäule (meters water equivalent) – https://wgms.ch/latest-glacier-mass-balance-data/
27 https://www.cambridge.org/core/journals/journal-of-glaciology/article/historically-unprecedented-global-glacier-decline-in-theearly-21st-century/2F1E3ACB111A03F9BA83D11439F5D681
28 https://science.sciencemag.org/content/345/6199/919
29 IPCC 2018, SROCC, Technical Summary, TS.2 – https://www.ipcc.ch/site/assets/uploads/sites/3/2019/11/04_SROCC_TS_FINAL.pdf
30 IPCC 2018, SROCC, SPM, A.3.1 und A.3.2 – https://www.ipcc.ch/srocc/chapter/summary-for-policymakers/; https://climate.nasa.gov/vital-signs/sea-level/
31 IPCC 2018, SROCC, SPM, A.3.4 und Kapitel 4.2.2.3 – https://www.ipcc.ch/srocc/, http://sealevel.colorado.edu/faq
32 IPCC 2013, AR5, WG 1, SPM, B.5 – https://www.de-ipcc.de/media/content/AR5-WGI_SPM.pdf
33 IPCC 2018, SROCC, SPM, A.2.5 – https://www.ipcc.ch/srocc/chapter/summary-for-policymakers/
34 IPCC 2013, AR5, WG 1, Kapitel 3, Box 3.2 – https://www.ipcc.ch/site/assets/uploads/2018/02/WG1AR5_Chapter03_FINAL.pdf
35 IPCC 2018, SROCC, SPM, A.6.4 und B.5.4 – https://www.ipcc.ch/srocc/chapter/summary-for-policymakers/
36 IPCC 2019, SRCCL, SPM, A2.2 – https://www.de-ipcc.de/media/content/SRCCL-SPM_de_barrierefrei.pdf
37 Blöschl et al. 2019: https://www.nature.com/articles/s41586-019-1495-6
38 Kossin et al. 2020 – https://www.pnas.org/content/117/22/11975,  https://www.gfdl.noaa.gov/global-warming-and-hurricanes/; IPCC 2019, SROCC, Kap. 6 – https://www.ipcc.ch/site/assets/uploads/sites/3/2019/11/10_SROCC_Ch06_FINAL.pdf
39 IPCC 2019, SRCCL, SPM, A2.8 – https://www.de-ipcc.de/media/content/SRCCL-SPM_de_barrierefrei.pdf
40 Kaspar/Friedrich (DWD) 2020: https://www.dwd.de/DE/leistungen/besondereereignisse/temperatur/20200102_bericht_jahr2019.pdf  

41 Kaspar et al. (DWD) 2020: https://www.dwd.de/DE/leistungen/besondereereignisse/temperatur/20200128_vergleich_de_global.pdf
42 www.dwd.de/zeitreihen
43 https://www.hamburg.de/pressearchiv-fhh/13757034/2020-03-25-bue-winter/
44 Brasseur/Jacobs/Schuck-Zöller (Hrsg.): Klimawandel in Deutschland. Springer-Wissenschaft 2017, S. 138 – https://www.springer.com/de/book/9783662503966; Auswertung des Institut für Wetter– und Klimakommunikation 2012; https://isabel.dwd.de/DE/leistungen/nationalerklimareport/download_report_auflage-4.pdf
45 Berg et al. 2013: https://www.nature.com/articles/ngeo1731; Becker 2019: https://www.springerprofessional.de/extremererniederschlag-im-klimawandel-was-wissen-wir/17465638
46 Giorgi et al., 2011: https://doi.org/10.1175/2011JCLI3979.1
47 Giorgi et al. 2019: https://doi.org/10.5194/esd-10-73-2019
48 UBA 2019: https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/1410/publikationen/das_monitoringbericht_2019_barrierefrei.pdf#page=28
49 Hari et al. 2020: https://www.nature.com/articles/s41598-020-68872-9
50 https://www.ufz.de/index.php?de=47252
51 https://www.deutschlandfunk.de/binnenschifffahrt-im-klimawandel-wenn-die-elbe-nur-noch.724.de.html?dram:article_id=458866, https://www.zeit.de/wirtschaft/2018-11/flusspegel-pegelstaende-niedrigwasser-rhein-lieferengpaesse-benzin-diesel-duerre, https://www.helmholtz-klima.de/sites/default/files/medien/dokumente/duerre_factsheet_de.pdf
52 https://rp-online.de/politik/deutschland/hitzesommer-2018-senkte-leistung-von-atom-und-kohlekraftwerken_aid-39678285
53 https://www.bafg.de/DE/05_Wissen/04_Pub/04_Buecher/niedrigwasser_2018_dokument.pdf?__blob=publicationFile
54 https://www.ufz.de/index.php?de=42489
55 IPCC 2014, AR5, WG 2, Kapitel 4.3.2.5.1 – https://www.ipcc.ch/site/assets/uploads/2018/02/WGIIAR5-Chap4_FINAL.pdf; IPCC 2019, SRCCL, Kapitel 2.2.4 – https://www.ipcc.ch/site/assets/uploads/sites/4/2020/08/05_Chapter-2-V3.pdf
56 Brasseur/Jacobs/Schuck-Zöller (Hrsg.): Klimawandel in Deutschland. Springer-Wissenschaft 2017, S. 153f. – https://www.springer.com/de/book/9783662503966
57 https://www.dwd.de/DE/leistungen/nationalerklimareport/download_report_auflage-4.pdf?__blob=publicationFile&v=11#page=35; Kaspar et al. 2014: https://doi.org/10.5194/asr-11-93-2014
58 https://bfn.buchweltshop.de/nabiv-heft-98-auswirkungen-des-rezenten-klimawandels-auf-die-fauna-in-deutschland.html
59 Brasseur/Jacobs/Schuck-Zöller (Hrsg.): Klimawandel in Deutschland. Springer-Wissenschaft 2017, S. 154 – https://www.springer.com/de/book/9783662503966
60 https://www.bmel.de/DE/themen/landwirtschaft/klimaschutz/extremwetterlagen-zustaendigkeiten.html
61 https://www.thuenen.de/de/thema/waelder/forstliches-umweltmonitoring-mehr-als-nur-daten/waldschaeden-durch-trockenheitund-hitze/
62 www.deutscher-klimaatlas.de
63 UBA 2019: https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/1410/publikationen/das_monitoringbericht_2019_barrierefrei.pdf#page=58
64 Hinrichs et al. 2019: https://www.frontiersin.org/articles/10.3389/feart.2019.00158/full; Antworten der Bundesregierung vom 8. Juni bzw. 2. Juli 2020 auf eine Schriftliche Frage der Bundestagsabgeordneten Steffi Lemke – https://www.steffi-lemke.de/uploads/2020/07/Schriftliche_Frage_Temperaturanstieg.pdf
65 https://www.dwd.de/DE/leistungen/nationalerklimareport/download_report_auflage-4.pdf?__blob=publicationFile&v=11#page=32
66 https://www.deutsches-klima-konsortium.de/fileadmin/user_upload/pdfs/Publikationen_DKK/dkk-kdm-meeresspiegelbroschuereweb.pdf, S. 22

67 IPCC 2013, AR5, WG1, SPM E.1 – https://www.de-ipcc.de/media/content/AR5-WGI_SPM.pdf
68 IPCC 2018, SR1.5, SPM, A.1 – https://www.ipcc.ch/site/assets/uploads/2019/03/SR1.5-SPM_de_barrierefrei-2.pdf
69 https://climateactiontracker.org/
70 Tollefson 2020: https://www.nature.com/articles/d41586-020-01497-0; https://www.newscientist.com/article/2245330-co2-levelshit-record-high-despite-emissions-dip-from-coronavirus/
71 https://www.deutsches-klima-konsortium.de/de/klimafaq-6-2.html
72 IPCC 2018, SR1.5, SPM, A.2 – https://www.de-ipcc.de/media/content/SR1.5-SPM_de_barrierefrei.pdf
73 IPCC 2018, SR1.5, SPM, C.1f. – https://www.ipcc.ch/site/assets/uploads/2019/03/SR1.5-SPM_de_barrierefrei-2.pdf
74 https://phys.org/news/2019-06-eu-countries-phase-coal.html
75 Lenton et al. 2019: https://www.nature.com/articles/d41586-019-03595-0
76 IPCC 2018, SR1.5, Kapitel 3.5.2.5 – https://www.ipcc.ch/site/assets/uploads/sites/2/2019/06/SR15_Chapter3_Low_Res.pdf
77 https://www.pik-potsdam.de/services/infothek/kippelemente/kippelemente?hset_language=de
78 Schleussner et al. 2016: https://esd.copernicus.org/articles/7/327/2016/esd-7-327-2016.pdf
79 Screen 2018: https://www.nature.com/articles/s41558-018-0137-6
80 Rasmussen et al. 2018: https://iopscience.iop.org/article/10.1088/1748-9326/aaac87; vgl. generell zum Thema auch IPCC 2018, SR1.5 – https://www.ipcc.ch/sr15/
81 IPCC 2018, SR1.5, Vorwort – https://www.ipcc.ch/sr15/about/foreword/

Studie sieht 2050 den Lebenraum von einer Milliarde Menschen bedroht

Die Auswirkungen des Klimawandels machen nach Ansicht von Forschern einige Landstriche der Erde unbewohnbarer. Betroffen sind meist Krisenstaaten. Lesezeit: 1 Min.

(Bild: guentermanaus/Shutterstock.com)

08:36 Uhr Von dpa

Im Jahr 2050 könnte einer Studie zufolge der Lebensraum von mehr als einer Milliarde Menschen auf der Welt bedroht sein. Klimawandel, Konflikte und Unruhen könnten etliche dieser Menschen dazu drängen, ihre Heimatländer zu verlassen, wie eine Untersuchung des Institute for Economics and Peace prognostiziert, die am Mittwoch in London vorgestellt wurde. Besonders bedrohte Hotspots sind demnach die afrikanische Sahelzone, weiter südlich liegende afrikanische Staaten wie Angola oder Madagaskar sowie der Nahe Osten von Syrien bis Pakistan. Als größte Bedrohungen sehen die Autoren Stürme und Überflutungen, aber auch Wasserknappheit und eine unsichere Versorgung mit Lebensmitteln. Bei ihren Berechnungen gehen die Wissenschaftler davon aus, dass Naturkatastrophen mindestens mit gleicher Regelmäßigkeit auftreten wie in den vergangenen Jahrzehnten.

Insgesamt machen die Forscher des Institute for Economics and Peace anhand etlicher Faktoren 31 Staaten aus, die sie als nicht widerstandsfähig genug einstufen, um die ökologischen und politischen Veränderungen der kommenden Jahrzehnte zu schultern. Das werde diese Länder vielleicht nicht vollständig unbewohnbar machen, aber doch etliche Bürger zum Umsiedeln zwingen. Die Bevölkerung dieser Länder mache mehr als eine Milliarde der Weltbevölkerung aus.

Die Autoren sehen einen Zusammenhang zwischen politischen Konflikten und ökologischen Bedrohungen durch den Klimawandel: Je weniger Frieden in einer Region herrsche, desto eher drohe der Kollaps. “Es ist eine Art Teufelskreis. Durch Konflikte werden die natürlichen Ressourcen von Ländern zerstört – und die Knappheit wiederum führt dann zu weiteren Konflikten”, wie Killelea erklärt. So sei es etwa im Jemen der Fall.

Infolge dieser Entwicklung warnen die Experten vor massenhaften Migrationsbewegungen, von denen vor allem die als relativ krisensicher eingestuften europäischen Länder betroffen sein würden. “Wir haben seit dem Jahr 2015 gesehen, wie selbst eine relativ kleine Zahl an Migranten massive politische Unruhen und Entwicklungen auslösen können, sagte Autor Steve Killelea der dpa. Damals kam mehr als eine Million Flüchtlinge nach Europa, viele aus Syrien oder dem Irak.

Die zukünftigen ökologischen und politischen Bedrohungen dürften den Prognosen zufolge eine deutlich größere Anzahl an Menschen dazu bewegen, ihre Heimatländer zu verlassen und Zuflucht in sichereren Regionen zu suchen. So könnten sich etwa aus Pakistan, Iran oder Äthiopien Hunderte Millionen Menschen auf den Weg machen.

Europa müsse sich der Auswirkungen und der damit verbundenen Verantwortung bewusst werden, forderte Killelea. Regierungen müssten sich damit auseinandersetzen, wie sich die Widerstandsfähigkeit von Krisenstaaten stärken lasse. Insbesondere beim Thema Wasserknappheit gelte es, Unternehmen und Regierungen zu unterstützen. Bereits 2040 könnten mehr als fünf Milliarden Menschen von hoher oder extrem hoher Wasserknappheit betroffen sein, etwa in Indien oder China.

(olb)


von Heise.de

Nur noch fairer Handel? Was dann? | Gedankenexperiment

Der tagesschau Zukunfts-Podcast – mal angenommen

Nur noch fairer Handel? Was dann? | Gedankenexperiment

Mal angenommen, es würden nur noch fair gehandelte Produkte verkauft: Schokolade, Kleidung, Smartphones. Würde dann alles teurer? Was hieße das für die Unternehmen? Ein Gedankenexperiment.


Das Saarland strebt 100% faire Produkte an ….

Link zum Audio-Podcast

Weitere Audios aus der Serie “mal angenommen” auch zum Fairen Handel …
Hintergrund zu der Reihe von tagesschau.de

Kritik an Plug-in-Hybriden: Klimakiller mit Staatsförderung

(taz , 02.09.20)

Im Realbetrieb stoßen Plug-in-Hybride bis zu 7-mal so viel CO2 aus wie offiziell angegeben. Darum fordert die DUH, sie nicht mehr zu fördern.

Der Name täuscht: Tatsächlich zum Laden eingesteckt werden Plug-in-Hybride nur selten Foto: Jorge Silva / Reuters

Der Bundesregierung gelten sie offiziell als Klimaschützer: Sogenannte Plug-in-Hybride, also Fahrzeuge, die sowohl einen Benzin- als auch einen Elektromotor haben und deren Batterie an der Steckdose aufgeladen werden kann. Die Anschaffung wird vom Staat mit bis zu 4.500 Euro unterstützt, als Dienstwagen werden sie geringer besteuert, und weil Plug-in-Hybride ebenso wie reine Elektroautos mit dem Buchstaben „E“ am Ende des Nummernschilds gekennzeichnet werden, dürfen sie in manchen Kommunen kostenlos parken und vereinzelt sogar Busspuren benutzen.

Begründet wird diese Förderung mit der angeblichen Klimafreundlichkeit der Fahrzeuge. Und tatsächlich ist der CO2-Ausstoß pro Kilometer auf dem Papier gering: Die Werte liegen zwischen 25 und 90 Gramm – und damit weit unterhalb von vergleichbaren reinen Benzinern und unter dem EU-Flottengrenzwert von 95 Gramm.

Doch das stimmt nur, wenn der Wagen tatsächlich zum Großteil mit dem Elektromotor angetrieben wird. Das sei aber in der Praxis nicht der Fall, meint Barbara Metz, stellvertretende Geschäftsführerin der Deutschen Umwelthilfe (DUH). Die Fahrzeuge verfügten oft nicht über Schnellladetechnik, sodass das Laden extrem lange dauere.

Zudem würden sie oft als Dienstwagen zugelassen, die die NutzerInnen mit einer Tankkarte betanken könnten. „Damit gibt es keinen Anreiz, sie zu Hause zu laden“, meint Metz. Von Händlern ist zu hören, dass bei gebrauchten Hybridfahrzeugen das Ladekabel oft gar nicht ausgepackt worden sei. Und selbst wenn die Fahrzeuge geladen werden, ist die Batterie so klein, dass sie schon nach kurzer Zeit wieder mit Benzin fahren müssen.

Und dann sieht die Klimabilanz völlig anders aus als auf dem Papier. Das zeigen Tests, die die DUH mit mehreren Modellen durchgeführt hat. So stieß eine Mercedes A-Klasse statt der offiziell angegebenen 28 Gramm CO2 pro Kilometer im realen Betrieb 128 bis 209 Gramm aus. Bei einem Volvo XC40 waren es statt 50 Gramm bis zu 362 Gramm, wenn die Batterie leer war. Beim Porsche Cayenne E-Hybrid wurden statt der angegebenen 89 Gramm bis zu 500 Gramm gemessen, wenn das Fahrzeug im „SportPlus“-Modus gefahren wurde.

Verkehrsexperte Axel Friedrich, der die Tests für die DUH durchgeführt hat, findet es „pervers“, dass die Fahrzeuge als umweltfreundlich beworben werden dürfen. Die DUH fordert darum, dass die Bundesregierung die Förderung von Plug-in-Hybriden beim Autogipfel in der nächsten Woche beendet. „Es muss Schluss sein mit milliardenteuren Scheinlösungen, die dem Klima nicht nützen, sondern sogar schaden“, sagte Barbara Metz.


Aus der taz : https://taz.de/Kritik-an-Plug-in-Hybriden/!5706790/

Ökonom Ottmar Edenhofer ausgezeichnet: Preis für CO2-Preis-Vorkämpfer

Klima-Ökonom Ottmar Edenhofer erhält den diesjährigen Umweltpreis der Bundesstiftung Umwelt DBU. Geehrt wird sein Kampf für die CO2-Bepreisung.

Chef des Potsdam-Institus für Klimafolgenforschung Ottmar Edenhofer Foto: Mauersberger/imago

BERLIN taz | Mit Preisen kennt sich Ottmar Edenhofer nun wirklich aus: Seit etwa 15 Jahren bearbeitet der Ökonom und Chef des Potsdam-Institus für Klimafolgenforschung (PIK) die Politik, seine Zunft und die Öffentlichkeit mit der Forderung, Kohlendioxid müsse überall einen ordentlichen Preis bekommen, um das Versagen des Marktes zu beenden.

Letztes Jahr erzielte der weltweit renommierte Wissenschaftler einen kleinen Erfolg: Im Klimapaket der Bundesregierung tauchte ein CO2-Preis für Verkehr und Gebäude auf (wenn auch in eher homöopathischen Dosen).

Nun bekommt Edenhofer einen richtig großen Preis: Die Deutsche Bundesstitfung Umwelt DBU verleiht ihm ihren Umweltpreis 2020, für „entscheidende Impulse im Diskurs über finanzielle Anreize als Instrument für mehr Klima- und Umweltschutz“. Edenhofer teilt sich Europas bestdotierte Öko-Auszeichung (500.000 Euro) mit dem Geschwisterpaar Trappmann, das seine Blechwarenfabrik in Limburg auf Umweltschutz trimmt.

„Es kostet nicht die Welt, den Planeten zu retten“

Ottmar Edenhofer ist neben Co-Leiter des PIK (zusammen mit Johan Rockström) auch Professor an der TU Berlin und Chef des Thinktanks Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change (MCC). Dazu schreibt er mit KollegInnen regelmäßig Studien und Papers. Edenhofer berät unter anderem die Bundesregierung und die Weltbank und legte 2014 als Hauptautor des UN-Klimarats IPCC dar, dass sich Klimaschutz auch ökonomisch rentiere. Sein Credo: „Es kostet nicht die Welt, den Planeten zu retten.“

Der 1961 in Niederbayern geborene Edenhofer wollte ursprünglich katholischer Priester werden. Als Mitglied des Jesuitenordens betreute er im Bosnien-Krieg Flüchtlinge. Geblieben ist dem inzwischen verheirateten zweifachen Vater die Verbindung zur Kirche: 2015 beriet er Papst Franziskus, als der seine einflussreiche Öko-Enzyklika „Laudato Si“ schrieb.

Den Kapitalismus will der Ökonom reformieren, nicht abschaffen. Er fordert staatliche Eingriffe wie Regeln und Steuern, andererseits plädiert er für nachhaltiges Wirtschaftswachstum, um vor allem in Entwicklungsländern die Armut zu bekämpfen.

„Der Preis ist eine große Ehre und kommt überraschend“, sagte Edenhofer der taz. „Ich hätte am Beginn meiner Arbeit nie gedacht, dass dieses Thema so prägend würde. Ich meinte: Das liegt doch auf der Hand, dass externe Kosten in die Preise einfließen müssen.“

Er habe unterschätzt, wie sensibel die Politik auf höhere Energiepreise für Arme oder Landbewohner reagiere, etwa wenn Benzinpreise duch CO2-Abgaben steigen, sagt Edenhofer.

Seine Vorschläge, die Einnahmen aus den CO2-Einnahmen des Klimapakets sozialverträglich auszugleichen und an die Menschen zurückzugeben, wurden von der Koalition allerdings ignoriert. Edenhofer hat in seinen Jahren der Politikberatung auch gelernt: In der Politik setzt sich nicht immer die beste Lösung durch.

Bis 2009 beriet er auch den damaligen SPD-Außenminister Frank Walter Steinmeier. Der überreicht ihm nun am 25. Oktober als Bundespräsident den Umweltpreis.


Aus der taz : https://taz.de/Oekonom-Ottmar-Edenhofer-ausgezeichnet/!5712072/

Warum die Klimakrise so deprimierend ist

Alle reden über Corona, doch die Klimakatastrophe ist eine weit größere Bedrohung. Schon die Veränderungen im eigenen Garten sind gravierend. Eine Analyse von Friedhelm Greis

veröffentlicht am 28. August 2020, 12:05 Uhr, bei golem.de

Wie würden die Schlagzeilen des Jahres 2020 aussehen, wenn es keine Coronapandemie gäbe? Erinnert sich noch jemand an die verheerenden Buschbrände in Australien? Die Rekordtemperaturen in Sibirien, verbunden mit Waldbränden? Derzeit brennen die Wälder wieder in Kalifornien in nie dagewesenem Umfang. Der dritte Dürresommer in Folge in vielen Regionen Deutschlands hat aber auch vielen Menschen hierzulande klar gemacht, dass nach dem Ende der Pandemie ein weit größeres Problem ungelöst wartet: die Klimakatastrophe. Ein Problem, das sich vielleicht gar nicht mehr lösen lässt. Inhalt:

  1. Wetter: Warum die Klimakrise so deprimierend ist
  2. Die Klimakrise ist zu Hause angekommen
  3. Der Klimawandel ist zu langfristig
  4. Jede Hiobsbotschaft wird zur Glaubensprobe
  5. Umweltzerstörung wird ausgeblendet
  6. Nur die junge Generation hat die Klimakrise verstanden

Anders als bei der Coronapandemie hat man das Gefühl, sowohl als Individuum als auch als Gesellschaft, der Klimakrise mehr oder weniger hilflos ausgeliefert zu sein. Woran liegt das?

Corona machte vieles möglich

Die Pandemie hat zumindest gezeigt, dass die Menschheit eine globale Gefahr erkennen und diese mehr oder weniger gemeinsam bekämpfen kann. Auch jeder einzelne konnte und kann dazu beitragen, das Infektionsrisiko für sich selbst zu reduzieren und damit auch die Verbreitung der Krankheit insgesamt einzudämmen. Weltweit werden Wissenschaft und Technik dafür eingesetzt, das Virus zu bekämpfen und die Folgen der Pandemie beherrschbar zu machen.

Wochenlang wird über eine praktisch nutzlose Kontaktverfolgungsapp mit einer Verve diskutiert, die in der Klimadebatte nur dann vorhanden ist, wenn Greta Thunberg über den Atlantik segeln will oder der WDR-Kinderchor die Oma als Umweltsau besingt. Stellenmarkt

Trotz aller Kritik herrscht in der Coronapandemie der Eindruck vor, dass die Gesellschaft der Bedrohung nicht ohnmächtig ausgeliefert ist. Die Politik erscheint handlungsfähig, wirft für unumstößlich gehaltene Prinzipien in kürzester Zeit über Bord. Warum ist das nicht bei einer Gefahr möglich, die mittel- und langfristig viel gravierender als ein Virus ist?

….

Nur die junge Generation hat die Klimakrise verstanden

Selbst in autokratischen Ländern wie Iran kommt es aber nun zu Protesten, wenn an der Benzinpreisschraube gedreht wird. In demokratischen Ländern, wie bereits in Frankreich, entstehen schnell Bewegungen wie die Gelbwesten. Stellenmarkt

Dennoch ist es beschämend zu beobachten, dass vor allem Kinder und Jugendliche eine radikalere Klimapolitik einfordern. Natürlich müssen sie befürchten, viel länger und stärker von den drohenden Klimaveränderungen betroffen zu sein. Doch die ältere Generationen versagt, wenn sie die schon bestehenden Möglichkeiten zum Klimaschutz wie den Bau neuer Stromtrassen, Windräder oder Pumpspeicherkraftwerke aus fadenscheinigen Gründen ablehnt oder blockiert.

Handeln ohne direkten Effekt

Natürlich ist kein demokratisch gewählter Politiker bereit, Millionen Arbeitsplätze zu riskieren, damit sich die Erde vielleicht im 22. Jahrhundert etwas schneller abkühlt. Wenn sich die Erwärmung jedoch beschleunigt und verschiedene Klima-Kipppunkte erreicht werden, könnte das Leben auch für die älteren Generationen in Deutschland ungemütlicher werden. Was bleibt zu tun, um nicht deprimiert die Hände in den Schoß zu legen und in “ökologische Trauer” zu verfallen, wie es inzwischen die Psychologen nennen?

“Obwohl die Handlungen eines einzelnen Individuums keinen Effekt auf das Klima haben, heißt das nicht, dass sie bedeutungslos sind”, schreibt Franzen. Er schlägt vor, die Welt auf die unvermeidlichen Veränderungen vorzubereiten und krisenfester zu machen, nicht nur im Großen, auch im Kleinen. “Das Absichern fairer Wahlen ist eine Klimaaktion. Die Bekämpfung extremen Reichtums ist eine Klimaaktion. Das Abschalten der Hassmaschinen in den sozialen Medien ist eine Klimaaktion”, schreibt Franzen.

Was tun?

Wie soll der einzelne Mensch in seinen vielen Rollen als Konsument, Berufstätiger, Bürger oder Elternteil konkret damit umgehen? Nach Ansicht Franzens sollte man deutlich mehr tun als Grün zu wählen, mit dem Fahrrad zur Arbeit zu fahren oder Flüge zu vermeiden, wenn man die Klimakatastrophe als Fakt akzeptiere.

Als privater Konsument ist es vermutlich noch am einfachsten, sich “klimafreundlicher” zu verhalten und aus dem Perfektionswahn des Konsums auszusteigen. Wenn man es wirklich will. Doch beruflich bleibt vielen Menschen noch gar keine andere Wahl, als klimaschädliche Produkte zu entwickeln, herzustellen, zu verkaufen. Oder weite Strecken mit dem Auto oder Flugzeug zurückzulegen. Selbst als Journalist stellt sich die Frage: Sind Inlands- oder Langstreckenflüge vertretbar, nur um über ein neues Elektroauto zu berichten? Und müsste nicht viel mehr über die Klimakatastrophe berichtet werden? Oder wäre das, wie dieser Artikel, nicht auf die Dauer zu deprimierend? Erneuerbare Energien und Klimaschutz: Hintergründe – Techniken und Planung – Ökonomie und Ökologie – Energiewende (Deutsch)

Das Ende im Garten

In seinem Roman Candide hat Voltaire den naiven Jüngling Candide im 18. Jahrhundert eine Weltreise machen lassen, um den theologischen Optimismus eines Leibniz oder Wolff zu persiflieren. Dabei geriet Candide von einer Katastrophe in die nächste, selbst das verheerende Erdbeben von Lissabon im Jahr 1755 und die Inquisition blieben ihm nicht erspart.

Heutzutage würde es Voltaire wohl reichen, eine junge Greta oder Luise von einem Klimadesaster zum nächsten zu schicken, von einer erfolglosen Klimakonferenz zur anderen, um sie von ihrem Glauben an “die beste aller Welten” zu heilen. Statt von der Inquisition gefoltert zu werden, müssten sie ständig Interviews geben. Sogar bei der weisen Regentin Angela müssten sie antichambrieren.

Voltaires Roman endet mit dem bekannten Zitat: “Allein es gilt, seinen Garten zu bestellen.” 250 Jahre später müsste es wohl heißen: “Allein es gilt, seinen Garten zu bewässern.”


Vollständiger Bericht bei golem.de : https://www.golem.de/news/wetter-warum-die-klimakrise-so-deprimierend-ist-2008-150470.html

Schadensrekorde bei Bäumen: Klimaziel lebt, Wald stirbt

(von taz.de))

Deutschland stieß 2019 deutlich weniger CO2 aus und nähert sich so dem Klimaziel. Aber Dürre und Käfer killen mehr Bäume als zuvor.

Die Wälder in Deutschland leiden unter der Trockenheit und Käfern

BERLIN taz | Die Bundesregierung verkündet Fortschritte beim Klimaschutz – gleichzeitig aber steigen auch wegen der Erderwärmung aktuell die Waldschäden weiter an und die Bauern klagen über eine schlechte Ernte.

Während das Bundeskabinett am Mittwoch den Klimaschutzbericht 2019 beschloss und stolz verkündete, die CO2-Emissionen seien seit 1990 um 35,7 Prozent gesunken, veröffentlichte das Landwirtschaftsministerium neue Schadensrekorde aus den deutschen Wäldern. Schon am Vortag hatte der Bauernverband gewarnt, wegen der anhaltenden Dürre sei die Ernte auch 2020 im dritten Jahr in Folge schlechter als im Schnitt der letzten fünf Jahre.

Der Klimaschutzbericht verkündet für 2019 805 Millionen Tonnen CO2-Emissionen, deutlich unter der Vorgabe aus dem Klimaschutzgesetz für 2020. Grund für den Erfolg sei vor allem der starke Rückgang in der Energiewirtschaft (etwa minus 17 Prozent), der durch höhere Preise im EU-Emissionshandel getrieben wird.

Wieder einmal steigen die CO2-Emissionen im Verkehr

Auch in den Bereichen Industrie, Abfallwirtschaft und Landwirtschaft sanken die klimaschädlichen Emissionen. Mehr Klimagase kommen dagegen aus der Heizung und Kühlung von Gebäuden und aus dem Verkehr.

Die Coronakrise hat auf die Zahlen keinen Einfluss, da es sich um Daten für 2019 handelt. Wegen der Rezession, die die wirtschaftliche Aktivität 2020 massiv reduziert hat, rückt das ursprüngliche Klimaziel von minus 40 Prozent für 2020 aber in greifbare Nähe, heißt es in dem Bericht.

Dem deutschen Wald nutzt das alles allerdings wenig. Laut neuesten Zahlen aus den Bundesländern sind nun durch die extreme Dürre, Stürme und Schädlingsbefall insgesamt 178 Millionen Kubikmeter Schadholz angefallen statt bisher 160 Millionen. Aufgeforstet werden müsse nun eine Fläche von 285.000 Hektar (größer als das Saarland), bei der letzten Inventur waren es noch 245.000 Hektar.

„Dürre und Schädlinge haben die Widerstandskraft der Bäume so geschwächt, dass insbesondere die Fichten in den Tieflagen bestandsweise und sogar flächig absterben“, erklärte das Landwirtschaftsministerium.

Ähnlich düster ….


(vollständiger Artikel bei taz.de)

Klimaaktivistin trifft Merkel: Thunberg kommt ins Kanzleramt — Zwei Frauen, die sich ähneln

(taz 19.08)

Kanzlerin Angela Merkel empfängt Klimaaktivist*innen zum Austausch über die EU-Klimapolitik. Umweltverbände hoffen, dass das auch Konsequenzen hat.

Statt nur vor dem Kanzleramt zu demonstrieren, wollen Neubauer und Thunberg nun drinnen diskutieren Foto: Michael Kappeler/dpa

BERLIN dpa/taz | Bundeskanzlerin Angela Merkel trifft am kommenden Donnerstag eine Gruppe von Klimaaktivistinnen um Greta Thunberg und Luisa Neubauer zu einem Meinungsaustausch im Kanzleramt. Die CDU-Politikerin wolle mit den Vertreterinnen von Klimabewegung Fridays for Future den nationalen und internationalen Klimaschutz erörtern, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert am Freitag in Berlin. Er fügte hinzu, die Kanzlerin unterstütze junge Menschen, die auf die Straße gingen, um für mehr Klimaschutz zu demonstrieren.

Die Kanzlerin will die deutsche EU-Ratspräsidentschaft nutzen, um beim Klimaschutz voranzukommen. Thunberg und Neubauer haben der Bundesregierung wiederholt vorgeworfen, sich nicht ausreichend für das Klima einzusetzen. Sie fordern, dass Regierungen in aller Welt endlich anfangen müssten, die Klimakrise als eine Krise zu behandeln.

Neben Thunberg und Neubauer sollen nach dpa-Informationen auch die beiden Belgierinnen Anuna de Wever und Adélaïde Charliér bei Merkel dabei sein. Die vier Aktivistinnen hatten die EU vor knapp einem Monat gemeinsam zu Maßnahmen gegen die drohende Klimakatastrophe aufgerufen.

Thunberg bestätigte das Treffen am Nachmittag auf Twitter. Ihren Angaben zufolge sind dafür 90 Minuten angesetzt. Diskutiert werden soll unter anderem ein offener Brief. In diesem forderten die Aktivist*innen unter anderem den sofortigen Stopp von Investitionen in und Subventionen für fossile Brennstoffe sowie die Festlegung verbindlicher CO2-Budgets. Das Schreiben haben bislang mehr als 120.000 Menschen unterzeichnet, darunter Friedensnobelpreisträgerin Malala Yousafzai und zahlreiche Prominente wie Hollywood-Star Leonardo DiCaprio.

Umweltorganisationen halten das Gespräch für ein wichtiges Signal. Dem müssten jedoch auch Taten folgen, forderte Lutz Weischer von Germanwatch: „Die Bundeskanzlerin muss die EU noch in diesem Jahr zu einem verbesserten Klimaziel für 2030 von mindestens minus 55 Prozent führen und alles dafür tun, dass auch eine darüber hinausgehende Zielgröße möglich wird.“

Schwere Vorwürfe beim UN-Klimagipfel

Ähnlich sieht das BUND-Geschäftsführerin Antje von Broock: „Es ist ein gutes Signal, dass sich Frau Merkel mit den Forderungen der jungen Klimaaktivistinnen auseinandersetzt. Ob es sich um mehr als nur einen symbolischen Akt handelt, zeigt sich, wenn die Bundeskanzlerin ihr politisches Gewicht für ein höheres EU-Klimaziel in die Waagschale werfen wird.“

Erstmals waren Merkel und Thunberg im September am Rande eines UN-Klimagipfels aufeinander getroffen, allerdings nur zu „Smalltalk und Selfies“, wie die Schwedin später berichtete. Bei dem Gipfel New York erhob sie in einer aufsehenerregenden Rede („How dare you?“) schwere Vorwürfe gegen die anwesenden Staats- und Regierunschefs.

Das jetzt geplante Treffen mit Merkel fällt für Thunberg mit dem zweiten Jahrestag des Beginns ihres Klimaprotests zusammen. Am 20. August 2018 hatte sich die damals 15-jährige Schwedin vor den Reichstag in Stockholm gesetzt, um ihre Regierung zu einem stärkeren Handeln gegen die Klimakrise aufzufordern. Daraus ist die internationale Klimabewegung Fridays for Future entstanden, die vor allem in Deutschland sehr viele Anhänger gefunden hat.


vollständigen Artikel bei taz.de


(taz 20.08)

Greta Thunberg bei der Kanzlerin: Zwei Frauen, die sich ähneln

Sowohl Kanzlerin Merkel als auch Aktivistin Thunberg wollen den Klimakollaps verhindern. Wie das konkret klappen kann, können aber beide nicht sagen.

Treffen mit Abstand: Greta Thunberg und ihre Mitstreiterinnen mit Bundeskanzlerin Merkel Foto: Steffen Kugler/DEG/reuters

Es mag zunächst erstaunen, dass Greta Thunberg einen Termin im Kanzleramt bekommt. Aber so groß sind die Unterschiede zwischen ihr und Merkel gar nicht, denn beide teilen das gleiche Ziel: Auch die Kanzlerin will vermeiden, dass sich die Erde unerträglich erhitzt. Die Bundesrepublik ist dem Pariser Klimaabkommen 2016 beigetreten – da gab es Fridays for Future noch gar nicht.

Thunberg beklagt zu Recht, die derzeitige Umweltpolitik reiche niemals dafür aus, dass Deutschland seine Klimaziele einhielte. Nur: Eine konkrete Alternative hat auch sie nicht zu bieten. Thunberg fordert zwar eine klimaneutrale Wirtschaft, aber es bleibt nebulös, wie man sich diese Welt vorzustellen hat. Verbot aller Flugzeuge? Aller privaten Autos? Aller Handys? Aller Neubauten? Muss jeder Vegetarier werden?

Dazu steht nichts in dem offenen Brief, den Thunberg und drei weitere Aktivistinnen an alle EU-Regierungen geschickt haben. Diese Sprachlosigkeit verweist auf eine weitere Gemeinsamkeit mit der Kanzlerin: Auch Merkel ist ratlos, wie ein Umstieg in eine klimaneutrale Wirtschaft gelingen könnte.

Der Unterschied zwischen Merkel und Thunberg ist vor allem polit­ästhetischer Natur: Merkel gesteht ihre Ratlosigkeit indirekt ein, indem sie weitermacht wie bisher. Es wird Klimapolitik betrieben, aber nur als grüne Fassade. Der Kern der Wirtschaft bleibt fossil – weil der Ökostrom niemals dazu reichen würde, einen krisenfreien Aufschwung zu garantieren.

Wie sieht ein „neues System“ aus?

Thunberg hingegen maskiert ihre Ratlosigkeit durch Radikalität. Sie fordert ein „neues System“, doch dieses wird nirgendwo konkret beschrieben. Also passiert politisch nichts. Ungewollt stabilisiert auch Thunberg die bisherige Wirtschaftsordnung.

Dies ist keine Kritik an Fridays for ­Future. Es wäre eine Überforderung, ausgerechnet von SchülerInnen zu verlangen, schlauer als der Rest der Gesellschaft zu sein. Aber das Treffen im Kanzleramt zeigt einmal mehr, dass es kein „Politikversagen“ ist, dass der Klimaschutz nicht vorankommt. Es fehlt ein tragfähiges Konzept.


taz.de

Parlamentarisches Neuland? Ein Bürgerrat für die Energiewende

(24.06.2020 , neulandquartier.de)

Neun von zehn Bürgerinnen und Bürgern in Deutschland befürworten eine stärkere Nutzung der Erneuerbaren Energien (EE). Das ergab Ende 2019 eine repräsentative Umfrage der Agentur für Erneuerbare Energien (AEE). Umso erstaunlicher, dass der Widerstand gegen geplante Bau- und Infrastrukturvorhaben im Bereich der EE oftmals immer noch die mediale Berichterstattung dominiert: ob eine Bürgerinitiative gegen ein geplantes Erdkabel oder eine Interessengemeinschaft gegen neue Windräder – die Fronten im Vorhaben sind oft schon vor dem Planungsbeginn massiv verhärtet und die Zusammentreffen von Projektträgern und Bürgerinnen und Bürgern gestalten sich spannungsgeladen. Unbemerkt scheint dabei zu bleiben, dass sich im Ziel ein Großteil doch eigentlich einig ist: Ein Netzaus- und -umbau ist notwendig, um vor dem Hintergrund von Klimaschutz und CO2 Reduktion, sowie dem damit verbundenen Transport von Energie aus erneuerbaren Ressourcen, die Energiewende voranzubringen. Um beispielsweise die Potenziale von Wasserstoff als Energieträger zu nutzen, ist ein  Aus- und Zubau der bestehenden Gasinfrastruktur notwendig, wie die Bundesregierung unlängst verkündete. Doch wenn sich im Grunde die meisten einig sind: Warum liegen Idee und Praxis dann oftmals weit auseinander? Und wie ist dem zu begegnen?

Bürgerbeteiligung weiterdenken

Ohne Bürgerbeteiligung, keine Demokratie. …

Bürgerräte als Motor der Energiewende

Die Energiewende findet maßgeblich im ländlichen Raum statt


Kompletten Artikel siehe hier



Umfrage : Agentur für erneuerbare Energieen :

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Waldschäden im Harz: Die Kraft toter Bäume

(taz , 14.08.20)

Im Nationalpark Harz sind die Folgen des Klimawandels besonders sichtbar. Die Natur einfach sich selbst zu überlassen kann eine Lösung sein.

BRAUNLAGE taz | Wer den Harz von früher kennt, ist bei diesem Anblick fassungslos. An der Bundesstraße 4 im Harz, kurz vor Braunlage, ragen Tausende graue und braune Silhouetten abgestorbener Fichten in den Himmel. Dasselbe Bild ein paar Kilometer weiter, am Rehberger Graben – er wurde im 18. Jahrhundert angelegt, um Wasser der Oder nach St. Andreasberg umzuleiten, wo es in Bergwerken Wasserräder zur Energieversorgung antrieb. Soweit das Auge reicht, dominieren auch hier Grau und Braun. Auf dem Hang gegenüber breiten sich riesige Freiflächen aus, in denen die Stürme und Hitze der vergangenen Jahre und mehrere Generationen von Borkenkäfern die Stämme ganz umgeworfen haben.

„Hier sieht man den Wald von morgen“, sagt Friedhart Knolle eher beiläufig. Was? Das soll der zukünftige Wald sein? „Ja, der Wald ist nämlich gar nicht so tot, wie er aussieht.“ Die toten Fichten seien nur eine Zwischenstation auf dem Weg zu einer neuen Wildnis. Wo Leben vergehe, da entstehe Platz für Neues. Knolle, Sprecher des Nationalparks Harz, stapft voran über abgebrochene Stämme und vermoderndes Holz – Totholz, das tatsächlich gar nicht tot ist: Schon nach ein paar Metern Fußweg ist unübersehbar, dass zwischen den stehenden und liegenden Stämmen bereits eine neue Generation Wald heranwächst.

Überall sprießen junge Ahorne, Ebereschen und Birken aus den morschen Stümpfen. Zwischen den stummen Zeugen des Klimawandels breitet sich ein Teppich aus blühenden Kräutern aus.

Intensives Gezwitscher von allen Seiten ist zu hören. „Die Vogeldichte steigt im wilden Wald“, sagt Knolle. Sperlingskauz und Schwarzspecht sind zurückgekehrt, die Spechte hämmern ihre Höhlen gern in die toten Stämme. Im Unterholz finden Luchse und Wildkatzen Unterschlupf. Die vermodernden Stämme sind zudem Lebensraum und Nahrungsquelle für viele Pilze und Insekten, Käfer und Wildbienen nutzen Totholz für ihre Brut.

In der Kernzone des Nationalparks, die etwa 60 Prozent der Fläche des insgesamt knapp 250 Quadratkilometer großen Schutzgebietes ausmacht, kann sich die Natur seit einigen Jahren frei entwickeln. Ehemalige Wirtschaftswälder dürfen wieder zu wildem Naturwald werden. „Wir greifen hier nur noch zur Sicherheit der Gäste und des Straßenverkehrs ein“, erklärt Knolle. An Straßen, an den Schienen der Harzer Schmalspurbahnen und an besonderen touristischen Zielen würden tote oder absterbende Bäume also umgerissen und an die Seite gezogen. Aber eben auch nur dort. Friedhart Knolle, Nationalpark

„Ja, der Wald hier ist nämlich gar nicht so tot, wie er aussieht“

Totholzreiche, naturnahe Wälder ermöglichen nicht nur neue Artenvielfalt, sie erfüllen auch eine wichtige Funktion für den Klimaschutz: Langsam verrottende Stämme und die mächtigen Humusböden speichern große Mengen des Treibhausgases Kohlendioxid. Gräser, Kräuter und nachwachsende Bäume nehmen frei werdende Nährstoffe auf und binden sie in neuer Biomasse.

Was vorerst bleibt, ist der hässliche Anblick. Knolle räumt ein, dass es deshalb auch Kritik gibt an der Waldpolitik der Nationalparkverwaltung. Und dass das Motto „Natur Natur sein lassen“ nicht bei allen gut ankommt. Allerdings hätten sich die Widerstände inzwischen „auf ein Minimum reduziert – vor allem seit klar ist, dass sich auch so Geld verdienen lässt“.

Im Tourismus nämlich. Wie viele Politiker haben auch Touristiker im Harz die Klima­krise lange Zeit ignoriert oder ihr Ausmaß kleinzureden versucht. Diese Strategie ist gescheitert, das wurde beim Harzer Tourismustag 2019 in Goslar deutlich. Für eine ausschließliche Prävention sei es bereits zu spät, hieß es dort. In den vergangenen beiden Jahren habe man die schmerzliche Erfahrung machen müssen, dass den Auswirkungen des Klimawandels nur bedingt etwas entgegengesetzt werden könne.

Weil das Problem nun aber erkannt ist, soll es künftig auch offensiv benannt werden, betont die Geschäftsführerin des Harzer Tourismusverbandes, Carola Schmidt. Sie stellte den rund 100 Teilnehmern der Veranstaltung die neue Kommunikationskampagne des Verbandes mit dem Titel „Der Wald ruft!“ vor.

Statt den Urlaubern den Zustand der Wälder zu verschweigen, sollen Harz-Reisende bereits vor dem Start im Internet, mit Flyern und in Broschüren darauf vorbereitet werden, welcher Anblick sie womöglich erwartet. Und wie der Nationalpark mit den klimawandelbedingten Schäden umgeht.

Auch vor Ort werden Waldsterben und Waldleben inzwischen thematisiert. Zuletzt entstanden eine Multimedia-Station im Nationalparkhaus Schierke und vier Themeninseln entlang der Brockenstraße – der beliebte Wanderweg führt auf den höchsten Berg im Harz.

An diesen Punkten können sich Wandersleute nun direkt zu den Waldbildern informieren, die ihnen auf ihrem Weg zum Gipfel begegnen. Anhand von Panoramafotos und passenden Sichtachsen lässt sich die stetig voranschreitende Entwicklung hin zur Wildnis an den jeweiligen Standorten gut vergleichen.

Unter dem Motto „Baustelle Natur – Hier baut die Natur die neue Wildnis“ erlauben die Themeninseln Einblicke in den rasanten Waldwandel. Und sie erläutern, warum tote Bäume im Nationalpark nicht das Ende des Waldes, sondern den Beginn der neuen Waldwildnis einläuten.


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